1. Für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung reicht es aus, wenn der Käu­fer sei­ne Er­war­tun­gen an die Kauf­sa­che for­mu­liert und der Ver­käu­fer dar­auf zu­stim­mend re­agiert. Das kann auch kon­klu­dent ge­sche­hen und wird ins­be­son­de­re der Fall sein, wenn der Ver­käu­fer ein Fach­mann ist, der die ge­äu­ßer­ten Vor­stel­lun­gen des Käu­fers von be­stimm­ten Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­den wi­der­spruchs­los ste­hen lässt.
  2. Wählt ein Neu­wa­gen­käu­fer im Rah­men des Ver­kaufs­ge­sprächs zahl­rei­che der für das Fahr­zeug an­ge­bo­te­nen Zu­satz­kom­po­nen­ten mit zum Teil ho­hem En­er­gie­ver­brauch (hier u. a. ei­ne Stand­hei­zung), so bringt er da­mit für den Ver­käu­fer er­kenn­bar zum Aus­druck, dass er mit ei­nem Hin­weis rech­net, falls die von ihm ge­wünsch­te Voll­aus­stat­tung mit Nut­zungs­ein­schrän­kun­gen ein­her­geht. Gibt der Ver­käu­fer ei­nen sol­chen Hin­weis nicht, son­dern nimmt er al­le vom Käu­fer ge­wünsch­ten Zu­satz­kom­po­nen­ten in die Aus­stat­tungs­lis­te/Be­stel­lung des Fahr­zeugs auf, wird kon­klu­dent ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug mit der be­stell­ten Son­der­aus­stat­tung oh­ne Ein­schrän­kun­gen fahr­be­reit und funk­ti­ons­fä­hig ist.

OLG Köln, Ur­teil vom 20.02.2013 – 13 U 162/09

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt im ei­ge­nen Na­men die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein fa­brik­neu­es Fahr­zeug. Die­ses be­stell­te er am 18.04.2006 bei der Be­klag­ten. In den am fol­gen­den Tag ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag trat ge­mäß der Ver­ein­ba­rung der Ver­trags­par­tei­en die C-GmbH, mit der der Klä­ger am 18.04.2006 ei­nen Lea­sing­ver­trag ge­schlos­sen hat­te, auf Käu­fer­sei­te ein und zahl­te an die Be­klag­te ei­nen Kauf­preis von 73.431,16 €.

In den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Lea­sing­ge­sell­schaft heißt es un­ter „VI­II. An­sprü­che und Rech­te bei man­gel­haf­tem Fahr­zeug“:

„Der Lea­sing­ge­ber tritt sämt­li­che An­sprü­che hin­sicht­lich Sach­män­geln ge­gen den Lie­fe­ran­ten des Lea­sing­fahr­zeugs an den Lea­sing­neh­mer ab. Dem Lea­sing­ge­ber steht aus dem mit dem Lie­fe­ran­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nach nä­he­rer Be­stim­mung der §§ 437 ff. BGB in Ver­bin­dung mit den Ver­kaufs­be­din­gun­gen, die dem Lea­sing­neh­mer zu­sam­men mit der Fahr­zeug­be­stel­lung aus­ge­hän­digt wer­den, das Recht zu,

  • Nach­er­fül­lung zu ver­lan­gen,
  • von dem Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten oder
  • den Kauf­preis zu min­dern,
  • Scha­dens­er­satz oder Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen zu ver­langen.

Der Lea­sing­neh­mer nimmt die Ab­tre­tung an. Er ist be­rech­tigt und ver­pflich­tet, die ihm ab­ge­tre­te­nen An­sprü­che und Rech­te im ei­ge­nen Na­men mit der Maß­ga­be gel­tend zu ma­chen, dass beim Rück­tritt vom Kauf­ver­trag oder Her­ab­set­zung des Kauf­prei­ses et­wai­ge Zah­lun­gen des Ver­käu­fers di­rekt an den Lea­sing­ge­ber zu leis­ten sind.

Er­klärt der Lea­sing­neh­mer auf­grund ei­nes Sach­man­gels am Fahr­zeug den Rück­tritt und ist der Lie­fe­rant zur Rück­ab­wick­lung be­reit oder wird er hier­zu rechts­kräf­tig ver­ur­teilt, ent­fällt die Ver­pflich­tung des Lea­sing­neh­mers zur Zah­lung von Lea­sing­ra­ten.“

Der Klä­ger hat das Fahr­zeug nach Ab­lauf der 36-mo­na­ti­gen Lea­sing­zeit mit ei­ner Lauf­leis­tung von 123.515 km an die Be­klag­te zu­rück­ge­ge­ben und bis da­hin die ver­ein­bar­ten Lea­sing­ra­ten ent­rich­tet. Er be­haup­tet, das Fahr­zeug sei von An­fang an mit ei­ner un­zu­rei­chend di­men­sio­nier­ten Bat­te­rie aus­ge­stat­tet ge­we­sen. Die Bat­te­rie ha­be sich – ver­mehrt im Win­ter und im Zu­sam­men­hang mit dem Ein­satz der Stand­hei­zung, im Üb­ri­gen aber un­ab­hän­gig von wech­seln­den Ein­satz­be­din­gun­gen und auch im Zu­ge von Lang­stre­cken­fahr­ten – häu­fig voll­stän­dig ent­leert. Dies ha­be Start­schwie­rig­kei­ten und die voll­stän­di­ge Ab­schal­tung elek­tri­scher Sys­te­me zur Fol­ge ge­habt, und es sei un­ter an­de­rem er­for­der­lich ge­we­sen, die Uhr und das Ra­dio im­mer wie­der neu zu pro­gram­mie­ren.

Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über be­haup­tet, dass die Aus­fäl­le auf das be­son­de­re Nut­zungs­ver­hal­ten des Klä­gers zu­rück­zu­füh­ren sei­en. Ein Fahr­zeug mit ei­ner solch um­fang­rei­chen Son­der­aus­stat­tung und ei­ner Rei­he en­er­gie­in­ten­si­ver Zu­satz­ge­rä­te – ins­be­son­de­re ei­ner Stand­hei­zung – kön­ne aus tech­ni­scher Sicht nicht an­ders be­schaf­fen sein.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ab­ge­wie­sen. Ge­stützt auf das Gut­ach­ten hat es aus­ge­führt, dass die Ent­lee­rung der Bat­te­rie nicht als Man­gel des Fahr­zeugs, son­dern als un­vemeid­li­che phy­si­ka­lisch-che­mi­sche Ge­setz­mä­ßig­keit ein­zu­stu­fen sei. Der Klä­ger ha­be nicht ei­ne stets funk­ti­ons­fä­hi­ge Bat­te­rie auch bei ex­tre­men Ein­satz­be­din­gun­gen er­war­ten kön­nen. Er ha­be le­dig­lich da­von aus­ge­hen dür­fen, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler Maß­nah­men er­grif­fen ha­be, um die vor­zei­ti­ge Ent­la­dung der Bat­te­rie zu mi­ni­mie­ren. Das sei mit dem ge­stuf­ten Her­un­ter­fah­ren der Bord­sys­te­me ge­sche­hen. Man­gels an­er­kann­ter Lö­sung des Pro­blems sei da­von aus­zu­ge­hen, dass das Fahr­zeug und sei­ne Bat­te­rie­ka­pa­zi­tät dem Stand der Tech­nik ent­sprä­chen und des­halb ein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB nicht vor­lie­ge.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­klag­te ist zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges vom 18./19.04.2006 ver­pflich­tet, denn das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug war zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs mit ei­nem Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB be­haf­tet. Da auch die wei­te­ren Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, ist die Be­klag­te gem. §§ 346 I, 437 Nr. 2, 440, 323 BGB zur Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses un­ter An­rech­nung der Ge­brauchs­vor­tei­le ver­pflich­tet, und zwar ge­mäß dem Hilfs­an­trag des Klä­gers nicht an ihn selbst oder zu sei­nen Hän­den, son­dern an die C-GmbH.

Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob das Fahr­zeug in dem ver­kauf­ten Zu­stand zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses dem (da­ma­li­gen) Stand der Tech­nik ent­sprach, denn die Par­tei­en ha­ben kon­klu­dent ver­ein­bart, dass es mit der vom Klä­ger be­stell­ten und an ihn ge­lie­fer­ten Son­der­aus­stat­tung oh­ne Ein­schrän­kun­gen fahr­be­reit und funk­ti­ons­fä­hig ist. Im Ein­zel­nen:

1. Nach § 434 I 1 BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. In die­ser Va­ri­an­te der Vor­schrift kommt es für das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels al­lein dar­auf an, ob ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit Ge­gen­stand der – aus­drück­li­chen oder kon­klu­den­ten – Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en war. Auf den all­ge­mei­nen Qua­li­täts­stan­dard, die Ein­hal­tung der all­ge­mein an­er­kann­ten Re­geln der Tech­nik oder al­ter­na­tiv dar­auf, ob die Sa­che sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB) eig­net, kommt es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht an.

Ver­ein­bart ist die Be­schaf­fen­heit, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags – von vor­ne­her­ein oder nach­träg­lich – die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 72. Aufl. [2013], § 434 Rn. 15). Der Be­griff der Be­schaf­fen­heit um­fasst die der Sa­che an­haf­ten­den Ei­gen­schaf­ten. Um die Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­schaf­fen­heit han­delt es sich schon dann, wenn die Be­schaf­fen­heit be­schrie­ben ist und die­se Be­schrei­bung vom In­halt des Ver­trags um­fasst ist. Ob in den Fäl­len des Er­werbs neu­er Kraft­fahr­zeu­ge Ba­sis­ei­gen­schaf­ten wie Ver­kehrs­si­cher­heit, Funk­ti­ons­taug­lich­keit und Halt­bar­keit Be­stand­teil der Ver­ein­ba­rung sind, ist durch Aus­le­gung des Ver­trags zu er­mit­teln (zur Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung beim Kauf fa­brik­neu­er Kraft­fahr­zeu­ge all­ge­mein Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2012], Rn. 416 ff.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl. [2012], § 434 Rn. 16  ff.). Nicht er­for­der­lich ist ein be­son­de­rer Ein­stands­wil­le des Ver­käu­fers, wie er für die Zu­si­che­rung nach § 463 BGB a.F. ver­langt wur­de; an­de­rer­seits reicht ei­ne ein­sei­ti­ge Be­schrei­bung sei­tens des Ver­käu­fers nicht aus. Für die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist es aus­rei­chend, wenn der Käu­fer sei­ne Er­war­tun­gen an die Kauf­sa­che for­mu­liert und der Ver­käu­fer dar­auf zu­stim­mend re­agiert. Das kann auch kon­klu­dent ge­sche­hen und wird ins­be­son­de­re dann der Fall sein, wenn es sich bei dem Ver­käu­fer um ei­nen Fach­mann han­delt, der die ge­äu­ßer­ten Vor­stel­lun­gen des Käu­fers von be­stimm­ten Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­den wi­der­spruchs­los ste­hen lässt (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, NJW 2009, 2807; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 01.02.2008 – 1 U 97/07, NJW-RR 2008, 1735; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., Rn. 16).

Im vor­lie­gen­den Fall hat der Klä­ger un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, das Fahr­zeug im Zu­ge der Kauf­ver­hand­lun­gen mit der Be­klag­ten in Ab­spra­che mit dem für die Be­klag­te han­deln­den Ver­käu­fer mit den Zu­satz­aus­stat­tun­gen, ins­be­son­de­re der Stand­hei­zung, kon­fi­gu­riert zu ha­ben. Dass er da­mit kon­klu­dent die Er­war­tung zum Aus­druck brin­gen woll­te und ge­bracht hat, dass das Fahr­zeug für ei­ne ge­misch­te, aber auch durch­aus in­ten­si­ve Nut­zung un­ein­ge­schränkt ein­satz­fä­hig sein wür­de, liegt un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den – näm­lich dem Kauf ei­nes hoch­prei­si­gen Pkw ei­nes Pre­mi­um­her­stel­lers, der Wahl ei­ner Viel­zahl von zu­sätz­li­chen Aus­stat­tungs­kom­po­nen­ten mit teil­wei­se ho­hem Ver­brauch elek­tri­scher En­er­gie – nach Auf­fas­sung des Se­nats auf der Hand. Ge­ra­de durch die Aus­wahl der zahl­rei­chen an­ge­bo­te­nen Zu­satz­kom­po­nen­ten im Zu­ge ei­nes er­sicht­lich auch auf ei­ne fach­li­che Be­ra­tung über die Kon­fi­gu­ra­ti­on ge­stütz­ten Ver­kaufs­ge­sprächs brach­te der Klä­ger in ei­ner für den zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten auch oh­ne Wei­te­res er­kenn­ba­ren Wei­se zum Aus­druck, dass er mit Hin­wei­sen auf Ein­schrän­kun­gen der Ge­brauchs­taug­lich­keit rech­ne (und auf die­se auch an­ge­wie­sen war), wenn die von ihm ge­wünsch­te Voll­aus­stat­tung mit Ein­schrän­kun­gen der Nutz­bar­keit „er­kauft“ wer­den muss­te.

Mit der ein­ver­ständ­li­chen Auf­nah­me al­ler vom Klä­ger ge­wünsch­ten Zu­satz­kom­po­nen­ten in die Aus­stat­tungs­lis­te des Fahr­zeugs und der da­mit kor­re­spon­die­ren­den Be­stä­ti­gung des Auf­trags vom 19.04.2006 hat die Be­klag­te auf die­se kon­klu­dent zum Aus­druck ge­brach­te Er­war­tung des Klä­gers in der nach der Recht­spre­chung für die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­chen Wei­se zu­stim­mend re­agiert.

Das gilt um­so mehr, als die Be­klag­te – ent­spre­chend den Vor­ga­ben des Her­stel­lers – of­fen­bar selbst da­von aus­ge­gan­gen ist, dass ei­ne voll­stän­di­ge Ent­lee­rung der Fahr­zeug­bat­te­rie – al­ler­dings auch dann nur mit der Fol­ge des Ab­schal­tens der Strom­ver­brau­cher, nicht aber mit der dann tat­säch­lich häu­fi­ger ein­ge­tre­te­nen Fol­ge, dass das Fahr­zeug oh­ne frem­de Hil­fe nicht mehr ge­star­tet wer­den konn­te – nur dann auf­tre­ten konn­te, wenn die Stand­hei­zung der Be­die­nungs­an­lei­tung zu­wi­der oh­ne zwi­schen­zeit­li­che Auf­la­dung zwei­mal ein­ge­schal­tet wur­de. Das er­gibt sich aus der zum Stich­wort „Stand­lüf­tung/Hei­zung“ von der Be­klag­ten selbst aus­zugs­wei­se zi­tier­ten Be­die­nungs­an­lei­tung des Fahr­zeugs. Dar­aus wie­der­um er­gibt sich, dass die beim Klä­ger wäh­rend der Nut­zungs­zeit auf­ge­tre­te­nen Pro­ble­me von der Be­klag­ten – auf der Grund­la­ge der ihr vom Her­stel­ler zur Ver­fü­gung ge­stell­ten In­for­ma­tio­nen – als aus­ge­schlos­sen an­ge­se­hen wur­den, auf ih­rer Sei­te al­so auch kei­ne Be­den­ken be­stan­den, auf die vom Klä­ger hin­sicht­lich der Funk­ti­ons­fä­hig­keit mit der Wahl der Zu­satz­kom­po­nen­ten kon­klu­dent ge­äu­ßer­te Er­war­tung zu­stim­mend zu re­agie­ren.

2. Nach den Fest­stel­lun­gen des vom Land­ge­richt be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen T und des auf­grund des Be­weis­be­schlus­ses des Se­nats tä­tig ge­wor­de­nen Sach­ver­stän­di­gen U ent­sprach das an den Klä­ger aus­ge­lie­fer­te Fahr­zeug die­ser Ver­ein­ba­rung nicht. Der Sach­ver­stän­di­ge T hat zu­nächst fest­ge­stellt, dass das La­de­sys­tem des Fahr­zeugs als sol­ches ein­wand­frei ar­bei­te­te. Die Über­prü­fung der elek­tri­schen An­la­ge ha­be er­ge­ben, dass La­de­strom und La­de­span­nung als sol­che be­an­stan­dungs­frei ge­we­sen sei­en; ein „un­au­to­ri­sier­ter Strom­ver­brau­cher“ sei nicht vor­han­den ge­we­sen. Die­se Fest­stel­lung deckt sich mit der des Sach­ver­stän­di­gen U, nach der die „La­de­bi­lanz“ des Fahr­zeugs … die an sie ge­stell­ten An­for­de­run­gen er­füllt ha­be; die Licht­ma­schi­ne sei in der La­ge ge­we­sen, schon im Leer­lauf die zum Be­trieb des Fahr­zeugs er­for­der­li­chen Ver­brau­cher zu ver­sor­gen. Auch nach den Un­ter­su­chun­gen des Sach­ver­stän­di­gen U ha­ben sich kei­ne An­halts­punk­te für ei­nen plan­wid­ri­gen Ab­fluss elek­tri­scher En­er­gie er­ge­ben.

Der Sach­ver­stän­di­ge U hat aber wei­ter fest­ge­stellt, dass ein ord­nungs­ge­mä­ßer Be­trieb des Fahr­zeugs nur un­ter ganz spe­zi­el­len, den Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en nicht ent­spre­chen­den Be­din­gun­gen mög­lich war. Er hat aus­ge­führt, dass der ho­he Strom­ver­brauch der Stand­hei­zung nur durch ei­nen ent­spre­chen­den Be­triebs­ein­satz des Fahr­zeugs, al­so sei­ne Be­nut­zung nur un­ter ganz be­stimm­ten Be­din­gun­gen, kom­pen­siert wer­den kön­ne. Als Faust­re­gel hat er an­ge­ge­ben, dass die Stand­hei­zungs­be­triebs­zei­ten nur dann nicht zu ei­nem Ent­lee­ren der Bat­te­rie und da­mit zwangs­läu­fig zur Stö­rung des Ge­brauchs des Fahr­zeugs führ­ten, wenn die nach­fol­gen­de Fahrt­zeit des Pkw der Stand­hei­zungs­be­triebs­zeit zu­min­dest ent­spre­che. So­fern das nicht be­ach­tet wer­de, sei mit Min­der­ka­pa­zi­tä­ten der elek­tri­schen bzw. elek­tro­ni­schen An­la­ge des Pkw und da­mit mit Be­triebs­aus­fäl­len zu rech­nen.

Der Sach­ver­stän­di­ge T hat auf der Grund­la­ge ei­ner Aus­wer­tung der von der Be­klag­ten zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Re­pa­ra­tur­his­to­rie des Fahr­zeugs be­stä­tigt, dass die vom Klä­ger ge­rüg­ten Pro­ble­me mit der Elek­trik des Fahr­zeugs tat­säch­lich auf­ge­tre­ten sei­en. Es sei auch nicht aus­zu­schlie­ßen, dass sie mit Pha­sen ei­nes in­ten­si­ven Kurz­stre­cken­be­triebs im Zu­sam­men­hang stün­den, auch wenn die un­strei­tig ho­he Ki­lo­me­ter­leis­tung Ver­an­las­sung zu der Ver­mu­tung ge­be, dass selbst im Lang­stre­cken­be­trieb kein stö­rungs­frei­er Be­trieb mög­lich ge­we­sen sei. Der Sach­ver­stän­di­ge T hat wei­ter fest­ge­stellt, dass es für ver­schie­de­ne auf dem deut­schen Markt an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug­mo­del­le die Mög­lich­keit ge­ge­ben ha­be, ei­ne zwei­te Bat­te­rie ein­zu­bau­en, um den beim Klä­ger auf­ge­tre­te­nen Ent­la­dungs­pro­ble­men zu be­geg­nen. Bei dem Fahr­zeug des Klä­gers ha­be die­se Mög­lich­keit nicht be­stan­den. Ge­naue­re Aus­sa­gen zu Fahr­zeu­gen, die in je­der Hin­sicht (Al­ter, Preis­klas­se, Aus­stat­tung, Grö­ße des In­nen­raums usw.) mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­gleich­bar sei­en, sei­en al­ler­dings mit prak­tisch ver­tret­ba­rem Auf­wand nicht zu tref­fen.

Da­mit steht fest: Das Fahr­zeug des Klä­gers ent­sprach nicht dem In­halt der – kon­klu­dent zu­stan­de ge­kom­me­nen – Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en und war da­mit man­gel­haft i. S. von § 434 I 1 BGB. Das be­traf auch den Nor­mal­be­trieb. Schon nach dem ho­hen Ki­lo­me­ter­stand (mehr als 120.000 km) bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs nach ei­ner nur cir­ca drei­jäh­ri­gen Nut­zung kann aus­ge­schlos­sen wer­den, dass die Be­haup­tung der Be­klag­ten zu ei­nem vom Üb­li­chen ab­wei­chen­den Nut­zungs­ver­hal­ten (ex­trem vom üb­li­chen Nut­zungs­ver­hal­ten ab­wei­chen­der aus­schließ­li­cher Kurz­stre­cken­be­trieb) des Klä­gers zu­trifft. Auch aus der vom Sach­ver­stän­di­gen T aus­ge­wer­te­ten Re­pa­ra­tur­his­to­rie des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, die von der Be­klag­ten er­stellt wur­de, er­ge­ben sich kei­ner­lei An­halts­punk­te für die Rich­tig­keit der da­hin ge­hen­den Be­haup­tung der Be­klag­ten. Kei­ne An­halts­punk­te er­ge­ben sich fer­ner für die – im Üb­ri­gen al­ler­dings vom Sach­vor­trag der Be­klag­ten auch nicht ge­stütz­te – An­nah­me, dass der Klä­ger die Stand­hei­zung ent­ge­gen der An­wei­sung in der Be­die­nungs­an­lei­tung mehr­fach hin­ter­ein­an­der in Gang ge­setzt ha­ben könn­te, oh­ne das Fahr­zeug zwi­schen­zeit­lich mit dem Ziel des Auf­la­dens der Bat­te­rie zu be­we­gen.

Auch die üb­ri­gen Vor­aus­set­zun­gen für die Wirk­sam­keit des – vom Klä­ger mehr­fach … er­klär­ten – Rück­tritts lie­gen vor. Ins­be­son­de­re be­durf­te es in An­be­tracht des vor­ge­richt­li­chen und des pro­zes­sua­len Be­strei­tens der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs, das als end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung der Be­klag­ten i. S. von § 323 II Nr. 1 BGB zu wer­ten ist, kei­ner wei­te­ren Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung mehr.

3. Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts hat der Klä­ger, Zug um Zug ge­gen die – be­reits er­folg­te – Rück­ga­be des Fahr­zeugs an die Be­klag­te, ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­nes Ge­brauchs­vor­teils für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen.

Als Kauf­preis zu­grun­de zu le­gen ist der Be­trag von 73.431,16 €, den die Be­klag­te nach dem in­so­weit über­ein­stim­men­den Vor­trag der Par­tei­en von der Lea­sing­ge­sell­schaft er­hielt.

Auf sei­ne Er­stat­tungs­for­de­rung hat sich der Klä­ger, wo­von er selbst aus­geht, den Wert ge­zo­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le an­rech­nen zu las­sen (§ 346 BGB). Die Hö­he der Nut­zungs­ver­gü­tung be­misst sich nach dem Um­fang der tat­säch­li­chen Nut­zung im Ver­hält­nis zur vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­nut­zungs­dau­er des Fahr­zeugs. Zu ver­gü­ten ist der­je­ni­ge Teil des Fahr­zeug­werts, der dem An­teil der Nut­zungs­dau­er durch den Käu­fer an der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­nut­zungs­dau­er ent­spricht (li­nea­re Teil­wert­ab­schrei­bung).

Die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs bei Rück­ga­be nach Ab­lauf der Lea­sing­zeit lag bei 123.515 km. Die Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ist nach dem Er­geb­nis der vom Se­nat durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me mit 350.000 km zu ver­an­schla­gen. In der Recht­spre­chung hat sich zwar in der Ver­gan­gen­heit ein Satz von 0,67 % des Kauf­prei­ses je ge­fah­re­ner 1.000 km ver­fes­tigt. Die dem zu­grun­de lie­gen­de An­nah­me ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 150.000 km ent­spricht je­doch je nach Fahr­zeug­typ nicht mehr der wirk­li­chen Le­bens­dau­er ei­nes Fahr­zeugs, wie das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen T nebst er­gän­zen­der Stel­lung­nah­me er­ge­ben hat. Da­nach ha­ben vom Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­te … Markt­be­ob­ach­tun­gen er­ge­ben, dass Fahr­zeu­ge mit ei­ner Lauf­leis­tung von mehr als 280.000 km „nicht sel­ten“ vor­kom­men (wie der Sach­ver­stän­di­ge mit Ver­weis auf die Schwa­cke­lis­te fest­ge­stellt hat) und auch sol­che von 400.000 km „nicht aus­ge­schlos­sen“ sind. Der Se­nat nimmt ei­ne maß­geb­li­che Lauf­leis­tung von 350.000 km an (§ 287 ZPO), die in et­wa im mitt­le­ren Be­reich der vom Sach­ver­stän­di­gen an­ge­ge­be­nen, so­eben an­ge­führ­ten Grund­wer­te liegt. Sie stellt nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen kei­ne ab­so­lu­te Aus­nah­me mehr dar und ist da­her als Schät­zungs­wert trotz der – in Er­man­ge­lung ei­nes mar­ken­ge­bun­de­nen Händ­ler­mark­tes jen­seits von 200.000 km – ein­ge­schränk­ten Be­ur­tei­lungs­grund­la­ge ge­eig­net.

Das er­gibt nach der der Recht­spre­chung des BGH zu­grun­de lie­gen­den For­mel

Bruttokaufpreis×gefahrene Kilometererwartete Gesamtlaufleistung

(vgl. zur Be­rech­nungs­me­tho­dik im Üb­ri­gen Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl. [2013], § 346 Rn. 10) ei­ne zu be­rück­sich­ti­gen­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 25.913 € und da­mit ei­nen Zah­lungs­an­spruch in Hö­he von noch 47.518,16 € …

Zu Un­recht macht der Klä­ger ei­nen An­spruch auf Zah­lung wei­te­rer 2.250,01 € nebst Jah­res­zin­sen … gel­tend. Die Auf­wen­dun­gen, de­ren Aus­gleich der Klä­ger mit die­sem An­spruch ver­langt (Zu­las­sungs­kos­ten und Kos­ten für die An­schaf­fung neu­er Win­ter­rei­fen) sind in An­be­tracht der lan­gen Nut­zungs­dau­er nicht als „ver­geb­lich“ ein­zu­stu­fen …

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