1. Für die Fra­ge, ob es sich um ei­nen neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gen i. S. von §§ 1 I, 5 I Pkw-EnVKV han­delt, ist nicht das im in elek­tro­ni­scher Form ver­brei­te­ten Wer­be­ma­te­ri­al (hier: Wer­bung ei­nes Au­to­händ­lers auf Face­book) i. S. von § 5 II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ab­ge­bil­de­te kon­kre­te Fahr­zeug maß­ge­bend, son­dern der Per­so­nen­kraft­wa­gen, für den ge­wor­ben wird (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 28.05.2020 – I ZR 170/19, ju­ris Rn. 5).
  2. Nach dem Wort­laut des § 1 I Pkw-EnVKV und dem Zweck der Pkw-EnVKV trifft die Pflicht zur In­for­ma­ti­on über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen des be­wor­be­nen Mo­dells ei­nes neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gens den wer­ben­den Her­stel­ler oder Händ­ler un­ab­hän­gig da­von, ob er selbst oder ein an­de­rer Her­stel­ler oder Händ­ler zum Zeit­punkt der Wer­bung ob­jek­tiv zur Lie­fe­rung des be­wor­be­nen Mo­dells in der La­ge ist.

BGH, Ur­teil vom 01.04.2021 – I ZR 115/20

Sach­ver­halt: Der kla­gen­de Deut­sche Um­welt­hil­fe e. V. ist ein Ver­ein, der in der beim Bun­des­amt für Jus­tiz ge­führ­ten Lis­te qua­li­fi­zier­ter Ein­rich­tun­gen i. S. des § 4 I UKlaG ein­ge­tra­gen ist. Die Be­klag­te ist Au­to­händ­le­rin.

Auf ei­ne Ab­mah­nung der Klä­ge­rin gab die Be­klag­te am 06.03.2012 die mit ei­ner Ver­trags­stra­fe nach „neu­em Ham­bur­ger Brauch“ (vgl. BGH, Urt. v. 13.11.2013 – I ZR 77/12, GRUR 2014, 595 Rn. 18 = WRP 2014, 587 – Ver­trags­stra­fe­klau­sel) be­wehr­te Er­klä­rung ab es zu un­ter­las­sen,

„im ge­schäft­li­chen Ver­kehr im In­ter­net für den Ver­kauf von BMW- und Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeu­gen zu wer­ben, oh­ne si­cher­zu­stel­len, dass An­ga­ben über den of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauch und die of­fi­zi­el­len spe­zi­fi­schen CO2-Em­mis­sio­nen der be­tref­fen­den Mo­del­le neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen nach Maß­ga­be und un­ter Be­ach­tung der Vor­schrif­ten der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung (Pkw-EnVKV) in ih­rer je­weils gel­ten­den Fas­sung ge­macht wer­den.“

Die Be­klag­te stell­te am 22.06.2015 auf ih­rer Face­book-Sei­te Fo­to­gra­fi­en ei­nes Fer­ra­ri ein, de­nen fol­gen­der Text bei­ge­stellt war:

„605 PS (in 3,0 Se­kun­den auf 100 km/h), die das Le­ben mit Si­cher­heit noch spa­ßi­ger ma­chen!
Der Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le hat be­reits ei­nen neu­en Be­sit­zer und steht zur Ab­ho­lung be­reit. Ein tol­ler Start in die neue Wo­che …“

Die Klä­ge­rin sieht dar­in ei­nen Ver­stoß ge­gen die Un­ter­las­sungs­ver­pflich­tungs­er­klä­rung vom 06.03.2012. Sie hat die Be­klag­te – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch re­le­vant – auf Zah­lung ei­ner Ver­trags­stra­fe in Hö­he von 7.500 € in An­spruch ge­nom­men. Die Be­klag­te hält die Kla­ge für un­be­grün­det. In der An­zei­ge sei we­der ein Neu­fahr­zeug ge­zeigt noch sei für den Ver­kauf ei­nes Neu­fahr­zeugs ge­wor­ben wor­den.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te zur Zah­lung ei­ner Ver­trags­stra­fe von 4.000 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ver­ur­teilt. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Auch die Re­vi­si­on der Be­klag­ten, die da­mit wei­ter­hin die Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen woll­te, war er­folg­los.

Aus den Grün­den: [6]    A. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den auf Zah­lung ei­ner Ver­trags­stra­fe ge­rich­te­ten Kla­ge­an­trag in Hö­he von 4.000 € als be­grün­det an­ge­se­hen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt:

[7]    Die Be­klag­te ha­be mit der Wer­bung auf ih­rer Face­book-Sei­te ge­gen die Un­ter­las­sungs­ver­pflich­tungs­er­klä­rung vom 06.03.2012 ver­sto­ßen. Die Be­klag­te ha­be sich mit ih­rer von der Klä­ge­rin an­ge­nom­me­nen Un­ter­las­sungs­er­klä­rung vom 06.03.2012 wirk­sam da­zu ver­pflich­tet, bei der Wer­bung für den Ver­kauf von BMW- und Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeu­gen An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch und zum CO2-Aus­stoß nach den Vor­ga­ben der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung (nach­fol­gend: Pkw-EnVKV) zu ma­chen. Mit dem Ein­trag auf ih­rer Face­book-Sei­te vom 22.06.2015 ha­be die Be­klag­te ge­gen die in § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ge­re­gel­te Ver­pflich­tung ver­sto­ßen, An­ga­ben über den of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauch und die of­fi­zi­el­len spe­zi­fi­schen CO2-Emis­sio­nen des be­tref­fen­den Pkw-Mo­dells zu ma­chen. Das „Pos­ting“ der Be­klag­ten auf ih­rer Face­book-Sei­te sei als Wer­bung für den Kauf ei­nes be­stimm­ten Neu­fahr­zeugs an­zu­se­hen. Ihm ent­neh­me der an­ge­spro­che­ne Ver­kehr die kon­klu­den­te Er­klä­rung, dass es ein Fahr­zeug wie das un­ter Nen­nung sei­ner Leis­tungs­da­ten ab­ge­bil­de­te ge­be und dass es ge­kauft wer­den kön­ne. Auf die Fra­ge, ob es sich bei dem ab­ge­bil­de­ten Fahr­zeug um ei­nen „neu­en“ Pkw im Sin­ne der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung han­de­le oder ob dies – wie die Be­klag­te mei­ne – nicht der Fall sei, weil sie es nur zur Aus­lie­fe­rung an ei­nen Kun­den er­hal­ten ha­be, der es be­reits bei ei­nem an­de­ren Au­to­händ­ler ge­kauft ha­be, kom­me es nicht an. Die Vor­ga­ben der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung sei­en un­ab­hän­gig da­von zu be­ach­ten, wel­cher Art das ab­ge­bil­de­te Fahr­zeug sei und ob die­ses beim Wer­ben­den selbst er­wor­ben wer­den kön­ne. Es kön­ne da­hin­ste­hen, ob ein Ver­stoß ge­gen die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung aus­schei­de, wenn ein Fahr­zeug des be­wor­be­nen Mo­dells auch bei ei­nem Drit­ten nicht mehr er­wor­ben wer­den kön­ne. Die in die­sem Zu­sam­men­hang auf­ge­stell­te Be­haup­tung der Be­klag­ten, der Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le sei in ei­ner li­mi­tier­ten Auf­la­ge von 1.000 Stück her­ge­stellt wor­den und zum Zeit­punkt der be­an­stan­de­ten Wer­bung auf Face­book be­reits ver­grif­fen ge­we­sen, kön­ne als wahr un­ter­stellt wer­den. Bei dem Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le han­de­le es sich nur um ei­ne Ver­si­on des Mo­dells Fer­ra­ri 458. Dass kei­ne Ver­si­on die­ses Mo­dells mehr ha­be er­wor­ben wer­den kön­nen, ha­be die Be­klag­te nicht be­haup­tet.

[8]    B. Die ge­gen die­se Be­ur­tei­lung ge­rich­te­te Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat kei­nen Er­folg. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist mit Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Zah­lung ei­ner Ver­trags­stra­fe aus § 339 Satz 2 BGB in Ver­bin­dung mit der Un­ter­las­sungs­ver­pflich­tungs­er­klä­rung vom 06.03.2012 zu­steht. Die Be­klag­te hat mit der Wer­bung auf ih­rer Face­book-Sei­te ge­gen ih­re mit der Un­ter­las­sungs­er­klä­rung ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung ver­sto­ßen, die in § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ver­lang­ten An­ga­ben über den of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauch und die of­fi­zi­el­len spe­zi­fi­schen CO2-Emis­sio­nen des be­tref­fen­den Pkw-Mo­dells zu ma­chen.

[9]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist mit Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass die Ver­wir­kung der Ver­trags­stra­fe vor­aus­setzt, dass die Be­klag­te ge­gen die in § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ge­re­gel­te In­for­ma­ti­ons­pflicht ver­sto­ßen hat.

[10]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat an­ge­nom­men, die Be­klag­te ha­be sich mit ih­rer von der Klä­ge­rin an­ge­nom­me­nen Er­klä­rung vom 06.03.2012 wirk­sam zur Un­ter­las­sung ver­pflich­tet. Die Er­klä­rung sei da­hin aus­zu­le­gen, dass sich die Be­klag­te ver­pflich­tet ha­be, bei der Wer­bung für den Ver­kauf von BMW- und Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeu­gen die da­für in der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung vor­ge­se­he­nen An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch und zum CO2-Aus­stoß zu ma­chen. Die­se Be­ur­tei­lung wird von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen und lässt kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen.

[11]   II. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat au­ßer­dem an­ge­nom­men, dass die Be­klag­te mit dem Ein­trag auf ih­rer Face­book-Sei­te ge­gen § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ver­sto­ßen hat. Die von der Re­vi­si­on da­ge­gen vor­ge­brach­ten Rü­gen grei­fen nicht durch.

[12]   1. Nach § 1 I Pkw-EnVKV ha­ben Her­stel­ler und Händ­ler, die neue Per­so­nen­kraft­wa­gen aus­stel­len, zum Kauf oder Lea­sing an­bie­ten oder für die­se wer­ben, da­bei An­ga­ben über den Kraft­stoff­ver­brauch, die CO2-Emis­sio­nen und ge­ge­be­nen­falls den Strom­ver­brauch nach Maß­ga­be der §§ 3 bis 5 so­wie der An­la­gen 1 bis 4 der Pkw-EnVKV zu ma­chen. Ge­mäß § 5 I Pkw-EnVKV ha­ben Her­stel­ler und Händ­ler, die Wer­be­schrif­ten er­stel­len, er­stel­len las­sen, wei­ter­ge­ben oder auf an­de­re Wei­se ver­wen­den, si­cher­zu­stel­len, dass in den Wer­be­schrif­ten An­ga­ben über den of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauch und die of­fi­zi­el­len spe­zi­fi­schen CO2-Emis­sio­nen der be­tref­fen­den Mo­del­le neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen nach Maß­ga­be von Ab­schnitt I der An­la­ge 4 der Pkw-EnVKV ge­macht wer­den. Nach § 5 II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV gilt die­se Ver­pflich­tung ent­spre­chend für in elek­tro­ni­scher Form ver­brei­te­tes Wer­be­ma­te­ri­al.

[13]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist er­sicht­lich da­von aus­ge­gan­gen, dass die Be­klag­te ein Händ­ler i. S. von § 1 I und § 5 I Pkw-EnVKV ist. Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on nicht.

[14]   3. Au­ßer­dem hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass das „Pos­ting“ der Be­klag­ten auf ih­rer Face­book-Sei­te ein in elek­tro­ni­scher Form ver­brei­te­tes Wer­be­ma­te­ri­al ge­mäß § 5 II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV ist. Die­se Be­ur­tei­lung hält der recht­li­chen Nach­prü­fung stand.

[15]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist mit Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Ein­trag der Be­klag­ten auf ih­rer Face­book-Sei­te als „Wer­bung für den Kauf ei­nes Per­so­nen­kraft­wa­gens“ i. S. des § 1 I Pkw-EnVKV an­zu­se­hen ist.

[16]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat an­ge­nom­men, dem in Re­de ste­hen­den „Pos­ting“ der Be­klag­ten auf ih­rer Face­book-Sei­te kom­me ein Wer­be­ef­fekt zu. Der an­ge­spro­che­ne Durch­schnitts­ver­brau­cher wer­de dem Bei­trag die kon­klu­den­te Er­klä­rung ent­neh­men, dass es ein Fahr­zeug wie das ab­ge­bil­de­te ge­be und dass es ge­kauft wer­den kön­ne. In dem Be­gleit­text wür­den zu­dem die Vor­zü­ge des ab­ge­bil­de­ten Mo­dells an­prei­send her­aus­ge­stellt.

[17]   Die­se tat­ge­richt­li­che Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts ist vom Re­vi­si­ons­ge­richt nur ein­ge­schränkt dar­auf­hin zu über­prü­fen, ob ein zu­tref­fen­der recht­li­cher Maß­stab zu­grun­de ge­legt wur­de, kein Ver­stoß ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze vor­liegt und kei­ne we­sent­li­chen Um­stän­de un­be­rück­sich­tigt ge­blie­ben sind (vgl. BGH, Urt. v. 12.12.2019 – I ZR 21/19, GRUR 2020, 294 Rn. 40 = WRP 2020, 459 m. w. Nachw. – Cu­latel­lo di Par­ma). Da­nach ist die tat­ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht zu be­an­stan­den. Sie ist nicht er­fah­rungs­wid­rig, son­dern viel­mehr na­he­lie­gend und lässt auch kei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Um­stän­de au­ßer Be­tracht.

[18]   b) Die Be­klag­te hat auf ih­rer Face­book-Sei­te auch für den Kauf ei­nes „Mo­dells“ ei­nes Per­so­nen­kraft­wa­gens i. S. von § 5 I Pkw-EnVKV ge­wor­ben.

[19]   aa) Die In­for­ma­ti­ons­pflicht ge­mäß § 5 II 1 Nr. 1 i. V. mit § 5 I Pkw-EnVKV setzt vor­aus, dass die in Re­de ste­hen­de Wer­bung auf ein be­stimm­tes Mo­dell ei­nes Per­so­nen­kraft­wa­gens be­zo­gen ist (BGH, Urt. v. 24.07.2014 – I ZR 119/13, GRUR 2015, 393 Rn. 11 = WRP 2015, 450 – Der neue SLK). Nach § 2 Nr. 15 Pkw-EnVKV ist „Mo­dell“ im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung die Han­dels­be­zeich­nung ei­nes Fahr­zeugs, be­ste­hend aus Fa­brik­mar­ke, Typ so­wie ge­ge­be­nen­falls Va­ri­an­te und Ver­si­on ei­nes Per­so­nen­kraft­wa­gens.

[20]   bb) Von die­sen Grund­sät­zen ist das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­gan­gen und hat sie rechts­feh­ler­frei auf die Um­stän­de des Streit­falls an­ge­wen­det.

[21]   (1) Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht an­ge­nom­men, be­reits je­de Äu­ße­rung bei der Aus­übung ei­nes Han­dels, Ge­wer­bes, Hand­werks oder frei­en Be­rufs mit dem Ziel, den Ab­satz von Wa­ren oder die Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen zu för­dern, lö­se ei­ne Kenn­zeich­nungs­pflicht ge­mäß §&nbsp5 Pkw-EnVKV aus. Eben­so we­nig hat das Be­ru­fungs­ge­richt in­so­weit ei­ne rei­ne Image­wer­bung aus­rei­chen las­sen.

[22]   (2) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat viel­mehr an­ge­nom­men, die Wer­bung der Be­klag­ten ha­be sich nicht bloß auf ei­ne Be­wer­bung der Mar­ke Fer­ra­ri be­schränkt, son­dern sei auf ei­nen „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le“ be­zo­gen ge­we­sen. Bei dem Per­so­nen­kraft­wa­gen „Fer­ra­ri 458“ han­de­le es sich um das Mo­dell und bei dem in der be­an­stan­de­ten Wer­bung kon­kret ab­ge­bil­de­ten, mit sei­nen Leis­tungs­da­ten be­schrie­be­nen und als „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le“ be­zeich­ne­ten Per­so­nen­kraft­fahr­zeug um ei­ne Ver­si­on die­ses Mo­dells. Die­se Be­ur­tei­lung lässt kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen und wird von der Re­vi­si­on auch nicht mit ei­ner ei­gen­stän­di­gen Rü­ge an­ge­grif­fen.

[23]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist au­ßer­dem mit Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass sich die Wer­bung der Be­klag­ten auf den Kauf des Mo­dells ei­nes „neu­en“ Per­so­nen­kraft­wa­gens i. S. des § 1 I, § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV be­zo­gen hat.

[24]   aa) Der BGH hat im Hin­blick auf die sich aus § 3 I Pkw-EnVKV er­ge­ben­den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten des Händ­lers in Be­zug auf ei­nen ge­gen­über dem Pu­bli­kum an ei­nem Ver­kaufs­ort aus­ge­stell­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen ent­schie­den, dass es nicht dar­auf an­kommt, ob das aus­ge­stell­te Fahr­zeug „neu“ ist. Maß­geb­lich für die Fra­ge, ob es sich um ei­nen „neu­en“ Per­so­nen­kraft­wa­gen han­delt, ist viel­mehr der Ge­gen­stand des be­wor­be­nen Ver­kaufs. Es kommt al­lein dar­auf an, ob mit dem aus­ge­stell­ten Fahr­zeug für den Kauf ei­nes neu­en Fahr­zeugs die­ses Mo­dells ge­wor­ben wird (BGH, Beschl. v. 28.05.2020 – I ZR 170/19, ju­ris Rn. 5).

[25]   bb) Die­se zwi­schen dem bei der Wer­bung ein­ge­setz­ten Bei­spiels­ob­jekt und dem Ge­gen­stand des be­wor­be­nen Ver­kaufs dif­fe­ren­zie­ren­de Be­trach­tungs­wei­se gilt ent­spre­chend für die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten des Händ­lers in sei­nen in elek­tro­ni­scher Form ver­brei­te­ten Wer­be­ma­te­ria­li­en ge­mäß § 5 II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV.

[26]   Die­se Be­stim­mung setzt Art. 6 I der Richt­li­nie 1999/94/EG über die Be­reit­stel­lung von Ver­brau­cher­infor­ma­ti­on über den Kraft­stoff­ver­brauch und CO2-Emis­sio­nen beim Mar­ke­ting für neue Per­so­nen­kraft­wa­gen um und ist richt­li­ni­en­kon­form aus­zu­le­gen. Nach die­ser Re­ge­lung stel­len die Mit­glied­staa­ten si­cher, dass al­le Wer­be­schrif­ten die of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauchs­wer­te und die of­fi­zi­el­len spe­zi­fi­schen CO2-Emis­si­ons­wer­te der be­tref­fen­den Per­so­nen­kraft­wa­gen­mo­del­le ge­mäß An­hang IV der Richt­li­nie ent­hal­ten. Zweck der Richt­li­nie 1999/94/EG und der ih­re Be­stim­mun­gen um­set­zen­den Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung ist es si­cher­zu­stel­len, dass die Ver­brau­cher In­for­ma­tio­nen über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen von neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gen er­hal­ten und so ih­re Ent­schei­dung in vol­ler Sach­kennt­nis tref­fen kön­nen (vgl. Art. 1 und Er­wä­gungs­grund 5 der Richt­li­nie 1999/94/EG). Die­ser Zweck kann sinn­voll und wirk­sam nur er­reicht wer­den, wenn die Hin­weis­pflicht nach § 5 I und II Pkw-EnVKV bei der Ver­wen­dung von Wer­be­ma­te­ri­al für Kauf und Lea­sing von Per­so­nen­kraft­wa­gen das (neue) Per­so­nen­kraft­wa­gen­mo­dell be­trifft und nicht da­von ab­hängt, ob das in der Wer­be­schrift kon­kret ver­wen­de­te Fahr­zeug als neu zu qua­li­fi­zie­ren ist. An­sons­ten könn­te die Hin­weis­pflicht leicht da­durch um­gan­gen wer­den, dass zur Wer­bung für den Kauf ei­nes Neu­wa­gens ein Fahr­zeug in der Wer­be­schrift ab­ge­bil­det und be­schrie­ben wird, das nicht der De­fi­ni­ti­on ei­nes neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gens i. S. von § 2 Nr. 1 Pkw-EnVKV un­ter­fällt (zur ent­spre­chen­den Pro­ble­ma­tik bei der Aus­le­gung von § 3 I Pkw-EnVKV vgl. BGH, Beschl. v. 28.05.2020 – I ZR 170/19, ju­ris Rn. 7).

[27]   cc) Mit die­sen Grund­sät­zen steht das Be­ru­fungs­ur­teil im Ein­klang. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat mit Recht an­ge­nom­men, dass es nicht auf den Ein­wand der Be­klag­ten an­kom­me, der auf der Face­book-Sei­te ab­ge­bil­de­te „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le“ sei be­reits ver­kauft und da­mit nicht „neu“ i. S. von § 1 I i. V. mit § 5 I und II Pkw-EnVKV. Die Vor­ga­ben der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung sei­en un­ab­hän­gig von der Neu­heit des ab­ge­bil­de­ten Pkw zu be­ach­ten. Maß­geb­lich sei al­lein, dass die in Re­de ste­hen­de Ver­öf­fent­li­chung für den Ver­kauf ei­nes neu­en Pkw wer­be. Dies sei vor­lie­gend der Fall, weil der Ver­kehr dem „Pos­ting“ der Be­klag­ten die kon­klu­den­te Er­klä­rung ent­neh­me, dass es ein Fahr­zeug wie das ab­ge­bil­de­te ge­be und dass es ge­kauft wer­den kön­ne.

[28]   d) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist au­ßer­dem rechts­feh­ler­frei da­von aus­ge­gan­gen, dass die Be­ur­tei­lung des Ein­trags auf der Face­book-Sei­te der Be­klag­ten als Wer­bung für den Kauf ei­nes neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gens i. S. von § 5 I und II 1 Nr. 1 Pkw-EnVKV nicht da­von ab­hängt, ob ein neu­er Pkw „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le“ bei der Be­klag­ten er­wor­ben wer­den konn­te.

[29]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat an­ge­nom­men, für die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, bei dem „Pos­ting“ auf ih­rer Face­book-Sei­te die Vor­ga­ben der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung zu be­ach­ten, sei es un­er­heb­lich, dass nach ih­rem Vor­brin­gen ein Fahr­zeug des ab­ge­bil­de­ten Mo­dells nicht „bei ihr“ er­wor­ben wer­den kön­ne. Die Kenn­zeich­nungs­pflicht gel­te nicht nur für den Händ­ler, der das be­wor­be­ne Fahr­zeug zum Kauf oder Lea­sing an­bie­te, son­dern auch für den­je­ni­gen, der – nur – da­für wer­be. Die Kenn­zeich­nungs­pflicht tref­fe des­halb den wer­ben­den Händ­ler auch dann, wenn er selbst das be­wor­be­ne Fahr­zeug­mo­dell nicht ver­kau­fe. Die­se Be­ur­tei­lung lässt kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen.

[30]   bb) Nach dem Wort­laut des § 1 I Pkw-EnVKV trifft die In­for­ma­ti­ons­pflicht über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen nicht nur den Her­stel­ler oder Händ­ler, der neue Per­so­nen­kraft­wa­gen zum Kauf oder Lea­sing an­bie­tet. Der Ver­ord­nungs­ge­ber hat die­sel­be Ver­pflich­tung dem Her­stel­ler oder Händ­ler auf­er­legt, der für den Kauf oder das Lea­sing neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen (nur) wirbt. Dies ent­spricht dem be­reits dar­ge­leg­ten Zweck der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung si­cher­zu­stel­len, dass die Ver­brau­cher be­reits durch die Wer­bung für Kauf oder Lea­sing In­for­ma­tio­nen über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen von neu­en Per­so­nen­kraft­wa­gen er­hal­ten und so be­reits im Vor­feld ei­ner kon­kre­ten Kauf­si­tua­ti­on ih­re Ent­schei­dung in vol­ler Sach­kennt­nis tref­fen kön­nen. Dem­entspre­chend sind ge­mäß § 5 Pkw-EnVKV die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten auch in Wer­be­schrif­ten und in elek­tro­nisch ver­brei­te­tem Wer­be­ma­te­ri­al zu er­fül­len, oh­ne dass der Ver­ord­nungs­ge­ber dies da­von ab­hän­gig ge­macht hat, dass der wer­ben­de Her­stel­ler oder Händ­ler ob­jek­tiv zur Lie­fe­rung des be­wor­be­nen Pkw-Mo­dells in der La­ge ist.

[31]   cc) Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts han­delt es sich – wie dar­ge­legt – bei dem be­an­stan­de­ten „Face­book-Pos­ting“ der Be­klag­ten um ei­ne Wer­bung für den Kauf des ab­ge­bil­de­ten und be­schrie­be­nen Fahr­zeug­mo­dells, weil der Ver­kehr den An­ga­ben der Be­klag­ten kon­klu­dent ent­nimmt, dass es ein Fahr­zeug wie das dort an­ge­prie­se­ne gibt und dass es ge­kauft wer­den kann. Auf den erst­mals in der Re­vi­si­ons­in­stanz ge­hal­te­nen und da­mit oh­ne­hin ge­mäß § 559 I ZPO un­be­acht­li­chen Vor­trag der Re­vi­si­on, der un­vor­ein­ge­nom­me­ne, durch­schnitt­lich in­for­mier­te und ver­stän­di­ge Adres­sat er­ken­ne je­den­falls aus den Sei­ten der Be­klag­ten im so­zia­len Netz­werk „Face­book“, dass die­se kei­ne Ver­trags­händ­le­rin, son­dern ei­ne freie Händ­le­rin sei, und er wis­se au­ßer­dem, dass Fahr­zeu­ge des glei­chen Mo­dells wie das in der Äu­ße­rung be­schrie­be­ne und ab­ge­bil­de­te Ex­em­plar sehr teu­er sei­en, nur in sehr ge­rin­gen Stück­zah­len als ex­klu­si­ves Lu­xus­gut her­ge­stellt wür­den und da­her nur in sel­te­nen Fäl­len bei ei­nem an­de­ren An­bie­ter als dem Her­stel­ler oder des­sen Ver­trags­händ­ler im Neu­zu­stand zu be­kom­men sei­en, kommt es nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen nicht an.

[32]   e) Aus den dar­ge­leg­ten Grün­den ist zu­dem die von der Be­klag­ten für re­le­vant ge­hal­te­ne Fra­ge un­er­heb­lich, ob das be­wor­be­ne Pkw-Mo­dell wenn nicht bei der Be­klag­ten, so doch zu­min­dest bei ei­nem an­de­ren Händ­ler zum Zeit­punkt der Wer­bung tat­säch­lich er­hält­lich war. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass Mo­del­le, die zum Zeit­punkt der Wer­bung von nie­man­dem (mehr) auf dem Markt neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen zum Kauf oder Lea­sing an­ge­bo­ten wer­den, oh­ne die Ver­brauchs- und Emis­si­ons­an­ga­ben mit den in § 5 Pkw-EnVKV be­zeich­ne­ten Mit­teln be­wor­ben wer­den dür­fen. Ei­ne ent­spre­chen­de ein­schrän­ken­de Aus­le­gung der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten fin­det im ei­gen­stän­dig ne­ben dem An­bie­ten auf die Al­ter­na­ti­ve der Wer­bung ab­stel­len­den Wort­laut der Be­stim­mun­gen ge­mäß § 1 I, § 5 I und II Pkw-EnVKV kei­ne trag­fä­hi­ge Grund­la­ge. Auch der Zweck der Ver­ord­nung spricht ge­gen die von der Re­vi­si­on ver­tre­te­ne ein­schrän­ken­de Aus­le­gung. Die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung weist mit Recht dar­auf hin, dass Ver­brau­cher durch auf ein be­stimm­tes Pkw-Mo­dell be­zo­ge­ne werb­li­che An­ga­ben zur Mo­tor­leis­tung oder den Be­schleu­ni­gungs­wer­ten oh­ne die gleich­zei­ti­ge Mit­tei­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs oder der CO2-Emis­sio­nen da­zu ver­an­lasst wer­den könn­ten, sich mit die­sem Mo­dell nä­her zu be­fas­sen und ei­ne Kauf­ent­schei­dung zu tref­fen. Soll­te sich spä­ter her­aus­stel­len, dass der Neu­wa­gen des be­wor­be­nen und vom Ver­brau­cher nun be­gehr­ten Mo­dells nicht (mehr) pro­du­ziert wird und auch sonst nicht (mehr) er­hält­lich ist, ist es na­he­lie­gend, dass die­ser Ver­brau­cher sich al­ter­na­tiv für ei­ne an­de­re Ver­si­on des be­wor­be­nen Typs oder für den Wa­gen ei­nes an­de­ren Mo­dells (et­wa ei­nes Nach­fol­ge­mo­dells) ent­schei­det, weil die­se ei­ne ver­gleich­ba­re Mo­tor­leis­tung wie das be­wor­be­ne Mo­dell auf­wei­sen. Da­mit hät­te die Wer­bung ih­ren Zweck er­füllt, oh­ne dass die Hin­wei­se auf den Kraft­stoff­ver­brauch und auf die Wer­te der CO2-Emis­sio­nen den Ver­brau­cher er­reicht hät­ten und von ihm bei sei­ner Kauf­ent­schei­dung be­rück­sich­tigt wor­den wä­ren.

[33]   f) Es ist nach al­le­dem aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­haup­tung der Be­klag­ten als wahr un­ter­stellt hat, dass der „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le“ in ei­ner li­mi­tier­ten Auf­la­ge von 1.000 Stück her­ge­stellt wor­den und zum Zeit­punkt der Wer­bung auf der Face­book-Sei­te der Be­klag­ten be­reits ver­grif­fen ge­we­sen sei. Auf die wei­te­re vom Be­ru­fungs­ge­richt in­so­weit ge­ge­be­ne Be­grün­dung und die da­ge­gen von der Re­vi­si­on er­ho­be­nen Rü­gen kommt es nicht mehr an.

[34]   C. Da­nach ist die Re­vi­si­on der Be­klag­ten mit der Kos­ten­fol­ge aus § 97 I ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

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