1. Ein Kfz-Käu­fer, der den Kauf­ver­trag er­folg­reich we­gen Irr­tums an­ge­foch­ten hat, kann grund­sätz­lich den vol­len Kauf­preis vom Ver­käu­fer zu­rück­ver­lan­gen, auch wenn er das Fahr­zeug nur in ent­wer­te­tem Zu­stand her­aus­ge­ben kann, vor­aus­ge­setzt, dass die Ent­wer­tung erst nach Rechts­hän­gig­keit des Rück­ge­währan­spruchs ein­ge­tre­ten ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137).
  2. Ei­ne An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ent­hält zu­gleich die Be­haup­tung, dass sich der An­fech­ten­de über die­je­ni­ge Tat­sa­che, über die er ge­täuscht wor­den sein will, ge­irrt ha­be. Sie kann des­halb ei­ne Irr­tums­an­fech­tung mit um­fas­sen; ob das der Fall ist, ist durch Aus­le­gung zu er­mit­teln.
  3. Das Al­ter ei­nes Ge­braucht­wa­gens bzw. des­sen Bau­jahr ist ei­ne ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaft i. S. des § 119 II BGB.

BGH, Ur­teil vom 26.10.1978 – VII ZR 202/76

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 28.11.1972 vom Be­klag­ten zu 1, dem Sohn des Be­klag­ten zu 2, des­sen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz 250 S (Bau­jahr 1966) zum Preis von 10.000 DM. Im Kauf­ver­trag, der kei­ne An­ga­ben über das Bau­jahr ent­hält, heißt es, der Wa­gen wer­de ver­kauft „ge­braucht, wie be­sich­tigt und un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung, ins­be­son­de­re be­züg­lich des Ki­lo­me­ter­stan­des“. Die Fahr­zeug­pa­pie­re er­hielt der Klä­ger bei Über­ga­be des Wa­gens am 01.12.1972. Den Kauf­preis hat­te er schon vor­her ge­zahlt.

Durch Schrei­ben vom 13.12.1972 focht der Klä­ger den Kauf­ver­trag we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an, weil ihm der Be­klag­te zu 1 vor­ge­spie­gelt ha­be, dass der Wa­gen aus dem Bau­jahr 1970 stam­me. Ei­nen äl­te­ren Wa­gen kön­ne er nicht ge­brau­chen, da er ihn in die Tür­kei ha­be ein­füh­ren wol­len. Nach tür­ki­schem Recht darf nie­mand ein Fahr­zeug in die Tür­kei ein­füh­ren, das im Zeit­punkt des Er­werbs äl­ter als drei Jah­re ist. Der Be­klag­te zu 1 wei­ger­te sich, den Wa­gen zu­rück­zu­neh­men. Der Klä­ger stell­te das Fahr­zeug dar­auf­hin im Frei­en ab und be­deck­te es mit ei­ner Pla­ne. Er er­hob am 04.04.1973 Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Wa­gens.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge ge­gen den Be­klag­ten zu 1 statt­ge­ge­ben und sie ab­ge­wie­sen, so­weit sie ge­gen den Be­klag­ten zu 2 ge­rich­tet war. Da­ge­gen ha­ben der Klä­ger und der Be­klag­te zu 1 Be­ru­fung ein­ge­legt. Durch Zwi­schen­ver­gleich vom 05.02.1975 sind die Par­tei­en über­ein­ge­kom­men, den Wa­gen, den der Klä­ger in­zwi­schen nicht wie­der ge­fah­ren hat­te, zu ver­kau­fen. Der Klä­ger ver­äu­ßer­te das Fahr­zeug so­dann für 1.100 DM. Die­sen Be­trag will er auf Kre­dit­kos­ten in Hö­he von 1.250 DM ver­rech­nen, die er für ein Dar­le­hen zum Kauf des Wa­gens auf­ge­wandt hat. Um die rest­li­chen Kre­dit­kos­ten hat er die Kla­ge er­wei­tert und im zwei­ten Rechts­zug von bei­den Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner Zah­lung von 10.150 DM nebst Zin­sen ver­langt.

Das Ober­lan­des­ge­richt hat den Be­klag­ten zu 1 ver­ur­teilt, an den Klä­ger 9.900 DM nebst Zin­sen zu zah­len, und im Üb­ri­gen die Be­ru­fun­gen zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 1 (künf­tig: der Be­klag­te), mit der er die voll­stän­di­ge Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen woll­te, hat­te nur teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich – wie schon das Land­ge­richt – nicht da­von über­zeu­gen kön­nen, dass der Klä­ger arg­lis­tig ge­täuscht wor­den sei. Zwar sei er­wie­sen, dass er nach dem Bau­jahr des Wa­gens ge­fragt ha­be. Es sei aber nicht aus­zu­schlie­ßen, dass die Par­tei­en sich miss­ver­stan­den hät­ten. Je­den­falls ha­be der Klä­ger irr­tüm­lich an­ge­nom­men, es han­de­le sich um ei­nen Wa­gen des Bau­jah­res 1970. Die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung sei des­halb in ei­ne sol­che we­gen Irr­tums über ei­ne Ei­gen­schaft des Wa­gens um­zu­deu­ten, die im Ver­kehr als we­sent­lich an­ge­se­hen wer­de. Mit die­ser Be­grün­dung sei die An­fech­tung wirk­sam.

Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on oh­ne Er­folg.

1. Das Be­ru­fungs­ge­richt war aus Rechts­grün­den nicht ge­hin­dert, im Schrei­ben des Klä­gers vom 13.12.1972 ei­ne An­fech­tung we­gen Irr­tums über ei­ne ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaft (§ 119 II BGB) zu se­hen, ob­wohl dort nur von arg­lis­ti­ger Täu­schung die Re­de war.

Ei­ne auf arg­lis­ti­ge Täu­schung ge­stütz­te An­fech­tung ent­hält zu­gleich die Be­haup­tung ei­nes Irr­tums über die­je­ni­ge Tat­sa­che, über die der An­fech­ten­de ge­täuscht wor­den sein will. Sie kann des­halb die Irr­tums­an­fech­tung in sich schlie­ßen (BGH, Urt. v. 14.12.1960 – V ZR 40/60, BGHZ 34, 32 [38, 40] m. w. Nachw.). Ob ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung so ver­stan­den wer­den kann, ist durch Aus­le­gung zu er­mit­teln (BGH, Urt. v. 14.12.1960 – V ZR 40/60, BGHZ 34, 32 [38 f.]; BGB-RGRK/Krü­ger-Nie­land, 12. Aufl., § 119 Rn. 83).

Das Be­ru­fungs­ur­teil lässt in­so­weit kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen. Da­bei ist nicht ent­schei­dend, ob und wann sich der Klä­ger im Pro­zess auf den Irr­tum be­ru­fen hat. Das Ober­lan­des­ge­richt durf­te maß­geb­lich dar­auf ab­he­ben, dass der Klä­ger in der An­fech­tungs­er­klä­rung zum Aus­druck brach­te, er wol­le we­gen des Al­ters des Wa­gens den Kauf­ver­trag in je­dem Fal­le rück­gän­gig ma­chen.

2. Der Klä­ger ist auch nicht an­der­wei­tig dar­an ge­hin­dert, den Ver­trag we­gen Irr­tums über das Al­ter des Wa­gens an­zu­fech­ten.

a) So ist all­ge­mein an­er­kannt, dass die kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten (§§ 459 ff. BGB) die An­fech­tung nur we­gen ei­nes Irr­tums über sol­che Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che aus­schlie­ßen, wel­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­grün­den kön­nen (BGH, Urt. v. 18.12.1954 – II ZR 296/53, BGHZ 16, 54 [57]; Urt. v. 14.12.1960 – V ZR 40/60, BGHZ 34, 32 [34]; Urt. v. 15.01.1975 – VI­II ZR 80/73, BGHZ 63, 369 [376]; je­weils m. w. Nachw.). Das ist beim Al­ter ei­nes Wa­gens nicht der Fall, so­lan­ge da­durch die Eig­nung des Fahr­zeugs zum ge­wöhn­li­chen oder ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauch nicht ein­ge­schränkt wird (vgl. RG, LZ 1929, 547 [548] für ein Schiff; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 10.03.1970 – 14 U 163/69, OLGZ 1970, 409 [413]). Dar­um geht es hier.

b) Auch der von den Par­tei­en ver­ein­bar­te for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss steht der An­fech­tung we­gen Ei­gen­schafts­irr­tums nicht ent­ge­gen.

Ob mit der Frei­zei­ch­nung von jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung auch die An­fech­tung we­gen Irr­tums über Ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaf­ten aus­ge­schlos­sen wird, ist vom BGH nicht ein­heit­lich be­ur­teilt wor­den. So hat der VI­II. Zi­vil­se­nat ei­nen sol­chen gleich­zei­ti­gen Aus­schluss der Irr­tums­an­fech­tung im Fal­le ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs an­ge­nom­men, in dem der Kauf­ver­trag we­gen Irr­tums über den wah­ren Ki­lo­me­ter­stand und über ei­nen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs an­ge­foch­ten war (BGH, Urt. v. 19.12.1966 – VI­II ZR 123/64, BB 1967, 96 m. Nachw. aus der Rspr. des Reichs­ge­richts). Dem­ge­gen­über hat der V. Zi­vil­se­nat das für den Kauf ei­nes Haus­grund­stücks ver­neint, weil der­ar­ti­ge Frei­zei­ch­nungs­klau­seln eng und nicht über ih­ren ein­deu­ti­gen Wort­laut hin­aus aus­zu­le­gen sei­en (BGH, Urt. v. 26.01.1962 – V ZR 168/60, WM 1962, 511 [512]).

Die Fra­ge braucht hier nicht ab­schlie­ßend be­han­delt zu wer­den. Auch wenn man der An­sicht des VI­II. Zi­vil­se­nats für den Be­reich des Ge­braucht­wa­gen­han­dels grund­sätz­lich folgt, gilt für das Bau­jahr ei­nes Kraft­fahr­zeugs et­was an­de­res. Denn beim Bau­jahr be­ste­hen nicht die ty­pi­schen Un­si­cher­hei­ten, die es ver­ständ­lich er­schei­nen las­sen, dass der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens be­strebt ist, jeg­li­che Ge­währ­leis­tung für Sach­män­gel und dann in­so­weit auch die An­fech­tung we­gen Irr­tums aus­zu­schlie­ßen. Die um­fas­sen­de Frei­zei­ch­nung im Ge­braucht­wa­gen­han­del fin­det ih­ren Sinn dar­in, dass der Zu­stand von ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen stark von der bis­he­ri­gen Be­nut­zung, Fahr­wei­se und Pfle­ge ab­hängt, so­dass der Ver­käu­fer Män­gel oft nur schwer er­ken­nen kann, zu­mal er, wenn er Händ­ler ist, in­so­weit we­sent­lich auf die An­ga­ben sei­nes Lie­fe­ran­ten an­ge­wie­sen ist (vgl. BGH, Urt. v. 21.03.1966 – VI­II ZR 44/64, NJW 1966, 1070; Urt. v. 08.10.1969 – VI­II ZR 20/68, NJW 1970, 29 [31]; Urt. v. 10.10.1977 – VI­II ZR 110/76, NJW 1978, 261 m. w. Nachw.). Das al­les mag nicht nur für Män­gel, son­dern auch für ge­wis­se an­de­re Ei­gen­schaf­ten ei­nes Wa­gens gel­ten. Für das Bau­jahr des Fahr­zeugs trifft das aber nicht zu. Es ist dem Ver­käu­fer ent­we­der be­kannt oder er kann es zu­min­dest leicht und zu­ver­läs­sig fest­stel­len. Der red­li­che Ver­käu­fer wird es oh­ne­hin aus­wei­sen. Des­halb braucht er vor den Fol­gen ei­nes Irr­tums al­lein über das Bau­jahr nicht ge­schützt zu wer­den. Dann aber ist es nicht ge­bo­ten, den ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss über sei­nen Wort­laut hin­aus da­hin aus­zu­le­gen, dass er auch die An­fech­tung we­gen Irr­tums über das Her­stel­lungs­jahr selbst dann aus­schlie­ße, wenn sich der Irr­tum nicht in ei­nem Sach­man­gel am Fahr­zeug aus­wirkt. So ist es hier.

3. Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass das Al­ter ei­nes Ge­braucht­wa­gens (sein Bau­jahr) ei­ne vom Ver­kehr als we­sent­lich an­ge­se­he­ne Ei­gen­schaft ist (§ 119 II BGB).

a) Als ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaft ei­ner Sa­che im Sin­ne die­ser Vor­schrift kom­men al­le tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­hält­nis­se in Be­tracht, die in­fol­ge ih­rer Be­schaf­fen­heit und Dau­er auf die Brauch­bar­keit und den Wert der Sa­che von Ein­fluss sind (BGH, Urt. v. 18.12.1954 – II ZR 296/53, BGHZ 16, 54 [57]; Urt. v. 14.12.1960 – V ZR 40/60, BGHZ 34, 32 [41] m. Nachw.). Die Wert­schät­zung ei­nes Kraft­fahr­zeugs, je­den­falls ei­nes Ge­braucht­wa­gens, hängt we­sent­lich von sei­nem Al­ter ab (vgl. da­zu OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 10.03.1970 – 14 U 163/69, OLGZ 1970, 409 [413]). Wer ei­nen sol­chen Wa­gen kauft, hat in al­ler Re­gel ei­ne be­stimm­te Vor­stel­lung von des­sen Al­ter. Dass sich der Klä­ger hier über das Bau­jahr des ihm vom Be­klag­ten ver­kauf­ten Mer­ce­des ge­irrt hat, ist vom Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt wor­den.

b) Mehr war nicht er­for­der­lich. Der Klä­ger brauch­te nicht et­wa sei­ne Vor­stel­lung vom Al­ter des Wa­gens zum In­halt sei­ner Er­klä­run­gen zu ma­chen. In­wie­weit die Um­stän­de, die ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaf­ten ei­ner Sa­che be­grün­den kön­nen, für den an­de­ren Teil er­kenn­bar dem Ver­trags­schluss zu­grun­de ge­legt sein müs­sen (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 18.12.1954 – II ZR 296/53 BGHZ 16, 54 [57]; Urt. v. 11.07.1968 – IX ZB 218/66, RzW 1969, 94 [95]; zum Mei­nungs­stand RGRK-BGB/Krü­ger-Nie­land, a. a. O., § 119 Rn. 32 f.), braucht nicht nä­her er­ör­tert zu wer­den. Ver­steht es sich – wie hier – von selbst, dass das Al­ter des Wa­gens von ent­schei­den­der Be­deu­tung für den Kauf­ent­schluss war und dass des­halb der Käu­fer von ei­nem be­stimm­ten Al­ter aus­ging, so braucht der ge­naue In­halt die­ser Vor­stel­lung nicht zum Aus­druck ge­bracht zu wer­den.

c) Die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass der Klä­ger die An­fech­tung recht­zei­tig, näm­lich oh­ne schuld­haf­tes Zö­gern nach der Ent­de­ckung des Irr­tums, er­klärt hat (§ 121 I BGB), wird von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen. Sie ist auch nicht zu be­an­stan­den.

II. Das Be­ru­fungs­ge­richt er­kennt dem Klä­ger den An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich des durch den Ver­kauf des Wa­gens er­ziel­ten Er­lö­ses von 1.100 DM aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung (§ 812 I BGB) zu. Den Wert­ver­lust des Fahr­zeugs bis zur Wei­ter­ver­äu­ße­rung ha­be der Be­klag­te zu tra­gen. Bis zur Er­he­bung der Kla­ge sei ei­ne rechts­er­heb­li­che Ver­schlech­te­rung des Wa­gens nicht ein­ge­tre­ten. Auf den Wert­ver­lust nach Rechts­hän­gig­keit kön­ne sich der Be­klag­te aber nicht be­ru­fen (§ 818 IV BGB).

Auch das hält den Re­vi­si­ons­an­grif­fen stand.

1. Wird ein ge­gen­sei­ti­ger Ver­trag an­ge­foch­ten, so ha­ben die Ver­trags­part­ner die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­ben, so­weit sie da­durch be­rei­chert sind. Ob ei­ne Be­rei­che­rung vor­han­den ist, muss un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ge­gen­leis­tung be­ur­teilt wer­den. An ei­ner Be­rei­che­rung kann es na­ment­lich dann feh­len, wenn ei­ne der Leis­tun­gen un­ter­ge­gan­gen ist oder an Wert ver­lo­ren hat. Nach der Sal­do­theo­rie ist dann nicht nur der Emp­fän­ger der un­ter­ge­gan­ge­nen oder ent­wer­te­ten Leis­tung in dem ent­spre­chen­den Um­fang nicht mehr be­rei­chert; er kann auch die­sen Ver­lust nicht auf den an­de­ren Teil über­wäl­zen und von die­sem die dort noch vor­han­de­ne Ge­gen­leis­tung her­aus­ver­lan­gen, ob­wohl er selbst nichts mehr zu bie­ten hat (BGH, Urt. v. 08.01.1970 – VII ZR 130/68, BGHZ 53, 144, [145] m. w. Nachw.; Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137 [147 f.]).

Ei­ne Aus­nah­me von die­sem Grund­satz hat der Se­nat in Fäl­len an­er­kannt, in de­nen der Wa­gen beim arg­lis­tig ge­täusch­ten Käu­fer vor der An­fech­tung durch ei­nen Un­fall ent­wer­tet wor­den ist. Da­bei hat er maß­geb­lich auf die Re­ge­lung der §§ 819 I, 818 IV BGB ab­ge­stellt, wo­nach der Be­rei­che­rungs­schuld­ner sich auf ei­nen Weg­fall der Be­rei­che­rung nach Kennt­nis vom Feh­len des Rechts­grunds oder nach Rechts­hän­gig­keit nicht mehr be­ru­fen kann (BGH, Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137 [150]). Nach Ein­tritt der ver­schärf­ten Haf­tung ist auch sonst grund­sätz­lich der Weg­fall oder die Min­de­rung der Be­rei­che­rung ge­mäß § 818 III BGB nicht mehr mög­lich (BGH, Urt. v. 07.01.1971 – VII ZR 9/70, BGHZ 55, 128 [132] m. wei­te­ren Nach­wei­sen; vgl. auch BGB-RGRK/Hei­mann-Tro­si­en, 12. Aufl., § 812 Rn. 65, § 818 Rn. 23, 46).

2. Hier ist es eben­so. Der Klä­ger hat­te noch bei Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit An­spruch auf Rück­zah­lung des vol­len Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Wa­gens.

Nach den rechts­feh­ler­frei­en Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts war bis zur Kla­ge­er­he­bung der Wert des Fahr­zeugs nur un­er­heb­lich ge­sun­ken. Der Wa­gen ver­schlech­ter­te sich erst nach Rechts­hän­gig­keit. Das geht zu­las­ten des Be­klag­ten. Dass sein Ver­lust nicht auf dem Weg­fall der von ihm emp­fan­ge­nen Leis­tung, son­dern auf der Ver­schlech­te­rung der von ihm er­brach­ten Ge­gen­leis­tung be­ruht, ist da­bei oh­ne Be­deu­tung.

a) Nach der Recht­spre­chung des Reichs­ge­richts han­delt es sich al­ler­dings bei der Fra­ge der An­rech­nung der Ge­gen­leis­tung nicht um den Weg­fall der Be­rei­che­rung, son­dern dar­um, ob über­haupt und in wel­chem Um­fang ei­ne Be­rei­che­rung ein­ge­tre­ten sei (RG, Urt. v. 13.01.1933 – VII 308/32, RGZ 139, 208 [213]). Dem ist ein Teil des Schrift­tums ge­folgt (vgl. et­wa Er­man/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 818 Rn. 50; Es­ser, Schuld­recht BT, 4. Aufl., § 105 III 2 a; La­renz, Schuld­recht BT, 11. Aufl., § 70 III [S. 518]; Küh­ne, JR 1972, 112 [113]; Hon­sell, NJW 1973, 350 [351]).

Dem­ge­gen­über hat der Se­nat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der Ver­käu­fer sei nicht mehr als be­rei­chert an­zu­se­hen, so­weit ihm der Käu­fer bei der Rück­ab­wick­lung die Sa­che nicht in ih­rem ur­sprüng­li­chen Zu­stand bie­ten kön­ne (BGH, Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137 [150]; so auch BGB-RGRK/Hei­mann-Tro­si­en, a. a. O., § 812 Rn. 65, § 818 Rn. 23, 46; Hu­ber, JuS 1972, 439 [443]). Im Fal­le des § 819 I BGB kön­ne sich der Schuld­ner auf die­sen Weg­fall der Be­rei­che­rung aber nicht be­ru­fen.

b) Dar­an ist fest­zu­hal­ten. Es gilt erst recht für Ver­schlech­te­run­gen und den Un­ter­gang der Ge­gen­leis­tung nach Rechts­hän­gig­keit (§ 818 IV BGB).

Nach den §§ 812, 818 II BGB hat der Be­rei­che­rungs­schuld­ner das Er­lang­te oder sei­nen Wert her­aus­zu­ge­ben. Erst § 818 III BGB be­schränkt die­se Ver­pflich­tung auf den Um­fang der Be­rei­che­rung. Bei ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen heißt das, dass der Schuld­ner die er­lang­te Leis­tung nur Zug um Zug ge­gen sei­ne vol­le Ge­gen­leis­tung her­aus­zu­ge­ben braucht. Da­bei han­delt es sich um ei­nen ein­heit­li­chen Be­rei­che­rungs­an­spruch (BGH, Urt. v. 24.06.1963 – VII ZR 229/62, NJW 1963, 1870; Urt. v. 12.01.1973 – V ZR 98/71, NJW 1973, 613 [615]). Leis­tung und Ge­gen­leis­tung blei­ben durch das von den Par­tei­en ur­sprüng­lich ge­woll­te Aus­tausch­ver­hält­nis (Syn­al­lag­ma) auch bei der be­rei­che­rungs­recht­li­chen Ab­wick­lung mit­ein­an­der ver­knüpft (BGH, Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137 [150]).

Es ist des­halb nur fol­ge­rich­tig, dass sich der Ein­tritt der ver­schärf­ten Haf­tung des § 818 IV BGB nicht nur auf die emp­fan­ge­ne Leis­tung, son­dern in glei­chem Ma­ße auf die dar­auf an­zu­rech­nen­de Ge­gen­leis­tung aus­wirkt. Das be­deu­tet, dass es ei­nen Weg­fall der Be­rei­che­rung oder ih­re Ver­min­de­rung nun grund­sätz­lich nicht mehr gibt, gleich­viel ob die vom Be­rei­che­rungs­schuld­ner emp­fan­ge­ne Leis­tung oder die von ihm er­brach­te Ge­gen­leis­tung an Wert ver­liert. Denn der Be­rei­che­rungs­schuld­ner haf­tet jetzt nach all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten, al­so oh­ne die Ver­güns­ti­gung des § 818 III BGB. Der aus Leis­tung und Ge­gen­leis­tung ab­ge­lei­te­te ein­heit­li­che Be­rei­che­rungs­an­spruch be­hält den Um­fang, den er bei Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit hat­te. War zu die­sem Zeit­punkt – wie im vor­lie­gen­den Fall – die Leis­tung bzw. ihr Wert noch voll im Ver­mö­gen des Schuld­ners und war auch die Ge­gen­leis­tung in ih­rem Wert un­an­ge­tas­tet, dann liegt da­mit der Be­rei­che­rungs­an­spruch sei­nem Um­fang nach fest. Ein Wert­ver­lust, wo im­mer er ein­tritt, kann die Be­rei­che­rung nicht mehr schmä­lern.

c) Die­ses Er­geb­nis ist auch al­lein in­ter­es­sen­ge­recht. Mit der Rechts­hän­gig­keit wird die end­gül­ti­ge Rück­ab­wick­lung des nich­ti­gen Ver­trags ein­ge­lei­tet. Dem Be­rei­che­rungs­schuld­ner wird klar vor Au­gen ge­führt, was von ihm ver­langt wird. Wi­der­setzt er sich dem zu Un­recht, so muss er das mit sei­ner ab­leh­nen­den Hal­tung ver­bun­de­ne Ri­si­ko tra­gen. Die­ses Ri­si­ko be­zieht sich auch auf den Um­fang der bei Rechts­hän­gig­keit vor­han­de­nen Be­rei­che­rung und um­fasst da­mit die Ge­fahr et­wai­ger künf­ti­ger Wert­min­de­rung von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung. Denn der Be­rei­che­rungs­schuld­ner hat es selbst in der Hand, den Wert der von ihm er­brach­ten Ge­gen­leis­tung zu er­hal­ten, in­dem er den auf Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Ge­gen­leis­tung ge­rich­te­ten Be­rei­che­rungs­an­spruch auf Her­aus­ga­be der selbst emp­fan­ge­nen Leis­tung so­fort er­füllt. Tut er das nicht, son­dern lässt er es auf ei­ne Ver­ur­tei­lung an­kom­men, dann ist es bil­lig, wenn er die nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit ent­ste­hen­den Wert­ver­lus­te trägt. Vom Emp­fän­ger der Ge­gen­leis­tung kann bil­li­ger­wei­se nicht mehr er­war­tet wer­den, als dass er sie ihm an­bie­tet.

d) Ei­ne an­der­wei­ti­ge Ver­tei­lung der ent­stan­de­nen Ein­bu­ßen kä­me nur in Be­tracht, so­weit die Grund­sät­ze von Treu und Glau­ben nach § 242 BGB das er­for­dern (vgl. BGH, Urt. v. 14.10.1971 – VII ZR 313/69, BGHZ 57, 137 [152]). Die­se Grund­sät­ze sind auch hier an­wend­bar. Sie füh­ren im vor­lie­gen­den Fall aber nicht zu ei­ner Mit­ver­ant­wort­lich­keit des Klä­gers. Er ver­stößt mit der Rück­for­de­rung des vol­len Kauf­prei­ses nicht ge­gen Treu und Glau­ben, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­irr­tums­frei an­nimmt. Der Klä­ger hat die Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeugs nicht zu ver­tre­ten. Ihm fällt al­len­falls leich­te Fahr­läs­sig­keit we­gen un­sach­ge­mä­ßer War­tung zur Last. Da­für hat er nicht ein­zu­ste­hen, da der Be­klag­te sich we­gen sei­ner Wei­ge­rung, den Wa­gen zu­rück­zu­neh­men, in An­nah­me­ver­zug be­fand (§ 300 I BGB).

3. Auf den Kauf­preis von 10.000 DM braucht sich der Klä­ger le­dig­lich den bei der Ver­äu­ße­rung des Wa­gens er­ziel­ten Er­lös von 1.100 DM an­rech­nen zu las­sen. Al­ler­dings war der Klä­ger nach dem Zwi­schen­ver­gleich vom 05.02.1975 nicht be­rech­tigt, den Wa­gen oh­ne Zu­stim­mung des Be­klag­ten zu ver­äu­ßern. Der Be­klag­te hat be­haup­tet, er ha­be den Ver­kauf zum Preis von 1.100 DM nicht ge­bil­ligt.

Dar­aus kann die Re­vi­si­on aber nichts her­lei­ten. Denn dass der Klä­ger den Wa­gen un­ter Wert ver­äu­ßert hät­te, hat der Be­klag­te nie be­haup­tet. Nur dann könn­te ihm ein Nach­teil dar­aus ent­stan­den sein, dass ihn der Klä­ger von dem be­ab­sich­tig­ten Ver­kauf nicht in Kennt­nis ge­setzt hat.

4. Wei­te­re Ab­stri­che, et­wa sol­che, die sich auf­grund ei­ner Scha­dens­er­satz­pflicht des Klä­gers aus § 122 I BGB er­ge­ben könn­ten, hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht nicht vor­ge­nom­men. Die Re­vi­si­on kann nicht nach­wei­sen, dass der Be­klag­te in den Vor­in­stan­zen ei­nen An­spruch auf Er­satz sei­nes Ver­trau­ens­scha­dens zur Auf­rech­nung ge­stellt hät­te. Er hat in­so­weit über­haupt kei­nen Scha­dens­er­satz ver­langt. Im Üb­ri­gen hat er, da die An­fech­tung des Klä­gers we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung die An­fech­tung we­gen Irr­tums über ei­ne ver­kehrs­we­sent­li­che Ei­gen­schaft mit um­fass­te, seit Zu­gang des An­fech­tungs­schrei­bens nicht mehr auf die Gül­tig­keit des Kauf­ver­tra­ges ver­trau­en dür­fen.

III. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat dem Klä­ger fer­ner Er­satz der Zin­sen in Hö­he von 1.000 DM zu­ge­bil­ligt, die er für das zum Er­werb des Wa­gens auf­ge­nom­me­ne Dar­le­hen zah­len muss­te, nach­dem der Be­klag­te dem Rück­zah­lungs­ver­lan­gen im An­fech­tungs­schrei­ben vom 13.12.1972 nicht nach­ge­kom­men war. Durch die­ses Schrei­ben sei der Be­klag­te in Ver­zug ge­ra­ten. Des­halb müs­se er dem Klä­ger die Zin­sen er­set­zen mit Aus­nah­me von 50 DM für den ers­ten Mo­nat der Lauf­zeit des Dar­le­hens, die un­ab­hän­gig vom Ver­zug an­ge­fal­len sei­en.

Der da­ge­gen ge­rich­te­te An­griff der Re­vi­si­on hat teil­wei­se Er­folg.

1. Al­ler­dings ist der Be­klag­te durch die Mah­nung vom 13.12.1972 mit Ab­lauf der bis zum 20.12.1972 ge­setz­ten Frist in Ver­zug ge­ra­ten. Nach der ver­fah­rens­feh­ler­frei ge­trof­fe­nen Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts hat der Be­klag­te nicht be­wie­sen, dass die von ihm ge­for­der­te Leis­tung in­fol­ge ei­nes Um­stands un­ter­blie­ben ist, den er nicht zu ver­tre­ten hat.

2. Auch im Fal­le des Ver­zugs ist der Be­rei­che­rungs­schuld­ner für Ver­zö­ge­rungs­schä­den aber nur er­satz­pflich­tig, so­weit sie nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit ent­ste­hen. Das folgt aus § 818 IV BGB, wo­nach der red­li­che Schuld­ner erst ab Rechts­hän­gig­keit nach den all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten – und da­mit auch nach § 286 BGB – haf­tet (RG, Urt. v. 09.07.1918 – VII 103/18, RGZ 93, 271 [272]; Urt. v. 12.05.1925 – VI 33/25, RGZ 110, 430 [435]; all­ge­mei­ne Mei­nung, vgl. z. B. BGB-RGRK/Hei­mann-Tro­si­en, a. a. O., § 818 Rn. 49). Die Er­satz­pflicht des Be­klag­ten für Kre­dit­kos­ten kam al­so erst seit dem 04.04.1973 und nicht, wie das Be­ru­fungs­ge­richt an­nimmt, schon ab Ja­nu­ar 1973 in Be­tracht.

3. Für die ver­blei­ben­de Lauf­zeit von 16 Mo­na­ten hät­te der Klä­ger bei Rück­zah­lung des rest­li­chen Dar­le­hens im Zeit­punkt der Rechts­hän­gig­keit ei­ne Zins­rück­ver­gü­tung er­hal­ten. Sie ist ihm durch den Ver­zug des Be­klag­ten ent­gan­gen.

Die Hö­he die­ser Zins­er­spar­nis lässt sich ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts nun aber nicht da­durch er­mit­teln, dass der ge­sam­te Zins­be­trag durch die An­zahl der Lauf­zeit­mo­na­te ge­teilt und für je­den Mo­nat ein ent­spre­chen­der An­teil an­ge­rech­net wird. Denn wäh­rend der ers­ten Mo­na­te der Lauf­zeit fal­len hö­he­re Zin­sen an als zum Schluss, da das zu ver­zin­sen­de Ka­pi­tal am An­fang hö­her ist. Dass die ins­ge­samt ent­ste­hen­den Zin­sen bei der Rück­zah­lung des Dar­le­hens auf die ein­zel­nen Ra­ten gleich­mä­ßig ver­teilt wer­den, spielt da­bei kei­ne Rol­le.

Von dem ge­sam­ten Dar­le­hens­be­trag von 11.250 DM (ein­schließ­lich Zin­sen und Be­ar­bei­tungs­ge­bühr) über ei­ne Lauf­zeit von 21 Mo­na­ten stan­den nach fünf Mo­na­ten noch 16 Ra­ten à 536 DM of­fen, al­so 8.576 DM. Die Rück­zin­sen be­rech­nen sich da­her wie folgt: 16 × 0,444 % (Ta­bel­len­wert für Zins­satz 0,5 %) = 7,104 × (8.576/100) = 609,24 DM.

IV. So­weit die Re­vi­si­on Er­folg hat, ist das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf­zu­he­ben; der Se­nat kann in der Sa­che selbst ent­schei­den, da wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu tref­fen sind (§ 565 III Nr. 1 ZPO) …

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