Ein Dodge Ram 2500, bei dem ins­be­son­de­re die zur Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Bo­den­flä­che grö­ßer ist als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che des Fahr­zeugs, ist steu­er­recht­lich auch dann ein Pkw und kein Lkw oder ei­ne Zug­ma­schi­ne, wenn das Fahr­zeug zu ei­nem „Mi­ni-Sat­tel­zug“ um­ge­baut wor­den ist.

FG Müns­ter, Ur­teil vom 27.08.2013 – 13 K 1889/12 Kfz
(nach­fol­gend: BFH, Be­schluss vom 22.10.2014 – II B 111/13)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ist Hal­te­rin ei­nes Dodge Ram 2500. Das mit ei­ner Fahr­gast­ka­bi­ne und ei­ner of­fe­nen La­de­flä­che aus­ge­stat­te­te Fahr­zeug wur­de am 15.08.2004 erst­mals zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen zu­ge­las­sen. Es ver­fügt über ei­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit von 171 km/h und ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor (Hub­raum: 5.880 cm3) aus­ge­stat­tet. Das Leer­ge­wicht liegt bei 3.380 kg; das zu­läs­si­ge Ge­samt­ge­wicht be­trägt 4.483 kg. Im Fahr­zeug­schein sind sechs Sitz­plät­ze ein­ge­tra­gen.

Das Fahr­zeug ist zu ei­nem „Mi­ni-Sat­tel­zug“ um­ge­baut wor­den. Das be­deu­tet, dass im Be­reich der of­fe­nen La­de­flä­che ein Sat­tel­zap­fen zur Auf­nah­me ei­nes Sat­tel­zug­an­hän­gers ein­ge­baut wor­den ist. Fer­ner ist das Fahr­zeug mit ei­ner Druck­luft­be­schaf­fungs­an­la­ge und ent­spre­chen­den Brem­sen aus­ge­stat­tet. Das ma­xi­ma­le Ge­wicht des ge­sam­ten „Mi­ni-Sat­tel­zugs“ be­läuft sich auf 9.000 kg. Zu­las­sungs­recht­lich ist das Fahr­zeug als „Lkw – of­fe­ner Kas­ten“ ein­ge­stuft.

Mit Be­scheid vom 22.08.2011 setz­te der Be­klag­te die Kraft­fahr­zeug­steu­er auf jähr­lich 946 € fest. Die Be­steue­rung er­folg­te nach § 8 Nr. 1 i. V. mit § 9 I Nr. 2a lit. bb Kraft­StG nach Hub­raum und Schad­stoff­aus­stoß des Fahr­zeugs.

Ge­gen den Be­scheid leg­te die Klä­ge­rin frist­ge­recht Ein­spruch mit der Be­grün­dung ein, bei ih­rem Fahr­zeug han­de­le es sich nicht um ei­nen Pkw. Den Ein­spruch wies der Be­klag­te un­ter dem 09.05.2012 zu­rück. In sei­nem Be­scheid führ­te er un­ter an­de­rem aus, dass das Fahr­zeug der Klä­ge­rin mit sechs Sitz­plät­zen – von de­nen der Sitz zwi­schen Fah­rer- und Bei­fah­rer als Not­sitz ein­ge­stuft wer­den kön­ne – aus­ge­stat­tet und des­halb als Pkw an­zu­se­hen sei. Die Nutz­last von 1.103 kg sei mit 24,6 % des Fahr­zeugleer­ge­wichts von 4.483 kg ge­ring und ent­spre­che ma­xi­mal der ei­nes ty­pi­schen Pkw. An­ge­sichts des­sen kön­ne da­hin­ste­hen, ob die La­de­flä­che ge­ring­fü­gig grö­ßer als die der Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Flä­che sei oder ob bei­de Flä­chen gleich groß sei­en. Auch sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Dodge Ram vor­wie­gend in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­kauft wer­de und die­se Pick-up-Fahr­zeu­ge dort nicht nur nur als Nutz­fahr­zeu­ge, son­dern über­wie­gend als Frei­zeit­au­tos oder gar als Sta­tus­sym­bo­le Ver­wen­dung fän­den. Auch spre­che die zu­läs­si­ge Höchst­ge­schwin­dig­keit von 172 km/h für ei­nen Pkw.

Die Kla­ge, mit der die Klä­ge­rin wei­ter die Be­steue­rung des Fahr­zeugs nach Ge­wicht be­gehr­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der an­ge­grif­fe­ne Be­scheid vom 22.08.2011 und die Ein­spruchs­ent­schei­dung vom 09.05.2012 sind recht­mä­ßig und ver­let­zen die Klä­ge­rin nicht in ih­ren Rech­ten. Der Be­klag­te hat für das Fahr­zeug der Klä­ge­rin zu Recht ei­ne emis­si­ons­be­zo­ge­ne Hub­raum­be­steue­rung vor­ge­nom­men, da das Fahr­zeug als Pkw ein­zu­stu­fen ist.

Das Kraft­StG be­inhal­tet kei­ne aus­drück­li­che De­fi­ni­ti­on des Be­griffs „Pkw“. Es ver­weist in § 2 II 1 Kraft­StG le­dig­lich auf die „je­weils gel­ten­den ver­kehrs­recht­li­chen Vor­schrif­ten, wenn nichts an­de­res be­stimmt ist“. Die ver­kehrs­recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­hal­ten kei­ne aus­drück­li­chen Be­stim­mun­gen des Be­griffs des Pkw oder des Lkw. Der BFH hat mehr­fach ent­schie­den, dass sich we­der aus der Richt­li­nie 2001/116/EG der Kom­mis­si­on vom 20.12.2001 zur An­pas­sung der Richt­li­nie 70/156/EWG des Ra­tes zur An­glei­chung der Rechts­vor­schrif­ten der Mit­glieds­staa­ten über die Be­triebs­er­laub­nis für Kraft­fahr­zeu­ge und Kraft­fahr­zeug­an­hän­ger an den tech­ni­schen Fort­schritt noch aus an­de­ren ver­kehrs­recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chen­de Be­griffs­be­stim­mun­gen er­ge­ben (BFH, Urt. v. 24.02.2010 – II R 6/08, BFH/NV 2010, 1050 m. w. Nachw.). Der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung liegt viel­mehr ein ei­gen­stän­di­ger kraft­fahr­zeug­steu­er­li­cher Pkw-Be­griff zu­grun­de, der auf die ur­sprüng­li­che Be­griffs­be­stim­mung in § 10 II des Kraft­StG in der Fas­sung vom 30.06.1955 (BGBl. 1955 I 418, 420) zu­rück­greift und der nun­mehr in § 4 IV Nr. 1 des Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­set­zes ent­hal­ten ist (BFH, Urt. v. 01.10.2008 – II R 63/07, BSt­Bl. II 2009, 20). Da­nach ist ein Pkw ein Fahr­zeug mit vier oder mehr Rä­dern, das nach sei­ner Bau­art und Ein­rich­tung zur Per­so­nen­be­för­de­rung (zu­läs­sig höchs­tens sie­ben, heu­te höchs­tens neun Per­so­nen ein­schließ­lich Fah­rer) ge­eig­net und be­stimmt ist.

Die ver­kehrs­recht­li­che Ein­stu­fung als Lkw oder Pkw ist kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­lich da­bei nicht bin­dend (st. Rspr. des BFH seit dem Urt. v. 30.09.1981 – II R 56/78, BSt­Bl. II 1982, 82; vgl. BFH, Urt. v. 29.04.1997 – VII R 1/97, BSt­Bl. II 1997, 627; Urt. v. 26.08.1997 – VII R 60/97, BSt­Bl. II 1997, 744; Beschl. v. 17.07.2000 – VII B 79/00, BFH/NV 2001, 1049). Ver­bind­lich für das Fi­nanz­amt sind die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­de nach § 2 II 2 und 3 Kraft­StG nur für die Ein­stu­fung ei­nes Fahr­zeugs in Emis­si­ons­klas­sen und für die Be­ur­tei­lung von Be­steue­rungs­grund­la­gen „tech­ni­scher Art“. Da die ver­kehrs­be­hörd­li­che Zu­las­sung als Pkw oder Lkw in­so­weit al­so kei­nen Grund­la­gen­be­scheid i. S. des § 171 X AO dar­stellt, ist die Fi­nanz­be­hör­de nach § 88 AO und § 6 Kraft­StDV be­rech­tigt, ei­gen­ver­ant­wort­lich zu prü­fen, ob die ver­kehrs­recht­li­che Ein­stu­fung durch die Zu­las­sungs­be­hör­de kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­lich zu­tref­fend ist. Auch der Fahr­zeug­klas­si­fi­ka­ti­on des Her­stel­lers und der dar­auf be­ru­hen­den ver­kehrs­recht­lich ori­en­tier­ten Be­ur­tei­lung durch das Kraft­fahrt­bun­des­amt kommt kei­ne kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­li­che Bin­dungs­wir­kung zu (BFH, Urt. v. 08.02.2001 – VII R 73/00, BSt­Bl. II 2001, 368).

Es ist die Auf­ga­be des Tat­sa­chen­ge­richts, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ge­samt­heit al­ler Merk­ma­le ei­ne Be­wer­tung der ob­jek­ti­ven Be­schaf­fen­heit des je­wei­li­gen Fahr­zeugs vor­zu­neh­men. Auf die sub­jek­ti­ven Vor­stel­lun­gen des Steu­er­pflich­ti­gen wie auch die tat­säch­li­che Nut­zung des Fahr­zeugs kommt es in­so­fern nicht an (vgl. zu­letzt BFH, Beschl. v. 10.02.2010 – II B 96/09, BFH/NV 2010, 952).

Zu den Merk­ma­len, de­nen bei der Zu­ord­nung ei­nes Fahr­zeugs zum Typ des Pkw oder des Lkw be­son­de­res Ge­wicht bei­zu­mes­sen ist, ge­hö­ren ins­be­son­de­re die Grö­ße der La­de­flä­che des Fahr­zeugs und die ver­kehrs­recht­lich zu­läs­si­ge Zu­la­dung, weil die­se Merk­ma­le von be­son­de­rer Be­deu­tung da­für sind, ob die Mög­lich­keit ei­ner Be­nut­zung des Fahr­zeugs zur Las­ten­be­för­de­rung ge­gen­über sei­ner Eig­nung zur Per­so­nen­be­för­de­rung Vor­rang hat. Im In­ter­es­se prak­ti­ka­bler Zu­ord­nungs­maß­stä­be und der um der Rechts­si­cher­heit wil­len ge­for­der­ten Vor­her­seh­bar­keit kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­li­cher Zu­ord­nun­gen geht die Recht­spre­chung ty­pi­sie­rend da­von aus, dass Pick-up-Fahr­zeu­ge mit Dop­pel­ka­bi­ne nicht vor­wie­gend der Las­ten­be­för­de­rung zu die­nen ge­eig­net und be­stimmt sind, wenn ih­re La­de­flä­che oder ihr La­de­raum nicht mehr als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che aus­macht (BFH, Urt. v. 29.08.2012 – II R 7/11, BFHE 239, 159 = BSt­Bl. II 2013, 93). Der Grö­ße der La­de­flä­che kommt dem­nach – ne­ben den an­de­ren tech­ni­schen Merk­ma­len – ei­ne be­son­de­re, wenn­gleich nicht al­lein aus­schlag­ge­ben­de Be­deu­tung zu (vgl. BFH, Urt. v. 01.10.2008 – II R 63/07, BSt­Bl. II 2009, 20).

In An­wen­dung die­ser Grund­sät­ze han­delt es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug, ent­ge­gen der ver­kehrs­recht­li­chen Ein­stu­fung als Lkw, kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­lich um ei­nen Pkw.

Die zur Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Bo­den­flä­che be­trägt nach den im Er­ör­te­rungs­ter­min vom Be­richt­er­stat­ter im Ein­ver­ständ­nis mit den Be­tei­lig­ten er­mit­tel­ten Ma­ßen 3,39 m² (164 cm × 207 cm). Die da­hin­ter be­find­li­che – rest­li­che – Bo­den­flä­che, die der Las­ten­be­för­de­rung dient, be­läuft sich auf höchs­tens 3,11 m² (191 cm × 163 cm). Da bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug so­mit die zur Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Bo­den­flä­che grö­ßer ist als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che des Fahr­zeugs, spricht dies schon nach­hal­tig da­für, es des­halb als vor­ran­gig zur Per­so­nen­be­för­de­rung aus­ge­legt und ge­baut an­zu­se­hen.

Dem­ge­gen­über fal­len die für ei­nen Lkw spre­chen­den Punk­te nicht mehr ent­schei­dend ins Ge­wicht. Die vom Klä­ger vor­ge­nom­me­nen Ein­bau­ten, wie die Druck­luft­be­schaf­fungs­an­la­ge nebst ent­spre­chen­den Brem­sen und die An­hän­ge­vor­rich­tung zur Auf­nah­me ei­nes Sat­tel­an­hän­gers, be­ein­flus­sen die Mög­lich­keit, Per­so­nen zu trans­por­tie­ren, nicht. Auch ist da­durch we­der die Grö­ße der La­de­flä­che noch das im üb­ri­gen durch­aus ge­fäl­li­ge Äu­ße­re des Fahr­zeugs nach­hal­tig ver­än­dert wor­den. Die kon­struk­ti­ven Ein­grif­fe, die für die­se Um­bau­maß­nah­men nö­tig wa­ren, wie der Ein­bau ei­nes Hilfs­rah­mens und die Mon­ta­ge des Zap­fens auf der La­de­flä­che, las­sen die Ge­samt­kon­zep­ti­on des Fahr­zeu­ges un­be­rührt. Viel­mehr spre­chen des­sen Fahr­leis­tun­gen, es er­reicht ei­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit von über 170 km/h, eher für ei­nen Pkw. Auch die Kon­struk­ti­ons­wei­se, die Ka­ros­se­rie auf ei­nen Rah­men auf­zu­set­zen, reicht nicht da­zu aus, das Fahr­zeug als Lkw ein­zu­stu­fen. Weil das Fahr­zeug mit dem An­hän­ger nicht fest ver­bun­den ist und auch oh­ne die­sen pro­blem­los der Her­stel­ler­kon­zep­ti­on ent­spre­chend ver­wen­det wer­den kann, ist es auch nicht mit dem Hän­ger als Ein­heit zu be­trach­ten.

Der Be­klag­te hat das Fahr­zeug auch zu Recht nicht als Zug­ma­schi­ne ein­ge­stuft.

Nach der Recht­spre­chung ist ei­ne Zug­ma­schi­ne im Sin­ne des Kraft­fahr­zeug­steu­er­rechts ein Fahr­zeug, des­sen wirt­schaft­li­cher Wert im We­sent­li­chen in der Zu­gleis­tung liegt und das nach sei­ner Bau­art und Aus­stat­tung aus­schließ­lich oder über­wie­gend zur Fort­be­we­gung von Las­ten durch Zie­hen von An­hän­gern zu die­nen ge­eig­net und be­stimmt ist (BFH, Urt. v. 03.04.2001 – VII R 7/00, BFHE 194, 477 = BSt­Bl. II 2001, 451 m. w. Nachw.).

Bei Se­ri­en­fahr­zeu­gen ist in der Re­gel die Kon­zep­ti­on des Her­stel­lers für die Bau­art be­stim­mend und prägt die ob­jek­ti­ve Be­schaf­fen­heit ei­nes Fahr­zeu­ges ent­schei­dend (BFH, Urt. v. 03.04.2001 – VII R 7/00, BFHE 194, 477 = BSt­Bl. II 2001, 451 m. w. Nachw.). Ei­ne Um­rüs­tung, die nur die Ver­wend­bar­keit ei­nes Fahr­zeugs als Vor­spann ver­bes­sert und an der vor­ge­ge­be­nen Eig­nung zur Be­för­de­rung von Per­so­nen oder Gü­tern nichts än­dert, führt nicht zu ei­ner Bau­art, die das Fahr­zeug aus­schließ­lich oder über­wie­gend als zum Zie­hen von An­hän­gern ge­eig­net er­schei­nen lässt (vgl. BFH, Urt. v. 26.11.1991 – VII R 88/90, BFH/NV 1992, 414). Auf die tat­säch­li­che Nut­zung des Fahr­zeugs kommt es in­so­weit nicht an (BFH, Beschl. v. 21.02.2007 – IX B 230/06, BFH/NV 2007, 1193).

Ent­spre­chend die­sen Grund­sät­zen han­delt es sich bei dem Fahr­zeug des Klä­gers nicht um ei­ne Zug­ma­schi­ne i. S. des § 3 Nr. 7 Satz 1 lit. a Kraft­StG. Denn die­ses Fahr­zeug ist durch den Her­stel­ler als Pick-up und da­mit im vor­lie­gen­den Fall als Pkw kon­zi­piert wor­den. Durch die Um­bau­maß­nah­men ist auch nicht ein voll­kom­men neu­er Fahr­zeug­typ ent­stan­den. Viel­mehr dien­ten die Um­bau­maß­nah­men le­dig­lich da­zu, die Zu­gleis­tung des Fahr­zeugs zu er­hö­hen. Hier­zu wur­den im We­sent­li­chen ei­ne Druck­luft­be­schaf­fungs­an­la­ge ein­ge­baut, der Sat­tel­zap­fen in die La­de­flä­che in­te­griert und der Rah­men ver­stärkt. An der Eig­nung des Fahr­zeugs zur Be­för­de­rung von Per­so­nen und Gü­tern hat sich da­durch je­doch nichts ge­än­dert.

Ei­ne an­de­re steu­er­li­che Be­hand­lung des Fahr­zeugs er­gibt sich auch nicht aus der zum 12.12.2012 in Kraft ge­tre­te­nen No­vel­lie­rung des Kraft­fahr­zeug­steu­er­ge­set­zes … (Art. 2 Ver­kehr­StÄndG v. 05.12. 2012, BGBl. 2012 I 2431). Zwar sind da­nach für die Ein­ord­nung ei­nes Fahr­zeugs als Pkw oder Lkw ge­mäß §  2 II Nr. 2 Kraft­StG n.F. die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den ver­bind­lich. Füh­ren die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den hin­sicht­lich der Fahr­zeug­klas­sen und Auf­bau­ar­ten je­doch zu ei­ner nied­ri­ge­ren Steu­er als un­ter Be­rück­sich­ti­gung des § 2 IIa Kraft­StG in der am 01.07 2010 gel­ten­den Fas­sung, ist nach § 18 XII Kraft­StG n.F. wei­ter­hin der Ta­rif des § 9 I Nr. 2 Kraft­StG an­zu­wen­den. Dies ist hier der Fall: Bei An­wen­dung neu­en Rechts er­gä­be sich für das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug nach nach § 9 I Nr. 4 Kraft­StG n.F. ei­ne nied­ri­ge­re Steu­er als die nach § 2 IIa Kraft­StG vom Be­klag­ten für das Fahr­zeug des Klä­gers rech­ne­risch zu­tref­fend fest­ge­setz­te. Da­her wä­re nach § 18 XII Kraft­StG n.F. die Be­steue­rung mit dem Ta­rif des § 9 I Nr. 2 Kraft­StG vor­zu­neh­men.

Da sich bei An­wen­dung der zum 01.01.2013 in Kraft ge­tre­te­nen Neu­re­ge­lung im Streit­fall kei­ne Än­de­rung er­ge­ben wür­de, kann of­fen­blei­ben, ob die­se auch auf zu­rück­lie­gen­de Be­steue­rungs­zeit­räu­me an­wend­bar ist (ver­nei­nend FG Sach­sen, Urt. v. 01.03.2013 – 6 K 670/12, ju­ris). …

Hin­weis: Die Be­schwer­de der Klä­ge­rin ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on hat­te kei­nen Er­folg. Der BFH hat sie mit Be­schluss vom 22.10.2014 – II B 111/13 zu­rück­ge­wie­sen und aus­ge­führt:

„[1]    I. Der wäh­rend des Be­schwer­de­ver­fah­rens ein­ge­tre­te­ne Über­gang der Zu­stän­dig­keit für die Kraft­fahr­zeug­steu­er auf den Be­klag­ten und Be­schwer­de­geg­ner (Haupt­zoll­amt) führt oh­ne Ver­fah­rens­un­ter­bre­chung zu ei­nem ge­setz­li­chen Be­tei­lig­ten­wech­sel (vgl. BFH, Urt. v. 29.11.2007 – IV R 73/02, BFHE 220, 70 = BSt­Bl. II 2008, 407; Urt. v. 11.09.2008 – VI R 63/04, BFH/NV 2008, 2018; Beschl. v. 15.01.2014 – V B 31/13, BFH/NV 2014, 522).

[2]    II. Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det. Die gel­tend ge­mach­ten Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de lie­gen, so­weit sie über­haupt in ei­ner den An­for­de­run­gen des § 116 III 3 FGO ge­nü­gen­den Wei­se dar­ge­legt wur­den, nicht vor.

[3]    1. Die Re­vi­si­on ist nicht we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che (§ 115 II Nr. 1 FGO) oder we­gen Er­for­der­lich­keit ei­ner Ent­schei­dung des BFH zur Fort­bil­dung des Rechts (§ 115 II Nr. 2 Fall 1 FGO) zu­zu­las­sen.

[4]    a) Die für die kraft­fahr­zeug­steu­er­li­che Ein­ord­nung von Pick-up-Fahr­zeu­gen maß­ge­ben­den Grund­sät­ze ein­schließ­lich der nä­he­ren Grund­sät­ze für die Ge­samt­wür­di­gung der ob­jek­ti­ven Be­schaf­fen­heits­merk­ma­le ei­nes Pick-up-Fahr­zeugs sind in der BFH-Recht­spre­chung (z. B. BFH, Beschl. v. 07.11.2006 – VII B 79/06, BFH/NV 2007, 778; Urt. v. 29.08.2012 – II R 7/11, BFHE 239, 159, BSt­Bl. II 2013, 93; Urt. v. 05.12.2012 – II R 23/11, BFH/NV 2013, 992, je­weils m. w. Nachw.) ge­klärt. Grund­sätz­lich ist die Ab­gren­zung zwi­schen Lkw und Pkw nach der ob­jek­ti­ven Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs vor­zu­neh­men. Als für die Ein­stu­fung be­deut­sa­me Merk­ma­le sind von der Recht­spre­chung zum Bei­spiel die Zahl der Sitz­plät­ze, die ver­kehrs­recht­lich zu­läs­si­ge Zu­la­dung, die Grö­ße der La­de­flä­che, die Aus­stat­tung mit Sitz­be­fes­ti­gungs­punk­ten und Si­cher­heits­gur­ten, die Ver­ble­chung der Sei­ten­fens­ter, die Be­schaf­fen­heit der Ka­ros­se­rie und des Fahr­ge­stells, die Mo­to­ri­sie­rung und die da­mit er­reich­ba­re Höchst­ge­schwin­dig­keit, das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild und bei Se­ri­en­fahr­zeu­gen die Kon­zep­ti­on des Her­stel­lers an­er­kannt wor­den (z. B. BFH, Urt. v. 29.08.2012 – II R 7/11, BFHE 239, 159 = BSt­Bl. II 2013, 93 m. w. Nachw.). Bei Pick-up-Fahr­zeu­gen kommt nach stän­di­ger Recht­spre­chung ne­ben den an­de­ren tech­ni­schen Merk­ma­len der Grö­ße der La­de­flä­che ei­ne be­son­de­re, wenn auch nicht al­lein aus­schlag­ge­ben­de Be­deu­tung zu (BFH, Urt. v. 05.12.2012 – II R 23/11, BFH/NV 2013, 992 m. w. Nachw.).

[5]    b) Die Be­schwer­de­be­grün­dung zeigt in­so­weit kei­nen wei­te­ren Klä­rungs­be­darf auf.

[6]    Die Recht­spre­chung des BFH (Urt. v. 09.04.2008 – II R 62/07, BFHE 221, 252 = BSt­Bl. II 2008, 691; Beschl. v. 13.04.2007 – IX B 14/07, BFH/NV 2007, 1352) hat klar­ge­stellt, dass der Be­griffs­be­stim­mung des § 2 IIa Kraft­StG in der hier maß­ge­ben­den Fas­sung kei­ne kon­sti­tu­ti­ve, son­dern an­dern­falls ei­ne klar­stel­len­de Be­deu­tung zu­kommt. Im Üb­ri­gen trifft auch die Auf­fas­sung der Klä­ge­rin und Be­schwer­de­füh­re­rin (Klä­ge­rin), es wer­de schon mit der Be­griffs­be­stim­mung des § 2 IIa 1 Nr. 1 Kraft­StG für ein als Lkw ein­zu­stu­fen­des Fahr­zeug des­sen kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­li­che Ei­gen­schaft als Pkw fin­giert, nicht zu. Viel­mehr er­gibt sich aus § 2 IIa 2 und 3 Kraft­StG, dass die in § 2 IIa 1 Kraft­StG ge­nann­ten Fahr­zeu­ge nur dann als Pkw gel­ten, wenn sie vor­ran­gig zur Per­so­nen­be­för­de­rung aus­ge­legt und ge­baut sind. Das ist ins­be­son­de­re der Fall, wenn die zur Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Bo­den­flä­che grö­ßer ist als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che des Fahr­zeugs. Fehlt es – wie im Streit­fall – an der letzt­ge­nann­ten Vor­aus­set­zung, bleibt es da­her bei den un­ter II 1 a auf­ge­zeig­ten all­ge­mei­nen Ab­gren­zungs­merk­ma­len.

[7]    Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung er­gibt sich auch nicht aus der zum 01.01.2013 in Kraft ge­tre­te­nen No­vel­lie­rung des Kraft­fahr­zeug­steu­er­ge­set­zes. Zwar sind nach der Neu­fas­sung des § 2 II Nr. 2 Kraft­StG n.F. nun­mehr für die Ein­ord­nung ei­nes Fahr­zeugs als Pkw oder Lkw die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den ver­bind­lich. Füh­ren die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den hin­sicht­lich der Fahr­zeug­klas­sen und Auf­bau­ar­ten je­doch – wie im Streit­fall – zu ei­ner nied­ri­ge­ren Steu­er als un­ter Be­rück­sich­ti­gung des § 2 IIa Kraft­StG in der am 01.07.2010 gel­ten­den Fas­sung, ist nach § 18 XII Kraft­StG n.F. wei­ter­hin der Ta­rif des § 9 I Nr. 2 Kraft­StG an­zu­wen­den.

[8]    c) So­weit sich die Klä­ge­rin im Üb­ri­gen ge­gen die ma­te­ri­el­le Rich­tig­keit der Vor­ent­schei­dung wen­det, ist ein Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grund nicht dar­ge­tan. Sol­che Ein­wän­de, die nur im Rah­men ei­ner Re­vi­si­on er­heb­lich sein kön­nen, sind im Be­schwer­de­ver­fah­ren un­be­acht­lich. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de dient nicht da­zu, all­ge­mein die Rich­tig­keit fi­nanz­ge­richt­li­cher Ur­tei­le zu ge­währ­leis­ten (z. B. BFH, Beschl. v. 07.12.2007 – VI­II B 68/07, BFH/NV 2008, 590; Beschl. v. 03.04.2014 – IX B 131/13, BFH/NV 2014, 897).

[9]    2. Der von der Klä­ge­rin ge­rüg­te Ver­fah­rens­man­gel ist nicht sub­stan­zi­iert gel­tend ge­macht. …“

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