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Tag: All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen

Emo­jis in ei­ner Whats­App-Text­nach­richt – Aus­le­gung

  1. Durch die Ver­ein­ba­rung ei­nes un­ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­mins oder ei­ner un­ver­bind­li­chen Lie­fer­frist beim Neu­wa­gen­kauf wird zwar noch kei­ne Leis­tungs­zeit be­stimmt, bei de­ren Über­schrei­tung der Ver­käu­fer – wie et­wa im Fall des § 286 II Nr. 1 BGB – oh­ne Wei­te­res in Ver­zug ge­rät. Ist aber – et­wa in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Ver­käu­fers – vor­ge­se­hen, dass der Käu­fer den Ver­käu­fer erst mah­nen kann, wenn nach Ab­lauf der un­ver­bind­li­chen Lie­fer­frist be­zie­hungs­wei­se nach Über­schrei­tung des un­ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­mins ei­ne (wei­te­re) Frist (sog. un­ech­te Nach­frist) ver­stri­chen ist, so wird die vom Ver­käu­fer ge­schul­de­te Leis­tung spä­tes­tens mit Ab­lauf die­ser (wei­te­ren) Frist fäl­lig, so­dass er nun­mehr durch ei­ne ein­fa­che Mah­nung in Ver­zug ge­setzt wer­den kann (im An­schluss an BGH, Urt. v. 27.09.2000 – VI­II ZR 155/99, BGHZ 145, 203 = ju­ris Rn. 46).
  2. Die Über­mitt­lung ei­ner Text­nach­richt per Whats­App er­füllt die Vor­aus­set­zun­gen der ge­will­kür­ten Schrift­form i. S. des §  127 II 1 BGB. Glei­ches gilt für die Über­mitt­lung ei­nes At­tach­ments in Form ei­ner Text­ver­ar­bei­tungs- oder PDF-Da­tei oder ei­nes hin­rei­chend gu­ten Fo­tos, nicht je­doch für ei­ne Whats­App-Sprach­nach­richt oder ein At­tach­ment in Form ei­ner Vi­deo- oder Au­dio­da­tei.
  3. Wer­den in ei­ner Text­nach­richt Emo­jis ver­wen­det, sind die­se bei der Aus­le­gung der Er­klä­rung grund­sätz­lich zu be­rück­sich­ti­gen. Da­bei ist – wie sonst auch – dar­auf ab­zu­stel­len, wie ein ver­stän­di­ger Emp­fän­ger der Nach­richt die­se nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te ver­ste­hen durf­te (§§&nbbsp;133, 157 BGB). Zur Er­mitt­lung des Be­deu­tungs­ge­halts von Emo­jis kann der Rechts­an­wen­der Emo­ji-Le­xi­ka zu­ra­te zie­hen; An­halts­punk­te für das Ver­ständ­nis ei­nes Emo­jis kön­nen sich auch aus dem Be­gleit­text er­ge­ben.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 11.11.2024 – 19 U 200/24 e

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Rück­tritt vom Neu­wa­gen-Kauf­ver­trag we­gen Pro­duk­ti­ons­schwie­rig­kei­ten des Her­stel­lers

Hat der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Lie­fe­rung des Fahr­zeugs ge­setzt, kann er vom Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug auch dann zu­rück­tre­ten, wenn der Ver­käu­fer in sei­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen dar­auf hin­weist, dass we­gen Pro­duk­ti­ons­schwie­rig­kei­ten des Fahr­zeug­her­stel­lers al­le Fahr­zeug­be­stel­lun­gen „oh­ne Lie­fer­ter­min und un­ver­bind­lich vor­be­halt­lich ei­ner Pro­duk­ti­on“ des Fahr­zeugs „be­stä­tigt“ wer­den und die Lie­fer­zeit mehr als ein Jahr be­tra­gen kann. Die­se In­for­ma­ti­on ist al­ler­dings für die Fra­ge von Be­deu­tung, wie lang ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Lie­fe­rung des Fahr­zeugs sein muss.

AG Ha­nau, Ur­teil vom 31.01.2024 – 39 C 111/23

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Kein „au­to­ma­ti­scher“ Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss im un­ter­neh­me­ri­schen Ge­schäfts­ver­kehr

  1. Es gibt kei­nen all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz des In­halts, dass bei zwi­schen Un­ter­neh­mern (§ 14 BGB) ge­schlos­se­nen Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trä­gen stets ein um­fas­sen­der Aus­schluss der Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel (Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss) ver­ein­bart wird.
  2. All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kfz-Händ­lers kön­nen zwar auch dann Be­stand­teil ei­nes mit ei­nem un­ter­neh­me­risch han­deln­den Käu­fer ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags wer­den, wenn die in § 305 II und III BGB ge­nann­ten Ein­be­zie­hungs­vor­aus­set­zun­gen nicht er­füllt sind (§ 310 I 1 BGB). Er­for­der­lich ist aber, dass der Ver­käu­fer zum Aus­druck bringt, dass ne­ben dem in­di­vi­du­al­ver­trag­lich Ver­ein­bar­ten auch be­stimm­te All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen Ver­trags­in­halt wer­den sol­len. Es ge­nügt we­der, dass die­se All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen bran­chen­üb­lich sind, noch reicht für ei­ne wirk­sa­me Ein­be­zie­hung die schlich­te Kennt­nis des Käu­fers, dass der Ver­käu­fer sei­nen Ver­trä­gen grund­sätz­lich All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen zu­grun­de legt.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 27.01.2023 – 26 U 29/22

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Fern­ab­schal­tung ei­ner Elek­tro­fahr­zeug-Bat­te­rie durch den Ver­mie­ter

Ei­ne Klau­sel in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, die dem Ver­mie­ter ei­ner Au­to­bat­te­rie nach au­ßer­or­dent­li­cher Kün­di­gung des Miet­ver­trags die Fern­sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit er­laubt, ist we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Mie­ters als Ver­brau­cher un­wirk­sam, wenn die­ser die Wei­ter­be­nut­zung der Bat­te­rie und sei­nes ge­son­dert er­wor­be­nen, ge­leas­ten oder ge­mie­te­ten Elek­tro­fahr­zeugs im Streit­fall nur durch ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­ner wei­te­ren Ge­brauchs­über­las­sung er­rei­chen kann.

BGH, Ur­teil vom 26.10.2022 – XII ZR 89/21

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Be­rich­ti­gung ei­ner öf­fent­li­chen Äu­ße­rung über die Kauf­sa­che – Old­ti­mer

  1. Ei­ne in ei­nem „mobile.​de“-In­se­rat ent­hal­te­ne – un­zu­tref­fen­de – öf­fent­li­che Äu­ße­rung über be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten des zum Kauf an­ge­bo­te­nen Fahr­zeugs (hier: „un­fall­frei“) wird nicht i. S. von § 434 I 3 BGB a.F. (jetzt: § 434 III 3 BGB) „in gleich­wer­ti­ger Wei­se be­rich­tigt“, wenn der Ver­käu­fer die ent­spre­chen­de An­ga­be schlicht kom­men­tar­los löscht. Ei­ne Be­rich­ti­gung „in gleich­wer­ti­ge Wei­se“ er­for­dert viel­mehr dar­über hin­aus ei­nen aus­drück­li­chen Hin­weis auf den vor­he­ri­gen Irr­tum. Dar­an fehlt es, wenn der Ver­käu­fer ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten le­dig­lich er­klärt, es ge­be „kei­ne do­ku­men­tier­te Fahr­zeug­his­to­rie“, so­dass er zur Exis­tenz von „Schä­den“ man­gels Kennt­nis „nichts sa­gen“ kön­ne.
  2. Die beim Ver­kauf ei­nes Old­ti­mers ab­ge­ge­be­ne Er­klä­rung, es feh­le ei­ne do­ku­men­tier­te Fahr­zeug­his­to­rie, hat kei­nen ge­si­cher­ten und all­ge­mein an­er­kann­ten Be­deu­tungs­ge­halt; was da­mit ge­meint ist, hängt viel­mehr von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab.
  3. Ei­ne in ei­nem Kauf­ver­trags­for­mu­lar ent­hal­te­ne vor­ge­druck­te Klau­sel, wo­nach die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel der Kauf­sa­che aus­ge­schlos­sen ist (Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss), ist nicht schon des­halb als i. S. von § 305 I 3 BGB, im Ein­zel­nen aus­ge­han­delt an­zu­se­hen, weil das Ver­trags­for­mu­lar – teils auch vom Käu­fer an­ge­brach­te – hand­schrift­li­che Än­de­run­gen und Zu­sät­ze ent­hält.
  4. Die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung („Le­bens­er­war­tung“), nach der sich ei­ne vom Käu­fer zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­misst, ist bei ei­nem Old­ti­mer in der Re­gel mit 200.000 km an­zu­set­zen.
  5. Der Tat­be­stand des Erst­ur­teils lie­fert nach § 314 ZPO den Be­weis für das münd­li­che Vor­brin­gen ei­ner Par­tei im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren. Die­se Be­weis­wir­kung er­streckt sich auch dar­auf, ob ei­ne be­stimm­te Be­haup­tung be­strit­ten ist oder nicht. Da­her ist ei­ne im Tat­be­stand des Erst­ur­teils als un­strei­tig dar­ge­stell­te Tat­sa­che selbst dann als un­strei­tig und für das Be­ru­fungs­ge­richt bin­dend an­zu­se­hen, wenn tat­säch­lich in ers­ter In­stanz um­strit­ten war, der Tat­be­stand des Erst­ur­teils aber nicht be­rich­tigt wor­den ist.

OLG Braun­schweig, Ur­teil vom 19.05.2022 – 9 U 12/21

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Zur Be­deu­tung ei­ner Voll­stän­dig­keits­klau­sel: „Münd­li­che Ne­ben­ab­re­den be­ste­hen nicht.“

Zur Be­deu­tung ei­ner Voll­stän­dig­keits­klau­sel (hier: „Münd­li­che Ne­ben­ab­re­den be­ste­hen nicht.“) in ei­nem Miet­ver­trag über Ge­schäfts­räu­me.

BGH, Ur­teil vom 03.03.2021 – XII ZR 92/19

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Über­ra­schen­de und un­wirk­sa­me Ga­ran­tie­be­din­gun­gen für ei­ne GGG-Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie

  1. Ei­ne vor­for­mu­lier­te Klau­sel, nach der es dem Ga­ran­ti­en­eh­mer bei ei­ner Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie pau­schal un­ter­sagt ist, das Fahr­zeug nach dem Ein­tritt ei­nes Scha­dens­falls oh­ne schrift­li­che Wei­sung des Ga­ran­tie­ge­bers (wei­ter) zu be­we­gen und den Fahr­zeug­zu­stand zu ver­än­dern, ist we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ga­ran­ti­en­eh­mers ge­mäß § 307 I 1 BGB un­wirk­sam. Denn es wä­re dem Ga­ran­ti­en­eh­mer oh­ne schrift­li­che Wei­sung des Ga­ran­ti­en­eh­mers nicht ein­mal mög­lich, sein be­schä­dig­tes Fahr­zeug in ei­ne Werk­statt zu brin­gen und dort fest­stel­len zu las­sen, ob über­haupt ein Ga­ran­tie­fall vor­liegt.
  2. Ei­ne vor­for­mu­lier­te Klau­sel, nach der An­sprü­che aus ei­ner ge­gen Ent­gelt ge­währ­ten Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie da­von ab­hän­gen, dass der Ga­ran­ti­en­eh­mer al­le sechs Mo­na­te ei­nen Mo­toröl­wech­sel durch­führt und da­bei ein aus­schließ­lich beim Ga­ran­tie­ge­ber er­häl­ti­ches, vom Fahr­zeug­her­stel­ler nicht emp­foh­le­nes Mit­tel („Lon­gli­fe Ga­rant N5“) ver­wen­det, des­sen In­halts­stof­fe sich we­der aus dem Ga­ran­tie­ver­trag noch aus den Ga­ran­tie­be­din­gun­gen er­ge­ben, wird ge­mäß § 305c I BGB schon nicht Be­stand­teil des Ga­ran­tie­ver­trags. Je­den­falls aber ist ei­ne sol­che Klau­sel we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ga­ran­ti­en­eh­mers ge­mäß § 307 I 1 BGB un­wirk­sam.
  3. Ei­ne vor­for­mu­lier­te Klau­sel, nach der An­sprü­che aus ei­ner ge­gen Ent­gelt ge­währ­ten Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie da­von ab­hän­gen, dass beim Fahr­zeug des Ga­ran­ti­en­eh­mers – deut­lich über die Her­stel­ler­vor­ga­ben hin­aus – al­le sechs Mo­na­te sämt­li­che von der der Ga­ran­tie um­fass­ten Bau­grup­pen auf Un­dich­tig­kei­ten und Schä­den über­prüft und der Kühl­was­ser­stand, der Ge­trie­be­öl­stand so­wie der Dif­fe­ren­zi­al­öl­stand kon­trol­liert wer­den, ist so un­ge­wöhn­lich, dass der Ga­ran­ti­en­eh­mer da­mit oh­ne je­den Hin­weis im Ga­ran­tie­ver­trag selbst nicht zu rech­nen braucht. Die Klau­sel wird des­halb ge­mäß § 305c I BGB nicht Be­stand­teil des Gran­tie­ver­trags.
  4. Ein Ga­ran­tie­ge­ber, der gel­tend macht, er sei leis­tungs­frei, weil der Ga­ran­ti­en­eh­mer ge­gen die Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ver­sto­ßen ha­be, muss ei­nen Ver­stoß des Ga­ran­ti­en­eh­mers ge­gen die Ga­ran­tie­be­din­gun­gen dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen. Es ist nicht Sa­che des Ga­ran­ti­en­eh­mers dar­zu­le­gen, dass er nicht ge­gen die Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ver­so­ßen ha­be.

AG Han­no­ver, Ur­teil vom 06.10.2020 – 558 C 9324/19

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In­trans­pa­ren­te Ga­ran­tie­be­din­gun­gen: Mer­ce­des-Benz Ga­ran­tie-Pa­ket MB-100

  1. Das Trans­pa­renz­ge­bot ver­pflich­tet den Ver­wen­der All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen (hier: Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ei­ner Neu­wa­gen-An­schluss­ga­ran­tie) Rech­te und Pflich­ten sei­ner Ver­trags­part­ner mög­lichst klar und durch­schau­bar dar­zu­stel­len Da­zu ge­hört nicht nur, dass die ein­zel­ne Re­ge­lung für sich ge­nom­men klar for­mu­liert ist; viel­mehr muss die Re­ge­lung auch im Kon­text mit den üb­ri­gen Re­ge­lun­gen des Klau­sel­werks ver­ständ­lich sein. Er­for­der­lich ist fer­ner, dass zu­sam­men­ge­hö­ren­de Re­ge­lun­gen im Zu­sam­men­hang auf­ge­führt wer­den oder der Zu­sam­men­hang in an­de­rer Wei­se, et­wa durch Be­zug­nah­me auf kon­kre­te Klau­seln, deut­lich ge­macht wird. Der Ver­trags­part­ner soll sei­ne Rech­te mög­lichst klar und ein­fach fest­stel­len kön­nen, da­mit er nicht von de­ren Durch­set­zung ab­ge­hal­ten wird. Ei­ne Ver­trags­ge­stal­tung, die ob­jek­tiv da­zu ge­eig­net ist, den Ver­trags­part­ner be­züg­lich sei­ner Rechts­stel­lung ir­re­zu­füh­ren, ver­stößt da­nach ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot (im An­schluss an BGH, Urt. v. 25.02.2016 – VII ZR 156/13, NJW 2016, 1575 Rn. 31 m. w. Nachw.).
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Be­stim­mung in Ga­ran­tie­be­din­gun­gen (hier: der Neu­wa­gen-An­schluss­ga­ran­tie MB-100 von Mer­ce­des-Benz) den An­for­de­run­gen des Trans­pa­renz­ge­bots ge­nügt oder ob sie in­trans­pa­rent und des­halb ge­mäß § 307 I 2 BGB un­wirk­sam ist, ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, mit wel­cher Mo­ti­va­ti­on ei­ne be­stimm­te Ge­sta­lung ge­wählt wur­de. Hat der Ver­wen­der ei­ne be­stimm­te for­ma­le oder in­halt­li­che Ge­stal­tung er­sicht­lich mit dem Ziel ge­wählt, Ein­schrän­kun­gen der von ihm zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen un­auf­fäl­lig in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen zu „ver­ste­cken“, führt dies be­reits für sich ge­nom­men zur Un­wirk­sam­keit der ent­spre­chen­den Klau­seln.
  3. Die Ga­ran­tie­be­din­gun­gen der Neu­wa­gen-An­schluss­ga­ran­tie MB-100 von Mer­ce­des-Benz sind we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot in­so­weit ge­mäß § 307 I 2 BGB un­wirk­sam, als sie hin­sicht­lich der Ma­te­ri­al­kos­ten ei­nen „Selbst­be­halt“ des Ga­ran­ti­en­eh­mers auch für den Fall vor­se­hen, dass ei­ne „Re­pa­ra­tur beim Ga­ran­tie­ge­ber“ er­folgt. Denn die Re­ge­lung, dass der Ga­ran­ti­en­eh­mer in Ab­hän­gig­keit von der Lauf­leis­tung sei­nes Fahr­zeugs ei­nen Teil der Ma­te­ri­al­kos­ten ge­ge­be­nen­falls auch dann selbst tra­gen muss, wenn kei­ne „Fremd­re­pa­ra­tur“ er­folgt, fin­det sich oh­ne er­kenn­ba­ren Grund nicht in § 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen, ob­wohl die­ser den „In­halt der Ga­ran­tie“ be­trifft. Sie er­gibt sich viel­mehr nur aus ei­nem un­kla­ren Ver­weis auf § 6 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen.

AG We­sel, Ur­teil vom 29.10.2019 – 4 C 75/19

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Kauf ei­nes noch her­zu­stel­len­den hoch­ex­klu­si­ven Lu­xus­fahr­zeugs als Be­stim­mungs­kauf (§ 375 HGB)

  1. Ent­hält der Kauf­ver­trag über ein noch her­zu­stel­len­des hoch­ex­klu­si­ves Lu­xus­fahr­zeug – hier: ei­nen Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta – noch kei­ne An­ga­ben über die vom Käu­fer ge­wünsch­te in­di­vi­du­el­le (Son­der-)Aus­stat­tung des Fahr­zeugs, so liegt ein Be­stim­mungs­kauf i. S. von § 375 HGB vor, wenn we­nigs­tens ei­ne der Ver­trags­par­tei­en Kauf­mann ist, dem Käu­fer die nä­he­re Be­stim­mung der in­di­vi­du­el­len (Son­der-)Aus­stat­tung des Fahr­zeugs vor­be­hal­ten ist und der Kauf­preis durch Be­zug­nah­me auf den bei Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs gel­ten­den Lis­ten­preis hin­rei­chend be­stimmt ist.
  2. Durch ei­nen Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt wird der be­güns­tig­te Ver­käu­fer – hier: ei­nes noch her­zu­stel­len­den Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta – al­len­falls von sei­ner Lie­fer­pflicht (§ 433 I 1 BGB) frei, wenn er im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags ein kon­gru­en­tes De­ckungs­ge­schäft ab­ge­schlos­sen hat­te und von sei­nem Lie­fe­ran­ten (hier: dem Fahr­zeug­her­stel­ler) im Stich ge­las­sen wird.

OLG Mün­chen, Be­schluss vom 03.07.2018 – 19 U 742/18
(vor­an­ge­hend: LG Mün­chen I, Ur­teil vom 02.02.2018 – 12 O 13461/15)

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Kein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag bei un­an­ge­mes­sen kur­zer Frist zur Nach­bes­se­rung – Dop­pel­kupp­lungs­ge­trie­be (DSG)

  1. Wann ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung i. S. von § 281 I, § 323 I BGB an­ge­mes­sen ist, hängt von den tat­säch­li­chen Um­stän­den des Ein­zel­falls ab; die Frist ist je­den­falls so zu be­mes­sen, dass der Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung recht­zei­tig vor­neh­men kann. Des­halb bei ei­nem – hier das Dop­pel­kupp­lungs­ge­trie­be (DSG) ei­nes Neu­wa­gen be­tref­fen­den – Man­gel, der nur spo­ra­disch, teils in gro­ßen zeit­li­chen Ab­stän­den auf­tritt und der des­halb schon schwer zu dia­gnos­ti­zie­ren ist, selbst ei­ne Frist von rund drei Wo­chen un­an­ge­mes­sen kurz sein.
  2. Ei­ne Klau­sel in den Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers, wo­nach der Käu­fer „An­sprü­che auf Män­gel­be­sei­ti­gung … beim Ver­käu­fer oder bei an­de­ren, vom Her­stel­ler/​Im­por­teur für die Be­treu­ung des Kauf­ge­gen­stan­des an­er­kann­ten Be­trie­ben gel­tend ma­chen“ darf, er den Ver­käu­fer aber „un­ver­züg­lich“ un­ter­rich­ten muss, wenn der ers­te von ei­nem au­to­ri­sier­ten Drit­ten un­ter­nom­me­ne Nach­bes­se­rungs­ver­such er­folg­los war, ist wirk­sam (vgl. BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 166/06, NJW 2007, 504 Rn. 11 ff.).
  3. Ver­stößt der Käu­fer ge­gen die ihm auf­er­leg­te In­for­ma­ti­ons­pflicht, in­dem er den Ver­käu­fer nicht über er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ei­nes au­to­ri­sier­ten Drit­ten un­ter­rich­tet, kann er nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen, dass die Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) fehl­ge­schla­gen sei und er dem Ver­käu­fer des­halb ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB kei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung set­zen müs­se. Dar­in liegt viel­mehr nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) un­zu­läs­si­ge Rechts­aus­übung, weil dem Käu­fer ei­ne mit sei­nem An­spruch in en­gem Zu­sam­men­hang ste­hen­de Ver­let­zung ei­ge­ner Pflich­ten zur Last fällt.
  4. Bei ei­nem nur spo­ra­disch, teils in gro­ßen zeit­li­chen Ab­stän­den auf­tre­ten­den, schwer zu dia­gnos­ti­zie­ren­den und zu be­he­ben­den Man­gel – hier: kein Hoch­schal­ten ei­nes Dop­pel­kupp­lungs­ge­trie­bes (DSG) beim Be­schleu­ni­gen – kommt in Be­tracht, dass die Nach­bes­se­rung nicht schon nach dem zwei­ten er­folg­lo­sen Nach­bes­se­rungs­ver­such als fehl­ge­schla­gen gilt (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB), son­dern dem Ver­käu­fer mehr als zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che zu­zu­bil­li­gen sind.

LG Flens­burg, Ur­teil vom 22.03.2018 – 4 O 116/17
(nach­fol­gend: OLG Schles­wig, Ur­teil vom 08.04.2020 – 12 U 39/18)

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