Ei­ne Nach­bes­se­rung gilt nach dem er­folg­lo­sen zwei­ten Ver­such nur dann als fehl­ge­schla­gen, wenn sich bei­de Nach­bes­se­rungs­ver­su­che auf den­sel­ben Man­gel be­zie­hen.

OLG Naum­burg, Ur­teil vom 13.02.2008 – 6 U 131/07

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en schlos­sen An­fang Fe­bru­ar 2005 ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen Neu­wa­gen´zum Preis von 17.880 €. Am 07.05.2005, am 23.05.2005 und am 02.03.2006 trat je­weils ein Zünd­spu­len­de­fekt auf, der je­weils er­folg­reich be­sei­tigt wur­de.

Mit sei­ner Kla­ge be­gehrt der Klä­ger die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Er meint, ein Rück­ab­wick­lungs­an­spruch sei nach den §§ 437 Nr. 2, 440 BGB ge­ge­ben, weil das Fahr­zeug mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet und ei­ne drei­fa­che Nach­bes­se­rung fehl­ge­schla­gen sei. Bei dem drei Mal auf­ge­tre­te­nen De­fekt der Zünd­spu­le han­de­le es sich um ein und den­sel­ben Man­gel. Wie der drit­te De­fekt zei­ge, sei ei­ne Nach­bes­se­rung je­den­falls zwei­mal fehl­ge­schla­gen. Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über vor­ge­tra­gen, den drei Re­pa­ra­tu­ren lä­gen al­lein des­halb drei ver­schie­de­ne Män­gel zu­grun­de, weil das Fahr­zeug – un­strei­tig – über vier Zünd­spu­len für vier Zy­lin­der ver­fü­ge. Ein Man­gel der Bord­elek­tro­nik ha­be nicht vor­ge­le­gen. Ak­tu­ell sei­en die ein­zel­nen Zünd­spu­len nicht mit ei­nem Man­gel be­haf­tet.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des am 08.02.2005 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ge­mäß den §§ 437 Nr. 2, 440 BGB

1. a) Ei­ne Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags schei­det be­reits des­halb aus, weil das Fahr­zeug der­zeit über kei­nen Man­gel an ei­ner der vier Zünd­spu­len ver­fügt und auch im Zeit­punkt der erst­ma­li­gen … Gel­tend­ma­chung des Rück­tritts­ver­lan­gens in An­be­tracht der er­folg­rei­chen drit­ten Re­pa­ra­tur kein Man­gel vor­lag. Auf­grund des – ak­tu­el­len – Feh­lens ei­nes De­fekts an ei­ner Zünd­spu­le ist die tat­be­stand­li­che Vor­aus­set­zung ei­nes Man­gels nicht er­füllt. Viel­mehr ist es un­strei­tig, dass bei al­len drei auf­ge­tre­te­nen De­fek­ten die durch­ge­führ­ten Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten er­folg­reich waren.​Die Vor­schrift des § 440 BGB setzt vor­aus, dass die Be­sei­ti­gung des Man­gels fehl­ge­schla­gen ist. Da­von kann je­doch – oh­ne dass es in die­sem Zu­sam­men­hang dar­auf an­kä­me, ob die De­fek­te stets an der­sel­ben Zünd­spu­le auf­ge­tre­ten sind oder nicht – an­ge­sichts der je­weils voll­stän­di­gen Be­he­bung des De­fekts kei­ne Re­de sein. Da­her be­zieht sich das nach der drit­ten Re­pa­ra­tur er­klär­te Rück­tritts­ver­lan­gen des Klä­gers auf ei­nen nur mög­li­chen, der­zeit aber tat­säch­lich nicht vor­lie­gen­den Man­gel … Zu­tref­fend weist die Be­klag­te im Rah­men der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung dar­auf hin, dass Sinn und Zweck des § 440 Satz 2 BGB le­dig­lich der Schutz des Käu­fers da­vor sein kann, dass – meh­re­re – Re­pa­ra­tur­ver­su­che nicht zu der be­ab­sich­tig­ten Män­gel­be­sei­ti­gung ge­führt ha­ben. Ei­nen Schutz des Käu­fers vor tat­säch­lich noch nicht ein­ge­tre­te­nen Män­geln be­zweckt die­se Norm hin­ge­gen nicht …

2. a) Selbst wenn man hin­sicht­lich der vor­be­nann­ten Grün­de … an­de­rer An­sicht wä­re, könn­te der Klä­ger ei­ne Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags des­halb nicht ver­lan­gen, weil nicht fest­ge­stellt wer­den kann, dass al­le drei Re­pa­ra­tu­ren der Be­sei­ti­gung des­sel­ben Man­gels ge­dient ha­ben. Die­se Fest­stel­lung wä­re nur dann mög­lich ge­we­sen, wenn stets die­sel­be der vier vor­han­de­nen Zünd­spu­len de­fekt ge­we­sen wä­re. Das aber kann den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B nicht ent­nom­men wer­den … Glei­ches gilt im Hin­blick auf die klä­ge­ri­sche Be­haup­tung, dass sämt­li­chen De­fek­ten ein über­ge­ord­ne­ter Feh­ler, et­wa der Bord­elek­tro­nik, zu­grun­de ge­le­gen ha­be. Das hat der Sach­ver­stän­di­ge aus­drück­lich ver­neint …

b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers kann es nicht da­hin­ste­hen, ob die drei Re­pa­ra­tur­fäl­le auf den De­fekt ei­ner oder meh­re­rer Zünd­spu­len zu­rück­zu­füh­ren sind. Denn die Norm des § 440 BGB kann nicht da­hin aus­ge­legt wer­den, dass die dort be­nann­ten zwei fehl­ge­schla­ge­nen Man­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che sich auch auf meh­re­re ver­schie­de­ne Män­gel be­zie­hen kön­nen. Das folgt schon dar­aus, dass bei an­de­rer Be­trach­tung be­reits ein fehl­ge­schla­ge­ner Ver­such hin­sicht­lich zum Bei­spiel zwei­er Män­gel zur Aus­übung des Rück­tritts be­rech­ti­gen wür­de. Dann lä­gen zwar ins­ge­samt zwei Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che vor. Dem Ver­käu­fer wä­re in Be­zug auf ei­nen kon­kre­ten Man­gel aber nur ein Nach­bes­se­rungs­ver­such ein­ge­räumt wor­den. An­ge­sichts des ein­deu­ti­gen Wort­lauts der Norm kann aber nicht an­ge­nom­men wer­den, dass dies vom Ge­setz­ge­ber ge­wollt ge­we­sen ist.

3. Wenn man der Auf­fas­sung des Klä­gers folg­te, wä­re die Aus­übung des Rück­tritts­rechts je­den­falls treu­wid­rig i. S. des § 242 BGB. Denn aus der Sicht des Klä­gers la­gen be­reits nach der zwei­ten Re­pa­ra­tur zwei fehl­ge­schla­ge­ne Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che vor. Den­noch hat der Klä­ger in Kennt­nis des­sen ei­ne drit­te Re­pa­ra­tur – er­folg­reich – durch­füh­ren las­sen. Wenn er hier­nach, oh­ne dass sich ein wei­te­rer Man­gel oder der­sel­be Man­gel er­neut zeigt, die Rück­gän­gig­ma­chung des Ver­tra­ges be­gehrt, ist die An­nah­me ei­nes wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens ge­recht­fer­tigt …

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