Die Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen bei ei­nem ge­häuf­ten Auf­tre­ten von Män­geln ein so­ge­nann­tes Mon­tags­au­to vor­liegt, bei dem ei­ne (wei­te­re) Nach­er­fül­lung für den Käu­fer un­zu­mut­bar ist, un­ter­liegt der wer­ten­den Be­trach­tung durch den Tatrich­ter.

BGH, Ur­teil vom 23.01.2013 – VI­II ZR 140/12
(vor­an­ge­hend OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 04.04.2012 – 3 U 100/11)

Tat­be­stand: Der Klä­ger kauf­te am 14.06.2008 von der Be­klag­ten ein neu­es Wohn­mo­bil des Her­stel­lers H zum Preis von 133.743 € brut­to. Das Fahr­zeug wur­de En­de April 2009 an den Klä­ger ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses aus­ge­lie­fert. Im Zeit­raum von Mai 2009 bis März 2010 brach­te der Klä­ger das Wohn­mo­bil ins­ge­samt drei­mal in die Werk­statt der Be­klag­ten zur Be­sei­ti­gung von be­an­stan­de­ten Män­geln.

So trat be­reits im Mai 2009 wäh­rend ei­nes Ur­laubs am Wohn­mo­bil ein Pro­blem mit dem Fe­der­bal­gen auf, wes­we­gen der Klä­ger zu­nächst ei­ne Werk­statt in Frank­reich und am 16.05.2009 die Werk­statt der Be­klag­ten auf­such­te, der ge­gen­über er zwan­zig Män­gel (u. a. Knar­ren der Sa­tel­li­ten­an­ten­ne beim Aus­fah­ren, Fle­cken in der Spü­le, schief sit­zen­de Ab­deck­kap­pen der Mö­bel­ver­bin­der, lo­se Stoß­stan­ge, Lö­sen der Toi­let­ten­kas­set­te aus der Hal­te­rung wäh­rend der Fahrt) rüg­te.

Nach ei­nem wei­te­ren Ur­laub im Ju­li 2009 such­te der Klä­ger am 06.08.2009 zum zwei­ten Mal die Werk­statt der Be­klag­ten auf und rüg­te vier Män­gel. Er ver­lang­te den Aus­tausch der Nass­zel­len­tür, des Be­dien­pa­nels in der Du­sche, der Tü­ren un­ter dem Hand­wasch­be­cken und der Chrom­kan­te an der Mo­tor­rad­büh­ne.

Ein letz­tes Mal such­te der Klä­ger die Werk­statt der Be­klag­ten am 01.03.2010 auf und rüg­te da­bei min­des­tens neun Män­gel (u. a. nicht ord­nungs­ge­mä­ßes Funk­tio­nie­ren der Stüt­zen bei kal­tem Wet­ter; Pro­ble­me bei der Ent­lüf­tung des Fä­ka­li­en­tanks; Ent­lee­ren der Bat­te­ri­en nach ei­nem Tag).

Im April/Mai 2010 rüg­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten er­neut neun Män­gel. Hier­auf ent­wi­ckel­te sich ei­ne E-Mail-Kor­re­spon­denz zwi­schen den Par­tei­en. Mit E-Mail vom 13.07.2010 teil­te der Klä­ger mit, dass das Fahr­zeug zu ei­nem nicht nä­her be­kann­ten Zeit­punkt durch ei­nen auf das Dach ge­fal­le­nen Ast ei­nen noch nicht be­ho­be­nen Sturm­scha­den er­lit­ten hat­te, und frag­te an, ob er die Re­pa­ra­tur die­ser Schä­den und die Be­he­bung der zu­vor ge­rüg­ten Män­gel auch durch die für ihn nä­her ge­le­ge­ne Werk­statt D durch­füh­ren las­sen kön­ne. Bei dem Sturm­scha­den wur­de un­ter an­de­rem der Son­nen­kol­lek­tor be­schä­digt; es kam aber auch zu Schä­den im Fahr­zeu­gin­ne­ren.

Hier­auf er­teil­te die Be­klag­te, de­ren Sitz un­ge­fähr 200 km vom Wohn­ort des Klä­gers ent­fernt liegt, mit E-Mail vom 14.07.2010 ihr Ein­ver­ständ­nis da­mit, dass der Klä­ger die Werk­statt D auf­sucht, bei der es sich eben­falls um ei­nen Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers H han­delt. Die­se Werk­statt kön­ne „jeg­li­che H-Ga­ran­tie-Ar­bei­ten durch­füh­ren und di­rekt mit der Fir­ma H ab­rech­nen.“

Im Zeit­raum von Mai bis De­zem­ber 2010 brach­te der Klä­ger das Wohn­mo­bil ins­ge­samt vier Mal zur Werk­statt D, näm­lich im Mai 2010, im Ju­li/Au­gust 2010, im No­vem­ber/De­zem­ber 2010 und zu­letzt En­de De­zem­ber 2010. Ei­ni­ge von ihm be­haup­te­te Män­gel be­sei­tig­te der Klä­ger selbst. Ge­gen­über der Be­klag­ten selbst er­folg­ten ab Au­gust 2010 bis ein­schließ­lich März 2011 kei­ne Män­gel­rü­gen; sie wur­de auch nicht über In­halt und Um­fang der von der Werk­statt D durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten un­ter­rich­tet.

Mit An­walts­schrei­ben vom 01.04.2011 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und rüg­te das Vor­han­den­sein von fünf­zehn Män­geln, de­ren Be­sei­ti­gung nach den Er­kennt­nis­sen ei­nes von ihm be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen ei­nen Kos­ten­auf­wand von 5.464 € net­to ver­ur­sa­chen wür­de. Teil­wei­se soll es sich hier­bei um das wie­der­hol­te Auf­tre­ten des­sel­ben Man­gels han­deln (u. a. Ab­lö­sung der Chrom­kan­te der Mo­tor­rad­büh­ne; mat­ter Lack am rech­ten Sei­ten­teil; man­gel­haf­te Stüt­zen; nicht bün­di­ger Ab­schluss der Ab­deck­kap­pen über den Ver­bin­dungs­schei­ben im Fahr­zeu­gin­nern und feh­len­de Ab­deck­kap­pen­stif­te). Der Klä­ger räum­te der Be­klag­ten al­ler­dings kei­ne Ge­le­gen­heit zu ei­ner zwei­ten Nach­bes­se­rung ein. Wei­ter be­an­stan­de­te der Klä­ger – als neu auf­ge­tre­te­ne Män­gel – ein be­schä­dig­tes Mar­ki­sen­tuch, ein nicht bün­di­ges An­lie­gen der vor­de­ren Rad­lauf­ver­klei­dun­gen, Män­gel am Ver­dun­ke­lungs­rol­lo am vor­de­ren Sei­ten­fens­ter, ei­ne Ab­lö­sung des Le­ders im Be­reich der Gurt­durch­füh­rung am Fah­rer­sitz, vom Klä­ger selbst be­ho­be­ne Män­gel an der Nass­zel­le, den üb­ri­gen Sa­ni­tär­ein­rich­tun­gen so­wie an der Kühl­schrank­klap­pe, ei­ne un­zu­rei­chen­de Strom­ver­sor­gung und blin­ken­de Leuch­ten im Wohn­be­reich so­wie Pro­ble­me mit der Be­heiz­bar­keit und Win­ter­taug­lich­keit des Wohn­mo­bils. Schließ­lich mach­te der Klä­ger er­neut Funk­ti­ons­män­gel an der Na­vi­ga­ti­ons- und Fern­seh­an­la­ge ein­schließ­lich Sa­tel­li­ten­schüs­sel gel­tend. Bei dem Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät han­delt es sich nicht mehr um das vom Her­stel­ler ein­ge­bau­te Mo­dell; der Her­stel­ler hat­te dem Klä­ger nach zwei­ma­li­gem Re­pa­ra­tur­ver­such den Kauf­preis an­tei­lig zu­rück­er­stat­tet, um ihm den Er­werb ei­nes neu­en Ge­rä­tes ei­ge­ner Wahl zu er­mög­li­chen.

Die Be­klag­te wies den Rück­tritt zu­rück und bot aus­drück­lich die Be­sei­ti­gung vor­han­de­ner Män­gel an. Hier­von mach­te der Klä­ger kei­nen Ge­brauch. Er ver­tritt die Auf­fas­sung, in An­be­tracht der Viel­zahl der ins­ge­samt auf­ge­tre­te­nen Män­gel („Mon­tags­au­to“) sei es ihm we­der hin­sicht­lich der wie­der­holt auf­ge­tre­te­nen noch im Hin­blick auf die neu zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel zu­mut­bar, der Be­klag­ten er­neut Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung zu ge­ben. Der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sei da­her oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung zur Män­gel­be­sei­ti­gung zu­läs­sig.

Mit sei­ner Kla­ge macht der Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (ab­züg­lich Wert­min­de­rung) und Er­stat­tung auf­ge­wen­de­ter Kos­ten für ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten, ins­ge­samt 125.185,86 € (nebst Zin­sen), Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Wohn­mo­bils gel­tend; da­ne­ben be­gehrt er die Fest­stel­lung, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­de. Die Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Auch die Re­vi­si­on des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [12]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Ol­den­burg, Urt. v. 04.04.2012 – 3 U 100/11, ju­ris) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[13]   Der Klä­ger sei nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt, so­dass sein Zah­lungs­ver­lan­gen un­be­grün­det sei. Er hät­te der Be­klag­ten vor der Er­klä­rung des Rück­tritts (er­neut) Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung der zu­letzt be­haup­te­ten Män­gel ge­ben müs­sen (§§ 323 I, 437 Nr. 2 Fall 1 BGB). Von ei­nem sol­chen Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ha­be der Klä­ger un­strei­tig ab­ge­se­hen. Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung sei im Streit­fall nicht ge­mäß §§ 323 II, 440 BGB ent­behr­lich ge­we­sen. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 440 Satz 2 BGB, wo­nach bei zwei er­folg­lo­sen Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen die Nach­bes­se­rung als fehl­ge­schla­gen gel­te, lä­gen nicht vor. Es sei hin­sicht­lich der im Rück­tritts­schrei­ben ge­rüg­ten Män­gel mit Aus­nah­me der Funk­ti­ons­stö­run­gen am Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät we­der dar­ge­legt noch sonst er­sicht­lich, dass die Be­klag­te zwei­mal ver­geb­lich ei­ne Nach­bes­se­rung ver­sucht ha­be. Zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che sei­en von der Be­klag­ten nur hin­sicht­lich des Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts vor­ge­nom­men wor­den. Da der Her­stel­ler dem Klä­ger aber den Kauf­preis für die An­schaf­fung ei­nes an­de­ren Ge­räts er­stat­tet ha­be, sei­en Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che hin­sicht­lich er­neut auf­tre­ten­der Män­gel an der Na­vi­ga­ti­ons­an­la­ge nicht an die Be­klag­te, son­dern an den Ver­käu­fer des neu an­ge­schaff­ten Ge­räts zu rich­ten.

[14]   Hin­sicht­lich der an­läss­lich der Rück­tritts­er­klä­rung ge­rüg­ten Män­gel ma­che der Klä­ger auch kei­ne Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung aus tech­ni­schen Grün­den ge­mäß § 275 I BGB gel­tend.

[15]   Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung sei auch nicht nach § 323 II Nr. 3 BGB ent­behr­lich oder ge­mäß § 440 Satz 1 BGB un­zu­mut­bar ge­we­sen. Dem Klä­ger sei zwar dar­in zu­zu­stim­men, dass im Ein­zel­fall ein wei­te­res Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen un­zu­mut­bar oder auf­grund der be­son­de­ren Um­stän­de un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen ent­behr­lich sein kön­ne, wenn das in Fra­ge ste­hen­de Kraft­fahr­zeug als so­ge­nann­tes Mon­tags­au­to („Zi­tro­nen­au­to“) an­zu­se­hen sei. Dass der Ver­käu­fer zu­vor be­reits an­de­re Män­gel nach­ge­bes­sert ha­be, füh­re aber für sich ge­se­hen (noch) nicht zur Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung für die Nach­bes­se­rung in­fra­ge ste­hen­der Män­gel, weil im Grund­satz we­gen je­des ein­zel­nen Man­gels Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben wer­den müs­se. Ob ein Fahr­zeug als „Mon­tags­au­to“ ein­zu­stu­fen und da­her ei­ne (wei­te­re) Nach­bes­se­rung nach § 440 BGB für den Käu­fer un­zu­mut­bar sei, hän­ge letzt­lich maß­geb­lich von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, wo­bei die Zahl der Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers kei­ne aus­schlag­ge­ben­de Rol­le spie­le. Es be­dür­fe ei­ner Viel­zahl, ge­ge­be­nen­falls auch mehr oder we­ni­ger klei­ne­rer, her­stel­lungs­be­ding­ter De­fek­te, die in ei­nem re­la­tiv kur­zen Zeit­raum auf­tre­ten müss­ten.

[16]   Selbst wenn man un­ter­stel­le, dass die vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel tat­säch­lich be­stün­den und schon bei Ge­fahr­über­gang (§ 434 I BGB) vor­ge­le­gen hät­ten, sei das Wohn­mo­bil nicht als „Mon­tags­au­to“ ein­zu­ord­nen. Zwar sei ei­ne Viel­zahl von Män­geln in ei­nem ver­gleichs­wei­sen kur­zen Zeit­raum auf­ge­tre­ten. Ent­schei­dend sei je­doch, dass es sich im We­sent­li­chen um Pro­ble­me im Ba­ga­tell­be­reich ge­han­delt ha­be oder han­de­le, die zu­dem ganz über­wie­gend ab­schlie­ßend und beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such oder so­gar durch den Klä­ger selbst er­folg­reich be­sei­tigt wor­den sei­en. Da­bei wer­de nicht ver­kannt, dass der Käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs an­de­res er­war­te und er­war­ten dür­fe. Das än­de­re aber nichts an dem Um­stand, dass die gel­tend ge­mach­ten Feh­ler in ih­rer Ge­samt­heit größ­ten­teils le­dig­lich als „läs­tig“ ein­zu­stu­fen sei­en. Auch und ge­ra­de die Re­pa­ra­tur­kos­ten für die zu­letzt be­haup­te­ten Sach­män­gel be­lie­fen sich (nach Her­aus­rech­nung der nicht zu be­rück­sich­ti­gen­den Re­pa­ra­tur­kos­ten für das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät) nach Dar­stel­lung des Klä­gers zu­sam­men auf le­dig­lich 3 % des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses und dürf­ten da­her deut­lich im Be­reich der Un­er­heb­lich­keit nach § 323 V 2, § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB lie­gen. Auch die­ser Um­stand spre­che ge­gen die Be­wer­tung des Wohn­mo­bils als „Mon­tags­au­to“.

[17]   Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung der zu­letzt ge­rüg­ten Män­gel sei schließ­lich auch un­ab­hän­gig von den vor­ste­hend an­ge­stell­ten Über­le­gun­gen nicht ent­behr­lich ge­we­sen. Denn im Streit­fall be­ste­he die Be­son­der­heit, dass die Be­klag­te nur die ers­ten drei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che durch­ge­führt ha­be. Da­nach und bis zum schließ­lich er­klär­ten Rück­tritt ha­be sich der Klä­ger aus­schließ­lich an ei­nen an­de­ren Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers ge­wandt. Die­ser Um­stand än­de­re zwar zu­nächst nichts dar­an, dass die Be­klag­te sich bei der Fra­ge, ob es sich bei dem Wohn­mo­bil „ob­jek­tiv“ um ein „Mon­tags­au­to“ han­de­le, auch die (an­geb­li­chen) Män­gel zu­rech­nen las­sen müs­se, die in die­sem Zeit­raum auf­ge­tre­ten und von dem an­de­ren Ver­trags­händ­ler be­sei­tigt wor­den sei­en. Auf der an­de­ren Sei­te kön­ne aber nicht au­ßer Be­tracht blei­ben, dass die Be­klag­te selbst kei­ne Mög­lich­keit ge­habt ha­be, die be­haup­te­ten (wei­te­ren) Män­gel ei­ner Prü­fung zu un­ter­zie­hen. Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ben, hei­ße, dass der Ver­käu­fer den be­an­stan­de­ten Man­gel sach­ge­recht prü­fen und ge­ge­be­nen­falls be­sei­ti­gen kön­nen müs­se. Vor­an­ge­gan­ge­ne Nach­bes­se­rungs­ver­su­che in ei­ner an­de­ren Werk­statt stell­ten im Rah­men der Ge­währ­leis­tung ei­nen „Stör­fak­tor“ dar. Ein Ver­käu­fer müs­se sich da­her Re­pa­ra­tur­ver­su­che ei­ner an­de­ren Werk­statt nicht als ver­geb­li­che Ver­su­che der Nach­er­fül­lung zu­rech­nen las­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund hät­te der Klä­ger der Be­klag­ten zu­min­dest noch ein­mal Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ben müs­sen und erst bei Er­folg­lo­sig­keit des er­neu­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs vom Ver­trag zu­rück­tre­ten dür­fen.

[18]   Ei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung sei auch nicht im Hin­blick auf den In­halt der E-Mail der Be­klag­ten vom 14.07.2010 an­ge­zeigt. Denn die Be­klag­te ha­be dar­in aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Emp­fän­gers (§§ 133, 157 BGB) hin­rei­chend deut­lich ge­macht, dass sie nicht auf ih­re aus den Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs fol­gen­den Rech­te ha­be ver­zich­ten wol­len, son­dern nur auf die üb­li­chen Ga­ran­tie­be­din­gun­gen der Au­to­mo­bil­her­stel­ler ver­wie­sen ha­be, wo­nach Ga­ran­tie­an­sprü­che bei je­dem ih­rer Ver­trags­händ­ler deutsch­land­weit gel­tend ge­macht wer­den könn­ten.

[19]   Vor­lie­gend ge­he es aber ge­ra­de nicht um die Durch­set­zung ei­nes Ga­ran­tie­an­spruchs ge­gen den Her­stel­ler, son­dern um den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, al­so um den aus der Per­spek­ti­ve des Ver­käu­fers schwer­wie­gends­ten Ge­währ­leis­tungs­an­spruch. Der Klä­ger ha­be auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ge­bots von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) nicht an­neh­men dür­fen, die Be­klag­te wol­le sich auf­grund der E-Mail vom 14.07.2010 die „Nach­bes­se­rungs­ver­su­che“ – rich­tig: Ga­ran­tie­ar­bei­ten – des an­de­ren Ver­trags­händ­lers als qua­si ei­ge­ne Ar­bei­ten zu­rech­nen las­sen, oh­ne die Mög­lich­keit ge­habt zu ha­ben, vor ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags das Fahr­zeug we­nigs­tens ei­ner letz­ten ei­ge­nen Prü­fung und ge­ge­be­nen­falls ei­ner ab­schlie­ßen­den Man­gel­be­sei­ti­gung zu un­ter­zie­hen. Hin­zu kom­me, dass ei­ne Ge­währ­leis­tungs­ver­pflich­tung nur für bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne Män­gel be­ste­he, wäh­rend sich ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie im Zwei­fel auf al­le Män­gel, die wäh­rend der Ga­ran­tie­zeit auf­trä­ten, er­stre­cke (§ 443 II BGB).

[20]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand; die Re­vi­si­on ist da­her zu­rück­zu­wei­sen. Dem Klä­ger ste­hen die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags und Scha­dens­er­satz nicht zu.

[21]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass der am 01.04.2011 vom Klä­ger er­klär­te Rück­tritt un­wirk­sam ist, weil er der Be­klag­ten hin­sicht­lich der im Rück­tritts­schrei­ben ge­rüg­ten Män­gel nicht zu­vor er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat (§§ 323 I, 439 BGB) und ei­ne sol­che Frist­set­zung auch nicht nach §§ 323 II, 440 BGB ent­behr­lich war. Da­mit schei­den auch Scha­dens­er­satz­an­sprü­che auf Er­stat­tung der auf­ge­wen­de­ten Gut­ach­ter­kos­ten (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, 249 BGB) aus. Hier­bei han­delt es sich zwar um ei­nen Man­gel­fol­ge­scha­den, bei dem ei­ne Frist­set­zung nach §§ 280 I, III, 281 I BGB ent­behr­lich ist (vgl. zur VOB/B: BGH, Urt. v. 13.09.2001 – VII ZR 392/00, NJW 2002, 141 [un­ter II 2 a]; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl., § 280 Rn. 18 m. w. Nachw.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 437 Rn. 32, 33). Der Klä­ger durf­te je­doch bei ver­stän­di­ger Be­trach­tung die Gut­ach­ter­kos­ten nicht für er­for­der­lich (§ 249 BGB) hal­ten (vgl. auch OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 29.07.2010 – 24 U 20/10, ju­ris Rn. 7 [zu § 536a BGB]); denn er hat die Be­klag­te vor der Auf­trags­er­tei­lung an den Sach­ver­stän­di­gen noch nicht ein­mal über das er­neu­te Auf­tre­ten von Män­geln un­ter­rich­tet.

[22]   1. Ob auf ei­ne nach § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I BGB grund­sätz­lich er­for­der­li­che, im Streit­fall aber un­ter­blie­be­ne Frist­set­zung des Käu­fers zur Nach­er­fül­lung ver­zich­tet wer­den darf, rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen in § 323 II BGB und § 440 BGB, in de­nen die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung für ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aus­nahms­wei­se ent­behr­lich ist, ab­schlie­ßend ge­re­gelt sind (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435 Rn. 31). Das zieht auch die Re­vi­si­on nicht in Zwei­fel.

[23]   2. Rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass ein sol­cher Aus­nah­me­tat­be­stand nicht ein­greift. Dass die Be­klag­te ei­ne vom Klä­ger ver­lang­te Nach­er­fül­lung ver­wei­gert hät­te (§ 323 II Nr. 1, § 440 Satz 1 Fall 1 BGB), macht die Re­vi­si­on nicht gel­tend. Auch nimmt sie die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts hin, die Nach­er­fül­lung sei nicht ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB fehl­ge­schla­gen. Sie meint aber, dem Klä­ger sei es im Hin­blick auf die Art der Man­gel­haf­tig­keit des Wohn­mo­bils, die die Be­fürch­tung we­cke, das Fahr­zeug wei­se wei­te­re, noch un­ent­deck­te Män­gel auf („Mon­tags­au­to“), ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, die Be­klag­te er­neut auf Nach­er­fül­lung in An­spruch zu neh­men. Mit die­sem Ein­wand dringt die Re­vi­si­on nicht durch.

[24]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt geht zu­tref­fend da­von aus, dass die mit dem Schlag­wort „Mon­tags­au­to“ be­zeich­ne­te Man­gel­haf­tig­keit ei­nes Fahr­zeugs im Ein­zel­fall ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB) ma­chen kann. Die Be­ur­tei­lung, ob die Nach­er­fül­lung dem Käu­fer auf­grund der be­son­de­ren Um­stän­de des Ein­zel­falls un­zu­mut­bar ist (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB), ob­liegt dem Tatrich­ter (Se­nat, Urt. v. 09.01.2008 – VI­II ZR 210/06, NJW 2008, 1371 Rn. 15). Sie ist das Er­geb­nis ei­ner wer­ten­den Be­trach­tung und kann vom Re­vi­si­ons­ge­richt nur dar­auf über­prüft wer­den, ob der Tatrich­ter die maß­geb­li­chen Tat­sa­chen voll­stän­dig und feh­ler­frei fest­ge­stellt und ge­wür­digt hat und ob er die all­ge­mein an­er­kann­ten Maß­stä­be be­rück­sich­tigt und rich­tig an­ge­wandt hat (Se­nat, Urt. v. 11.01.2006 – VI­II ZR 364/04, NJW 2006, 1585 Rn. 12 m. w. Nachw.; BGH, Urt. v. 15.09.2010 – XII ZR 188/08, NJW-RR 2011, 89 Rn. 9 [je­weils zum Be­griff der Un­zu­mut­bar­keit ge­mäß § 543 I BGB]).

[25]   b) Der Prü­fung an­hand die­ses Maß­stabs hält das Be­ru­fungs­ur­teil stand. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat das Be­ru­fungs­ge­richt die in­halt­li­che Be­deu­tung des Be­griffs „Mon­tags­au­to“ nicht of­fen­ge­las­sen, son­dern die hier­für maß­ge­ben­den Kri­te­ri­en zu­tref­fend her­aus­ge­ar­bei­tet und im An­schluss hier­an rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt, dass die Um­stän­de des Streit­fal­les ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen aus Sicht des Klä­gers nicht un­zu­mut­bar er­schei­nen las­sen.

[26]   aa) Ein Neu­fahr­zeug ist dann als „Mon­tags­au­to“ zu qua­li­fi­zie­ren, wenn der bis­he­ri­ge Ge­sche­hens­ab­lauf aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers bei wer­ten­der und pro­gnos­ti­scher Be­trach­tung die Be­fürch­tung recht­fer­tigt, es han­de­le sich um ein Fahr­zeug, das we­gen sei­ner auf her­stel­lungs­be­ding­ten Qua­li­täts­män­geln na­ment­lich auf schlech­ter Ver­ar­bei­tung be­ru­hen­den Feh­ler­an­fäl­lig­keit ins­ge­samt man­gel­haft ist und das auch zu­künf­tig nicht über län­ge­re Zeit frei von her­stel­lungs­be­ding­ten Män­geln sein wird (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276, 1277; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 983 f.). Ob die­se Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, hängt von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab. Re­gel­mä­ßig er­for­der­lich ist – wo­von auch die Re­vi­si­on aus­geht –, dass sich in­ner­halb ei­nes kür­ze­ren Zeit­raums ei­ne Viel­zahl her­stel­lungs­be­ding­ter – auch klei­ner – Män­gel zeigt, die ent­we­der wie­der­holt oder erst­mals auf­tre­ten (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276, 1277; KG, Urt. v. 27.07.2009 – 12 U 35/08, NJW-RR 2010, 706 f.; OLG Hamm, Urt. v. 26.02.2008 – 28 U 135/07, ju­ris Rn. 26; OLG Ros­tock, Beschl. v. 08.04.2008 – 1 U 65/08, DAR 2009, 204OLG Bam­berg, Urt. v. 10.04.2006 – 4 U 295/05, DAR 2006, 456; LG Zwei­brü­cken, Urt. v. 02.08.2004 – 1 O 274/03, ju­ris Rn. 33; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 984). Ent­schei­dend ist da­bei letzt­lich, ob bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung aus Sicht des Käu­fers das Ver­trau­en in ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Her­stel­lung des Fahr­zeugs durch die zu­ta­ge ge­tre­te­ne Feh­ler­an­fäl­lig­keit ernst­haft er­schüt­tert wor­den ist. Ist dies der Fall, ist ihm ei­ne Nach­er­fül­lung re­gel­mä­ßig nicht (mehr) zu­zu­mu­ten (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276, 1277; OLG Hamm, Urt. v. 26.02.2008 – 28 U 135/07, ju­ris Rn. 26; OLG Bam­berg, Urt. v. 10.04.2006 – 4 U 295/05, DAR 2006, 456; LG Zwei­brü­cken, Urt. v. 02.08.2004 – 1 O 274/03, ju­ris Rn. 33; LG Bonn, Urt. v. 21.10.2011 – 10 O 330/10, ju­ris Rn. 27). Lie­gen die­se Vor­aus­set­zun­gen nicht vor, kann ge­ge­be­nen­falls in Ver­bin­dung mit an­de­ren Um­stän­den, et­wa ei­ner Un­zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers oder we­gen ei­ner (ge­mes­sen an den Be­dürf­nis­sen des Käu­fers) zu lan­gen Dau­er der Nach­er­fül­lungs­ar­bei­ten, die Gren­ze zur Un­zu­mut­bar­keit über­schrit­ten sein.

[27]   bb) An­ders als die Re­vi­si­on meint, hat das Be­ru­fungs­ge­richt die­se Grund­sät­ze bei sei­ner Wür­di­gung be­ach­tet. Da­bei hat es bei sei­nen tra­gen­den Er­wä­gun­gen die an das Vor­han­den­sein ei­nes die Rechts­fol­gen des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB – oder des § 323 II Nr. 3 BGB – aus­lö­sen­den „Mon­tags­au­tos“ zu stel­len­den An­for­de­run­gen be­ach­tet. Es hat im Aus­gangs­punkt dar­auf ab­ge­stellt, ob ei­ne „Viel­zahl, ge­ge­be­nen­falls auch mehr oder we­ni­ger klei­ne­rer, her­stel­lungs­be­ding­ter De­fek­te“ vor­liegt, „die in ei­nem re­la­tiv kur­zen Zeit­raum“ auf­ge­tre­ten sind. An­schlie­ßend hat es ge­prüft, ob die vom Klä­ger vor­ge­tra­ge­ne Häu­fung von Män­geln auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der wei­te­ren Um­stän­de des Streit­falls, ins­be­son­de­re der Art und des Ge­wichts der ge­rüg­ten Män­gel, ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen un­zu­mut­bar macht.

[28]   Bei den von ihm an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen hat das Be­ru­fungs­ge­richt ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on nicht aus dem Blick ver­lo­ren, dass der ent­schei­den­de Ge­sichts­punkt für ei­ne Un­zu­mut­bar­keit ei­nes wei­te­ren Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens nach § 440 Satz 1 Fall 3 BGB die auf ei­ne zu­ta­ge ge­tre­te­ne be­son­de­re Feh­ler­an­fäl­lig­keit grün­den­de (be­rech­tig­te) Be­fürch­tung ist, das Fahr­zeug wer­de nie län­ge­re Zeit frei von her­stel­lungs­be­ding­ten Män­geln sein. Zwar hat das Be­ru­fungs­ge­richt die­sen As­pekt nicht aus­drück­lich er­wähnt. Es hat sich aber im recht­li­chen Aus­gangs­punkt er­sicht­lich an der zu­tref­fen­den Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276) ori­en­tiert, das die­sen As­pekt ein­ge­hend her­aus­ge­ar­bei­tet hat, und hat – bei ge­naue­rer Be­trach­tung – die­sen Prü­fungs­maß­stab auch bei der Be­ur­tei­lung der Fra­ge an­ge­legt, ob die vom Klä­ger vor­ge­tra­ge­nen Män­gel – un­ter­stellt sie la­gen tat­säch­lich vor und wa­ren schon bei Ge­fahr­über­gang (§ 434 I BGB) vor­han­den – ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen un­zu­mut­bar mach­ten. Die hier­ge­gen ge­rich­te­ten Ein­wän­de der Re­vi­si­on blei­ben oh­ne Er­folg.

[29]   (1) Nach Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist ein Neu­fahr­zeug der Lu­xus­klas­se, für das drei Mal Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung hin­sicht­lich drei­und­drei­ßig ge­rüg­ter Män­gel (zwan­zig + vier + neun) ge­ge­ben wor­den sei, bei dem zu­sätz­lich in Ei­gen­re­gie wei­te­re Män­gel be­ho­ben wor­den sei­en, das vier wei­te­re Ma­le ei­nem an­de­ren Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers zu Man­gel­be­sei­ti­gungs- und Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten über­ge­ben wor­den sei und bei dem zu­letzt vier­zehn neu auf­ge­tre­te­ne Män­gel (De­fek­te an der Na­vi­ga­ti­ons- und Fern­seh­an­la­ge nebst Sa­tel­li­ten­schlüs­sel blie­ben un­be­rück­sich­tigt) vor­ge­le­gen hät­ten, ob­jek­tiv und abs­trakt-ge­ne­rell be­trach­tet, al­so un­ab­hän­gig von et­wai­gen wei­te­ren Um­stän­den des Ein­zel­falls, als „Mon­tags­au­to“ ein­zu­stu­fen, bei dem ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen per se un­zu­mut­bar sei. Dar­an än­de­re auch der Um­stand nichts, dass ei­ne Be­sei­ti­gung der zu­letzt auf­ge­tre­te­nen Män­gel le­dig­lich ei­nen Kos­ten­auf­wand von et­wa 3 % des Kauf­prei­ses ver­ur­sa­chen wür­de.

[30]   (2) Ei­ne sol­che Aus­sa­ge lässt sich je­doch in die­ser All­ge­mein­heit nicht tref­fen. Die Re­vi­si­on lässt au­ßer Acht, dass sich nur auf­grund ei­ner um­fas­sen­den Wür­di­gung der ge­sam­ten Ein­zel­fal­l­um­stän­de ab­schlie­ßend be­ur­tei­len lässt, ob der Käu­fer ein „Mon­tags­au­to“ er­hal­ten hat und er sich des­we­gen oh­ne er­neu­tes Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen vom Kauf­ver­trag lö­sen kann. Es ist da­her nicht zu be­an­stan­den, dass das Be­ru­fungs­ge­richt das Vor­lie­gen ei­nes „Mon­tags­au­tos“ nicht schon im Hin­blick auf das ge­häuf­te Auf­tre­ten un­ge­wöhn­lich zahl­rei­cher Män­gel in­ner­halb ei­nes ver­gleichs­wei­sen kur­zen Zeit­raums be­jaht hat. Der Re­vi­si­on ist zwar zu­zu­ge­ben, dass die be­schrie­be­ne Häu­fung von Män­geln auf den ers­ten Blick ei­ne auch künf­tig zu be­fürch­ten­de her­stel­lungs­be­ding­te Feh­ler­an­fäl­lig­keit des Fahr­zeugs na­he­le­gen mag. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch rechts­feh­ler­frei dar­auf ab­ge­stellt, dass die­ser Um­stand auf­grund an­de­rer be­deut­sa­mer As­pek­te des Streit­falls ent­schei­dend an Ge­wicht ver­liert.

[31]   (a) Für das Be­ru­fungs­ge­richt war aus­schlag­ge­bend, dass es sich – nach sei­ner Wer­tung – bei den drei­und­drei­ßig ge­gen­über der Be­klag­ten im Zeit­raum von Mai 2009 bis März 2010 ge­rüg­ten Män­geln „im We­sent­li­chen“ um Pro­ble­me im Ba­ga­tell­be­reich mit le­dig­lich Läs­tig­keitscha­rak­ter han­del­te, die zu­dem über­wie­gend beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ab­ge­stellt wer­den konn­ten. Auch die im Rück­tritts­schrei­ben vom 01.04.2011 an­ge­führ­ten vier­zehn (ein er­neu­ter De­fekt an Na­vi­ga­ti­ons- und Fern­seh­an­la­ge bleibt – so auch die Re­vi­si­on – au­ßer Be­tracht) Män­gel, von de­nen der Klä­ger ei­nen Teil so­gar in Ei­gen­re­gie er­folg­reich be­sei­ti­gen konn­te (Män­gel an Nass­zel­le, den üb­ri­gen Sa­ni­tär­ein­rich­tun­gen so­wie an der Kühl­schrank­klap­pe), hat das Be­ru­fungs­ge­richt über­wie­gend dem Ba­ga­tell­be­reich zu­ge­ord­net.

[32]   (b) Dies ist aus re­vi­si­ons­recht­li­cher Sicht nicht zu be­an­stan­den, wenn man sich vor Au­gen führt, dass sich die im Zeit­raum von Mai 2009 bis März 2010 er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen et­wa auch auf ein Knar­ren der Sa­tel­li­ten­an­ten­ne beim Aus­fah­ren, auf Fle­cken in der Spü­le, auf schief sit­zen­de Ab­deck­kap­pen der Mö­bel­ver­bin­der, auf ei­ne man­gel­haf­te Chrom­kan­te der Mo­tor­rad­büh­ne und auf ei­ne mat­te La­ckie­rung am rech­ten Sei­ten­teil er­streck­ten und sich die Be­an­stan­dun­gen im Rück­tritts­schrei­ben vom 01.04.2011 un­ter an­de­rem auf Män­gel ähn­li­cher Qua­li­tät be­zo­gen, näm­lich auf ei­nen nicht bün­di­gen Ab­schluss der Ab­deck­kap­pen über den Ver­bin­dungs­schei­ben im Fahr­zeu­gin­nern und feh­len­de Ab­deck­kap­pen­stif­te, auf ein nicht bün­di­ges An­lie­gen der vor­de­ren Rad­lauf­ver­klei­dun­gen, auf ein man­gel­haf­tes Ver­dun­ke­lungs­rol­lo am vor­de­ren Sei­ten­fens­ter und auf ei­ne Ab­lö­sung des Le­ders im Be­reich der Gurt­durch­füh­rung am Fah­rer­sitz so­wie auf vom Klä­ger selbst be­sei­tig­te Män­gel an der Nass­zel­le, den üb­ri­gen Sa­ni­tär­ein­rich­tun­gen so­wie an der Kühl­schrank­klap­pe. Die Re­vi­si­on macht in die­sem Zu­sam­men­hang zwar gel­tend, es sei­en auch di­ver­se Män­gel auf­ge­tre­ten, die weit über den Ba­ga­tell­be­reich hin­aus­ge­gan­gen sei­en. Da­mit stellt sie aber nicht in Fra­ge, dass es sich bei der weit­aus über­wie­gen­den An­zahl der Män­gel, al­so – wie das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men hat – „im We­sent­li­chen“, um Ba­ga­tell­pro­ble­me han­delt, die nicht die tech­ni­sche Funk­ti­ons­tüch­tig­keit des Fahr­zeugs, son­dern die Op­tik und die Aus­stat­tung des Wohn­mo­bils be­tref­fen.

[33]   (c) Hin­sicht­lich der nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers zu­letzt noch vor­han­de­nen vier­zehn Män­gel (oh­ne Na­vi­ga­ti­ons- und Fern­seh­an­la­ge) hat das Be­ru­fungs­ge­richt er­gän­zend aus­ge­führt, dass die­se nicht nur im Ein­zel­nen, son­dern auch ins­ge­samt be­trach­tet die Stu­fe der Ge­ring­fü­gig­keit nicht über­schrei­ten dürf­ten, weil sich der hier­für er­for­der­li­che Kos­ten­auf­wand le­dig­lich auf et­wa 3 % des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses be­lau­fe. An­ders als die Re­vi­si­on meint, hat das Be­ru­fungs­ge­richt da­bei den As­pekt der Hö­he der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten nicht als ei­gen­stän­di­ges Kri­te­ri­um an­ge­se­hen, son­dern al­lein des­we­gen be­rück­sich­tigt, weil für die Fra­ge, ob ein be­heb­ba­rer Man­gel als ge­ring­fü­gig ein­stu­fen ist, auch beim ge­ho­be­nen Preis­seg­ment re­gel­mä­ßig das Ver­hält­nis zwi­schen Kauf­preis und Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ei­ne ent­schei­den­de Rol­le spielt (vgl. Se­nat, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 19 f.). Die in­so­weit an­ge­stell­ten Über­le­gun­gen dien­ten dem Be­ru­fungs­ge­richt letzt­lich nur da­zu, das Aus­maß und die Be­deu­tung der be­an­stan­de­ten Män­gel für den Klä­ger un­ter dem Kos­ten­as­pekt zu be­stim­men.

[34]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on, die dem Be­ru­fungs­ge­richt zur Last legt, ein un­taug­li­ches Kri­te­ri­um her­an­ge­zo­gen zu ha­ben, ste­hen die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zum Ver­hält­nis von Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand und ge­zahl­tem Kauf­preis nicht in Wi­der­spruch da­zu, dass es im Rah­men des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB letzt­lich al­lein aus­schlag­ge­bend dar­auf an­kommt, ob auf­grund der auf­ge­tre­te­nen Män­gel das Ver­trau­en des Klä­gers in ei­ne ins­ge­samt ord­nungs­ge­mä­ße Her­stel­lung des Fahr­zeugs ernst­haft er­schüt­tert ist. Denn ein sol­cher Ver­trau­ens­ver­lust setzt vor­aus, dass die bis­lang auf­ge­tre­te­nen Män­gel aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers ei­ne aus­rei­chen­de Grund­la­ge für die Be­fürch­tung bie­ten, das Fahr­zeug sei ins­ge­samt mit (im­mer wie­der auf­tre­ten­den oder noch nicht ent­deck­ten) Qua­li­täts­män­geln be­haf­tet und wer­de da­her auch in Zu­kunft nicht län­ge­re Zeit frei von her­stel­lungs­be­ding­ten Män­geln sein. Bei die­ser Be­ur­tei­lung spie­len Art, Aus­maß und Be­deu­tung der auf­ge­tre­te­nen Män­gel ei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Rah­men sei­ner an die­sen Maß­stä­ben aus­ge­rich­te­ten Ge­samt­be­wer­tung den ge­rüg­ten Män­geln in ver­tret­ba­rer tatrich­ter­li­cher Wür­di­gung nicht ein solch sym­pto­ma­ti­sches Ge­wicht bei­ge­mes­sen, dass al­lein hier­aus auf ei­ne dau­er­haf­te her­stel­lungs­be­ding­te Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs ge­schlos­sen wer­den könn­te (vgl. auch OLG Köln, Urt. v. 16.01.1992 – 12 U 151/91, NJW-RR 1992, 1147).

[35]   (d) Bei sei­nen tatrich­ter­li­chen Er­wä­gun­gen hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch den Um­stand be­rück­sich­tigt, dass der Klä­ger nicht nur im Zeit­raum von Mai 2009 bis März 2010 ge­gen­über der Be­klag­ten (min­des­tens) drei­und­drei­ßig Be­an­stan­dun­gen vor­ge­bracht hat, son­dern das Fahr­zeug in der Zeit von Mai 2010 bis De­zem­ber 2010 vier­mal zu ei­ner an­de­ren Ver­trags­händ­le­rin des Her­stel­lers in Re­pa­ra­tur ge­ge­ben hat. In­so­weit hat es zu­guns­ten des Klä­gers un­ter­stellt, dass al­le von ihm be­haup­te­ten Män­gel am Wohn­mo­bil vor­la­gen und auch schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den wa­ren. Au­ßer­dem hat es im Zu­sam­men­hang mit er­gän­zen­den Hilfs­er­wä­gun­gen aus­ge­führt, dass sich die Be­klag­te bei der Fra­ge, ob es sich beim Fahr­zeug des Klä­gers „ob­jek­tiv“ um ein „Mon­tags­au­to“ han­de­le, auch die Män­gel zu­rech­nen las­se müs­se, die (an­geb­lich) im Zeit­raum von Mai 2010 bis De­zem­ber 2010 auf­ge­tre­ten und von der Ver­trags­werk­statt D be­sei­tigt wor­den sei­en. Dass die in die­ser Zeit zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel ei­ne an­de­re Qua­li­tät oder ein an­de­res Aus­maß als die bis­he­ri­gen Be­an­stan­dun­gen auf­ge­wie­sen hät­ten, ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. Die Re­vi­si­on zeigt in­so­weit kei­nen über­gan­ge­nen Sach­vor­trag in den In­stan­zen auf.

[36]   (3) Schließ­lich hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ne Ent­schei­dung auch nicht auf Um­stän­de ge­stützt, die bei der Be­ur­tei­lung der Un­zu­mut­bar­keit ei­ner wei­te­ren Nach­er­fül­lung nicht be­rück­sich­ti­gungs­fä­hig wä­ren.

[37]   Der Re­vi­si­on ist zwar dar­in bei­zu­pflich­ten, dass das Be­ru­fungs­ge­richt von un­zu­tref­fen­den Be­wer­tungs­maß­stä­ben aus­geht, wenn es meint, auch beim – von ihm un­ter­stell­ten – Vor­lie­gen ei­nes „Mon­tags­au­tos“ sei dem Klä­ger ein wei­te­res Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen des­we­gen zu­zu­mu­ten, weil die Be­klag­te die im Zeit­raum von Mai 2010 bis De­zem­ber 2010 ge­rüg­ten Män­gel nicht ha­be ei­ner ei­ge­nen Prü­fung un­ter­zie­hen kön­nen und vor dem Rück­tritt nicht über den In­halt und den Um­fang der von der Ver­trags­werk­statt D durch­ge­führ­ten Ga­ran­tie­ar­bei­ten un­ter­rich­tet wor­den sei. Dies ver­hilft der Re­vi­si­on je­doch nicht zum Er­folg, denn die­se Er­wä­gun­gen sind nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich ge­wor­den. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die dies­be­züg­li­chen Über­le­gun­gen nur hilfs­wei­se an­ge­stellt. Es hat zu­nächst rechts­feh­ler­frei das Vor­lie­gen ei­nes „Mon­tags­au­tos“ ver­neint („der Se­nat ord­net das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug noch nicht als ‚Mon­tags­au­to‘ ein“) und an­schlie­ßend er­ör­tert, was zu gel­ten hät­te, wenn das Wohn­mo­bil als „Mon­tags­au­tos“ ein­zu­stu­fen wä­re („ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung der zu­letzt ge­rüg­ten Män­gel als Rück­tritts­vor­aus­set­zung war im vor­lie­gen­den Fall aber auch un­ab­hän­gig von den vor­ste­hen­den Über­le­gun­gen nicht ent­behr­lich“).

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