Ge­gen­stand ei­nes ver­trag­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruchs sind auch die zu des­sen Durch­set­zung er­for­der­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten. Der Schä­di­ger hat al­ler­dings nicht schlecht­hin al­le durch die Ver­trags­ver­let­zung ad­äquat ver­ur­sach­ten Kos­ten zu er­set­zen, son­dern nur die­je­ni­gen, die aus Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren. Da­bei sind an die Vor­aus­set­zun­gen des ma­te­ri­ell-recht­li­chen Kos­ten­er­stat­tungs­an­spruchs kei­ne über­zo­ge­nen An­for­de­run­gen zu stel­len. Es kommt dar­auf an, wie sich die vor­aus­sicht­li­che Ab­wick­lung des Scha­dens­falls aus der Sicht des Ge­schä­dig­ten dar­stellt.

OLG Düs­sel­dorf, Be­schluss vom 01.09.2005 – 1 W 17/05

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb mit Ver­trag vom 30.01.2003 bei ei­ner Nie­der­las­sung der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz E 230 T zu ei­nem Preis von 19.950 €. Un­strei­tig war Ge­gen­stand der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen, dass der Pkw un­fall­frei sein soll­te. Das Fahr­zeug wur­de am 05.03.2003 an den Klä­ger aus­ge­lie­fert. Im April 2004 stell­te der Klä­ger ei­nen Un­fall­scha­den fest, der be­reits vor Über­ga­be vor­han­den ge­we­sen war.

Dar­auf­hin wand­te sich der Klä­ger, der be­reits zu­vor für das Fahr­zeug Win­ter­rei­fen er­wor­ben hat­te, mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 27.04.2004 an die Be­klag­te und ver­lang­te im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes Rück­zah­lung des noch mit der fäl­li­gen Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu ver­rech­nen­den Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs. Fer­ner kün­dig­te er die Gel­tend­ma­chung wei­te­rer Auf­wen­dun­gen an, die er ge­tä­tigt ha­be. Die Be­klag­te re­agier­te hier­auf mit Schrei­ben vom 04.05.2004 und teil­te mit, dass sie oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht und aus Ku­lanz be­reit sei, den Kauf­preis ab­züg­lich der bis zum Tag der Rück­ga­be an­fal­len­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu er­stat­ten, wenn da­mit sämt­li­che An­sprü­che aus dem Kauf des Fahr­zeugs ab­ge­gol­ten sei­en. Der Klä­ger mö­ge sein Ein­ver­ständ­nis hier­mit be­stä­ti­gen. Nun­mehr ver­lang­te der Klä­ger mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.05.2004 ne­ben der Rück­erstat­tung des Kauf­prei­ses Er­satz von Re­pa­ra­tur- und In­spek­ti­ons­kos­ten, Kos­ten für die An­schaf­fung der Win­ter­rei­fen, auf­ge­wen­de­te Ver­si­che­rungs­kos­ten und Kraft­fahr­zeug­steu­ern so­wie Zin­sen auf den Kauf­preis in Hö­he von 8 % p. a. Zu­dem ver­trat er die Auf­fas­sung, dass die Be­klag­te auch die ihm ent­stan­de­nen An­walts­kos­ten zu tra­gen ha­be.

Nach wei­te­ren Ver­hand­lun­gen bot die Be­klag­te dem Klä­ger schließ­lich mit Schrei­ben vom 03.06.2004 an, un­ter Ab­gel­tung sämt­li­cher An­sprü­che oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht nicht nur den Kauf­preis, son­dern auch Zin­sen in Hö­he von 3 % p. a., Re­pa­ra­tur­kos­ten und Auf­wen­dun­gen für Win­ter­rei­fen zu er­stat­ten. Die Er­stat­tung wei­te­rer Zin­sen, der Ver­si­che­rungs­kos­ten, Steu­ern und An­walts­kos­ten lehn­te sie ab. Hier­auf hat der Klä­ger Kla­ge er­ho­ben, mit der er im We­sent­li­chen be­an­tragt hat, die Be­klag­te zur Zah­lung von ins­ge­samt 22.442,67 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw Mer­ce­des-Benz, zu ver­ur­tei­len. In dem Be­trag ent­hal­ten wa­ren die auch schon vor­ge­richt­lich gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­po­si­tio­nen. Die Be­klag­te hat den Kla­ge­an­spruch un­ter Ver­wah­rung ge­gen die Kos­ten­last in­so­weit an­er­kannt, als der Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu­züg­lich Zin­sen in Hö­he von 3 % p. a. und ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeu­ges ver­langt hat. Wei­te­re An­sprü­che hat sie Zug um Zug ge­gen Vor­la­ge von Be­le­gen an­er­kannt. Im Üb­ri­gen hat sie Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt.

So­dann ha­ben sich die Par­tei­en au­ßer­ge­richt­lich ver­gli­chen und den Rechts­streit über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt. Das Land­ge­richt hat die Kos­ten des Rechts­streits ge­mäß § 91a ZPO dem Klä­ger auf­er­legt. Die da­ge­gen ge­rich­te­te so­for­ti­ge Be­schwer­de des Klä­gers hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Nach­dem bei­de Par­tei­en den Rechts­streit in der Haupt­sa­che für er­le­digt er­klärt ha­ben, ist über des­sen Kos­ten nach § 91a I ZPO un­ter Be­rück­sich­ti­gung des bis­he­ri­gen Sach- und Streit­stands nach bil­li­gem Er­mes­sen zu ent­schei­den. Dies führt da­zu, dass die Kos­ten des Ver­fah­rens über­wie­gend von der Be­klag­ten zu tra­gen sind.

1. Wenn nicht die Er­le­di­gung des Rechts­streits ein­ge­tre­ten wä­re, wä­re die Be­klag­te ver­ur­teilt wor­den, an den Klä­ger 19.505,49 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des er­wor­be­nen Pkw zu zah­len. Dies er­gibt sich im Ein­zel­nen aus fol­gen­den Er­wä­gun­gen …

b) Der vom Klä­ger mit Ver­trag vom 30.01.2003 bei der Be­klag­ten er­wor­be­ne ge­brauch­te Pkw war man­gel­haft i. S. des § 434 I 1 BGB, weil er nach dem un­be­strit­ten ge­blie­be­nen Sach­vor­trag des Klä­gers bei Über­ga­be am 05.03.2003 ei­nen (un­fach­män­nisch re­pa­rier­ten) Un­fall­scha­den auf­wies, ob­wohl die Par­tei­en – eben­so un­strei­tig – ver­ein­bart hat­ten, dass das an den Klä­ger aus­zu­lie­fern­de Fahr­zeug un­fall­frei sein soll­te.

c) Der Klä­ger war da­her nicht nur zur Rück­gän­gig­ma­chung des Kaufs ge­mäß den §§ 437 Nr. 2, 323 BGB be­rech­tigt. Ihm stand viel­mehr auch ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung und auf Auf­wen­dungs­er­satz nach § 284 BGB zu. Soll­te der Man­gel schon bei Ver­trags­schluss am 30.01.2003 vor­ge­le­gen ha­ben, folgt die­ser An­spruch aus den §§ 437 Nr. 3, 311a II 1 BGB; soll­te er zwi­schen Ver­trags­schluss am 30.01.2003 und Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs am 05.03.2003 ent­stan­den sein, folgt der An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung aus den §§ 437 Nr. 3, 280 I, 283 BGB. Denn in je­dem Fal­le han­delt es sich bei dem von der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung der Par­tei­en ab­wei­chen­den Un­fall­vor­scha­den um ei­nen nicht be­heb­ba­ren, schlecht­hin ir­re­pa­ra­blen Man­gel (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 1410).

Das vom Klä­ger mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 27.04.2004 erst­mals gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen schei­tert nicht dar­an, dass der Klä­ger nichts da­zu vor­ge­tra­gen hat, dass die Be­klag­te den Man­gel zu ver­tre­ten hat. Hier­zu war er nicht ver­pflich­tet; es wä­re Sa­che der Be­klag­ten ge­we­sen, sich zu ent­las­ten (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1416 ff., 1436). Eben­so we­nig steht dem Ver­lan­gen auf Scha­dens­er­satz ent­ge­gen, dass der Klä­ger zu Art und Um­fang des Man­gels nichts Nä­he­res vor­ge­tra­gen hat. Zwar ist der An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung nach § 281 I 3 BGB aus­ge­schlos­sen, wenn die Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist; hier­für ist je­doch der Schuld­ner – al­so hier die Be­klag­te – dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig.

d) Hier­nach hat­te der Klä­ger An­spruch auf Be­glei­chung fol­gen­der Scha­dens­po­si­tio­nen:

(1) Der Klä­ger hat­te zu­nächst An­spruch auf Rück­zah­lung des von ihm ent­rich­te­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 19.950 €.

(2) Fer­ner hat die Be­klag­te an­er­kannt, dass sie dem Klä­ger Zin­sen auf den ent­rich­te­ten Kauf­preis in Hö­he von 3 % p. a. bis zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs am 05.01.2005 schul­de­te; dies ent­spricht ei­nem Be­trag von 1.100,26 €.

(3) Ein An­spruch auf Er­satz ge­zahl­ter Steu­ern und Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge be­stand da­ge­gen nicht. In­so­weit ist dem Klä­ger kein er­satz­fä­hi­ger Scha­den ent­stan­den, da ihm die­se Kos­ten auch dann ent­stan­den wä­ren, wenn die Be­klag­te ord­nungs­ge­mäß er­füllt hät­te („Oh­ne­hin-Kos­ten“; vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1508 a. E.).

Die Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge und Steu­ern sind dem Klä­ger auch nicht un­ter dem As­pekt ver­geb­li­cher („frus­trier­ter“) Auf­wen­dun­gen (§ 284 BGB) zu er­set­zen. Zwar kommt hier­nach – wie schon nach § 463 BGB a.F. – ein Er­satz sol­cher Auf­wen­dun­gen in Be­tracht, die der Käu­fer im Hin­blick auf die ord­nungs­ge­mä­ße Er­fül­lung des Ver­trags ge­tä­tigt hat und die in­fol­ge der Schlecht­leis­tung für ihn nutz­los wer­den. Dies ist hier je­doch nicht der Fall. Da der Klä­ger den er­wor­be­nen Pkw bis zu des­sen Rück­ga­be ge­nutzt hat – er ist zwi­schen dem 05.03.2003 und der Rück­ga­be am 05.01.2005 ca. 22.000 km ge­fah­ren – war die zur Nut­zung des Fahr­zeugs zwangs­läu­fig er­for­der­li­che Ent­rich­tung der Kraft­fahr­zeug­steu­ern eben­so we­nig ver­geb­lich bzw. nutz­los wie die Ent­rich­tung der Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge (vgl. auch Se­nat, Urt. v. 11.11.2002 – 1 U 29/02).

Schließ­lich folgt ein An­spruch des Klä­gers auf Er­satz der Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge und Steu­ern auch nicht aus § 347 II 1 BGB. Es han­delt sich bei die­sen Kos­ten nicht um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen, al­so Auf­wen­dun­gen, die der Er­hal­tung, Wie­der­her­stel­lung oder Ver­bes­se­rung der Sa­che die­nen (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 308).

(4) Auch ein wei­ter­ge­hen­der Zins­an­spruch stand dem Klä­ger nicht zu. Ver­langt der Käu­fer Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung, kann er nicht nur den Kauf­preis, son­dern in ent­spre­chen­der An­wen­dung von §§ 346 I, 347 I BGB auch die vom Ver­käu­fer ge­zo­ge­nen oder ent­ge­gen den Re­geln ei­ner ord­nungs­mä­ßi­gen Wirt­schaft nicht ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­ver­lan­gen. Ei­ne Ver­pflich­tung, den zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis oh­ne Wei­te­res zu ver­zin­sen, wie dies § 347 Satz 3 BGB a.F. vor­sah, be­steht nach neu­em Schuld­recht aber nicht mehr. Da­nach hat­te der Klä­ger kei­nen An­spruch auf den gel­tend ge­mach­ten Zins­be­trag von 8 % p. a., son­dern le­dig­lich auf die von der Be­klag­ten zu­ge­stan­de­nen Zin­sen in Hö­he von 3 % p. a., nach­dem er nicht vor­ge­tra­gen hat, die Be­klag­te ha­be durch die An­la­ge des ent­rich­te­ten Kauf­prei­ses ei­nen hö­he­ren Zins­satz als 3 % p. a. er­zielt oder er­zie­len kön­nen.

(5) Der Klä­ger hat­te je­doch An­spruch auf Er­stat­tung der von ihm auf­ge­wen­de­ten und mit Schrift­satz vom 03.11.2004 kon­kre­ti­sier­ten und be­leg­ten Re­pa­ra­tur- und In­spek­ti­ons­kos­ten in Hö­he von 890,84 € so­wie der durch die An­schaf­fung von Win­ter­rei­fen ent­stan­de­nen Kos­ten in Hö­he von 505,02 €, ins­ge­samt al­so 1.395,86 €.

Dass der Klä­ger An­spruch auf Er­satz von not­wen­di­gen Re­pa­ra­tur- und In­spek­ti­ons­kos­ten hat, wird von der Be­klag­ten im An­satz nicht an­ge­zwei­felt; die­se hat le­dig­lich ih­re Er­for­der­lich­keit mit Nicht­wis­sen be­strit­ten. Hier­von ist je­doch für die Kos­ten­ent­schei­dung nach § 91a ZPO auf­grund der vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Be­le­ge – bei de­nen es sich im We­sent­li­chen im­mer­hin um Rech­nun­gen ei­ner Ver­trags­werk­statt der Be­klag­ten han­delt – aus­zu­ge­hen.

Auch die durch die An­schaf­fung der Win­ter­rei­fen im Ok­to­ber 2003 ent­stan­de­nen Kos­ten wa­ren er­stat­tungs­fä­hig; der An­spruch er­gibt sich aus § 284 BGB. Hier­nach kann der Käu­fer Er­satz sol­cher Auf­wen­dun­gen ver­lan­gen, die er im Ver­trau­en auf ei­ne man­gel­freie Leis­tung ge­tä­tigt hat und die in­fol­ge der man­gel­be­ding­ten Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ver­geb­lich wa­ren („frus­trier­te Auf­wen­dun­gen“). Hier­zu ge­hö­ren auch die Kos­ten, die durch die An­schaf­fung der Win­ter­rei­fen ent­stan­den sind.

Die An­schaf­fung von Win­ter­rei­fen stellt ei­ne nütz­li­che und sinn­vol­le, wenn nicht so­gar not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­on in ein Fahr­zeug dar, weil hier­durch sei­ne Ver­kehrs­si­cher­heit bei ent­spre­chen­den Stra­ßen­ver­hält­nis­sen er­heb­lich ver­bes­sert wird. Für sol­che, vom Käu­fer im Ver­trau­en auf die Er­fül­lung und den Be­stand des Ver­trags ge­tä­tig­ten sinn­vol­len In­ves­ti­tio­nen in Fahr­zeug­zu­be­hör war schon nach al­ter Rechts­la­ge an­er­kannt, dass der Käu­fer in­so­weit Scha­dens­er­satz ver­lan­gen konn­te, wenn sie nutz­los ge­wor­den wa­ren (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1508 m. w. Nachw.). Sol­che Auf­wen­dun­gen sind nun­mehr nach § 284 BGB zu er­set­zen, mit dem der Ge­setz­ge­ber die bis­lang be­ste­hen­de Ver­käufer­haf­tung nicht ein­schrän­ken, son­dern le­dig­lich Haf­tungs­lü­cken fül­len woll­te, und der da­her we­der auf Auf­wen­dun­gen zu ide­el­len Zwe­cken noch auf sol­che be­schränkt ist, die im Hin­blick auf den Ver­trags­schluss und sei­ne Durch­füh­rung, nicht aber im Hin­blick auf die spä­te­re Ver­wen­dung des er­wor­be­nen Ge­gen­stands ent­stan­den sind (OLG Stutt­gart, DAR 2005, 35; vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1510; a. A. Pa­landt/Hein­richs, BGB, 63. Aufl., § 284 Rn. 4).

Le­dig­lich auf Er­stat­tung der Öl­kos­ten (25,20 €) hat­te der Klä­ger kei­nen An­spruch, weil es sich hier­bei um Be­triebs­kos­ten han­del­te, die auch bei ord­nungs­ge­mä­ßer Er­fül­lung an­ge­fal­len wä­ren und die für die tat­säch­lich aus­ge­üb­te Nut­zung des Pkw er­for­der­lich und da­her für den Klä­ger nicht „vergbe­lich“ bzw. „nutz­los“ wa­ren.

e) Mit dem sich hier­nach er­ge­ben­den Ge­samt­be­trag von 22.446,12 € ist die vom Klä­ger ge­mäß den §§ 281 V, 346 I zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu ver­rech­nen, die sich bis zum 05.01.2005 nach dem über­ein­stim­men­den Vor­trag der Par­tei­en auf 2.940,63 € be­läuft. Da­mit ver­blieb ein von der Be­klag­ten Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu zah­len­der Be­trag von 19.505,49 €.

2. Da für die nach § 91a ZPO zu tref­fen­de Kos­ten­ent­schei­dung grund­sätz­lich auf den oh­ne die Er­le­di­gung zu er­war­ten­den Ver­fah­rens­aus­gang ab­zu­stel­len ist, sind die Kos­ten des Rechts­streits nach den vor­an­ste­hen­den Aus­füh­run­gen dem Klä­ger zu 13 % und der Be­klag­ten zu 87 % auf­zu­er­le­gen. Ei­ne Kor­rek­tur die­ses Er­geb­nis­ses nach bil­li­gem Er­mes­sen und ins­be­son­de­re un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Rechts­ge­dan­kens des § 93 ZPO ist nicht ge­recht­fer­tigt.

Zwar kann im Rah­men der nach § 91a ZPO zu tref­fen­den Kos­ten­ent­schei­dung auch der Rechts­ge­dan­ke des § 93 ZPO Be­rück­sich­ti­gung fin­den (Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 24. Aufl., § 91a Rn. 24 m. w. Nachw.). Des­sen Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier je­doch nicht vor, weil die Be­klag­te ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung ge­ge­ben hat. Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung gibt der Be­klag­te, wenn sein Ver­hal­ten vor Pro­zess­be­ginn so ist, dass der Klä­ger an­neh­men muss­te, er wer­de oh­ne Kla­ge nicht zu sei­nem Recht kom­men (Zöl­ler/Her­get, ZPO, 24. Aufl., § 93 Rn. 3). Dies war hier der Fall.

Ent­ge­gen der Dar­stel­lung des Land­ge­richts und der Be­klag­ten hat­te die­se sich näm­lich nicht vor­be­halt­los zur ge­schul­de­ten Rück­nah­me des Fahr­zeu­ges Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des um die Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses und wei­te­rer Po­si­tio­nen be­reit er­klärt, son­dern die Rück­nah­me des Fahr­zeugs und die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses da­von ab­hän­gig ge­macht, dass der Klä­ger auf wei­ter­ge­hen­de An­sprü­che ver­zich­te­te. Ins­be­son­de­re hat­te sich die Be­klag­te mehr­fach ge­wei­gert, dem Klä­ger An­walts­kos­ten zu er­stat­ten. Hier­auf muss­te sich der Klä­ger je­doch nicht ein­las­sen. Zwar stan­den ihm – wie sich aus den vor­an­ste­hen­den Aus­füh­run­gen er­gibt – die von der Be­klag­ten ab­ge­lehn­ten An­sprü­che auf Er­satz der Ver­si­che­rungs­kos­ten und Kraft­fahr­zeug­steu­ern so­wie auf ei­ne wei­ter­ge­hen­de Ver­zin­sung des ent­rich­te­ten Kauf­prei­ses nicht zu; der Klä­ger hat­te je­doch An­spruch auf Er­satz der ihm ent­stan­de­nen An­walts­kos­ten und war nicht ge­hal­ten, im Rah­men der von der Be­klag­ten er­streb­ten Ver­ein­ba­rung auf die­se zu ver­zich­ten.

Ge­gen­stand ei­nes ver­trag­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruchs sind auch die zu des­sen Durch­set­zung er­for­der­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten (BGH, NJW 1986, 2243; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 249 Rn. 38 f.). Der Schä­di­ger hat da­bei al­ler­dings nicht schlecht­hin al­le durch die Ver­trags­ver­let­zung ad­äquat ver­ur­sach­ten Rechts­an­walts­kos­ten zu er­set­zen, son­dern nur die­je­ni­gen, die aus Sicht des Ge­schä­dig­ten zur Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te er­for­der­lich und zweck­mä­ßig wa­ren. Da­bei sind an die Vor­aus­set­zun­gen des ma­te­ri­ell-recht­li­chen Kos­ten­er­stat­tungs­an­spruchs kei­ne über­zo­ge­nen An­for­de­run­gen zu stel­len. Es kommt dar­auf an, wie sich die vor­aus­sicht­li­che Ab­wick­lung des Scha­dens­falls aus der Sicht des Ge­schä­dig­ten dar­stellt. Be­steht aus der Sicht des Ge­schä­dig­ten kein ver­nünf­ti­ger Zwei­fel dar­an, dass der Scha­dens­er­satz­schuld­ner oh­ne Wei­te­res sei­ner Er­satz­pflicht nach­kom­men wer­de, so wird es grund­sätz­lich nicht er­for­der­lich sein, schon für die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung ei­nen Rechts­an­walt hin­zu­zu­zie­hen (BGH, NJW 2005, 1112; NJW 1986, 2243). Ist der Scha­dens­fall da­ge­gen von vorn­her­ein schwie­ri­ger ge­la­gert oder wird bei ein­fach ge­la­ger­ten Fäl­len der Scha­den nicht be­reits auf­grund der ers­ten An­mel­dung re­gu­liert, so darf der Ge­schä­dig­te so­gleich ei­nen Rechts­an­walt mit der wei­te­ren Gel­tend­ma­chung be­auf­tra­gen und kann so­dann des­sen Kos­ten im Rah­men des ma­te­ri­ell-recht­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruchs gel­tend ma­chen (BGH, NJW 1995, 446).

Im vor­lie­gen­den Fall mag of­fen­blei­ben, ob schon die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs durch Schrei­ben vom 27.04.2004 durch ei­nen An­walt hät­te er­fol­gen müs­sen, oder ob der Klä­ger nicht zu­nächst hät­te ver­su­chen kön­nen, sei­ne An­sprü­che per­sön­lich ge­gen­über der Nie­der­las­sung der Be­klag­ten gel­tend zu ma­chen. Je­den­falls war die Ein­schal­tung ei­nes An­walts er­for­der­lich, nach­dem die Be­klag­te sich mit ih­rem Schrei­ben vom 04.05.2004 eben ge­ra­de nicht vor­be­halt­los zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses – ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung und Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs – be­reit er­klärt, son­dern dies prak­tisch von ei­nem Ver­zicht des Klä­gers auf die be­reits an­ge­kün­dig­ten, wenn auch noch nicht be­zif­fer­ten wei­te­ren An­sprü­che ab­hän­gig ge­macht hat­te. Im Üb­ri­gen war dem Klä­ger je­den­falls das Recht zu­zu­bil­li­gen, sich be­reits vor ei­nem „Erst­kon­takt“ zur Be­klag­ten an­walt­lich be­ra­ten zu las­sen. Zwar er­scheint die Sach­la­ge – die Ab­wei­chung des Ist-Zu­stands des er­wor­be­nen Pkw vom ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Soll-Zu­stand – im Nach­hin­ein ein­fach und weist an sich kei­ne be­son­de­ren Schwie­rig­kei­ten auf. Je­doch konn­te der Klä­ger vor­ab nicht wis­sen, ob die Be­klag­te das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels be­strei­ten oder ver­su­chen wür­de, sich im Hin­blick auf ihr Ver­schul­den zu ent­las­ten. Schon dies recht­fer­tig­te es im Hin­blick auf die nicht un­er­heb­li­che wirt­schaft­li­che Be­deu­tung der Sa­che – es ging im­mer­hin um ein Fahr­zeug im Wert von knapp 20.000 € – vor­ab ei­nen An­walt zu auf­zu­su­chen, um sich Rat für das wei­te­re Vor­ge­hen zu ho­len. Hin­zu kommt, dass der Klä­ger oh­ne sol­chen Rechts­rat an­ge­sichts der ge­ra­de nach der Neu­re­ge­lung des Schuld­rechts selbst für Ju­ris­ten nur schwer durch­schau­ba­ren und in Tei­len höchst­rich­ter­lich noch un­ge­klär­ten Rechts­ma­te­rie des Sach­män­gel­rechts ge­ge­be­nen­falls Ge­fahr ge­lau­fen wä­re, mit der Wahl ei­nes fal­schen oder der Sach­la­ge un­an­ge­mes­se­nen Ge­stal­tungs­rechts ge­ge­be­nen­falls ihm zu­ste­hen­de An­sprü­che ein­zu­bü­ßen. Dies gilt um­so mehr, als dem Klä­ger mit der Be­klag­ten ein im Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be bzw. -han­del er­fah­re­nes Groß­un­ter­neh­men mit ei­ge­ner Rechts­ab­tei­lung ge­gen­über­stand, so­dass es dem Klä­ger schon un­ter dem Ge­sichts­punkt der „Waf­fen­gleich­heit“ nicht ver­wehrt wer­den konn­te, sich früh­zei­tig an­walt­li­chen Ra­tes zu be­die­nen (vgl. hier­zu auch BGH, NJW 1986, 2243; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 349).

Im Er­geb­nis war die Be­klag­te da­her nicht be­rech­tigt, dem Klä­ger die Er­stat­tung von An­walts­kos­ten voll­stän­dig zu ver­wei­gern, so­dass sich die­ser nicht auf de­ren „An­ge­bot“ und ei­nen Ver­zicht auf wei­te­re An­sprü­che ein­las­sen muss­te und Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung hat­te. Da­mit hat es bei der Kos­ten­ver­tei­lung zu ver­blei­ben, die sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung des bis­he­ri­gen Sach- und Streit­stands er­gibt.

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