1. Die An­ga­be des Ki­lo­me­ter­stands in ei­ner – hier im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten – Ver­kaufs­an­zei­ge für ei­nen Ge­braucht­wa­gen ist (zu­min­dest) dann ei­ne ein­fa­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB, wenn der Ver­käu­fer die An­ga­be vor Ver­trags­schluss nicht klar und er­kenn­bar wi­der­ruft. Dem steht we­gen des feh­len­den Form­zwangs nicht ent­ge­gen, dass die Lauf­leis­tung in ei­nem schrift­li­chen Kauf­ver­trag kei­ne Er­wäh­nung fin­det.
  2. Bei der An­schaf­fung von Win­ter­rei­fen han­delt es sich um ei­ne nütz­li­che und sinn­vol­le, wenn nicht so­gar not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­on in ein Fahr­zeug, weil da­durch sei­ne Ver­kehrs­si­cher­heit er­heb­lich ver­bes­sert wird.
  3. Die Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung kön­nen auch dann als Scha­den er­stat­tungs­fä­hig sein, wenn der Schä­di­ger sich nicht in Ver­zug be­fin­det. Es reicht aus, wenn die – ins­be­son­de­re durch die Be­auf­tra­gung ei­nes An­walts ent­stan­de­nen – Kos­ten aus der Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren.

LG Ell­wan­gen, Ur­teil vom 13.06.2008 – 5 O 60/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt vom Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges über ei­nen ge­brauch­ten Pkw so­wie die Er­st­at­lung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten.

Mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 02.06.2007 er­warb der Klä­ger von dem be­klag­ten Au­to­händ­ler ei­nen Pkw der Mar­ke Mer­ce­des-Benz (Erst­zu­las­sung: Ja­nu­ar 2001) zum Preis von 13.200 €. Hin­sicht­lich der Sach­män­gel­haf­tung ent­hält der Kauf­ver­trag ei­ne vor­for­mu­lier­te Re­ge­lung da­hin, dass die­se „ins­be­son­de­re im Hin­blick auf sicht­ba­re und un­sicht­ba­re Män­gel, des Ki­lo­me­ter­stan­des … auf ein Jahr be­schränk“ ist.

Der Ver­trag wur­de durch ei­ne An­zei­ge des Be­klag­ten im In­ter­net­por­tal „autoscout24.​de“ an­ge­bahnt. In die­ser In­ter­net­an­zei­ge, auf die sich der Klä­ger mel­de­te, gab der Be­klag­te die Lauf­leis­tung des Pkw mit 190.000 km an. Tat­säch­lich hat­te der Pkw zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­schlus­ses ei­ne Lauf­leis­tung von über 250.000 km.

Am 07.06.2007 wur­den dem Klä­ger nach voll­stän­di­ger Be­zah­lung des Kauf­prei­ses das Fahr­zeug nebst ei­ner Prüf­be­schei­ni­gung vom 06.06.2007 über die Durch­füh­rung der Ab­gas­un­ter­su­chung über­ge­ben. In die­ser Prüf­be­schei­ni­gung ist der Ki­lo­me­ter­stand des Pkw mit 156.602 an­ge­ge­ben. Am 22.01.2008 stell­te der Klä­ger fest, dass bei dem Pkw der Ki­lo­me­ter­stand im elek­tri­schen Ta­cho­me­ter ma­ni­pu­liert wor­den war. Mit An­walts­schrei­ben vom 23.01.2008 focht er des­halb ge­gen­über dem Be­klag­ten den Kauf­ver­trag vom 02.06.2007 an und er­klär­te hilfs­wei­se den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Gleich­zei­tig for­der­te er den Be­klag­ten zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 13.200 €, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be und Rück­über­eig­nung des ge­kauf­ten Pkw, bis zum 13.02.2008 auf.

Die Kla­ge hat­te größ­ten­teils Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Be­klag­te schul­det dem Klä­ger ge­mäß §§ 433 I, 434, 437 Nr. 2, 323, 347 II, 284 BGB Zug um Zug ge­gen Er­stat­tung des um den Wert der Ge­brauchs­vor­tei­le ver­min­der­ten Kauf­prei­ses so­wie Auf­wen­dungs­er­satz die Rück­nah­me des Fahr­zeugs (1.). Mit der Rück­nah­me­ver­pfi­ich­tung be­fin­det sich der Be­klag­te nach Rück­tritt und Frist­set­zung durch den Klä­ger in Ver­zug (2.). Au­ßer­dem ist der Be­klag­te ver­pflich­tet, dem Klä­ger au­ßer­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten in ei­ner Ge­samt­hö­he von 837,52 € zu er­stat­ten (3.).

1. Der Klä­ger kann vom Be­klag­ten die Rück­zah­lung von 11.239,19 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des ge­kauf­ten Pkw ge­mäß §§ 433, 434 I 1, 437 Nr. 2, 323, 349 II, 284 BGB ver­lan­gen.

a) Zwi­schen den Par­tei­en wur­de am 02.06.2007 ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ge­schlos­sen. Die­ser Kauf­ver­trag ist durch die vom Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 23.01.2008 ge­gen­über dem Be­klag­ten er­klär­te An­fech­tung nicht rück­wir­kend nich­tig ge­wor­den. Es man­gelt an ei­nem An­fech­tungs­grund. Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch den Be­klag­ten hat der Klä­ger nicht nach­ge­wie­sen.

b) Der vom Klä­ger beim Be­klag­ten ge­kauf­te Pkw war bei Über­ga­be nicht frei von Män­geln, weil er hin­sicht­lich der Lauf­leis­tung nicht die (kon­klu­dent au­ßer­halb der Ver­trags­ur­kun­de) ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat­te (§ 434 I 1 BGB).

aa) So­wohl zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­schlus­ses am 02.06.2007 als auch zum Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger hat­te der Pkw nicht, wie in der In­ter­net­an­zei­ge des Be­klag­ten an­ge­ge­ben, ei­ne Lauf­leis­tung von 190.000 km, son­dern tat­säch­lich ei­ne Lauf­leis­tung von über 250.000 km.

Die An­ga­be des Be­klag­ten in sei­ner An­zei­ge im In­ter­net­por­tal „autoscout24.​de“, dass der Pkw ei­ne Lauf­leis­tung von 190.000 km hat, ist (kon­klu­dent) Be­stand­teil des zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ge­wor­den (vgl. LG Köln, Urt. v. 10.01.2002 – 15 O 237/01, DAR 2002, 272; LG Kle­ve, Urt. v. 27.08.2004 – 5 S 57/04, NJW-RR 2005, 422; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 5. Aufl., Rn. 1300 m. w. Nachw. in Fn. 284). Zwar ist die­se Lauf­leis­tung im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 02.06.2007 nicht auf­ge­nom­men, doch ist dies man­gels ei­nes Form­zwan­ges auch nicht er­for­der­lich. Im vor­lie­gen­den Fall kommt hin­zu, dass der Kauf­ver­trag aus­drück­lich ei­ne Re­ge­lung über die Sach­män­gel­haf­tung hin­sicht­lich des Ki­lo­me­ter­stan­des ent­hält: „Die Sach­män­gel­haf­tung wird ins­be­son­de­re im Hin­blick … des Ki­lo­me­ter­stan­des auf ein Jahr be­schränkt“. Es han­delt sich – je­den­falls – um ei­ne „ein­fa­che“ Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB.

Der Be­klag­te hat nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts nach­ge­wie­sen, dass er sei­ne schrift­li­che Aus­sa­ge in der ge­nann­ten In­ter­net­an­zei­ge vor Ver­trags­schluss ge­gen­über dem Klä­ger „klar und er­kenn­bar“ wi­der­ru­fen hat (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1300 m. w. Nachw. in Fn. 286). Zwar hat der Be­klag­te an­ge­ge­ben, dass er den Klä­ger am 02.06.2007 so­wohl bei der Pro­be­fahrt als auch bei den an­schlie­ßen­den Ver­trags­ver­hand­lun­gen vor Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­trags dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass bei dem Fahr­zeug ein Ta­cho­w­ech­sel statt­ge­fun­den und das Fahr­zeug ei­ne we­sent­lich hö­he­re Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tung als in der In­ter­net­an­zei­ge an­ge­ge­ben ha­be, je­doch stellt dies der Klä­ger – auch bei sei­ner An­hö­rung im Ver­hand­lungs­ten­min vom 11.04.2008 – in Ab­re­de. So­weit der Be­klag­te vor­tra­gen lässt, dass er „mei­ne“, dass im Ser­vice­heft des Fahr­zeugs der Ta­cho­w­ech­sel ein­ge­tra­gen sei und er die­sen Ein­trag dem Klä­ger vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­zeigt ha­be, ist zu kon­sta­tie­ren, dass es ei­nen sol­chen Ein­trag im Ser­vice­heft nicht gibt. Das Ge­richt ven­mag die An­ga­ben des Be­klag­ten je­den­falls nicht glaub­haf­ter als die des Klä­gers und den Be­klag­ten nicht als glaub­wür­di­ger als den Klä­ger an­zu­se­hen.

Ge­gen die Glaub­haf­tig­keit der An­ga­ben des Be­klag­ten spricht, dass die­ser be­kun­det hat, dass der Klä­ger auf den Hin­weis der hö­he­ren, nicht ge­nau be­kann­ten Lauf­leis­tung wäh­rend der Pro­be­fahrt nicht be­son­ders re­agiert ha­be und bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen im Bü­ro den Hin­weis le­dig­lich zum An­lass ge­nom­men ha­be, ei­ne Re­du­zie­rung des Kauf­prei­ses zu er­rei­chen. Ei­ne sol­che Re­ak­ti­on ei­nes Kauf­in­ter­es­sen­ten wä­re un­ge­wöhn­lich, da die Lauf­leis­tung als ei­ne er­heb­li­che wert­bil­den­de Ei­gen­schaft ei­nes Pkw ein we­sent­li­ches Kri­te­ri­um für die Kauf­ent­schei­dung ist, zu­mal wenn wie hier die Lauf­leis­tung nach der In­ter­net­an­zei­ge be­reits 190.000 km be­trägt. Es wä­re viel­mehr zu er­war­ten ge­we­sen, dass bei Kennt­nis ei­nes Ta­cho­w­ech­sels zu ei­nem un­be­kann­ten Zeit­punkt (!) und ei­ner un­ge­wis­sen, über 190.000 km lie­gen­den Lauf­leis­tung der Käu­fer sich nur bei ei­nem er­heb­li­chen Ab­schlag vom Kauf­preis zum Kauf ent­schei­det oder vom Kauf Ab­stand nimmt und nicht – wie hier – sich mit Aus­bes­se­rungs­ar­bei­ten an der Mo­tor­hau­be und den Kot­flü­gel­spit­zen be­gnügt, für die der Be­klag­te nach sei­nen ei­ge­nen An­ga­ben „ins­ge­samt rund 800 € brut­to“ auf­wen­den muss­te. Ein In­diz ge­gen die Rich­tig­keit der An­ga­ben des Be­klag­ten ist auch, dass der schrift­li­che Kauf­ver­trag zwar ei­nen Ein­trag über die vom Be­klag­ten vor­zu­neh­men­den Aus­bes­se­rungs­ar­bei­ten ent­hält, nicht aber über ei­nen Ta­cho­w­ech­sel bzw. ei­ne nicht ge­nau be­kann­te Fahr­leis­tung des Kauf­ge­gen­stands, ob­wohl hier­über laut den An­ga­ben des Be­klag­ten wie­der­holt ge­spro­chen wor­den sein soll. Von ei­nem Au­to­händ­ler wie dem Be­klag­ten wä­re zu er­war­ten, dass in ei­nem sol­chen Fall der Ta­cho­w­ech­sel bzw. die nicht ge­nau be­kann­te Fahr­leis­tung in die Kauf­ver­trags­ur­kun­de auf­ge­nom­men wird. Die Zeu­gin Z, die Ehe­frau des Be­klag­ten, hat die An­ga­be des Be­klag­ten, dass er den Klä­ger in Ge­gen­wart sei­ner Ehe­frau dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass das Fahr­zeug ei­ne ge­gen­über der An­ga­be in der In­ter­net­an­zei­ge hö­he­re Lauf­leis­tung ha­be, so nicht be­stä­tigt. Sie hat le­dig­lich aus­ge­sagt, dass der Be­klag­te bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen am 02.06.2007 im Bü­ro zum Klä­ger ge­sagt ha­be, dass der Ta­cho zu ei­nem nicht be­kann­ten Zeit­punkt ge­wech­selt wor­den sei und er, der Be­klag­te, nicht sa­gen kön­ne, wie der ge­naue Ta­chostand lau­te. Hier­auf, so die Zeu­gin, ha­be der Klä­ger zu­nächst nicht re­agiert. Spä­ter ha­be er dann im Rah­men der Be­spre­chung ver­langt, dass der Preis des­we­gen re­du­ziert wer­de. Ge­gen die Glaub­haf­tig­keit die­ser An­ga­ben der Zeu­gin spricht, dass aus den be­reits dar­ge­leg­ten Grün­den nur schwer nach­voll­zieh­bar ist, dass der Klä­ger auf den Hin­weis des Be­klag­ten, dass der ge­naue Ta­chostand und der Zeit­punkt des Ta­cho­w­ech­sels nicht be­kannt sei­en, zu­nächst nicht re­agiert ha­ben soll, und der Ta­cho­w­ech­sel kei­nen Ein­gang in die Kauf­ver­trags­ur­kun­de ge­fun­den hat. Das Ge­richt ver­mag auf­grund der Aus­sa­ge der Zeu­gin Z nicht mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te vor Kauf­ver­trags­schluss sei­ne An­ga­ben in der In­ter­net-An­zei­ge in Be­zug auf die Lauf­leis­tung des Pkw wi­der­ru­fen hat. Die ver­blei­ben­den Zwei­fel ge­hen zu­las­ten des Be­klag­ten.

Die Ab­wei­chung zwi­schen der ver­ein­bar­ten Lauf­leis­tung von 190.000 km und der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung von über 250.000 km stellt ei­nen Sach­man­gel dar (§ 434 I 1 BGB), der nicht un­er­heb­lich ist (§ 323 V BGB). Man­gels Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit kann da­hin­ste­hen, ob die in den Kauf­ver­trag (kon­klu­dent) ein­be­zo­ge­ne An­ga­be der Lauf­leis­tung im In­ter­net­an­ge­bot des Be­klag­ten so­gar als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) zu wer­ten ist (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Tz. 23 f.). 

Die wei­te­re Vor­aus­set­zung für ei­nen Rück­tritt nach §§ 437 Nr. 2, 323 I BGB, dass der Käu­fer vor dem Rück­tritt dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Leis­tung oder Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­ben muss, ist ent­behr­lich, weil es sich bei der Ab­wei­chung zwi­schen der ver­ein­bar­ten und der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung um ei­nen un­be­heb­ba­ren Man­gel han­delt. Die Nach­lie­fe­rung ei­nes an­de­ren, gleich­wer­ti­gen Fahr­zeugs schei­det zwar nicht schon des­halb aus, weil es sich um ei­nen Stück­kauf han­delt. Je­doch ist beim Kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs die Lie­fe­rung ei­nes gleich­wer­ti­gen Er­satz­fahr­zeugs nur aus­nahms­wei­se mög­lich (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Tz. 17; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, NJW 2006, 2839 [un­ter II 2a]). Dass die­se Mög­lich­keit im Streit­fall be­steht, ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich.

cc) Der Klä­ger hat auch be­reits mit An­walt­schrei­ben vom 23.01.2008 und da­mit in­ner­halb der ein­jäh­ri­gen Sach­män­gel­frist (vgl. Kauf­ver­trag vom 02.06.2007 und §§ 474 I 1, 475 II, 13, 14 BGB) den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

c) Der Be­klag­te schul­det da­her die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 13.200 €. Er muss sich je­doch die Vor­tei­le der Nut­zung des Fahr­zeu­ges an­rech­nen las­sen. Die Ge­brauchs­vor­tei­le, die der Klä­ger durch die Be­nut­zung des Fahr­zeugs er­langt hat, be­mes­sen sich auf ins­ge­samt 3.340 € (aa). Al­ler­dings ist ein Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten in Hö­he von 1.379,19 € ge­gen­zu­rech­nen (bb), so­dass der Klä­ger vom Be­klag­ten die Zah­lung von ins­ge­samt 11.239,19 € ver­lan­gen kann.

aa) Beim Ge­braucht­wa­gen­kauf be­rech­net das Ge­richt die Nut­zungs­vor­tei­le nach ei­ner li­nea­ren Amor­ti­sa­ti­on un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter und der Rest­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, die die Par­tei­en bei ih­rem Ver­trags­schluss (still­schwei­gend) zu­grun­de ge­legt ha­ben (vgl. auch OLG Ko­blenz, Urt. v. 01.04.2004 – 5 U 1385/03, NJW 2004, 1670 [1671]; OLG Düs­sel­dorf, NJW-RR 1999, 278; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1455).

Hier kann nicht dar­auf ab­ge­stellt wer­den, dass der Mer­ce­des-Benz im Zeit­punkt der Über­ga­be tat­säch­lich über 250.000 km ge­lau­fen war. Viel­mehr ist man­gels ent­ge­gen­ste­hen­der An­halts­punk­te da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kauf­preis von 13.200 € un­ter Be­rück­sich­ti­gung der an­ge­nom­me­nen (bis­he­ri­gen) Ge­samt­lauf­leis­tung von 190.000 km markt­an­ge­mes­sen war. Die an­zu­neh­men­de Rest­lauf­zeit schätzt das Ge­richt bei dem vor­lie­gen­den Fahr­zeug der ge­ho­be­nen Mit­tel­klas­se mit ei­nem Die­sel­mo­tor (Erst­zu­las­sung: Ja­nu­ar 2001) auf die­ser Grund­la­ge auf et­wa 90.000 km.

Der Nut­zungs­vor­teil pro Ki­lo­me­ter wird dem­nach da­durch er­rech­net, dass der Kauf­preis von 13.200 € mul­ti­pli­ziert wird mit der un­strei­ti­gen Fahr­leis­tung des Klä­gers von rund 22.700 km, so­dann di­vi­diert durch die an­ge­nom­me­ne Rest­lauf­leis­tung von 90.000 km (vgl. auch OLG Ko­blenz, Urt. v. 01.04.2004 – 5 U 1385/03, NJW 2004, 1670 [1671]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1460). Da­nach er­gibt sich ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 0,147 €/km, mul­ti­pli­ziert mit der ge­fah­re­nen An­zahl der Ki­lo­me­ter ein Nut­zungs­vor­teil von (ge­run­det) 3.340 €.

bb) Dem­ge­gen­über kann der Klä­ger sei­ner­seits mit den von ihm im Ein­zel­nen un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­ge­nen not­wen­di­gen bzw. nütz­li­chen Ver­wen­dun­gen in ei­ner Ge­samt­hö­he von 1.379,19 € ge­gen­rech­nen. Denn es lie­gen so­wohl die Vor­aus­set­zun­gen des § 347 II BGB als auch die des § 284 BGB vor. Zu den not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen (§§ 347 II, 994 BGB) bzw. ge­wöhn­li­chen Er­hal­tungs­kos­ten (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 65. Aufl., § 347 Rn. 4) und zu den Auf­wen­dun­gen, die der Kau­fer im Ver­trau­en auf ei­ne man­gel­freie Leis­tung ge­tä­tigt hat, und die in­fol­ge der man­gel­be­ding­ten Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ver­geb­lich wa­ren („frus­trier­te Auf­wen­dun­gen“), ge­hö­ren die vom Klä­ger im Ein­zel­nen gel­tend ge­mach­ten Auf­wen­dun­gen (Öl­lam­pe, Win­ter­rei­fen, Mer­ce­des-Stern/Lo­go, neue Bat­te­rie, Wi­scher­blät­ter, TÜV-Neu­ab­nah­me, Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten zur Er­lan­gung des TÜV) in ei­ner Ge­samt­hö­he von 1.379,19 €. Auch die An­schaf­fung von Win­ter­rei­fen stellt ei­ne nütz­li­che und sinn­vol­le, wenn nicht so­gar not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­on in ein Fahr­zeug dar, weil hier­durch sei­ne Ver­kehrs­si­cher­heit ent­spre­chend den Stra­ßen­ver­hält­nis­sen er­heb­lich ver­bes­sert wird (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 06.05.2005 – I-1 W 17/05).

2. Der Be­klag­te be­fin­det sich auch mit der An­nah­me des … Fahr­zeugs in Ver­zug, da der Kla­ger ihn mit An­walt­schrei­ben vom 23.01.2008 un­ter Frist­set­zung bis zum 13.02.2008 ver­geb­lich zur Rück­nah­me des Pkw Zug um Zug ge­gen Er­stat­tung des Kauf­prei­ses auf­ge­for­dert hat.

3. So­weit der Klä­ger im Rah­men ei­nes ge­son­der­ten Zah­lungs­an­trags in Hö­he von 899,40 € Er­satz für die vor­pro­zes­sua­le In­an­spruch­nah­me sei­ner jet­zi­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten zur Durch­set­zung sei­ner Sach­man­gel­an­sprü­che ge­gen den Be­klag­ten ver­langt, ist der Be­klag­te ei­ner be­grün­de­ten Leis­tungs­ver­pflich­tung in Hö­he von 837,52 € aus §§ 437 Nr. 3, 280, 281 BGB aus­ge­setzt.

a) Wie be­reits oben un­ter 1. aus­ge­führt, hat der Be­klag­te sei­ne Pflicht zur Über­eig­nung des Pkw mit ei­ner Lauf­leis­tung von 190.000 km ver­letzt, da das Fahr­zeug zum Zeit­punkt der Über­ga­be ei­ne Lauf­leis­tung von über 250.000 km auf­wies. Der Be­klag­te hat auch nicht nach­ge­wie­sen, dass er die­se Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat (vgl. § 280 I 2 BGB).

b) Die wei­te­re Vor­aus­set­zung für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 281 I 1 BGB, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne Frist zur Leis­tung oder Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­ben muss, ist ent­behr­lich, weil es sich – wie be­reits oben un­ter 1. dar­ge­legt – bei der Ab­wei­chung zwi­schen der ver­ein­bar­ten und der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung um ei­nen un­be­heb­ba­ren Man­gel han­delt.

c) Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung sind er­stat­tungs­pflich­tig, wenn und so­weit sie er­for­der­lich ge­we­sen sind. Ein Ver­zug des Schä­di­gers ist nicht Vor­aus­set­zung. Es reicht aus, wenn die Ein­schal­tung des An­walts aus der Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig ge­we­sen ist. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind im vor­lie­gen­den Fall zu be­ja­hen. Denn streit­ge­gen­ständ­lich ist ein nicht ganz all­täg­li­cher Ge­braucht­wa­gen­kauf, bei dem ei­ne er­heb­li­che Ab­wei­chung der ver­ein­bar­ten Lauf­leis­tung von der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung vor­liegt, wo­bei die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung un­klar ist.

Was die Hö­he der gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten be­trifft, be­geg­net die ver­lang­te und auch vom Be­klag­ten nicht in Zwei­fel ge­zo­ge­ne 1,3-fa­che Ge­schäfts­ge­bühr ge­mäß Nr. 2300 VV RVG im An­satz kei­nen Be­den­ken. Da der Klä­ger ge­gen den Be­klag­ten, wie oben dar­ge­legt, je­doch le­dig­lich ei­nen Zah­lungs­an­spruch in Hö­he von 11.239,19 € hat, kann der Klä­ger le­dig­lich aus die­sem Ge­gen­stands­wert ei­ne 1,3-fa­che Ge­schäfts­ge­bühr ver­lan­gen …

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