1. Dem Käu­fer ei­ner Sa­che kön­nen ge­gen de­ren Her­stel­ler auch dann de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Ei­gen­tums­ver­let­zung zu­ste­hen, wenn die­se Sa­che nach ih­rem Er­werb in­fol­ge ei­nes feh­ler­haft kon­stru­ier­ten oder mit Her­stel­lungs­feh­lern ver­se­he­nen Ein­zel­teils be­schä­digt wird.
  2. Für de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ist je­doch kein Raum, wenn sich der gel­tend ge­mach­te Scha­den mit dem Un­wert, wel­cher der Sa­che we­gen ih­rer Man­gel­haf­tig­keit von An­fang an an­haf­te­te, deckt.

BGH, Ur­teil vom 18.01.1983 – VI ZR 310/79

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im Fe­bru­ar 1976 bei dem Au­to­haus L in P. ei­nen Pkw VW Pas­sat, der von der Be­klag­ten her­ge­stellt wur­de.

An die­sem Fahr­zeug funk­tio­nier­te der Gas­zug nicht ein­wand­frei. Nach Be­tä­ti­gung des Gas­pe­dals be­weg­te sich die­ses nicht im­mer wie­der in die Aus­gangs­stel­lung zu­rück. Der Ver­käu­fer ver­such­te am 12.05.1976 er­folg­los ei­ne Re­pa­ra­tur. Im Ju­ni 1976 bau­te er, nach­dem der Gas­zug ge­ris­sen war, ei­nen neu­en, aber von ihm selbst ge­fer­tig­ten Gas­zug ein.

Am 05.07.1976 ver­ur­sach­te der Klä­ger mit dem Fahr­zeug in B. ei­nen Auf­fahr­un­fall, weil – wie er be­haup­tet hat – der Wa­gen trotz Weg­nah­me des Fu­ßes vom Gas­pe­dal wei­ter be­schleu­nig­te. Da­mals wur­de der Pkw an der Front­sei­te be­schä­digt. Nach dem Un­fall ließ der Klä­ger den Wa­gen re­pa­rie­ren und ei­nen neu­en Ori­gi­nal­gas­zug ein­bau­en. We­ni­ge Wo­chen spä­ter stieß die da­ma­li­ge Ver­lob­te (und jet­zi­ge Ehe­frau) des Klä­gers mit dem Fahr­zeug beim Rück­wärts­fah­ren ge­gen ei­nen Zaun. Auch in die­sem Fal­le soll nach der Be­haup­tung des Klä­gers ei­ne von der Fahr­zeug­füh­re­rin un­er­war­te­te Be­schleu­ni­gung durch Hän­gen­blei­ben des Gas­zugs ein­ge­tre­ten sein. Der Pkw wur­de nun an der Rück­front be­schä­digt. An Re­pa­ra­tur­kos­ten für das ei­ge­ne Fahr­zeug wen­de­te der Klä­ger nach den bei­den Un­fäl­len ins­ge­samt 3.742,07 DM auf.

Der Klä­ger hat un­ter Hin­weis auf zwei von ihm ein­ge­hol­te Gut­ach­ten be­haup­tet, der Gas­zug blei­be des­halb häu­fig hän­gen, weil die Tast­rol­le, die die Kur­ven­schei­be ab­tas­te, ab­ge­flacht sei, die Schei­be sich dar­auf fest­set­ze und dann nicht mehr durch die Rück­hol­fe­der zu­rück­ge­holt wer­den kön­ne. Au­ßer­dem ha­be die Kur­ven­schei­be, die auf die Dros­sel­klap­pen­wel­le am En­de auf­ge­nie­tet sei, zu­viel Spiel und ru­fe da­durch ei­ne Ver­kan­tung her­vor – mit der Fol­ge, dass sich der Gas­zug in der Gas­zug­hül­le ver­klem­me. Der Klä­ger meint, die Be­klag­te sei ihm ge­gen­über scha­dens­er­satz­pflich­tig, well die Schä­den auf ei­nen Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler zu­rück­gin­gen. Er hat von der Be­klag­ten Er­satz der Re­pa­ra­tur­kos­ten für den ei­ge­nen Wa­gen und den be­schä­dig­ten Gar­ten­zaun so­wie Er­satz der Kos­ten für die bei­den Gut­ach­ten, ins­ge­samt 4.443,20 DM, ver­langt.

Das Land­ge­richt hat durch Teil­ur­teil die Kla­ge auf Er­satz der Kos­ten der Re­pa­ra­tur des Kraft­fahr­zeugs (3.742,07 DM) ab­ge­wie­sen (OLG Braun­schweig, Urt. v. 05.04.1979 – 2 U 140/78, NJW 1979, 1552). Die Be­ru­fung des Klä­gers ist er­folg­los ge­blie­ben. Auf sei­ne Re­vi­si­on wur­de das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts auf­ge­ho­ben und die Sa­che an die­ses Ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt … geht da­von aus, dass dem Klä­ger ge­gen die Be­klag­te, die den Pkw nur her­ge­stellt, aber nicht an den Klä­ger ver­kauft hat, al­len­falls Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus un­er­laub­ter Hand­lung zu­ste­hen kön­nen. Er­satz der Schä­den am Kraft­fahr­zeug selbst kön­ne der Klä­ger ent­spre­chend BGHZ 67, 359 (BGH, Urt. v. 24.11.1976 – VI­II ZR 137/75, BGHZ 67, 359 – „Schwim­mer­schal­ter“) al­ler­dings nur dann be­an­spru­chen, wenn ein „funk­tio­nell be­grenz­tes Ein­zel­teil“ des Wa­gens de­fekt ge­we­sen wä­re, das nach Ei­gen­tums­über­gang wei­te­re, über den De­fekt hin­aus­ge­hen­de Schä­den aus­ge­löst hät­te. Die­se Vor­aus­set­zun­gen hält das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch im Streit­fäll nicht für ge­ge­ben: Zwar kön­ne nach sei­ner Auf­fas­sung der De­fekt in ei­nem win­zi­gen Ein­zel­teil von ge­rin­gem Wert ste­cken, was aber erst noch durch wei­te­re Be­weis­er­he­bung (Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten) ge­klärt wer­den müss­te. Ei­ne funk­tio­nel­le Tren­nung ver­mag es bei ei­nem Über­tra­gungs­de­fekt des Gas­zugs je­doch nicht vor­zu­neh­men. Da­her sei da­von aus­zu­ge­hen, dass das Fahr­zeug von vorn­her­ein als ins­ge­samt de­fek­tes ge­lie­fert wor­den sei, das selbst nicht mehr Ob­jekt ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung ha­be sein kön­nen.

II. Das Be­ru­fungs­ur­teil hält ei­ner recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand.

1. Mit Recht geht das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings da­von aus dass dem Käu­fer ei­ner Sa­che ge­gen de­ren Her­stel­ler de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Ei­gen­tums­ver­let­zung (§ 823 I BGB) auch dann zu­ste­hen kön­nen, wenn die­se Sa­che nach ih­rem Er­werb in­fol­ge ei­nes feh­ler­haft kon­stru­ier­ten oder mit Her­stel­lungs­män­geln ver­se­he­nen Ein­zel­teils be­schä­digt wird.

a) De­lik­ti­sche Ver­kehrs­pflich­ten ha­ben frei­lich nicht – wie et­wa die Ge­währs­pflich­ten des Kauf­rechts – zum In­halt, auf den Er­werb ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che ge­rich­te­te Ver­trags­er­war­tun­gen, ins­be­son­de­re Nut­zungs- und Wer­ter­war­tun­gen, zu schüt­zen (das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se; vgl. BGH, Urt. v. 02.06.1980 – VI­II ZR 78/79, BGHZ 77, 215, 218 m. w. Nachw.; Urt. v. 17.03.1981 – VI ZR 191/79, BGHZ 80, 186, 188). Sie sind viel­mehr auf das In­ter­es­se ge­rich­tet, das der Rechts­ver­kehr dar­an hat, durch die von dem Her­stel­ler in Ver­kehr ge­ge­be­ne Sa­che nicht in sei­nem Ei­gen­tum oder Be­sitz ver­letzt zu wer­den (das In­te­gri­täts­in­ter­es­se). De­lik­ti­sche Pflich­ten zum Schutz vor Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung kön­nen dem Her­stel­ler aber nicht nur in Be­zug auf durch Kon­struk­ti­ons- oder Her­stel­lungs­män­gel ge­fähr­de­te an­de­re Sa­chen des Er­wer­bers, son­dern auch zur Er­hal­tung der von ihm her­ge­stell­ten Sa­che selbst auf­ge­ge­ben sein. Grund­sätz­lich ist das In­ter­es­se des Er­wer­bers an der Be­wah­rung der er­wor­be­nen Sa­che vor ih­rer Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung nicht we­ni­ger schutz­wür­dig als sein In­te­gri­täts­in­ter­es­se an sei­nen an­de­ren, nicht von dem Her­stel­ler stam­men­den Sa­chen; auch die­sem In­ter­es­se hat der Her­stel­ler des­halb grund­sätz­lich Rech­nung zu tra­gen (vgl. auch Brüg­ge­mei­er, WM 1982, 1294, 1303). Vor­aus­set­zung für ei­ne au­ßer­ver­trag­li­che Haf­tung ist es da­her nicht, dass das In­ver­kehr­brin­gen der mit ei­nem Teilman­gel be­haf­te­ten Sa­che auf je­den Fall auch an­de­re Rechts­gü­ter des Pro­dukt­be­nut­zers oder Drit­ter ge­fähr­det (so aber Schlech­triem, Gut­ach­ten und Vor­schlä­ge zur Über­ar­bei­tung des Schuld­rechts, hrsg. vom Bun­des­mi­nis­ter der Jus­tiz, Bd. II, S. 1591, 1666). Ver­wirk­licht sich in der Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung der vom Her­stel­ler ge­schaf­fe­nen Sa­che ein Scha­den, den zu ver­mei­den ihm im In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Ei­gen­tü­mers oder Be­sit­zers des Pro­dukts durch ei­ne de­lik­ti­sche Sorg­falts­pflicht auf­ge­ge­ben ist, dann kann der Her­stel­ler des­halb ihm ge­gen­über aus De­likt scha­dens­er­satz­pflich­tig sein.

b) Die­se Fall­ge­stal­tun­gen sind je­doch von den­je­ni­gen ab­zu­gren­zen, in de­nen es um ei­nen Scha­den geht, der le­dig­lich den auf ih­rer Man­gel­haf­tig­keit be­ru­hen­den Un­wert der Sa­che für das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se des Er­wer­bers aus­drückt. Denn die de­lik­ti­schen Ver­kehrs­pflich­ten sind, wie schon ge­sagt, grund­sätz­lich nicht dar­auf ge­rich­tet, die Er­war­tung des Käu­fers zu schüt­zen, Wert und Nut­zungs­mög­lich­keit ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zu er­hal­ten; der Schutz die­ser Er­war­tung ist – von hier nicht vor­lie­gen­den Son­der­fäl­len vor­sätz­li­cher Schä­di­gung i. S. von § 826 BGB ab­ge­se­hen – al­lein Auf­ga­be der Ver­trags­ord­nung. Es geht des­halb nicht an, mit­tels ei­ner ju­ris­ti­schen Kon­struk­ti­on, die in dem Er­werb ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che ei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung sieht, den Schutz sol­cher In­ter­es­sen der De­likt­sord­nung zu­zu­füh­ren; es ist viel­mehr all­ge­mein an­er­kannt, dass ein sol­cher Scha­den nicht de­lik­ti­sche Er­satz­an­sprü­che aus­lö­sen kann (so schon RG, Urt. v. 27.04.1905 – VI 598/04, JW 1905, 367, 368; vgl. BGH, Urt. v. 30.05.1963 – VII ZR 236/61, BGHZ 39, 366; Urt. v. 04.03.1971 – VII ZR 40/70, BGHZ 55, 392, 398; Urt. v. 24.11.1976 – VI­II ZR 137/75, BGHZ 67, 359, 364 – „Schwim­mer­schal­ter“; Urt. v. 11.01.1978 – VI­II ZR 1/77, NJW 1978, 1051; Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, NJW 1978, 2241, 2242). Deckt sich der gel­tend ge­mach­te Scha­den mit die­sem Un­wert, wel­cher der Sa­che we­gen ih­rer Man­gel­haf­tig­keit von An­fang an schon bei ih­rem Er­werb an­haf­te­te, dann ist er al­lein auf ent­täusch­te Ver­trags­er­war­tun­gen zu­rück­zu­füh­ren und es ist in­so­weit für de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che kein Raum (so schon Dunz/Kraus, Haf­tung für schäd­li­che Wa­re, 1969, S. 66). Wo da­ge­gen der Scha­den nicht mit der im Man­gel ver­kör­per­ten Ent­wer­tung der Sa­che für das Äqui­va­lenz- und Nut­zungs­in­ter­es­se „stoff­gleich“ ist, kann sich im Scha­den (auch) das ver­letz­te In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Ei­gen­tü­mers oder Be­sit­zers, zu des­sen Schutz der Her­stel­ler nach den Um­stän­den ver­pflich­tet ist, nie­der­schla­gen; die­ser kann dann grund­sätz­lich auch von der de­lik­ti­schen Her­stel­ler­haf­tung auf­ge­fan­gen wer­den, selbst wenn mit die­ser ver­trag­li­ches Ge­währ­leis­tungs- oder Er­satz­recht kon­kur­riert (vgl. da­zu RGRK-BGB/Stef­fen, 12. Aufl., vor § 823 Rn. 39; MünchKomm-BGB/Mer­tens, 1980, § 823 Rn. 86; Lang, Zur Haf­tung des Wa­ren­lie­fe­ran­ten bei „wei­ter­fres­sen­den“ Män­geln im deut­schen und anglo-ame­ri­ka­ni­schen Recht, 1981, S. 181; Schlech­triem, a. a. O., S. 1591, 1666). Denn es ist eben­falls an­er­kannt, dass in­so­weit die De­likt­sord­nung nicht von der Ver­trags­ord­nung ver­drängt wird und um­ge­kehrt. Grund­sätz­lich folgt je­de Haf­tung den ei­ge­nen Re­geln (BGH, Urt. v. 24.11.1976 – VI­II ZR 137/75, BGHZ 67, 359, 362 – „Schwim­mer­schal­ter“ st. Rspr.).

Zwar darf die De­likt­shaf­tung nicht da­zu füh­ren, die Ver­trags­Ord­nung aus den An­geln zu he­ben; bei rich­ti­ger Be­schrän­kung der De­likt­shaf­tung auf die In­te­gri­täts­in­ter­es­sen und ge­ge­be­nen­falls de­ren wer­ten­der Aus­gren­zung ge­gen­über den Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­sen des Be­trof­fe­nen ist das aber hier nicht der Fall. An­de­res folgt ins­be­son­de­re auch nicht dar­aus, dass die Recht­spre­chung we­gen so­ge­nann­ter Man­gel­fol­ge­schä­den auf­grund po­si­ti­ver Ver­trags­ver­let­zung ei­ne Er­setz­pflicht nur an­er­kennt, so­weit der Käu­fer Schä­den an an­de­ren Schutz­gü­tern als an der Kauf­sa­che selbst er­lit­ten hat (BGH, Urt. v. 02.06.1980 – VI­II ZR 78/79, BGHZ 77, 215, 217; zum Werk­ver­trag ent­spre­chend BGH, Urt. v. 04.03.1971 – VII ZR 40/70, NJW 1971, 1131 [in­so­weit nicht in BGHZ 55, 392 ab­ge­druckt]). An­lie­gen die­ser Er­wei­te­rung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung (§§ 459 ff. BGB) durch die Recht­spre­chung ist es, durch ei­ne Haf­tung aus Son­der­ver­bin­dun­gen den de­lik­ti­schen In­te­gri­täts­schutz zu ver­stär­ken, nicht ihn aus­zu­schlie­ßen. Ei­ne De­likt­shaf­tung – sei es des Lie­fe­ran­ten, sei es des Her­stel­lers – für Schä­den, die auf Män­gel der Kauf­sa­che zu­rück­zu­füh­ren sind, wird da­durch nicht ver­drängt (an­ders of­fen­bar Di­ede­rich­sen, NJW 1978, 1281, 1286; Vogt, VersR 1979, 896; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 1979, S. 161).

2. Der Se­nat ver­kennt nicht, dass in der Pra­xis ge­le­gent­lich die Ab­gren­zung Schwie­rig­kei­ten ma­chen muss, wann we­gen „Stoff­gleich­heit“ des gel­tend ge­mach­ten Scha­dens mit ei­nem der Sa­che von An­fang an an­haf­ten­den Man­gel­un­wert des­sen Aus­gleich nach Vor­ste­hen­dem al­lein der Ver­trags­ord­nung über­las­sen blei­ben muss und wann die Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung der Sa­che auf­grund von Ver­säum­nis­sen des Her­stel­lers, die sich in dem Man­gel nie­der­schla­gen, ein über das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se hin­aus­ge­hen­des und des­halb der De­likt­shaf­tung zu­gäng­li­ches In­te­gri­täts­in­ter­es­se ih­res Ei­gen­tü­mers oder Be­sit­zers ver­letzt. Fall­ge­stal­tun­gen, in de­nen der Man­gel die Sa­che von vorn­her­ein der­art er­greift, dass sie von An­fang an ins­ge­samt wert­los ist und schon des­halb sol­che „Stoff­gleich­heit“ be­jaht wer­den muss, wenn der Man­gel spä­ter in der Zer­stö­rung oder „Be­schä­di­gung“ der Sa­che of­fen zu­ta­ge tritt (vgl. et­wa die Fäl­le RG, Urt. v. 27.04.1905 – VI 598/04, JW 1905, 367, und BGH, Urt. v. 30.05.1963 – VII ZR 236/61, BGHZ 39, 366), wer­den sel­te­ner sein; weit häu­fi­ger wird es um Fäl­le ge­hen, in de­nen der Man­gel zu­nächst nur ei­nem mehr oder we­ni­ger be­grenz­ten Teil der Sa­che an­haf­tet. Doch müs­sen da­für Ab­gren­zungs­kri­te­ri­en ge­fun­den wer­den, die für die Pra­xis brauch­bar sind (so mit Recht Schmidt-Sal­zer, BB 1979, 1, 10).

a) Der VI­II. Zi­vil­se­nat hat in BGHZ 67, 359 in ei­nem Fall, in dem der Schwim­mer­schal­ter ei­ner Rei­ni­gungs­an­la­ge we­gen ei­nes De­fekts sei­ne Si­che­rungs­auf­ga­be nicht wahr­neh­men konn­te, so­dass die An­la­ge we­gen Über­hit­zung in Brand ge­riet, die Ge­wäh­rung de­lik­ti­scher Scha­dens­er­satz­an­sprü­che im We­sent­li­chen dar­auf ge­stützt, dass der man­gel­haf­te Schal­ter funk­tio­nell be­grenzt und sein Wert ge­gen­über dem Ge­samt­wert der An­la­ge nur ge­ring­fü­gig war. Es kann da­hin­ste­hen, ob die­se Kri­te­ri­en über den da­mals ent­schie­de­nen Fall hin­aus für ei­ne Ab­gren­zung all­ge­mein trag­fä­hig sind (zur Kri­tik vgl. Schmidt-Sal­zer, BB 1979, 1, 10; Vogt, VersR 1979, 896, 897; Plum, AcP 181 [1981], 68, 127; Lang, a. a. O., S. 169 ff). Je­den­falls sind es für die au­ßer­ver­trag­li­che Haf­tung des Her­stel­lers oder Lie­fe­ran­ten ei­nes mit ei­nem Teilman­gel be­haf­te­ten Pro­dukts kei­ne ab­schlie­ßen­den Ab­gren­zungs­kri­te­ri­en, wie das Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­bar an­nimmt. Die de­lik­ti­sche Her­stel­ler­haf­tung kann nicht al­lein von der teil­wei­se nur zu­fäl­li­gen Art der Zu­ord­nung der ver­schie­de­nen Pro­dukt­tei­le ab­hän­gen (vgl. Schlech­triem, a. a. O., S. 1591, 1666). Der VI­II. Zi­vil­se­nat hat aber er­sicht­lich die von ihm er­wähn­ten Ab­gren­zungs­kri­te­ri­en le­dig­lich auf den da­mals ent­schie­de­nen Fall be­zo­gen und nicht in die­sem Sinn ab­schlie­ßend ge­meint, wie auch das spä­te­re Ur­teil des­sel­ben Se­nats vom 05.07.1978 (BGH, Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, NJW 1978, 2241) er­ken­nen lässt, das dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens de­lik­ti­sche Er­satz­an­sprü­che ge­gen den Ver­käu­fer für den Scha­den aus ei­nem Un­fall zu­er­kannt hat, den der Käu­fer mit dem Wa­gen in­fol­ge Plat­zens un­vor­schrifts­mä­ßi­ger Hin­ter­rei­fen er­lit­ten hat; in je­ner Ent­schei­dung ist die Aus­for­mung wei­te­rer Ab­gren­zungs­kri­te­ri­en aus­drück­lich vor­be­hal­ten wor­den.

b) Die Fra­ge, ob „Stoff­gleich­heit“ zwi­schen dem gel­tend ge­mach­ten Scha­den und dem von An­fang an der Sa­che an­haf­ten­den Man­gel­un­wert be­steht, kann viel­fach schon durch ei­ne na­tür­li­che bzw. wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se be­ant­wor­tet wer­den (so of­fen­bar auch Lö­we, BB 1978, 1495, 1496). Die­se Fra­ge muss da­nach zum Bei­spiel in den Fäl­len be­jaht wer­den, in de­nen das mit dem Feh­ler be­haf­te­te Ein­zel­teil mit der Ge­samt­sa­che bzw. dem spä­ter be­schä­dig­ten (zu­nächst aber ein­wand­frei­en) an­de­ren Teil zu ei­ner nur un­ter In­kauf­nah­me von er­heb­li­chen Be­schä­di­gun­gen trenn­ba­ren Ein­heit ver­bun­den ist (BGH, Urt. v. 24.06.1981 – VI­II ZR 96/80, NJW 1981, 2248, 2249), so­wie in den Fäl­len, in de­nen der Man­gel nicht in wirt­schaft­lich ver­tret­ba­rer Wei­se be­ho­ben wer­den kann (ei­ne Vor­aus­set­zung, die in dem vom VII. Zi­vil­se­nat des BGH durch Ur­teil vom 25.05.1972 – VII ZR 165/70, BauR 1972, 379 – ent­schie­de­nen Fall mög­li­cher­wei­se schon des­halb er­füllt war, weil die ge­sam­te er­wei­ter­te An­la­ge zu schwach an­ge­legt war). Et­wa noch ver­blei­ben­de Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten müs­sen von Fall zu Fall nach Maß­ga­be der un­ter 1 b dar­ge­leg­ten Grund­sät­ze wer­tend ge­löst wer­den, wo­bei Art und Aus­maß des gel­tend ge­mach­ten Scha­dens und des die­sem zu­grun­de lie­gen­den Man­gels so­wie des­sen Be­deu­tung für die Er­hal­tung der Sa­che, so­wie der In­halt der Ver­kehrs­pflich­ten des Her­stel­lers, die sich in die­sen Fak­to­ren wi­der­spie­geln, be­rück­sich­tigt wer­den (vgl. RGRK-BGB/Stef­fen, a. a. O., vor § 823 Rn. 39). Da­bei kann es von Be­deu­tung sein, dass sich die an ihn zu stel­len­den An­for­de­run­gen – wie stets bei der de­lik­ti­schen Her­stel­ler­haf­tung – auch nach dem Ver­wen­dungs­zweck des Pro­dukts und der Ver­brau­cher­er­war­tung, un­ter Um­stän­den so­gar nach dem Kauf­preis, rich­ten (vgl. Schmidt-Sal­zer, BB 1979, 1, 9 li. Sp.).

c) Im Streit­fall kann da­mit of­fen­blei­ben, ob die Gas­zug­an­la­ge des Pkw im Sin­ne von BGHZ 67, 359 als funk­tio­nell be­grenz­ter Teil des Kraft­fahr­zeugs an­ge­se­hen wer­den kann oder ob sich, wie das Be­ru­fungs­ge­richt an­nimmt, der Über­tra­gungs­de­fekt des Gas­zu­ges nicht funk­tio­nell ab­gren­zen lässt. Er­schwert oder ver­hin­dert ein sol­cher De­fekt beim Be­trieb des Kraft­fahr­zeugs die Do­sie­rung der Gas­zu­fuhr und führt das zu ei­nem Zu­sam­men­stoß, bei dem – wo­von für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren aus­zu­ge­hen ist – das Fahr­zeug be­schä­digt wird, so ist der Scha­den an dem Fahr­zeug, oh­ne Rück­sicht auf die Ur­säch­lich­keit des Man­gels für ihn, schon bei ei­ner na­tür­li­chen Be­trach­tungs­wei­se nicht „stoff­gleich“ mit dem Un­wert, den der De­fekt für das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se des Fahr­zeug­be­sit­zers be­deu­tet. Ent­schei­dend ist im vor­lie­gen­den Fall, dass die Män­gel des Gas­zugs kei­nes­wegs das Fahr­zeug, das be­triebs­fä­hig blieb, von An­fang an „wert­los“ ge­macht ha­ben, son­dern dass die von ih­nen aus­ge­hen­den Un­fall­ge­fah­ren hät­ten ver­mie­den wer­den kön­nen, wenn der De­fekt recht­zei­tig ent­deckt und be­ho­ben wor­den wä­re, was oh­ne be­son­de­ren wirt­schaft­li­chen Auf­wand und oh­ne Be­schä­di­gung an­de­rer Tei­le des Fahr­zeugs mög­lich ge­we­sen wä­re. Im Un­fall­scha­den an dem Pkw hat sich des­halb nicht et­wa der durch die Man­gel­haf­tig­keit der Gas­zug­an­la­ge dem Fahr­zeug von An­fang an an­haf­ten­de Min­der­wert ma­ni­fes­tiert, der auf die­sem Weg zwangs­läu­fig in Er­schei­nung tre­ten muss­te; viel­mehr ist der Scha­den auf das Zu­sam­men­tref­fen un­glück­li­cher Um­stän­de zu­rück­zu­füh­ren, zu de­nen es nicht hät­te kom­men müs­sen, wenn dem Klä­ger die Quel­le der Ge­fahr recht­zei­tig be­wusst ge­macht wor­den wä­re.

Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob ein Sach­scha­den in­fol­ge der aus dem Man­gel ent­sprin­gen­den Ge­fah­ren die Her­stel­ler­haf­tung im­mer nur dann aus­lö­sen kann, wenn sich die­se Ri­si­ken in ei­ner ge­walt­sa­men Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung (z. B. durch Brand, Ex­plo­si­on oder sons­ti­ge Un­fäl­le) ver­wirk­li­chen (so MünchKomm-BGB/Mer­tens, a. a. O., § 823 Rn. 86). Ist al­ler­dings, wie im Streit­fall, der Teil­de­fekt ge­eig­net, ei­ne so wert­vol­le Sa­che wie ei­nen Pkw auf sol­chem „ge­walt­sa­men“ Weg ei­ner Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung zu­zu­füh­ren, dann spricht das je­den­falls sehr deut­lich da­für, dass der Her­stel­ler, der die­sen un­fall­träch­ti­gen Man­gel zu ver­tre­ten hat, durch die In­ver­kehr­ga­be des Fahr­zeugs Ver­kehrs­pflich­ten ver­letzt, die ihm nicht nur im Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se, son­dern ge­ra­de auch im In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Ei­gen­tü­mers oder Be­sit­zers des Fahr­zeugs auf­ge­ge­ben sind.

III. Bei die­ser Sach­la­ge muss­te das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che zur an­der­wei­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen wer­den, da­mit die bis­her of­fen­ge­blie­be­ne Fra­ge des Fa­bri­ka­ti­ons­feh­lers ge­klärt und sich ge­ge­be­nen­falls die Be­klag­te von dem Schuld­vor­wurf ent­las­ten kann (vgl. BGH, Urt. v. 26.11.1968 – VI ZR 212/66, BGHZ 51, 91, 102 ff. – „Hüh­ner­pest“).

Da der end­gül­ti­ge Aus­gang des Rechts­streits noch un­ge­wiss ist, hat der Se­nat dem Be­ru­fungs­ge­richt zu­gleich die Ent­schei­dung über die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens über­tra­gen.

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