1. Zu den Ei­gen­schaf­ten, die der Käu­fer ei­nes Grund­stücks nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers oder sei­nes Ge­hil­fen er­war­ten darf, zäh­len auch An­ga­ben (hier: zur Tro­cken­heit ei­nes Kel­lers) in ei­nem Ex­posé, wo­bei es kei­nen Un­ter­schied macht, ob es sich um ein vom Ver­käu­fer selbst er­stell­tes Ex­posé oder um ein Mak­ler­ex­posé han­delt (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 7).
  2. Ein Haf­tungs­aus­schluss für Sach­män­gel um­fasst auch die nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers oder sei­nes Ge­hil­fen zu er­war­ten­den Ei­gen­schaf­ten ei­nes Grund­stücks (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 12). Hier­auf kann sich der Ver­käu­fer je­doch nicht be­ru­fen, wenn er ei­nen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat.

BGH, Ur­teil vom 19.01.2018 – V ZR 256/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von den Be­klag­ten auf­grund ei­nes no­ta­ri­el­len Kauf­ver­trags vom 06.04.2013 un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel ein mit ei­nem Wohn­haus be­bau­tes Grund­stück. Der Kauf­preis be­trug von 119.000 €.

In dem Ver­kaufs­ex­posé des Mak­lers wur­de das Ob­jekt un­ter an­de­rem wie folgt be­schrie­ben:

„… Es stammt aus den 50i­ger Jah­ren und wur­de 2005–2007 kom­plett sa­niert. D. h., Fens­ter, Tü­ren, Bad und Gäs­te-WC, Lei­tun­gen und Bö­den wur­den er­neu­ert, das Dach­ge­schoss wur­de aus­ge­baut, das Dach wur­de – wie die Hohl­schicht des Hau­ses – ge­dämmt. Das Ge­bäu­de ist tech­nisch und op­tisch auf dem neu­es­ten Stand …. Zu­dem ist das Haus un­ter­kel­lert (tro­cken).“

Mit wei­te­rem Ver­trag vom 26.04.2013 ver­kauf­ten die Be­klag­ten der Klä­ge­rin ver­schie­de­ne Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de aus dem Wohn­haus zum Preis von 1.000 €.

Mit der Be­haup­tung, sie sei über Feuch­tig­keits­er­schei­nun­gen im Kel­ler arg­lis­tig ge­täuscht wor­den, hat die Klä­ge­rin die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner auf Zah­lung von 130.809,34 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Grund­stücks und der Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de in An­spruch ge­nom­men. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge in Hö­he von 129.809,34 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben:

Kauf­preis 119.000,00 €
Mak­ler­kos­ten + 7.080,50 €
No­tar­kos­ten + 814,09 €
Kos­ten Grund­buch­amt (1) + 118,50 €
Kos­ten Grund­buch­amt (2) + 296,25 €
Um­zugs­kos­ten + 1.500,00 €
Kauf­preis für die über­nom­me­ne Ein­rich­tung + 1.000,00 €
Ge­samt 129.809,34 €

und sie im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Hier­ge­gen ha­ben die Be­klag­ten Be­ru­fung ein­ge­legt, wäh­rend die Klä­ge­rin ne­ben der Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung hilfs­wei­se die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung von 30.000 € nebst Zin­sen be­an­tragt hat. Das Ober­lan­des­ge­richt hat den Haupt­an­trag der Klä­ge­rin ab­ge­wie­sen und ih­rem Hilfs­an­trag un­ter Ab­wei­sung im Üb­ri­gen in Hö­he von 20.000 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, die sich da­mit ge­gen die Ab­wei­sung ih­res Haupt­an­trags wand­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts hat die Klä­ge­rin kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen ei­nes Sach­man­gels. Die in dem Kel­ler vor­han­de­ne Feuch­tig­keit stel­le für sich ge­nom­men kei­nen Man­gel dar. Auf der Grund­la­ge der von dem Sach­ver­stän­di­gen in dem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen be­fin­de sich der Kel­ler in ei­nem Zu­stand, der zur Zeit der Er­rich­tung des Ge­bäu­des in den Fünf­zi­ger­jah­ren ty­pisch ge­we­sen sei. Feuch­te Wän­de und Fuß­bö­den sei­en in Kel­ler­räu­men die­ses Al­ters re­gel­mä­ßig an­zu­tref­fen. Ein Man­gel las­se sich auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­grün­den, weil im Kauf­ver­trag ein be­son­de­rer Zu­stand des Kel­lers nicht ver­ein­bart wor­den sei. Auch der in dem Ver­kaufs­ex­posé des Mak­lers ent­hal­te­ne Hin­weis auf ei­nen tro­cke­nen Kel­ler ha­be kei­nen Ein­gang in den Ver­trag ge­fun­den.

[5]    Die Klä­ge­rin kön­ne aber mit Er­folg ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus der Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten gel­tend ma­chen. Die Be­klag­ten hät­ten vor der ei­gent­li­chen Haus­be­sich­ti­gung die Kel­ler­wän­de mit wei­ßer Far­be über­stri­chen, al­so ei­ne „Ver­kaufs­la­ckie­rung“ an­ge­bracht, um so den fal­schen Ein­druck zu ver­mit­teln, der Kel­ler sei in je­der Hin­sicht tro­cken. Die Klä­ge­rin sei des­halb über den tat­säch­li­chen Zu­stand des Kel­lers arg­lis­tig ge­täuscht wor­den. Ge­ra­de vor dem Hin­ter­grund der An­ga­ben im Ver­kaufs­ex­posé und der Nach­fra­ge der Klä­ge­rin an­läss­lich der Haus­be­sich­ti­gung nach ei­nem tro­cke­nen Kel­ler sei den Be­klag­ten be­kannt ge­we­sen, dass sie die­se über den wirk­li­chen Zu­stand des Kel­lers ge­täuscht hät­ten. Sie hät­ten die Klä­ge­rin auf die durch­ge­führ­ten Ma­ler­ar­bei­ten und dar­auf hin­wei­sen müs­sen, dass sich der Zu­stand der Kel­ler­wän­de ge­rau­me Zeit nach dem wei­ßen An­strich be­dingt durch die ein­drin­gen­de Feuch­tig­keit er­heb­lich ver­än­dern wür­de. Aus der Ver­let­zung von vor­ver­trag­li­chen Pflich­ten fol­ge je­doch kein Recht zum Rück­tritt vom Ver­trag. Die Klä­ge­rin kön­ne nur Er­satz des Ver­trau­ens­scha­dens ver­lan­gen. Sie sei so zu stel­len, wie sie stün­de, wenn es ihr ge­lun­gen wä­re, den Ver­trag zu ei­nem nied­ri­ge­ren Preis ab­zu­schlie­ßen. Die­ser Be­trag wer­de auf 20.000 € ge­schätzt.

[6]    II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand. Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die Klä­ge­rin kön­ne von der Be­klag­ten nicht Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes ver­lan­gen, ist rechts­feh­ler­haft.

[7]    1. Zu Un­recht ver­neint das Be­ru­fungs­ge­richt ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I 1 BGB.

[8]    a) Rich­tig ist al­ler­dings, dass die Par­tei­en kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben und des­halb ein Man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB nicht in Be­tracht kommt. Dass der Kel­ler tro­cken sein soll­te, hat in dem no­ta­ri­el­len Kauf­ver­trag kei­nen Aus­druck ge­fun­den. Da­mit schei­det grund­sätz­lich – und auch hier – die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus (vgl. Se­nat, Urt. v. 08.11.2016 – V ZR 78/14, NJW 2016, 1815 Rn. 15).

[9]    b) Re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den ist auch die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass das Grund­stück un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 Rn. 14) trotz der von dem Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Feuch­tig­keit im Kel­ler ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ist der Kel­ler nicht zu Wohn­zwe­cken und zu ei­ner Zeit (Fünf­zi­ger­jah­re) er­rich­tet wor­den, als Kel­ler­ab­dich­tun­gen noch nicht zum Stand der Tech­nik ge­hör­ten.

[10]   c) Über­se­hen hat das Be­ru­fungs­ge­richt aber, dass ge­mäß § 434 I 3 BGB, der nach der Recht­spre­chung des Se­nats auch für Grund­stücks­kauf­ver­trä­ge gilt (Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 18), zur Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB Ei­gen­schaf­ten ge­hö­ren, die der Käu­fer nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers oder sei­nes Ge­hil­fen er­war­ten darf. Da­zu zäh­len auch An­ga­ben in ei­nem Ex­posé (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 7; so auch be­reits Se­nat, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 Rn. 16), wo­bei es kei­nen Un­ter­schied macht, ob es sich um ein von dem Ver­käu­fer selbst er­stell­tes Ex­posé (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 2 und 7) oder um ein Mak­ler­ex­posé han­delt (vgl. auch OLG Hamm, Urt. v. 15.12.2008 – 22 U 90/08, OLGR 2009, 161). Hier fand sich in dem Ver­kaufs­ex­posé des Mak­lers der aus­drück­li­che Hin­weis dar­auf, dass der Kel­ler tro­cken sei. Die­se Be­schaf­fen­heit durf­te die Klä­ge­rin er­war­ten, wo­bei es im Rah­men von § 434 I 2 BGB nicht dar­auf an­kommt, ob die An­ga­be über den Zu­stand des Kel­lers Ein­gang in den No­tar­ver­trag ge­fun­den hat. Tat­säch­lich war der Kel­ler je­doch feucht. Da­mit liegt ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ein Sach­man­gel vor. Dass die – in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­pflich­ti­gen – Be­klag­ten den In­halt des Mak­ler­ex­posés nicht kann­ten und auch nicht ken­nen muss­ten oder die An­ga­ben zu dem Zu­stand des Kel­lers be­rich­tigt ha­ben (§ 434 I 3 Halb­satz 2 BGB), hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt.

[11]   2. Rechts­feh­ler­haft sind auch die Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts, mit de­nen es ei­ne Rück­ab­wick­lung im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes aus ei­nem An­spruch we­gen Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten (§§ 280 I, 241 II, 311 II BGB) ver­neint. Hier­bei ist für die Prü­fung der Be­grün­det­heit der Re­vi­si­on zu­guns­ten der Klä­ge­rin die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts als zu­tref­fend zu un­ter­stel­len, dass die Be­klag­ten die Klä­ge­rin über die tat­säch­li­che Feuch­tig­keits­be­las­tung in dem Kel­ler arg­lis­tig ge­täuscht und da­mit ih­re vor­ver­trag­li­chen Pflich­ten vor­sätz­lich ver­letzt ha­ben.

[12]   a) Nach ei­ner Ver­let­zung von Auf­klä­rungs­pflich­ten kann der Ge­schä­dig­te grund­sätz­lich Er­satz des Ver­trau­ens­scha­den ver­lan­gen (Se­nat, Urt. v. 19.05.2006 – V ZR 264/05, BGHZ 168, 35, 39). Er ist so zu stel­len, wie er bei Of­fen­ba­rung der für sei­nen Ver­trags­ent­schluss maß­geb­li­chen Um­stän­de stün­de. Da in al­ler Re­gel an­zu­neh­men ist, dass der Ver­trag bei der ge­bo­te­nen Auf­klä­rung nicht oder mit ei­nem an­de­ren In­halt zu­stan­de ge­kom­men wä­re, ist der Ge­schä­dig­te in ers­ter Li­nie be­rech­tigt, sich von die­sem zu lö­sen und Er­satz sei­ner im Ver­trau­en auf den Ver­trags­schluss ge­tä­tig­ten Auf­wen­dun­gen zu ver­lan­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 11.06.2010 – V ZR 144/09, WuM 2011, 524 Rn. 8; Urt. v. 04.12.2015 – V ZR 142/14, NZM 2016, 582 Rn. 18; BGH, Urt. v. 28.03.1990 – VI­II ZR 169/89, BGHZ 111, 75, 82). Da­ne­ben räumt die Recht­spre­chung des BGH dem Ge­schä­dig­ten das Recht ein, an dem für ihn un­güns­ti­gen Ver­trag fest­zu­hal­ten. Ge­schieht dies, re­du­ziert sich der zu er­set­zen­de Ver­trau­ens­scha­den auf des­sen be­rech­tig­te Er­war­tun­gen, die durch den zu­stan­de ge­kom­me­nen Ver­trag nicht be­frie­digt wer­den (Se­nat, Urt. v. 19.05.2006 – V ZR 264/05, BGHZ 168, 35, 39; Urt. v. 11.06.2010 – V ZR 144/09, WuM 2011, 524 Rn. 8). Er kann ver­lan­gen, so be­han­delt zu wer­den, als wä­re es ihm bei Kennt­nis der wah­ren Sach­la­ge ge­lun­gen, den Ver­trag zu ei­nem güns­ti­ge­ren Preis ab­zu­schlie­ßen (BGH, Urt. v. 14.01.1993 – IX ZR 206/91, NJW 1993, 1323; Se­nat, Urt. v. 11.06.2010 – V ZR 144/09, WuM 2011, 524 Rn. 8).

[13]   b) Aus den von dem Be­ru­fungs­ge­richt zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen er­gibt sich nichts an­de­res. Sie be­zie­hen sich sämt­lich auf Fäl­le, in de­nen der Ge­schä­dig­te – an­ders als hier – nicht die Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges ver­lang­te, son­dern an die­sem fest­hal­ten woll­te. Dies gilt ins­be­son­de­re für das Ur­teil des Se­nats vom 19.05.2006 (V ZR 264/05, BGHZ 168, 35, 39). Wie die Re­vi­si­on zu Recht aus­führt, las­sen die dor­ti­gen ein­schrän­ken­den und von dem Be­ru­fungs­ge­richt aus dem Zu­sam­men­hang her­aus­ge­lös­ten Aus­füh­run­gen des Se­nats, der Ge­schä­dig­te ha­be kei­nen An­spruch auf An­pas­sung des Ver­tra­ges, son­dern „le­dig­lich“ das Recht, an dem für ihn un­güns­ti­gen Ver­trag fest­zu­hal­ten und den ver­blei­ben­den Ver­trau­ens­scha­den zu li­qui­die­ren, die Mög­lich­keit, den Ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln, un­be­rührt. Ei­ne sol­che Scha­dens­be­rech­nung hat­te der dor­ti­ge Ge­schä­dig­te nicht vor­ge­nom­men, so­dass auch kei­ne Ver­an­las­sung be­stand, in­so­weit Ein­schrän­kun­gen zu for­mu­lie­ren.

[14]   III. 1. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt den Haupt­an­trag der Klä­ge­rin ab­ge­wie­sen hat, kann das Be­ru­fungs­ur­teil hier­nach kei­nen Be­stand ha­ben und ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat kann in der Sa­che selbst ent­schei­den, weil es kei­ner wei­te­ren Fest­stel­lun­gen mehr be­darf (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils.

[15]   a) Die Klä­ge­rin hat je­den­falls ge­mäß §$ 280 I, 241 II, 311 II BGB we­gen Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten ge­gen die Be­klag­ten ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges vom 06.04.2013 im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes.

[16]   aa) Auf­grund der Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­ten die Klä­ge­rin in Be­zug auf die feh­len­de Tro­cken­heit des Kel­lers arg­lis­tig ge­täuscht und da­mit ih­re vor­ver­trag­li­chen Pflich­ten ver­letzt ha­ben. Die hier­ge­gen von den Be­klag­ten in der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung er­ho­be­ne Ge­gen­rü­ge ist un­be­grün­det.

[17]   (1) Nach § 286 I ZPO hat das Ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung des ge­sam­ten In­halts der Ver­hand­lun­gen und des Er­geb­nis­ses ei­ner et­wai­gen Be­weis­auf­nah­me nach frei­er Über­zeu­gung zu ent­schei­den, ob ei­ne tat­säch­li­che Be­haup­tung wahr oder nicht wahr ist. Die Wür­di­gung ist grund­sätz­lich Sa­che des Tatrich­ters, an des­sen Fest­stel­lun­gen das Re­vi­si­ons­ge­richt ge­mäß § 559 II ZPO ge­bun­den ist. Die­ses kann le­dig­lich über­prü­fen, ob das Be­ru­fungs­ge­richt die Vor­aus­set­zun­gen und die Gren­zen des § 286 ZPO ge­wahrt hat. Da­mit un­ter­liegt der Nach­prü­fung nur, ob sich der Tatrich­ter mit dem Pro­zess­stoff und den et­wai­gen Be­wei­s­er­geb­nis­sen um­fas­send und wi­der­spruchs­frei aus­ein­an­der­ge­setzt hat, die Wür­di­gung al­so voll­stän­dig und recht­lich mög­lich ist und nicht ge­gen Denk- und Er­fah­rungs­sät­ze ver­stößt (st. Rspr., vgl. BGH, Urt. v. 17.11.2016 – III ZR 139/14, NZM 2017, 299 Rn. 24 m. w. Nachw.; s. auch Se­nat, Beschl. v. 19.06.2013 – V ZB 226/12, ju­ris Rn. 12 m. w. Nachw).

[18]   (2) Ge­mes­sen an die­sem ein­ge­schränk­ten Prü­fungs­maß­stab ist die Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht zu be­an­stan­den. Ins­be­son­de­re liegt kein Ver­stoß ge­gen die Denk­ge­set­ze vor. Dass den Be­klag­ten zu dem Zeit­punkt, als sie die Kel­ler­wän­de hat­ten strei­chen las­sen, noch nicht be­wusst war, dass die Tro­cken­heit des Kel­lers für die Kauf­ent­schei­dung der Klä­ge­rin aus­schlag­ge­bend war, son­dern dies auf­grund der Nach­fra­ge nach ei­nem tro­cke­nen Kel­ler erst an­läss­lich der Haus­be­sich­ti­gung im März 2013 er­fah­ren ha­ben, schließt Arg­list nicht aus. Sie wuss­ten je­den­falls im Zeit­punkt der Be­sich­ti­gung, dass die Klä­ge­rin er­heb­li­chen Wert auf ei­nen tro­cke­nen Kel­ler leg­te und die dort tat­säch­lich vor­han­de­ne Feuch­tig­keits­be­las­tung auf­grund des von ih­nen ver­an­lass­ten An­strichs nicht zu er­ken­nen war. Die­sen Um­stand hät­ten sie der Klä­ge­rin of­fen­ba­ren müs­sen. Dass der Zu­stand des Kel­lers an­ge­sichts des Al­ters des Hau­ses der „all­ge­mei­nen Er­war­tungs­hal­tung“ ent­sprach, wor­auf die Be­klag­ten un­ter Be­zug­nah­me auf ei­ne ent­spre­chen­de Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen wei­ter hin­wei­sen, ent­las­tet sie nicht, da die Er­war­tungs­hal­tung der Klä­ge­rin, wie die Be­klag­ten wuss­ten, ei­ne an­de­re war.

[19]   bb) Der grund­sätz­li­che Vor­rang der kauf­recht­li­chen Re­ge­lun­gen steht ei­nem An­spruch aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss nicht ent­ge­gen, weil die Be­klag­ten die Klä­ge­rin arg­lis­tig ge­täuscht ha­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 24).

[20]   cc) Der Hö­he nach be­läuft sich der Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin, die nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts den Grund­stücks­kauf­ver­trag bei ei­nem Hin­weis auf die Feuch­tig­keit je­den­falls nicht so wie ge­sche­hen ab­ge­schlos­sen hät­te, auf ei­nen Be­trag von 128.809,34 € (Kauf­preis 119.000 €, Mak­ler­kos­ten 7.080,50 €, No­tar­kos­ten 814,09 €, Kos­ten Grund­buch­amt 118,50 € so­wie 296,25 €, Um­zugs­kos­ten 1.500 €), wo­bei die Zah­lung ent­spre­chend dem An­trag der Klä­ge­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der von den Be­klag­ten er­hal­te­nen Leis­tun­gen zu er­fol­gen hat. Dass der Klä­ge­rin ein Scha­den in ent­spre­chen­der Hö­he ent­stan­den ist, ist nach den von dem Be­ru­fungs­ge­richt in Be­zug ge­nom­me­nen Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig und wird auch von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung nicht in­fra­ge ge­stellt. So­weit der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te der Be­klag­ten in der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung die Auf­fas­sung ver­tre­ten hat, den Be­klag­ten stün­de ein An­spruch auf Nut­zungs­er­satz zu, steht das der ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung des Se­nats nicht ent­ge­gen. Es er­scheint zu­nächst be­reits zwei­fel­haft, ob der Nut­zungs­er­satz bei der scha­dens­er­satz­recht­li­chen Rück­ab­wick­lung we­gen der Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten auch un­ter Gel­tung des neu­en Schuld­rechts ei­nen im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung zu be­rück­sich­ti­gen­den Pos­ten dar­stellt (ver­nei­nend für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der gan­zen Leis­tung Se­nat, Urt. v. 30.06.2017 – V ZR 134/16, NJW 2017, 3438 Rn. 20 f.). Selbst wenn dies aber der Fall wä­re, hät­ten sich die Be­klag­ten in den Tat­sa­chen­in­stan­zen zu­min­dest auf die­sen Ab­zugs­pos­ten be­ru­fen müs­sen, weil sie für die von der Klä­ge­rin ge­zo­ge­nen Vor­tei­le dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig sind (vgl. Se­nat, Urt. v. 03.05.2002 – V ZR 115/01, NJW-RR 2002, 1280 Rn. 6; Urt. v. 04.04.2014 – V ZR 275/12, BGHZ 200, 350 Rn. 22). Auf ent­spre­chen­den Vor­trag aus den Tat­sa­chen­in­stan­zen ver­wei­sen die Be­klag­ten aber nicht.

[21]   b) Oh­ne dass es noch dar­auf an­kä­me, hat die Klä­ge­rin – zu­min­dest auf der Grund­la­ge der bis­he­ri­gen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts, die ei­nen Man­gel ge­mäß §§ 434 I 3, 434 I 2 Nr. 2 BGB be­grün­den – in dem­sel­ben Um­fang ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Grund­stücks­kauf­ver­tra­ges im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes statt der Leis­tung ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I 1 BGB.

[22]   aa) Der in dem Grund­stücks­kauf­ver­trag ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss für Sach­män­gel steht dem An­spruch nicht ent­ge­gen. Zwar um­fasst ein sol­cher Haf­tungs­aus­schluss auch die nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers oder sei­nes Ge­hil­fen – bei­spiels­wei­se in ei­nem Ex­posé – zu er­war­ten­den Ei­gen­schaf­ten ei­nes Grund­stücks oder des auf­ste­hen­den Ge­bäu­des (Se­nat, Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 12). Hier­auf kann sich der Ver­käu­fer je­doch nicht be­ru­fen, wenn er – wie hier – be­zo­gen auf den Man­gel arg­lis­tig ge­han­delt hat (§ 444 Fall 1 BGB).

[23]   bb) Der Vor­rang der Nach­er­fül­lung schließt den An­spruch je­den­falls des­halb nicht aus, weil bei ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung die Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar ist (Se­nat, Urt. v. 15.07.2011 – V ZR 171/10, BGHZ 190, 272 Rn. 14).

[24]   c) Den Kauf­preis in Hö­he von 1.000 €, den die Klä­ge­rin auf­grund des wei­te­ren Kauf­ver­trags vom 26.04.2013 für die er­wor­be­nen Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de ge­zahlt hat, kann sie ge­mäß § 812 I 1 und I 2 BGB (Leis­tungs­kon­dik­ti­on) zu­rück­ver­lan­gen. Da der Grund­stücks­kauf­ver­trag im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes rück­ab­ge­wi­ckelt wird, ent­fällt die Wirk­sam­keit des Kauf­ver­tra­ges vom 26.04.2013 und da­mit auch der Rechts­grund für die Zah­lung der 1.000 €. Dies folgt aus ei­ner ent­spre­chen­den An­wen­dung des § 139 BGB. Die an sich selbst­stän­di­gen Ver­ein­ba­run­gen stel­len ein ein­heit­li­ches Rechts­ge­schäft dar, weil der Kauf der Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de er­kenn­bar im un­trenn­ba­ren Zu­sam­men­hang mit dem Kauf des Haus­grund­stücks stand und des­halb nach den Vor­stel­lun­gen der Par­tei­en die Ver­ein­ba­run­gen nicht für sich al­lein gel­ten, son­dern ge­mein­sam mit­ein­an­der „ste­hen und fal­len“ soll­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.04.1976 – V ZR 143/74, NJW 1976, 1931). Ei­nes Rück­griffs auf die in § 313 III BGB nor­mier­ten Grund­sät­ze des Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge be­darf es des­halb ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts nicht.

[25]   d) Der Zins­an­spruch ist ge­mäß § 291 Satz 1 und 2, 288 I 2 BGB be­grün­det (Rechts­hän­gig­keits­zin­sen).

[26]   2. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist dar­über hin­aus auch in­so­weit und da­mit ins­ge­samt auf­zu­he­ben, als das Be­ru­fungs­ge­richt dem Hilfs­an­trag der Klä­ge­rin in Hö­he ei­nes Teil­be­tra­ges von 20.000 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben hat. Da die Ent­schei­dung über den Hilfs­an­trag un­ter der auf­lö­sen­den Be­din­gung stand, dass dem Haupt­an­trag nicht statt­ge­ge­ben wird, fehlt es ihr nun­mehr an ei­ner ver­fah­rens­recht­li­chen Grund­la­ge (vgl. Se­nat, Urt. v. 19.01.2001 – V ZR 437/99, BGHZ 146, 298, 309 m. w. Nachw.). …

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