Ein mit ei­nem N47-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­te­ter BMW X1 sDri­ve18d lei­det nicht des­halb an ei­nem zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­den Man­gel, weil beim Be­trieb des Fahr­zeugs Ge­räu­sche auf­tre­ten, die – mög­li­cher­wei­se – im Zu­sam­men­hang mit der Steu­er­ket­te ste­hen.

LG Darm­stadt, Ur­teil vom 30.01.2015 – 27 O 100/13
(nach­fol­gend: OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 21.04.2017 – 24 U 26/15)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges über ei­nen Vor­führ­wa­gen.

Er kauf­te von der Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 18.10.2010 ei­nen am 12.11.2010 erst­zu­ge­las­se­nen BMW X1 sDri­ve18d. Auf den Kauf­preis in Hö­he von 28.084,19 € leis­te­te der Klä­ger ei­ne An­zah­lung in Hö­he von 6.500 €. Den rest­li­chen Kauf­preis fi­nan­zier­te er, in­dem er mit der B-Bank ei­nen Dar­le­hens­ver­trag schloss.

Der ge­kauf­te Pkw wur­de dem Klä­ger am 28.02.2011 mit ei­ner Lauf­leis­tung von 3.000 km über­ge­ben. Er ver­fügt über ei­nen N47-Die­sel­mo­tor.

Der Klä­ger be­auf­trag­te am 19.11.2012 ei­nen pri­va­ten Sach­ver­stän­di­gen da­mit, sein Fahr­zeug dar­auf­hin zu un­ter­su­chen, ob Mo­tor­ge­räu­sche wahr­nehm­bar sei­en und wor­auf dies ge­ge­be­nen­falls zu­rück­zu­füh­ren sei. Der Sach­ver­stän­di­ge stell­te Vi­bra­ti­ons­ge­räu­sche bei cir­ca 1.400 min−1 fest, die „ver­mut­lich auf de­fek­te Schwin­gungs­dämp­fe­r­ele­men­te“ zu­rück­zu­füh­ren sei­en. Bei dar­über hin­aus von dem Sach­ver­stän­di­gen wahr­ge­nom­me­nen me­tal­li­schen Ge­räu­schen han­de­le es sich „um Lauf­ge­räu­sche im Be­reich der Steu­er­ket­te“; für denk­bar hielt der Sach­ver­stän­di­ge „auch kurz­fris­ti­ge Be­rüh­run­gen von An­bau­tei­len bei ge­wis­sen Dreh­zahl­be­rei­chen“.

Bei der Be­klag­ten exis­tiert ei­ne die Mo­to­ren N47, N47S und N47T be­tref­fen­de PU­MA-An­wei­sung (PU­MA = „Pro­dukt- und Maß­nah­men-Ma­nage­ment Af­ter­sa­les“), in der es um schlei­fen­de Mo­tor­ge­räu­sche und ein Scha­ben der Steu­er­ket­te geht.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.02.2013 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die Be­klag­te teil­te dem Klä­ger dar­auf­hin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 21.02.20113 mit, dass sein Rück­tritt un­wirk­sam sei. Denn soll­ten die bei sei­nem – des Klä­gers – Fahr­zeug fest­ge­stell­ten Ge­räu­sche ei­ne Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs be­grün­den, lä­ge je­den­falls kein er­heb­li­cher Sach­man­gel vor.

Mit der Kla­ge ver­langt der Klä­ger – über die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges hin­aus – un­ter an­de­rem die Er­stat­tung der Kos­ten, die er für das Pri­vat­gut­ach­ten (404,60 €) und ei­nen Miet­wa­gen (107,10 €) auf­ge­wen­det hat. Au­ßer­dem ver­langt er die Rück­zah­lung ei­ner Be­reit­stel­lungs­pau­scha­le in Hö­he von 949 € so­wie den Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.827,84 €.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be be­reits kurz nach der Über­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs er­heb­li­che Män­gel fest­ge­stellt und ab­nor­me, aus dem Mo­tor­raum stam­men­de Vi­bra­ti­ons- bzw. Schleif­ge­räu­sche wahr­ge­nom­men. Dies ha­be er mehr­fach ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt, oh­ne dass die Be­klag­te Ab­hil­fe ge­schaf­fen ha­be.

Der Klä­ger meint, sei­nem Fahr­zeug haf­te ein Kon­struk­ti­ons- bzw. Fa­bri­ka­ti­ons­man­gel an und be­haup­tet, es be­ste­he die Ge­fahr, dass die Steu­er­ket­te rei­ße. Ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung er­for­de­re ei­nen Kos­ten­auf­wand von rund 6.000 €.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Nach §§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1 BGB kann der Käu­fer … vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn die ge­kauf­te Sa­che man­gel­haft ist, was hier aber nicht der Fall ist. Das beim Be­trieb des Fahr­zeugs des Klä­gers wahr­nehm­ba­re Ge­räusch stellt kei­nen Man­gel dar, der zum Rück­tritt be­rech­tigt.

Man­gel­haft ist ei­ne Sa­che nach § 434 I BGB, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat oder wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung nicht eig­net, sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung nicht eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen glei­cher Art nicht üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che nicht er­war­ten muss­te.

Ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ha­ben die Par­tei­en nicht ver­ein­bart.

Das Fahr­zeug eig­net sich auch für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung.

Als Ver­gleichs­maß­stab ist auf die üb­li­che Be­schaf­fen­heit Sa­chen glei­cher Art ab­zu­stel­len, ins­be­son­de­re glei­chen Qua­li­täts­stan­dards. Ab­zu­stel­len ist auf die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ei­nes Durch­schnitts­käu­fers, wo­bei bei den be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen auch der ver­ein­bar­te Kauf­preis von Be­deu­tung ist (OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 09.12.2010 – 4 U 161/10, ju­ris).

Ei­ne Be­ein­träch­ti­gung der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit durch Ge­räu­sche er­folgt nicht.

Das durch den Sach­ver­stän­di­gen in sei­nem Gut­ach­ten vom 16.04.2014 ne­ben den nor­ma­len Ver­bren­nungs­ge­räu­schen des Die­sel­mo­tors fest­ge­stell­te mas­si­ve schlei­fen­de Ge­räusch im un­te­ren Dreh­zahl­be­reich kann nicht als Be­ein­träch­ti­gung an­ge­se­hen wer­den. Die­ses ist bei der Nut­zung des Fahr­zeugs als sol­ches für ei­nen Durch­schnitts­käu­fer nicht wahr­nehm­bar. Durch den Sach­ver­stän­di­gen wur­de bei sei­ner Ein­ver­nah­me aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass man we­gen der Wahr­neh­mung des Ge­räu­sches schon ein ge­schul­tes Ohr brau­che. Erst beim Öff­nen der Mo­tor­hau­be kom­me die­ses deut­lich zum Vor­schein.

Die­se Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen über­zeugt, denn sie steht im Ein­klang mit der Be­ur­tei­lung des Pri­vat­gut­ach­ters des Klä­gers, für den erst nach Öff­nung der Mo­tor­hau­be und De­mon­ta­ge der obe­ren Mo­tor­ab­de­ckung „auch me­tal­li­sche Ge­räu­sche hör­bar“ wa­ren.

Be­stä­tigt wird dies auch durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen F, der nach ei­ge­ner Aus­sa­ge als Fah­rer des Fahr­zeugs wäh­rend der Fahrt zu sei­nem Lehr­gang im In­nen­raum Ge­räu­sche nicht ver­nom­men hat, son­dern erst von an­de­ren Lehr­gang­teil­neh­mern auf Ge­räu­sche an­ge­spro­chen wur­de. Wenn der Zeu­ge an­gibt, dass es sich hier­bei um die nun be­an­stan­de­ten Ge­räu­sche han­delt, ist dies vor dem Hin­ter­grund, dass es nicht ein­mal dem Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen En­de 2012 mög­lich war, die­ses Ge­räusch oh­ne De­mon­ta­ge der obe­ren Mo­tor­ab­de­ckung wahr­zu­neh­men, nicht glaub­haft. Das­sel­be gilt an­ge­sichts der Fest­stell­lung des Sach­ver­stän­di­gen, dass man schon ein ge­schul­tes Ohr brau­che, auch für die Be­kun­dun­gen des Zeu­gen zu den zu­letzt ge­hör­ten Ge­räu­schen, dem Schleif- und Kla­cker­ge­räusch hin­ter dem Die­sel­ge­räusch.

Die vom Klä­ger ge­rüg­ten Vi­bra­tio­nen wur­den von dem Sach­ver­stän­di­gen gar nicht fest­ge­stellt.

An­sons­ten· ist das Fahr­zeug fahr­be­reit, und im Be­trieb sind kei­ne Be­ein­träch­ti­gun­gen im Fahr­ver­hal­ten fest­zu­stel­len. Der Sach­ver­stän­di­ge hat bei sei­ner Ein­ver­nah­me auf Nach­fra­ge aus­drück­lich be­stä­tigt, dass der Mo­tor be­triebs­be­reit ist und De­fek­te nicht fest­stell­bar sind. Auch ei­ne Leis­tungs­be­ein­träch­ti­gung hat der Sach­ver­stän­di­ge nicht fest­ge­stellt.

Es wur­de auch nicht fest­ge­stellt, dass es bei wei­te­rem Be­trieb des Fahr­zeugs zwin­gend zu ei­nem Mo­tor­scha­den kommt. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen gibt es bei dem BMW ein me­cha­ni­sches Pro­blem mit dem Ket­ten­an­trieb, das im schlimms­ten Fall, beim Rei­ßen der Steu­er­ket­te, zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­ren kann, aber nicht muss. Hin­sicht­lich des Gra­des der Wahr­schein­lich­keit moch­te sich der Sach­ver­stän­di­ge nicht fest­le­gen. Ob es zu ei­nem Ab­riss der Steu­er­ket­te kommt, konn­te der Sach­ver­stän­di­ge eben­falls nicht mit Ge­wiss­heit sa­gen.

Die Kam­mer geht auch nicht da­von aus, dass we­gen der Ver­än­de­run­gen, die die Be­klag­te an dem Mo­dell vor­ge­nom­men hat, zwin­gend dar­auf zu schlie­ßen ist, dass dies auf ei­nem Man­gel be­ruht. Wenn der Sach­ver­stän­di­ge bei sei­ner An­hö­rung hier­zu die Fra­ge auf­warf, wel­chen Grund es denn sonst hat, dass ei­ne Ver­än­de­rung er­folgt, ver­mag die Kam­mer hier­aus nicht zwin­gend auf ei­nen Man­gel zu schlie­ßen. Es ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass ei­ne Ver­än­de­rung al­lein aus ei­nem Op­ti­mie­rungs­ge­dan­ken her­aus er­folgt. Im­mer­hin han­delt es sich um ein Fahr­zeug der ers­ten Bau­rei­he die­ses Typs.

Die Kam­mer ver­mag in dem Un­ter­las­sen der Be­klag­ten, Un­ter­la­gen an den Sach­ver­stän­di­gen her­aus­zu­ge­ben, kein Zu­ge­ständ­nis ei­nes Man­gels zu er­ken­nen.

Nach den Grun­dät­zen der Be­weis­ver­ei­te­lung, die aus dem Rechts­ge­dan­ken der §§ 444, 427 ZPO ab­ge­lei­tet wer­den, kann ei­ne Be­weis­ver­ei­te­lung für den Geg­ner des Be­weis­füh­rers nach­tei­lig bei der Be­weis­wür­di­gung be­rück­sich­tigt wer­den. Es kann dann das best­mög­li­che Er­geb­nis des ver­ei­tel­ten Be­weis­mit­tels in die Ge­samt­wür­di­gung ein­ge­stellt wer­den. Ei­ne Um­kehr der Be­weis­last fin­det je­doch nicht statt. Vor­aus­set­zung ist ein miss­bil­li­gens­wer­tes Ver­hal­ten, durch wel­ches die Be­weis­wür­di­gung un­mög­lich ge­macht oder er­schwert wird. Dies liegt nicht vor, wenn für das Ver­hal­ten der Par­tei ver­ständ­li­che Grün­de vor­lie­gen (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 30. Aufl. [2014], § 286 Rn. 14a).

Dem Sach­ver­stän­di­gen stan­den für sei­ne Un­ter­su­chung so­wohl der Mo­tor des Kauf­ob­jekts selbst zur Ver­fü­gung als auch ver­schie­de­ne Ab­bil­dun­gen des zu un­ter­su­chen­den Mo­tors. Auch die Mo­di­fi­ka­tio­nen des Ket­ten­an­triebs sind dem Sach­ver­stän­di­gen be­kannt. Die­ser wies bei sei­ner An­hö­rung auf die er­folg­te Mo­di­fi­zie­rung des Füh­rungs­sat­zes der Ket­te und die Ver­än­de­rung der Ket­te selbst so­wie den Aus­tausch der Lauf­schien hin. Vor die­sem Hin­ter­grund ist nicht zu er­ken­nen, dass hier dem Klä­ger durch das Ver­hal­ten der Be­klag­ten die Be­weis­füh­rung er­schwert oder gar ver­ei­telt wor­den wä­re.

Auch die PU­MA-An­wei­sung der Be­klag­ten be­legt ei­nen Man­gel nicht. Dort wird nicht von ei­nem Man­gel aus­ge­gan­gen, viel­mehr kom­mu­ni­ziert, dass es sich bei der Akus­tik um den da­ma­li­gen Se­ri­en­stand han­delt. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg. Das OLG Frank­furt a. M. hat sie mit Ur­teil vom 21.04.2017 – 24 U 26/15 – zu­rück­ge­wie­sen und aus­ge­führt:

„Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen wird zu­nächst auf den Hin­weis­be­schluss des Se­nats vom 17.05.2016 hin­ge­wie­sen. Das Be­ru­fungs­ge­richt macht sich im Üb­ri­gen die zu­tref­fen­den Er­wä­gun­gen des Land­ge­richts … zu ei­gen und ver­weist auf die­se. Die hier­ge­gen vor­ge­brach­ten Ein­wän­de des Klä­gers grei­fen … nicht durch.

Der vom Land­ge­richt be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge hat er­klärt, es sei ‚noch nicht er­forscht, ob Ge­räu­sche und Ket­ten­riss in Ur­sa­chen­zu­sam­men­hang ste­hen‘. Sei­ne Be­wer­tung, es han­de­le sich um ei­nen ‚kon­struk­ti­ven bzw. Fa­bri­ka­ti­ons­man­gel‘, mag in tech­ni­scher Hin­sicht in­so­fern zu­tref­fend sein, als in­fol­ge der Kon­struk­ti­ons­wei­se des Mo­tors die be­an­stan­de­ten Ge­räu­sche bei dem Klä­ger­fahr­zeug auf­tre­ten. Das be­deu­tet je­doch nicht, dass es sich da­bei um ei­nen Man­gel im Rechts­sin­ne han­delt und die­ser dar­über hin­aus der­art gra­vie­rend ist, dass er zu ei­ner Wan­de­lung des Kauf­ver­trags be­rech­ti­gen wür­de.

Zu un­ter­schei­den ist zwi­schen dem Ge­räusch und dar­aus – mög­li­cher­wei­se – ent­ste­hen­den Fol­ge­schä­den.

Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­kennt nicht, dass ein Ge­räusch ver­nehm­bar ist, das als stö­rend emp­fun­den wer­den kann. Glei­ches gilt für die aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen In­for­ma­ti­ons­quel­len zu ge­win­nen­de Er­kennt­nis, dass der beim Klä­ger ver­bau­te Mo­tor ei­ne nicht nur beim klä­ge­ri­schen Fahr­zeug auf­tre­ten­de An­fäl­lig­keit für der­ar­ti­ge Ge­räu­sche auf­weist. Die­se sind in­des als blo­ße nicht er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit hin­zu­neh­men und recht­fer­ti­gen des­halb nicht ei­ne Rück­ab­wick­lung des ge­sam­ten Kauf­ver­trags. Die Ge­räu­sche sind laut Sach­ver­stän­di­gem zwar nicht nur ge­ring­fü­gig, tre­ten je­doch nur ‚im un­te­ren Dreh­zahl­be­reich‘ auf.

So­weit der Klä­ger hier­zu meint, die Mo­tor­kon­struk­ti­on … ent­spre­che nicht dem Stand der Tech­nik, trifft dies des­halb nicht zu, weil bei dem hier­bei an­zu­set­zen­den Maß­stab fest­zu­stel­len ist, dass kei­nes­wegs al­le oder auch nur die Mehr­zahl der iden­tisch kon­stru­ier­ten Fahr­zeu­ge des­sel­ben Typs die­se Ge­räu­scher­schei­nung auf­wei­sen. Das zeigt, dass die ver­wen­de­te Kon­struk­ti­on al­len­falls ge­räusch­an­fäl­lig ist, kei­nes­wegs je­doch der­ar­ti­ge Ge­räu­sche stets be­dingt. So­mit be­ruht die Ge­räusch­ent­wick­lung auf in­di­vi­du­el­len Fak­to­ren wie dem kon­kret ver­bau­ten Ag­gre­gat, der Fahr­wei­se des Hal­ters und des­sen War­tungs­ver­hal­ten.

Wie das Be­ru­fungs­ge­richt be­reits in der münd­li­chen Ver­hand­lung dar­ge­legt hat, kur­sie­ren im In­ter­net viel­fäl­ti­ge Ver­mu­tun­gen für die Ur­sa­chen der­ar­ti­ger Ge­räu­sche. Ge­nannt wer­den ei­ne Län­gung der obe­ren Ket­te durch häu­fi­gen Kurz­stre­cken­be­trieb, ver­min­der­ter Öl­druck im der­art kal­ten Mo­tor­zu­stand, vom Hal­ter ver­län­ger­te War­tungs- und da­mit Öl­wech­sel­in­ter­val­le so­wie sub­op­ti­ma­le/va­ria­ble Öl­qua­li­tä­ten. Dies deckt sich mit den Aus­sa­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen, wo­nach das Ge­räusch ‚an der War­tung, am Öl, aber auch am Ket­ten­span­ner lie­gen‘ kann. Im wei­te­ren Ver­lauf sei­ner Ver­neh­mung hat der Sach­ver­stän­di­ge in­des er­klärt: ‚Der Ket­ten­span­ner spielt schon ei­ne wich­ti­ge Rol­le, hat al­ler­dings mit dem Pro­blem, das wir bei die­sem Au­to ha­ben, nichts zu tun.‘

Auch der vor­ma­li­ge Pri­vat­gut­ach­ter des Klä­gers hat die Ge­räu­sche nur ‚wahr­schein­lich auf Dämp­fungs­ele­men­te und den Be­reich des Steu­er­ket­ten­an­triebs zu­rück­füh­ren‘ kön­nen.

Schließ­lich führt auch die „BMW GROUP Ser­vice In­for­ma­ti­on“ vom 15.0.2015 zum hier ein­schlä­gi­gen Mo­tor­typ N47 aus: ‚Ex­cee­ding the main­ten­an­ce in­ter­vals and the pre­sence of de­via­ti­ons in oil qua­li­ty lead to an in­crea­sed ex­ten­si­on of the ti­ming chain.‘ Das heißt: ‚Ei­ne Über­schrei­tung der War­tungs­in­ter­val­le und Ab­wei­chun­gen der Öl­qua­li­tät füh­ren zu ei­ner ver­stärk­ten Län­gung der Steu­er­ket­te.‘ Dies sind Fak­to­ren, mit de­nen die Be­klag­te als Her­stel­ler nichts zu tun hat.

So­weit der Klä­ger meint, bei dem Fahr­zeug han­de­le es sich um ein der­art hoch­wer­ti­ges, dass der­ar­ti­ge Ge­räu­sche nicht hin­nehm­bar sei­en, ist auch dies un­zu­tref­fend. Zwei­fel­los han­delt es sich um ein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Fahr­zeug – aus­schlag­ge­bend für den Stand der Tech­nik kann je­doch nicht das zum Zeit­punkt der Fer­tig­stel­lung tech­nisch Mach­ba­re sein, son­dern al­len­falls das­je­ni­ge, was der Kun­de re­la­tiv für sein Geld er­war­ten darf. Hier­für bie­tet sich kein bes­se­rer Fahr­zeug­ver­gleich an als die hier be­trof­fe­ne Bau­rei­he selbst (s. oben).

Es ist über­dies all­ge­mein be­kannt, dass je­der Fahr­zeug­typ im Ver­gleich zu an­de­ren Schwä­chen und Vor­zü­ge auf­weist. Ein Ver­gleich mit an­de­ren Fahr­zeu­gen, ins­be­son­de­re an­de­rer Her­stel­ler, ist da­her nur äu­ßerst ein­ge­schränkt mög­lich. An­de­ren­falls müss­te man bei je­der nicht nur mar­gi­na­len Ab­wei­chung nach un­ten im Ver­gleich zu an­de­ren Fahr­zeu­gen ei­nen Man­gel be­ja­hen.

Hin­zu kommt die sub­jek­ti­ve Kom­po­nen­te: Ein Ge­räusch wird von je­dem Men­schen un­ter­schied­lich emp­fun­den und da­zu un­ter­schied­lich – et­wa stö­rend – be­wer­tet. Auch dies stellt an die Fest­stel­lung ei­nes im Recht­sin­ne er­heb­li­chen Man­gels ho­he An­for­de­run­gen. Hier­zu hat der vom Land­ge­richt ver­nom­me­ne Sach­ver­stän­di­ge er­klärt, dass man al­lein für das Ver­neh­men des Ge­räuschs ‚schon ein ge­schul­tes Ohr‘ brau­che, der Mo­tor ‚be­triebs­be­reit‘ sei und der Sach­ver­stän­di­ge ‚De­fek­te … nicht fest­stel­len‘ konn­te. Auch die Fra­ge nach Vi­bra­tio­nen wur­de vom Sach­ver­stän­di­gen eben­so ver­neint wie die nach Leis­tungs­be­ein­träch­ti­gun­gen.

Was ei­nen – vom Klä­ger be­fürch­te­ten – sich aus den Ge­räu­schen ent­wi­ckeln­den Mo­tor­scha­den an­geht, konn­te selbst der Sach­ver­stän­di­ge hier­für nicht ein­mal ei­ne Pro­gno­se ab­ge­ben. Selbst die Ge­fahr von Schä­den hielt der Sach­ver­stän­di­ge nur für ‚denk­bar‘; zu ei­ner Er­hö­hung ei­ner dies­be­züg­li­chen Wahr­schein­lich­keit kön­ne er nichts sa­gen.

Im Er­geb­nis han­delt es sich des­halb bei den vom Klä­ger be­an­stan­de­ten Ge­räu­schen um ein rein akus­ti­sches bzw. Kom­fort­pro­blem, das ei­nen er­heb­li­chen Man­gel im Rechts­sin­ne nicht dar­stellt.

Ein dar­aus im Sin­ne ei­ner Kau­sa­li­tät fol­gen­der Mo­tor­scha­den ist in kei­ner Wei­se ab­seh­bar, und so­gar die Ur­sa­che der Ge­räu­sche selbst ist un­klar und kann auch auf War­tungs­ge­wohn­hei­ten des Klä­gers be­ru­hen.“

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