1. Grund­sätz­lich ist ein Käu­fer, der kei­ne An­halts­punk­te da­für hat, dass die Kauf­sa­che man­gel­haft sein könn­te, we­der zu ei­ner Un­ter­su­chung noch zur Bei­zie­hung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ver­pflich­tet. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB liegt erst dann vor, wenn dem Käu­fer be­kann­te In­di­zi­en so deut­lich den Ver­dacht na­he­le­gen, dass die Kauf­sa­che Män­gel auf­weist, dass es un­ver­ständ­lich er­scheint, die­sem Ver­dacht nicht wei­ter nach­zu­ge­hen. Der Käu­fer muss al­so drin­gend zur Vor­sicht und zur wei­te­ren Prü­fung mah­nen­de Um­stän­de au­ßer Acht ge­las­sen ha­ben.
  2. Die Prü­fungs­pflich­ten ei­nes Kfz-Händ­lers, der ein ge­brauch­tes Fahr­zeug in Zah­lung nimmt, wer­den auch durch die Si­tua­ti­on ei­nes spä­te­ren Kun­den be­stimmt, der sich auf ei­ne Prü­fung des Fahr­zeugs durch den Ver­käu­fer ver­las­sen kön­nen soll. In­so­fern han­delt ein Kfz-Händ­ler bei An­kauf ei­nes Pkw grob fahr­läs­sig i. S. des § 442 I 2 BGB, wenn ihm be­kannt ist, dass das Fahr­zeug ei­nen Un­fall er­lit­ten hat, er aber we­der Fra­gen stellt noch ei­ne tech­ni­sche Über­prü­fung des Fahr­zeugs durch­führt, um die Un­fall­fol­gen und die zu ih­rer Be­sei­ti­gung er­grif­fe­nen Maß­nah­men wei­ter auf­zu­klä­ren.
  3. Als Er­wer­ber ei­nes – in Zah­lung ge­nom­men – Ge­braucht­wa­gens ist ein Kfz-Händ­ler bei Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels grund­sätz­lich ver­pflich­tet, dem Ver­käu­fer ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung zu set­zen, be­vor er den Kauf­preis min­dern oder Scha­dens­er­satz ver­lan­gen kann. Auch des­halb ist ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung un­wirk­sam, die dem Händ­ler für den Fall, dass der Zu­stand des Fahr­zeugs am Tag sei­ner Über­ga­be nicht den in ei­ner Ge­braucht­wa­gen­be­wer­tung ent­hal­te­nen An­ga­ben ent­spricht, das Recht ein­räumt, das Fahr­zeug ab­zu­leh­nen oder vom ver­ein­bar­ten Kauf­preis den Be­trag ab­zu­zie­hen, der für die Wie­der­her­stel­lung des ge­schul­de­ten Zu­stands er­for­der­lich ist.

LG Han­no­ver, Ur­teil vom 23.06.2010 – 10 O 64/07

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt den Be­klag­ten auf Zah­lung von 7.300 € in An­spruch, nach­dem sie ihm ein Neu­fahr­zeug ver­kauft und sei­nen Ge­braucht­wa­gen in Zah­lung ge­nom­men hat.

Am 26.04.2006 un­ter­zeich­ne­te der Be­klag­te in ei­ner Nie­der­las­sung der Klä­ge­rin ein vor­ge­fer­tig­tes For­mu­lar, mit dem er ei­nen Mer­ce­des-Benz E 280 Li­mou­si­ne nebst Son­der­aus­stat­tung zum Ge­samt­preis von 48.667,80 € be­stell­te. Auf Sei­te 2 des Be­stell­for­mu­lars fin­det sich un­ter an­de­rem fol­gen­der Pas­sus:

„Sons­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen:

Es be­ste­hen Ra­batt- oder Bo­nus­ver­ein­ba­run­gen.

Wir über­neh­men Ih­ren Pkw … ge­mäß Ih­rer Be­stel­lung zum Fest­preis von 14.300 € … Vor­aus­set­zung ist, dass Fahr­zeug­zu­stand und Fahr­leis­tung am Ta­ge der Über­nah­me der Ver­ein­ba­rung in der Be­stel­lung ent­spre­chen.

Die Über­ga­be des ge­brauch­ten Fahr­zeugs mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Pa­pie­ren ein­schließ­lich Über­ga­be­be­stä­ti­gung an uns er­folgt zum Zeit­punkt der Lie­fe­rung des neu­en Fahr­zeugs …“

Aus­weis­lich ei­ner Er­gän­zungs­ver­ein­ba­rung vom sel­ben Tag ge­währ­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ei­nen Nach­lass von 2.384,73 € brut­to. Des Wei­te­ren tra­fen die Par­tei­en in ei­ner „Zu­satz­ver­ein­ba­rung zur Be­stel­lung Mer­ce­des-Benz Pkw“ Ab­re­den über den Er­werb des Ge­braucht­wa­gens des Be­klag­ten durch die Klä­ge­rin. Ge­mäß dem vor­ge­druck­ten Text der Ver­ein­ba­rung ver­kauf­te der Be­klag­te der Klä­ge­rin das „ge­mäß bei­lie­gen­der Ge­braucht­fahr­zeug­be­wer­tung vom 26.04.2006, die Be­stand­teil die­ser Ver­ein­ba­rung ist,“ be­zeich­ne­te Fahr­zeug. Die in dem Ver­ein­ba­rungs­text ent­hal­te­nen An­ga­ben zum Fahr­zeug ent­hiel­ten un­ter an­de­rem ei­ne „ver­ein­bar­te Lauf­leis­tung bis Über­ga­be“ von 81.000 km. Da­ne­ben fin­det sich un­ter an­de­rem die An­ga­be „Vor­läu­fi­ges An­ge­bot: 14.300 €“, ge­folgt von der Ab­re­de:

„Der tech­ni­sche Zu­stand des Fahr­zeugs muss eben­so wie die ver­ein­bar­te Lauf­leis­tung bei der Ab­lie­fe­rung in al­len Po­si­tio­nen mit den in der Ge­braucht­fahr­zeug­be­wer­tung ent­hal­te­nen An­ga­ben über­ein­stim­men. Bei ei­ner Ab­wei­chung ist der Käu­fer be­rech­tigt, die An­nah­me des Fahr­zeugs ab­zu­leh­nen bzw. vom Kauf­preis den Be­trag in Ab­zug zu brin­gen, der für die Wie­der­her­stel­lung des laut die­ser Ver­ein­ba­rung an­ge­ge­be­nen Zu­stands er­for­der­lich ist.“

Eben­falls am 26.04.2006 füll­ten der Be­klag­te und der Mit­ar­bei­ter M der Klä­ge­rin, der die Ver­hand­lun­gen führ­te, ei­ne Ge­braucht­wa­gen­be­wer­tung zum Zu­stand des Pkw aus. Hier­in wur­de die Fra­ge nach ei­ner Un­fall­frei­heit des Wa­gens ver­neint; die nach ei­ner Nachla­ckie­rung wur­de be­jaht. Zu den Un­fall­fol­gen fin­det sich der Ein­trag „hin­ten rechts 2.000 € rep.“ M – der kein Me­cha­ni­ker ist – ging auf­grund die­ser An­ga­ben da­von aus, dass kei­ne we­sent­li­chen Ka­ros­se­rie­tei­le in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen wor­den sei­en.

Zwi­schen den Par­tei­en ist strei­tig, ob der Ge­braucht­wa­gen des Be­klag­ten am 26.04.2006 von ei­nem Werk­statt­mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin auf ei­ner He­be­büh­ne in Au­gen­schein ge­nom­men wur­de. Eben­falls ist strei­tig, ob die Ver­ein­ba­run­gen zu ei­nem Zeit­punkt ge­trof­fen wur­den, zu dem die Werk­statt der Klä­ge­rin noch mit ei­nem Me­cha­ni­ker be­setzt war.

Un­ter dem 05.07.2006 über­sand­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ei­ne „Mit­tei­lung zur Be­reit­stel­lung und zum Kauf­preis Ih­res Fahr­zeugs“. Die­ser bei­ge­fügt war ei­ne „Über­nah­me­in­for­ma­ti­on“, in der die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten un­ter an­de­rem in dem Ab­schnitt „ab­züg­lich ge­leis­te­ter Zah­lun­gen“ ei­ne „Gut­schrift Ge­braucht­fahr­zeug“ in Hö­he von 14.300 € er­teil­te und den Be­klag­ten zur Zah­lung des Rest­be­trags von 32.446,95 € auf­for­der­te. Die­sen be­glich der Be­klag­te.

Am 14.07.2006 über­nahm der Be­klag­te das Neu­fahr­zeug von der Klä­ge­rin und über­gab ihr den Ge­braucht­wa­gen. Die Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten das be­reits aus­ge­füll­te Ge­braucht­wa­gen­be­wer­tungs­pro­to­koll. Die Klä­ge­rin ließ den Ge­braucht­wa­gen durch den TÜV tech­nisch über­prü­fen. Der TÜV hielt un­ter dem 17.07.2006 fest, dass der Wa­gen we­gen nicht re­pa­rier­ter Schä­den im Ka­ros­se­rie­be­reich ei­nen Min­der­wert von 6.933 € und ins­ge­samt ei­nen Min­der­wert von 7.247 € auf­wei­se.

Mit Schrei­ben vom 31.07.2006 bot die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten an, sei­nen Ge­braucht­wa­gen ent­we­der für 7.000 € an­zu­kau­fen oder ihn dem Be­klag­ten zu­rück­zu­ge­ben. In ei­nem zwi­schen den Par­tei­en am 29.08.2006 ge­führ­ten Ge­spräch bot die Klä­ge­rin ei­nen An­kauf für 10.500 € oder ei­ne Rück­ab­wick­lung der In­zah­lung­nah­me an. Die­ses An­ge­bot wie­der­hol­te die Klä­ge­rin am 16.11.2006 un­ter Frist­set­zung bis zum 30.11.2006. Ei­ne Ei­ni­gung kam nicht zu­stan­de.

Die Klä­ge­rin ist im Hin­blick auf die TÜV-Un­ter­su­chung der Auf­fas­sung, sie ha­be ge­gen den Be­klag­ten aus der Neu­wa­gen­be­stel­lung ei­nen noch aus­ste­hen­den Kauf­preis­an­spruch in Hö­he von 7.300 €. Sie meint, die Ver­ein­ba­rung zur In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­wa­gens sei un­wirk­sam. Ih­re Be­reit­schaft, den Wa­gen für ei­nen Be­trag von 14.300 € zu er­wer­ben, sei näm­lich aus­drück­lich ein „vor­läu­fi­ges An­ge­bot“ ge­we­sen. Es ha­be un­ter der Be­din­gung ge­stan­den, dass der Pkw des Be­klag­ten im Zeit­punkt der Über­ga­be den Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en zum Fahr­zeug­zu­stand ge­nü­ge. Die­se Be­din­gung sei nicht ein­ge­tre­ten. Denn die An­ga­ben des Be­klag­ten zu dem Un­fall und sei­nen Fol­gen sei­en da­hin zu ver­ste­hen ge­we­sen, dass der Un­fall­scha­den ei­nen Um­fang von 2.000 € ge­habt ha­be. Dies sei, wie sich ge­zeigt ha­be, un­zu­tref­fend; zu­dem wei­se der Wa­gen nicht re­pa­rier­te Un­fall­schä­den im Heck­be­reich auf.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Zah­lung wei­te­rer 7.300 €.

1. Ein Zah­lungs­an­spruch folgt nicht aus § 433 II BGB. Denn auch so­weit der Be­klag­te kei­ne Zah­lung an die Klä­ge­rin er­bracht hat, ist de­ren Kauf­preis­an­spruch durch die In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­wa­gens des Be­klag­ten er­lo­schen ge­mäß §§ 364 I, 362 I BGB.

a) Ge­mäß § 364 I BGB er­lischt ein Schuld­ver­hält­nis, wenn der Gläu­bi­ger ei­ne an­de­re als die ge­schul­de­te Leis­tung an Er­fül­lungs statt an­nimmt. Vor­lie­gend stel­len Über­ga­be und Über­eig­nung des ge­brauch­ten Pkw ei­ne Leis­tung des Be­klag­ten an Er­fül­lungs statt dar.

Die Par­tei­en sind am 26.04.2006 näm­lich über­ein­ge­kom­men, dass der Be­klag­te den ver­ein­bar­ten Kauf­preis nicht in vol­ler Hö­he mit­tels grund­sätz­lich ver­ein­bar­ter Bar­zah­lung zu be­glei­chen ha­ben soll­te. Viel­mehr war er auf­grund der zu­sätz­li­chen Ab­re­den be­rech­tigt, ei­nen Teil der Zah­lung durch Über­tra­gung sei­nes Ge­braucht­wa­gens auf die Klä­ge­rin zu er­set­zen. Dies er­gibt sich aus der „Be­stel­lung Pkw“, die in dem Ab­schnitt „Sons­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen“ aus­drück­lich vor­sieht, dass die Klä­ge­rin den Pkw des Be­klag­ten ge­gen Ver­gü­tung „über­nimmt“. Die wei­te­ren Ein­zel­hei­ten ha­ben die Par­tei­en in der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung zur Be­stel­lung Mer­ce­des-Benz Pkw“ nie­der­ge­legt. Die Be­zeich­nung als „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ zeigt gleich­falls, dass sie kei­nen iso­lier­ten Ver­trag, son­dern ei­ne Er­gän­zung der Neu­wa­gen­be­stel­lung dar­stel­len und nur zu­sam­men mit die­ser gel­ten soll­te. Fer­ner hat die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten am 05.07.2006 ei­ne „Gut­schrift Ge­braucht­fahr­zeug“ in Hö­he von 14.300 € er­teilt und auch auf die­se Wei­se zum Aus­druck ge­bracht, die Hin­ga­be des Ge­braucht­wa­gens als an­tei­li­ge Kauf­preis­be­glei­chung zu ak­zep­tie­ren. Schließ­lich ha­ben die Par­tei­en die Durch­füh­rung der In­zah­lung­nah­me da­durch un­trenn­bar mit der Er­fül­lung des Kauf­ver­trags ver­bun­den, dass sie in der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ vom 26.04.2006 die Er­fül­lung des Kauf­ver­trags als auf­schie­ben­de Be­din­gung für den An­kauf des Ge­braucht­wa­gens aus­ge­stal­tet ha­ben. Auch dies zeigt, dass die In­zah­lung­nah­me des ge­brauch­ten Fahr­zeugs nach dem über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en nicht als ei­gen­stän­di­ger Ver­trag ne­ben der Neu­wa­gen­be­stel­lung be­ste­hen, son­dern in die­se in­te­griert sein soll­te.

b) Die Ver­ein­ba­rung der In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­fahr­zeugs ist nicht un­wirk­sam ge­mäß § 158 I, II BGB auf­grund Nicht­ein­tritts ei­ner auf­schie­ben­den Be­din­gung mit dem In­halt, dass sich der Wa­gen im Zeit­punkt der Über­ga­be in ei­nem vor­ge­ge­be­nen Zu­stand be­fin­den müs­se und ei­ne be­stimm­te Lauf­leis­tung nicht über­schrei­ten dür­fe, bzw. we­gen durch Ver­stoß ge­gen die­se Vor­ga­ben be­ding­ten Ein­tritts ei­ner ent­spre­chen­den auf­lö­sen­den Be­din­gung. Denn der­ar­ti­ge Be­din­gun­gen ha­ben die Par­tei­en nicht ver­ein­bart.

(1) Ei­ne Be­din­gung ist ei­ne Be­stim­mung be­lie­bi­gen In­halts, mit der die Ver­trags­par­tei­en die Rechts­wir­kun­gen ei­nes Rechts­ge­schäfts von ei­nem zu­künf­ti­gen un­ge­wis­sen Er­eig­nis ab­hän­gig ma­chen. Die Wirk­sam­keit der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung ins­ge­samt soll­te nicht vom Fahr­zeug­zu­stand und von der Lauf­leis­tung im Zeit­punkt der Über­ga­be ab­hän­gen. Hier­auf deu­tet be­reits der Wort­laut der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ hin. Denn die­se sieht am En­de des vor­ge­ge­be­nen Texts al­lein die Er­fül­lung des Neu­wa­gen­kauf­ver­trags als aus­drück­li­che (auf­schie­ben­de) Be­din­gung vor. Hät­ten die Par­tei­en auch den Fahr­zeug­zu­stand und die Lauf­leis­tung als Be­din­gung i. S. des § 158 BGB ver­stan­den, hät­te es na­he­ge­le­gen, dies eben­falls im Ver­trags­text deut­lich zu ma­chen. Im Ge­gen­teil spre­chen die in der Ver­ein­ba­rung vor­ge­se­he­nen Fol­gen für den Fall der Nicht­ein­hal­tung ge­gen ei­ne Be­din­gung. Denn die Klä­ge­rin hat sich die Be­fug­nis vor­be­hal­ten, nach ih­rer Wahl ent­we­der den Ge­braucht­wa­gen ab­zu­leh­nen oder die hier­für an­zu­set­zen­de Ver­gü­tung zu re­du­zie­ren. Den hier­bei an­zu­set­zen­den Be­rech­nungs­maß­stab für den Fall ei­ner Über­schrei­tung der Lauf­leis­tung hat sie im Ver­ein­ba­rungs­text vor­ge­ge­ben. Für ei­ne sol­che Wahl­mög­lich­keit der Klä­ge­rin wä­re kein Raum, hät­ten die Par­tei­en die­se Vor­ga­ben als Be­din­gun­gen i. S. des § 158 BGB an­ge­se­hen. Denn die hier­mit von Ge­set­zes we­gen ein­her­ge­hen­de Rechts­fol­ge der Un­wirk­sam­keit des Rechts­ge­schäfts stün­de nicht im sel­ben Ma­ße zur – ein­sei­ti­gen – Dis­po­si­ti­on der Par­tei­en.

Dar­über hin­aus zeigt das Ver­hal­ten der Par­tei­en, ins­be­son­de­re der Klä­ge­rin, dass bei­de von der Wirk­sam­keit der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung aus­ge­hen. Denn die Klä­ge­rin be­schränkt sich dar­auf, die – ver­meint­li­che – Dif­fe­renz zum wah­ren Fahr­zeug­wert gel­tend zu ma­chen, wäh­rend sie den Ge­braucht­wa­gen als sol­chen wei­ter­hin be­hält und bei der Kauf­preis­be­rech­nung die ih­res Er­ach­tens hier­für an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung in An­satz bringt. Wä­re sie von der Un­wirk­sam­keit der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung über­zeugt, hät­te sie von der An­nah­me des Ge­braucht­wa­gens ins­ge­samt Ab­stand neh­men, ihn zu­rück­ge­ben und den ge­sam­ten Rest­kauf­preis von 14.300 € gel­tend ma­chen müs­sen.

(2) Die Par­tei­en ha­ben die Vor­ga­ben zu Fahr­zeug­zu­stand und -lauf­leis­tung auch nicht als ei­ne auf den in An­rech­nung zu brin­gen­den Preis be­schränk­te Be­din­gung aus­ge­stal­tet. Ei­ne Be­din­gung kann näm­lich nur die Wir­kun­gen ei­nes Rechts­ge­schäfts ins­ge­samt be­tref­fen, nicht hin­ge­gen ein­zel­ne Be­stand­tei­le des Ge­schäfts. An­de­ren­falls könn­ten selbst die we­sent­li­chen Ver­trags­be­stim­mun­gen ei­nes Rechts­ge­schäfts, die es­sen­ti­alia ne­go­tii, im Fal­le des Be­din­gungs­ein­tritts bzw. – bei auf­schie­ben­den Be­din­gun­gen – des aus­blei­ben­den Be­din­gungs­ein­tritts we­gen „Un­wirk­sam­keit“ of­fen­blei­ben, ob­wohl die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung im üb­ri­gen wirk­sam oder nur über § 139 BGB un­wirk­sam wä­re. Dies wi­der­sprä­che den Grund­ge­dan­ken des Zu­stan­de­kom­mens ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­run­gen, wo­nach zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en Ei­nig­keit über die es­sen­ti­alia ne­go­tii be­ste­hen muss.

c) Der Be­klag­te hat von sei­ner Er­set­zungs­be­fug­nis i. S. des § 364 I BGB wirk­sam Ge­brauch ge­macht. Die Par­tei­en ha­ben dem in Zah­lung ge­nom­me­nen Ge­braucht­wa­gen ei­nen Wert von 14.300 € bei­ge­mes­sen. In die­ser Hö­he ist der Kauf­preis­an­spruch der Klä­ge­rin durch An­nah­me des Fahr­zeugs an Er­fül­lungs statt er­lo­schen ge­mäß §§ 362 I, 364 I BGB.

Die Par­tei­en ha­ben am 26.04.2006 ei­ne In­zah­lung­nah­me für 14.300 € fest ver­ein­bart. Dies folgt be­reits aus dem Wort­laut der Neu­wa­gen­be­stel­lung, wo­nach die­ser Preis ein „Fest­preis“ ist. So­weit der „Fest­preis“ nach­fol­gend an be­stimm­te Vor­aus­set­zun­gen ge­knüpft wird und die Klä­ge­rin den An­kaufs­preis in der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ als vor­läu­fi­ges An­ge­bot be­zeich­net, steht dies der Ver­bind­lich­keit der Ver­ein­ba­rung nicht ent­ge­gen. Denn zum ei­nen ge­hört der Preis der In­zah­lung­nah­me zu den we­sent­li­chen Ver­trags­be­stand­tei­len, über den die Par­tei­en bei Ver­trags­schluss über­ein ge­kom­men sein müs­sen. Hier­mit lie­ße es sich nicht in Ein­klang brin­gen, soll­te der Be­trag erst nach Über­ga­be und nach – wie von der Klä­ge­rin be­haup­tet – nach­träg­li­cher Un­ter­su­chung oh­ne Be­tei­li­gung des Be­klag­ten ein­sei­tig von ihr fest­ge­setzt wer­den kön­nen. Dass die Ver­ein­ba­rung viel­mehr schon vor ei­ner sol­chen tech­ni­schen Über­prü­fung ver­bind­lich sein soll­te, zeigt die Tat­sa­che, dass die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten am 05.07.2006 und da­mit neun Ta­ge vor Über­ga­be ei­ne „Gut­schrift“ über den vol­len Be­trag er­teil­te.

Zum an­de­ren geht aus dem Ver­hal­ten der Par­tei­en, ins­be­son­de­re der Klä­ge­rin, her­vor, dass sie sich an dem ver­ein­bar­ten Preis grund­sätz­lich fest­hal­ten las­sen woll­ten. Hät­te der Zu­stand des Pkw im Zeit­punkt der Über­ga­be den ver­trag­li­chen Vor­ga­ben ent­spro­chen, hät­te aus Sicht der Klä­ge­rin kein An­lass be­stan­den, von dem fest­ge­leg­ten Be­trag ab­zu­wei­chen oder den Be­klag­ten gar als be­fugt an­zu­se­hen, ei­nen hö­he­ren Preis zu ver­lan­gen. In Über­ein­stim­mung hier­mit ist der an­fäng­li­chen Ar­gu­men­ta­ti­on der Klä­ge­rin und ih­rem au­ßer­ge­richt­li­chen Schrift­wech­sel mit dem Be­klag­ten zu ent­neh­men, dass auch die Klä­ger von ei­ner In­zah­lung­nah­me für 14.300 € aus­ging in der An­nah­me, die­sen Be­trag ent­spre­chend dem Wort­laut der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ nach­träg­lich än­dern bzw. an­pas­sen zu kön­nen. So er­teil­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten schon am 05.07.2006 die be­reits mehr­fach in Be­zug ge­nom­me­ne „Gut­schrift“ über den vol­len Be­trag. In ih­rem Schrei­ben vom 31.07.2006 leg­te sie die Grund­la­gen ih­rer „Preis­ge­stal­tung“ vom 26.04.2006 dar, die sie der „Rück­kauf­ver­ein­ba­rung“ zu­grun­de ge­legt ha­be. Auch in ih­rem Schrei­ben vom 16.11.2006 ging die Klä­ge­rin da­von aus, am 26.04.2006 ei­nen „Kauf­ver­trag“ über den Ge­braucht­wa­gen ge­schlos­sen und sich ein Min­de­rungs­recht hin­sicht­lich des „als sol­chen ge­kenn­zeich­ne­ten vor­läu­fi­gen“ Kauf­prei­ses vor­be­hal­ten zu ha­ben. Da­nach be­zieht sich die „Vor­läu­fig­keit“ des An­kaufs­prei­ses nicht auf ei­ne Vor­läu­fig­keit des Prei­ses als sol­chen. Der Be­trag soll­te nicht im Sin­ne ei­nes „vor­aus­sicht­li­chen“ Prei­ses bis zum Über­ga­be­zeit­punkt of­fen­blei­ben, um so­dann am Über­ga­be­tag un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler ak­tu­el­len Fak­to­ren von den Par­tei­en zur um­fas­sen­den Über­prü­fung und er­neu­ten Ver­hand­lung ge­stellt zu wer­den. Viel­mehr soll­te der schrift­lich fest­ge­hal­te­ne Be­trag nur in dem Sin­ne vor­läu­fig sein, dass sich die Klä­ge­rin ei­ne ein­sei­ti­ge nach­träg­li­che An­pas­sung un­ter In­an­spruch­nah­me der ver­trag­lich fest­ge­hal­te­nen – un­wirk­sa­men – Än­de­rungs­rech­te vor­be­hal­ten woll­te.

2. Die Klä­ge­rin kann ei­nen Zah­lungs­an­spruch nicht aus der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung zur Be­stel­lung Mer­ce­des-Benz Pkw“ vom 26.04.2006 her­lei­ten. In die­sem Zu­sam­men­hang kann zu­nächst da­hin­ste­hen, ob der Ge­braucht­wa­gen den ver­trag­li­chen An­for­de­run­gen ge­nüg­te oder ob er mit Sach­män­geln be­haf­tet war. Denn die in der „Zu­satz­ver­ein­ba­rung“ ent­hal­te­ne Ab­re­de, wo­nach die Klä­ge­rin be­rech­tigt sein soll­te, bei ei­ner Ab­wei­chung des tech­ni­schen Fahr­zeug­zu­stands oder der Lauf­leis­tung von den in der Ge­braucht­wa­gen­be­wer­tung ent­hal­te­nen An­ga­ben am Tag der Über­ga­be die An­nah­me des Fahr­zeugs ab­zu­leh­nen oder den Be­trag vom Kauf­preis in Ab­zug zu brin­gen, der für die Wie­der­her­stel­lung des ge­schul­de­ten Zu­stands er­for­der­lich ist, ist un­wirk­sam ge­mäß §§ 308 Nr. 4, 309 Nr. 4, Nr. 5 BGB.

a) Die von der Klä­ge­rin un­ter ih­rem Fir­men­lo­go vor­ge­fer­tig­ten und von den Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten Ver­trags­for­mu­la­re sind All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen i. S. des § 305 I BGB. Denn sie fin­den für ei­ne Viel­zahl von Ver­trags­ab­schlüs­sen Ver­wen­dung und wur­den von der Klä­ge­rin ein­sei­tig vor­ge­ge­ben. Sie stan­den bei Ver­trags­schluss nicht zur frei­en Ver­hand­lung bei­der Par­tei­en.

b) Ge­mäß § 308 Nr. 4 BGB sind Re­ge­lun­gen in All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen ins­be­son­de­re dann un­wirk­sam, wenn in ih­nen zu­guns­ten des Ver­wen­ders das Recht ver­ein­bart wird, die ver­spro­che­ne Leis­tung zu än­dern oder von ihr ab­zu­wei­chen, wenn nicht die Ver­ein­ba­rung der Än­de­rung oder Ab­wei­chung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen des Ver­wen­ders für den an­de­ren Ver­trags­teil zu­mut­bar ist. Die Klä­ge­rin hat sich das Recht vor­be­hal­ten, nach ih­rer Wahl ent­we­der von der In­zah­lung­nah­me Ab­stand zu neh­men oder den Kauf­preis in Hö­he der vor­aus­sicht­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten her­ab­zu­set­zen. Die­ses ein­sei­ti­ge Wahl­recht ist für den Be­klag­ten nicht zu­mut­bar. Denn er kann auf die wei­te­re Ver­trags­ge­stal­tung durch die Klä­ge­rin kei­nen Ein­fluss neh­men. Statt­des­sen ver­liert er die ihm ge­setz­lich ein­ge­räum­te Be­fug­nis, der Gel­tend­ma­chung von Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen durch Nach­er­fül­lung zu be­geg­nen. Dem Be­klag­ten bleibt näm­lich nicht vor­be­hal­ten, et­wai­ge Ab­wei­chun­gen vom ge­schul­de­ten Fahr­zeug­zu­stand auf ei­ne Män­gel­rü­ge hin zu be­he­ben, zum Bei­spiel durch Ver­an­las­sung von für ihn un­ter Um­stän­den kos­ten­güns­ti­ge­ren Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten. Des Wei­te­ren läuft der Be­klag­te Ge­fahr, den Er­werb des Neu­wa­gens we­gen ei­ner ge­schei­ter­ten In­zah­lung­ga­be des Ge­braucht­wa­gens nicht län­ger fi­nan­zie­ren zu kön­nen. Dies be­nach­tei­ligt ihn zu­min­dest in den Fäl­len un­zu­mut­bar, in de­nen die Klä­ge­rin von der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung „zu­rück­tritt“, ob­wohl der Be­klag­te dies durch ei­ne Nach­er­fül­lung hät­te ab­wen­den kön­nen. Die Klä­ge­rin ist dem­ge­gen­über für ih­ren Ge­schäfts­be­trieb nicht auf ein ein­sei­ti­ges Än­de­rungs­recht an­ge­wie­sen. Als Käu­fe­rin des Ge­braucht­wa­gens ste­hen ihr die ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der §§ 434 ff. BGB zu. Es ist nicht er­sicht­lich und auch ih­rem Vor­trag nicht zu ent­neh­men, aus wel­chen Grün­den die­se ih­ren Be­dürf­nis­sen nicht ge­nü­gen soll­ten.

c) Aus den vor­ge­nann­ten Grün­den ist die ver­trag­li­che Re­ge­lung zu­dem un­wirk­sam ge­mäß § 309 Nr. 4 BGB. Da­nach sind in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ent­hal­te­ne Be­stim­mun­gen un­wirk­sam, die un­ter Ab­wei­chung von den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten den Ver­wen­der von der ge­setz­li­chen Ob­lie­gen­heit frei­stel­len, den an­de­ren Ver­trags­teil zu mah­nen oder ihm ei­ne Frist für die Leis­tung oder Nach­er­fül­lung zu set­zen. Die Klä­ge­rin wä­re als Er­wer­be­rin ei­nes in Zah­lung ge­nom­men Ge­braucht­wa­gens bei Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels ge­mäß §§ 437 Nr. 2, Nr. 3, 440, 441, 281 I BGB grund­sätz­lich ver­pflich­tet, dem Ver­käu­fer – vor­lie­gend dem Be­klag­ten – vor der Gel­tend­ma­chung von Scha­den­er­satz und vor dem Aus­spruch ei­ner Min­de­rung zur Nach­er­fül­lung ei­ne an­ge­mes­se­ne Nach­frist zu set­zen. Von die­ser Ver­pflich­tung wird die Klä­ge­rin durch die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel mit den für den Be­klag­ten vor­ste­hend dar­ge­leg­ten nach­tei­li­gen Fol­gen be­freit.

d) Des Wei­te­ren sind in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ent­hal­te­ne Ab­spra­chen ge­mäß § 309 Nr. 5 BGB un­wirk­sam, wenn sie die Ver­ein­ba­rung ei­nes pau­scha­lier­ten An­spruchs des Ver­wen­ders auf Scha­den­er­satz oder Er­satz ei­ner Wert­min­de­rung ent­hal­ten, so­fern ent­we­der die Pau­scha­le den in den ge­re­gel­ten Fäl­len nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Din­ge zu er­war­ten­den Scha­den oder die ge­wöhn­lich ein­tre­ten­de Wert­min­de­rung über­steigt oder dem an­de­ren Ver­trags­teil nicht aus­drück­lich der Nach­weis ge­stat­tet wird, ein Scha­den oder ei­ne Wert­min­de­rung sei über­haupt nicht ent­stan­den oder we­sent­lich nied­ri­ger als die Pau­scha­le.

Die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel räumt der Klä­ge­rin un­ter an­de­rem das Recht ein, die für die Wie­der­her­stel­lung des ge­schul­de­ten Zu­stands er­for­der­li­chen Kos­ten von dem ver­ein­bar­ten Kauf­preis in Ab­zug zu brin­gen. Der Wort­laut lässt of­fen, ob die Klä­ge­rin auf die­se Wei­se Scha­den­er­satz in Form von Re­pa­ra­tur­kos­ten gel­tend macht oder ob sie in die­ser Hö­he den Preis für den An­kauf des Ge­braucht­wa­gens min­dert. Wäh­rend die ge­wähl­te For­mu­lie­rung auf ei­ne Durch­set­zung von Scha­den­er­satz­an­sprü­chen hin­deu­tet, nahm die Klä­ge­rin in dem vor­ste­hend zi­tier­ten au­ßer­ge­richt­li­chen Schrift­wech­sel für sich ein Min­de­rungs­recht in An­spruch. Im Er­geb­nis kann die­se Fra­ge je­doch of­fen­blei­ben. Denn nach je­der die­ser bei­den mög­li­chen Deu­tun­gen ist die Klau­sel un­wirk­sam ge­mäß § 309 Nr. 5 BGB.

Soll­te die Klä­ge­rin durch den Preis­ab­zug Scha­den­er­satz in Form von Re­pa­ra­tur­kos­ten gel­tend ma­chen, könn­te der Be­klag­te ent­ge­gen der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben nicht dar­le­gen, dass ein Scha­den nicht oder nur in ge­rin­ge­rer Hö­he ein­ge­tre­ten ist. Dies gilt ent­spre­chend, soll­te die Klä­ge­rin durch den Re­pa­ra­tur­kos­ten­ab­zug zu­gleich den Kauf­preis min­dern ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 441 BGB. Im Fal­le der Min­de­rung wür­de durch die Gleich­set­zung des Aus­ma­ßes der Min­de­rung mit den Re­pa­ra­tur­kos­ten zu­dem die von § 441 III BGB vor­ge­ge­be­ne dif­fe­ren­zier­te Er­mitt­lung des Min­de­rungs­be­trags pau­scha­liert. Denn ent­ge­gen § 441 III BGB, wo­nach der Kauf­preis grund­sätz­lich in dem Ver­hält­nis her­ab­zu­set­zen wä­re, in wel­chem zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses der Wert der Sa­che in man­gel­frei­em Zu­stand zu dem wirk­li­chen Wert ge­stan­den ha­ben wür­de, wür­de die ein­ge­tre­te­ne Wert­min­de­rung stets mit den zur Scha­dens­be­he­bung er­for­der­li­chen Kos­ten gleich­ge­setzt. Je­doch liegt die sich nach § 441 III BGB er­ge­ben­de Wert­min­de­rung üb­li­cher­wei­se un­ter­halb der statt­des­sen in An­satz ge­brach­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten, da die zur Wie­der­her­stel­lung er­for­der­li­chen Kos­ten in der Re­gel we­sent­lich hö­her sind als die oh­ne Wie­der­her­stel­lung für den Kauf­ge­gen­stand ein­ge­tre­te­ne Wert­min­de­rung (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 68. Aufl. [2009], § 441 Rn. 15).

e) Auf die Fra­ge, ob der Be­klag­te sich we­gen des en­gen in­halt­li­chen Zu­sam­men­hangs mit der Neu­wa­gen­be­stel­lung auch als Ver­käu­fer des Ge­braucht­wa­gens auf die be­son­de­ren Vor­schrif­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs, ins­be­son­de­re auf die Un­wirk­sam­keits­grün­de des § 475 I 1 BGB so­wie auf das Um­ge­hungs­ver­bot des § 475 I 2 BGB be­ru­fen kann, kommt es da­nach nicht ent­schei­dend an.

3. Die Klä­ge­rin hat aus §§ 441 IV, 346 I BGB kei­nen An­spruch auf an­tei­li­ge „Rück­zah­lung“ des im We­ge ei­ner Gut­schrift ge­zahl­ten An­kaufs­prei­ses. Un­klar ist be­reits, ob die Klä­ge­rin das zu­nächst hilfs­wei­se an­ge­führ­te Min­de­rungs­recht wei­ter­hin gel­tend macht. Zu­min­dest hat sie mit Schrift­satz vom 13.02.2009 er­klärt, dass für ei­ne Min­de­rung gar kein Raum sei, da nie ein wirk­sa­mer An­kaufs­ver­trag über 14.300 € zu­stan­de ge­kom­men sei. Die­se Fra­ge brauch­te im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung je­doch nicht ge­klärt zu wer­den. Denn selbst wenn die Klä­ge­rin sich hilfs­wei­se wei­ter­hin auf ei­ne Min­de­rung be­ru­fen soll­te, wä­re sie hier­mit aus­ge­schlos­sen.

a) Ge­mäß § 437 Nr. 2 BGB kann der Käu­fer ei­ner Sa­che, wenn die­se man­gel­haft ist, den Kauf­preis nach den Vor­ga­ben des § 441 BGB min­dern. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes die Kauf­sa­che be­haf­ten­den Sach­man­gels sind in § 434 I BGB de­fi­niert. Da­nach ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang – ge­mäß § 446 BGB bei Über­ga­be – die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

(1) Ei­ne be­son­de­re Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ha­ben die Par­tei­en am 26.04.2006 nicht ver­ein­bart. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin ent­hält ins­be­son­de­re die in das Ge­braucht­wa­gen-Be­wer­tungs­pro­to­koll auf­ge­nom­me­ne An­ga­be „hin­ten rechts 2.000 € rep.“ kei­ne Ver­ein­ba­rung mit dem In­halt, dass der Un­fall­scha­den (nur) ei­nen Um­fang von 2.000 € ge­habt ha­be. Viel­mehr ist die­se An­ga­be aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Emp­fän­gers da­hin zu ver­ste­hen, dass nach Mit­tei­lung des Be­klag­ten für die durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten 2.000 € ge­zahlt wor­den sind. Dies folgt zum ei­nen aus dem von der Klä­ge­rin vor­ge­ge­be­nen Be­wer­tungs­for­mu­lar. Denn die­ses er­for­dert, soll­te ei­ne Un­fall­frei­heit ver­neint wor­den sein, An­ga­ben zu „An­zahl und Art, Gut­ach­ten­hö­he und Rep.-Kos­ten, Re­pa­ra­tur­be­trieb und -da­tum“. Hin­ge­gen sind An­ga­ben zu „Um­fang der Un­fall­schä­den“ nicht Be­stand­teil die­ser Lis­te. Da­mit hat ein Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fer kei­nen An­lass, hier­zu nä­her aus­zu­füh­ren. Zum an­de­ren dürf­te es ei­nem durch­schnitt­li­chen Fahr­zeug­be­sit­zer man­gels Fach­kennt­nis in der Re­gel nicht mög­lich sein, ei­ge­ne – voll­stän­di­ge – Fest­stel­lun­gen zu et­wai­gen Un­fall­schä­den zu tref­fen und ih­nen ei­nen Wert bei­zu­mes­sen. Viel­mehr wird er auf fach­kun­di­ge Drit­te zu­rück­grei­fen müs­sen, zum Bei­spiel auf Sach­ver­stän­di­ge oder Re­pa­ra­tur­werk­stät­ten, de­ren Rech­nung er die Kos­ten so­wie die durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten ent­neh­men kann. Soll­ten die­se von dem tat­säch­li­chen Scha­den­sum­fang ab­wei­chen, dürf­te dies für ei­nen durch­schnitt­li­chen Fahr­zeug­be­sit­zer in der Re­gel nicht er­kenn­bar sein.

(2) Da die Par­tei­en kei­ne be­son­de­re Ver­wen­dung ver­ein­bart ha­ben, für die sich der Ge­braucht­wa­gen eig­nen soll­te, kommt es vor­lie­gend ent­schei­dend auf sei­ne Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung so­wie auf die Fra­ge an, ob sei­ne Be­schaf­fen­heit der für ver­gleich­ba­re Sa­chen üb­li­chen und von der Klä­ge­rin zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit ent­spricht.

Dies ist vor­lie­gend nicht der Fall. Denn aus­weis­lich des Gut­ach­tens des ge­richt­lich be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen wies der Pkw wei­ter­hin Rest­ver­for­mungs- und Re­pa­ra­tur­spu­ren auf, die der Sach­ver­stän­di­ge ei­nem un­fall­be­ding­ten er­heb­li­chen Ka­ros­se­rie­scha­den im Heck­be­reich zu­ord­ne­te. Nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist die Bo­den­grup­pe im Heck­be­reich wei­ter­hin er­heb­lich ver­formt. Auch die Kof­fer­raum­klap­pe, die sich bei dem Un­fall ver­formt hat, ist zu er­neu­ern. Die­ser Zu­stand ent­spricht nicht der Be­schaf­fen­heit ei­nes ver­gleich­ba­ren re­pa­rier­ten Un­fall­wa­gens. Er ist von der Klä­ge­rin nicht als ver­trags­ge­rech­ter Zu­stand hin­zu­neh­men. Denn auch wenn der Klä­ge­rin be­kannt war, dass der Pkw in der Ver­gan­gen­heit ei­nen Un­fall mit ei­nem Re­pa­ra­tur­kos­ten­um­fang von 2.000 € er­lit­ten hat­te, konn­te sie da­von aus­ge­hen, dass die durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten aus­reich­ten, um al­le Un­fall­fol­gen fach­ge­recht und voll­stän­dig zu be­he­ben. Sie durf­te dar­auf ver­trau­en, dass der Be­klag­te sie ent­spre­chend sei­ner Pflich­ten als Ver­käu­fer dar­auf hin­wei­sen wür­de, soll­te die Re­pa­ra­tur un­zu­rei­chend und/oder un­fach­män­nisch ge­we­sen sein.

Auf die Fra­ge, ob der Be­klag­te sei­ner­seits Kennt­nis von den fort­be­ste­hen­den Un­fall­fol­gen hat­te, kommt es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht an. Denn die Ein­stands­pflicht ei­nes Ver­käu­fers für die Man­gel­frei­heit des Kauf­ob­jekts ist ver­schul­dens­un­ab­hän­gig aus­ge­stal­tet. Die ge­setz­li­chen Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te hän­gen nicht ei­ner Kennt­nis des Ver­käu­fers von den Sach­män­geln ab.

b) Die ge­mäß §§ 441, 323 I BGB grund­sätz­lich er­for­der­li­che Nach­frist, die die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten zur Nach­er­fül­lung vor der Gel­tend­ma­chung ei­nes Rechts auf Min­de­rung zu set­zen hat­te, war vor­lie­gend ent­behr­lich ge­mäß § 440 Satz 1 BGB. Denn das Ver­hal­ten des Be­klag­ten im Ver­lauf des Rechts­streits hat ge­zeigt, dass er ei­ner sol­chen Frist­set­zung nicht nach­ge­kom­men wä­re. Nach Rechts­hän­gig­keit hat der Be­klag­te die Man­gel­haf­tig­keit sei­nes Fahr­zeugs näm­lich durch­ge­hend in Ab­re­de ge­stellt. Da­nach ist da­von aus­zu­ge­hen, dass ei­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung ei­ner blo­ßen För­me­lei gleich­ge­kom­men wä­re.

c) Den­noch kann die Klä­ge­rin kei­ne an­tei­li­ge „Rück­erstat­tung“ des An­kaufs­prei­ses ver­lan­gen. Denn die ihr zu­ste­hen­den Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te sind ge­mäß § 442 I 1, 2 BGB aus­ge­schlos­sen.

Ge­mäß § 442 I BGB sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt. Ist dem Käu­fer ein Man­gel in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben, kann der Käu­fer Rech­te we­gen die­ses Man­gels nur gel­tend ma­chen, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat.

Es kann da­hin­ste­hen, ob die Klä­ge­rin bei Ver­trags­schluss am 26.04.2006 po­si­ti­ve Kennt­nis hat­te, dass und wel­che Un­fall­schä­den an dem Fahr­zeug fort­be­stan­den. So­weit zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, ob die Klä­ge­rin den Pkw an die­sem Tag durch ei­nen ih­rer Werk­statt­mit­ar­bei­ter auf ei­ner He­be­büh­ne un­ter­su­chen ließ, kann ei­ne Be­weis­auf­nah­me durch Ver­neh­mung der be­nann­ten Zeu­gen un­ter­blei­ben. Eben­so braucht nicht im Ein­zel­nen auf­klärt zu wer­den, ob und ge­ge­be­nen­falls wel­che der von dem Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Un­fall­fol­gen auch oh­ne ei­ne sol­che Un­ter­su­chung von au­ßen fest­stell­bar wa­ren. Denn zu­min­dest hät­te die Klä­ge­rin den Wa­gen vor Ab­schluss der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung ei­ner ent­spre­chen­den Un­ter­su­chung zu­füh­ren müs­sen. Hier­bei hät­te sie die Män­gel an der Bo­den­grup­pe im Heck­be­reich so­wie an der Kof­fer­raum­klap­pe fest­stel­len kön­nen. In­dem sie, ih­rem Vor­trag fol­gend, von ei­ner Un­ter­su­chung ab­sah, han­del­te sie grob fahr­läs­sig i. S. des § 442 I 2 BGB.

(1) Als gro­be Fahr­läs­sig­keit gilt ei­ne be­son­ders schwe­re Miss­ach­tung der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl. [2008], § 442 Rn. 8). Aus­gangs­punkt bei der Be­stim­mung des an­zu­le­gen­den Sorg­falts­maß­stabs ist der Grund­satz, dass ein Käu­fer oh­ne be­son­de­re An­halts­punk­te, wo­nach die Kauf­sa­che man­gel­haft sein könn­te, nicht zu ei­ner Un­ter­su­chung oder zu der Bei­zie­hung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ver­pflich­tet ist. Da­her liegt gro­be Fahr­läs­sig­keit erst dann vor, wenn nach be­stimm­ten, dem Käu­fer be­kann­ten In­di­zi­en und Tat­sa­chen der Schluss auf mög­li­che Män­gel so na­he liegt, dass es un­ver­ständ­lich er­scheint, die­sem Ver­dacht nicht wei­ter nach­zu­ge­hen. Der Käu­fer muss al­so drin­gend zur Vor­sicht und zur wei­te­ren Prü­fung an­hal­ten­de Um­stän­de au­ßer Acht ge­las­sen ha­ben. Hier­bei wird die Ein­schät­zung der Prü­fungs­pflich­ten ei­nes Händ­lers, der ein ge­brauch­tes Fahr­zeug in Zah­lung nimmt, auch durch die Si­tua­ti­on ei­nes spä­te­ren Ab­käu­fers des Wa­gens be­ein­flusst, der sich eben­falls auf ei­ne Prü­fung durch den Ver­käu­fer ver­las­sen kön­nen soll (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 442 Rn. 9).

Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend er­füllt. Denn die Klä­ge­rin hat, ob­wohl ihr be­kannt war, dass der Pkw ei­nen Un­fall er­lit­ten hat­te, kei­ne Fra­gen ge­stellt und kei­ne Über­prü­fun­gen an­ge­stellt, um die Un­fall­fol­gen und die zu ih­rer Be­sei­ti­gung er­grif­fe­nen Maß­nah­men wei­ter auf­zu­klä­ren. Auch den vor­ste­hend zi­tier­ten Ein­zel­hei­ten, die an­hand des For­mu­lars zur Ge­braucht­wa­gen­be­wer­tung ab­zu­fra­gen wa­ren, ist die Klä­ge­rin nicht nach­ge­gan­gen. Ins­be­son­de­re hat sie sich nicht er­kun­digt, wie schwer der Un­fall war und wel­che Fahr­zeug­tei­le von ihm be­trof­fen wa­ren. Eben­so hat sie, ob­wohl sie die­sem Um­stand nicht un­er­heb­li­che Be­deu­tung bei­zu­mes­sen scheint und dem Be­klag­ten in die­sem Zu­sam­men­hang arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten vor­wirft, nicht nach­ge­fragt, wel­che Werk­statt die Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten aus­ge­führt und wel­che Maß­nah­men die­se zur Scha­dens­be­he­bung ge­trof­fen hat. Al­le die­se An­ga­ben hät­te sie je­doch ih­rer­seits be­nö­tigt, um im Fal­le ei­nes Wei­ter­ver­kaufs den Ab­käu­fer ord­nungs­ge­mäß über die Un­fall­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs auf­klä­ren zu kön­nen.

An­ge­sichts der Un­fall­ei­gen­schaft hät­te die Klä­ge­rin den Pkw fer­ner ei­ner tech­ni­schen Über­prü­fung zu­füh­ren müs­sen. Dies gilt ins­be­son­de­re dann, wenn sie an­läss­lich ih­rer Nach­fra­gen fest­ge­stellt hät­te, dass der Be­klag­te kei­ne zu­frie­den­stel­len­den Aus­künf­te er­tei­len konn­te. Denn nur auf die­se Wei­se wä­re die Klä­ge­rin in der La­ge ge­we­sen, den tat­säch­li­chen Zu­stand des Wa­gens ver­läss­lich ein­zu­schät­zen. Soll­te ih­re Werk­statt am 26.04.2006 nicht mehr be­setzt ge­we­sen sein, hät­te sie die Un­ter­su­chung und den Ver­trags­schluss auf ei­nen der Fol­ge­ta­ge ver­schie­ben kön­nen und müs­sen.

Bei ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung wä­ren ihr die vom TÜV und dem ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Män­gel nicht ver­bor­gen ge­blie­ben. So geht aus dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen her­vor, dass al­le ver­blie­be­nen Un­fall­schä­den oh­ne De­mon­ta­ge­ar­bei­ten er­kenn­bar wa­ren. Die Ver­for­mun­gen an der Kof­fer­raum­klap­pe wa­ren aus­weis­lich der Fo­to­gra­fi­en so­gar von au­ßen er­sicht­lich, oh­ne dass es ei­ner Un­ter­su­chung auf der He­be­büh­ne be­durf­te. Le­dig­lich die In­nen­ver­klei­dung des Kof­fer­raums muss­te ent­fernt wer­den. Hier­zu hät­te die Klä­ge­rin auf­grund ih­rer Kennt­nis, dass der Pkw ei­nen Un­fall „hin­ten rechts“ er­lit­ten hat­te, gleich­falls An­lass ge­habt.

(2) Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Aus­nah­me vom Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss i. S. des § 442 I 2 Halb­satz 2 BGB sind nicht er­füllt. Denn der Be­klag­te hat kei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nom­men. Auch hat er die Män­gel nicht arg­lis­tig ver­schwie­gen.

Dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig für die Vor­aus­set­zun­gen arg­lis­ti­gen Han­delns des Be­klag­ten ist die Klä­ge­rin. Die Klä­ge­rin hat zu den Vor­aus­set­zun­gen der Arg­list nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen. Hier­auf hat das Ge­richt im Ver­hand­lungs­ter­min am 09.06.2010 hin­ge­wie­sen.

Arg­list setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer ei­ner Sa­che ei­nen Man­gel kennt oder zu­min­dest für mög­lich hält oder mit ihm rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer ihn über­sieht und den Ver­trag in Kennt­nis des Man­gels nicht ge­schlos­sen hät­te. Hier­bei kann es ge­nü­gen, dass der Ver­käu­fer ihm vor­teil­haft er­schei­nen­de oder vom Käu­fer er­war­te­te Er­klä­run­gen ab­gibt, für die er kei­ne tat­säch­li­chen An­halts­punk­te hat, so­ge­nann­te Er­klä­run­gen „ins Blaue hin­ein“ (Münch­Kom­men­tar-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 438 Rn. 29).

Die Klä­ge­rin wirft dem Be­klag­ten vor, er ha­be „ins Blaue hin­ein“ ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur des Wa­gens be­haup­tet, ob­wohl ihm be­kannt war, dass die Re­pa­ra­tur in ei­ner so­ge­nann­ten frei­en Werk­statt durch­ge­führt wor­den sei. Da­her ha­be er da­mit rech­nen müs­sen, dass sie nicht sach- und fach­ge­recht aus­ge­führt wor­den sei. Dies über­zeugt nicht. Denn es ist an­er­kannt und ge­richts­be­kannt, dass auch so­ge­nann­te freie Werk­stät­ten gu­te und fach­ge­rech­te Ar­beit leis­ten. Es sind nicht al­lein mar­ken­ge­bun­de­ne Fach­werk­stät­ten, die in der La­ge sind, Un­fall­schä­den voll­stän­dig und fach­ge­recht zu be­he­ben.

Auf ei­ne Arg­list des Be­klag­ten kann auch nicht dar­aus ge­schlos­sen wer­den, dass er zu­nächst vor­ge­tra­gen hat, er selbst ha­be die Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten in Auf­trag ge­ge­ben, nach­fol­gen sei­nen Vor­trag aber da­hin ge­än­dert hat, er ha­be den Wa­gen im re­pa­rier­ten Zu­stand von der Re­pa­ra­tur­werk­statt als Vor­ei­gen­tü­me­rin er­wor­ben. Auch wenn schwer nach­voll­zieh­bar er­scheint, wes­halb der Vor­trag zu die­sem Punkt kor­rek­tur­be­dürf­tig ge­we­sen sein soll­te, ist al­lein aus die­ser Un­stim­mig­keit nicht dar­auf zu schlie­ßen, dass der Be­klag­te über In­for­ma­tio­nen zum Un­fall­her­gang und zu den Un­fall­fol­gen ver­füg­te, die er im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren ver­ber­gen woll­te. Hier­zu hät­te die Klä­ge­rin wei­ter vor­tra­gen müs­sen. Ent­spre­chen­der Vor­trag wä­re ihr auch mög­lich ge­we­sen. Denn aus­weis­lich des Ge­braucht­wa­gen­pro­to­kolls ver­fügt sie über den Fahr­zeug­schein und den Fahr­zeug­brief. Auf die­se Wei­se wä­re es ihr mög­lich ge­we­sen, den Vor­be­sit­zer zu er­mit­teln und wei­te­re Er­kun­di­gun­gen ein­zu­ho­len.

Schließ­lich kann dem Be­klag­ten auch kein arg­lis­ti­ges Han­deln hin­sicht­lich der Schä­den an­ge­las­tet wer­den, die – wie die Ver­for­mun­gen an der Kof­fer­raum­klap­pe – oh­ne Un­ter­su­chungs­auf­wand von au­ßen er­kenn­bar wa­ren. In­so­weit ist zu­nächst frag­lich, ob sich der­ar­ti­ge Schä­den ei­nem durch­schnitt­li­chen Fahr­zeug­be­sit­zer oh­ne Fach­kennt­nis auch dann auf­drän­gen muss­ten, wenn er mit ih­nen nicht zu rech­nen brauch­te, da er, wie es mitt­ler­wei­le durch den Par­tei­vor­trag und durch die ge­richt­li­che Be­weis­auf­nah­me der Fall ist, in­so­weit nicht sen­si­bi­li­siert war. Un­ab­hän­gig hier­von han­delt es sich je­doch aus­schließ­lich um Schä­den, die für die Klä­ge­rin als Un­ter­neh­me­rin mit ent­spre­chen­der Fach­kennt­nis erst recht er­kenn­bar wa­ren. Da­her ist nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te – als Vor­aus­set­zung arg­lis­ti­gen Han­delns – da­mit rech­ne­te, dass die Klä­ge­rin die­se Män­gel oh­ne ei­nen Hin­weis über­se­hen wür­de. Dies gilt auch dann, wenn der Zeu­ge M nicht über die Fä­hig­kei­ten ei­nes Kfz-Me­cha­ni­kers ver­füg­te. Denn die Kennt­nis­se des täg­lich mit dem Ver­kauf von Neu- und dem An­kauf von Alt­fahr­zeu­gen be­fass­ten Zeu­gen M dürf­ten den­je­ni­gen des Be­klag­ten zu­min­dest nicht nach­ste­hen. Im­mer­hin war er in der La­ge, ei­nen Be­darf an Chrom- und La­ckie­rungs­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug des Be­klag­ten zu er­ken­nen und ihn mit ei­nem Be­trag von 600 € zu be­mes­sen.

4. Ge­mäß § 442 I 2 BGB steht der Klä­ge­rin auch kein An­spruch aus §§ 437 Nr. 3, 280, 281 BGB zu auf Er­stat­tung der zur Scha­dens­be­he­bung er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes.

5. Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf an­tei­li­ge Er­stat­tung des mit­tels Gut­schrift ge­leis­te­ten An­kaufs­prei­ses aus § 812 I 2 Fall 1 BGB. Denn die Ver­ein­ba­rung über die In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­wa­gens ist nicht durch An­fech­tung ent­fal­len. Ei­ne An­fech­tung hat die Klä­ge­rin nicht wirk­sam er­klärt.

a) Ein An­fech­tungs­recht ge­mäß § 119 II BGB we­gen Irr­tums über ei­ne ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che steht der Klä­ge­rin nicht zu. Denn es ist durch den Vor­rang der Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te i. S. der §§ 434 ff. BGB aus­ge­schlos­sen (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 68. Aufl. [2009], § 119 Rn. 28).

b) Auch die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes An­fech­tungs­rechts i. S. des § 123 I BGB we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung sind nicht er­füllt. Denn die Klä­ge­rin hat ein an­geb­li­ches arg­lis­ti­ges Han­deln des Be­klag­ten nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert dar­ge­legt. Auf die vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen wird Be­zug ge­nom­men.

Da­ne­ben hat die Klä­ge­rin die An­fech­tung auch nicht in­ner­halb der Jah­res­frist des § 124 I BGB er­klärt. Ge­mäß § 124 II 1 BGB be­ginnt die Frist mit dem Zeit­punkt, in wel­chem der An­fech­tungs­be­rech­tig­te die Täu­schung ent­deckt. Dies wä­re, aus­ge­hend vom Vor­trag der Klä­ge­rin, in dem Mo­ment der Fall ge­we­sen, in dem sie von dem Gut­ach­ten des TÜV vom 17.07.2006 Kennt­nis er­hielt. In­ner­halb des Fol­ge­jah­res hat die Klä­ge­rin nicht zum Aus­druck ge­bracht, von der In­zah­lung­nah­me­ver­ein­ba­rung Ab­stand neh­men zu wol­len. Dies folgt auch nicht aus ih­rem au­ßer­ge­richt­li­chen Schrei­ben vom 31.07.2006. Viel­mehr legt die Klä­ge­rin in ihm le­dig­lich dar, aus wel­chen Grün­den sie sich an den ver­ein­bar­ten Preis von 14.300 € nicht län­ger bin­den will. An der In­zah­lung­nah­me als sol­cher will sie grund­sätz­lich wei­ter fest­hal­ten. Die Ver­mark­tung des Ge­braucht­wa­gens durch den Be­klag­ten selbst schlägt sie als mög­li­che Ver­gleichs­lö­sung al­ter­na­tiv zu ei­ner Preis­sen­kung auf 7.000 € vor …

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