Durch den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag wird ein Scha­dens­er­satz­an­spruch auch in­so­weit nicht aus­ge­schlos­sen, als es um den Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens geht, der ent­stan­den ist, weil der Käu­fer die Kauf­sa­che in­fol­ge ei­nes Man­gels nicht nut­zen konn­te. Der An­spruch ist je­doch auf den Zeit­raum be­grenzt, den der Käu­fer be­nö­tigt hät­te, um ein Er­satz­fahr­zeug an­zu­schaf­fen. An­zu­set­zen ist in­so­weit re­gel­mä­ßig nur ein Zeit­raum von höchs­tens zwei Wo­chen.

LG Kas­sel, Ur­teil vom 03.11.2009 – 7 O 53/08

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te im Zu­sam­men­hang mit der Rück­ga­be ei­nes von der Be­klag­ten aus­ge­lie­fer­ten Fahr­zeugs aus ei­ge­nem und aus ab­ge­tre­te­nem Recht in An­spruch.

Die Klä­ge­rin be­stell­te am 22.08.2003 bei der Be­klag­ten ei­nen über die L-Lea­sing GmbH fi­nan­zier­ten Pkw. Das Fahr­zeug wur­de nach der Erst­zu­las­sung am 02.12.2003 an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fert. Nach­dem es bei ei­ner Fahrt am 20.09.2004 zu Pro­ble­men mit der Len­kung des Pkw ge­kom­men war, ließ die Klä­ge­rin das Fahr­zeug im Sep­tem­ber 2004 ab­schlep­pen. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 22.09.2004 er­klär­te sie den Rück­tritt vom Ver­trag. Am 21.10.2004 wur­de das Fahr­zeug an die Nie­der­las­sung der Be­klag­ten in X. zu­rück­ge­ge­ben; an­schlie­ßend wur­de der Ver­trag auf der Grund­la­ge ei­nes Rück­nah­me­pro­to­kolls vom 26.10.2004 rück­ab­ge­wi­ckelt.

Mit ih­rer Kla­ge be­gehrt die Klä­ge­rin Auf­wen­dungs­er­satz für Win­ter- und Som­mer­rei­fen, Schnee­ket­ten, ei­ne Kof­fer­raum­wan­ne, ei­nen Grund­trä­ger, ei­nen Gum­mi­mat­ten­satz so­wie acht Leicht­me­tall­fel­gen in Hö­he von 10.036,32 € brut­to ab­züg­lich ei­nes Ab­schlags von 7.778,15 € für 45.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter (0,5 % je 1.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter). Hilfs­wei­se stützt sie das Kla­ge­be­geh­ren auf ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung von Miet­wa­gen­kos­ten für die Mo­na­te No­vem­ber und De­zem­ber 2004.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, der Ver­trag sei auf der Grund­la­ge ei­nes be­rech­tig­ten Rück­tritts we­gen Män­geln des Pkw rück­ab­ge­wi­ckelt wor­den. Zu­dem sei­en Miet­wa­gen­kos­ten an­ge­fal­len, weil ein neu­er Pkw erst sechs Mo­na­te spä­ter an­ge­schafft wor­den sei. Die Klä­ge­rin meint, aus ei­ge­nem Recht, je­den­falls aber aus ab­ge­tre­te­nem Recht der L-Lea­sing GmbH zur Gel­tend­ma­chung der An­sprü­che be­rech­tigt zu sein.

Nach­dem sie in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 12.05.2009 säu­mig ge­blie­ben ist, ist ih­re auf Zah­lung von 7.778,15 € nebst Zin­sen und Ne­ben­kos­ten ge­rich­te­te Kla­ge durch Ver­säum­nis­ur­teil vom sel­ben Tag ab­ge­wie­sen wor­den. Ge­gen das Ver­säum­nis­ur­teil hat die Klä­ge­rin Ein­spruch ein­ge­legt, mit dem sie ihr ur­sprüng­li­ches Be­geh­ren nur noch Zug um Zug ge­gen Über­ga­be der vor­ge­nann­ten Ge­gen­stän­de wei­ter ver­folgt.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg

Aus den Grün­den: An­sprü­che aus ei­ge­nem oder ab­ge­tre­te­nem Recht der Lea­sing­ge­be­rin ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2, 346, 347 II BGB auf Ver­wen­dungs­er­satz in Hö­he der Kos­ten der ih­rer Be­haup­tung nach für den Pkw mit dem amt­li­chen Kenn­zei­chen … an­ge­schaff­ten Zu­be­hör­tei­le ste­hen der Klä­ge­rin schon des­halb nicht zu, weil sie nicht nach­ge­wie­sen hat, dass sie über­haupt Ver­wen­dun­gen auf den an die Be­klag­te zu­rück­ge­ge­be­nen Pkw … ge­macht hat.

Be­weis für ih­re Be­haup­tung, sie ha­be die in der Rech­nung auf­ge­führ­ten Rei­fen, Fel­gen und sons­ti­gen Ge­gen­stän­de für den Pkw … an­ge­schafft bzw. ge­nutzt, hat die Klä­ge­rin trotz ge­richt­li­chem Hin­weis nicht an­ge­tre­ten. Auf den hier­für ur­sprüng­lich be­nann­ten Zeu­gen … ist mit Schrift­satz vom 07.09.2009 aus­drück­lich ver­zich­tet wor­den. In der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 29.09.2009 hat die Klä­ge­rin durch ih­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten er­klär­te, ein Zeu­ge ste­he für die Be­haup­tung nicht zur Ver­fü­gung. Die Über­zeu­gung da­von, dass die in der vor­ge­nann­ten Rech­nung auf­ge­führ­ten Ge­gen­stän­de für den Pkw … an­ge­schafft und ge­nutzt wur­den, hat sich die Kam­mer auch nicht auf­grund der per­sön­li­chen An­hö­rung des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin ver­schaf­fen kön­nen. Die­ser hat­te an den Er­werb der in der Rech­nung … auf­ge­führ­ten Ge­gen­stän­de kei­ne kon­kre­te Er­in­ne­rung mehr. Er konn­te le­dig­lich an­ge­ben, dass er für sämt­li­che Fahr­zeu­ge, wel­che die Klä­ge­rin er­wor­ben ha­be, ent­spre­chen­des Zu­be­hör er­wor­ben ha­be. Wes­halb sich die Ge­gen­stän­de im Zeit­punkt der Rück­ga­be nicht im bzw. am Pkw be­fun­den ha­ben, ver­moch­te er nicht zu er­klä­ren.

Be­reits die zeit­li­chen Zu­sam­men­hän­ge spre­chen dem­ge­gen­über da­für, dass das in der Rech­nung auf­ge­führ­te Zu­be­hör nicht für den Pkw …, son­dern für den bau­glei­chen Pkw … er­wor­ben wur­de. Die­ser Pkw ist tag­ge­nau am 22.10.2003 an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fert wor­den, wäh­rend der Pkw … über­haupt erst im De­zem­ber 2003 in den Be­sitz der Klä­ge­rin ge­lang­te. Es liegt da­her auf der Hand, dass das am 22.10.2003 er­wor­be­ne Zu­be­hör auch für den an die­sem Tag aus­ge­lie­fer­ten Pkw … und nicht „auf Vor­rat“ für ei­nen erst meh­re­re Mo­na­te spä­ter zu er­war­ten­den Pkw an­ge­schafft und ge­nutzt wur­de. Dies gilt um­so mehr, als die Klä­ge­rin nach An­ga­ben ih­res per­sön­lich ge­hör­ten Ge­schäfts­füh­rers sämt­li­che Kfz mit Zu­be­hör aus­rüs­tet. Über­dies war im Rah­men der Kla­ge­schrift auch ur­sprüng­lich aus­ge­führt wor­den, das Zu­be­hör sei für ei­nen am sel­ben Tag er­hal­te­nen Pkw ge­kauft wor­den. Nur so er­klärt sich auch, dass sich die in der Rech­nung vom 22.10.2003 auf­ge­führ­ten Ge­gen­stän­de im Zeit­punkt der Rück­ga­be des Pkw … nicht an bzw. in die­sem Fahr­zeug be­fan­den, ob­wohl dies zu­min­dest bei den Rei­fen und Fel­gen zu er­war­ten ge­we­sen wä­re, und ob­wohl die Rück­ga­be nach An­ga­ben des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin un­vor­be­rei­tet im An­schluss an ei­nen wäh­rend der Fahrt auf­ge­tre­te­nen De­fekt er­folg­te, so­dass kei­ne Ge­le­gen­heit zur Um­rüs­tung des Kfz vor des­sen Rück­ga­be be­stand.

Hät­te die Klä­ge­rin die in der Rech­nung … auf­ge­führ­ten Ge­gen­stän­de für den im Ok­to­ber 2004 zu­rück­ge­ge­be­nen Pkw er­wor­ben, hät­te über­dies na­he ge­le­gen, dass Ver­wen­dungs- und Auf­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che be­reits im Rah­men der Rück­ab­wick­lung gel­tend ge­macht wer­den. We­der im Zu­sam­men­hang mit dem Rück­tritt noch im Rück­nah­me­pro­to­koll ist hier­von je­doch die Re­de, ob­wohl die Klä­ge­rin sei­ner­zeit be­reits an­walt­lich be­ra­ten war. Man­gels Nach­wei­ses, dass die be­haup­te­ten Zu­be­hör­tei­le für den Pkw … an­ge­schafft wur­den, schei­det auch ein Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch aus §§ 434, 437 Nr. 2, 284 BGB aus, oh­ne dass es noch dar­auf an­kommt, ob die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen die­ses An­spruchs, ins­be­son­de­re die er­for­der­li­che Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung, über­haupt schlüs­sig dar­ge­tan sind. An­de­re Rechts­grund­la­gen tra­gen das Be­geh­ren der Klä­ge­rin auf Auf­wen­dungs- bzw. Ver­wen­dungs­er­satz eben­falls nicht.

Die hilfs­wei­se gel­tend ge­mach­ten Miet­wa­gen­kos­ten aus ei­ge­nem oder ab­ge­tre­te­nen Recht kann die Klä­ge­rin eben­falls nicht be­an­spru­chen. Zwar wird durch den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ein An­spruch auf Scha­den­er­satz auch in­so­weit nicht aus­ge­schlos­sen, als es um den Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens geht, der da­durch ent­stan­den ist, dass dem Käu­fer in­fol­ge ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che de­ren Nut­zung ent­geht. Der Um­fang des An­spruchs ist je­doch auf den Zeit­raum be­grenzt, den der Käu­fer be­nö­tigt hät­te, um ein Er­satz­fahr­zeug an­zu­schaf­fen (OLG Cel­le, Urt. v. 16.04.2008 – 7 U 224/07; s. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 1872 m. w. Nachw.). An­ge­sichts des stän­di­gen Über­an­ge­bots auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt und un­ter Be­ach­tung der je­dem Ge­schä­dig­ten ob­lie­gen­den Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ist in­so­weit re­gel­mä­ßig nur ein Zeit­raum von ein bis zwei Wo­chen an­zu­set­zen (OLG Cel­le, Urt. v. 16.04.2008 – 7 U 224/07) …

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