Ein Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ver­trag zwi­schen ei­nem Lea­sing­ge­ber und ei­nem Lea­sing­neh­mer mit Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft, der lea­sing­ty­pisch die Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Lea­sing­ge­bers ge­gen den Lie­fe­ran­ten an den Lea­sing­neh­mer vor­sieht, ist kein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB. Dem Lie­fe­ran­ten ist es des­halb nicht ver­wehrt, sich ge­gen­über dem Lea­sing­neh­mer auf den mit dem Lea­sing­ge­ber als Käu­fer ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu be­ru­fen. In die­sem Fall ste­hen dem Lea­sing­neh­mer mit Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft miet­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Lea­sing­ge­ber zu.

BGH, Ur­teil vom 21.12.2005 – VI­II ZR 85/05

Sach­ver­halt: Der Klä­ger war an ei­nem ge­brauch­ten Pkw BMW 740d V8 in­ter­es­siert, der von der Be­klag­ten – ei­ner ge­werb­li­chen Kfz-Händ­le­rin – zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wur­de. Aus ei­ge­nem Ent­schluss schloss der Klä­ger un­ter dem 04./26.11.2003 mit der U-GmbH (nach­fol­gend: Lea­sing­ge­be­rin) ei­nen Lea­sing­ver­trag über das Fahr­zeug, das die Be­klag­te ge­mäß Rech­nung vom 19.11.2003 zu ei­nem Kauf­preis von 23.500 € brut­to an die Lea­sing­ge­be­rin ver­kauf­te.

In den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Lea­sing­ge­be­rin, die dem Lea­sing­ver­trag mit dem Klä­ger zu­grun­de lie­gen, sind al­le An­sprü­che und Rech­te des Lea­sing­neh­mers ge­gen den Lea­sing­ge­ber we­gen Sach- und Rechts­män­geln des Lea­sing­ob­jekts aus­ge­schlos­sen. Statt­des­sen tritt der Lea­sing­ge­ber dem Lea­sing­neh­mer sei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus dem Kauf­ver­trag mit dem Lie­fe­ran­ten ab. Nach den in den Kauf­ver­trag ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ist die Ge­währ­leis­tung des Ver­käu­fers aus­ge­schlos­sen.

Nach Zah­lung des Kauf­prei­ses durch die Lea­sing­ge­be­rin über­gab die Be­klag­te das Fahr­zeug dem Klä­ger.

Mit An­walts­schrei­ben vom 30.01.2004 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten den Aus­tausch der nach sei­ner Be­haup­tung de­fek­ten In­jek­to­ren des Fahr­zeugs. Dies lehn­te die Be­klag­te durch An­walts­schrei­ben vom 09.02.2004 mit der Be­grün­dung ab, zwi­schen ihr und dem Klä­ger be­stün­den kei­ne ver­trag­li­chen Be­zie­hun­gen, und in dem Kauf­ver­trag mit der Lea­sing­ge­be­rin sei die Ge­währ­leis­tung aus­ge­schlos­sen. Dar­auf er­klär­te der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 18.02.2004 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Mit wei­te­rem An­walts­schrei­ben vom 22.03.2004 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, dass der Mo­tor des Fahr­zeugs auf der Fahrt in ei­ne Re­pa­ra­tur­werk­statt ei­nen To­tal­scha­den er­lit­ten ha­be, in­dem die Pleu­el­stan­ge das Mo­tor­ge­häu­se durch­schla­gen ha­be. Der Auf­for­de­rung, ei­nen Aus­tausch­mo­tor ein­zu­bau­en, kam die Be­klag­te nicht nach.

In dem vor­lie­gen­den Rechts­streit hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses an die Lea­sing­ge­be­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs in An­spruch ge­nom­men. Un­ter Ab­zug ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung hat er Zah­lung von 21.972,50 € be­gehrt. Fer­ner hat er die Fest­stel­lung be­an­tragt, dass sich die Be­klag­te seit dem 05.03.2004 in An­nah­me­ver­zug be­fin­de. Der Klä­ger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­te kön­ne sich ihm ge­gen­über nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ih­rem Kauf­ver­trag mit der Lea­sing­ge­be­rin be­ru­fen, weil es sich hier­bei um ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB han­de­le.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen, und auch des­sen Re­vi­si­on hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt … hat aus­ge­führt:

[6]    Zu Recht sei das Land­ge­richt nicht der Auf­fas­sung des Klä­gers ge­folgt, dass sich die Be­klag­te nicht dar­auf be­ru­fen kön­ne, mit der Lea­sing­ge­be­rin ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart zu ha­ben. Ha­be der Lie­fe­rant im Ver­hält­nis zum ge­werb­li­chen Lea­sing­ge­ber die Ge­währ­leis­tung wirk­sam aus­ge­schlos­sen, sei der Lea­sing­ge­ber nicht in der La­ge, dem Lea­sing­neh­mer die den Aus­schluss der miet­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tung kom­pen­sie­ren­den kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che zu über­tra­gen. Dies kön­ne ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nicht da­zu füh­ren, den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei der An­schaf­fung des Lea­sing­guts des­we­gen für un­wirk­sam zu hal­ten, weil hier­durch nach­tei­lig von kauf­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten ab­ge­wi­chen wer­de und sich das Lea­sing­ge­schäft un­ter Ein­schal­tung des Lea­sing­ge­bers als Um­ge­hung des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs dar­stel­le (§ 475 I BGB).

[7]    § 475 I 1 BGB set­ze ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf vor­aus. Un­zwei­fel­haft ha­be der Klä­ger von der Be­klag­ten nichts ge­kauft und die Be­klag­te das Fahr­zeug an ei­ne Un­ter­neh­me­rin, die Lea­sing­ge­be­rin, ver­kauft. Ei­ne zur Um­ge­hung ge­eig­ne­te an­der­wei­ti­ge Ge­stal­tung nach § 475 I 2 BGB lie­ge dar­in selbst bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung nicht. Das Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ge­schäft er­fah­re sei­ne recht­li­che Aus­ge­stal­tung, um der lea­sing­ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge der Be­tei­lig­ten Rech­nung zu tra­gen, und nicht, um die Händ­ler­haf­tung beim Kauf zu ver­mei­den. Das Fi­nan­zie­rungs­lea­sing sei ei­ne Fi­nan­zie­rungs­hil­fe, durch die ei­nem Ver­brau­cher wie dem Klä­ger die Nut­zung bei­spiels­wei­se ei­nes Fahr­zeugs ge­gen Ent­gelt er­mög­licht wer­de, oh­ne dass er die Sa­che er­wer­ben und hier­zu den Kauf­preis auf­brin­gen müs­se. Er tre­te in ei­ne über­wie­gend miet­ver­trag­lich ge­präg­te Be­zie­hung zum Lea­sing­ge­ber. Die­ser han­de­le bei dem Er­werb des Lea­sing­guts nicht für den Ver­brau­cher, son­dern wol­le sein vom Kauf grund­le­gend ver­schie­de­nes Ge­schäft zum Ab­schluss brin­gen. Die Ab­tre­tung kauf­ver­trag­li­cher Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che an den Lea­sing­neh­mer ge­sche­he vor die­sem Hin­ter­grund, um sich von der ei­ge­nen Sach­män­gel­haf­tung frei­zu­zeich­nen. Sie ha­be kei­nes­wegs das Ziel, die Zwi­schen­schal­tung des Lea­sing­ge­bers wie­der zu be­sei­ti­gen und Händ­ler und Ver­brau­cher zu­sam­men­zu­füh­ren.

[8]    Mit dem Fi­nan­zie­rungs­lea­sing sei­en für den Lea­sing­neh­mer kei­ne Nach­tei­le ver­bun­den, die durch § 475 I BGB ver­mie­den wer­den soll­ten. Aus dem Lea­sing­ver­trag ha­be die Lea­sing­ge­be­rin dem Klä­ger nach §§ 535 I, 536 ff. BGB für Män­gel des Lea­sing­gu­tes ein­zu­ste­hen. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu­las­ten des Klä­gers in den Lea­sing­be­din­gun­gen sei nach § 307 I 1, II Nr. 2 BGB un­wirk­sam. Die Lea­sing­ge­be­rin kön­ne dem Klä­ger ei­ne ih­rer ei­ge­nen Ein­stands­pflicht halb­wegs ad­äqua­te Rechts­stel­lung zur Be­klag­ten nicht ver­schaf­fen. Sie ha­be beim Er­werb des Lea­sing­guts ei­nen zwi­schen Un­ter­neh­men wirk­sa­men Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ak­zep­tiert. Das stel­le den Klä­ger recht­los. Dem Klä­ger stün­den da­her die güns­ti­ge­ren Miet­vor­schrif­ten zur Ver­fü­gung.

[9]    II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[10]   1. Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt den vom Klä­ger aus ab­ge­tre­te­nem Recht der Lea­sing­ge­be­rin (§ 398 BGB) ge­gen die Be­klag­te gel­tend ge­mach­ten An­spruch aus §§ 437 Nr. 2, 323 I, 346 I BGB auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses an die Lea­sing­ge­be­rin we­gen Rück­tritts von de­ren Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten ver­neint.

[11]   a) Un­ab­hän­gig da­von, ob nach dem re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len­den Vor­brin­gen des Klä­gers die Vor­aus­set­zun­gen des vor­ge­nann­ten An­spruchs er­füllt sind, steht ihm ein kauf­recht­li­cher An­spruch ge­gen die Be­klag­te nicht zu. Die in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Lea­sing­ge­be­rin ent­hal­te­ne lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on, näm­lich die Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Lea­sing­ge­bers ge­gen den Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che an den Lea­sing­neh­mer als Er­satz für den Aus­schluss der miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung des Lea­sing­ge­bers (vgl. da­zu grund­le­gend Se­nat, BGHZ 81, 298 [301 ff.] für den kauf­män­ni­schen Ver­kehr; Urt. v. 20.06.1984 – VI­II ZR 131/83, WM 1984, 1089 [un­ter I 2b bb] für den nicht-kauf­män­ni­schen Ver­kehr; fer­ner BGHZ 94, 180 [186] und BGHZ 97, 135 [140] m. w. Nachw.; st. Rspr.), ist hier ins Lee­re ge­gan­gen. Die Lea­sing­ge­be­rin hat dem Klä­ger kei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Be­klag­te aus dem mit die­ser ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ab­tre­ten kön­nen, weil nach die­sem Ver­trag die Ge­währ­leis­tung der Be­klag­ten aus­ge­schlos­sen ist. Das ist bei ei­nem Kauf­ver­trag zwi­schen Un­ter­neh­mern (§ 14 BGB) wie der Lea­sing­ge­be­rin und der Be­klag­ten grund­sätz­lich mög­lich, wie sich aus § 444 BGB er­gibt.

[12]   b) Der Auf­fas­sung des Klä­gers, der Be­klag­ten sei es nach § 475 I BGB ver­wehrt, sich ihm ge­gen­über auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ih­rem Kauf­ver­trag mit der Lea­sing­ge­be­rin zu be­ru­fen, ist das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht nicht ge­folgt. Nach § 475 I 1 BGB kann sich der Un­ter­neh­mer bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) nicht auf ei­ne vor Mit­tei­lung ei­nes Man­gels an ihn ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­rung be­ru­fen, die zum Nach­teil des Ver­brau­chers von be­stimm­ten kauf­recht­li­chen Vor­schrif­ten, dar­un­ter § 437 BGB, ab­weicht. Mit­hin kann sich der Un­ter­neh­mer bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf auch nicht auf ei­nen im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Aus­schluss der in § 437 BGB ge­nann­ten Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Käu­fers be­ru­fen. Man­gels ge­gen­tei­li­ger Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ist in der Re­vi­si­ons­in­stanz zu­guns­ten des Klä­gers zu un­ter­stel­len, dass er ge­gen­über der Be­klag­ten als Ver­brau­cher (§ 13 BGB) auf­ge­tre­ten ist. Gleich­wohl ist kein Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­ge­ben, weil die Be­klag­te den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug nicht, auch nicht zu­nächst, mit dem Klä­ger, son­dern von vor­ne­her­ein mit der Lea­sing­ge­be­rin, ei­ner Un­ter­neh­me­rin, ab­ge­schlos­sen hat. Das zieht auch die Re­vi­si­on nicht in Zwei­fel. Sie be­ruft sich viel­mehr auf § 475 I 2 BGB, wo­nach die in § 475 I 1 BGB be­zeich­ne­ten Vor­schrif­ten ein­schließ­lich § 437 BGB auch dann An­wen­dung fin­den, wenn sie durch an­der­wei­ti­ge Ge­stal­tun­gen um­gan­gen wer­den. Letz­te­res trifft hier je­doch nicht zu. Ein Lea­sing­ver­trag mit ei­nem Ver­brau­cher, wie ihn im vor­lie­gen­den Fall die Lea­sing­ge­be­rin mit dem Klä­ger über das von ihr aus die­sem An­lass von der Be­klag­ten ge­kauf­te Fahr­zeug ge­schlos­sen hat, stellt ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on (ge­stützt auf Stau­din­ger/Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, Vor­bem. zu §§ 433 ff. Rn. 164) kei­ne Um­ge­hung der in § 475 I 1 BGB be­zeich­ne­ten Vor­schrif­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs dar.

[13]   aa) Ei­ne Ge­set­zes­um­ge­hung liegt nach der Recht­spre­chung des BGH dann vor, wenn die Ge­stal­tung ei­nes Rechts­ge­schäfts ob­jek­tiv den Zweck hat, den Ein­tritt ei­ner Rechts­fol­ge zu ver­hin­dern, die das Ge­setz für der­ar­ti­ge Ge­schäf­te vor­sieht; ei­ne Um­ge­hungs­ab­sicht ist nicht er­for­der­lich (vgl. BGHZ 110, 230 [233 f.] m. w. Nachw.). Im Fall des § 475 I 2 BGB ist dem­ge­mäß ei­ne Um­ge­hung an­zu­neh­men, wenn die ge­wähl­te Ge­stal­tung da­zu dient, die An­wen­dung der in Satz 1 auf­ge­führ­ten Vor­schrif­ten ent­ge­gen dem da­mit be­zweck­ten Ver­brau­cher­schutz aus­zu­schlie­ßen oder ein­zu­schrän­ken (vgl. MünchKomm-BGB/S. Lo­renz, 4. Aufl., § 475 Rn. 27; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 475 Rn. 40; Mül­ler, NJW 2003, 1975 [1976]; Pa­landt/Putzo, BGB, 65. Aufl., § 475 Rn. 6; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1134). In Über­ein­stim­mung da­mit hat der Se­nat ent­schie­den, dass Agen­tur­ge­schäf­te im Ge­braucht­wa­gen­han­del nicht ge­ne­rell, son­dern nur dann als Um­ge­hungs­ge­schäf­te an­zu­se­hen sind, wenn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tungs­wei­se der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen ist, wo­bei ent­schei­den­de Be­deu­tung der Fra­ge zu­kommt, ob der Händ­ler oder der als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs zu tra­gen hat (Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, WM 2005, 807 [un­ter II 1c–f]); ei­ne Um­ge­hung i. S. des § 475 I 2 BGB kommt dem­nach nur in Be­tracht, wenn das Agen­tur­ge­schäft man­gels ei­nes dem Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer ver­blei­ben­den wirt­schaft­li­chen Ver­kaufs­ri­si­kos al­lein den Zweck hat, die für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf gel­ten­den Vor­schrif­ten aus­zu­schlie­ßen oder ein­zu­schrän­ken.

[14]   b) Da­nach ist hier kei­ne Um­ge­hung ge­ge­ben. Der Ab­schluss des Lea­sing­ver­tra­ges zwi­schen der Lea­sing­ge­be­rin und dem Klä­ger hat nicht den Zweck, der Be­klag­ten in de­ren Kauf­ver­trag mit der Lea­sing­ge­be­rin zu­las­ten des Klä­gers den Aus­schluss der Ge­währ­leis­tung für das in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug zu er­mög­li­chen. Der Ab­schluss des Lea­sing­ver­trags be­ruht viel­mehr al­lein dar­auf, dass der Klä­ger – er­sicht­lich aus wirt­schaft­li­chen Grün­den – kei­nen Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten schlie­ßen konn­te oder woll­te. In ei­nem so­chen Fall dient das hier ge­ge­be­ne Fi­nan­zie­rungs­lea­sing, bei dem der Lea­sing­neh­mer dem Lea­sing­ge­ber die vol­le Amor­ti­sa­ti­on des für den Er­werb der Lea­sing­s­a­che ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals ein­schließ­lich des kal­ku­lier­ten Ge­winns schul­det (vgl. Se­nat, Urt. v. 24.04.1996 – VI­II ZR 150/95, WM 1996, 1146 [un­ter II 1b] m. w. Nachw.), als Fi­nan­zie­rungs­hil­fe (§§ 499 II, 500 BGB), die dem Lea­sing­neh­mer – ge­gen Leis­tung von Lea­sing­ra­ten und ge­ge­be­nen­falls von sons­ti­gen Zah­lun­gen (Son­der­zah­lung, Schluss­zah­lung) – wie ei­nem Mie­ter die zeit­lich be­grenz­te Nut­zung der Lea­sing­s­a­che er­mög­licht. Zu­gleich ver­hilft sie dem Lea­sing­ge­ber zu dem an­ge­streb­ten Ge­winn und dem Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che mit­tel­bar zu ei­nem – mit dem Lea­sing­neh­mer selbst nicht mög­li­chen – Um­satz­ge­schäft.

[15]   Dass der Lea­sing­ge­ber dem Lea­sing­neh­mer im Rah­men der lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on (sie­he oben un­ter II 1a) sei­ne kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che ab­tritt, recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung. Die­se Ab­tre­tung er­folgt nach der zu­tref­fen­den An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts nicht, um dem Lea­sing­neh­mer wie­der ei­ne ihm ei­gent­lich zu­kom­men­de Käu­fer­po­si­ti­on zu ver­schaf­fen, die ihm durch den Lea­sing­ver­trag mit dem Lea­sing­ge­ber ent­gan­gen ist, son­dern dient al­lein dem Zweck, den vom Lea­sing­ge­ber an­ge­streb­ten Aus­schluss sei­ner miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung aus­zu­glei­chen und da­mit in recht­li­cher Hin­sicht zu er­mög­li­chen (vgl. da­zu im Fol­gen­den un­ter c aa).

[16]   c) Nach al­le­dem ist es der Be­klag­ten man­gels Um­ge­hung der für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf gel­ten­den Vor­schrif­ten nicht ver­wehrt, sich dem Klä­ger ge­gen­über auf den for­mu­lar­mä­ßi­gen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ih­rem Kauf­ver­trag mit der Lea­sing­ge­be­rin zu be­ru­fen. Da­durch er­lei­det der Klä­ger kei­nen Nach­teil. Er kann sich we­gen der von ihm be­haup­te­ten Män­gel des Fahr­zeugs an die Lea­sing­ge­be­rin hal­ten.

[17]   aa) Die – grund­sätz­lich zu­läs­si­ge (vgl. oben un­ter II 1a) – for­mu­lar­mä­ßi­ge Frei­zei­ch­nung des Lea­sing­ge­bers von sei­ner miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung bei gleich­zei­ti­ger Ab­tre­tung sei­ner kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che an den Lea­sing­neh­mer ist nach der Recht­spre­chung des Se­nats we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Lea­sing­neh­mers nach § 307 I 1 BGB (frü­her § 9 I AGBG) un­wirk­sam, wenn die Ab­tre­tung nicht end­gül­tig, vor­be­halt­los und un­be­dingt er­folgt (Urt. v. 17.12.1986 – VI­II ZR 279/85, WM 1987, 349 [un­ter II]; BGHZ 109, 139 [143]; Urt. v. 24.06.1992 – VI­II ZR 188/91, WM 1992, 1609 [un­ter II 1a]). In die­sem Fall bleibt es ge­mäß § 306 II BGB (frü­her § 6 II AGBG) bei der miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung des Lea­sing­ge­bers nach §§ 535 ff. BGB (Se­nat, Urt. v. 17.12.1986 – VI­II ZR 279/85, WM 1987, 349 [un­ter II]; BGHZ 109, 139 [143]). Kei­ner Ent­schei­dung be­darf im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang, ob der Aus­schluss der miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung auch dann un­wirk­sam ist, wenn der Lea­sing­ge­ber ei­nem Lea­sing­neh­mer mit Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft nicht als Er­satz sämt­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ver­schafft, die die­sem bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf zu­ste­hen wür­den (da­für Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 864 ff., 872 f.; Graf von West­pha­len, Ver­trags­recht und AGB-Klau­sel­wer­ke, Lea­sing, Neu­be­arb. Ju­ni 2003, Rn. 97; da­ge­gen MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 4. Aufl., Lea­sing Rn. 39 f.; Tiedt­ke/Möll­mann, DB 2004, 583 [586]). Je­den­falls ist der Aus­schluss der miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung des Lea­sing­ge­bers ei­nem Lea­sing­neh­mer mit Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft ge­gen­über ge­mäß der zi­tier­ten Se­nats­recht­spre­chung dann un­wirk­sam, wenn die Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Lea­sing­ge­bers nicht nur ein­ge­schränkt ist, son­dern – wie hier – voll­stän­dig leer­läuft, weil die­se An­sprü­che im Kauf­ver­trag zwi­schen Lea­sing­ge­ber und Lie­fe­rant aus­ge­schlos­sen sind. An­dern­falls wä­re der Lea­sing­neh­mer recht­los ge­stellt.

[18]   bb) Die miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che bie­ten dem Lea­sing­neh­mer ge­ne­rell nicht we­ni­ger Rech­te als die kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus § 437 BGB dem Käu­fer. So kann der Lea­sing­neh­mer von dem Lea­sing­ge­ber Be­sei­ti­gung ei­nes Man­gels der Lea­sing­s­a­che ver­lan­gen (§ 535 I 2 BGB), we­gen ei­nes sol­chen Man­gels die Lea­sing­ra­ten min­dern (§ 536 BGB), Scha­dens- und Auf­wen­dungs­er­satz be­an­spru­chen (§ 536a BGB) oder den Lea­sing­ver­trag we­gen Vor­ent­hal­tung des ver­trags­ge­mä­ßen Ge­brauchs frist­los kün­di­gen (§ 543 I, II 1 Nr. 1 BGB). Die miet­recht­li­che Ge­währ­leis­tung ist so­gar in ei­nem we­sent­li­chen Punkt er­heb­lich güns­ti­ger als die kauf­recht­li­che. Wäh­rend der Ver­käu­fer nach § 434 I BGB nur da­für haf­tet, dass die Kauf­sa­che bei Ge­fahr­über­gang, re­gel­mä­ßig al­so bei Über­ga­be (§ 446 Satz 1 BGB), ver­trags­ge­mäß ist, hat der Lea­sing­neh­mer die oben ge­nann­ten Rech­te auch we­gen ei­nes erst nach Über­ga­be wäh­rend der Lauf­zeit des Lea­sing­ver­tra­ges auf­tre­ten­den Man­gels. Dies geht selbst über die zeit­lich be­grenz­te Be­weis­last­um­kehr nach § 476 BGB hin­aus.

[19]   2. Oh­ne Er­folg bleibt die hilfs­wei­se er­ho­be­ne Rü­ge der Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be sich zu Un­recht nicht mit der Fra­ge be­fasst, ob die Kla­ge­for­de­rung aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen (§§ 280 I, 241 II, 311 II und III BGB) ge­recht­fer­tigt ist. Ob das Be­ru­fungs­ge­richt hier­zu ver­pflich­tet war, ob­wohl der Klä­ger in der Be­ru­fungs­in­stanz auf ei­nen der­ar­ti­gen An­spruch nicht zu­rück­ge­kom­men ist, nach­dem ihn das Land­ge­richt ab­ge­lehnt hat­te, be­darf kei­ner Ent­schei­dung. An­ge­sichts des­sen, dass der Klä­ger den Lea­sing­ver­trag aus ei­ge­nem Ent­schluss ge­schlos­sen hat, hat­te die Be­klag­te kei­ne Ver­an­las­sung, ihn un­ge­fragt über die da­mit ver­bun­de­nen Rechts­fol­gen auf­zu­klä­ren, zu­mal we­der dar­ge­tan noch sonst er­sicht­lich ist, dass der Klä­ger in­so­weit für die Be­klag­te er­kenn­bar un­rich­ti­ge Vor­stel­lun­gen hat­te.

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