Die schuld­haf­te Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che be­grün­det oh­ne Wei­te­res ei­ne Pflicht des Ver­käu­fers zum Er­satz des Nut­zungs­aus­fall­scha­dens (§ 280 I BGB). Be­ruht der Scha­den des Käu­fers da­ge­gen auf ei­ner Ver­zö­ge­rung der Nach­er­fül­lung, hat der Ver­käu­fer die­sen nur un­ter Ver­zugs­vor­aus­set­zun­gen zu er­set­zen (§ 280 I, II BGB i. V. mit § 286 BGB).

OLG Hamm, Ur­teil vom 23.02.2006 – 28 U 164/05

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht ge­gen den Be­klag­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen ei­ner ver­zö­ger­ten Nach­er­fül­lung bei ei­nem ge­brauch­ten Pkw in Hö­he von (wei­te­ren) 6.471,95 € gel­tend.

Am 22.03.2003 kauf­te der Klä­ger bei dem Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von 17.900 €. Die Über­ga­be des Fahr­zeugs, das zu die­sem Zeit­punkt ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 89.100 auf­wies, fand am 24.03.2003 statt. Nach ei­ner Fahr­leis­tung von et­wa 5.000 Ki­lo­me­tern zeig­te sich ein star­ker Öl­ver­lust, der sich fort­an stei­ger­te. Nach ei­ner Fahr­leis­tung von ins­ge­samt 10.000 Ki­lo­me­tern ließ zu­dem die Mo­tor­leis­tung nach und stell­te sich ein star­kes Qual­men ein.

Dar­auf­hin teil­te der Klä­ger am 09.07.2003 dem Be­klag­ten te­le­fo­nisch mit, dass der Tur­bo­la­der des Fahr­zeugs de­fekt sei, und mach­te in­so­weit Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend. Der Be­klag­te bat den Klä­ger, über den Scha­den ei­nen Kos­ten­vor­an­schlag ein­zu­ho­len. Am 11.07.2003 teil­te der Klä­ger dem Be­klag­ten te­le­fo­nisch die Preis­aus­kunft des Au­to­hau­ses A (ca. 2.000 €) mit. Es wur­de ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug am 18.07.2003 zur Prü­fung des Scha­dens zum Be­klag­ten ge­bracht wird. Am 14.07.2003 er­folg­te ein wei­te­res Ge­spräch zwi­schen dem Klä­ger und dem Be­klag­ten, bei dem un­ter an­de­rem über­legt wur­de, ei­nen Tur­bo­la­der zu be­sor­gen und zum Klä­ger zu brin­gen oder zu schi­cken.

In ei­nem an den Be­klag­ten adres­sier­ten Schrei­ben vom 17.07.2003 bat der Klä­ger um ei­ne schnel­le Ab­wick­lung der Re­pa­ra­tur auf Ba­sis der Ge­währ­leis­tung. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 27.07.2003 for­der­te er den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung bis zum 06.08.2003 zur Nach­er­fül­lung bzw. Be­sei­ti­gung des Man­gels auf. Der Be­klag­te lehn­te mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.07.2003 ei­ne Ge­währ­leis­tung un­ter Hin­weis dar­auf ab, dass der Tur­bo­la­der ord­nungs­ge­mäß bis Ju­li 2003 ge­lau­fen sei.

Durch Schrei­ben vom 13.08.2003 setz­te der Klä­ger dem Be­klag­ten ei­ne Frist zur Fahr­zeu­gre­pa­ra­tur bis zum 25.08.2003. So­dann be­an­trag­te er mit Schrift­satz vom 25.09.2003 die Durch­füh­rung ei­nes selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens. In sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten stell­te der vom Ge­richt be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge un­ter an­de­rem fest, dass von au­ßen über den An­saug­be­reich ein Fremd­kör­per in das Ver­dich­ter­rad ein­ge­drun­gen war und dort zu ei­nem Scha­den ge­führt hat­te. Den Zeit­punkt, wann der Scha­den in die­sem Be­reich ein­ge­tre­ten war, konn­te der Sach­ver­stän­di­ge nicht fest­stel­len. Er stell­te aber fest, dass zwei Be­fes­ti­gungs­schrau­ben der Grund­plat­te des Ver­dich­ter­rads nicht ord­nungs­ge­mäß an­ge­zo­gen wa­ren. Be­dingt durch den Kon­takt die­ser Be­fes­ti­gungs­schrau­ben mit der Rück­sei­te des Ver­dich­ter­rads sei es zu ei­nem Fest­sit­zen des Ver­dich­ter­rads ge­kom­men, so­dass sich die­ses nicht mehr ha­be dre­hen, der Tur­bo­la­der nicht mehr ha­be ar­bei­ten und da­her kei­ne Leis­tung mehr ha­be auf­bau­en kön­nen. In­so­weit han­de­le es sich um ei­nen Pro­duk­ti­ons­feh­ler. Die Re­pa­ra­tur­kos­ten wür­den sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes Ab­zugs für die Wert­ver­bes­se­rung beim Ein­zel­teil­preis des Tur­bo­la­ders auf 1.519,36 € be­lau­fen.

Mit Schrei­ben vom 18.02.2004 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung auf, die durch den Sach­ver­stän­di­gen be­zif­fer­ten Kos­ten für die Re­pa­ra­tur un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ab­zugs von 30 % zu be­glei­chen. Ei­ne Re­pa­ra­tur wur­de nicht mehr be­gehrt.

Mit Schrei­ben vom 06.05.2004 und vom 25.05.2004 er­klär­te sich der Be­klag­te zur Man­gel­be­sei­ti­gung un­ter der Vor­aus­set­zung be­reit, dass der Klä­ger die von ihm ab­ge­schlos­se­ne Fahr­zeug­ga­ran­tie­ver­si­che­rung in An­spruch nimmt bzw. die an­tei­li­gen Kos­ten für die Wert­stei­ge­rung („neu für alt“) trägt. Der Klä­ger teil­te dem­ge­gen­über am 26.05.2004 mit, dass ein Ab­zug „neu für alt“ nicht in Be­tracht kom­me, son­dern der Be­klag­te sei­ne Ge­währ­leis­tungs­pflich­ten be­din­gungs­los er­fül­len müs­se.

Mit Schrei­ben vom 04.06.2004 er­klär­te der Klä­ger, er ge­be dem Be­klag­ten die letz­te Mög­lich­keit zur Nach­er­fül­lung bis zum 16.06.2004. Mit Schrei­ben vom 11.06.2004 bat der Klä­ger er­neut, kurz­fris­tig mit­zu­tei­len, wann und wo er das Au­to ab­ho­len kön­ne, um zu­nächst erst ein­mal die Re­pa­ra­tur durch­zu­füh­ren. Durch Schrei­ben vom 15.06.2004 er­klär­te der Klä­ger wei­ter, dass er kei­nen Ge­brauch von an­geb­lich be­ste­hen­den Werk­un­ter­neh­mer­pfand­rech­ten ma­che. Mit wei­te­ren Schrei­ben vom 28.07.2004, 12.08.2004 und 08.09.2004 for­der­te der Be­klag­te den Klä­ger wie­der­um, auch un­ter Hin­weis dar­auf, dass die­ser die Ab­ho­lung des Fahr­zeugs bzw. die Ver­ein­ba­rung ei­nes Ter­mins ver­wei­gert ha­be, zur Be­nen­nung ei­nes Ter­mins zur Ab­ho­lung auf.

In der Fol­ge­zeit ließ der Be­klag­te das Fahr­zeug beim Klä­ger ab­ho­len und re­pa­rie­ren. Die Re­pa­ra­tur war am 22.10.2004 fer­tig­ge­stellt; das Fahr­zeug wur­de zum Wohn­ort des Klä­gers über­führt. Es kam als­dann zu ei­nem Te­le­fo­nat zwi­schen den Par­tei­en über ein Loch im Tur­bo­la­der­schlauch bzw. ei­ne dor­ti­ge Öl­ver­schmut­zung. Durch Schrei­ben vom 23.10.2004 er­klär­te sich der Be­klag­te be­reit, die Re­pa­ra­tur/den Er­satz die­ses Schlauchs durch­zu­füh­ren bzw. die Kos­ten hier­für zu über­neh­men.

Mit Schrei­ben vom 10.11.2004 for­der­te der Klä­ger für 15 Mo­na­te ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von ins­ge­samt 10.000 €, und zwar auf der Ba­sis ei­ner Ent­schä­di­gung von mo­nat­lich 670 €. Der Be­klag­te lehn­te dies mit Schrei­ben vom 30.11.2004 ab. Am 14.12.2004 ließ der Klä­ger den Tur­bo­la­der­schlauch er­neu­ern. Die Kos­ten hier­für be­tru­gen 183,28 €.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger un­ter an­de­rem die Er­stat­tung die­ser Kos­ten be­gehrt und ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung von 4.166 € ver­langt. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge in Hö­he von 183,28 € statt­ge­ge­ben und sie im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass sich der für das Be­ste­hen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs er­for­der­li­che Nut­zungs­wil­le des Klä­gers nicht fest­stel­len las­se.

Die Be­ru­fung wei­ter blieb oh­ne Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … [Der Klä­ger] hat kei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Zah­lung von wei­te­ren 6.471,95 € … aus §§ 437 Nr. 1, Nr. 3, 434, 439, 280 I BGB oder §§ 280, 286 I BGB. Ein ent­spre­chen­der Scha­den kann un­ab­hän­gig vom An­spruchs­grund nicht fest­ge­stellt wer­den.

I. 1. Maß­geb­li­che An­spruchs­grund­la­ge für ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner ver­zö­ger­ten Nach­er­fül­lung ist § 286 I BGB.

Die dog­ma­ti­sche An­knüp­fung für ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner ver­zö­ger­ten Nach­er­fül­lung ist nach dem neu­en … Schuld­recht noch nicht ge­klärt. So­weit der (Nut­zungs-)Aus­fall­scha­den auf ei­nem (be­heb­ba­ren) Man­gel be­ruht, soll der Ver­käu­fer nach ei­ner Auf­fas­sung dem Käu­fer un­ab­hän­gig von den wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des Ver­zugs un­mit­tel­bar nach § 280 I BGB haf­ten (vgl. Ebert, NJW 2004, 1761 f.; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl. [2005], Rn. 353 m. w. Nachw.). Ei­ne an­de­re An­sicht will den Aus­fall­scha­den als Scha­dens­er­satz we­gen der Ver­zö­ge­rung der Leis­tung nach §§ 280 I, 286 I BGB be­han­deln (sie­he et­wa Schu­ber, JuS 2002, 313 [319]).

Letz­te­re, ein­schrän­ken­de Auf­fas­sung dürf­te dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers wi­der­spre­chen, der in der Be­grün­dung zu § 437 BGB klar­ge­stellt hat, dass die schuld­haf­te Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che oh­ne die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des § 286 BGB ei­ne Pflicht des Ver­käu­fers zum Er­satz des Aus­fall­scha­dens des Käu­fers we­gen ver­zö­ger­ter In­be­trieb­nah­me der Kauf­sa­che be­grün­den soll (da­zu i. E. Ebert, NJW 2004, 1761 [1762]). Dies ist in­des an­ders zu be­ur­tei­len, wenn der Fol­ge­scha­den – wie hier – auf ei­ner Ver­zö­ge­rung der Nach­er­fül­lung selbst be­ruht. Wenn es erst bei der Nach­er­fül­lung durch den Ver­käu­fer zu Ver­zö­ge­run­gen kommt, ist § 286 BGB an­zu­wen­den (vgl. Ebert, NJW 2004, 1761 [1762]; Pa­landt/Putzo, BGB, 65. Aufl. [2006], § 437 Rn. 36), wo­bei es im Streit­fall ent­schei­dend hier­auf nicht an­kommt. Ab­zu­gren­zen wä­re dann wie­der­um ein Nut­zungs­aus­fall wäh­rend der Nach­bes­se­rung; in die­sem Zu­sam­men­hang ist die Ein­stands­pflicht des Ver­käu­fers eben­falls um­strit­ten (be­ja­hend Pa­landt/Hein­richs, BGB, 65. Aufl. [2006], Vor­bem. § 249 Rn. 21; ab­leh­nend AG Aa­chen, DAR 2003, 120). Hier geht es in­des um ei­nen Nut­zungs­aus­fall bis zur Nach­bes­se­rung.

2. Un­maß­geb­lich für die Be­rech­ti­gung ei­nes Nut­zungs­aus­fall­an­spruchs ist so­dann – an­ders als der Klä­ger meint –, ob der An­spruch auf De­likt oder Ver­trag be­ruht (BGH, NJW 1983, 2139; 1992, 1500; OLG Hamm, BB 1980, 962 [zu § 463 BGB a.F.]; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., Vor­bem. § 249 Rn. 21). Das hat auch zur Fol­ge, dass … im Rah­men der Scha­dens­be­trach­tung in Be­zug auf den Nut­zungs­wil­len (da­zu un­ter IV) kei­ne Dif­fe­ren­zie­rung nach dem An­spruchs­grund ge­bo­ten ist, und dass die Er­wä­gun­gen des OLG Köln (OLGR 2004, 203), die das Land­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de ge­legt hat, hier durch­aus re­le­vant sein kön­nen. Ei­ne Bes­ser­stel­lung des Käu­fers ge­gen­über ei­nem de­lik­tisch Ge­schä­dig­ten ist nicht ge­bo­ten.

3. Die Fra­ge, ob der Klä­ger ge­gen den Be­klag­ten ei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§§ 437 Nr. 1, 439 BGB) we­gen des de­fek­ten Tur­bo­la­ders hat­te, mit des­sen Er­fül­lung der Be­klag­te in Ver­zug ge­ra­ten ist, kann letzt­lich da­hin­ste­hen, dürf­te je­doch zu be­ja­hen sein. Denn das ge­kauf­te Fahr­zeug war nach der Be­gut­ach­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen feh­ler­haft, oh­ne dass es hier auf die Ein­zel­hei­ten der Schä­den an­kommt. Es gab zwei un­ter­schied­li­che, nicht mit­ein­an­der in Ver­bin­dung ste­hen­den Schä­den am Tur­bo­la­der, bei de­nen an­zu­neh­men ist, dass sie be­reits bei Über­ga­be vor­ge­le­gen ha­ben: zum ei­nen der Fremd­kör­per­scha­den am Ver­dich­ter­rad, der sich in­ner­halb der Sechs-Mo­nats-Frist des § 476 BGB ge­zeigt hat. Die­se Re­ge­lung gilt nach BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04 – auch für sol­che Män­gel, die ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit auf­tre­ten kön­nen und des­halb kei­nen hin­rei­chend si­che­ren Rück­schluss dar­auf zu­las­sen, dass er schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war. Der Sach­ver­stän­di­ge konn­te … nicht aus­schlie­ßen, dass das Fahr­zeug mit dem de­fek­ten Tur­bo­la­der noch 10.000 Ki­lo­me­ter ge­lau­fen ist. Zum an­de­ren gab es die lo­sen Schrau­ben, bei de­nen es sich um ei­nen Feh­ler aus der frü­he­ren Pro­duk­ti­on han­del­te.

4. Der Be­klag­te war mit der ge­for­der­ten Feh­ler­be­he­bung auch in Ver­zug. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 27.07.2003 wur­de er je­den­falls un­ter Frist­set­zung zur Be­sei­ti­gung des Man­gels auf­ge­for­dert, das heißt ge­mahnt. Als­dann hat er mit Schrei­ben vom 30.07.2003, oh­ne sich um ei­ne Über­prü­fung zu be­mü­hen, ei­ne Ge­währ­leis­tungs­haf­tung ver­neint, was als Leis­tungs­ver­wei­ge­rung zu qua­li­fi­zie­ren wä­re. Der Hin­weis auf die Ga­ran­tie­ver­si­che­rung und das An­bie­ten ei­ner ein­ma­li­gen Zah­lung von 300 € kann ihn in die­sem Zu­sam­men­hang nicht ent­las­ten.

5. Wei­ter­hin kann of­fen­blei­ben, ob die Nach­er­fül­lungs­ver­pflich­tung des Be­klag­ten und da­mit sei­ne grund­sätz­li­che Haf­tung für den Aus­fall­scha­den durch die vor­ge­richt­li­che Kor­re­spon­denz ent­fal­len ist, was frei­lich zu ver­nei­nen sein dürf­te. Zwar setz­te der Klä­ger dem Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 13.08.2003 zur Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur ei­ne Frist bis zum 25.08.2003, nach de­ren Ab­lauf er ei­ne Nach­er­fül­lung ab­leh­nen woll­te. Das Wahl­recht, al­so auch das Recht, wei­ter auf ei­ne Nach­er­fül­lung zu­rück­zu­grei­fen, er­lischt je­doch erst dann, wenn der Ver­käu­fer die ver­lang­te Nach­er­fül­lung vor­ge­nom­men hat (Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 439 Rn. 8; str.). Ent­spre­chen­des gilt für das Schrei­ben des Klä­gers vom 12.08.2004 …, mit dem er den Be­klag­ten auf­for­der­te, die Re­pa­ra­tur­kos­ten zu zah­len, oh­ne da­bei wei­ter ei­ne Re­pa­ra­tur oder Nach­er­fül­lung durch den Be­klag­ten zu be­geh­ren. Der Nach­er­fül­lungs­an­spruch er­lischt auch nicht da­durch, dass der Käu­fer Scha­dens­er­satz ver­langt (Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 439 Rn. 21 m. w. Nachw.).

6. Der Be­klag­te hat die Ver­zö­ge­rung – je­den­falls zu­nächst – grund­sätz­lich auch zu ver­tre­ten. Er hat sei­ne Nach­er­fül­lungs­pflicht mit Schrei­ben vom 30.07.2003 ab­ge­lehnt, und nach der Be­gut­ach­tung hat er für die Re­pa­ra­tur – zu Un­recht – zur Be­din­gung ge­macht, dass der Klä­ger die an­tei­li­gen Kos­ten für die (an­geb­li­che) Wert­stei­ge­rung (alt für neu) trägt … Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem da­ma­li­gen Gut­ach­ten ei­nen Ab­zug für die Wert­ver­bes­se­rung in An­satz ge­bracht. In­des wä­re ein Ab­zug neu für alt aus Rechts­grün­den je­den­falls zwei­fel­haft. Ei­ne zu be­ach­ten­de Wert­er­hö­hung liegt nicht vor bei sol­chen Er­satz­tei­len, die im All­ge­mei­nen die „Le­bens­dau­er“ des Kfz er­rei­chen (KG, NJW 1971, 144; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 249 Rn. 26a und Vor­bem. § 249 Rn. 146), wie es bei dem Tur­bo­la­der der Fall sein dürf­te. Die po­ten­zi­el­le Wert­stei­ge­rung wirkt sich für den Ge­schä­dig­ten nicht oh­ne Wei­te­res aus.

II. Der Klä­ger kann die hier­aus her­ge­lei­te­ten Schä­den, die be­strit­ten sind, je­doch nicht gel­tend ma­chen (§ 249 I ZPO) …

1. Ein Nut­zungs­aus­fall­scha­den für 15 Mo­na­te kann … nicht fest­ge­stellt wer­den. Dies­be­züg­lich hat das Land­ge­richt ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch zu Recht ver­neint. Mit dem Ab­war­ten der Re­pa­ra­tur über ei­nen der­art lan­gen Zeit­raum, wie ge­sche­hen, of­fen­bar­te der Klä­ger, oh­ne dass dies er­klärt oder aus­ge­räumt wird, dass er auf die Nut­zung des Pkw nicht an­ge­wie­sen war. Wä­re es ihm hier­auf an­ge­kom­men, wä­re er nach Ab­lauf der von ihm selbst ge­setz­ten Fris­ten ak­tiv ge­wor­den und hät­te das Fahr­zeug, wie an­ge­kün­digt, ge­ge­be­nen­falls an­der­wei­tig re­pa­rie­ren las­sen, zu­min­dest sich nicht viel­fach noch ent­spre­chend zö­ger­lich nach ei­nem Re­pa­ra­tur­ter­min auf­for­dern las­sen.

Der Klä­ger hat be­reits, ob­wohl sein Nut­zungs­wil­le erst­in­stanz­lich be­strit­ten war, ob­wohl das Land­ge­richt vor dem dor­ti­gen Ter­min hier­auf hin­ge­wie­sen hat und die Kla­ge­ab­wei­sung auf die­ser Grund­la­ge er­folgt ist, auch in der Be­ru­fungs­be­grün­dung kon­kret nichts zu ei­ner fühl­ba­ren Be­ein­träch­ti­gung durch die ent­fal­le­ne Nut­zungs­mög­lich­keit, die An­spruchs­vor­aus­set­zung ist (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., Vorb. § 249 Rn. 22), und zu dem er­for­der­li­chen Nut­zungs­wil­len (vgl. BGH, NJW 1966, 1260; 1985, 2471) vor­ge­tra­gen. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last hier­für liegt grund­sätz­lich bei ihm. So­weit bis da­to auch un­strei­tig ge­blie­ben ist, dass der Klä­ger ei­nen Zweit­wa­gen zur Ver­fü­gung hat­te (da­zu BGH, NJW 1976, 286; OLG Je­na, NJW-RR 2004, 1030 [1031 f.]), hat er im Ter­min zwar er­klärt, dass die­ses Fahr­zeug, das steu­er­be­freit sei, sei­ner geh­be­hin­der­ten Frau ge­hö­re und er es nicht nut­zen dür­fe. In­des bleibt nach wie vor im Dun­keln, wie der Klä­ger die frag­li­che Zeit oh­ne das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug über­brückt hat, zu­mal er da­mit, wie von ihm be­stä­tigt, rund 90 Ki­lo­me­ter pro Tag ge­fah­ren war. Der Kla­ge­vor­trag gibt ei­nen Nut­zungs­wil­len in­so­fern nicht her.

So­dann kann nach ei­ner ver­brei­te­ten Auf­fas­sung der Um­stand, dass ein Ge­schä­dig­ter meh­re­re Mo­na­te zu­war­tet, bis er sein Fahr­zeug re­pa­rie­ren lässt oder sich ein Er­satz­fahr­zeug be­schafft, ei­ne von ihm zu ent­kräf­ten­de tat­säch­li­che Ver­mu­tung für ei­nen feh­len­den Nut­zungs­wil­len be­grün­den (OLG Köln, OLGR 2004, 203 = MDR 2004, 1114; AG Frank­furt, zfs 2002, 339; Grü­ne­berg, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 249 Rn. 61; Nott­hoff, NZV 2003, 509 [514]; a. A. OLG Düs­sel­dorf, NZV 2003, 379 [380]). Für die­se Auf­fas­sung mag spre­chen, dass der Ge­schä­dig­te, der kei­ne Grün­de hier­für an­gibt, sich mit ei­nem Zu­war­ten über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum bis zu ei­ner Re­pa­ra­tur oder ei­ner Er­satz­an­schaf­fung deut­li­che Be­weis­an­zei­chen ge­gen sich selbst be­grün­det. Der Se­nat muss sich ab­schlie­ßend hier­zu nicht äu­ßern, denn je­den­falls spre­chen die vor­lie­gen­den Um­stän­de er­heb­lich ge­gen ei­ne ge­woll­te, vom Klä­ger zu kon­kre­ti­sie­ren­de Nut­zung. Be­reits das Be­weis­ver­fah­ren wur­de erst ei­nen Mo­nat nach Ab­lauf der mit Schrei­ben vom 13.08.2003 ge­setz­ten Frist ein­ge­lei­tet. Auch wenn dies noch in­dif­fe­rent er­scheint, hat sich spä­tes­tens nach dem Ab­schluss des Be­weis­ver­fah­rens of­fen­bart, dass der Klä­ger an ei­ner zü­gi­gen Re­pa­ra­tur nicht in­ter­es­siert und auf die Nut­zung des Pkw of­fen­bar nicht an­ge­wie­sen war. Der Be­klag­te hat viel­fach, wie im tat­säch­li­chen Teil aus­ge­führt, die Ab­ho­lung des Fahr­zeugs an­ge­bo­ten. Der Klä­ger hat gleich­wohl ei­ne Re­pa­ra­tur nicht durch­füh­ren las­sen. So­weit Streit über ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Zu­zah­lung un­ter dem Ge­sichts­punkt „neu für alt“ be­stand, konn­te dies eben­falls die ge­for­der­te Re­pa­ra­tur nicht ver­ei­teln. Denn zum ei­nen gab es hier, da ein Kauf­ver­trag vor­lag, kein Un­ter­neh­mer­pfand­recht im ei­gent­li­chen Sin­ne, das ei­ne Zu­rück­be­hal­tung des Fahr­zeugs nach durch­ge­führ­ter Re­pa­ra­tur bis zur Zu­zah­lung hät­te recht­fer­ti­gen kön­nen. Zum an­de­ren hat der Klä­ger spä­tes­tens mit Schrei­ben vom 15.06.2004 aus­drück­lich auch er­klärt, dass er von ei­nem an­geb­lich be­ste­hen­den Werk­un­ter­neh­mer­pfand­recht kei­nen Ge­brauch ma­che. Es gab nun­mehr über­haupt kein er­sicht­li­ches Hin­der­nis mehr, die Re­pa­ra­tur end­lich durch­füh­ren zu las­sen. Gleich­wohl muss­te der Be­klag­te den Klä­ger im­mer wei­ter mit den Schrei­ben vom 28.07.2004, 12.08.2004 und 08.09.2004 zur Be­nen­nung ei­nes Ab­hol­ter­mins auf­for­dern, so­dass wie­der meh­re­re Mo­na­te ver­stri­chen, oh­ne dass die Re­pa­ra­tur durch­ge­führt wer­den konn­te. Über­dies hat der Klä­ger je­den­falls auch in­so­fern wi­der­sprüch­lich ge­han­delt, als er be­reits mit Schrei­ben vom 12.08.2003 er­klärt hat, dass nach er­folg­lo­sem Frist­ab­lauf ei­ne Nach­er­fül­lung ab­ge­lehnt und die Fir­ma X mit der Durch­füh­rung der Ar­bei­ten – auf Kos­ten des Be­klag­ten – be­auf­tragt wer­de. Auch die­se von ihm selbst er­wo­ge­ne Mög­lich­keit hat er nicht, ob­wohl sie er­kenn­bar we­sent­lich schnel­ler hät­te rea­li­siert wer­den kön­nen, ge­nutzt, was die An­nah­me stärkt, dass er auf die Nut­zung des Fahr­zeugs tat­säch­lich nicht an­ge­wie­sen war. Ge­gen­tei­li­ges ist im Er­geb­nis we­der vor­ge­tra­gen noch be­legt.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Um­stän­de ist auch nicht bis zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt die An­er­ken­nung ei­ner zeit­an­tei­li­gen Ent­schä­di­gung ge­recht­fer­tigt, da kein An­halts­punkt da­für be­steht, dass zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt der Nut­zungs­wil­le be­stan­den hat, der dann ir­gend­wann ent­fal­len sein könn­te. Viel­mehr spre­chen die Ge­samt­um­stän­de ins­ge­samt für ei­nen feh­len­den Nut­zungs­wil­len …

III. Schließ­lich kann da­hin­ste­hen, ob ein Ver­stoß des Klä­gers ge­gen sei­ne Scha­dens­min­de­rungs­pflicht (da­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 254 Rn. 36 f.) vor­liegt, der un­ter zwei Ge­sichts­punk­ten in Be­tracht kommt: Er ist trotz des Öl­ver­lusts nach 5.000 Ki­lo­me­tern mit dem Fahr­zeug wei­ter­ge­fah­ren, oh­ne dass er­sicht­lich ist, dass er dann zeit­nah ei­ne Über­prü­fung hat vor­neh­men las­sen. So­dann hat­te der Klä­ger, wie aus­ge­führt, über ei­nen er­heb­li­chen Zeit­raum die Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur ver­zö­gert, was auch un­ter die­sem Ge­sichts­punkt von Be­lang sein könn­te.

PDF er­stel­len