Die in ei­nem Kfz-Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung ent­hal­te­ne For­mu­lar­klau­sel, wo­nach der Lea­sing­neh­mer „zum Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ ver­pflich­tet ist, wenn das Fahr­zeug bei Ver­trags­en­de nicht „in ei­nem dem Al­ter und der ver­trags­ge­mä­ßen Fahr­leis­tung ent­spre­chen­den Er­hal­tungs­zu­stand, frei von Schä­den so­wie ver­kehrs- und be­triebs­si­cher“ zu­rück­ge­ge­ben wird, ist als Re­ge­lung über ei­nen – der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rung un­ter­lie­gen­den – lea­sing­ty­pi­schen Min­der­wert­aus­gleich mit Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on und nicht über ei­nen – der kur­zen Ver­jäh­rung un­ter­wor­fe­nen – Scha­dens­er­satz­an­spruch auf­zu­fas­sen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303; Urt. v. 18.05.2011 – VI­II ZR 260/10, NJW-RR 2011, 1625).

BGH, Ur­teil vom 14.11.2012 – VI­II ZR 22/12

Sach­ver­halt: Die kla­gen­de Lea­sing­ge­sell­schaft schloss mit der Be­klag­ten im Jahr 2007 zwei Lea­sing­ver­trä­ge über zwei Kraft­fahr­zeu­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung und ei­ner Ver­trags­dau­er von je­weils zwölf Mo­na­ten. Die den Ver­trä­gen zu­grun­de lie­gen­den Lea­sing­be­din­gun­gen für Ge­schäfts­fahr­zeu­ge in der Fas­sung vom 05.07.2004 (AGB-LV) se­hen un­ter IV. 1 fol­gen­de Re­ge­lung vor:

„Die Lea­sing­ra­ten, ei­ne ver­ein­bar­te Son­der­zah­lung und ei­ne Mehr­ki­lo­me­ter­be­las­tung nach Zif­fer 3 sind Ge­gen­leis­tung für die Ge­brauchs­über­las­sung des Fahr­zeugs.“

Wei­ter be­stim­men die Lea­sing­be­din­gun­gen un­ter XVI. zur Rück­ga­be der Fahr­zeu­ge un­ter an­de­rem Fol­gen­des:

„2. Bei Rück­ga­be muss das Fahr­zeug in ei­nem dem Al­ter und der ver­trags­ge­mä­ßen Fahr­leis­tung ent­spre­chen­den Er­hal­tungs­zu­stand, frei von Schä­den so­wie ver­kehrs- und be­triebs­si­cher sein. Nor­ma­le Ver­schleiß­spu­ren gel­ten nicht als Scha­den. Über den Zu­stand wird bei der Rück­ga­be ein ge­mein­sa­mes Pro­to­koll an­ge­fer­tigt und von bei­den Ver­trags­part­nern oder ih­ren Be­voll­mäch­tig­ten un­ter­zeich­net.

3. Bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs nach Ab­lauf der bei Ver­trags­schluss ver­ein­bar­ten Lea­sing-Zeit gilt fol­gen­de Re­ge­lung:

Ent­spricht das Fahr­zeug bei Ver­trä­gen oh­ne Ge­braucht­wa­gen­ab­rech­nung nicht dem Zu­stand ge­mäß Zif­fer 2 Ab­satz 1, ist der Lea­sing­neh­mer zum Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens ver­pflich­tet …“

Bei Rück­ga­be der Fahr­zeu­ge wur­de kein Über­ga­be­pro­to­koll er­stellt. Die Klä­ge­rin macht we­gen be­haup­te­ter Män­gel und Schä­den an den bei­den Fahr­zeu­gen An­sprü­che auf Aus­gleich des Min­der­werts in Hö­he von 1.852,40 € net­to (Fahr­zeug 1) bzw. 1.445 € net­to (Fahr­zeug 2) gel­tend. Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob die­se An­sprü­che Teil des ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruchs oder als – ei­ner kür­ze­ren Ver­jäh­rungs­frist un­ter­wor­fe­ne – Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ein­zu­stu­fen sind.

Das Amts­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist oh­ne Er­folg ge­blie­ben; ih­re Re­vi­si­on war er­folg­reich.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Ein als ver­trag­li­cher Er­fül­lungs­an­spruch aus­ge­stal­te­ter An­spruch auf Aus­gleich des Min­der­werts ste­he der Klä­ge­rin schon man­gels ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung ei­nes sol­chen An­spruchs nicht zu. Ab­schnitt XVI. Nr. 3 der Lie­fer­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin (AGB-LV) re­ge­le nur ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz. Dem dort auf­ge­führ­ten Pas­sus „zum Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens ver­pflich­tet“ las­se sich nicht im We­ge der Aus­le­gung oder der Um­deu­tung die Ver­ein­ba­rung ei­nes Er­fül­lungs­an­spruchs ent­neh­men.

[8]    Schon die Wort­wahl des von der fach­kun­di­gen Klä­ge­rin un­ter In­an­spruch­nah­me ju­ris­ti­scher Be­ra­tung ent­wor­fe­nen Ver­trags­for­mu­lars sei ein­deu­tig. Dort sei die Re­de von „Scha­dens­er­satz“ und nicht von „Aus­gleich des Min­der­werts“. Dem ent­spre­che auch die mit „Lea­sing-Ent­gel­te und sons­ti­ge Kos­ten“ über­schrie­be­nen Re­ge­lung un­ter IV. (Nr. 1) AGB-LV, in der ein Min­der­wert­aus­gleich nicht er­wähnt sei. Nach der von der Klä­ge­rin ge­wähl­ten Ver­trags­kon­struk­ti­on sei der Min­der­wert­aus­gleichs­an­spruch nicht Teil des ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruchs, son­dern ein ei­gen­stän­di­ger Scha­dens­er­satz­an­spruch.

[9]    Die­se kla­re ver­trag­li­che Re­ge­lung sei kei­ner an­de­ren Aus­le­gung zu­gäng­lich. Die ver­wen­de­te For­mu­lie­rung sei nach dem Vor­brin­gen der Klä­ge­rin be­wusst aus­ge­wählt wor­den; sie ha­be sich an­stel­le des von den VDA-Mus­ter­be­din­gun­gen vor­ge­se­he­nen Be­griffs „Min­der­wert“ für die bes­ser ver­ständ­li­che Be­zeich­nung „Scha­dens­er­satz“ ent­schie­den. Auf die zu ähn­li­chen Lea­sing­ver­trä­gen er­gan­ge­ne höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung kön­ne nur be­grenzt zu­rück­ge­grif­fen wer­den, da letzt­lich der kon­kret ge­schlos­se­ne Ver­trag zu be­ur­tei­len sei. Dies gel­te auch für die vom BGH in sei­ner Ent­schei­dung vom 18.05.2011 (VI­II ZR 260/10) an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen zur um­satz­steu­er­li­chen Be­ur­tei­lung von mit den streit­ge­gen­ständ­li­chen Klau­seln wört­lich über­ein­stim­men­den Lea­sing­be­din­gun­gen. Denn es sei nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass den Par­tei­en bei Ver­trags­schluss die­se Recht­spre­chung des BGH be­kannt ge­we­sen sei und die Ver­trä­ge da­her ein­deu­tig in dem Sin­ne aus­zu­le­gen sei­en, dass die ver­ein­bar­te Pflicht zur Er­stat­tung des Scha­dens als Ver­ein­ba­rung ei­nes ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruchs an­zu­se­hen sei. All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen sei­en nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn so aus­zu­le­gen, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wür­den, wo­bei die Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sei­en.

[10]   Ge­mes­sen dar­an feh­le es an ei­ner Grund­la­ge für ei­ne Aus­le­gung ge­gen Sys­te­ma­tik und Wort­laut der bei­den Ver­trä­ge. Es ent­spre­che dem ju­ris­ti­schen Ver­ständ­nis ei­nes Kun­den, dass er für die Be­nut­zung des Fahr­zeugs Lea­sing­ra­ten zu ent­rich­ten ha­be und in den Fäl­len, in de­nen er „et­was ka­putt ma­che“, Scha­dens­er­satz zah­len müs­se. Der Sa­che nach han­de­le es sich hier­bei um ei­nen klas­si­schen Scha­dens­er­satz­an­spruch. Denn der Lea­sing­neh­mer ver­ur­sa­che Schä­den am Ei­gen­tum des Lea­sing­ge­bers und kom­me sei­ner Pflicht zur Rück­ga­be in ei­nem ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand nicht nach.

[11]   Gin­ge man gleich­wohl da­von aus, dass die Klau­sel ei­ne an­de­re Deu­tung zu­lie­ße, än­der­te dies an der Ein­ord­nung als Scha­dens­er­satz­an­spruch nichts, denn in die­sem Fall kä­me zu­guns­ten des Kun­den die Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 305c II BGB zur An­wen­dung.

[12]   Da­mit al­lein in Be­tracht kom­men­de Scha­dens­er­satz­an­sprü­che der Klä­ge­rin be­stün­den eben­falls nicht. Die­se schei­ter­ten schon dar­an, dass der Klä­ge­rin kein Scha­den ent­stan­den sei. Auch oh­ne Be­rück­sich­ti­gung ei­nes Min­der­wert­aus­gleichs sei die ihr zu­ste­hen­de Voll­amor­ti­sa­ti­on im Hin­blick dar­auf er­reicht, dass sie ne­ben der ver­ein­bar­ten Son­der­zah­lung und den Lea­sing­ra­ten vom Händ­ler oder Her­stel­ler den vor­her fest­ge­leg­ten Rest­kauf­preis er­hal­te. Ab­schnitt XVI. Nr. 3 AGB-LV se­he in­so­weit vor, dass kein Scha­dens­er­satz zu leis­ten sei, wenn die Klä­ge­rin von an­de­rer Sei­te Ent­schä­di­gung er­hal­ten ha­be. Zu­dem sei­en mög­li­che Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ver­jährt. Vor­lie­gend kom­me die Ver­jäh­rungs­re­ge­lung des § 548 BGB zur An­wen­dung. Die da­nach maß­geb­li­che Ver­jäh­rungs­frist von sechs Mo­na­ten ha­be mit der Rück­ga­be der Lea­sing­fahr­zeu­ge am 22.08.2008 zu lau­fen be­gon­nen und sei vor dem am 07.08.2009 be­an­trag­ten Er­lass ei­nes Mahn­be­scheids längst ver­stri­chen ge­we­sen.

[13]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Er­satz des Wert­ver­lusts, der auf ei­ne über nor­ma­le Ver­schleiß­er­schei­nun­gen hin­aus­ge­hen­de Ver­schlech­te­rung der ge­leas­ten Fahr­zeu­ge zu­rück­zu­füh­ren ist, nicht ver­neint wer­den. An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, han­delt es sich bei dem un­ter XVI. Nr. 3 der All­ge­mei­nen Lie­fer­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin für den Fall der Rück­ga­be der Lea­sing­fahr­zeu­ge in ei­nem ver­trags­wid­ri­gen Er­hal­tungs­zu­stand vor­ge­se­he­nen An­spruch auf „Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ nicht um ei­nen – der kur­zen Ver­jäh­rung un­ter­lie­gen­den – Scha­dens­er­satz­an­spruch, son­dern um ei­nen ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch.

[14]   1. Die Aus­le­gung der un­ter XVI. Nr. 3 AGB-LV ge­trof­fe­nen Re­ge­lung un­ter­liegt der un­ein­ge­schränk­ten re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung. Nach der Recht­spre­chung des BGH, an die der Ge­setz­ge­ber bei der Neu­fas­sung des § 545 I ZPO an­ge­knüpft hat, sind All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen wie re­vi­si­ble Rechts­nor­men zu be­han­deln und in­fol­ge­des­sen vom Re­vi­si­ons­ge­richt frei aus­zu­le­gen, da bei ih­nen un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob sie über den räum­li­chen Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts hin­aus Ver­wen­dung fin­den, ein Be­dürf­nis nach ein­heit­li­cher Hand­ha­bung be­steht (Se­nat, Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, NJW 2011, 2643 Tz. 20 m. w. Nachw.). Die re­vi­si­ons­recht­li­che Prü­fung führt zu ei­ner von der Deu­tung des Be­ru­fungs­ge­richts ab­wei­chen­den Aus­le­gung der Klau­sel un­ter XVI. Nr. 3 AGB-LV.

[15]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zwar im An­satz­punkt zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen sind, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Krei­se ver­stan­den wer­den (Se­nat, Urt. v. 09.05.2001 – VI­II ZR  208/00, NJW 2001, 2165 [un­ter II 2a]; BGH, Urt. v. 08.11.2002 – V ZR 78/02, WM 2003, 1241 [un­ter II 2b]; Urt. v. 17.11.2011 – III ZR 234/10, WM 2012, 70 Tz. 20; je­weils m. w. Nachw.). Hier­bei ist auf die Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders und auf die ty­pi­sier­ten In­ter­es­sen des Ver­wen­ders und sei­ner Ver­trags­part­ner ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 08.11.2002 – V ZR 78/02, WM 2003, 1241 [un­ter II 2b] m. w. Nachw.).

[16]   Das Be­ru­fungs­ge­richt ist je­doch zu sehr am Wort­laut der Klau­sel un­ter XVI. Nr. 3 AGB-LV haf­ten ge­blie­ben und hat sich den Blick da­für ver­stellt, dass die For­mu­lie­rung „Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ in An­be­tracht der ge­wähl­ten Ver­trags­kon­struk­ti­on da­hin zu deu­ten ist, dass hier­mit nicht ei­ne – auf der Se­kun­dä­re­be­ne an­ge­sie­del­te – Scha­dens­er­satz­haf­tung, son­dern ein An­spruch auf Min­der­wert­aus­gleich an­ge­spro­chen ist, der Be­stand­teil des Er­fül­lungs­an­spruchs des Lea­sing­ge­bers ist. Da­bei hat das Be­ru­fungs­ge­richt ins­be­son­de­re die ty­pi­sche In­ter­es­sen­la­ge bei Kraft­fahr­zeug-Lea­sing­ver­trä­gen mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung und die hier­aus re­sul­tie­ren­de lea­sing­ty­pi­sche Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on ei­nes Min­der­wert­aus­gleichs ver­kannt.

[17]   Bi sol­chen Ver­trä­gen han­delt es sich um ei­nen be­son­de­ren Ty­pus von Lea­sing­ge­schäf­ten, bei de­nen für die ge­sam­te Ver­trags­dau­er, ggf. auf­ge­teilt in Zeit­ab­schnit­ten (Mo­nat, Jahr), ei­ne be­stimm­te Ki­lo­me­ter­leis­tung des über­las­se­nen Fahr­zeugs ver­ein­bart wird. Auch wenn der Lea­sing­neh­mer bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs nach Ver­trags­ab­lauf nicht zum Rest­wert­aus­gleich ver­pflich­tet ist, zielt der Kraft­fahr­zeug-Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung gleich­wohl ins­ge­samt dar­auf ab, dass der Lea­sing­ge­ber bei plan­mä­ßi­gem Ver­trags­ab­lauf die vol­le Amor­ti­sa­ti­on des zum Er­werb des Fahr­zeugs ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals ein­schließ­lich des kal­ku­lier­ten Ge­winns er­langt (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2b]; Urt. v. 24.04.1996& – VI­II ZR 150/95, NJW 1996, 2033 [un­ter II 1b bb]; Urt. v. 11.03.1998 – VI­II ZR 205/97, NJW 1998, 1637 [un­ter II 2a]). Der An­spruch des Lea­sing­ge­bers auf Amor­ti­sa­ti­on sei­nes An­schaf­fungs- und Fi­nan­zie­rungs­auf­wands (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.01.1986 – VI­II ZR 318/84, BGHZ 97, 65 [72]) wird im We­ge der „Misch­kal­ku­la­ti­on“ durch die vom Lea­sing­neh­mer ge­schul­de­ten Zah­lun­gen und durch Ver­wer­tung des Lea­sing­fahr­zeugs nach Ver­trags­ab­lauf er­reicht, für des­sen ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand der Lea­sing­neh­mer ein­zu­ste­hen hat (Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2b]; Urt. v. 24.04.1996 – VI­II ZR 150/95, NJW 1996, 2033 [un­ter II 1b bb]; Urt. v. 11.03.1998 – VI­II ZR 205/97, NJW 1998, 1637 [un­ter II 2a]).

[18]   Bei die­sem Ge­schäfts­mo­dell schul­det der Lea­sing­neh­mer dem Lea­sing­ge­ber da­her als Ge­gen­leis­tung für die Ge­brauchs­über­las­sung nicht nur die ver­ein­bar­ten Lea­sing­ra­ten nebst ei­ner et­wai­gen bei Ver­trags­be­ginn zu ent­rich­ten­den Son­der­zah­lung, son­dern auch ei­nen Aus­gleich in Geld für ge­fah­re­ne Mehr­ki­lo­me­ter und – zur Kom­pen­sa­ti­on even­tu­el­ler Schä­den oder Män­gel am Fahr­zeug – Er­satz des Min­der­werts des Lea­sing­fahr­zeugs bei Rück­ga­be in nicht ver­trags­ge­mä­ßem Zu­stand (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2b]; Urt. v. 14.07.2004 – VI­II ZR 367/03, NJW 2004, 2823 [un­ter II 2a bb]). Letz­te­res folgt dar­aus, dass in An­be­tracht der nach der Ver­trags­ge­stal­tung be­zweck­ten Voll­amor­ti­sa­ti­on der An­spruch des Lea­sing­ge­bers auf Er­satz des Min­der­werts bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs in ver­trags­wid­ri­gem Zu­stand des­sen An­spruch auf Rück­ga­be des Fahr­zeugs in ei­nem ver­trags­ge­rech­ten Er­hal­tungs­zu­stand gleich­zu­stel­len ist. Für den Lea­sing­ge­ber ist es in­so­weit un­er­heb­lich, ob er das Fahr­zeug in ei­nem ver­trags­ge­rech­ten oder in ei­nem schlech­te­ren Zu­stand zu­rück­er­hält, weil der hier­durch ver­ur­sach­te Min­der­wert durch ei­ne Zah­lung des Lea­sing­neh­mers in ent­spre­chen­der Hö­he aus­ge­gli­chen wird (Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2c]). Da­mit kommt in die­sem Zu­sam­men­hang nicht nur dem Zeit­wert des zu­rück­ge­ge­be­nen Lea­sing­fahr­zeugs, son­dern auch dem vom Lea­sing­neh­mer ge­schul­de­ten Min­der­wert­aus­gleich die lea­sing­ty­pi­sche Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on zu (Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2b]). Aus die­sem Grund han­delt es sich nicht um ei­nen Er­satz­an­spruch i. S. des § 548 BGB, son­dern um ei­nen von die­ser Vor­schrift nicht er­fass­ten ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch (Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [zu § 558 BGB a.F.]; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 18.05.2011 – VI­II ZR 260/10, NJW-RR 2011, 1625 Tz. 15 ff.).

[19]   b) Das be­schrie­be­ne, für Kraft­fahr­zeug-Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung ty­pi­sche Ver­trags­mo­dell liegt auch den zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trä­gen zu­grun­de. Sie se­hen für ei­ne Lauf­zeit von zwölf Mo­na­ten ei­ne Ge­samt­fahr­leis­tung von 12.500 Ki­lo­me­tern und hier­auf ab­ge­stimm­te Lea­sing­ra­ten so­wie ei­ne zu Ver­trags­be­ginn zu leis­ten­de Son­der­zah­lung von 6.000 € vor. Für even­tu­el­le Mehr- oder Min­der­ki­lo­me­ter soll ein Aus­gleich in Geld er­fol­gen (Ab­schnitt IV. Nr. 3 AVB-LV). Ge­gen ei­ne über­mä­ßi­ge Ab­nut­zung oder sons­ti­ge Schä­den des Fahr­zeugs ist die Klä­ge­rin durch die Re­ge­lun­gen in XVI. Nr. 2 und Nr. 3 AGB-LV ge­schützt. Das je­wei­li­ge Lea­sing­fahr­zeug muss bei Rück­ga­be „in ei­nem dem Al­ter und der ver­trags­ge­mä­ßen Fahr­leis­tung ent­spre­chen­den Er­hal­tungs­zu­stand, frei von Schä­den so­wie ver­kehrs- und be­triebs­si­cher“ sein (XVI. Nr. 2 AGB-LV). Ent­spricht das Fahr­zeug nicht die­sem Zu­stand, ist der Lea­sing­neh­mer „zum Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ ver­pflich­tet (XVI. Nr. 3 AGB-LV). Auch im Streit­fall tritt al­so der An­spruch auf Er­satz des durch Rück­ga­be in ei­nem schlech­te­ren Zu­stand ein­tre­ten­den Wert­ver­lusts an die Stel­le des An­spruchs auf Rück­ga­be in ord­nungs­ge­mä­ßem Zu­stand und dient da­her der Er­fül­lung der lea­sing­ty­pi­schen Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on.

[20]   Dem steht, an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, auch nicht der Um­stand ent­ge­gen, dass der ge­nann­te An­spruch nicht in Ab­schnitt IV. Nr. 1 AGB-LV ge­nannt ist, in dem aus­ge­führt wird, dass „die Lea­sing-Ra­ten, ei­ne ver­ein­bar­te Son­der­zah­lung und ei­ne Mehr­ki­lo­me­ter­be­las­tung … Ge­gen­leis­tung für die Ge­brauchs­über­las­sung des Fahr­zeugs“ sind, son­dern Ge­gen­stand ei­ner ge­son­der­ten Re­ge­lung (hier Ab­schnitt XVI. Nr. 3 i. V. mit Ab­schnitt IV. Nr. 6 AGB-LV) ist (vgl. auch Se­nat, Urt. v. 14.07.2004 – VI­II ZR 367/03, NJW 2004, 2823 [un­ter II 2a bb]; Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2a]). Dass die­ser An­spruch in den Lea­sing­be­din­gun­gen nicht von vorn­her­ein als Teil der ge­schul­de­ten Ge­gen­leis­tung be­zeich­net wird, be­ruht al­lein dar­auf, dass in ers­ter Li­nie die Rück­ga­be des Fahr­zeugs in ord­nungs­ge­mä­ßem Er­hal­tungs­zu­stand und nur er­satz­wei­se – bei Rück­ga­be in ver­trags­wid­ri­gem Zu­stand – Er­satz des da­durch ein­ge­tre­te­nen Min­der­werts ge­schul­det ist.

[21]   c) Nach al­le­dem ist die un­ter XVI. Nr. 3 AGB-LV ge­re­gel­te Ver­pflich­tung zum „Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ – an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint – als Re­ge­lung über ei­nen lea­sing­ty­pi­schen Min­der­wert­aus­gleich mit Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on und nicht über ei­nen – der kur­zen Ver­jäh­rung un­ter­wor­fe­nen – Scha­dens­er­satz­an­spruch auf­zu­fas­sen. Dar­an än­dert auch der Um­stand nichts, dass in den Lea­sing­be­din­gun­gen ent­ge­gen der üb­li­chen Wort­wahl nicht von „Aus­gleich des Min­der­werts“, son­dern von „Er­satz des ent­spre­chen­den Scha­dens“ die Re­de ist. Der Sa­che nach han­delt es sich bei die­sen For­mu­lie­run­gen um Be­schrei­bun­gen des­sel­ben Tat­be­stands. Min­der­wert und Scha­den sind da­her in die­sem Zu­sam­men­hang syn­ony­me Be­grif­fe. Glei­ches gilt für die Be­grif­fe „Aus­gleich“ und „Er­satz“ (vgl. auch OLG Brau­schweig, Urt. v. 20.03.2012 – 7 U 20/11). Nicht die Be­zeich­nung als Min­der­wert­aus­gleich ist da­her für die Ein­ord­nung als lea­sing­ty­pi­scher Er­fül­lungs­an­spruch ent­schei­dend, son­dern der Um­stand, dass die­ser An­spruch auf­grund sei­ner lea­sing­ty­pi­schen Amor­ti­sa­ti­ons­funk­ti­on in wirt­schaft­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht als ver­trag­li­cher Er­fül­lungs­an­spruch zu cha­rak­te­ri­sie­ren ist. Er un­ter­liegt so­mit nicht der kur­zen Ver­jäh­rung gem. § 548 I BGB, son­dern der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rung nach §§ 195, 199 BGB (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.03.2000 – VI­II ZR 177/99, NJW-RR 2000, 1303 [un­ter II 2c]).

[22]   d) Da die ge­bo­te­ne, an der lea­sing­ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge aus­ge­rich­te­te Aus­le­gung da­zu führt, dass die Par­tei­en mit der Ein­be­zie­hung der Re­ge­lung in XVI. Nr. 3 AGB-LV in die ab­ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trä­ge ein­deu­tig ei­nen An­spruch auf Min­der­wert­aus­gleich und da­mit ei­nen ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch ver­ein­bart ha­ben, ist für die Vor­schrift des § 305c II BGB, wo­nach im Zwei­fels­fall der­je­ni­gen Aus­le­gung der Vor­zug zu ge­ben ist, die zum Vor­teil des Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders wirkt, kein Raum. Die An­wen­dung der Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 305c II BGB setzt näm­lich vor­aus, dass die Klau­sel nach ih­rem Wort­laut un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­res nach ver­stän­di­ger Wür­di­gung zu er­mit­teln­den Sinn und Zwecks ob­jek­tiv mehr­deu­tig ist und die Mehr­deu­tig­keit nicht be­sei­tigt wer­den kann, so­dass nach Aus­schöp­fung der in Be­tracht kom­men­den Aus­le­gungs­mög­lich­kei­ten er­heb­li­che Zwei­fel und min­des­tens zwei un­ter­schied­li­che Aus­le­gun­gen ver­tret­bar blei­ben (st. Rspr.; vgl. Se­nat, Urt. v. 04.07.1990 – VI­II ZR 288/89, BGHZ 112, 65 [68 f.] – zur Vor­gän­ger­re­ge­lung in § 5 AGBG). Sol­che Un­klar­hei­ten be­ste­hen – wie vor­ste­hend aus­ge­führt – hier nicht.

[23]   3. Das Be­ru­fungs­ge­richt hät­te da­her die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che nicht mit der Be­grün­dung ver­nei­nen dür­fen, ein ver­trag­li­cher Er­fül­lungs­an­spruch auf Min­der­wert­aus­gleich sei nicht ver­ein­bart wor­den. Die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO).

[24]   a) An­ders als dies in dem die amts­ge­richt­li­che Ent­schei­dung bil­li­gen­den Be­ru­fungs­ur­teil an­klingt, schei­tert der vor­lie­gend gel­tend ge­mach­te Er­fül­lungs­an­spruch nicht dar­an, dass die Klä­ge­rin we­der ih­ren kal­ku­lier­ten Rest­wert noch den er­ziel­ba­ren Rest­wert of­fen­ge­legt hat. Denn bei ei­nem Fahr­zeug-Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung fin­det ei­ne Rest­wertab­rech­nung nicht statt (Se­nat, Urt. v. 14.07.2004 – VI­II ZR 367/03, NJW 2004, 2823 [un­ter II 2a bb]). Die mit ei­nem sol­chen Ver­trag be­zweck­te Voll­amor­ti­sa­ti­on des Auf­wands des Lea­sing­ge­bers baut nicht auf ei­ner Rest­wertab­rech­nung auf. Für die Fra­ge, ob ein Er­fül­lungs­an­spruch auf Min­der­wert­aus­gleich be­steht, sind da­her we­der der in­tern kal­ku­lier­te noch der tat­säch­lich er­ziel­te Ver­wer­tungs­er­lös von Be­lang. Auf den von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung an­ge­spro­che­nen As­pekt, dass die Klä­ge­rin ei­nen von vorn­her­ein fest­ge­leg­ten Rest­kauf­preis vom Händ­ler oder Her­stel­ler er­hal­te, kommt es in die­sem Zu­sam­men­hang folg­lich nicht an.

[25]   b) Die für den Er­fül­lungs­an­spruch gel­ten­de re­gel­mä­ßi­ge Ver­jäh­rungs­frist des § 195 BGB be­gann gem.§ 199 I BGB mit Ab­lauf des Jah­res 2008 zu lau­fen und wur­de durch die am 07.08.2009 er­folg­te Ein­rei­chung des An­trags auf Er­lass des am 12.08.2009 zu­ge­stell­ten Mahn­be­scheids (§ 167 ZPO) ge­hemmt (§ 204 I Nr. 3 BGB).

[26]   III. Nach al­le­dem hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die Sa­che ist nicht zur Ent­schei­dung reif, da das Be­ru­fungs­ge­richt bis­lang kei­ne Fest­stel­lun­gen zu dem von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Wert­ver­lust der bei­den Fahr­zeu­ge ge­trof­fen hat. Sie ist da­her an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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