Ei­ne er­folg­lo­ser Nach­er­fül­lungs­ver­such führt je­den­falls hin­sicht­lich des Man­gels, dem der Ver­such galt, da­zu, dass die Ver­jäh­rung der Män­gel­an­sprü­che des Käu­fers er­neut be­ginnt.

AG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 11.01.2008 – 32 C 1639/07-48

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te, von der er am 27.02.2003 ei­nen Neu­wa­gen er­wor­ben hat, auf Nach­er­fül­lung in An­spruch.

Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 01.08.2003 über­ge­ben. Die­ser ist nach den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten be­rech­tigt, sich we­gen ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung statt an die Be­klag­te an ei­nen vom Her­stel­ler für die Be­treu­ung des Fahr­zeugs an­er­kann­ten Be­trieb zu wen­den.

Nach­dem das Fahr­zeug dem Klä­ger über­ge­ben wor­den war, wur­den dar­an im Rah­men von Rück­ruf­ak­tio­nen des Her­stel­lers ver­schie­de­ne Ar­bei­ten durch­ge­führt und Tei­le aus­ge­wech­selt. We­gen des Auf­tre­tens von Vi­bra­tio­nen beim Ab­brem­sen des Fahr­zeu­ges („Brem­sen­rub­beln“) fan­den bis Au­gust 2006 im Au­to­haus A in F. am 06.04.2004, am 27.06.2005, am 04.11.2005, am 09.06.2006 und am 24.08.2006 Ar­bei­ten an der Brems­an­la­ge des Fahr­zeu­ges statt. Bei dem Au­to­haus A han­delt es sich um ei­ne Ver­trags­werk­statt des Fahr­zeug­her­stel­lers, der auch die Kos­ten für die Ar­bei­ten über­nom­men hat. Bei den Ar­bei­ten wur­den je­weils un­ter an­de­rem die vor­de­ren Brems­schei­ben er­neu­ert. Zwi­schen den Ar­bei­ten leg­te das Fahr­zeug des Klä­gers je­weils bis zu 22.000 Ki­lo­me­ter zu­rück.

Nach­dem beim Ab­brem­sen des Fahr­zeugs er­neut Vi­bra­tio­nen auf­ge­tre­ten wa­ren, wur­den im Au­to­haus A im No­vem­ber 2006 un­ter an­de­rem Tei­le der Vor­der­ach­se (u. a. der Trag­rah­men so­wie die Ku­gel­köp­fe und die Brems­schei­ben) er­neu­ert. Trotz die­ser Ar­bei­ten tra­ten im Früh­jahr 2007 er­neut Vi­bra­tio­nen beim Ab­brem­sen auf. Der Klä­ger ver­lang­te des­halb aber­mals Nach­er­fül­lung. Die­ses Ver­lan­gen wies die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 31.05.2007 zu­rück, weil die Ga­ran­tie­frist ab­ge­lau­fen und et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers ver­jährt sei­en.

Der Klä­ger hat am 28.09.2007 ein Ver­säum­nis­ur­teil er­wirkt, mit dem die Be­klag­te ver­ur­teilt wur­de, die Vi­bra­tio­nen, die beim Ab­brem­sen des Fahr­zeugs des Klä­gers ins­be­son­de­re im Ge­schwin­dig­keits­be­reich von über 120 km/h auf­tre­ten, zu be­sei­ti­gen. Auf den form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­ten Ein­spruch der Be­klag­ten hin wur­de das Ver­säum­nis­ur­teil auf­recht­er­hal­ten.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist be­grün­det … Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten ge­mäß §§ 433 I, 439 I BGB als Nach­er­fül­lung die Be­sei­ti­gung des Man­gels an dem an ihn ver­äu­ßer­ten Fahr­zeug ver­lan­gen.

Die von dem Klä­ger be­schrie­be­nen Vi­bra­tio­nen des Fahr­zeugs beim Ab­brem­sen, ins­be­son­de­re im Ge­schwin­dig­keits­be­reich von über 120 km/h, stel­len ei­nen er­heb­li­chen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB dar, da sie die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Fahr­zeu­ges beim Ab­brem­sen be­ein­träch­ti­gen. Ge­mäß § 437 Nr. 1 BGB kann der Klä­ger des­halb Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB durch Be­sei­ti­gung des Man­gels ver­lan­gen.

Die von der Be­klag­ten ge­gen­über dem Nach­er­fül­lungs­an­spruch er­ho­be­ne Ein­re­de der Ver­jäh­rung greift nicht durch.

Nach §§ 438 I Nr. 3, 437 Nr. 1 BGB ver­jährt der Nach­er­fül­lungs­an­spruch in zwei Jah­ren. Die Ver­jäh­rungs­frist be­gann da­bei nach § 438 II BGB mit der Ab­lie­fe­rung der Sa­che am 01.08.2003.

Zur Be­sei­ti­gung des von dem Klä­ger zu ver­schie­de­nen Zeit­punk­ten ge­rüg­ten Man­gels wur­den – wie­der­holt – Nach­er­fül­lungs­ar­bei­ten durch­ge­führt, die, wie das er­neu­te Auf­tre­ten des glei­chen Man­gels zeigt, fehl­ge­schla­gen sind.

An­ge­sichts der sehr ge­rin­gen Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs zwi­schen den ein­zel­nen Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen wa­ren die Ar­bei­ten auch nicht auf nor­ma­len Ver­schleiß an der Brems­an­la­ge zu­rück­zu­füh­ren. Bei le­dig­lich durch nor­ma­len Ver­schleiß be­ding­te Ar­bei­ten wä­re da­von aus­zu­ge­hen, dass sie nicht auf ei­nem Man­gel des Fahr­zeu­ges be­ru­hen, son­dern der nor­ma­len, vom Nut­zer zu tra­gen­den Ab­nut­zung zu­zu­rech­nen sind. Dies ist aber dann, wenn sich, wie im vor­lie­gen­den Fall, be­reits nach kur­zer Zeit und ge­rin­ger Lauf­leis­tung der glei­che Man­gel wie­der ein­stellt, auch für Ar­bei­ten an der Brems­an­la­ge, die – wie all­ge­mein be­kannt ist – ei­nem Ver­schleiß un­ter­liegt, nicht der Fall.

Da die wie­der­hol­ten Nach­er­fül­lungs­ar­bei­ten den Man­gel nicht be­sei­tigt ha­ben, weil er nach ei­ni­ger Zeit er­neut auf­ge­tre­ten ist, liegt ein Fall der so­ge­nann­ten man­gel­haf­ten Nach­er­fül­lung vor mit der Fol­ge, dass mit den ein­zel­nen Ar­bei­ten die Ge­währ­leis­tungs­rech­te je­weils neu ent­stan­den sind (Pa­landt/Wei­den­haff, BGB, 67. Aufl. [2008], § 438 Rn. 16a). Die strit­ti­ge Fra­ge, ob bei ei­ner man­gel­haf­ten Nach­er­fül­lung die Ver­jäh­rungs­frist je­weils neu be­ginnt, ist je­den­falls für die Fäl­le zu be­ja­hen, bei de­nen der­sel­be Man­gel er­neut auf­tritt (Pa­landt/Wei­den­haff, a. a. O., § 438 Rn. 16a). Dies ist im vor­lie­gen­den Fall, bei ei­nem nach wie­der­hol­ten Ar­bei­ten an der Brems­an­la­ge und der Vor­der­rad­auf­hän­gung im­mer wie­der auf­tre­ten­den gleich­ar­ti­gen Man­gel, dem so­ge­nann­ten „Brem­sen­rub­beln“, an­zu­neh­men.

Da der Klä­ger Nach­er­fül­lungs­ar­bei­ten nicht nur bei der Be­klag­ten, son­dern auch bei an­de­ren Ver­trags­werk­stät­ten des Her­stel­lers durch­füh­ren las­sen durf­te, ist es auch nicht von Be­deu­tung, dass er die Ar­bei­ten nicht bei der Be­klag­ten vor­neh­men ließ.

Der zeit­li­che Ab­stand zwi­schen den ein­zel­nen Ar­bei­ten war je­weils – deut­lich – ge­rin­ger als zwei Jah­re, die letz­ten Ar­bei­ten wur­den im No­vem­ber 2006 durch­ge­führt, so­dass die Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren bei der Gel­tend­ma­chung des Ge­währ­leis­tungs­an­spru­ches durch die Ein­rei­chung der Kla­ge­schrift am 26.6.2007 noch nicht ab­ge­lau­fen war …

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