1. Die In­for­ma­ti­on über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Wei­se sei­ner et­wai­gen An­pas­sung nach Art. 247 § 3 I Nr. 11 EGBGB er­for­dert nicht die An­ga­be des zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den kon­kre­ten Pro­zent­sat­zes.
  2. Zu den An­ga­ben über das ein­zu­hal­ten­de Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB ge­hört nicht die In­for­ma­ti­on über das au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht des § 314 BGB, son­dern nur – so­weit ein­schlä­gig – die In­for­ma­ti­on über das Kün­di­gungs­recht ge­mäß § 500 I BGB.
  3. Wird der nach Art. 247 § 6 II 2 EGBGB mit­zu­tei­len­de pro Tag zu zah­len­de Zins­be­trag mit 0,00 € an­ge­ge­ben, ist die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on für den nor­mal in­for­mier­ten, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­men und ver­stän­di­gen Ver­brau­cher klar und ver­ständ­lich.
  4. Die nach Art. 247 § 7 I Nr. 3 EGBGB er­for­der­li­che In­for­ma­ti­on über die Be­rech­nungs­me­tho­de des An­spruchs auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ist klar und ver­ständ­lich, wenn der Dar­le­hens­ge­ber die für die Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung we­sent­li­chen Pa­ra­me­ter in gro­ben Zü­gen be­nennt.

BGH, Ur­teil vom 05.11.2019 – XI ZR 650/18

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs der auf Ab­schluss ei­nes Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung der Klä­ge­rin.

Die Klä­ge­rin er­warb im Mai 2016 ei­nen ge­brauch­ten BMW zum Kauf­preis von 22.250 €. Zur Fi­nan­zie­rung des über die ge­leis­te­te An­zah­lung von 3.000 € hin­aus­ge­hen­den Kauf­preis­teils schlos­sen die Par­tei­en mit Da­tum vom 10.05.2016 ei­nen Dar­le­hens­ver­trag über 19.250 € mit ei­nem ge­bun­de­nen Soll­zins­satz von 3,92 % p. a. und ei­ner Lauf­zeit von 36 Mo­na­ten. Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen soll­ten in 35 Mo­nats­ra­ten zu je­weils 253,39 € und ei­ner Ab­schluss­ra­te von 12.237,50 € er­bracht wer­den. In der auf Sei­te 8 des elf­sei­ti­gen Dar­le­hens­ver­trags ab­ge­druck­ten Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on heißt es un­ter der Über­schrift „Wi­der­rufs­fol­gen“:

„So­weit das Dar­le­hen be­reits aus­be­zahlt wur­de, ha­ben Sie es spä­tes­tens in­ner­halb von 30 Ta­gen zu­rück­zu­zah­len und für den Zeit­raum zwi­schen der Aus­zah­lung und der Rück­zah­lung des Dar­le­hens den ver­ein­bar­ten Soll­zins zu ent­rich­ten. Die Frist be­ginnt mit der Ab­sen­dung der Wi­der­rufs­er­klä­rung. Für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung ist bei voll­stän­di­ger In­an­spruch­nah­me des Dar­le­hens pro Tag ein Zins­be­trag in Hö­he von 0,00 Eu­ro zu zah­len. Die­ser Be­trag ver­rin­gert sich ent­spre­chend, wenn das Dar­le­hen nur teil­wei­se in An­spruch ge­nom­men wur­de.“

Die Sei­ten 1 bis 3 des Dar­le­hens­ver­trags ent­hal­ten ei­ne der Eu­ro­päi­schen Stan­dard­in­for­ma­ti­on für Ver­brau­cher­kre­di­te nach Art. 247 § 2 II EGBGB ent­spre­chen­de und auch als sol­che be­zeich­ne­te ta­bel­la­ri­sche Auf­stel­lung des we­sent­li­chen Ver­trags­in­halts. Dort heißt es in der Ru­brik „Be­schrei­bung der we­sent­li­chen Merk­ma­le des Kre­dits“ zu dem Punkt „Kre­dit­art“:

„Ra­ten­kre­dit mit gleich­blei­ben­den Mo­nats­ra­ten, er­höh­ter Schluss­ra­te und fes­tem Zins­satz.“

In der Ru­brik „Kre­dit­kos­ten“ heißt es zu dem Punkt „Kos­ten bei Zah­lungs­ver­zug“:

„Bei Zah­lungs­ver­zug wer­den Ih­nen die ge­setz­li­chen Ver­zugs­zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz pro Jahr so­wie ggf. Mahn-/Rück­last­schrift­ge­büh­ren ge­mäß dem Preis- und Leis­tungs­ver­zeich­nis des Kre­dit­ge­bers be­rech­net.“

Fer­ner fin­den sich in der Ru­brik „An­de­re wich­ti­ge recht­li­che As­pek­te“ zu dem Punkt „Dem Kre­dit­ge­ber steht bei vor­zei­ti­ger Rück­zah­lung ei­ne Ent­schä­di­gung zu“ die fol­gen­den drei Ab­sät­ze:

„Im Fal­le ei­ner vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung kann der Kre­dit­ge­ber gem. § 502 BGB ei­ne an­ge­mes­se­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung für den un­mit­tel­bar mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung zu­sam­men­hän­gen­den Scha­den ver­lan­gen.

Der Scha­den be­rech­net sich nach den vom Bun­des­ge­richts­hof vor­ge­schrie­be­nen fi­nanz­ma­the­ma­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen, die ins­be­son­de­re

  • ein zwi­schen­zeit­lich ver­än­der­tes Zins­ni­veau,
  • die für das Dar­le­hen ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Zah­lungs­strö­me,
  • den der Bank ent­gan­ge­nen Ge­winn,
  • die in­fol­ge der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung er­spar­ten Ri­si­ko- und Ver­wal­tungs­kos­ten be­rück­sich­ti­gen so­wie
  • nach dem mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung ver­bun­de­nen Ver­wal­tungs­auf­wand (Be­ar­bei­tungs­ent­gelt).

Die Ent­schä­di­gung be­trägt pau­schal 75 EUR, es sei denn, Sie wei­sen nach, dass dem Kre­dit­ge­ber kein oder nur ein ge­rin­ge­rer Scha­den ent­stan­den ist.

Die so er­rech­ne­te Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung wird je­doch, wenn sie hö­her ist, auf den nied­ri­ge­ren der bei­den fol­gen­den Be­trä­ge re­du­ziert:

  • 1 % bzw., wenn der Zeit­raum zwi­schen der vor­zei­ti­gen und der ver­ein­bar­ten Rück­zah­lung ein Jahr nicht über­steigt, 0,5 % des vor­zei­tig zu­rück­ge­zahl­ten Be­trags,
  • den Be­trag der Soll­zin­sen, den der Dar­le­hens­neh­mer in dem Zeit­raum zwi­schen der vor­zei­ti­gen und der ver­ein­bar­ten Rück­zah­lung ent­rich­tet hät­te.“

Auf Sei­te 4 des Dar­le­hens­ver­trags be­fin­det sich un­ter der Über­schrift „Wie kann der Dar­le­hens­ver­trag vor­zei­tig zu­rück­ge­zahlt bzw. ge­kün­digt wer­den?“ un­ter an­de­rem der Hin­weis:

„Sie ha­ben das Recht, den Kre­dit je­der­zeit ganz oder teil­wei­se vor­zei­tig zu­rück­zu­zah­len. Der Bank steht bei vor­zei­ti­ger Rück­zah­lung ei­ne Ent­schä­di­gung zu, die in den ‚Eu­ro­päi­schen Stan­dard­in­for­ma­tio­nen für Ver­brau­cher­kre­di­te‘ be­schrie­ben ist.

Dar­über hin­aus kön­nen bei­de Par­tei­en den Ver­trag aus wich­ti­gem Grund kün­di­gen.
Wenn Sie Ver­brau­cher sind, steht Ih­nen zu­dem ein frist­lo­ses Kün­di­gungs­recht zu, wenn die Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung der Bank nicht ord­nungs­ge­mäß er­folgt ist und die üb­ri­gen Vor­aus­set­zun­gen des § 505d BGB er­füllt sind.“

Be­stand­teil des Dar­le­hens­ver­trags wa­ren fer­ner die All­ge­mei­nen Dar­le­hens­be­din­gun­gen (Stand 03/2016) der Be­klag­ten, die un­ter an­de­rem fol­gen­de Klau­seln ent­hiel­ten:

„4.4 Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund
Das Recht des Dar­le­hens­neh­mers/Mit­dar­le­hens­neh­mers zur Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund bleibt un­be­rührt. Zu­dem steht dem Dar­le­hens­neh­mer/Mit­dar­le­hens­neh­mer, der Ver­brau­cher ist, ein frist­lo­ses Kün­di­gungs­recht zu, wenn die Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung der Bank nicht ord­nungs­ge­mäß er­folgt ist und die üb­ri­gen Vor­aus­set­zun­gen des § 505d BGB er­füllt sind. Die Kün­di­gung be­darf der Text­form.“

„10.3 Auf­rech­nung durch Dar­le­hens­neh­mer/Mit­dar­le­hens­neh­mer
Ge­gen An­sprü­che der Bank kann der Dar­le­hens­neh­mer/Mit­dar­le­hens­neh­mer nur dann auf­rech­nen, wenn die Ge­gen­for­de­rung des Dar­le­hens­neh­mers/Mit­dar­le­hens­neh­mers un­be­strit­ten ist oder ein rechts­kräf­ti­ger Ti­tel vor­liegt. …“

Mit Schrei­ben vom 26.06.2017 er­klär­te die Klä­ge­rin den Wi­der­ruf ih­rer auf den Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung.

Mit der Kla­ge hat die Klä­ge­rin be­an­tragt (1.) fest­zu­stel­len, dass auf­grund des wirk­sam er­folg­ten Wi­der­rufs das Dar­le­hens­ver­hält­nis be­en­det ist und die Be­klag­te aus dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Dar­le­hens­ver­trag kei­ne Rech­te – ins­be­son­de­re kei­nen An­spruch auf Zah­lung der Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen – (mehr) her­lei­ten kann, (2.) die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie ei­nen Be­trag in Hö­he von 5.904,68 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zu zah­len, (3.) fest­zu­stel­len, dass sich die Be­klag­te mit der Ent­ge­gen­nah­me des vor­be­zeich­ne­ten Kraft­fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­det, (4.) die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die si­che­rungs­hal­ber ab­ge­tre­te­nen Lohn- und Ge­halts­an­sprü­che Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs rück­ab­zu­tre­ten, und (5.) die Be­klag­te zur Zah­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten nebst Zin­sen zu ver­ur­tei­len.

Die Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen er­folg­los ge­blie­ben. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, mit der sie ihr Be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te eben­falls kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [11]   Die Re­vi­si­on ist un­be­grün­det.

[12]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung (OLG Köln, Urt. v. 29.11.2018 – 24 U 56/18, ju­ris) im We­sent­li­chen wie folgt be­grün­det:

[13]   Die Klä­ge­rin ha­be ih­re auf Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung nicht wirk­sam wi­der­ru­fen. Der Wi­der­ruf sei ver­fris­tet, weil die ihr er­teil­te Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on in­halt­lich nicht zu be­an­stan­den sei. Die der Klä­ge­rin er­teil­te Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on ha­be dem ge­setz­li­chen Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB ent­spro­chen. Dass die Be­klag­te den Zins­be­trag, der für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung bei voll­stän­di­ger In­an­spruch­nah­me des Dar­le­hens pro Tag zu zah­len sei, mit 0,00 € an­ge­ge­ben ha­be, ma­che die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on we­der feh­ler­haft noch un­deut­lich. Der Ver­brau­cher kön­ne dies nur da­hin ver­ste­hen, dass im Fal­le des Wi­der­rufs für den oben ge­nann­ten Zeit­raum kei­ne Zin­sen er­ho­ben wür­den.

[14]   Die der Klä­ge­rin er­teil­ten In­for­ma­tio­nen ge­nüg­ten dar­über hin­aus auch den Vor­ga­ben des Art. 247 § 6 I EGBGB. Ins­be­son­de­re ent­hal­te der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag die nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB er­for­der­li­chen An­ga­ben zu dem ein­zu­hal­ten­den Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags. Auf die Fra­ge, ob bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen auch auf die Mög­lich­keit der Kün­di­gung nach § 314 BGB hin­zu­wei­sen sei, kom­me es vor­lie­gend nicht an, weil die Be­klag­te in den Dar­le­hens­un­ter­la­gen wenn auch oh­ne Nen­nung der Norm dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass bei­de Par­tei­en den Dar­le­hens­ver­trag aus wich­ti­gem Grund kün­di­gen könn­ten. Im Üb­ri­gen müs­se über das au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht des § 314 BGB nicht be­lehrt wer­den. So­weit in Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung un­ter Be­ru­fung auf die Ge­set­zes­be­grün­dung (BT-Drs. 16/11643, S. 128) Ge­gen­tei­li­ges ver­tre­ten wer­de, ste­he dies mit der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie nicht in Ein­klang, weil die­se ei­ne sol­che Pflicht we­der nach ih­rem Wort­laut noch nach ih­rem Zweck vor­se­he.

[15]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin ent­sprä­chen die von der Be­klag­ten er­teil­ten In­for­ma­tio­nen zu den Vor­aus­set­zun­gen und der Be­rech­nungs­me­tho­de für den An­spruch auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung den An­for­de­run­gen des Art. 247 § 7 I Nr. 3 EGBGB. Die Be­zug­nah­me auf die „vom Bun­des­ge­richts­hof vor­ge­schrie­be­nen fi­nanz­ma­the­ma­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen“ sei aus­rei­chend, wenn zu­gleich – wie hier ge­sche­hen – maß­geb­li­che Kri­te­ri­en für ei­ne Ober­gren­ze an­ge­ge­ben wür­den. Die von der Be­klag­ten er­teil­te In­for­ma­ti­on wer­de auch nicht da­durch un­ver­ständ­lich, dass die Be­klag­te – um § 502 III BGB ge­recht zu wer­den – wei­ter mit­ge­teilt ha­be, die „so er­rech­ne­te Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung“ wer­de je­doch, wenn sie hö­her sei, nach nä­her be­schrie­be­nen Maß­ga­ben re­du­ziert. Selbst wenn die­ser letz­te Ab­satz der In­for­ma­ti­on nicht hin­rei­chend ver­ständ­lich wä­re, folg­te hier­aus kein Wi­der­rufs­recht. Zwar er­ge­be sich aus § 502 II Nr. 2 BGB kei­ne ei­ge­ne, das Wi­der­rufs­recht mo­di­fi­zie­ren­de Rechts­fol­ge. Dass dem Ver­brau­cher im Fal­le von feh­len­den oder feh­ler­haf­ten An­ga­ben zur Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung kein „ewi­ges Wi­der­rufs­recht“ zu­ste­he, fol­ge aber aus ei­ner te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on des § 356b BGB. Da der An­spruch auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung bei feh­ler­haf­ten oder feh­len­den An­ga­ben über de­ren Be­rech­nung ge­mäß § 502 II Nr. 2 BGB aus­ge­schlos­sen sei und auch durch ei­ne Nach­ho­lung der Pflicht­an­ga­ben nicht wie­der be­grün­det wer­den kön­ne, er­for­de­re der Zweck die­ser Vor­schrif­ten dar­über hin­aus kei­ne Ver­län­ge­rung der Wi­der­rufs­frist.

[16]   II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[17]   Die Klä­ge­rin hat den streit­ge­gen­ständ­li­chen, ge­mäß § 358 III BGB mit ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ver­bun­de­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag nicht wirk­sam wi­der­ru­fen. Aus die­sem Grund be­darf die Zu­läs­sig­keit der auf Fest­stel­lung ge­rich­te­ten An­trä­ge kei­ner Er­ör­te­rung (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.04.2018 – XI ZR 446/16, WM 2018, 1358 Rn. 27 m. w. Nachw.; Urt. v. 26.03.2019 – XI ZR 321/17, ju­ris Rn. 14).

[18]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­mäß § 495 I BGB i. V. mit § 355 BGB ein Wi­der­rufs­recht zu­stand und die Wi­der­rufs­frist nicht be­gann, be­vor die Klä­ge­rin die Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB er­hal­ten hat­te.

[19]   2. Zu den Pflicht­an­ga­ben ge­hört nach § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 II EGBGB die Er­tei­lung ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on. Dem ist die Be­klag­te nach­ge­kom­men. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat sie ih­re aus § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 II 1 und II 2 EGBGB re­sul­tie­ren­de Ver­pflich­tung, klar und ver­ständ­lich über das nach § 495 BGB be­ste­hen­de Wi­der­rufs­recht zu in­for­mie­ren, er­füllt.

[20]   a) Nach Art. 247 § 6 II 1 EGBGB muss im Fal­le des Be­ste­hens ei­nes Wi­der­rufs­rechts nach § 495 BGB ein Hin­weis auf die Ver­pflich­tung des Dar­le­hens­neh­mers ent­hal­ten sein, ein be­reits aus­be­zahl­tes Dar­le­hen zu­rück­zu­zah­len und Zin­sen zu ver­gü­ten. Nach Art. 247 § 6 II 2 EGBGB ist der pro Tag zu zah­len­de Zins­be­trag an­zu­ge­ben. Mit die­sen In­for­ma­ti­ons­pflich­ten hat der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber die Vor­ga­ben aus Art. 10 II lit. p der Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes (ABl. 2008 L 133, 66; Be­rich­ti­gun­gen ABl. 2009 L 207, 14, ABl. 2010 L 199, 40 und ABl. 2011 L 234, 46, nach­fol­gend: Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) um­ge­setzt. Die Hin­weis­pflich­ten be­zie­hen sich auf die sich aus § 357a III 1 BGB er­ge­ben­de Rechts­fol­ge, der Art. 14 III lit. b Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie zu­grun­de liegt. Un­ter den „zu ver­gü­ten­den Zin­sen“, über die nach Art. 247 § 6 II 1 und II 2 EGBGB un­ter zu­sätz­li­cher An­ga­be des pro Tag zu zah­len­den Zins­be­trags zu in­for­mie­ren ist, ist mit­hin der „ver­ein­bar­te Soll­zins“ i. S. des § 357a III 1 BGB zu ver­ste­hen.

[21]   b) Über die­se Rechts­la­ge hat die Be­klag­te klar und ver­ständ­lich in­for­miert. Die Ge­stal­tung der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on er­mög­lich­te es ei­nem nor­mal in­for­mier­ten, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­men und ver­stän­di­gen Ver­brau­cher, auf den ab­zu­stel­len ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.02.2016 – XI ZR 101/15, BGHZ 209, 86 Rn. 32 ff.; Urt. v. 22.11.2016 – XI ZR 434/15, BGHZ 213, 52 Rn. 14; Urt. v. 04.07.2017 – XI ZR 741/16, WM 2017, 1602 Rn. 27; EuGH, Urt. v. 11.09.2019 – C-143/18, ECLI:EU:C:2019:701 = WM 2019, 1919 Rn. 54 – Ro­ma­no), ab­zu­se­hen, ob über­haupt und wenn ja in wel­cher Hö­he im Fal­le des Wi­der­rufs für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens Soll­zin­sen zu zah­len sind. Die dies­be­züg­li­chen An­ga­ben sind un­miss­ver­ständ­lich und für den Ver­brau­cher ein­deu­tig (für ei­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on wie die vor­lie­gen­de eben­so OLG Bam­berg, Beschl. v. 28.03.2018 – 8 U 7/18, n. v.; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.06.2019 – 17 U 158/18, ju­ris Rn. 53 f.; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 26.07.2019 – 24 U 230/18, ju­ris Rn. 17 f.; OLG Ham­burg, Urt. v. 11.10.2017 – 13 U 334/16, ju­ris Rn. 20 ff.; OLG Mün­chen, Beschl. v. 30.07.2018 – 17 U 1469/18, BeckRS 2018, 30388 Rn. 5; OLG Stutt­gart, Urt. v. 28.05.2019 – 6 U 78/18, WM 2019, 1160 Rn. 56 ff.; a. A. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.05.2019 – 9 U 77/18, ju­ris Rn. 26 ff.; All­men­din­ger, EWiR 2019, 355, 356).

[22]   aa) Satz 1 der In­for­ma­ti­on über die „Wi­der­rufs­fol­gen“ stellt abs­trakt dar, dass der Ver­brau­cher im Fal­le des Wi­der­rufs für den Zeit­raum zwi­schen der Aus­zah­lung und der Rück­zah­lung des Dar­le­hens den „ver­ein­bar­ten Soll­zins“ zu ent­rich­ten hat. Dar­un­ter ist im Aus­gangs­punkt der im Dar­le­hens­ver­trag ver­ein­bar­te Ver­trags­zins zu ver­ste­hen. Satz 2 er­läu­tert den Frist­be­ginn. In Satz 3 wird der für den kon­kre­ten Dar­le­hens­ver­trag pro Tag zu zah­len­de Zins­be­trag ge­nau be­zif­fert. Der ab­schlie­ßen­de Satz 4 der „Wi­der­rufs­fol­gen“ ent­hält die wie­der­um abs­trak­te In­for­ma­ti­on, dass sich der Zins­be­trag ver­rin­gert, wenn das Dar­le­hen nur teil­wei­se in An­spruch ge­nom­men wird.

[23]   bb) Für ei­nen nor­mal in­for­mier­ten, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­men und ver­stän­di­gen Ver­brau­cher er­gibt sich aus die­ser In­for­ma­ti­on hin­rei­chend klar und ein­deu­tig, dass er im Fal­le des Wi­der­rufs für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu zah­len hat. In­so­weit nimmt der ver­stän­di­ge Ver­brau­cher in den Blick, dass ei­ne Bank das Mus­ter für ei­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on für Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­ge für ver­schie­de­ne Ar­ten fi­nan­zier­ter Ge­schäf­te ein­heit­lich ge­stal­tet, oh­ne dass sol­che „Sam­mel­be­leh­run­gen“ per se un­deut­lich und un­wirk­sam sind (vgl. Se­nat, Urt. v. 21.02.2017 – XI ZR 467/15, WM 2017, 906 Rn. 51 f.; Urt. v. 24.07.2018 – XI ZR 305/16, BKR 2019, 29 Rn. 15). Die Sät­ze 1 und 2 der In­for­ma­ti­on über die „Wi­der­rufs­fol­gen“ ent­hal­ten er­sicht­lich – wie auch über­wie­gend die wei­te­ren An­ga­ben in der mit dem ge­setz­li­chen Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB über­ein­stim­men­den Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on der Be­klag­ten – nur die abs­trak­te Wie­der­ga­be der sich aus dem Ge­setz er­ge­ben­den Rechts­la­ge. Für den Dar­le­hens­neh­mer be­deut­sam und ein­deu­tig ist die kon­kre­te Be­zif­fe­rung des für „sei­nen“ Dar­le­hens­ver­trag pro Tag zu zah­len­den Zins­be­trags, der hier mit 0,00 € an­ge­ge­ben ist. Durch den ab­schlie­ßen­den Satz 4 wird die­se ein­deu­ti­ge An­ga­be nicht miss­ver­ständ­lich. Der ver­stän­di­ge Ver­brau­cher er­kennt oh­ne Wei­te­res, dass er – was ge­gen­tei­lig aus Satz 4 fol­gen wür­de – we­ni­ger als 0 € nicht zah­len kann. Auf­grund des­sen misst er die­sem Satz zu Recht kei­ne Be­deu­tung für sei­nen Dar­le­hens­ver­trag bei. Viel­mehr ver­steht er die kon­kre­te An­ga­be des zu zah­len­den Zins­be­trags mit 0,00 € da­hin, dass die fi­nan­zie­ren­de Bank auf ih­ren et­wai­gen Zins­an­spruch ver­zich­tet. Dem­ge­gen­über sieht der nor­mal in­for­mier­te, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­me und ver­stän­di­ge Ver­brau­cher es als fern­lie­gend an, dass es sich bei der An­ga­be des zu zah­len­den Zins­be­trags in Satz 3 der In­for­ma­ti­on über die „Wi­der­rufs­fol­gen“ um ei­nen Ein­tra­gungs- oder Be­rech­nungs­feh­ler der Be­klag­ten han­delt.

[24]   cc) Der Ver­zicht der Be­klag­ten auf ei­nen et­wai­gen ihr nach § 357a III 1 BGB zu­ste­hen­den Zins­an­spruch lässt die Ord­nungs­ge­mäß­heit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on un­be­rührt.

[25]   Die An­ga­be des zu zah­len­den Zins­be­trags in Satz 3 der In­for­ma­ti­on über die „Wi­der­rufs­fol­gen“ mit 0,00 € ist Teil der vor­for­mu­lier­ten Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on, die der Se­nat selbst dar­auf­hin un­ter­su­chen kann, wel­che Be­deu­tung ihr aus der Sicht des üb­li­cher­wei­se an­ge­spro­che­nen Kun­den­krei­ses un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen zu­kommt (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.01.2009 – XI ZR 118/08, WM 2009, 350 Rn. 16; Urt. v. 22.11.2016 – XI ZR 434/15, BGHZ 213, 52 Rn. 30). Sie ent­hält den An­trag, den et­wai­gen Zins­an­spruch der Be­klag­ten aus § 357a III 1 BGB, der dem Grun­de nach in Satz 1 der In­for­ma­ti­on über die „Wi­der­rufs­fol­gen“ wie­der­ge­ge­ben wird, auf ver­trag­li­cher Grund­la­ge ent­fal­len zu las­sen. Die­ses – weil ihr güns­tig un­be­denk­li­che – An­ge­bot hat die Klä­ge­rin durch Un­ter­zeich­nung des Dar­le­hens­ver­trags an­ge­nom­men (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.11.2016 – XI ZR 434/15, BGHZ 213, 52 Rn. 31). Nach § 361 II 1 BGB darf von den halb­zwin­gen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen über die Wi­der­rufs­fol­gen zu­guns­ten des Ver­brau­chers ab­ge­wi­chen wer­den (Se­nat, Urt. v. 20.03.2018 – XI ZR 309/16, BGHZ 218, 132 Rn. 18 m. w. Nachw.). Dass der Ab­schluss des Ver­zichts­ver­trags und die In­for­ma­ti­on hier­über in ei­nem Akt zu­sam­men­fal­len, be­rührt die Ord­nungs­mä­ßig­keit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on nicht (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.01.2009 – XI ZR 118/08, WM 2009, 350 Rn. 16; Urt. v. 22.11.2016 – XI ZR 434/15, BGHZ 213, 52 Rn. 31).

[26]   3. Ge­mäß § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB ge­hört zu den vor­ge­schrie­be­nen Pflicht­an­ga­ben, von de­ren Er­tei­lung der Be­ginn der Wi­der­rufs­frist ab­hängt, auch das „ein­zu­hal­ten­de Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags“. Des­sen be­durf­te es hier aber nicht.

[27]   a) Nach ei­ner auf den Re­gie­rungs­ent­wurf (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 128) zu­rück­ge­hen­den Auf­fas­sung in In­stanz­recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ist der Dar­le­hens­neh­mer je­den­falls bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen auch über das Recht zur au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung nach § 314 BGB zu in­for­mie­ren (vgl. Nobbe, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 14. Aufl., § 492 Rn. 9; So­er­gel/Sei­fert, BGB, 13. Aufl., § 492 Rn. 29; BeckOGK/Knops, Stand: 01.08.2019, § 492 BGB Rn. 20; Er­man/Nietsch, BGB, 15. Aufl., § 492 Rn. 14; ju­risPK-BGB/Schwin­tow­ski, 8. Aufl., § 492 Rn. 20; je­weils für Im­mo­bi­li­ar­dar­le­hens­ver­trä­ge: OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 11.04.2017 – 25 U 110/16, ju­ris Rn. 35; OLG Hamm, Urt. v. 11.09.2017 – 31 U 27/16, ju­ris Rn. 56; OLG Köln, Urt. v. 30.11.2016 – 13 U 285/15, ju­ris Rn. 23).

[28]   Nach der vom Be­ru­fungs­ge­richt ver­tre­te­nen Ge­gen­auf­fas­sung muss über die Kün­di­gungs­mög­lich­keit nach § 314 BGB bei be­fris­te­ten Ver­trä­gen nicht un­ter­rich­tet wer­den (eben­so OLG Stutt­gart, Urt. v. 28.05.2019 – 6 U 78/18, WM 2019, 1160 Rn. 72 ff.; Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 492 Rn. 46; MünchKomm-BGB/Schürn­brand/We­ber, 8. Aufl., § 492 Rn. 27; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 78. Aufl., Art. 247 § 6 EGBGB Rn. 3; Edel­mann, WuB 2018, 429, 430 f.; Her­res­thal, ZIP 2018, 753, 755 ff.; Ro­sen­kranz, BKR 2019, 469, 473 f.; Schön, BB 2018, 2115, 2116 f.).

[29]   b) Zu­tref­fend ist die letzt­ge­nann­te Auf­fas­sung.

[30]   aa) Zwar ist in der Be­grün­dung zum Re­gie­rungs­ent­wurf aus­ge­führt, dass bei Art. 247 § 6 I Nr. 5 EGBGB a.F. (nun­mehr Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB) „ins­be­son­de­re die Be­stim­mung des § 500 BGB-E zu be­ach­ten“ sei und bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen „zu­min­dest dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den [müs­se], dass ei­ne Kün­di­gung nach § 314 BGB mög­lich ist“ (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 128). Dies hat aber im Ge­setz kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den. Für die Aus­le­gung ei­ner Ge­set­zes­vor­schrift ist je­doch der in die­ser zum Aus­druck kom­men­de ob­jek­ti­vier­te Wil­le des Ge­setz­ge­bers maß­geb­lich, so wie er sich aus dem Wort­laut der Ge­set­zes­be­stim­mung und dem Sinn­zu­sam­men­hang er­gibt, in den die­se hin­ein­ge­stellt ist (vgl. BGH, Urt. v. 06.06.2019 – I ZR 67/18, WM 2019, 1608 Rn. 66 m. w. Nachw.).

[31]   bb) Der Wort­laut des Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB gibt für das von der Ge­set­zes­be­grün­dung an­ge­tra­ge­ne Re­ge­lungs­kon­zept, bei un­be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen sei „ins­be­son­de­re“ über das ver­brau­cher­dar­le­hens­spe­zi­fi­sche Kün­di­gungs­recht des § 500 I BGB und bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen „zu­min­dest“ über das sich aus § 314 BGB er­ge­ben­de Kün­di­gungs­recht des all­ge­mei­nen Schuld­rechts zu be­leh­ren, nichts her. Die sich auf die Ge­set­zes­be­grün­dung stüt­zen­de Auf­fas­sung lässt fer­ner un­be­rück­sich­tigt, dass bei All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen je nach Ver­trags­in­halt ne­ben den ge­nann­ten Kün­di­gungs­rech­ten wei­te­re Kün­di­gungs­tat­be­stän­de ein­schlä­gig sind, so für den Dar­le­hens­neh­mer das nach § 494 VI 1 BGB (je­der­zei­ti­ges Kün­di­gungs­recht bei un­zu­rei­chen­den Pflicht­an­ga­ben), das nach § 505d I 3 BGB (frist­lo­ses Kün­di­gungs­recht bei un­zu­rei­chen­der Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung) oder das nach § 490 III BGB i. V. mit § 313 III 2 BGB (Kün­di­gungs­recht bei Stö­rung der Ge­schäfts­grund­la­ge). Da­ne­ben kom­men das Kün­di­gungs­recht aus § 489 II BGB (or­dent­li­ches Kün­di­gungs­recht bei Dar­le­hens­ver­trä­gen mit ver­än­der­li­chem Zins­satz) so­wie je­den­falls bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen mit ge­bun­de­nem Soll­zins­satz die Kün­di­gungs­rech­te aus § 489 I Nr. 1 und Nr. 2 BGB in Be­tracht.

[32]   cc) An­ge­sichts des of­fe­nen Wort­lauts der Norm und der Viel­zahl der in Be­tracht kom­men­den Kün­di­gungs­rech­te lässt sich die Fra­ge nach der Reich­wei­te der In­for­ma­ti­ons­pflicht nicht sinn­voll auf die ver­meint­li­che Al­ter­na­ti­ve zwi­schen § 500 I BGB bei un­be­fris­te­ten All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen ei­ner­seits und § 314 BGB bei be­fris­te­ten All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen an­de­rer­seits ver­en­gen. Es ist nicht ein­sich­tig, wes­halb (nur) bei be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen „zu­min­dest“ ei­ne In­for­ma­ti­on über das sich aus § 314 BGB er­ge­ben­de Kün­di­gungs­recht ge­schul­det sein soll­te, nicht aber über das in § 490 III BGB gleich­ran­gig ge­nann­te Kün­di­gungs­recht aus § 313 III 2 BGB, zu­mal bei­de Kün­di­gungs­rech­te auch bei un­be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen An­wen­dung fin­den.

[33]   Zu­tref­fend ist des­halb – mit dem Wort­laut des Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB ver­ein­bar – der Dar­le­hens­neh­mer nicht über sämt­li­che Kün­di­gungs­mög­lich­kei­ten, die das na­tio­na­le Recht kennt, zu in­for­mie­ren (so aber ju­risPK-BGB/Schwin­tow­ski, a. a. O., § 492 Rn. 20.1; Merz/Wit­tig, in: Küm­pel/Mül­bert/Früh/Sey­fried, Bank- und Ka­pi­tal­markt­recht, 5. Aufl., Rn. 5.203; ein­schrän­kend Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, a. a. O., § 492 Rn. 46: al­le bei „re­gu­lä­rem Ver­trags­ver­lauf“ in Be­tracht kom­men­den Kün­di­gungs­rech­te), son­dern die In­for­ma­ti­ons­pflicht des Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB hin­sicht­lich der dem Dar­le­hens­neh­mer zu­ste­hen­den Kün­di­gungs­rech­te nach Sys­te­ma­tik, Sinn und Zweck auf das nur bei un­be­fris­te­ten Dar­le­hens­ver­trä­gen an­wend­ba­re ver­brau­cher­dar­le­hens­spe­zi­fi­sche Kün­di­gungs­recht aus § 500 I BGB be­schränkt.

[34]   (1) Ei­ne er­schöp­fen­de Auf­füh­rung al­ler auch nur theo­re­tisch in Be­tracht kom­men­der Kün­di­gungs­rech­te trägt zur an­ge­streb­ten „Klar­heit“ und „Ver­ständ­lich­keit“ bzw. „Prä­gnanz“ der Pflicht­in­for­ma­tio­nen we­nig bei. Ent­spre­chen­des gilt auch für die Dar­stel­lung, wann ein zur Kün­di­gung be­rech­ti­gen­der wich­ti­ger Grund nach § 314 BGB vor­liegt. Dies lässt sich kaum sinn­voll ge­ne­ra­li­sie­rend um­rei­ßen, weil sich dies – was der Ge­set­zes­wort­laut zeigt – nur un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls und un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen be­stim­men lässt. Die An­ga­ben müss­ten sich ent­we­der in ka­su­is­ti­schen auf die kon­kre­te Ver­trags­si­tua­ti­on re­gel­mä­ßig nicht über­trag­ba­ren Ein­zel­fall­bei­spie­len ver­lie­ren oder es bei der Wie­der­ga­be des abs­trak­ten Ge­set­zes­tex­tes be­wen­den las­sen.

[35]   (2) In sys­te­ma­ti­scher Hin­sicht ist zu be­ach­ten, dass Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB in ei­nen en­gen Zu­sam­men­hang mit § 494 I, VI 1 BGB und § 502 II Nr. 2 BGB ein­ge­bet­tet ist. Die­se Nor­men knüp­fen sämt­lich (auch) an die un­ter­blie­be­ne oder un­zu­rei­chen­de Er­tei­lung der Pflicht­an­ga­be nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB an und lei­ten hier­aus den Dar­le­hens­ge­ber tref­fen­de Sank­tio­nen ab, na­ment­lich die Nich­tig­keit des Dar­le­hens­ver­trags (§ 494 I BGB), ein je­der­zei­ti­ges frist­lo­ses Kün­di­gungs­recht (§ 494 VI 1 BGB) und den Aus­schluss des An­spruchs auf ei­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung (§ 502 II Nr. 2 BGB).

[36]   Aus dem sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang zwi­schen der In­for­ma­ti­ons­pflicht und den auf ih­re Ver­let­zung be­zo­ge­nen Sank­ti­ons­nor­men er­gibt sich zu­nächst, dass § 494 VI 1 BGB, so­weit die Norm die Kün­di­gungs­be­fug­nis an „feh­len­de An­ga­ben […] zum Kün­di­gungs­recht“ an­knüpft, nicht auf sich selbst ver­weist. Er­for­der­te das Ge­setz näm­lich bei ei­ner im Üb­ri­gen voll­stän­di­gen Pflicht­in­for­ma­ti­on zu­sätz­lich An­ga­ben über das Kün­di­gungs­recht aus § 494 VI 1 BGB, wä­re über ein Recht zu un­ter­rich­ten, das im Fal­le ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen In­for­ma­ti­on nie­mals zum Tra­gen kom­men könn­te. Schon dies be­legt, dass ei­ne In­for­ma­ti­on über „sämt­li­che Kün­di­gungs­mög­lich­kei­ten, die das na­tio­na­le Recht kennt“, nicht ge­bo­ten sein kann. Dem ent­spricht, dass der Wort­laut des § 502 II Nr. 2 BGB, bei dem es sich um ei­ne zu­sätz­li­che Sank­ti­on i. S. des Art. 23 Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie han­delt (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 88), im Sin­gu­lar le­dig­lich An­ga­ben über ein Kün­di­gungs­recht („das Kün­di­gungs­recht“) und nicht ei­ne Mehr­zahl von Kün­di­gungs­rech­ten vor­aus­setzt. Glei­ches gilt für den Wort­laut des § 494 VI 1 BGB. Vor al­lem aber knüpft die Sank­ti­ons­norm des § 502 II Nr. 2 BGB nur an die Vor­schrift des § 500 BGB an, so­dass sich auch die zu­grun­de lie­gen­de In­for­ma­ti­ons­pflicht des Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB nur dar­auf be­zie­hen kann.

[37]   (3) Die vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen wer­den durch die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB be­stä­tigt. Mit der In­for­ma­ti­ons­pflicht aus Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB hat der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber die Richt­li­ni­en­vor­ga­ben aus Art. 10 II lit. s Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie um­set­zen wol­len, wo­nach der Ver­brau­cher in „kla­rer, prä­gnan­ter“ Form über „die ein­zu­hal­ten­den Mo­da­li­tä­ten bei der Aus­übung des Rechts auf Kün­di­gung des Kre­dit­ver­tra­ges zu in­for­mie­ren ist“ (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 128). Das ein­zi­ge in der Richt­li­nie vor­ge­se­he­ne Kün­di­gungs­recht ist je­nes aus Art. 13 I Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, wel­ches durch § 500 I BGB in deut­sches Recht um­ge­setzt wur­de.

[38]   (4) Die­se Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts steht mit der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie im Ein­klang. Die­se er­for­dert kei­ne An­ga­ben über al­le nach na­tio­na­lem Recht in Be­tracht kom­men­den Kün­di­gungs­tat­be­stän­de, die zu­läs­si­ger­wei­se (vgl. Er­wä­gungs­grund 33 Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) oh­ne uni­ons­recht­li­ches Vor­bild in den na­tio­na­len Rechts­ord­nun­gen der Mit­glied­staa­ten ent­hal­ten sind. In Art. 10 II lit. s Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ist von ei­nem be­stimm­ten Kün­di­gungs­recht, über das An­ga­ben zu ma­chen sind, die Re­de („bei der Aus­übung des Rechts auf Kün­di­gung des Kre­dit­ver­tra­ges“), nicht aber von ei­ner Mehr­zahl (denk­ba­rer) Kün­di­gungs­rech­te. Eben­so liegt es in an­de­ren Sprach­fas­sun­gen (Eng­lisch: „the right of ter­mi­na­ti­on of the credit agree­ment“; Fran­zö­sisch: „le droit de rési­lia­ti­on du con­trat de crédit“). Dem­ge­gen­über hat der Richt­li­ni­en­ge­ber in Er­wä­gungs­grund 33 ei­ne Mehr­zahl na­tio­na­ler Kün­di­gungs­rech­te adres­siert („die Rech­te der Ver­trags­par­tei­en, den Kre­dit­ver­trag auf­grund ei­nes Ver­trags­bruchs zu be­en­den“; Eng­lisch: „the rights of the contrac­ting par­ties to ter­mi­na­te the credit agree­ment on the ba­sis of a breach of contract“; Fran­zö­sisch: „les droits des par­ties contrac­tan­tes de rési­lier le con­trat de crédit sur la ba­se d'une in­exécu­ti­on du con­trat“). Hat aber der Richt­li­ni­en­ge­ber die In­for­ma­ti­ons­pflicht sprach­lich le­dig­lich auf „ein“ Kün­di­gungs­recht, näm­lich – wie der sys­te­ma­ti­sche Zu­sam­men­hang na­he­legt – nur je­nes aus Art. 13 der Richt­li­nie, be­zo­gen, er­laubt dies den Rück­schluss, dass die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie An­ga­ben be­tref­fend wei­te­rer Kün­di­gungs­rech­te je­den­falls nicht for­dert.

[39]   c) Die in Num­mer 4.4 der All­ge­mei­nen Dar­le­hens­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ent­hal­te­ne An­ord­nung der Text­form für die Kün­di­gungs­er­klä­rung des Ver­brau­chers nach § 505d I 3 BGB ist in­so­weit un­schäd­lich. Die­se Klau­sel be­zieht sich le­dig­lich auf die Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund, über de­ren Ver­fah­ren – wie dar­ge­legt – nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 5 EGBGB nicht in­for­miert wer­den muss.

[40]   4. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat die Be­klag­te auch die er­for­der­li­che Pflicht­an­ga­be ge­mäß § 492 II BGB i. V. mit Art. 247 § 7 I Nr. 3 EGBGB zu den Vor­aus­set­zun­gen und der Be­rech­nungs­me­tho­de für den An­spruch auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ord­nungs­ge­mäß er­teilt.

[41]   a) Nach die­sen Vor­schrif­ten ge­hört zu den vor­ge­schrie­be­nen Pflicht­an­ga­ben, von de­ren Er­tei­lung der Be­ginn der Wi­der­rufs­frist ab­hängt, die Be­rech­nungs­me­tho­de des An­spruchs auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung, so­weit der Dar­le­hens­ge­ber be­ab­sich­tigt, die­sen An­spruch gel­tend zu ma­chen, falls der Dar­le­hens­neh­mer das Dar­le­hen vor­zei­tig zu­rück­zahlt. Hier­mit hat der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber Art. 10 II lit. r Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie um­ge­setzt, wo­nach in „kla­rer, prä­gnan­ter Form“ im Kre­dit­ver­trag „das Recht auf vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung, das Ver­fah­ren bei vor­zei­ti­ger Rück­zah­lung und ge­ge­be­nen­falls In­for­ma­tio­nen zum An­spruch des Kre­dit­ge­bers auf Ent­schä­di­gung so­wie zur Art der Be­rech­nung die­ser Ent­schä­di­gung“ an­zu­ge­ben sind.

[42]   Die Reich­wei­te der In­for­ma­ti­ons­pflicht fin­det ih­ren Aus­gangs- und Be­zugs­punkt in den ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­ga­ben zur Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung. § 502 I 1 BGB be­stimmt, dass der Dar­le­hens­ge­ber im Fal­le der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung ei­ne an­ge­mes­se­ne Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung für den un­mit­tel­bar mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung zu­sam­men­hän­gen­den Scha­den ver­lan­gen kann, wenn der Dar­le­hens­neh­mer zum Zeit­punkt der Rück­zah­lung Zin­sen zu ei­nem ge­bun­de­nen Soll­zins­satz schul­det.

[43]   Wei­ter­ge­hen­de Vor­ga­ben zur Be­rech­nungs­me­tho­de las­sen sich dem Ge­setz nicht ent­neh­men. Ent­spre­chend weist die Ge­set­zes­be­grün­dung zu § 502 BGB un­ter Be­zug­nah­me auf das Grund­satz­ur­teil des Se­nats vom 01.07.1997 (XI ZR 267/96, BGHZ 136, 161, 169) dar­auf hin, dass der An­spruch als nach den §§ 249 ff. BGB zu be­rech­nen­der Scha­dens­er­satz­an­spruch aus­ge­stal­tet ist (BT-Drs. 16/11643, S. 87). Die­se An­bin­dung an all­ge­mei­ne scha­dens­recht­li­che Grund­sät­ze steht in Ein­klang mit Art. 16 II Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, die in ver­gleich­ba­rer All­ge­mein­heit be­stimmt, der Dar­le­hens­ge­ber kön­ne ei­ne „an­ge­mes­se­ne und ob­jek­tiv ge­recht­fer­tig­te Ent­schä­di­gung für die mög­li­cher­wei­se ent­stan­de­nen, un­mit­tel­bar mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des Kre­dits zu­sam­men­hän­gen­den Kos­ten“ ver­lan­gen. In der Se­nats­recht­spre­chung ist da­bei ge­klärt, dass der Dar­le­hens­ge­ber den Scha­den, der ihm durch die Nicht­ab­nah­me oder durch die vor­zei­ti­ge Ab­lö­sung ei­nes Dar­le­hens ent­steht, so­wohl nach der Ak­tiv-Ak­tiv-Me­tho­de als auch nach der Ak­tiv-Pas­siv-Me­tho­de be­rech­nen kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.07.1997 – XI ZR 267/96, BGHZ 136, 161, 168 ff.; Urt. v. 01.07.1997 – XI ZR 197/96, WM 1997, 1799, 1801; Urt. v. 07.11.2000 – XI ZR 27/00, BGHZ 146, 5, 10 ff.; Urt. v. 20.02.2018 – XI ZR 445/17, WM 2018, 782 Rn. 37 m. w. Nachw.).

[44]   b) Vor die­sem Hin­ter­grund be­darf es nicht der Dar­stel­lung ei­ner fi­nanz­ma­the­ma­ti­schen Be­rech­nungs­for­mel (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.06.2019 – 17 U 158/18, ju­ris Rn. 58; BeckOGK/Knops,, a. a. O., § 492 BGB Rn. 28 m. w. Nachw. zur land­ge­richt­li­chen Rspr.; Merz/Wit­tig, in: Küm­pel/Mül­bert/Früh/Sey­fried, a. a. O., Rn. 5.207 mit 5.113 m. w. Nachw.). Dies trü­ge zu Klar­heit und Ver­ständ­lich­keit nichts bei (Rös­ler/Wer­ner, BKR 2009, 1, 3: „nur Ex­per­ten ver­ständ­lich“). Viel­mehr ist nach der Ge­set­zes­be­grün­dung „aus sys­te­ma­ti­scher Sicht der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ent­schei­dend, dass der Dar­le­hens­neh­mer die Be­rech­nung der Ent­schä­di­gung nach­voll­zie­hen und sei­ne Be­las­tung, falls er sich zur vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung ent­schließt, zu­ver­läs­sig ab­schät­zen kann“ (BT-Drs. 16/11643, S. 87). Dies kor­re­spon­diert mit Er­wä­gungs­grund 39 Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, nach dem die „Be­rech­nung der … ge­schul­de­ten Ent­schä­di­gung … trans­pa­rent“ und „für den Ver­brau­cher ver­ständ­lich sein“ soll­te.

[45]   c) Im Hin­blick auf ei­ne hin­rei­chen­de Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit der Be­rech­nungs­me­tho­de ge­nügt es, wenn der Dar­le­hens­ge­ber die für die Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung we­sent­li­chen Pa­ra­me­ter in gro­ben Zü­gen be­nennt (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.06.2019 – 17 U 158/18, ju­ris Rn. 58; OLG Mün­chen, Beschl. v. 29.01.2019 – 5 U 3251/18, n. v.; Beschl. v. 30.07.2018 – 17 U 1469/18, BeckRS 2018, 30388 Rn. 13; MünchKomm-BGB/Schürn­brand/We­ber, a. a. O., § 492 Rn. 34 i. V. mit § 491a Rn. 39; Edel­mann, WuB 2018, 429, 431 f.; Mün­scher, in: Schi­mans­ky/Bun­te/Lwow­ski, Bank­rechts-Hand­buch, 5. Aufl., § 81 Rn. 118; Kropf, in: Baas/Buck-Heeb/Wer­ner, An­le­ger­schutz­ge­set­ze, § 491a Rn. 14; Her­res­thal, ZIP 2018, 753, 759; Schön, BB 2018, 2115, 2118; a. A. Ro­sen­kranz, BKR 2019, 469, 474 f.).

[46]   Dem hat die Be­klag­te durch die mit dem Wort „ins­be­son­de­re“ ein­ge­lei­te­ten An­ga­ben zur Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ge­nügt, in­dem sie die nach der Se­nats­recht­spre­chung maß­geb­li­chen Pa­ra­me­ter be­nennt, näm­lich das zwi­schen­zeit­lich ver­än­der­te Zins­ni­veau (als Aus­gangs­punkt für die Be­rech­nung des Zins­ver­schlech­te­rungs­scha­dens), die für das Dar­le­hen ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Zah­lungs­strö­me (als Grund­la­ge der sog. Cash-Flow-Me­tho­de), den der Bank ent­gan­ge­nen Ge­winn (als Aus­gangs­punkt für die Be­rech­nung des Zins­mar­gen­scha­dens), die in­fol­ge der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung er­spar­ten Ri­si­ko- und Ver­wal­tungs­kos­ten (als Ab­zugs­pos­ten) und den mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung ver­bun­de­nen Ver­wal­tungs­auf­wand (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.07.1997 – XI ZR 267/96, BGHZ 136, 161, 168 ff.; BT-Drs. 16/11643, S. 87).

[47]   Da­mit hat die Be­klag­te die Klä­ge­rin in der Ge­samt­schau hin­rei­chend über die maß­geb­li­che Be­rech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung in­for­miert, wo­bei sie sich durch die An­ga­be der Pa­ra­me­ter auf die so­ge­nann­te Ak­tiv-Ak­tiv-Me­tho­de fest­ge­legt hat (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.06.2019 – 17 U 158/18, ju­ris Rn. 59). Es be­darf des­we­gen kei­ner Ent­schei­dung, ob sich der Dar­le­hens­ge­ber be­reits im Dar­le­hens­ver­trag für ei­ne Me­tho­de ent­schei­den muss (so BeckOGK/Knops, a. a. O., § 492 BGB Rn. 27; Kropf, in: Baas/Buck-Heeb/Wer­ner, a. a. O., § 491a Rn. 14; LG Ber­lin, Urt. v. 05.12.2017 – 4 O 150/16, WM 2018, 1002, 1005; vgl. für Im­mo­bi­li­ar-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­ge BT-Drs. 18/5922, S. 116). Der fi­nanz­ma­the­ma­ti­schen Be­zeich­nung „Ak­tiv-Ak­tiv-Me­tho­de“ be­durf­te es da­ne­ben nicht, weil die­se für den Ver­brau­cher kei­nen In­for­ma­ti­ons­mehr­wert hat (vgl. Edel­mann, WuB 2018, 429, 431; Rös­ler/Wer­ner, BKR 2009, 1, 3). Dass die Be­rech­nung auf den Zeit­punkt der Rück­zah­lung an­zu­stel­len ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.02.2018 – XI ZR 445/17, WM 2018, 782 Rn. 30 m. w. Nachw.), er­gibt sich mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit aus der For­mu­lie­rung, dass der Dar­le­hens­ge­ber den mit der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung ver­bun­de­nen Scha­den ver­lan­gen kann.

[48]   d) Die An­ga­ben sind auch im Üb­ri­gen ge­eig­net, dem Dar­le­hens­neh­mer die zu­ver­läs­si­ge Ab­schät­zung sei­ner fi­nan­zi­el­len Be­las­tung im Fal­le ei­ner vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung zu er­mög­li­chen (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 87).

[49]   Die Be­klag­te hat in Ab­satz 3 der auf die Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung be­zo­ge­nen An­ga­ben im We­sent­li­chen wort­gleich die Kap­pungs­gren­ze des § 502 III BGB über­nom­men. Die Wie­der­ga­be des Ge­set­zes­tex­tes kann für sich we­der un­klar noch un­ver­ständ­lich sein (s. nur Se­nat, Beschl. v. 19.03.2019 – XI ZR 44/18, WM 2019, 864 Rn. 15 m. w. Nachw.). Des Wei­te­ren hat die Be­klag­te in Ab­satz 2 die Ent­schä­di­gung mit ei­nem Be­trag von 75 € pau­scha­liert und dem Dar­le­hens­neh­mer – er­sicht­lich um § 309 Nr. 5 lit. b BGB zu ge­nü­gen – den Nach­weis der Ent­ste­hung ei­nes ge­rin­ge­ren Scha­dens oder des­sen Aus­blei­bens er­öff­net. Dies steht als sol­ches in Ein­klang mit der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, nach de­ren Er­wä­gungs­grund 39 aus Grün­den leich­ter An­wend­bar­keit und auf­sichts­be­hörd­li­cher Nach­prüf­bar­keit der Höchst­be­trag der Ent­schä­di­gung in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges fest­ge­legt wer­den darf.

[50]   Aus dem Zu­sam­men­spiel der drei auf die Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung be­zo­ge­nen Ab­sät­ze er­gibt sich ein­deu­tig, dass der Dar­le­hens­neh­mer von den drei in Be­tracht kom­men­den Ent­schä­di­gungs­be­trä­gen dem nach Maß­ga­be des § 502 I BGB in Ver­bin­dung mit den Pa­ra­me­tern des Ab­sat­zes 1 er­rech­ne­ten, dem nach Ab­satz 2 in Hö­he von 75 € pau­scha­lier­ten oder dem nach Maß­ga­be des Ab­sat­zes 3 ge­mäß § 502 III BGB be­schränk­ten den ge­rings­ten schul­den soll. Hier­durch hat die Be­klag­te si­cher­ge­stellt, dass die zu­guns­ten des Ver­brau­chers halb­zwin­gen­den (§ 512 BGB) Ent­schä­di­gungs­höchst­gren­zen des § 502 III BGB nicht un­ter­lau­fen wer­den.

[51]   5. Die Be­klag­te hat fer­ner ge­mäß Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1 i. V. mit § 3 I Nr. 2 EGBGB hin­rei­chend über die „Art des Dar­le­hens“ in­for­miert. Je­den­falls die in der Form der Eu­ro­päi­schen Stan­dard­in­for­ma­ti­on für Ver­brau­cher­kre­di­te nach Art. 247 § 2 II EGBGB zu dem Punkt „Kre­dit­art“ ge­mach­ten An­ga­ben ge­nü­gen – was auch die Re­vi­si­on nicht in Zwei­fel zieht – den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen. Aus ih­nen geht her­vor, dass es sich um ein be­fris­te­tes Dar­le­hen mit re­gel­mä­ßi­ger Til­gung han­delt (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 123). Die zur Wah­rung der Schrift­form des § 492 I BGB er­for­der­li­che Ur­kun­den­ein­heit zwi­schen der Stan­dard­in­for­ma­ti­on und den üb­ri­gen Ver­trags­un­ter­la­gen wur­de hier mit­tels fort­lau­fen­der Pa­gi­nie­rung her­ge­stellt (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.09.2019 – XI ZR 662/18 Rn. 19). Hier­durch hat die Be­klag­te zu­gleich zum Aus­druck ge­bracht, mit­tels der Stan­dard­in­for­ma­ti­on nicht nur vor­ver­trag­li­che, son­dern auch ver­trag­li­che In­for­ma­ti­ons­pflich­ten er­fül­len zu wol­len (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.11.2016 – XI ZR 434/15, BGHZ 213, 52 Rn. 30).

[52]   6. Die Be­klag­te hat auch ge­mäß Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1 i. V. mit § 3 I Nr. 11 EGBGB hin­rei­chend über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Wei­se sei­ner et­wai­gen An­pas­sung un­ter­rich­tet. Die Be­klag­te hat in­so­weit das Ge­setz (§ 288 I BGB) und da­mit die „zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kre­dit­ver­trags gel­ten­de Re­ge­lung“ (so Art. 10 II lit. l Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) zu­tref­fend wie­der­ge­ge­ben. Ei­ner An­ga­be des zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den kon­kre­ten Pro­zent­sat­zes be­darf es we­gen der halb­jähr­li­chen Ver­än­der­bar­keit des Ba­sis­zins­sat­zes und der da­mit ver­bun­de­nen Be­deu­tungs­lo­sig­keit des Ver­zugs­zins­sat­zes bei Ver­trags­schluss nicht (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 10.09.2019 – 6 U 191/18, ju­ris Rn. 54 ff.; So­er­gel/Sei­fert, BGB, 13. Aufl., § 491a Rn. 29; Nobbe/Mül­ler-Christ­mann, Kom­men­tar zum Kre­dit­recht, 3. Aufl., § 491a Rn. 16; Merz/Wit­tig, in: Küm­pel/Mül­bert/Früh/Sey­fried, a. a. O., Rn. 5.104; a. A. Artz, in: Bü­low/Artz, Ver­brau­cher­kre­dit­recht, 10. Aufl., § 492 Rn. 128; MünchKomm-BGB/Schürn­brand/We­ber, a. a. O., § 491a Rn. 31; BeckOGK/Knops, a. a. O., § 491a BGB Rn. 25).

[53]   7. Schließ­lich wird die Ord­nungs­ge­mäß­heit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on auch nicht durch die in Num­mer 10.3 der All­ge­mei­nen Dar­le­hens­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ent­hal­te­ne, nicht ge­set­zes­kon­for­me Auf­rech­nungs­be­schrän­kung be­rührt. Ei­ne in­halt­lich den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen ent­spre­chen­de Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on wird nicht da­durch un­deut­lich, dass die Ver­trags­un­ter­la­gen an an­de­rer Stel­le ei­nen in­halt­lich nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­satz ent­hal­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.09.2019 – XI ZR 662/18 Rn. 31 m. w. Nachw.).

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