1. Ein all­ge­mei­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag um­fasst auch ver­bor­ge­ne Män­gel und sol­che Män­gel, die die Be­triebs- und Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen (im An­schluss an OLG Köln, Urt. v. 08.04.1992 – 2 U 165/91, NJW 1993, 271).
  2. Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gels setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer den Man­gel kennt oder zu­min­dest für mög­lich hält und gleich­zei­tig bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer den Man­gel nicht kennt und bei Of­fen­le­gung den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt schlie­ßen wür­de (im An­schluss an BGH, Urt. v. 14.06.1996 – V ZR 105/95, NJW-RR 1996, 1332; Urt. v. 22.11.1991 – V ZR 215/90, NJW-RR 1992, 333, 334).

LG Köln, Ur­teil vom 14.12.2018 – 3 O 220/17

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von dem Be­klag­ten ei­nen Pkw BMW 318­Ci Ca­brio, des­sen Öl­ver­brauch et­wa 2 l/1.000 km be­trägt. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ent­hält ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Nach­dem die Klä­ge­rin den Be­klag­ten ver­geb­lich zur Rück­nah­me des Fahr­zeugs auf­ge­for­dert hat­te, zahl­te der Be­klag­te auf­grund ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung 500 € an die Klä­ge­rin. Die­se er­klär­te in der Fol­ge­zeit den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag mit der Be­haup­tung, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ha­be nicht nur ei­nen ex­trem ho­hen Öl­ver­brauch, son­dern es wei­se auch zahl­rei­che wei­te­re Män­gel auf.

Der Be­klag­te ist der im We­sent­li­chen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten Kla­ge mit der Be­haup­tung ent­ge­gen­ge­tre­ten, er ha­be die Klä­ge­rin be­reits bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags auf den ho­hen Öl­ver­brauch des Pkw hin­ge­wie­sen. Je­den­falls – so hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht – sei es der Klä­ge­rin we­gen der nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung ver­wehrt, An­sprü­che we­gen des Öl­ver­brauchs gel­tend zu ma­chen. Den Be­trag von 500 €, den er auf­grund die­ser Ver­ein­ba­rung an die Klä­ge­rin ge­zahlt hat, hat der Be­klag­te wi­der­kla­gend zu­rück­ver­langt.

Kla­ge und Wi­der­kla­ge hat­ten kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ge­rin steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses un­ter kei­nem denk­ba­ren Ge­sichts­punkt zu. Ins­be­son­de­re schei­den § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 346 I BGB als An­spruchs­grund­la­ge aus.

Ein sol­cher An­spruch wür­de vor­aus­set­zen, dass das in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug bei Über­ga­be ei­nen Sach­man­gel auf­wies. Dies wä­re dann der Fall, wenn die tat­säch­li­che Be­schaf­fen­heit ge­mäß § 434 I 1 BGB von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab­wei­chen wür­de.

Ob und in wel­chem Um­fang die von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Män­gel tat­säch­lich be­ste­hen, kann da­hin­ste­hen.

So­weit die Klä­ge­rin be­haup­tet, die Kom­pres­si­on sei zu nied­rig , die Zünd­ker­zen sei­en de­fekt, das Mas­se­ka­bel der Zünd­spu­le sei nicht fest­ge­schraubt, die Stoß­dämp­fer sei­en aus­ge­schla­gen, und die Rei­fen sei­en her­un­ter­ge­fah­ren, schei­tert die Haf­tung des Be­klag­ten dar­an, dass die Par­tei­en in dem Kauf­ver­trag Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus­ge­schlos­sen ha­ben. Denn ein sol­cher Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss um­fasst auch ver­bor­ge­ne Män­gel, auch sol­che, die die Be­triebs- und Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen (OLG Köln, Urt. v. 08.04.1992 – 2 U 165/91, NJW 1993, 271).

Ei­ne Haf­tung kä­me nur dann in Be­tracht, wenn der Be­klag­te nach § 444 BGB ei­ne Ga­ran­tie über­nom­men oder die vor­ge­nann­ten Män­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hät­te. Bei­des ist nicht der Fall.

Dass der Be­klag­te kei­ne Ga­ran­tie über­nom­men hat, ist un­strei­tig.

Au­ßer­dem ist auch nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te die vor­ge­nann­ten Män­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Be­züg­lich der sub­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen setzt ei­ne Arg­lis­t­haf­tung we­gen der Täu­schung durch Ver­schwei­gen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ger Män­gel vor­aus, dass dem Ver­käu­fer Feh­ler be­kannt wa­ren oder er sie zu­min­dest für mög­lich hielt und bil­li­gend in Kauf nahm, dass dem Käu­fer die­se Feh­ler nicht be­kannt wa­ren und er bei Of­fen­le­gung den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (vgl. BGH, Urt. v. 14.06.1996 – V ZR 105/95, NJW-RR 1996, 1332; Urt. v. 22.11.1991 – V ZR 215/90, NJW-RR 1992, 333, 334). Da­von ist hier nicht aus­zu­ge­hen. Es ist schon zwei­fel­haft, ob die Klä­ge­rin über­haupt hin­rei­chend sub­stan­zi­iert be­haup­tet hat, dass der Be­klag­te sie we­gen der vor­ge­nann­ten Män­gel ge­täuscht ha­be. Je­den­falls hat sie für die Rich­tig­keit der Be­haup­tung, ihr sei­en die Män­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen wor­den, kei­nen Be­weis an­ge­tre­ten, ob­wohl der Be­klag­te … auf die Be­weis­last hin­ge­wie­sen hat­te und die Be­weis­last der Klä­ge­rin dar­über hin­aus in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­ör­tert wor­den ist.

Schließ­lich ist ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten auch nicht mit Blick auf den er­höh­ten Öl­ver­brauch zu be­ja­hen. Zwar war dem Be­klag­ten der er­höh­te Öl­ver­brauch be­kannt, als der Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wur­de. Strei­tig ist je­doch, ob der Be­klag­te dies der Klä­ge­rin vor Ver­trags­schluss mit­ge­teilt hat. Ob der Öl­ver­brauch ei­nen Man­gel dar­stellt, der ihr dar­über hin­aus arg­lis­tig ver­schwie­gen wur­de, kann aber da­hin­ste­hen. Denn es ist der Klä­ge­rin je­den­falls auf­grund der … ge­schlos­se­nen Ver­ein­ba­rung ver­wehrt, den Be­klag­ten we­gen des er­höh­ten Öl­ver­brauchs in An­spruch zu neh­men. Nach Auf­fas­sung des Ge­richts hat die Klä­ge­rin durch die Ver­ein­ba­rung … nach­träg­lich dar­auf ver­zich­tet, den Be­klag­ten we­gen Män­geln im Zu­sam­men­hang mit dem Öl­ver­brauch in An­spruch zu neh­men. Denn in der Ver­ein­ba­rung heißt es: „Die Zah­lung ist ein ent­ge­gen­kom­men … für den zu jeg­li­chen Zeit­punkt nicht be­kann­ten Scha­den …“. Der Wort­laut der Ver­ein­ba­rung und der Um­stand, dass die Ver­ein­ba­rung ge­schlos­sen wur­de, nach­dem die Klä­ge­rin den Be­klag­ten mit dem er­höh­ten Öl­ver­brauch kon­fron­tiert hat­te, las­sen aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Drit­ten nach §§ 133, 157 BGB kei­nen an­de­ren Schluss zu, als dass die Klä­ge­rin ge­gen Zah­lung von 500 € dar­auf ver­zich­tet hat, An­sprü­che im Zu­sam­men­hang mit dem er­höh­ten Öl­ver­brauch gel­tend zu ma­chen.

Fer­ner hat die Klä­ge­rin kei­nen Ver­wen­dungs­er­satz­an­spruch aus § 347 II BGB. Der Ver­wen­dungs­er­satz­an­spruch aus § 347 II BGB setzt ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt vor­aus. Die­ser ist – wie aus­ge­führt – nicht er­folgt.

Der Fest­stel­lungs­an­trag war ab­zu­leh­nen, weil nicht er­sicht­lich ist, dass der Be­klag­te mit der An­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ver­zug wä­re.

Schließ­lich war auch die Wi­der­kla­ge ab­zu­wei­sen. Dem Be­klag­ten steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­zah­lung der 500 € eben­falls un­ter kei­nem denk­ba­ren Ge­sichts­punkt zu. Zwar ha­ben die Par­tei­en ver­ein­bart, dass der Be­klag­te die 500 € zu­rück­er­hal­te, wenn ihm kei­ne Rech­nung zu­ge­sen­det wer­de. Zu­dem ist un­strei­tig, dass kei­ne Re­pa­ra­tur er­folgt ist und auch kei­ne Rech­nung über­sandt wur­de. Al­ler­dings steht dem Rück­zah­lungs­an­spruch ent­ge­gen, dass die Rech­nung nach dem ein­deu­ti­gen Wort­laut der Ver­ein­ba­rung als Nach­weis die­nen soll­te, dass am Fahr­zeug ein Scha­den vor­lag. Die­ses Nach­wei­ses be­darf es hier aber schon des­halb nicht, weil zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist, dass ein er­höh­ter Öl­ver­brauch vor­liegt. Ab­ge­se­hen da­von ist der Rück­zah­lungs­an­spruch des­halb zu ver­nei­nen, weil der Klä­ge­rin nach wie vor die Mög­lich­keit zu­steht, den Wa­gen re­pa­rie­ren zu las­sen und die Rech­nung zu über­sen­den. Denn die Par­tei­en ha­ben nicht ver­ein­bart, dass die Rech­nung bis zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt zu­rück­zu­sen­den wä­re. Ei­ne an­de­re Wer­tung wä­re al­len­falls ge­recht­fer­tigt, wenn die Klä­ge­rin den Ent­schluss, das Fahr­zeug re­pa­rie­ren zu las­sen, end­gül­tig auf­ge­ge­ben ·hät­te. Dies wur­de von dem Be­klag­ten aber nicht vor­ge­tra­gen und ist auch sonst nicht er­sicht­lich.

Die Ne­ben­for­de­run­gen tei­len das Schick­sal der Haupt­for­de­run­gen. …

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