Zur Fra­ge des Vor­lie­gens ei­nes wu­cher­ähn­li­chen Rechts­ge­schäfts im Fal­le des (ge­werbs­mä­ßi­gen) An­kaufs von Kraft­fahr­zeu­gen und an­schlie­ßen­der Ver­mie­tung an den Ver­käu­fer im Rah­men ei­nes so­ge­nann­ten „sa­le and rent back“.

BGH, Ur­teil vom 16.11.2022 – VI­II ZR 436/21

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te, die bun­des­weit ein staat­lich zu­ge­las­se­nes Pfand­leih­haus be­treibt, kauft im Rah­men ih­rer Ge­schäfts­tä­tig­keit Kraft­fahr­zeu­ge an und über­lässt die­se den Ver­käu­fern auf­grund ei­nes Miet­ver­hält­nis­ses zur wei­te­ren Nut­zung („sa­le and rent back“). Am En­de des Miet­ver­hält­nis­ses ver­wer­tet sie die Kraft­fahr­zeu­ge.

Der Klä­ger war Ei­gen­tü­mer ei­nes 1999 erst­zu­ge­las­se­nen BMW M5. We­gen ei­nes Kre­dit­be­darfs ver­kauf­te er sein Fahr­zeug am 02.01.2018 für 5.000 € an die Be­klag­te, die die­sen Kauf­preis zahl­te. Das Fahr­zeug hat­te zu die­sem Zeit­punkt ei­nen Händ­ler­ein­kaufs­wert von 13.700 €.

In § 6 des Kauf­ver­trags­for­mu­lars ist un­ter an­de­rem fol­gen­de Re­ge­lung ent­hal­ten:

„a. Der Ver­käu­fer be­ab­sich­tigt, das Fahr­zeug von der Käu­fe­rin zur Nut­zung zu­rück­zu­mie­ten. […] Ein­zel­hei­ten sind in ei­nem ge­son­der­ten Miet­ver­trag ge­re­gelt.

b. Der Ver­käu­fer wur­de zu­dem auf § 34 Ab­satz 4 Ge­wer­be­ord­nung hin­ge­wie­sen, der be­sagt, dass der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen mit Ge­wäh­rung des Rück­kaufs­rechts ver­bo­ten ist. Der Ver­käu­fer be­stä­tigt aus­drück­lich, dass ihm wäh­rend der Ver­trags­ver­hand­lun­gen we­der schrift­lich oder münd­lich zu­ge­sagt noch der Ein­druck ver­mit­telt wur­de, dass er das von ihm an die Käu­fe­rin ver­kauf­te Fahr­zeug durch ein­sei­ti­ge Er­klä­rung die­ser ge­gen­über zu­rück­kau­fen kön­ne.“

Da­ne­ben schlos­sen die Par­tei­en den in § 6 lit. a des Kauf­ver­trags ge­nann­ten Miet­ver­trag, nach dem der Klä­ger das Kraft­fahr­zeug für ei­ne Miet­zeit ab dem Tag des Ver­trags­schlus­ses (02.01.2018) bis zum 02.07.2018 wei­ter­nut­zen durf­te. Die mo­nat­li­che Mie­te war mit ei­nem Be­trag in Hö­he von 900,21 € an­ge­ge­ben, der sich auf­grund der Über­nah­me der Kos­ten für Steu­ern, Ver­si­che­run­gen, War­tung und Re­pa­ra­tu­ren durch die Klä­ge­rin auf ei­nen mo­nat­li­chen Be­trag von 495 € er­mä­ßig­te. Hin­zu kam ei­ne ein­ma­lig an­fal­len­de Be­ar­bei­tungs­ge­bühr in Hö­he von 99 €.

Der eben­falls vor­for­mu­lier­te Miet­ver­trag ent­hält un­ter an­de­rem fol­gen­de Re­ge­lung:

„§ 13 Ver­wer­tung des Fahr­zeu­ges nach Be­en­di­gung des Miet­ver­tra­ges

a) Die Miet­par­tei­en ver­ein­ba­ren, dass das Fahr­zeug nach Be­en­di­gung des Miet­ver­tra­ges ver­wer­tet wer­den soll.

b) Die Miet­par­tei­en ver­ein­ba­ren, dass die Ver­mie­te­rin das Fahr­zeug durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung ei­nes ge­mäß § 34b Ge­wO staat­lich zu­ge­las­se­nen und ver­ei­dig­ten Auk­tio­na­tors ver­wer­ten wird.

c) Der Ver­stei­ge­rungs­ter­min wird dem Mie­ter 7 Ta­ge zu­vor durch E-Mail mit­ge­teilt wer­den.

[…]

e) Der Mie­ter kann bei der Ver­stei­ge­rung mit­bie­ten, § 1239 BGB.

f) Das Fahr­zeug wird zum Auf­ruf­preis auf­ge­ru­fen. Die­ser setzt sich wie folgt zu­sam­men:

1. An­kaufs­preis […]
2. aus­ste­hen­de Mie­ten […]
3. Rück­füh­rungs­kos­ten […]
4. Kos­ten des Auk­tio­na­tors […] Wer­bungs­kos­ten.

g) Nimmt der Mie­ter an der Auk­ti­on nicht teil oder be­en­det er sei­ne Teil­nah­me vor Er­tei­lung des Zu­schlags, er­hält er im Fal­le des Zu­schlags an ei­nen Drit­ten ei­nen et­wai­gen Mehr­er­lös, al­so den Be­trag, der sich aus dem Ver­stei­ge­rungs­er­lös nach Ab­zug der vor­ste­hen­den Kos­ten der Zif­fer f, Nr. 1 bis 4 er­gibt.

h) Soll­te ei­ne Ver­stei­ge­rung, gleich­gül­tig aus wel­chem Grun­de, schei­tern, wird die Ver­mie­te­rin das Fahr­zeug zum han­dels­üb­li­chen Markt­preis ver­kau­fen. Auch hier gilt, dass der Mie­ter ei­nen er­ziel­ten Mehr­er­lös ge­mäß Zif­fer g er­hält. Die Ver­mie­te­rin ist je­doch be­rech­tigt, Wer­bungs­kos­ten für den Ver­kauf vom Mehr­er­lös ab­zu­zie­hen und zu ver­ein­nah­men. […]“

Die Par­tei­en ver­län­ger­ten das Miet­ver­hält­nis bis zum 01.04.2019. Der Klä­ger zahl­te an die Be­klag­te die Be­ar­bei­tungs­ge­bühr (99 €) so­wie bis Sep­tem­ber 2018 Mie­ten in Hö­he von ins­ge­samt 4.455 €. Da er die Mie­te für Ok­to­ber 2018 nicht be­zahl­te, kün­dig­te die Be­klag­te das Miet­ver­hält­nis mit Schrei­ben vom 12.10.2018 und for­der­te den Klä­ger auf, das Fahr­zeug an sie zu über­ge­ben. Das ihr vom Klä­ger über­las­se­ne Fahr­zeug ließ die Be­klag­te am 25.11.2018 in Ber­lin öf­fent­lich ver­stei­gern. An der Ver­stei­ge­rung nahm sie selbst teil und er­warb das Kraft­fahr­zeug, das sie an­schlie­ßend an das Un­ter­neh­men U wei­ter­ver­äu­ßer­te. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te das Kraft­fahr­zeug ei­nen Wie­der­be­schaf­fungs­wert von 16.000 €.

Der Klä­ger, der der An­sicht war, der Wert des Fahr­zeugs ha­be bei min­des­tens 16.900 € ge­le­gen, hat mit sei­ner Kla­ge ur­sprüng­lich Scha­dens­er­satz in die­ser Hö­he und die Rück­zah­lung der ge­zahl­ten Be­ar­bei­tungs­ge­bühr so­wie der Mie­ten – ins­ge­samt 4.554 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen – be­gehrt. Die nach teil­wei­ser Kla­ge­rück­nah­me zu­letzt noch auf Zah­lung von ins­ge­samt 16.445 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat vor dem Land­ge­richt kei­nen Er­folg ge­habt. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil un­ter Zu­rück­wei­sung der wei­ter­ge­hen­den Be­ru­fung ab­ge­än­dert und die Be­klag­te zur Zah­lung von 15.545 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ab dem 23.02.2019 ver­ur­teilt.

Mit sei­ner Re­vi­si­on hat der Klä­ger sein Zah­lungs­be­geh­ren in­so­weit wei­ter­ver­folgt, als es er­folg­los ge­blie­ben ist. Die Be­klag­te hat mir ih­rer Re­vi­si­on wei­ter­hin die voll­stän­di­ge Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen wol­len. Bei­de Rechts­mit­tel wa­ren er­folg­los.

Aus den Grün­den: [9]    Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat in der Haupt­sa­che kei­nen Er­folg. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist auf ihr Rechts­mit­tel le­dig­lich in­so­weit auf­zu­he­ben, als dem Klä­ger Zin­sen be­reits ab dem 23.02.2019 und nicht erst ab dem Fol­ge­tag zu­ge­spro­chen wor­den sind. Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist un­zu­läs­sig.

[10]   A. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Hamm, Urt. v. 02.08.2021 – I-18 U 105/20, ju­ris) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:.

[11]   Die bei Be­sit­z­er­lan­gung nicht gut­gläu­bi­ge Be­klag­te haf­te dem Klä­ger nach §§ 990, 989, 249, 251 BGB auf Scha­dens­er­satz we­gen des Ver­lusts des Ei­gen­tums an sei­nem Kraft­fahr­zeug. Denn so­wohl der Kauf- als auch der zeit­gleich ab­ge­schlos­se­ne Miet­ver­trag sei­en un­wirk­sam. Die­se Un­wirk­sam­keit er­stre­cke sich auch auf die Über­eig­nung des Kraft­fahr­zeugs.

[12]   Der Kauf­ver­trag sei be­reits als so­ge­nann­tes wu­cher­ähn­li­ches Rechts­ge­schäft ge­mäß § 138 I BGB sit­ten­wid­rig. Da­für ge­nü­ge es, dass der Händ­ler­ein­kaufs­wert des Fahr­zeugs im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen mit ei­nem Be­trag von 13.700 € mehr als dop­pelt so hoch ge­we­sen sei wie der ver­ein­bar­te Kauf­preis (5.000 €). Da­mit sei auf ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung der Be­klag­ten zu schlie­ßen.

[13]   Die­ser zu ver­mu­ten­den Ver­werf­lich­keit ste­he nicht ent­ge­gen, dass sich die Be­klag­te ver­pflich­tet ha­be, das Fahr­zeug nach Be­en­di­gung des Miet­ver­trags zu ver­wer­ten und dem Klä­ger ei­nen et­wai­gen Mehr­er­lös zu­kom­men zu las­sen. Denn hier­mit sei nicht si­cher­ge­stellt ge­we­sen, dass dem Kun­den der „Mehr­wert“ des ver­kauf­ten Fahr­zeugs, der über den „Kauf­preis“ hin­aus­ge­he, auch tat­säch­lich zu­kom­men wür­de. Zum ei­nen er­ge­be sich ein sol­cher Mehr­er­lös erst nach Ab­zug ver­schie­de­ner Kos­ten­po­si­tio­nen, zum an­de­ren ste­he ein et­wa ver­blei­ben­der Mehr­er­lös dem Ver­käu­fer/​Mie­ter dann nicht zu, wenn er selbst den Zu­schlag in der öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung er­hal­ten soll­te. Vor die­sem Hin­ter­grund las­se sich nicht an­neh­men, die Be­klag­te ha­be sich den mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags er­ziel­ten „Mehr­wert“ des Fahr­zeugs nicht end­gül­tig ein­ver­lei­ben, son­dern dem Ver­käu­fer/​Mie­ter nach Ab­lauf des Miet­ver­trags (zu­min­dest im We­sent­li­chen) wie­der zu­kom­men las­sen wol­len.

[14]   Über­dies er­ge­be sich die Un­wirk­sam­keit der Ver­trags­ge­stal­tung aus § 134 BGB, weil ein Ver­stoß ge­gen das in § 34 IV Ge­wO ge­re­gel­te Rück­kaufs­ver­bot ge­ge­ben sei. Hier­nach sei der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen mit der Ge­wäh­rung ei­nes Rück­kaufs­rechts ver­bo­ten. Ei­ne sol­che ver­trag­li­che Ge­stal­tung lie­ge je­den­falls we­gen der sei­tens der Be­klag­ten den Kun­den (münd­lich) ein­ge­räum­ten „Op­ti­on“ vor, sich das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug be­reits vor Durch­füh­rung der Ver­stei­ge­rung wie­der ver­schaf­fen zu kön­nen. Auch die wei­te­re – un­ge­schrie­be­ne – Vor­aus­set­zung für ei­nen Ver­stoß ge­gen § 34 IV Ge­wO lie­ge vor. Denn die Wie­der­ver­schaf­fung des Ei­gen­tums sei für den Kun­den nur un­ter Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und Er­brin­gung ei­ner wei­te­ren ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Leis­tung als Ent­gelt für die Über­las­sung des Ka­pi­tals und/​oder den Ver­wal­tungs­auf­wand des Käu­fers mög­lich, die über ei­nen Nut­zungs­er­satz (§ 346 I, § 347 I 1 BGB) hin­aus­ge­he.

[15]   Die Be­klag­te ha­be das Ei­gen­tum an dem Kraft­fahr­zeug des Klä­gers auch nicht im We­ge des Zu­schlags in der öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung er­wor­ben, da sie nicht gut­gläu­big ge­we­sen sei (§ 932 II BGB). Soll­te ihr be­zie­hungs­wei­se ih­rem Ge­schäfts­füh­rer nicht be­reits be­wusst ge­we­sen sein, dass die von ihr im Rah­men des ver­trag­li­chen Kon­strukts ver­ein­bar­te Über­eig­nung we­gen des Ver­sto­ßes ge­gen das Rück­kaufs­ver­bot (§ 34 IV Ge­wO) schei­te­re, sei ihr dies zu­min­dest auf­grund gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben.

[16]   Die Pra­xis der Be­klag­ten, den Kun­den münd­lich ei­ne „Op­ti­on“ zum Rück­kauf noch vor Ein­tritt der Ver­stei­ge­rung ein­zu­räu­men, gleich­wohl aber in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (§ 6 lit. b des Kauf­ver­trags) Re­ge­lun­gen vor­zu­se­hen, die die­se Pra­xis ver­schlei­ern soll­ten, set­ze je­den­falls vor­aus, dass die Be­klag­te die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in un­ge­wöhn­lich ho­hem Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­las­sen ha­be, was sich im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te auf­drän­gen müs­sen.

[17]   Die Be­klag­te ha­be mit­hin – nach der Zu­schlags­er­tei­lung an sie – ein nach wie vor im Ei­gen­tum des Klä­gers ste­hen­des Fahr­zeug an die (gut­gläu­bi­ge) U ver­äu­ßert, wel­che dann Ei­gen­tü­me­rin ge­wor­den sei. Die­se Ver­äu­ße­rung des Kraft­fahr­zeugs sei auch schuld­haft er­folgt. Die Be­klag­te sei sich der Be­deu­tung des § 34 IV Ge­wO für ih­re Tä­tig­keit be­wusst und ihr sei auch die Recht­spre­chung des BGH zum ver­bo­te­nen Rück­kaufs­han­del (BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07) be­kannt ge­we­sen. Wenn vor die­sem Hin­ter­grund dem Klä­ger ent­spre­chend der Pra­xis der Be­klag­ten (fern-)münd­lich ein Rück­kaufs­recht ge­währt wor­den sei, das je­doch in den schrift­li­chen Un­ter­la­gen kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den ha­be, sei das Ver­hal­ten der Be­klag­ten je­den­falls als grob fahr­läs­si­ge Ver­ken­nung der Rechts­la­ge an­zu­se­hen.

[18]   Die Be­klag­te ha­be den Wert des Fahr­zeugs zu er­set­zen (§§ 249 ff. BGB). Die­ser sei an­hand des Wie­der­be­schaf­fungs­werts, al­so des Werts, zu dem ein se­riö­ser Händ­ler ein ver­gleich­ba­res Kraft­fahr­zeug ver­kau­fe, zu be­mes­sen und auf Grund­la­ge der über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen auf 16.000 € – al­so nicht, wie der Klä­ger mei­ne, auf 16.900 € – zu schät­zen.

[19]   Die Be­klag­te sei fer­ner zur Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten Mie­ten nebst Be­ar­bei­tungs­ge­bühr, ins­ge­samt 4.545 €, an den Klä­ger aus § 812 I 1 Fall 1 BGB ver­pflich­tet. Ein ent­spre­chen­der An­spruch fol­ge zu­dem aus den Vor­schrif­ten der §§ 280 I, 282, 311a II, 241 II BGB.

[20]   Der Klä­ger müs­se sich aber auf sei­ne An­sprü­che in Hö­he von ins­ge­samt 20.545 € die als Kauf­preis er­hal­te­nen 5.000 € an­rech­nen las­sen. Hier­nach ver­blei­be ein An­spruch in Hö­he von 15.545 €.

[21]   B. Die­se Be­ur­tei­lung hält – mit Aus­nah­me ei­nes ge­rin­gen Teils der dem Klä­ger zu­er­kann­ten Zins­for­de­rung – recht­li­cher Nach­prü­fung stand.

[22]   Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ist in der Haupt­sa­che un­be­grün­det. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – ge­stützt auf § 138 I BGB – zu­tref­fend An­sprü­che des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te auf Scha­dens­er­satz we­gen der Ver­äu­ße­rung des Kraft­fahr­zeugs so­wie auf Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten Mie­te und Be­ar­bei­tungs­ge­bühr, je­weils nebst Zin­sen, be­jaht. Un­zu­tref­fend hat es le­dig­lich an­ge­nom­men, dass die Be­klag­te Rechts­hän­gig­keits­zin­sen be­reits seit dem 23.02.2019 schul­de.

[23]   Die Re­vi­si­on des Klä­gers, mit wel­cher er sich ge­gen die An­rech­nung des von ihm er­hal­te­nen Kauf­prei­ses (5.000 €) auf sei­ne An­sprü­che wen­det, ist un­zu­läs­sig.

I. Zur Re­vi­si­on der Be­klag­ten

[24]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu­tref­fend ei­nen An­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he des Wie­der­be­schaf­fungs­werts des Fahr­zeugs (16.000 €, ab­züg­lich des – vom Klä­ger selbst in An­satz ge­brach­ten – Kauf­prei­ses von 5.000 €) aus §§ 990 I, 989, 249 I, 251 I BGB be­jaht.

[25]   Ge­mäß § 989 BGB ist der Be­sit­zer von dem Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit an dem Ei­gen­tü­mer für den Scha­den ver­ant­wort­lich, der da­durch ent­steht, dass in­fol­ge sei­nes Ver­schul­dens die Sa­che ver­schlech­tert wird, un­ter­geht oder aus ei­nem an­de­ren Grun­de von ihm nicht her­aus­ge­ge­ben wer­den kann. Ge­mäß § 990 I BGB haf­tet nach § 989 BGB auch der Be­sit­zer, der bei Er­werb des Be­sit­zes nicht in gu­tem Glau­ben war (§ 990 I 1 BGB). Der in die­sen Vor­schrif­ten ent­hal­te­ne An­spruch stellt sich als Re­ge­lung des ge­setz­li­chen Schuld­ver­hält­nis­ses zwi­schen Ei­gen­tü­mer und dem her­aus­ga­be­ver­pflich­te­ten un­recht­mä­ßi­gen Be­sit­zer bei­spiels­wei­se für den – hier in Re­de ste­hen­den – Fall der ver­schul­de­ten Un­mög­lich­keit der Her­aus­ga­be dar (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.02.1960 – VI­II ZR 51/59, NJW 1960, 860 un­ter 3, in­so­weit in BGHZ 32, 53 nicht ab­ge­druckt).

[26]   Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen vor. Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass der Klä­ger wei­ter­hin Ei­gen­tü­mer des Kraft­fahr­zeugs war, als die Be­klag­te, die zu die­sem Zeit­punkt des­sen un­mit­tel­ba­ren Be­sitz in­ne­hat­te, ob­wohl ihr ein Recht zum Be­sitz nicht zu­stand, zu­guns­ten des Un­ter­neh­mens U wirk­sam über das Ei­gen­tum an dem Kraft­fahr­zeug ver­füg­te. Hier­nach war die i. S. des § 990 I 1 BGB bös­gläu­bi­ge Be­klag­te (schuld­haft) nicht mehr zu des­sen Her­aus­ga­be an den Klä­ger in der La­ge und so­mit die­sem ge­gen­über zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet (§ 989 BGB).

[27]   a) Der Klä­ger war bis zu dem – in­so­weit maß­ge­ben­den – Zeit­punkt der Ver­äu­ße­rung sei­nes Kraft­fahr­zeugs durch die Be­klag­te an die Ei­gen­tü­mer des­sel­ben.

[28]   aa) Er hat sein Ei­gen­tum nicht durch Ver­äu­ße­rung an die Be­klag­te ver­lo­ren.

[29]   Denn die Un­wirk­sam­keit der Über­eig­nung des Kraft­fahr­zeugs (§§ 929, 930 BGB) folgt – wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men hat – aus ei­ner Sit­ten­wid­rig­keit des Kauf­ver­trags (§ 138 I BGB), wel­che auch die in Er­fül­lung des Ver­trags vor­ge­nom­me­ne Über­eig­nung er­fasst hat. Da­her kann vor­lie­gend da­hin­ste­hen, ob die Un­wirk­sam­keit der Ver­trä­ge auch – wo­von das Be­ru­fungs­ge­richt aus­ge­gan­gen ist – aus § 134 BGB folgt, weil ge­gen das in § 34 IV Ge­wO nor­mier­te Ver­bot des Rück­kauf­han­dels ver­sto­ßen wor­den wä­re (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 16.11.2022 – VI­II ZR 221/21 un­ter II 2, Urt. v. 16.11.2022 – VI­II ZR 288/21 un­ter II 1, Urt. v. 16.11.2022 – VI­II ZR 290/21 un­ter B I 1; je­weils zur Ver­öf­fent­li­chung be­stimmt).

[30]   (1) Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt – des­sen Be­ur­tei­lung in­so­weit un­be­schränk­ter re­vi­si­ons­recht­li­cher Über­prü­fung un­ter­liegt (vgl. BGH, Urt. v. 11.01.1995 – VI­II ZR 82/94, BGHZ 128, 255, 257; Urt. v. 16.07.2019 – II ZR 426/17, NJW 2019, 3635 Rn. 26; je­weils m. w. Nachw.) – da­von aus­ge­gan­gen, dass der zwi­schen den Par­tei­en über das Kraft­fahr­zeug ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag als wu­cher­ähn­li­ches Ge­schäft sit­ten­wid­rig und da­mit nich­tig ist (§ 138 I BGB).

[31]   (a) Ein Rechts­ge­schäft ist nach § 138 I BGB nich­tig, wenn es nach sei­nem aus der Zu­sam­men­fas­sung von In­halt, Be­weg­grund und Zweck zu ent­neh­men­den Ge­samt­cha­rak­ter mit den gu­ten Sit­ten nicht zu ver­ein­ba­ren ist. Hier­bei ist we­der das Be­wusst­sein der Sit­ten­wid­rig­keit noch ei­ne Schä­di­gungs­ab­sicht er­for­der­lich; es ge­nügt viel­mehr, wenn der Han­deln­de die Tat­sa­chen kennt, aus de­nen die Sit­ten­wid­rig­keit folgt. Dem steht es gleich, wenn sich je­mand be­wusst oder grob fahr­läs­sig der Kennt­nis er­heb­li­cher Tat­sa­chen ver­schließt. Zu be­rück­sich­ti­gen ist nicht nur der ob­jek­ti­ve Ge­halt des Ge­schäfts, son­dern es sind auch die Um­stän­de, die zu sei­ner Vor­nah­me ge­führt ha­ben, so­wie die Ab­sicht und die Mo­ti­ve der Par­tei­en in die Wür­di­gung ein­zu­be­zie­hen (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urt. v. 27.01.1988 – VI­II ZR 155/87, NJW 1988, 1373 un­ter I 1; Urt. v. 28.02.1989 – IX ZR 130/88, BGHZ 107, 92, 97; Urt. v. 19.01.2001 – V ZR 437/99, BGHZ 146, 298, 301; Urt. v. 29.06.2005 – VI­II ZR 299/04, NJW 2005, 2991 un­ter II B 1 a aa; Urt. v. 26.04.2022 – X ZR 3/20, ZIn­sO 2022, 1674 Rn. 31 f.; je­weils m. w. Nachw.).

[32]   Da­nach kön­nen ge­gen­sei­ti­ge Ver­trä­ge, auch wenn der Wu­cher­tat­be­stand des § 138 II BGB nicht in al­len Vor­aus­set­zun­gen er­füllt ist, als wu­cher­ähn­li­che Rechts­ge­schäf­te nach § 138 I BGB sit­ten­wid­rig sein, wenn zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung ob­jek­tiv ein auf­fäl­li­ges Miss­ver­hält­nis be­steht und au­ßer­dem min­des­tens ein wei­te­rer Um­stand hin­zu­kommt, der den Ver­trag bei Zu­sam­men­fas­sung der sub­jek­ti­ven und ob­jek­ti­ven Merk­ma­le als sit­ten­wid­rig er­schei­nen lässt. Dies ist ins­be­son­de­re der Fall, wenn ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung des Be­güns­tig­ten her­vor­ge­tre­ten ist, weil er et­wa die wirt­schaft­lich schwä­che­re Po­si­ti­on des an­de­ren Teils be­wusst zu sei­nem Vor­teil aus­ge­nutzt oder sich zu­min­dest leicht­fer­tig der Er­kennt­nis ver­schlos­sen hat, dass sich der an­de­re nur un­ter dem Zwang der Ver­hält­nis­se auf den für ihn un­güns­ti­gen Ver­trag ein­ge­las­sen hat (vgl. BGH, Urt. v. 19.01.2001 – V ZR 437/99, BGHZ 146, 298, 301 f.; Urt. v. 10.10.2001 – XII ZR 93/99, NJW-RR 2002, 8 un­ter 1; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, NJW 2012, 2723 Rn. 17; Urt. v. 21.04.2022 – I ZR 214/20, NJW 2022, 2614 Rn. 26 – Dr. Ste­fan Frank).

[33]   Ist das Miss­ver­hält­nis zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung be­son­ders grob, so kann dies den Schluss auf die be­wuss­te oder grob fahr­läs­si­ge Aus­nut­zung ei­nes den Ver­trags­part­ner in sei­ner Ent­schei­dungs­frei­heit be­ein­träch­ti­gen­den Um­stands recht­fer­ti­gen (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urt. v. 26.11.1997 – VI­II ZR 322/96, NJW-RR 1998, 1065 un­ter IV 2 a; BGH, Urt. v. 19.01.2001 – V ZR 437/99, BGHZ 146, 298, 302; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, NJW 2012, 2723 Rn. 17; Urt. v. 24.01.2014 – V ZR 249/12, NJW 2014, 1652 Rn. 5; je­weils m. w. Nachw.). Ein auf­fäl­li­ges, gro­bes Miss­ver­hält­nis, das den Schluss auf ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung zu­lässt, kann nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH re­gel­mä­ßig an­ge­nom­men wer­den, wenn der Wert der Leis­tung an­nä­hernd dop­pelt so hoch ist wie der Wert der Ge­gen­leis­tung (vgl. BGH, Urt. v. 16.02.1994 – IV ZR 35/93, BGHZ 125, 135, 140; Urt. v. 05.10.2001 – V ZR 237/00, NJW 2002, 429 un­ter II 2 b; Urt. v. 22.02.2019 – V ZR 244/17, BGHZ 221, 229 Rn. 38; Urt. v. 23.10.2019 – XII ZR 125/18, BGHZ 223, 290 Rn. 40; je­weils m. w. Nachw.). Die­se tat­säch­li­che Ver­mu­tung be­ruht auf dem Er­fah­rungs­satz, dass in der Re­gel au­ßer­ge­wöhn­li­che Leis­tun­gen nicht oh­ne Not oder nicht oh­ne ei­nen an­de­ren den Be­nach­tei­lig­ten hem­men­den Um­stand zu­ge­stan­den wer­den und der Be­güns­tig­te die­se Er­fah­rung teilt (BGH, Urt. v. 25.02.2011 – V ZR 208/09, NJW-RR 2011, 880 Rn. 13; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, NJW 2012, 2723 Rn. 19; Urt. v. 21.04.2022 – I ZR 214/20, NJW 2022, 2614 Rn. 26 – Dr. Ste­fan Frank).

[34]   Für die Fest­stel­lung ei­nes Miss­ver­hält­nis­ses kommt es auf die ob­jek­ti­ven Wer­te der Leis­tun­gen im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses an. Die ge­gen­sei­ti­gen Leis­tun­gen sind nach den ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen zu be­mes­sen und nicht da­nach, was die Par­tei­en sich nach­fol­gend ein­an­der ge­währt ha­ben. Ein ge­eig­ne­tes Mit­tel für die Be­stim­mung des ob­jek­ti­ven Werts ist grund­sätz­lich der Markt­ver­gleich (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2003 – IV ZR 278/01, BGHZ 154, 154, 159; Urt. v. 23.10.2019 – XII ZR 125/18, BGHZ 223, 290 Rn. 40; Urt. v. 21.04.2022 – I ZR 214/20, NJW 2022, 2614 Rn. 27 – Dr. Ste­fan Frank).

[35]   (b) Nach die­sen Grund­sät­zen ist der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu ei­nem Preis von 5.000 € – ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on der Be­klag­ten – ein wu­cher­ähn­li­ches Rechts­ge­schäft und da­mit ge­mäß § 138 I BGB nich­tig.

[36]   Ins­be­son­de­re be­geg­net die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, auf­grund der er­heb­li­chen Ab­wei­chung des tat­säch­li­chen Werts des Kraft­fahr­zeugs von dem ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Kauf­preis kön­ne auf ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung der Be­klag­ten ge­schlos­sen wer­den, kei­nen Be­den­ken. Denn der Händ­ler­ein­kaufs­wert, al­so der Preis, zu dem das Fahr­zeug an ei­nen ge­werb­li­chen Händ­ler hät­te ver­kauft wer­den kön­nen, be­lief sich nach den rechts­feh­ler­frei­en und nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­schlus­ses auf 13.700 €. Da­mit über­stieg er den zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­preis von le­dig­lich 5.000 € um rund das 1,7-Fa­che.

[37]   (c) Ge­gen die so­mit be­ste­hen­de Ver­mu­tung ei­ner ver­werf­li­chen Ge­sin­nung der Be­klag­ten wen­det sie mit ih­rer Re­vi­si­on oh­ne Er­folg ein, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be im Rah­men der – nach Vor­ste­hen­dem ge­bo­te­nen – Ge­samt­wür­di­gung der Um­stän­de un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen, dass der Klä­ger im Kraft­fahr­zeug­han­del be­zie­hungs­wei­se im Han­del mit Kraft­fahr­zeug­tei­len selbst­stän­dig tä­tig sei.

[38]   Zwar ent­spricht es der Recht­spre­chung des BGH, dass ei­ne tat­säch­li­che Ver­mu­tung für die ver­werf­li­che Ge­sin­nung nicht be­steht, wenn es sich bei dem be­nach­tei­lig­ten Ver­trags­part­ner um ei­nen Kauf­mann (§ 1 I, 5 HGB) han­delt (vgl. BGH, Urt. v. 02.12.1982 – III ZR 90/81, NJW 1983, 1420 un­ter III 4; Urt. v. 11.01.1995 – VI­II ZR 82/94, BGHZ 128, 255, 267 f.; Urt. v. 06.05.2003 – XI ZR 226/02, NJW 2003, 2230 un­ter II 2 a). Je­doch feh­len dies­be­züg­li­che Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts; über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Re­vi­si­on der Be­klag­ten nicht auf. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat le­dig­lich fest­ge­stellt, der Klä­ger sei selbst­stän­dig als Au­to- be­zie­hungs­wei­se Au­to­tei­lehänd­ler tä­tig ge­we­sen. Dies ge­nügt je­doch nicht für die An­nah­me ei­ner Kauf­mann­s­ei­gen­schaft in vor­ge­nann­tem Sin­ne, denn es fehlt an trag­fä­hi­gen An­halts­punk­ten da­für, dass der Klä­ger Kauf­mann ist, ins­be­son­de­re da­für, dass sei­ne Tä­tig­keit nach Art und Um­fang ei­nen in kauf­män­ni­scher Wei­se ein­ge­rich­te­ten Ge­wer­be­be­trieb er­for­dert (§ 1 II HGB).

[39]   Nach den rechts­feh­ler­frei ge­trof­fe­nen und von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hat sich der Klä­ger we­gen „ei­nes Kre­dit­be­darfs“ an die Be­klag­te ge­wandt. Dies trägt den vor­ge­nann­ten, der Ver­mu­tungs­wir­kung zu Grun­de lie­gen­den Er­fah­rungs­satz, wo­nach au­ßer­ge­wöhn­li­che Leis­tun­gen – hier des Klä­gers – nicht oh­ne Not zu­ge­stan­den wer­den, was der Be­klag­ten, wel­che im Rah­men des hier in Re­de ste­hen­den Ge­schäfts­mo­dells durch den An­kauf den Kun­den kurz­fris­tig li­qui­de Mit­tel zur Ver­fü­gung stellt, be­kannt war.

[40]   (d) Der An­nah­me ei­ner tat­säch­li­chen Ver­mu­tung für ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung der Be­klag­ten auf­grund des Miss­ver­hält­nis­ses zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung im Kauf­ver­trag ste­hen nicht die ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen zur An­mie­tung (aa), et­wai­ge Nach­tei­le der Be­klag­ten (bb) und auch nicht Re­ge­lun­gen zur Ver­wer­tung des Fahr­zeugs nach Ab­lauf der Miet­zeit (cc) ent­ge­gen. Im Ge­gen­teil spre­chen die­se Be­stim­mun­gen nach der ge­bo­te­nen Ge­samt­be­trach­tung für das Vor­lie­gen ei­nes sit­ten­wid­ri­gen Ge­schäfts (§ 138 I BGB). Durch­grei­fen­de Rechts­feh­ler sind dem Be­ru­fungs­ge­richt bei sei­ner tatrich­ter­li­chen Wür­di­gung nicht un­ter­lau­fen.

[41]   (aa) Zwar könn­te ei­ne ver­trag­li­che Re­ge­lung im Miet­ver­trag, die da­zu ge­führt hät­te, dass der au­ßer­ge­wöhn­lich nied­ri­ge Kauf­preis im Rah­men der Ver­trags­durch­füh­rung durch wei­te­re Zah­lun­gen an den Klä­ger teil­wei­se aus­ge­gli­chen wor­den wä­re, der An­nah­me ei­nes gro­ben Miss­ver­hält­nis­ses zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung ent­ge­gen­ste­hen. Sol­che, das beim An­kauf des Fahr­zeugs be­ste­hen­de Miss­ver­hält­nis mög­li­cher­wei­se aus­glei­chen­den Um­stän­de be­ste­hen vor­lie­gend je­doch nicht. Im Ge­gen­teil setzt sich das im Kauf­ver­trag be­grün­de­te wirt­schaft­li­che Un­gleich­ge­wicht zu­las­ten des Klä­gers auch im Miet­ver­hält­nis fort.

[42]   Denn ent­ge­gen der ge­setz­li­chen Grund­re­ge­lung in § 535 I 2, I 3 BGB hat nicht die Be­klag­te als Ver­mie­te­rin, son­dern der Klä­ger als Mie­ter sämt­li­che mit der Nut­zung des Kraft­fahr­zeugs ver­bun­de­ne (Un­ter­hal­tungs-)Kos­ten – Ver­si­che­rung, Steu­ern, War­tung, Re­pa­ra­tur – zu tra­gen (vgl. zur grund­sätz­li­chen Er­hal­tungs­pflicht des Ver­mie­ters Se­nat, Urt. v. 05.12.2018 – VI­II ZR 17/18, NJW-RR 2019, 270 Rn. 17). Zwar hät­te der Klä­ger auch die Mög­lich­keit ge­habt, den „Block Steu­ern/​Ver­si­che­rung/​War­tung/​Re­pa­ra­tu­ren“ nicht zu über­neh­men (§ 7 lit. d des Miet­ver­trags). Er wä­re dann aber zur Zah­lung ei­ner deut­lich hö­he­ren Mie­te von mo­nat­lich 900,21 € – statt 495 € – ver­pflich­tet ge­we­sen.

[43]   Zu­dem stellt die vom Klä­ger an die Be­klag­te – in nicht un­er­heb­li­cher Hö­he – zu ent­rich­ten­de Mie­te ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on nicht al­lein die Ge­gen­leis­tung für die Über­las­sung der Nut­zungs­mög­lich­keit an dem Kraft­fahr­zeug dar, son­dern ist un­ter Be­ach­tung der er­heb­li­chen Dif­fe­renz zwi­schen dem Kauf­preis und dem Wert des Kraft­fahr­zeugs der Sa­che nach auch ei­ne „Ver­gü­tung“ für die Über­las­sung des dem Klä­ger durch die Kauf­preis­zah­lung zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Ka­pi­tals. Dies folgt aus ei­ner Ge­samt­be­trach­tung der Miet­hö­he und der Miet­zeit. Denn in der ur­sprüng­lich ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Miet­zeit von sechs Mo­na­ten nach Ver­trags­schluss hat­te der Klä­ger ins­ge­samt ei­nen Be­trag in Hö­he von 2.970 € an Miet­zah­lun­gen zu leis­ten und auch er­bracht. Dies ent­spricht et­wa 59 % des von ihm zu­vor er­hal­te­nen Kauf­prei­ses.

[44]   (bb) Der von der Re­vi­si­on an­ge­führ­te Um­stand, dass sich die Be­klag­te wäh­rend der Dau­er der Miet­zeit der Sach­herr­schaft über das Fahr­zeug be­gibt und da­mit die Ge­fahr trägt, die­ses nicht oder in ei­nem (nicht un­er­heb­lich) be­schä­dig­ten Zu­stand zu­rück­zu­er­hal­ten, wi­der­legt die ge­gen sie spre­chen­de Ver­mu­tung ei­ner ver­werf­li­chen Ge­sin­nung nicht. Denn im Fal­le der schuld­haf­ten Zer­stö­rung oder Be­schä­di­gung des Fahr­zeugs durch den Mie­ter oder ei­nen Drit­ten wä­ren die­se ihr je­weils zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Ihr Ri­si­ko dürf­te sich da­her in den meis­ten Fäl­len auf die (wirt­schaft­li­che) Durch­setz­bar­keit sol­cher For­de­run­gen be­schrän­ken. Die­ser Nach­teil ist nicht der­art ge­wich­tig, dass er die Ver­mu­tung ei­ner ver­werf­li­chen Ge­sin­nung ent­kräf­ten könn­te.

[45]   (cc) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on füh­ren schließ­lich auch die zwi­schen den Par­tei­en für die Zeit nach dem En­de des Miet­ver­trags ge­trof­fe­nen Ver­wer­tungs­re­ge­lun­gen (§ 13 des Miet­ver­trags) nicht da­zu, dass die Ver­mu­tung für ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung der Be­klag­ten wi­der­legt wä­re. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist auch in­so­weit zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass die­se Ver­ein­ba­run­gen, ins­be­son­de­re die Re­ge­lung über die Aus­keh­rung ei­nes im Rah­men der öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung mög­li­cher­wei­se er­ziel­ten Mehr­er­lö­ses (§ 13 lit. g des Miet­ver­trags), nicht da­zu füh­ren, dass das Miss­ver­hält­nis zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung im Kauf­ver­trag we­ni­ger er­heb­lich er­schie­ne.

[46]   Denn ei­nen Mehr­er­lös in­fol­ge der Ver­stei­ge­rung er­hält der Klä­ger nach der zwi­schen den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung nur, wenn der Zu­schlag an ei­nen Drit­ten, mit­hin we­der an den Klä­ger als Mie­ter noch an die Be­klag­te als Ver­mie­te­rin, er­teilt wird. Ei­nen sol­chen Dritter­werb zu ver­hin­dern, ist die Be­klag­te aber, wie der vor­lie­gen­de Fall zeigt, in der La­ge, in­dem sie selbst zu­nächst das Fahr­zeug er­stei­gert (zu de­ren Recht, in der Ver­stei­ge­rung mit­zu­bie­ten vgl. Münch­Komm-BGB/​Fet­zer, 9. Aufl., § 383 Rn. 6 m. w. Nachw.; Stau­din­ger/​Kern, BGB, Neu­be­arb. 2022, § 383 Rn. 15) und (erst) an­schlie­ßend (ge­winn­brin­gend) wei­ter­ver­äu­ßert. Die Be­klag­te hat hier­durch die Mög­lich­keit, Ein­fluss auf den Preis zu neh­men und oh­ne ei­nen Nach­teil ei­ge­ne Ge­bo­te ab­zu­ge­ben. Ab­ge­se­hen von die­ser Mög­lich­keit kann sie den Mie­ter (Ver­käu­fer), dem der Mehr­er­lös im Fal­le des Zu­schlags an ihn selbst eben­falls nicht zu­fällt, zur Ab­ga­be hö­he­rer Ge­bo­te be­we­gen, um hier­durch ein hö­he­res Ent­gelt bei der Ver­stei­ge­rung zu er­zie­len. So­mit kann die Be­klag­te oh­ne we­sent­li­ches wirt­schaft­li­ches Ri­si­ko un­ter an­de­rem das Kraft­fahr­zeug selbst er­stei­gern – was vor­lie­gend ge­sche­hen ist – und an­schlie­ßend frei­hän­dig ver­kau­fen, oh­ne den Mie­ter an ei­nem et­waig an­fal­len­den Mehr­er­lös be­tei­li­gen zu müs­sen.

[47]   Zu­dem ist un­ge­ach­tet des Ver­laufs der Ver­stei­ge­rung si­cher­ge­stellt, dass die Be­klag­te im Rah­men der Ver­wer­tung des Kraft­fahr­zeugs so­wohl den von ihr an den Klä­ger ge­zahl­ten Kauf­preis als auch sämt­li­che von ihr auf­ge­wand­ten Kos­ten wie­der er­stat­tet er­hält. Denn der im Miet­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Auf­ruf­preis setzt sich un­ter an­de­rem aus dem An­kaufs­preis, den Rück­füh­rungs­kos­ten für das Fahr­zeug und den Kos­ten der Ver­stei­ge­rung selbst zu­sam­men.

[48]   Da der Klä­ger, wenn er das Fahr­zeug nach Ab­lauf der Miet­zeit wie­der (zu­rück-)er­wer­ben möch­te, so­mit je­den­falls den zu­vor er­hal­te­nen Kauf­preis an die Be­klag­te hät­te (zu­rück-)zah­len müs­sen, trägt er auch den wäh­rend der Miet­zeit ein­ge­tre­te­nen Wert­ver­lust des Fahr­zeugs.

[49]   (2) Die Sit­ten­wid­rig­keit des Kauf­ver­trags führt vor­lie­gend auch zur Un­wirk­sam­keit der im Rah­men der Er­fül­lung des Kauf­ver­trags er­folg­ten Über­eig­nung des Kraft­fahr­zeugs durch den Klä­ger an die Be­klag­te.

[50]   (a) Zwar er­fasst die Nich­tig­keit ei­nes Rechts­ge­schäfts we­gen ei­ner Sit­ten­wid­rig­keit nach § 138 I BGB – im Ge­gen­satz zur Nich­tig­keit auf­grund Wu­chers (§ 138 II BGB) – ei­ne in Er­fül­lung des nich­ti­gen Ver­pflich­tungs­ge­schäfts vor­ge­nom­me­ne Ver­fü­gung des Be­nach­tei­lig­ten in der Re­gel nicht (vgl. BGH, Urt. v. 08.02.1994 – XI ZR 77/93, NJW 1994, 1275 un­ter II 1; Urt. v. 09.05.2014 – V ZR 305/12, NJW 2014, 2790 Rn. 20). Et­was an­de­res gilt al­ler­dings dann, wenn die Un­sitt­lich­keit ge­ra­de auch im Voll­zug des sit­ten­wid­ri­gen Ver­trags liegt, wenn al­so mit dem ding­li­chen Rechts­vor­gang sit­ten­wid­ri­ge Zwe­cke ver­folgt wer­den oder in ihm die Sit­ten­wid­rig­keit be­grün­det ist (BGH, Urt. v. 22.01.1992 – VI­II ZR 374/89, NJW-RR 1992, 593 un­ter II 2 a bb; Urt. v. 20.01.2006 – V ZR 214/04, NJW-RR 2006, 888 Rn. 8; Urt. v. 09.05.2014 – V ZR 305/12, NJW 2014, 2790 Rn. 20; je­weils m. w. Nachw.).

[51]   (b) Dies ist vor­lie­gend der Fall. Denn die sit­ten­wid­ri­ge Be­nach­tei­li­gung des Klä­gers er­schöpft sich – wie dar­ge­stellt – nicht et­wa dar­in, dass er für ei­nen deut­lich zu ge­rin­gen Kauf­preis die Ver­pflich­tung über­nom­men hat, der Be­klag­ten sein Kraft­fahr­zeug zu über­eig­nen. Viel­mehr war es ge­ra­de die Über­tra­gung des Ei­gen­tums an dem Kraft­fahr­zeug, die die Be­klag­te dar­über hin­aus in die La­ge ver­set­zen soll­te, sich so­wohl durch die an­schlie­ßen­de miet­wei­se Über­las­sung an den Klä­ger als auch durch die spä­te­re Ver­wer­tung des Kraft­fahr­zeugs (wei­te­re) un­recht­mä­ßi­ge Vor­tei­le zu­las­ten des Klä­gers zu ver­schaf­fen.

[52]   (c) Zu­dem ha­ben die Par­tei­en das Ver­pflich­tungs- und das Ver­fü­gungs­ge­schäft aus­weis­lich des im Kauf- und im Miet­ver­trag zum Aus­druck ge­brach­ten Wil­lens zu ei­ner Ein­heit (§ 139 BGB) zu­sam­men­ge­fasst (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 24.05.1985 – V ZR 47/84, NJW 1985, 3006 un­ter II 4 b; Stau­din­ger/​Fi­schin­ger, BGB, Neu­be­arb. 2021, § 138 Rn. 219). Das von der Be­klag­ten an­ge­bo­te­ne Mo­dell des „sa­le and rent back“ ba­siert auf dem An­kauf des Fahr­zeugs, des­sen Über­eig­nung an die Be­klag­te und der an­schlie­ßen­den Ver­mie­tung. Zwar muss ein Ver­mie­ter nicht Ei­gen­tü­mer sein, je­doch ist die Be­klag­te im Miet­ver­trag aus­drück­lich als „Ei­gen­tü­me­rin des Kraft­fahr­zeu­ges“ ge­nannt und auf­grund der vor­lie­gen­den Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on erst nach der Über­eig­nung des Fahr­zeugs in der La­ge, die­ses dem Klä­ger wirk­sam im Rah­men ei­nes Miet­ver­trags zum Ge­brauch zu über­las­sen. Über­dies ha­ben die Par­tei­en im Miet­ver­trag – wie aus­ge­führt – be­reits Ver­ein­ba­run­gen zur spä­te­ren Ver­wer­tung des Fahr­zeugs ge­trof­fen, was eben­falls ei­ne Ei­gen­tü­mer­stel­lung der Be­klag­ten (§ 903 BGB) vor­aus­setz­te.

[53]   Schließ­lich ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass nach den ge­trof­fe­nen Ab­re­den nur ein an die Be­klag­te über­eig­ne­tes Fahr­zeug für die­se ei­ne hin­rei­chen­de Si­cher­heit für den von ihr an den Klä­ger ge­zahl­ten Kauf­preis dar­stellt.

[54]   bb) Der Klä­ger hat sein Ei­gen­tum auch nicht da­durch an die Be­klag­te ver­lo­ren, dass die­se das Fahr­zeug zur öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung ge­ge­ben hat und dort Meist­bie­ten­de war. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – rechts­feh­ler­frei und von kei­ner der Re­vi­si­ons­par­tei­en an­ge­grif­fen – an­ge­nom­men, dass der Be­klag­ten zwar der Zu­schlag er­teilt wor­den (§ 156 Satz 1 BGB), die­se aber bei der Ei­gen­tums­über­tra­gung (§§ 929 ff. BGB) nicht in gu­tem Glau­ben ge­we­sen ist (§ 932 II BGB; vgl. zum Er­for­der­nis der Gut­gläu­big­keit im Rah­men ei­ner [öf­fent­li­chen] Ver­stei­ge­rung, BGH, Urt. v. 05.10.1989 – IX ZR 265/88, NJW 1990, 899 un­ter II 3; Stau­din­ger/​C. Hein­ze, BGB, Neu­be­arb. 2020, § 935 Rn. 27) und da­her im Er­geb­nis nicht wirk­sam das Ei­gen­tum am Fahr­zeug er­wor­ben hat.

[55]   (1) Ge­mäß § 932 II BGB ist der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört. Gro­be Fahr­läs­sig­keit setzt ei­nen ob­jek­tiv schwe­ren und sub­jek­tiv nicht ent­schuld­ba­ren Ver­stoß ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis ist vor die­sem Hin­ter­grund an­zu­neh­men, wenn die Kennt­nis des­halb fehlt, weil ganz na­he­lie­gen­de Über­le­gun­gen nicht an­ge­stellt oder das nicht be­ach­tet wur­de, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen, wie et­wa dann, wenn sich die un­be­kannt ge­blie­be­nen Um­stän­de förm­lich auf­ge­drängt ha­ben und leicht zu­gäng­li­che In­for­ma­ti­ons­quel­len nicht ge­nutzt wur­den (vgl. BGH, Urt. v. 08.07.2010 – III ZR 249/09, BGHZ 186, 152 Rn. 28; Urt. v. 10.11.2009 – VI ZR 247/08, NJW-RR 2010, 681 Rn. 13; je­weils zu § 199 I Nr. 2 BGB und m. w. Nachw.).

[56]   Die tatrich­ter­li­che Be­ur­tei­lung des Vor­lie­gens gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­ter­liegt der Nach­prü­fung durch das Re­vi­si­ons­ge­richt nur da­hin, ob der Be­griff der gro­ben Fahr­läs­sig­keit ver­kannt, bei der Be­ur­tei­lung des Ver­schul­dens­grads we­sent­li­che Um­stän­de au­ßer Be­tracht ge­las­sen wur­den oder ge­gen Denk­ge­set­ze, Er­fah­rungs­sät­ze oder Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­sto­ßen wur­de (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urt. v. 10.11.2009 – VI ZR 247/08, NJW-RR 2010, 681 Rn. 12; Urt. v. 17.10.2000 – XI ZR 42/00, BGHZ 145, 337, 340; Urt. v. 08.07.2010 – III ZR 249/09, BGHZ 186, 152 Rn. 27; je­weils m. w. Nachw.).

[57]   (2) Der­ar­ti­ge Be­ur­tei­lungs­feh­ler sind dem Be­ru­fungs­ge­richt, wel­ches an­ge­nom­men hat, der Be­klag­ten sei we­nigs­tens auf­grund gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben, dass die Über­eig­nung an sie un­wirk­sam ge­we­sen sei, nicht un­ter­lau­fen. Zwar kommt es auf den vom Be­ru­fungs­ge­richt her­an­ge­zo­ge­nen Ge­sichts­punkt der Er­kenn­bar­keit ei­nes Ver­sto­ßes ge­gen das Rück­kaufs­ver­bot (§ 34 IV Ge­wO) für die Be­klag­te und ei­ner dar­aus fol­gen­den gro­ben Fahr­läs­sig­keit nicht an, da – wie aus­ge­führt – da­hin­ste­hen kann, ob ei­ne Nich­tig­keit der Ver­trä­ge auch aus § 134 BGB i. V. mit § 34 IV Ge­wO folgt. Je­doch gel­ten die Er­wä­gun­gen ent­spre­chend be­züg­lich der ge­ge­be­nen Nich­tig­keit der Über­eig­nung des Fahr­zeugs an die Be­klag­te aus § 138 I BGB. Denn auf­grund der – in­fol­ge der ob­jek­ti­ven Um­stän­de zu ver­mu­ten­den – ver­werf­li­chen Ge­sin­nung muss­te die Be­klag­te da­von aus­ge­hen, dass sie nicht wirk­sam das Ei­gen­tum am Kraft­fahr­zeug des Klä­gers er­wor­ben hat und da­her auch nicht in­fol­ge ei­ner der Zu­schlags­er­tei­lung in der Ver­stei­ge­rung nach­fol­gen­den Über­eig­nung zur Ei­gen­tü­me­rin wer­den konn­te.

[58]   cc) Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ger sein Ei­gen­tum am Kraft­fahr­zeug (erst) mit des­sen Ver­äu­ße­rung durch die Be­klag­te an die U (§ 929 BGB) ver­lo­ren hat. Rechts­feh­ler­frei und von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen ist das Be­ru­fungs­ge­richt hier­bei von ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb (§ 932 II BGB) aus­ge­gan­gen. Selbst wenn man dies an­ders sä­he, lä­ge – was das Be­ru­fungs­ge­richt eben­falls zu­tref­fend an­nimmt – in der Stel­lung des Kla­ge­an­trags auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz die Ge­neh­mi­gung der Ei­gen­tums­über­tra­gung (§ 185 II 1 BGB), was Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Klä­gers nicht ent­fal­len las­sen wür­de (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 09.02.1960 – VI­II ZR 51/59, NJW 1960, 860 un­ter 2, in­so­weit in BGHZ 32, 53 nicht ab­ge­druckt; Urt. v. 29.04.1968 – VI­II ZR 27/66, NJW 1968, 1326 un­ter 3 b).

[59]   b) Die Be­klag­te war zum Zeit­punkt des Ver­kaufs des Kraft­fahr­zeugs an das Un­ter­neh­men U des­sen un­be­rech­tig­te Be­sit­ze­rin. Schon bei Er­lan­gung des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes an dem Kraft­fahr­zeug – nach dem En­de der Miet­zeit – am 17.10.2018 war die Be­klag­te auch be­züg­lich ih­res feh­len­den Be­sitz­rechts in bö­sem Glau­ben im Sin­ne der Vor­schrift des § 990 I 1 BGB (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 18.03.2016 – V ZR 89/15, BGHZ 209, 270 Rn. 8 m. w. Nachw.). In­so­weit gel­ten die zu § 932 II BGB ge­mach­ten Aus­füh­run­gen ent­spre­chend. Der Be­klag­ten war je­den­falls in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt, dass die ge­gen­ständ­li­chen Rechts­ge­schäf­te nich­tig sind und dass sie aus die­sem Grund we­der auf­grund ei­ner Ei­gen­tü­mer­stel­lung noch auf­grund der Ver­wer­tungs­re­ge­lun­gen im Miet­ver­trag be­rech­tigt war, das Kraft­fahr­zeug in Be­sitz zu neh­men.

[60]   c) Da die Be­klag­te auf­grund der Ver­äu­ße­rung des Kraft­fahr­zeugs an das Un­ter­neh­men U schuld­haft (§ 280 I 2, § 276 BGB) nicht mehr zu des­sen Her­aus­ga­be in der La­ge ist, ist sie dem Klä­ger ge­mäß § 989 BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet (vgl. BGH, Urt. v. 18.03.2016 – V ZR 89/15, BGHZ 209, 270 Rn. 10 m. w. Nachw. [auch zur Ab­gren­zung zum Vor­ent­hal­tungs­scha­den]).

[61]   d) Der nach den Vor­schrif­ten der §§ 990 I, 989, 249 I, 251 I BGB er­satz­fä­hi­ge Scha­den um­fasst sämt­li­che Ver­mö­gens­schä­den, die dem Ei­gen­tü­mer dar­aus ent­ste­hen, dass der Be­sit­zer die Sa­che nicht her­aus­ge­ben kann (vgl. BGH, Urt. v. 09.05.2014 – V ZR 305/12, NJW 2014, 2790 Rn. 34 m. w. Nachw.; Be­ckOK-BGB/​Fritz­sche, Stand: 01.08.2022, § 989 Rn. 14). Die­sen Scha­den hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend da­nach be­mes­sen, was der Klä­ger zur Be­schaf­fung ei­nes ver­gleich­ba­ren Kraft­fahr­zeugs auf­wen­den müss­te, nach­dem nicht fest­ge­stellt ist, dass die Be­klag­te zur Wie­der­be­schaf­fung des ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs noch in der La­ge wä­re (§ 251 I BGB). Über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Be­klag­te in­so­weit nicht auf (vgl. hier­zu auch BGH, Urt. v. 29.01.1993 – V ZR 160/91, NJW-RR 1993, 626 un­ter II).

[62]   Die Hö­he des so­mit maß­ge­ben­den Wie­der­be­schaf­fungs­werts des Fahr­zeugs hat das Be­ru­fungs­ge­richt da­bei ent­ge­gen dem In­stanz­vor­trag des Klä­gers, der den Scha­den dort noch mit 16.900 € an­ge­ge­ben hat – in der Re­vi­si­ons­in­stanz greift er die Be­mes­sung des Werts des Kraft­fahr­zeugs nicht mehr an –, ge­mäß § 287 I ZPO auf 16.000 € ge­schätzt. Dies hält sich im Rah­men des tatrich­ter­li­chen Schät­zungs­er­mes­sens und ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 29.09.2021 – VI­II ZR 111/20, BGHZ 231, 149 Rn. 72).

[63]   2. Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch ei­nen An­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te auf Rück­zah­lung der wäh­rend der Dau­er des Miet­ver­trags für das Kraft­fahr­zeug ent­rich­te­ten Mie­te in Hö­he von ins­ge­samt 4.455 € so­wie der Be­ar­bei­tungs­ge­bühr in Hö­he von 99 € be­jaht (§ 812 I 1 Fall 1 BGB). Die Nich­tig­keit des Miet­ver­trags hat zur Fol­ge, dass ein Rechts­grund für die ge­nann­ten Zah­lun­gen von An­fang an nicht be­stan­den hat. Ent­ge­gen der von der Re­vi­si­on in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat vor­ge­brach­ten An­sicht liegt nicht ei­ne „(Teil-)Nich­tig­keit“ le­dig­lich des Kauf­ver­trags vor. Denn wie aus­ge­führt (s. un­ter B I 1 a aa (2) (c)), bil­den bei­de Ver­trä­ge ein ein­heit­li­ches Rechts­ge­schäft mit der Fol­ge ei­ner Ge­samt­nich­tig­keit (§ 139 BGB).

[64]   3. Der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Zah­lung von Rechts­hän­gig­keits­zin­sen folgt aus §§ 291, 288 I 2 BGB, § 253 I, § 261 I ZPO. Die­se ste­hen dem Klä­ger je­doch nicht – wie vom Be­ru­fungs­ge­richt aus­ge­ur­teilt – be­reits ab dem Tag der Kla­ge­zu­stel­lung (23.02.2019), son­dern ent­spre­chend § 187 I BGB erst ab dem Fol­ge­tag zu (vgl. Se­nat, Urt. v. 24.01.1990 – VI­II ZR 296/88, NJW-RR 1990, 518 un­ter I 2 c).

[65]   II. Zur Re­vi­si­on des Klä­gers

[66]   Das Be­ru­fungs­ur­teil hat auch Be­stand, so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt dem Klä­ger le­dig­lich ei­nen Zah­lungs­an­spruch in Hö­he von ins­ge­samt 15.545 € statt des be­an­trag­ten Be­trags von 16.445 € zu­ge­spro­chen hat. Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Re­vi­si­on des Klä­gers ist un­zu­läs­sig (§ 552 I ZPO).

[67]   1. Die von der Re­vi­si­on des Klä­gers zu­tref­fend in Hö­he von 900 € an­ge­nom­me­ne Be­schwer re­sul­tiert dar­aus, dass das Be­ru­fungs­ge­richt den für die Scha­den­ser­mitt­lung maß­ge­ben­den Wie­der­be­schaf­fungs­wert des Fahr­zeugs nicht, wie der Klä­ger in den Vor­in­stan­zen ge­meint hat, mit ei­nem Be­trag von 16.900 €, son­dern – nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens – le­dig­lich mit 16.000 € be­mes­sen und in die­ser Hö­he dem Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers zu­grun­de ge­legt hat.

[68]   2. Die­se für ihn nach­tei­li­ge Wert­be­mes­sung des Kraft­fahr­zeugs greift der Klä­ger mit sei­ner Re­vi­si­on aber nicht an. In­so­weit ist sie un­zu­läs­sig, weil sie ent­ge­gen der Vor­schrift des § 551 I, III 1 Nr. 2 lit. a ZPO nicht ord­nungs­ge­mäß be­grün­det wor­den ist.

[69]   3. Viel­mehr wen­det sich der Klä­ger – im Rah­men der vor­ge­nann­ten Be­schwer (900 €) – mit sei­nem Rechts­mit­tel ge­gen die An­rech­nung des von ihm er­hal­te­nen Kauf­prei­ses (5.000 €) auf sei­ne (Scha­dens­er­satz- und Be­rei­che­rungs-)An­sprü­che und ver­tritt die An­sicht, dem ste­he § 817 Satz 2 BGB ent­ge­gen. In­so­weit ist die Re­vi­si­on eben­falls un­zu­läs­sig, da ei­ne un­zu­läs­si­ge Kla­ge­än­de­rung in Form ei­ner Kla­ge­er­wei­te­rung vor­liegt.

[70]   a) Denn der Klä­ger hat – was der Se­nat an­hand der Pro­zes­s­er­klä­run­gen selbst be­ur­tei­len kann (vgl. BGH, Urt. v. 09.05.1990 – VI­II ZR 237/89, NJW 1990, 2683 un­ter II; Urt. v. 28.02.1996 – VI­II ZR 241/94, NJW 1996, 1962 un­ter III 1 a; Beschl. v. 07.03.2012 – XII ZB 421/11, NJW-RR 2012, 755 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw.) – be­reits erst­in­stanz­lich den von ihm er­hal­te­nen Kauf­preis von sei­ner gel­tend ge­mach­ten For­de­rung ab­ge­zo­gen. Er hat, wie sich aus dem Be­ru­fungs­ur­teil so­wie aus dem in Be­zug ge­nom­me­nen erst­in­stanz­li­chen Ur­teil er­gibt, zu­nächst ei­nen Be­trag in Hö­he von 21.454 € nebst Zin­sen gel­tend ge­macht, die Kla­ge an­schlie­ßend in Hö­he der Kauf­preis­for­de­rung (5.000 €; so­wie wei­te­rer 9 €, was mög­li­cher­wei­se auf ei­nem Schreib­ver­se­hen be­ruht) zu­rück­ge­nom­men und zu­letzt die Zah­lung von le­dig­lich 16.445 € nebst Zin­sen be­gehrt.

[71]   Mit die­sem An­trag war der Klä­ger in ers­ter In­stanz un­ter­le­gen und hat ihn – le­dig­lich in die­sem Um­fang – in der Be­ru­fungs­in­stanz wei­ter­ver­folgt. Da­bei war er nach wie vor der An­sicht, der von ihm er­hal­te­ne Kauf­preis sei ent­we­der scha­dens­min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen oder – im Rah­men des Be­rei­che­rungs­aus­gleichs – an die Be­klag­te zu­rück­zu­zah­len, was auch durch den von ihm in der Be­ru­fungs­in­stanz ge­stell­ten Hilfs­an­trag deut­lich wird. Denn mit die­sem hat der Klä­ger die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs be­gehrt und zwar „Zug um Zug ge­gen Zah­lung ei­nes Be­trags von 5.000 € an die Be­klag­te“. So­mit stand der – be­reits erst­in­stanz­lich – zu­rück­ge­nom­me­ne Be­trag nicht mehr zur Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts (§ 308 I ZPO).

[72]   b) In­dem der Klä­ger sich nun­mehr in der Re­vi­si­ons­in­stanz ge­gen die An­rech­nung des Kauf­prei­ses auf die ihm zu­er­kann­te Scha­dens­er­satz­for­de­rung be­zie­hungs­wei­se sei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung der Mie­te und der Be­ar­bei­tungs­ge­bühr wen­det, er­wei­tert er sei­ne Kla­ge (§ 264 Nr. 2 ZPO), was vor­lie­gend un­zu­läs­sig ist.

[73]   aa) Ei­ne Kla­ge­än­de­rung in der Re­vi­si­ons­in­stanz ist grund­sätz­lich un­zu­läs­sig (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urt. v. 20.08.2015 – III ZR 57/14, NJW-RR 2016, 115 Rn. 31; Urt. v. 28.07.2016 – I ZR 252/15, NJW-RR 2017, 416 Rn. 9; Urt. v. 11.07.2018 – IV ZR 243/17, NJW 2018, 3389 Rn. 14; Urt. v. 31.05.2022 – VI ZR 804/20, NJW-RR 2022, 1071 Rn. 9; Urt. v. 04.08.2022 – III ZR 228/20, WM 2022, 1738 Rn. 11). Et­was an­de­res gilt aus­nahms­wei­se dann, wenn es sich nur um ei­ne Klar­stel­lung, Be­schrän­kung oder Mo­di­fi­ka­ti­on des frü­he­ren An­trags auf der Grund­la­ge ei­nes Sach­ver­halts han­delt, der vom Be­ru­fungs­ge­richt be­reits ge­wür­digt wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1998 – IX ZR 311/95, NJW 1998, 2969 un­ter B II 1; Urt. v. 19.11.2014 – VI­II ZR 191/13, BGHZ 203, 256 Rn. 23; Urt. v. 11.07.2018 – IV ZR 243/17, NJW 2018, 3389 Rn. 15). Ei­ne Ver­än­de­rung der An­trä­ge in der Re­vi­si­ons­in­stanz darf so­mit nicht zur Fol­ge ha­ben, dass die Wür­di­gung ei­nes Sach­ver­halts er­for­der­lich wird, wel­cher der Be­ur­tei­lung durch den Tatrich­ter noch nicht un­ter­lag. Neu ge­stell­te An­trä­ge sind da­her nicht schon des­we­gen zu­läs­sig, weil sie sich im Rah­men des § 264 Nr. 2 ZPO hal­ten (vgl. BGH, Urt. v. 04.08.2022 – III ZR 228/20, WM 2022, 1738 Rn. 11).

[74]   bb) Hier­von aus­ge­hend liegt kein Fall vor, in wel­chem die vom Klä­ger vor­ge­nom­me­ne Kla­ge­er­wei­te­rung aus­nahms­wei­se zu­läs­sig wä­re. Wie aus­ge­führt hat er be­reits erst­in­stanz­lich den er­hal­te­nen Kauf­preis an­spruchs­min­dernd be­rück­sich­tigt. Die Fra­ge, ob sich sei­ne Scha­dens­er­satz­for­de­rung (§§ 990 I, 989 BGB) oder sein An­spruch aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung (§ 812 I 1 Fall 1 BGB) um den er­hal­te­nen Be­trag von 5.000 € re­du­ziert oder ob dem, wie der Klä­ger meint, die Vor­schrift des § 817 Satz 2 BGB ent­ge­gen­ste­hen könn­te, war da­mit vom Be­ru­fungs­ge­richt nicht zu prü­fen. So­mit lässt sich das Be­geh­ren des Klä­gers in der Re­vi­si­ons­in­stanz nicht aus­schließ­lich auf den Sach­ver­halt stüt­zen, der vom Be­ru­fungs­ge­richt be­reits ge­wür­digt wor­den ist.

[75]   C. Nach al­le­dem kann das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten un­ter Ver­wer­fung der Re­vi­si­on des Klä­gers als un­zu­läs­sig (§ 552 I 2 ZPO) le­dig­lich in dem aus dem Te­nor er­sicht­li­chen Um­fang kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her nur in­so­weit un­ter Zu­rück­wei­sung der wei­ter­ge­hen­den Re­vi­si­on der Be­klag­ten auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat ent­schei­det dies­be­züg­lich in der Sa­che selbst, da es wei­te­rer Fest­stel­lun­gen nicht be­darf und die Sa­che zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung des Klä­gers auch in­so­weit, als das Be­ru­fungs­ge­richt ihm Zin­sen schon für ei­nen vor dem 24.02.2019 lie­gen­den Zeit­punkt zu­ge­spro­chen hat.

[76]   Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf §§ 97 I, 92 II ZPO.

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