Die – hier von ita­lie­ni­schen Be­hör­den ver­an­lass­te – Ein­tra­gung ei­nes Fahr­zeugs in das Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) kann ei­nen den Ge­brauch der Fahr­zeugs dau­er­haft und nach­hal­tig be­ein­träch­ti­gen­den Um­stand und da­mit ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB dar­stel­len.

OLG Köln, Ur­teil vom 25.03.2014 – 3 U 185/13

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Lam­bor­ghi­ni.

Der Klä­ger er­warb die­ses Fahr­zeug von der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 12.03.2011 zum Preis von 117.000 €. Spä­ter stell­te er fest, dass der Wa­gen im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) von ita­lie­ni­schen Be­hör­den zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben war. Auf­grund des­sen wur­de es dem Klä­ger am 05.01.2012 von der Stadt L. ver­wehrt, das Fahr­zeug mit ei­nem Sai­son­kenn­zei­chen zu­zu­las­sen.

Der Klä­ger, der das Fahr­zeug seit­her nicht mehr nutzt, hat mit Schrei­ben vom 27.01.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat ge­meint, das Fahr­zeug sei nicht man­gel­haft. Ein Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB we­gen des Ein­trags im SIS kom­me nicht in Be­tracht. Es kön­ne nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Lam­bor­ghi­ni tat­säch­lich in Ita­li­en ge­raubt wor­den sei und der Klä­ger des­halb kein Ei­gen­tum dar­an ha­be er­wer­ben kön­nen. In­so­weit sei der Klä­ger dar­le­gungs- und be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Ei­ne Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs in Deutsch­land auf der Grund­la­ge der SIS-Ein­tra­gung sei von den deut­schen Be­hör­den auf­ge­ho­ben wor­den. Al­lein der Um­stand, dass die Aus­schrei­bung im SIS auf­recht­er­hal­ten wor­den sei, sei kein Hin­der­nis, wel­ches der Nut­zung des Fahr­zeugs auf Dau­er ent­ge­gen­ste­he, da die Ein­tra­gung rück­gän­gig ge­macht wer­den kön­ne. Gleich­falls stel­le es kei­nen Rechts­man­gel dar, dass der Klä­ger das Fahr­zeug auf­grund ei­ner po­li­zei­li­chen Un­ter­sa­gung nicht nut­zen kön­ne. Auch in­so­weit han­de­le es sich nur um ein vor­über­ge­hen­des Nut­zungs­hin­der­nis. Die Be­klag­te ha­be dem Klä­ger auch nicht arg­lis­tig maß­geb­li­che Um­stän­de aus der Vor­ge­schich­te des Fahr­zeugs ver­schwie­gen. Sie ha­be auf­grund der dem Kauf­ver­trag vor­an­ge­gan­ge­nen Kor­re­spon­denz mit der StA Frank­furt a. M. zwar ge­wusst, dass das Fahr­zeug ein­mal zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben ge­we­sen war. Dar­aus kön­ne al­ler­dings nicht der Schluss ge­zo­gen wer­den, die Be­klag­te sei da­von auch bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags im März 2011 noch aus­ge­gan­gen, ha­be al­so im­mer noch po­si­ti­ve Kennt­nis von der Aus­schrei­bung des Fahr­zeugs zur Fahn­dung ge­habt. Zu­guns­ten  des Klä­gers kön­ne auch nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Be­klag­te ihn über ei­ne an­geb­lich feh­len­de Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs ge­täuscht ha­be. Aus den vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen las­se sich nicht ent­neh­men, dass das Fahr­zeug tat­säch­lich ei­nen Un­fall er­lit­ten ha­be.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ger ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts wirk­sam von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über das Kraft­fahr­zeug zu­rück­ge­tre­ten, weil das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang ei­nen Rechts­man­gel auf­wies (§§ 435, 437 Nr. 2, 440, 323 I BGB). Ein sol­cher Rechts­man­gel liegt nach Auf­fas­sung des Se­nats in der fort­be­ste­hen­den Aus­schrei­bung des Fahr­zeugs zur Fahn­dung im SIS durch die ita­lie­ni­schen Be­hör­den.

a) Ein Rechts­man­gel nach § 435 BGB liegt vor, wenn das Ei­gen­tum, der Be­sitz oder der un­be­schränk­te Ge­brauch der Kauf­sa­che auf­grund ei­nes pri­va­ten Rechts Drit­ter oder ei­nes öf­fent­li­chen Rechts be­ein­träch­tigt wird oder wer­den kann (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 435 Rn. 5). In der Recht­spre­chung wird grund­sätz­lich da­von aus­ge­gan­gen, dass öf­fent­lich-recht­li­che Be­fug­nis­se in Be­zug auf ei­ne Sa­che je­den­falls dann als Rechts­man­gel an­zu­se­hen sind, wenn der Käu­fer sei­ne Rech­te an der Sa­che nicht nur vor­über­ge­hend, son­dern end­gül­tig ver­liert (BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802 [1803]). Als Rechts­man­gel kommt aus die­sem Grun­de et­wa ei­ne auf der Grund­la­ge des § 111b StPO durch­ge­führ­te Be­schlag­nah­me in Be­tracht, weil die­se den Ver­fall oder die Ein­zie­hung des Kauf­ge­gen­stan­des zur Fol­ge ha­ben kann (BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03; OLG Hamm, Urt. v. 29.03.2012 – I-28 U 150/11, NJW-RR 2012, 1441 [1442]; OLG Köln, Beschl. v. 16.03.2010 – 22 U 176/09, ju­ris; LG Bonn, Urt. v. 30.10.2009 – 2 O 252/09, ju­ris; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014 § 435 Rn. 32). Für an­de­re staat­li­che Ein­grif­fe, die nicht die Ge­fahr ei­nes dau­ern­den Ent­zugs oder ei­ner dau­er­haf­ten Be­ein­träch­ti­gung der Nut­zung des Kauf­ge­gen­stan­des nach sich zie­hen, wird über­wie­gend ver­tre­ten, dass die­se als vor­über­ge­hen­de Ge­brauchs­hin­der­nis­se nicht die Qua­li­tät ei­nes Rechts­man­gels auf­wei­sen. Dies wird teil­wei­se für die nach § 94 StPO le­dig­lich zu Be­weis­zwe­cken an­ge­ord­ne­te Be­schlag­nah­me an­ge­nom­men (OLG Köln, Beschl. v. 16.03.2010 – 22 U 176/09, ju­ris; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 435 Rn. 13; of­fen­las­send BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802 [1803]; OLG Hamm, Urt. v. 29.03.2012 – I-28 U 150/11, NJW-RR 2012, 1441 [1442]). Zur Be­grün­dung die­ser Auf­fas­sung wird an­ge­führt, die Ei­gen­tü­mer­po­si­ti­on des Käu­fers wer­de hier­durch nicht be­ein­träch­tigt. Ei­ne vor­über­ge­hen­de Ent­zie­hung der Sa­che sei als all­ge­mei­nes Le­bens­ri­si­ko des Käu­fers hin­zu­neh­men. Für den Ein­trag in ei­ne in­ter­na­tio­na­le Fahn­dungs­lis­te hat das LG Karls­ru­he ei­nen Rechts­man­gel ver­neint. Auch bei ei­ner Ein­tra­gung in das SIS han­de­le es sich nur um ei­ne vor­über­ge­hen­de Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung. Der Käu­fer kön­ne näm­lich ei­ne Zu­las­sung des Kfz zum Stra­ßen­ver­kehr er­rei­chen, wenn er ei­ne Lö­schung des Ver­merks durch­set­ze und die ent­spre­chen­den po­li­zei­li­chen Un­ter­la­gen vor­le­ge (Urt. v. 28.11.2006 – 2 O 237/06, ju­ris).

b) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser An­sät­ze geht der Se­nat zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus, dass die von den ita­lie­ni­schen Be­hör­den ver­an­lass­te Ein­tra­gung des von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeugs in die SIS-Fahn­dungs­lis­te ei­nen den Ge­brauch der Kauf­sa­che dau­er­haft und nach­hal­tig be­ein­träch­ti­gen­den Um­stand und da­mit ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB dar­stellt:

aa) Das Fahr­zeug ist seit Be­ginn des Jah­res 2012 nicht mehr zu­ge­las­sen. Die Stadt L. hat dem Klä­ger mit Schrei­ben vom 18.09.2012 mit­ge­teilt, dass ei­ne Zu­las­sung ei­nes im SIS aus­ge­schrie­be­nen Fahr­zeu­ges nicht in Be­tracht kommt. Der SIS-Hin­weis füh­re zwangs­läu­fig da­zu, dass die Kfz-Zu­las­sung zu­nächst nicht durch­ge­führt wer­den kön­ne. Hier­zu be­dür­fe es ei­ner Frei­ga­be durch die Po­li­zei. Ei­ne sol­che Frei­ga­be lässt sich für den Klä­ger bei der deut­schen Po­li­zei in­des nicht er­rei­chen. So hat die StA Frank­furt a. M. dem Klä­ger durch Schrei­ben vom 15.02.2012 be­stä­tigt, dass das Fahr­zeug seit dem 15.07.2009 im SIS aus­ge­schrie­ben sei und „wei­te­re An­fra­gen nur von der ita­lie­ni­schen Po­li­zei be­ant­wor­tet wer­den“. Ei­ne Lö­schung des Fahr­zeu­ges konn­te bis­lang trotz des Um­stands, dass die deut­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den kei­nen hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht für ei­ne Straf­tat in Ita­li­en se­hen, nicht er­reicht wer­den. So hat das AG Frank­furt a. M. be­reits am 30.11.2009 ei­ne Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs ab­ge­lehnt. Auch die StA Frank­furt a. M. hat mit Schrei­ben vom 20.04.2010 mit­ge­teilt, dass sie nicht von ei­nem Ei­gen­tums­de­likt in Ita­li­en aus­geht. Trotz­dem be­steht die SIS-Ein­tra­gung wei­ter.

bb) Der Se­nat geht auf­grund die­ser Um­stän­de da­von aus, dass der Klä­ger dau­er­haft vom Ge­brauch des Fahr­zeugs aus­ge­schlos­sen bleibt. Ei­ne Zu­las­sung konn­te trotz al­ler Be­stä­ti­gun­gen deut­scher Be­hör­den über das Feh­len ei­nes Tat­ver­dachts in Be­zug auf das Fahr­zeug nicht er­reicht wer­den. Der Klä­ger ist seit nun­mehr über zwei Jah­ren vom Ge­brauch aus­ge­schlos­sen. Es ist auch nicht er­sicht­lich, dass sich hier­an in ab­seh­ba­rer Zeit et­was än­dern lässt. Die in Ita­li­en ver­an­lass­te Ein­tra­gung in das SIS stellt sich als ein so gra­vie­ren­des Hin­der­nis dar, dass es vom Klä­ger in Deutsch­land nicht be­sei­tigt wer­den kann. Doch selbst, wenn der Klä­ger mit den vor­lie­gen­den Un­ter­la­gen der deut­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den hier ei­ne Zu­las­sung des Fahr­zeu­ges er­rei­chen könn­te, was der­zeit al­ler­dings nicht er­sicht­lich ist, wä­re er bei Fort­be­stand des SIS-Ein­trags je­den­falls ge­hin­dert, mit dem Fahr­zeug ins Aus­land, ins­be­son­de­re nach Ita­li­en, zu fah­ren. Er müss­te da­mit rech­nen, dass es je­den­falls dort be­schlag­nahmt wür­de. Selbst dies stellt ei­ne i. S. § 435 BGB er­heb­li­che Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung dar. In­so­weit spielt es kei­ne Rol­le, dass die Be­klag­te ih­rer­seits un­mit­tel­bar nach Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs an den Klä­ger aus nicht be­kann­ten Grün­den trotz des SIS-Ein­trags ei­ne Zu­las­sung in Deutsch­land er­rei­chen konn­te und die Stadt L. die­se Zu­las­sung erst spä­ter, an­läss­lich der Be­an­tra­gung ei­nes Sai­son­kenn­zei­chens, ver­sagt hat.

cc) Vom Klä­ger kann auch nicht ge­for­dert wer­den, dass er in Ita­li­en ver­sucht, ei­ne Lö­schung des SIS-Ein­trags zu er­rei­chen, um da­mit das Ge­brauchs­hin­der­nis zu be­sei­ti­gen. Der Se­nat hält dies für un­zu­mut­bar. Der Käu­fer ei­ner Sa­che kann dar­auf ver­trau­en, dass ihm ein man­gel­frei­er Kauf­ge­gen­stand über­ge­ben wird. Män­gel, die bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen, fal­len – un­ab­hän­gig von ei­ner Kennt­nis hier­über – in den Ri­si­ko­be­reich des Ver­käu­fers. Der Ver­käu­fer haf­tet für die Man­gel­frei­heit bei Ge­fahr­über­gang. Wenn die Kauf­sa­che al­so mit ei­nem Sach­man­gel oder ei­ner auf öf­fent­lich-recht­li­che Maß­nah­men zu­rück­zu­füh­ren­den er­heb­li­chen Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung ver­se­hen ist, kann es nicht Auf­ga­be des Käu­fers sein, mit ho­hem Auf­wand und un­ge­wis­sem Er­folg selbst für die Be­sei­ti­gung der Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung ein­zu­ste­hen. Dies gilt auch vor dem Hin­ter­grund der Gleich­stel­lung von Sach- und Rechts­män­geln im Ge­währ­leis­tungs­recht (vgl. § 437 BGB). Bei ei­nem Rechts­man­gel kön­nen von ei­nem Käu­fer kei­ne hö­he­ren An­stren­gun­gen er­war­tet wer­den, als dies bei ei­nem Sach­man­gel der Fall ist. Ein die Gren­ze der Un­er­heb­lich­keit über­schrei­ten­der Sach­man­gel öff­net dem Käu­fer in­des al­le Ge­währ­leis­tungs­rech­te. Dass ei­ne nach­hal­ti­ge Be­ein­träch­ti­gung auf­grund des SIS-Ein­tra­ges an­de­re Rechts­fol­gen ha­ben soll, er­schließt sich nicht.

c) Die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind eben­falls er­füllt. Der Klä­ger hat der Be­klag­ten er­folg­los mit Schrei­ben vom 16.01.2012 ei­ne Nach­frist ge­setzt. Auf ein Ver­schul­den der Be­klag­ten, ins­be­son­de­re die Fra­ge, ob die Be­klag­te Kennt­nis vom Fort­be­stand des SIS-Ein­tra­ges hat­te, kommt es für den Ge­währ­leis­tungs­an­spruch nicht an.

2. Als Fol­ge des wirk­sa­men Rück­tritts kann der Klä­ger nach Maß­ga­be der §§ 346 ff. BGB Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen.

a) Der Klä­ger kann Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs ver­lan­gen.

Der mit der Klä­ge­rin ver­ein­bar­te Kauf­ver­trag und der mit der C in Hö­he von 50.000 € ab­ge­schlos­se­ne Dar­le­hens­ver­trag stel­len ein ver­bun­de­nes Ge­schäft nach § 358 III  BGB dar. Aus­weis­lich der vom Klä­ger zu den Ak­ten ge­reich­ten Un­ter­la­gen dien­te das Dar­le­hen der Fi­nan­zie­rung des Pkw-Kaufs. Die Dar­le­hens­sum­me wur­de von der C un­mit­tel­bar an die Be­klag­te ge­zahlt. Das Fahr­zeug wur­de an die Bank si­che­rungs­über­eig­net. Bei ei­nem Rück­tritt von ei­nem der­art fi­nan­zier­ten Kauf fin­det die Rück­ab­wick­lung zwi­schen Ver­käu­fer und Ver­brau­cher der­ge­stalt statt, dass der Käu­fer sei­ne ei­ge­ne Leis­tung und die Dar­le­hens­va­lu­ta zu­rück­er­hält. Im Ge­gen­zug hat der Käu­fer dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zu über­eig­nen. Steht die Kauf­sa­che im Ei­gen­tum des Dar­le­hens­ge­bers, hat die­ser in­fol­ge der Er­le­di­gung des Si­che­rungs­zwecks der Rück­über­tra­gung an den Ver­käu­fer nach § 185 BGB zu­zu­stim­men (MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 6. Aufl. [2012], § 359 Rn. 71).

Der Rück­zah­lungs­an­spruch ist um ei­nen Nut­zungs­er­satz für die vom Klä­ger mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter zu kür­zen. Der Se­nat geht hier­bei von den vom Klä­ger mit­ge­teil­ten 8.100 km aus. Au­ßer­dem ist ent­spre­chend der Be­rech­nung des Klä­gers ein Nut­zungs­er­satz von 0,672 €/km zu­grun­de zu le­gen. So­weit die Be­klag­te die An­zahl der vom Klä­ger ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter be­strei­tet und be­haup­tet, der Klä­ger ha­be ei­ne grö­ße­re Weg­stre­cke zu­rück­ge­legt, ist die­se er­kenn­bar ins Blaue hin­ein er­folg­te Be­haup­tung un­be­acht­lich. Der Nut­zungs­er­satz­fak­tor ist auf der Grund­la­ge ei­ner un­ter­stell­ten Ge­samt­fahr­leis­tung des Fahr­zeugs von 200.000 km sach­ge­recht …

Hier­aus folgt, dass der Klä­ger die Rück­zah­lung der Dar­le­hens­va­lu­ta in Hö­he von 50.000 € und sei­ner ei­ge­nen Leis­tung in Hö­he von 67.000 € ab­züg­lich ei­nes Nut­zungs­er­sat­zes in Hö­he von 5.443,20 € ver­lan­gen kann.

b) Der wei­te­re An­trag des Klä­gers auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 10.150 € hat hin­ge­gen kei­nen Er­folg. Der Se­nat kann in die­sem Zu­sam­men­hang da­hin­ste­hen las­sen, ob ein sol­cher An­spruch dem Grun­de nach be­steht. Ein Ent­schä­di­gungs­an­spruch be­steht dann nicht, wenn es sich bei dem be­trof­fe­nen Fahr­zeug um ein rei­nes Frei­zeit- und Lu­xus­fahr­zeug han­delt oder dem Be­trof­fe­nen die Nut­zung ei­nes Zweit­wa­gens mög­lich und zu­mut­bar war. Der Klä­ger hat zur Be­grün­dung sei­nes An­spruchs we­der vor­ge­tra­gen, dass er auf die Nut­zung des Fahr­zeugs an­ge­wie­sen war, noch dass ihm die Nut­zung ei­nes an­de­ren Fahr­zeugs we­der zu­mut­bar noch mög­lich war. Zu ei­nem sol­chen Vor­trag hät­te aber Ver­an­las­sung be­stan­den, weil es sich bei dem Sport­wa­gen … ty­pi­scher­wei­se um ein Lu­xus- bzw. Frei­zeit­fahr­zeug han­delt.

c) Der wei­ter­hin gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Er­satz der Fi­nan­zie­rungs­kos­ten (Zins­scha­den) ist eben­falls nicht be­grün­det. Ein sol­cher als Auf­wen­dungs­er­satz zu qua­li­fi­zie­ren­der An­spruch kommt nach § 284 BGB nur un­ter der Vor­aus­set­zung des Be­ste­hens ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs ge­gen die Be­klag­te in Be­tracht. Ei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten zur Leis­tung ei­nes Scha­dens­er­sat­zes sieht der Se­nat je­doch nicht. Es ist näm­lich da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­te ei­ne Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat (§ 280 I 2 BGB).

Für den Ein­trag in die SIS-Fahn­dungs­lis­te zeich­ne­te sich die Be­klag­te un­strei­tig nicht ver­ant­wort­lich. Der Be­klag­ten kann in­so­weit le­dig­lich zur Last ge­legt wer­den, dass sie den Klä­ger über die­sen Um­stand nicht auf­ge­klärt hat. In­so­weit ist je­doch ei­ne schuld­haf­te Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten zu ver­nei­nen. Auf­grund der Ab­leh­nung ei­nes Be­schlag­nah­me­be­schlus­ses durch das AG Frank­furt a. M. und das Schrei­ben der StA Frank­furt a. M. vom 20.04.2010 konn­te die Be­klag­te da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug nicht Ge­gen­stand ei­ner Straf­tat in Ita­li­en ge­wor­den war. Zwar hat­te sie zu­vor ver­geb­lich ver­sucht, das Fahr­zeug an die G-GmbH zu ver­äu­ßern, wo­bei zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, ob das Schei­tern die­ses Ver­kaufs auf die SIS-Ein­tra­gung zu­rück­zu­füh­ren war. Gleich­wohl be­stan­den aus Sicht der Be­klag­ten je­den­falls in­fol­ge des Schrei­bens der StA Frank­furt a. M. vom 20.04.2010 kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te mehr, dass mit dem Fahr­zeug et­was nicht stim­men konn­te. Au­ßer­dem ver­ging zwi­schen die­sem Schrei­ben und der Ver­äu­ße­rung an den Klä­ger na­he­zu ein wei­te­res Jahr, oh­ne dass von drit­ter Sei­te auf das Fahr­zeug Zu­griff ge­nom­men wur­de. Schließ­lich ist es der Be­klag­ten auch ge­lun­gen – wie dies er­reicht wer­den konn­te, ist of­fen­ge­blie­ben –, das Fahr­zeug trotz des SIS-Ein­tra­ges auf den Klä­ger zu­zu­las­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­te das Fahr­zeug oh­ne Kennt­nis von den fort­be­ste­hen­den Pro­ble­men auf­grund der SIS-Ein­tra­gung an den Klä­ger ver­äu­ßert hat. Nach Auf­fas­sung des Se­nats war die Be­klag­te in An­be­tracht der kla­ren Stel­lung­nah­me der StA Frank­furt a. M. we­der ver­pflich­tet, an­läss­lich der Ver­äu­ße­rung an den Klä­ger sich noch­mals hin­sicht­lich des Nicht­be­ste­hens ei­nes SIS-Ein­tra­ges zu ver­ge­wis­sern, noch muss­te sie den Klä­ger über die Fahr­zeug­his­to­rie auf­klä­ren.

An­zu­mer­ken ist, dass al­ler­dings An­lass be­stan­den hät­te, den Klä­ger zu in­for­mie­ren, nach­dem die Be­klag­te kurz nach Ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über ei­ne Ga­ran­tie­ab­fra­ge bei Lam­bor­ghi­ni Kennt­nis vom SIS-Ein­trag er­hal­ten hat­te. Sie hät­te – als nach­ver­trag­li­che Pflicht i. S. des § 241 II BGB – den Klä­ger hin­sicht­lich mög­li­cher Pro­ble­me mit dem Fahr­zeug war­nen müs­sen. Es ist je­doch nicht er­sicht­lich, dass ein in­so­weit ver­trags­ge­rech­tes Han­deln den Ein­tritt des vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Scha­dens noch ver­hin­dert hät­te. Der Se­nat be­wer­tet die hier­in zu se­hen­de Pflicht­ver­let­zung und das Ver­schul­den der Be­klag­ten auch nicht als so gra­vie­rend, dass – un­ab­hän­gig von der Rechts­män­gel­haf­tung – ein Rück­tritt des Klä­gers vom Kauf­ver­trag nach § 324 BGB ge­recht­fer­tigt wä­re.

Ob der Klä­ger Rück­zah­lung sei­ner Zins­leis­tun­gen von der Dar­le­hens­ge­be­rin ver­lan­gen kann (vgl. zum Mei­nungs­stand ei­ner­seits OLG Düs­sel­dorf NJW-RR 1996, 1265; MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, a. a. O., § 359 Rn. 71; an­de­rer­seits OLG Hamm, NZV 2006, 421 [423]; LG Bo­chum, NJW-RR 2002, 349 [350]; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 73. Aufl. [2014], § 359 Rn. 8), braucht der Se­nat nicht zu ent­schei­den.

d) Die Be­klag­te be­fin­det sich mit der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs im Hin­blick auf den vom Klä­ger er­klär­ten Rück­tritt und ih­rer Wei­ge­rung, das Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men, in An­nah­me­ver­zug. Das In­ter­es­se des Klä­gers an der be­gehr­ten Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten folgt aus § 756 I ZPO .

e) Der Klä­ger hat hin­ge­gen kei­nen An­spruch auf Er­satz au­ßer­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten …

3. … Die Re­vi­si­on war zur Fort­bil­dung des Rechts ge­mäß § 543 II Nr. 2 ZPO zu­zu­las­sen. Die Be­stim­mung ei­nes Rechts­man­gels in Be­zug auf Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gun­gen ei­ner Kauf­sa­che auf­grund öf­fent­lich-recht­li­cher Be­schrän­kun­gen oder Ein­griffs­be­fug­nis­se ist höchst­rich­ter­lich noch nicht ab­schlie­ßend ge­klärt …

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