Kos­ten, die ei­nem Kfz-Käu­fer nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag für die Ver­wah­rung des Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses her­aus­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs ent­ste­hen (z. B. ei­ne Stell­platz­mie­te), sind kei­ne Kos­ten des Rechts­streits i. S. des § 91 ZPO. Sie kön­nen des­halb nicht im Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­ren fest­ge­setzt wer­den. Viel­mehr hat der Käu­fer al­len­falls ei­nen ma­te­ri­ell-recht­li­chen An­spruch auf Er­satz die­ser Kos­ten, den er not­falls ein­kla­gen muss.

OLG Köln, Be­schluss vom 11.03.2015 – 17 W 320/14

Sach­ver­halt: Im April 2009 kauf­te der Klä­ger bei der Be­klag­ten ei­nen Pkw für knapp 55.000 €. Mit der Be­haup­tung, das Fahr­zeug sei man­gel­haft, er­klär­te er in der Fol­ge­zeit den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und nahm die Be­klag­te an­schlie­ßend ge­richt­lich auf Rück­ab­wi­ckung des Ver­tra­ges in An­spruch.

Das Land­ge­richt hat, nach­dem das Fahr­zeug mehr­fach sach­ver­stän­dig be­gut­acht wor­den war, der Kla­ge mit Ur­teil vom 04.04.2014 weit­ge­hend statt­ge­ge­ben. Be­reits mit der Kla­ge hat­te der Klä­ger die Kos­ten für ei­nen Stell­platz (821,34 €) und ei­nen Tief­ga­ra­gen­stell­platz (170 €) so­wie für die Haft­pflicht­ver­si­che­rung des Fahr­zeugs (650,56 €) gel­tend ge­macht. Die ers­ten bei­den Po­si­tio­nen hat das Land­ge­richt mit der Be­grün­dung, der Klä­ger sei dar­le­gungs- und be­weis­fäl­lig ge­blie­ben, nicht zu­ge­spro­chen. Hin­sicht­lich der Ver­si­che­rungs­kos­ten hat das Ge­richt aus­ge­führt, es be­ste­he kein Er­satz­an­spruch, da das Fahr­zeug, auch wenn es nicht ge­fah­ren wor­den sei, haft­pflicht­ver­si­chert und zu­las­sungs­fä­hig ge­we­sen sei, so­dass es an ei­nem Zweck­fort­fall feh­le. Es hat dem Klä­ger al­ler­dings Zu­las­sungs­kos­ten in Hö­he von 84 € zu­ge­spro­chen. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten blieb er­folg­los.

Im Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­ren hat der Klä­ger un­ter an­de­rem zur Fest­set­zung an­ge­mel­det:

Zu­las­sungs­kos­ten 84,00 €
Kos­ten für ei­ne Bat­te­rie 280,00 €
Kos­ten für ei­ne Bat­te­rie 261,37 €
Kos­ten für ei­nen Tür­öff­ner (Tief­ga­ra­ge) 45,00 €
Un­ter­stell­kos­ten 4.654,26 €
Ver­si­che­rungs­prä­mie 2.686,08 €

so­wie wei­te­re im Zu­sam­men­hang mit der Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges ent­stan­de­ne Kos­ten.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, für das – un­un­ter­bro­chen ver­si­cher­te – Fahr­zeug sei ex­tra ei­ne Ga­ra­ge an­ge­mie­tet wor­den, und in­fol­ge der lan­gen Still­le­gung ha­be zwei­mal ei­ne neue Bat­te­rie in das Fahr­zeug ein­ge­baut wer­den müs­sen. Die zur Fest­set­zung an­ge­mel­de­ten Kos­ten, so meint der Klä­ger, sei­en not­wen­di­ge und des­halb von der Be­klag­ten zu er­stat­ten­de Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung.

Der Rechts­pfle­ger hat die Kos­ten für Bat­te­ri­en nicht fest­ge­setzt, weil es dem Klä­ger zu­zu­mu­ten ge­we­sen sei, die Bat­te­rie zu über­brü­cken. Die Zu­las­sungs­kos­ten sei­en dem Klä­ger be­reits im Ur­teil des Land­ge­richts zu­ge­spro­chen wor­den. Un­ter­stell- und Ver­si­che­rungs­kos­ten könn­ten nicht fest­ge­setzt wer­den, weil der Klä­ger die ent­spre­chen­den Kos­ten be­reits (er­folg­los) im Kla­ge­ver­fah­ren gel­tend ge­macht ha­be.

Die so­for­ti­ge Be­schwer­de des Klä­gers, der der Rechts­pfle­ger nicht ab­ge­hol­fen hat, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. So­weit es um die Zu­las­sungs­kos­ten (84 €) geht, ist das Rechts­mit­tel des Klä­gers man­gels Be­schwer un­zu­läs­sig. Denn die­sen Be­trag hat das Land­ge­richt be­reits ti­tu­liert, wor­auf die Be­klag­te zu­tref­fend mehr­fach hin­ge­wie­sen hat.

Im Üb­ri­gen ist die so­for­ti­ge Be­schwer­de ge­mäß § 104 III 1 ZPO i. V. mit § 11 I RpflG statt­haft und ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt wor­den. In der Sa­che selbst hat sie je­doch kei­nen Er­folg. Die in Re­de ste­hen­den Kos­ten stel­len kei­ne im Rah­men des Fest­set­zungs­ver­fah­rens fest­setz­ba­ren Kos­ten des Rechts­streits i. S. des § 91 ZPO dar. In­so­weit steht dem Klä­ger al­len­falls ein ma­te­ri­ell-recht­li­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch zu, der im We­ge der Kla­ge zu ver­fol­gen wä­re.

1. Das Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­ren ist ein auf zü­gi­ge Be­ar­bei­tung an­ge­leg­tes Mas­sen­ver­fah­ren. Es dient da­zu, dem Kost­en­gläu­bi­ger in ei­nem sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren mit Glaub­haft­ma­chung und Prü­fung durch den Rechts­pfle­ger in mög­lichst un­kom­pli­zier­ter Wei­se ei­nen Voll­stre­ckungs­ti­tel zu ver­schaf­fen. Es ist in ers­ter Li­nie auf die Prü­fung des In­halts der Pro­zess­ak­ten ge­rich­tet. Auf die Er­mitt­lung au­ßer­halb des ei­gent­li­chen Pro­zess­ge­sche­hens lie­gen­der Um­stän­de ist es nicht zu­ge­schnit­ten. Das Trans­pa­renz­ge­bot ge­bie­tet es zu­dem, den Kos­ten­schuld­ner da­vor zu schüt­zen, dass er im Rah­men der Kos­ten­fest­set­zung mit un­ter Um­stän­den er­heb­li­chen au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten über­rascht wird, de­ren Grund und Hö­he er nicht ab­se­hen konn­te (Münch­Komm-ZPO/Schulz, 4. Aufl., § 91 Rn. 39).

2. Dies vor­aus­ge­schickt sind Schä­den in Form von La­ger­geld, Fut­ter­kos­ten, Zins­ver­lus­te oder Ver­wah­rungs­kos­ten kei­ne Auf­wen­dun­gen für die Pro­zess­füh­rung und kei­ne Pro­zess­kos­ten i. S. des § 91 ZPO, so­dass sie des­halb ein­ge­klagt wer­den müs­sen (Zöl­ler/Her­get, ZPO, 30. Aufl., § 91 Rn. 13 [„Schä­den“]).

Ei­ne Aus­nah­me macht die Recht­spre­chung al­lein dann, wenn die Sa­che als Be­weis­mit­tel auf­be­wahrt wird. Die an­läss­lich des­sen et­wa für die An­mie­tung ei­ner Ga­ra­ge ent­ste­hen­den Kos­ten sind dann aus­nahms­wei­se not­wen­di­ge Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung. Dies gilt et­wa dann, wenn strei­tig ist, ob es sich um ei­nen fin­gier­ten Un­fall han­delt oder nicht, und der Klä­ger sein Fahr­zeug bis zur rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung (OLG Ko­blenz, NJW-RR 1997, 640) oder sein to­tal be­schä­dig­tes Fahr­zeug bis zur end­gül­ti­gen Scha­dens­fest­stel­lung (OLG Ham­burg, MDR 2000, 331) un­ter­stellt, oder ein Un­fall­ge­schä­dig­ter ge­zwun­gen ist, Fahr­zeug­tei­le bis zur Be­gut­ach­tung durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen vor­zu­hal­ten, um die Ver­ant­wort­lich­keit für ei­nen Scha­den oder ei­nen Re­pa­ra­tur­man­gel zu klä­ren (OLG Ko­blenz Jur­Bü­ro 2010, 536).

3. An­ders ist aber dann zu ent­schei­den, wenn ein Klä­ger den Rück­tritt vom Ver­trag er­klärt und ihm Kos­ten in­fol­ge der Ver­wah­rung des Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses her­aus­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs ent­ste­hen (OLG Mün­chen, MDR 1988, 869; OLG Ko­blenz, NJW-RR 1997, 640). In Be­zug auf die­se Kos­ten steht dem Er­stat­tungs­gläu­bi­ger al­len­falls ein ma­te­ri­ell-recht­li­cher Scha­den­er­satz­an­spruch zur Sei­te, der im Kla­ge­we­ge zu ver­fol­gen ist. Ei­ne Fest­set­zung im Rah­men des ver­ein­fach­ten Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­rens kommt nicht in Be­tracht. Der Grund liegt dar­in, dass die in Re­de ste­hen­den Kos­ten dem Gläu­bi­ger in ers­ter Li­nie nicht zu Be­weis­zwe­cken ent­stan­den sind, son­dern für den Fall ei­ner er­folg­rei­chen Kla­ge das Fahr­zeug be­reit­zu­hal­ten, um sei­ner Rück­ga­be­ver­pflich­tung im Rah­men der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges nach­zu­kom­men. Die an­läss­lich der Ver­wah­rung des Fahr­zeugs an­ge­fal­le­nen Kos­ten sind nicht des­halb Kos­ten des Rechts­streits i. S. des § 91 ZPO, weil die Be­rech­ti­gung des Be­geh­rens des Klä­gers nach Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags in ei­nem Rechts­streit durch Be­weis­auf­nah­me ge­klärt wer­den muss­te.

Im Üb­ri­gen wä­re der Klä­ger auch nicht ge­hin­dert ge­we­sen, [den Pkw] bis zur rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung wei­ter zu be­nut­zen, an­statt ihn bei lau­fen­der Haft­pflicht­ver­si­che­rung in ei­ner Tief­ga­ra­ge un­ter­zu­stel­len ge­gen Zah­lung ei­nes ent­spre­chen­den Miet­zin­ses. Denn der vom ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen zu sei­nen Guns­ten be­stä­tig­te Man­gel be­zog sich nicht auf si­cher­heits­re­le­van­te Tei­le, son­dern al­lein auf Män­gel im Rah­men der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ein­rich­tun­gen des Fahr­zeugs.

4. Ge­gen die Be­rück­sich­ti­gung der Kos­ten, die der Klä­ger er­stat­tet ver­langt, im ver­ein­fach­ten Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­ren spricht schließ­lich, dass er Stell­platz- bzw. Tief­ga­ra­gen­mie­te so­wie Ver­si­che­rungs­kos­ten im Haupt­sa­che­ver­fah­ren teil­wei­se be­reits gel­tend ge­macht hat. Der Rechts­pfle­ger müss­te nun­mehr folg­lich prü­fen, in­wie­weit dem Be­geh­ren des Klä­gers schon we­gen ein­ge­tre­te­ner Rechts­kraft der Er­folg zu ver­sa­gen ist (s. hier­zu BGH, NZ­Bau 2012, 290; Se­nat, Beschl. v. 26.08.2009 – 17 W 198/09, AGS 2010, 43). An­ge­sichts des ein­gangs dar­ge­stell­ten Zwecks des Kos­ten­fest­set­zungs­ver­fah­rens, näm­lich in ei­nem ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren auf mög­lichst schnel­le Art und Wei­se ei­nen Voll­stre­ckungs­ti­tel zu schaf­fen, er­scheint es auch aus die­sem Grun­de nicht op­por­tun, die Be­rech­ti­gung des Be­geh­rens des Klä­gers dort zu prü­fen. Die­ser hät­te die Mög­lich­keit ge­habt, die in Re­de ste­hen­den Kos­ten vor Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung im Kla­ge­we­ge gel­tend zu ma­chen, so­weit sie be­zif­fer­bar wa­ren. Im Üb­ri­gen hät­te er die Mög­lich­keit ge­habt, ei­nen Fest­stel­lungs­an­trag zu for­mu­lie­ren …

PDF er­stel­len