1. Der Käu­fer darf die An­ga­be ei­nes ge­werb­li­chen Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, ein Fahr­zeug wei­se ei­nen re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den auf, je­den­falls dann so ver­ste­hen, dass es sich um ei­nen fach­ge­recht re­pa­rier­ten Vor­scha­den han­delt, wenn das Fahr­zeug zu­gleich als „sehr ge­pflegt“ und „lü­cken­los scheck­heft­ge­pflegt“ be­wor­ben wird.
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, der un­fall­be­ding­te Vor­schä­den ei­nes Fahr­zeugs kennt, ist zu ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ge­hal­ten. Un­ter­lässt er die­se, oh­ne den Käu­fer dar­auf hin­zu­wei­sen, dass er die Un­ter­su­chung nicht vor­ge­nom­men hat oder man­gels Sach­kun­de nicht vor­neh­men konn­te, kann dies den Vor­wurf ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung be­grün­den.

KG, Ur­teil vom 01.09.2011 – 8 U 42/10

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges und Scha­dens­er­satz in An­spruch.

Die Par­tei­en schlos­sen am 13.02.2009 ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz A 160 Ele­gan­ce (Bau­jahr 2001). In dem Ver­trag ist ver­merkt: „re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den im Front- und Heck­be­reich“; au­ßer­dem wur­de die Haf­tung der Be­klag­ten für Sach­män­gel aus­ge­schlos­sen.

Mit Schrei­ben vom 09.04.2009 er­klär­te die Klä­ge­rin die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung und zu­gleich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te Scha­dens­er­satz.

Sie be­haup­tet, dass der Ver­käu­fer der Be­klag­ten bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs er­klärt ha­be, die­ses ha­be nur ei­nen ge­ring­fü­gi­gen Un­fall­scha­den er­lit­ten, der ei­ner au­to­ri­sier­ten Fach­werk­statt voll­um­fäng­lich be­sei­tigt wor­den sei. Be­reits nach et­wa 680 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern ha­be sie, die Klä­ge­rin, ei­ne Be­schä­di­gung des Ge­trie­be­öl­kreis­laufs be­merkt. Sei­tens der des­halb kon­sul­tier­ten Fach­werk­statt sei ihr mit­ge­teilt wor­den, dass die wei­te­re Nut­zung des Fahr­zeugs un­wei­ger­lich zu ei­ner Zer­stö­rung des Mo­tors füh­ren wer­de. Bei der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ha­be ein von ihr be­auf­trag­ter Sach­ver­stän­di­ger fest­ge­stellt, dass das Fahr­zeug ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den im Be­reich der Fahr­zeug­front und ei­nen er­heb­li­chen Vor­scha­den im Be­reich des Fahr­zeug­hecks auf­ge­wei­se, der nur zum Teil und nicht sach- und fach­ge­recht be­sei­tigt wor­den sei. Am Fahr­zeug sei­en Rest­ver­for­mun­gen und Rest­schä­den vor­han­den; der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand be­lau­fe sich auf 9.177,96 €.

Das Land­ge­richt (LG Ber­lin, Urt. v. 25.02.2010 – 31 O 334/09) hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, dass an­ge­sichts des aus­drück­li­chen Hin­wei­ses auf ei­nen Un­fall­scha­den im Kauf­ver­trag ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung nur vor­lä­ge, wenn der Ver­käu­fer der Be­klag­ten R ins Blaue hin­ein un­rich­ti­ge An­ga­ben zur Schwe­re des Un­fall­scha­dens und des­sen Re­pa­ra­tur ge­macht hät­te. Die Kam­mer sei in­des nach der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me nicht da­von über­zeugt, dass R den Un­fall­scha­den als ge­ring­fü­gig ba­ga­tel­li­siert und als voll­um­fäng­lich be­sei­tigt be­schrie­ben ha­be. Der von der Klä­ge­rin er­klär­te Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sei schon des­halb un­wirk­sam, weil die Klä­ge­rin der Be­klag­ten kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be. Sie ha­be die Be­klag­te näm­lich, be­vor sie den Rück­tritt er­klärt ha­be, we­der zu ei­ner – auch bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­se­nen – Er­satz­lie­fe­rung auf­ge­for­dert, noch ha­be die Klä­ge­rin ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs ver­langt. Ei­ne Frist­set­zung sei auch nicht nach § 440 Satz 1 BGB ent­behr­lich ge­we­sen. Denn die Klä­ge­rin ha­be nach ih­rem ei­ge­nen Vor­trag ein fach­ge­recht re­pa­rier­tes Un­fall­fahr­zeug er­wer­ben wol­len, so­dass ihr ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur des Un­fall­scha­dens nicht un­zu­mut­bar ge­we­sen sei.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te größ­ten­teils Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ge­rin ste­hen die ver­folg­ten Zah­lungs­an­sprü­che zu.

a) Die mit Schrei­ben vom 09.04.2009 er­klär­te An­fech­tung des Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ist ge­mäß § 123 BGB wirk­sam, oh­ne dass es auf die vom Land­ge­richt zum Ge­gen­stand der Be­weis­auf­nah­me ge­mach­te Be­haup­tung der Klä­ge­rin an­kommt, die Be­klag­te ha­be ei­ne be­stimm­te po­si­ti­ve Qua­li­tät der Re­pa­ra­tur­aus­füh­rung münd­lich zu­ge­sagt.

Das zum Preis von 8.490 € er­wor­be­ne Fahr­zeug weist nach dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen H vom 30.05.2011 er­heb­li­che Un­fall­schä­den im Front- und Heck­be­reich auf, die nicht fach­ge­recht be­ho­ben wur­den und de­ren fach­ge­rech­te Be­he­bung Kos­ten von min­des­tens 9.177,96 € brut­to ver­ur­sa­chen wür­de. Fer­ner hat der Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt, dass die Un­fach­ge­recht­heit der Re­pa­ra­tur bei ei­ner äu­ßer­li­chen In­au­gen­schein­nah­me durch ei­nen Kfz-Händ­ler an­hand di­ver­ser An­zei­chen (un­re­gel­mä­ßi­ge Spalt­ma­ße, be­helfs­mä­ßi­ge Re­pa­ra­tur ei­nes Kot­flü­gels, Schlei­fen und be­helfs­mä­ßi­ge Be­fes­ti­gung der Heck­klap­pen­ver­klei­dung u. A.) fest­stell­bar sei. Die Fest­stel­lun­gen sind von der Be­klag­ten nicht an­ge­grif­fen wor­den.

Im Kauf­ver­trag ist ver­merkt: „re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den im Front- und Heck­be­reich“.

Da­nach hat die Be­klag­te die Klä­ge­rin auf zwei We­gen arg­lis­tig ge­täuscht:

aa) Arg­lis­tig han­delt zu­nächst der Ver­käu­fer, der ver­trags­we­sent­li­che Er­klä­run­gen oh­ne hin­rei­chen­de Er­kennt­nis­grund­la­ge „ins Blaue hin­ein“ ab­gibt (s. BGH, Urt. v. 25.03.1998 – VI­II ZR 185/96, NJW 1998, 2360 [2361]; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 Rn. 13; Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382 = NJW 1975, 642 [645]). Das war hier der Fall.

Die feh­len­de Fach­ge­recht­heit ei­ner Re­pa­ra­tur ei­nes Un­fall­scha­dens stellt ei­nen Man­gel des Ge­braucht­wa­gens dar (vgl. BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 = NJW 2009, 2807 Rn. 16; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 20) und kann ei­ne Arg­lis­t­haf­tung des Ver­käu­fers be­grün­den (vgl. OLG Ros­tock, Urt. v. 09.07.2003 – 6 U 38/02, OLG-NL 2004, 73; OLG Ko­blenz, Urt. v. 18.05.2000 – 5 U 1928/98, ju­ris; OLG Köln, Urt. v. 13.03.2001 – 3 U 173/00, OLGR 2001, 233; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 29.12.2003 – 3 U 13/03, OLGR 2004, 152; OLG Mün­chen, Urt. v. 04.10.1994 – 25 U 3219/94, OLGR 1995, 64).

Die An­ga­be „re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den“ im Kauf­ver­trag stell­te nicht le­dig­lich ei­ne Be­schrei­bung der Kauf­sa­che dar, son­dern ent­hielt auch die Er­klä­rung, dass der an­ge­ge­be­ne Un­fall­scha­den fach­ge­recht be­ho­ben ist. Es spricht be­reits ei­ni­ges da­für, ei­ne der­ar­ti­ge An­ga­be ei­nes Händ­lers we­gen sei­ner Sach­kun­de und der Schutz­wür­dig­keit des Kun­den als Lai­en grund­sätz­lich als po­si­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB zu ver­ste­hen und nicht bloß als Be­schrei­bung da­hin, dass es sich um ein Fahr­zeug han­delt, des­sen Un­fall­spu­ren ir­gend­wie op­tisch be­sei­tig sind (ge­gen ei­ne Zu­si­che­rung nach al­tem Recht al­ler­dings OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 11.01.2001 – 14 U 141/00, OLGR 2001, 225; of­fen­ge­las­sen von OLG Ros­tock, Urt. v. 09.07.2003 – 6 U 38/02, OLG-NL 2004, 73).

Dies kann je­doch da­hin­ste­hen. Denn die Er­klä­rung der Be­klag­ten ist vor­lie­gend nach §§ 133, 157 BGB je­den­falls des­halb da­hin zu ver­ste­hen, dass es sich um ei­nen fach­ge­recht re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den han­delt, weil sie das Fahr­zeug im In­se­rat als „sehr ge­pflegt“, „lü­cken­los scheck­heft­ge­pflegt“ und mit „TÜV/AU man­gel­frei neu!“ be­wor­ben hat. Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers in der Wer­bung kön­nen bei der Aus­le­gung des Kauf­ver­trags be­rück­sich­tigt wer­den, wenn sie ei­ne Er­war­tung­hal­tung des Käu­fers be­grün­den (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 15.05.2008 – 28 U 145/07, NJW-RR 2009, 485 [487]; allg. BGH, Urt. v. 12.02.1981 – IVa ZR 103/80, NJW 1981, 2295 [An­ga­ben im Pro­spekt]; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 70. Aufl., § 133 Rn. 5, 16). Die Be­wer­bung des Fahr­zeugs als ge­pflegt und – je­den­falls im wei­te­ren Sin­ne – man­gel­frei durch die im Üb­ri­gen als se­riö­ses und ver­trau­ens­wür­di­ges Fach­un­ter­neh­men auf­tre­ten­de Be­klag­te … lässt es als ge­ra­de­zu treu­wid­rig er­schei­nen, wenn die­se die Klä­ge­rin dar­auf ver­wei­sen möch­te, dass sie eben nur ei­ne „Re­pa­ra­tur“ an­ge­ge­ben ha­be, sich je­doch zur Qua­li­tät ih­rer Aus­füh­rung – man­gels Nach­fra­ge der Klä­ge­rin – nicht ge­äu­ßert ha­be. Nach dem Auf­tre­ten und den Er­klä­run­gen der Be­klag­ten hat­te die Klä­ge­rin kei­nen An­lass zu ei­ner Nach­fra­ge, son­dern durf­te ei­nen Zu­stand des Fahr­zeugs er­war­ten, der die Be­zeich­nung ei­ner „Re­pa­ra­tur“ ver­dient, und da­mit ei­ne man­gel­freie und fach­ge­rech­te Be­he­bung der Un­fall­schä­den.

Die von der Be­klag­ten da­mit ge­mach­te Be­schaf­fen­heits­an­ga­be er­folg­te ins Blaue und da­mit auch dann arg­lis­tig, wenn An­zei­chen für ei­ne Un­fach­ge­mäß­heit der Re­pa­ra­tur­aus­füh­rung bei ei­ner Sicht­prü­fung nicht be­stan­den ha­ben soll­ten (s. da­zu un­ten). Sie hat­te man­gels ei­ge­ner ein­ge­hen­der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs und man­gels Vor­lie­gens zu­ver­läs­si­ger sach­kun­dig er­stell­ter Be­le­ge von drit­ter Sei­te (et­wa Gut­ach­ten, Re­pa­ra­tur­rech­nun­gen von Fach­werk­stät­ten u. Ä.) kei­ne hin­rei­chen­de Er­kennt­nis­grund­la­ge für ih­re Aus­sa­ge, dass sich das Fahr­zeug in ei­nem ord­nungs­ge­mäß re­pa­rier­ten Zu­stand be­fand (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 [2840]).

bb) Zu­dem hat die Be­klag­te den bei ei­ner Sicht­prü­fung er­kenn­ba­ren Man­gel auch arg­lis­tig ver­schwie­gen.

Den Händ­ler trifft zwar kei­ne all­ge­mei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht, ei­ne sol­che be­steht je­doch dann, wenn er mit der Mög­lich­keit ei­nes Man­gels rech­net (vgl. BGH, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382 = NJW 1975, 642 [644]). Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, der die un­fall­be­ding­te Vor­schä­di­gung ei­nes Fahr­zeugs kennt, trifft da­her ei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht je­den­falls im Um­fang ei­ner Sicht­prü­fung (s. BGH, Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, NJW 2010, 2426 Rn. 29; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 08.12.2006 – 7 U 74/06, ju­ris). So­fern die Män­gel – wie es hier nach den gut­ach­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen der Fall ist – bei Sicht­prü­fung er­kenn­bar wa­ren, trifft den Händ­ler ein Arg­list­vor­wurf, da er die An­halts­punk­te ent­we­der er­kannt und ver­schwie­gen hat oder die Mit­tei­lung un­ter­las­sen hat, dass er ei­ne fach­ge­rech­te Sicht­prü­fung nicht vor­ge­nom­men hat oder – man­gels Sach­kun­de – nicht vor­neh­men konn­te.

b) Da­nach steht der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ge­mäß §§ 812 I 1 Fall 1, 142 I, 123 BGB ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu, un­ter Sal­die­rung der von ihr ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen (§ 818 II BGB) und Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs (§§ 812, 273 BGB).

Die in Ab­zug ge­brach­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 490 € be­geg­net kei­nen Be­den­ken. Zur Er­mitt­lung der ge­zo­ge­nen Nut­zung im We­ge der Schät­zung (§ 287 ZPO) ist der Kauf­preis mit der vor­aus­sicht­li­chen Rest­fahr­leis­tung ins Ver­hält­nis zu set­zen und mit der tat­säch­li­chen Fahr­leis­tung des Käu­fers zu mul­ti­pli­zie­ren (s. BGH, Urt. v. 17.05.1995 – VI­II ZR 70/94, NJW 1995, 2159 [2161]). Der Ta­chostand war im Kauf­ver­trag mit 65.892 km an­ge­ge­ben und be­trug bei Still­le­gung des Fahr­zeugs am 29.06.2009 66.609 km. Die Klä­ge­rin ist so­mit nur 717 km ge­fah­ren, so­dass der von ihr vor­ge­nom­me­ne Ab­zug un­zwei­fel­haft aus­rei­chend ist. Die Be­klag­te rügt in­so­weit auch nichts.

c) Die Kos­ten für das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen­bü­ros W vom 24.03.2009 von 307,13 € und des Kos­ten­vor­an­schlags zur Er­mitt­lung der Kos­ten ei­ner fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur des Sach­ver­stän­di­gen­bü­ros E vom 08.05.2009 (lt. Klä­ge­rin: 119 €; ei­ne Rech­nung ist in­so­weit nicht vor­ge­legt) sind ad­äqua­te Fol­ge der Täu­schung und da­mit ge­mäß §§ 311 II, 241 II, 249 BGB zu er­set­zen.

Erst­in­stanz­lich hat die Be­klag­te „An­fall und Be­glei­chung“ der Kos­ten be­strit­ten, und die Klä­ge­rin hat die Be­zah­lung der Kos­ten von 307,13 € am 21.04.2009 und von 119 € am 12.06.2009 vor­ge­tra­gen. Die Be­klag­te hat das Be­strei­ten der Be­zah­lung zweit­in­stanz­lich nicht auf­recht­er­hal­ten.

Die Scha­dens­po­si­tio­nen un­ter­lie­gen der Fest­stel­lung nach frei­er Über­zeu­gung ge­mäß § 287 I ZPO. Da­nach ist auch oh­ne Be­weis­auf­nah­me nicht nur von ih­rer Be­zah­lung, son­dern auch von ih­rem An­fall aus­zu­ge­hen. Denn es wä­re so­wohl le­bens­fremd an­zu­neh­men, dass Sach­ver­stän­di­ge ih­re Leis­tung kos­ten­los er­brin­gen, wie auch, dass der Ge­schä­dig­te nicht ge­for­der­te Be­trä­ge zahlt.

d) Die An­walts­kos­ten sind nach §§ 311 II, 241 II BGB zu er­set­zen – nicht et­wa nur ge­mäß § 286 BGB nach Be­grün­dung von Ver­zug durch die noch nicht an­walt­lich ver­tre­te­ne Par­tei –, da es er­for­der­lich war, sich zur Ver­fol­gung der Rück­ab­wick­lung an­walt­li­cher Hil­fe zu be­die­nen (s. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl., § 249 Rn. 56). Die Hö­he ist nicht zu be­an­stan­den und wird von der Be­klag­ten auch nicht an­ge­grif­fen.

e) Der Zins­an­spruch ist teil­wei­se nicht be­grün­det … Die Zins­hö­he be­trägt nur fünf Pro­zent­punk­te über dem Ba­sis­zins­satz (§ 288 I BGB), da die Vor­aus­set­zun­gen des § 288 II BGB nicht vor­lie­gen. We­der han­delt es sich um ein Rechts­ge­schäft, an dem ein Ver­brau­cher nicht be­tei­ligt ist – die Klä­ge­rin han­del­te als Ver­brau­che­rin i. S. von § 13 BGB –, noch stel­len Rück­for­de­rungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che „Ent­gelt­for­de­run­gen“ dar.

Der Zins­be­ginn 01.06.2009 ist in Be­zug auf die Haupt­for­de­rung von 8.000,00 EUR und 307,13 EUR be­grün­det. Zwar ent­hält das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 09.04.2009 man­gels be­stimm­ter Zah­lungs­auf­for­de­rung kei­ne Mah­nung i.S. von § 286 Abs. 1 BGB, je­doch kommt der Schuld­ner oh­ne Mah­nung in Ver­zug, wenn er die Leis­tung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert (§ 286 Abs. 2 Nr. 3 BGB). Das ist hier der Fall, da die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 22.05.2009 (B1) jeg­li­che An­sprü­che hat zu­rück­wei­sen las­sen und der Be­klag­ten­ver­tre­ter sich in die­sem Schrei­ben auch be­reits als Pro­zess­be­voll-mäch­tig­ter be­nannt hat.

Hin­sicht­lich der For­de­rung von 119 € ist erst ein Zins­be­ginn ab dem 13.06.2009 be­grün­det, da die Klä­ge­rin die­se Kos­ten erst am 12.06.2009 ge­tra­gen hat.

2. Der An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs ist ge­mäß § 256 I ZPO zu­läs­sig und be­grün­det. Die Be­klag­te ist be­reits durch das Schrei­ben vom 09.04.2009, das ein wört­li­ches An­ge­bot der Rück­ga­be des Fahr­zeugs ent­hielt, in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten.

Das wört­li­che An­ge­bot ge­nüg­te, da die Be­klag­te das Fahr­zeug bei der Klä­ge­rin ab­zu­ho­len hat­te (§ 295 BGB). Der Rück­ge­währan­spruch aus § 812 BGB ist am Wohn­sitz des Rück­ge­währ­schuld­ners (hier: der Klä­ge­rin) zu er­fül­len (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 269 Rn. 16), so­dass ei­ne Mit­wir­kung der Be­klag­ten er­for­der­lich war.

3. Der An­trag auf Fest­stel­lung der Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, der Klä­ge­rin den Scha­den zu er­set­zen, der ihr auf­grund der Ein­stel­lung des Fahr­zeugs auf dem Ge­län­de der T-GbR seit dem 29.06.2009 ent­stan­den ist und bis zu ei­ner Rück­nah­me des Fahr­zeugs durch die Be­klag­te noch ent­ste­hen wird, ist nach § 256 I ZPO zu­läs­sig. Da es sich um ei­nen sich noch fort­ent­wi­ckeln­den Scha­den han­delt, ist das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ins­ge­samt und auch in­so­weit zu be­ja­hen, als ei­ne Be­zif­fe­rung für ver­gan­ge­ne Zeit­räu­me be­reits mög­lich ge­we­sen wä­re (BGH, Urt. v. 30.03.1983 – VI­II ZR 3/82, NJW 1984, 1552 [1554]; Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 28. Aufl., § 256 Rn. 7a m. w. Nachw.).

Er ist auch be­grün­det. Die Kos­ten der Ein­stel­lung des Pkw sind zu er­set­zen, da sie ad­äqua­te Fol­ge des be­rech­tig­ten Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gens der Klä­ge­rin sind (vgl. auch BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 24).

Ei­ne kos­ten­ver­ur­sa­chen­de Ein­stel­lung des Fahr­zeugs ist von der Be­klag­ten zwar mit Nicht­wis­sen be­strit­ten wor­den. Sie ist je­doch ge­mäß § 287 I ZPO fest­zu­stel­len. Die Klä­ge­rin hat nicht nur ei­ne Rech­nung der T-GbR vom 28.10.2009 vor­ge­legt, aus der sich ei­ne Un­ter­stel­lung des Fahr­zeugs ab dem 29.06.2009 er­gibt, son­dern die­se wird auch durch im Zu­sam­men­hang mit der Be­gut­ach­tung zu tref­fen­den Fest­stel­lun­gen be­stä­tigt … Es ist da­mit über­wie­gend wahr­schein­lich, dass das Fahr­zeug bei der T-GbR seit dem 29.06.2009 und je­den­falls bis zur Be­gut­ach­tung im März 2011 kos­ten­pflich­tig ein­ge­stellt war.

4. … Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de i. S. von § 543 ZPO lie­gen nicht vor. Die Fra­ge, ob der Käu­fer der An­ga­be des Händ­lers „re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den“ ge­ne­rell ei­ne Aus­sa­ge über die Qua­li­tät der Re­pa­ra­tur ent­neh­men kann, ist vor­lie­gend nicht klä­rungs­be­dürf­tig, da Arg­list der Be­klag­ten auch we­gen Ver­schwei­gens greif­ba­rer An­halts­punk­te für den Man­gel ge­ge­ben ist.

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