1. Bei ei­nem Pick­up, al­so ei­nem Fahr­zeu­gen mit ge­schlos­se­ner Fahr­gast­ka­bi­ne und of­fe­ner La­de­flä­che, kommt es für die steu­er­recht­li­che Ein­ord­nung ins­be­son­de­re, aber nicht aus­schließ­lich auf die Grö­ße der La­de­flä­che an. Macht die La­de­flä­che des Fahr­zeugs nicht mehr als die Hälf­te sei­ner ge­sam­ten Nutz­flä­che aus, an­ge­nom­men wer­den, dass das Fahr­zeug nicht vor­wie­gend zur Las­ten­be­för­de­rung ge­eig­net und be­stimmt ist. Ist da­ge­gen die La­de­flä­che grö­ßer als die für die Per­so­nen­be­för­de­rung vor­ge­se­he­ne Flä­che, muss un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Merk­ma­le des Fahr­zeugs be­ur­teilt wer­den, ob es sich um ei­nen Pkw oder um ei­nen Lkw han­delt. Da­bei ist die Grö­ße der La­de­flä­che und ihr Ver­hält­nis zur Flä­che für die Per­so­nen­be­för­de­rung nur ein Ge­sichts­punkt; ihm kommt al­ler­dings um­so grö­ße­re Be­deu­tung zu, je deut­li­cher die La­de­flä­che die Flä­che für die Per­so­nen­be­för­de­rung über­wiegt.
  2. Ein nach­träg­lich mit ei­ner Trenn­wand zur La­de­flä­che, ei­nem be­la­dungs­fä­hi­gen Me­tall­dach und fes­ten Tü­ren ver­se­he­ner Hum­mer HM­C4, der über vier Sit­ze ver­fügt und bei dem die La­de­flä­che (2,38 m2) klei­ner ist als die Flä­che der Per­so­nen­ka­bi­ne (3,78 m2), ist steu­er­recht­lich ein Pkw. Dar­an än­dern die spar­ta­ni­sche In­nen­aus­stat­tung des Fahr­zeugs und der au­ßer­or­dent­lich ge­rin­ge Fahr­kom­fort nichts. Denn ein – hier im Auf­trag der US-Streit­kräf­te ent­wi­ckel­ten – Mi­li­tär­fahr­zeug ist be­reits sei­ner Na­tur nach re­gel­mä­ßig we­nig kom­for­ta­bel aus­ge­stat­tet. Viel­mehr ste­hen bei ei­nem sol­chen Fahr­zeug Zweck­mä­ßig­keit und Ef­fi­zi­enz im Vor­der­grund.

FG Müns­ter, Ur­teil vom 13.06.2013 – 13 K 3612/09 Kfz

Sach­ver­halt: Strei­tig ist die steu­er­recht­li­che Be­hand­lung des Fahr­zeugs der Klä­ge­rin.

Die Klä­ge­rin ist Hal­te­rin ei­nes Hum­mer HM­C4. Die­ser Fahr­zeug­typ ba­siert auf dem Hum­mer M998, der im Auf­trag der US-Streit­kräf­te als „High Mo­bi­li­ty Mu­lit­pur­po­se Whee­led Ve­hi­cle“ (HMM­WV) ent­wi­ckelt und in we­nigs­tens fünf­zehn ver­schie­de­nen Auf­bau­va­ri­an­ten her­ge­stellt wur­de. Nach den An­ga­ben der der Klä­ge­rin war das Fahr­zeug ur­sprüng­lich mit ei­nem Pla­nen­ver­deck aus­ge­stat­tet. Es ist je­doch nach­träg­lich – schon vor dem Er­werb durch die Be­klag­te – mit ei­ner ver­nie­te­ten Trenn­wand zur La­de­flä­che, ei­nem be­la­dungs­fä­hi­gen Me­tall­dach und fes­ten Tü­ren ver­se­hen wor­den. Da­durch ent­stan­den ei­ne von der La­de­flä­che ab­ge­schlos­se­ne Ka­bi­ne und ei­ne of­fe­ne La­de­flä­che im Heck des Wa­gens.

Das mit ei­nem Die­sel­mo­tor ver­se­he­ne Fahr­zeug wur­de am 14.02.2008 als „Lkw – of­fe­ner Kas­ten“ auf die Klä­ge­rin zu­ge­las­sen. Aus­weis­lich der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I ver­fügt es über vier Sitz­plät­ze. Die zu­läs­si­ge Ge­samt­mas­se ist in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung mit 3.500 kg, die Leer­mas­se mit 2.590 kg an­ge­ge­ben. Die Höchst­ge­schwin­dig­keit be­trägt 105 km/h.

Mit Be­scheid vom 10.03.2008 setz­te der Be­klag­te die Kraft­fahr­zeug­steu­er für die Zeit ab dem 14.02.2008 fest, wo­bei er das Fahr­zeug als Lkw mit „of­fe­nem Kas­ten“ ein­stuf­te. Mit Än­de­rungs­be­scheid vom 15.12.2008 be­han­del­te er das Fahr­zeug der Klä­ge­rin als Pkw und nahm die Be­steue­rung nach dem Vo­lu­men des Hub­raums so­wie nach dem Em­mis­si­ons­ver­hal­ten des Fahr­zeugs vor.

Die Klä­ge­rin leg­te ge­gen den Kfz-Steu­er­be­scheid vom 15.12.2008 Ein­spruch ein. Zur Be­grün­dung führ­te sie aus, ihr Fahr­zeug sei ein rei­nes Trans­port­fahr­zeug mit La­de­flä­che und wer­de auch als ein sol­ches ge­nutzt. Es sei da­her als für den Gü­ter­trans­port ge­dacht an­zu­se­hen. Dies fol­ge auch dar­aus, dass von der ge­sam­ten Nutz­flä­che von 4,9 m² le­dig­lich zwei Qua­drat­me­ter der Per­so­nen­be­för­de­rung dien­ten. Die der Be­för­de­rung von Gü­tern die­nen­de Flä­che sei da­her grö­ßer als die für die Per­so­nen­be­för­de­rung zur Ver­fü­gung ste­hen­de Flä­che.

Der Be­klag­te wies den Ein­spruch mit Be­scheid vom 30.09.2009 als un­be­grün­det zu­rück, da das Fahr­zeug im We­sent­li­chen die Merk­ma­le ei­nes Pkw auf­wei­se. So ver­fü­ge es über vier mit Si­cher­heits­gur­ten aus­ge­stat­te­te Sitz­plät­ze und sei rund­um ver­glast. Die La­de­flä­che be­tra­ge nur 1,478 m², wäh­rend die Bo­den­flä­che des Fahr­gast­raums 4,40 m² aus­ma­che. Da­mit sei die der Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Bo­den­flä­che grö­ßer als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che. Au­ßer­dem spre­che die ge­rin­ge Zu­la­dungs­mög­lich­keit ge­gen die Ein­stu­fung des Fahr­zeugs als Pkw.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Be­klag­te hat das Fahr­zeug der Klä­ge­rin zu Recht als Pkw nach § 8 Nr. 1 Kraft­StG in der bis zum 31.12.2012 gel­ten­den Fas­sung i. V. mit § 9 I Kraft­StG a.F. be­steu­ert.

Das Kraft­StG ent­hält kei­ne aus­drück­li­che De­fi­ni­ti­on des Be­griffs „Pkw“. § 2 II 1 Kraft­StG ver­weist le­dig­lich auf die „je­weils gel­ten­den ver­kehrs­recht­li­chen Vor­schrif­ten“, wenn nichts an­de­res be­stimmt ist. Die ver­kehrs­recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­hal­ten eben­falls kei­ne aus­drück­li­chen Be­stim­mun­gen des Be­griffs des „Pkw“ (BFH, Beschl. v. 21.08.2006 – VII B 333/05, BFHE 213, 281 = BSt­Bl. II 2006, 721; Urt. v. 28.11.2006 – VII R 11/06, BFHE 215, 568 = BSt­Bl. II 2007, 338; Beschl. v. 23.02.2007 – IX B 222/06, BFH/NV 2007, 1351; Urt. v. 01.10.2008 – II R 63/07, BFHE 222, 100 = BSt­Bl. II 2009, 20, je­weils m. w. Nachw.). Der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung liegt ein ei­gen­stän­di­ger kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­li­cher Pkw-Be­griff zu­grun­de. Da­nach ist ein Pkw ein Fahr­zeug mit vier oder mehr Rä­dern, das nach sei­ner Bau­art und Ein­rich­tung zur Per­so­nen­be­för­de­rung ge­eig­net und be­stimmt ist (BFH, Beschl. v. 21.08.2006 – VII B 333/05, BFHE 213, 281 = BSt­Bl. II 2006, 721; Beschl. v. 30.10.2008 – II B 60/08, n. v.; Urt. v. 24.02.2010 – II R 6/08, BFHE 228, 437 = BSt­Bl. II 2010, 994).

Die Ab­gren­zung zwi­schen Lkw und Pkw ist nach der ob­jek­ti­ven Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs vor­zu­neh­men. Als für die Ein­stu­fung be­deut­sa­me Merk­ma­le sind von der Recht­spre­chung zum Bei­spiel die Zahl der Sitz­plät­ze, die ver­kehrs­recht­lich zu­läs­si­ge Zu­la­dung, die Grö­ße der La­de­flä­che, die Aus­stat­tung mit Sitz­be­fes­ti­gungs­punk­ten und Si­cher­heits­gur­ten, die Ver­ble­chung der Sei­ten­fens­ter, die Be­schaf­fen­heit der Ka­ros­se­rie und des Fahr­ge­stells, die Mo­to­ri­sie­rung und die da­mit er­reich­ba­re Höchst­ge­schwin­dig­keit, das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild und bei Se­ri­en­fahr­zeu­gen die Kon­zep­ti­on des Her­stel­lers an­er­kannt wor­den (vgl. hier­zu BFH, Beschl. v. 23.02.2007 – IX B 222/06, BFH/NV 2007, 1351; Urt. v. 01.10.2008 – II R 63/07, BFHE 222, 100 = BSt­Bl. II 2009, 20).

Der Eig­nung und Be­stim­mung zur Per­so­nen­be­för­de­rung steht es grund­sätz­lich nicht ent­ge­gen, dass Fahr­zeu­ge ne­ben der Be­för­de­rung von Per­so­nen auch dem Trans­port von Ge­päck oder an­de­rer Gü­ter im pri­va­ten oder ge­werb­li­chen Be­reich die­nen oder zu die­nen be­stimmt sind, wie dies zum Bei­spiel bei Kom­bi­na­ti­ons­kraft­wa­gen der Fall ist. Be­stand­teil des Re­ge­lungs­plans des his­to­ri­schen Ge­setz­ge­bers war es näm­lich, un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen auch sol­che Kraft­fahr­zeu­ge als Pkw zu be­zeich­nen, die nach ih­rer Bau­art und Ein­rich­tung ge­eig­net und be­stimmt sind, nicht nur Per­so­nen (ein­schließ­lich ih­res üb­li­chen Ge­päcks) zu be­för­dern, son­dern ei­nem wei­te­ren Haupt­zweck zu die­nen (BFH, Urt. v. 22.06.1983 – II R 64/82, BFHE 138, 493 = BSt­Bl. II 1983, 747; Urt. v. 24.02.2010 – II R 6/08, BFHE 228, 437 = BSt­Bl. II 2010, 994).

Es ist da­her an­hand von Bau­art und Ein­rich­tung des Fahr­zeugs zu be­ur­tei­len, ob ein Lkw oder ein Pkw vor­liegt. Hier­zu ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Merk­ma­le die ob­jek­ti­ve Be­schaf­fen­heit des je­wei­li­gen Fahr­zeugs zu be­wer­ten. Kein Merk­mal kann da­bei als al­lei­n­ent­schei­dend an­ge­se­hen wer­den; dies schließt nicht aus, dass ein­zel­ne Merk­ma­le ein be­son­de­res Ge­wicht ha­ben und ei­ne Zu­ord­nung als Pkw oder Lkw na­he­le­gen kön­nen (BFH, Beschl. v. 21.08.2006 – VII B 333/05, BFHE 213, 281 = BSt­Bl. II 2006, 721 m. w. Nachw.).

Bei Fahr­zeu­gen mit ge­schlos­se­ner Fahr­gast­ka­bi­ne und of­fe­ner La­de­flä­che, so­ge­nann­ten Pick­up-Fahr­zeu­gen, kommt nach stän­di­ger Recht­spre­chung ne­ben den an­de­ren tech­ni­schen Merk­ma­len der Grö­ße der La­de­flä­che ei­ne be­son­de­re, wenn auch nicht al­lein aus­schlag­ge­ben­de Be­deu­tung zu. Nach der Grö­ße der La­de­flä­che lässt sich näm­lich be­ur­tei­len, ob die Mög­lich­keit ei­ner Nut­zung des Fahr­zeugs zur Las­ten­be­för­de­rung ge­gen­über sei­ner Eig­nung zur Per­so­nen­be­för­de­rung Vor­rang hat. Im In­ter­es­se prak­ti­ka­bler Zu­ord­nungs­maß­stä­be und der um der Rechts­si­cher­heit wil­len ge­for­der­ten Vor­her­seh­bar­keit kraft­fahr­zeug­steu­er­recht­li­cher Zu­ord­nun­gen hat die Recht­spre­chung es für ge­recht­fer­tigt er­ach­tet, ty­pi­sie­rend da­von aus­zu­ge­hen, dass Fahr­zeu­ge nicht vor­wie­gend der Las­ten­be­för­de­rung zu die­nen ge­eig­net und be­stimmt sind, wenn ih­re La­de­flä­che oder ihr La­de­raum nicht mehr als die Hälf­te der ge­sam­ten Nutz­flä­che aus­macht (BFH, Urt. v. 01.08.2000 – VII R 26/99, BFHE 194, 257 = BSt­Bl. II 2001, 72; Beschl. v. 07.11. 2006 – VII B 79/06, BFH/NV 2007, 778; Beschl. v. 26.10.2006 – VII B 125/06, BFH/NV 2007, 767; Beschl. v. 10.02.2010 – II B 96/09, BFH/NV 2010, 952).

Die­se Recht­spre­chung führt je­doch nicht da­zu, dass in den Fäl­len, in de­nen die La­de­flä­che grö­ßer als die für die Per­so­nen­be­för­de­rung vor­ge­se­he­ne Flä­che ist, um­ge­kehrt ty­pi­sie­rend von der Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs als Lkw aus­zu­ge­hen ist. In die­sen Fäl­len er­folgt die Ab­gren­zung viel­mehr nach den all­ge­mei­nen Kri­te­ri­en. Da­bei ist die Grö­ße der La­de­flä­che und ihr Ver­hält­nis zur Flä­che für die Per­so­nen­be­för­de­rung nur ein Ge­sichts­punkt im Rah­men der Ge­samt­ab­wä­gung, dem al­ler­dings um­so grö­ße­re Be­deu­tung zu­kommt, je deut­li­cher die La­de­flä­che die Flä­che für die Per­so­nen­be­för­de­rung über­wiegt. Über­wiegt die La­de­flä­che die zur Per­so­nen­be­för­de­rung in­des nur un­we­sent­lich, spricht dies eher da­für, dass das Fahr­zeug nicht vor­wie­gend der Las­ten­be­för­de­rung zu die­nen ge­eig­net und be­stimmt ist. In die Be­rech­nung der La­de­flä­che sind al­le Flä­chen ein­zu­be­zie­hen, die ge­eig­net sind, ei­ne La­dung zu trans­por­tie­ren. Da­zu ge­hö­ren re­gel­mä­ßig auch Aus­beu­lun­gen in den La­de­raum, zum Bei­spiel für Rad­käs­ten, die auf­grund ih­res Ab­stands zum obe­ren Rand der La­de­kan­te und bei ge­ge­be­ner Be­last­bar­keit noch als La­de­flä­che (z. B. für Schütt­gut oder für fla­che Ge­gen­stän­de) ge­nutzt wer­den kön­nen (BFH, Urt. v. 29.08.2012 – II R 7/1, BFHE 239, 159 = BSt­Bl. II 2013, 93).

Ge­mes­sen an die­ser Maß­stä­ben, kann das Fahr­zeug der Klä­ge­rin nicht als Lkw ein­ge­ord­net wer­den:

Das vor­lie­gen­de Fahr­zeug ist nach sei­ner Kon­zep­ti­on als ein tak­ti­sches Mi­li­tär­fahr­zeug an­zu­se­hen. Mit ihm kön­nen Las­ten und/oder Per­so­nen in und zu Ein­satz­ge­bie­ten trans­por­tiert wer­den. Das Fahr­zeug lässt in sei­ner Grund­kon­struk­ti­on ei­ne Ver­wen­dung als rei­nes Last­fahr­zeug eben­so zu wie als Mann­schafts­wa­gen für acht Per­so­nen. Mit Son­der­auf­bau­ten ist auch ei­ne Ver­wen­dung als Waf­fen­trä­ger oder als Pan­zer­fahr­zeug mög­lich. Es ist, wie die Grund­be­zeich­nung der mi­li­tä­ri­schen Ver­si­on schon be­sagt, als High Mo­bi­li­ty Mul­tipur­po­se Whee­led Ve­hi­cle, al­so uni­ver­sell ver­wend­ba­res Rad­fahr­zeug, kon­stru­iert wor­den.

Bei der von der Klä­ge­rin ver­wen­de­ten Ver­si­on han­delt es sich um ei­ne Ver­si­on mit vier Sit­zen, La­de­flä­che und ei­nem – nach un­wi­der­spro­che­nen An­ga­ben der Klä­ge­rin – fest ein­ge­füg­ten, ge­schlos­se­nen Auf­bau. Das Fahr­zeug ent­spricht so­mit im Grund­satz der Ka­ros­se­rie­form ei­nes Pick­up-Fahr­zeugs. Da­her sind für die von der Klä­ge­rin ver­wen­de­te Va­ri­an­te des Hum­mer die von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten – oben dar­ge­stell­ten – Grund­sät­ze zur Ab­gren­zung von Lkw und Pkw an­wend­bar.

Nach die­sen han­delt es sich bei dem Fahr­zeug der Klä­ge­rin um ei­nen Pkw. Da­für spricht zu­nächst maß­geb­lich, dass die La­de­flä­che klei­ner ist als die der Per­so­nen­be­för­de­rung zu­zu­rech­nen­de La­de­flä­che. Nach den vom Ge­richt fest­ge­stell­ten Ma­ßen weist die La­de­flä­che in­klu­si­ve der Rad­käs­ten ei­ne Grund­flä­che von 2,14 m × 1,11 m, al­so 2,38 m2 auf. Die Flä­che der Per­so­nen­ka­bi­ne be­trägt 1,94 m × 1,95 m, al­so 3,78 m2.

Die­se Wer­te sind auch oh­ne wei­te­re Kor­rek­tur ge­gen­über­zu­stel­len. Da­bei lässt das Ge­richt zu­guns­ten der Klä­ge­rin of­fen, ob im vor­lie­gen­den Ein­zel­fall die Rad­käs­ten mit zur La­de­flä­che ge­zählt wer­den kön­nen. Da­ge­gen spricht, dass sie selbst nicht mehr von ei­nem Rand um­ge­ben sind, al­so sel­ber die Be­gren­zung der La­de­flä­che bil­den. Sie kön­nen al­so nur mit zu­sätz­li­chen Si­che­rungs­maß­nah­me be­la­den wer­den, ei­ne Be­la­dung mit Schütt­gü­tern dürf­te nur mit zu­sätz­li­chen An­bau­ten mög­lich sein.

Dies kann je­doch da­hin­ste­hen. Denn selbst der da­mit ma­xi­mal an­zu­neh­men­den La­de­flä­che von 2,38 m2 steht ei­ne um 1,4 m2 grö­ße­re der Per­so­nen­be­för­de­rung die­nen­de Flä­che von 3,78 m2 ge­gen­über. Die­se ist nicht – wie die Klä­ge­rin meint – um die Flä­che des so­ge­nann­ten Mit­tel­tun­nels zu kor­ri­gie­ren. Die­ser nimmt mit ei­ner Brei­te von 0,81 m und ei­ner Län­ge von 1,81 m (wenn man nur die Län­ge bis zum Be­ginn der sich am En­de des Mit­tel­tun­nels be­fin­den­den Ab­deck­plat­te rech­net: 1,61 m) ei­ne Flä­che von 1,466 m² (bzw. 1,30 m²) ein. Die­ser Mit­tel­tun­nel ist Be­stand­teil des In­nen­raums. Die Ober­flä­che des Mit­tel­tu­n­els stellt sich im klä­ge­ri­schen Fahr­zeug als ei­ne ebe­ne, glat­te Flä­che dar. Im mi­li­tä­ri­schen Be­reich kann sie zum Auf­bau mi­li­tä­ri­scher Aus­rüs­tung wie zum Bei­spiel ei­ner Funk­an­la­ge, als Stand­platz ei­nes Schüt­zen für ein even­tu­el­les Bord­ge­schütz oder zur Ab­la­ge von Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­den der Mit­fah­rer ver­wen­det wer­den. Bei­des setzt aber dau­er­haf­te Ein- oder Um­bau­ten vor­aus. Sol­che sind im Fahr­zeug der Klä­ge­rin nicht in­stal­liert; Vor­rich­tun­gen zum Las­ten­trans­port sind nicht vor­han­den. Schwe­re Gü­ter kön­nen dar­auf nicht ab­ge­legt wer­den, oh­ne dass sie wäh­rend der Fahrt Pas­sa­gie­re oder Fah­rer ge­fähr­den wür­den. Mit ih­rer Hö­he von 42 cm über dem Bo­den­blech bie­tet sich der Mit­tel­tun­nel den Mit­rei­sen­den – in dem an­sons­ten un­kom­for­ta­bel ge­stal­te­ten In­nen­raum – auch als Ar­m­ab­la­ge an und schafft seit­li­che Be­we­gungs­frei­heit für Fah­rer- und Bei­fah­rer. In der von der Klä­ge­rin ver­wen­de­ten Ver­si­on des Fahr­zeu­ges er­weist sich der Mit­tel­tun­nel da­her als funk­tio­na­ler Be­stand­teil des Pas­sa­gier­raums, der auch nicht quo­tal als La­de­flä­che zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Die La­de­flä­che ist auch nicht – wie die Klä­ge­rin meint – um die Dach­flä­che der Per­so­nen­ka­bi­ne zu ver­grö­ßern. Zwar kann die­se fak­tisch durch­aus be­la­den wer­den. Dau­er­haf­te Um­bau­ten hier­zu sind je­doch nicht er­folgt. Sie dient vor­zugs­wei­se der Ab­de­ckung des Fahr­gast­raums.

Ge­gen­über dem Über­wie­gen der Per­so­nen­be­för­de­rungs­flä­che über die La­de­flä­che fal­len die von der Klä­ge­rin vor­ge­tra­ge­nen Um­stän­de, die ih­rer An­sicht nach für ei­nen Lkw spre­chen, nicht ent­schei­dend ins Ge­wicht.

Mit der Kon­struk­ti­on der Vor­der­ach­se, der Ge­län­de­gän­gig­keit und der Watt­fä­hig­keit spricht die Klä­ge­rin kon­struk­ti­ve Merk­ma­le an, die das Fahr­zeug für Ein­sät­ze in un­weg­sa­mem Ge­län­de qua­li­fi­zie­ren. Dies sagt je­doch nichts über die Ab­gren­zung von Pkw und Lkw aus.

Für die Aus­le­gung des Fahr­zeugs zum Las­ten­trans­port spricht – ne­ben dem Vor­han­den­sein ei­ner La­de­flä­che – zwar die spar­ta­ni­sche In­nen­aus­stat­tung des Fahr­zeugs in Ver­bin­dung mit dem au­ßer­or­dent­lich ge­rin­gen Fahr­kom­fort im Hin­blick auf Sitz­po­si­ti­on und Ge­räusch­ent­wick­lung. Es ist je­doch zu be­rück­sich­ti­gen, dass es sich bei dem Fahr­zeug um ein im Auf­trag der Streit­kräf­te ent­wi­ckel­tes Mi­li­tär­fahr­zeug han­delt, wel­ches letzt­lich da­zu dient, sei­ne Funk­ti­on ins­be­son­de­re auch im Fal­le ei­nes Kampf­ein­sat­zes zu er­fül­len. Sol­ches Kriegs­ge­rät ist be­reits sei­ner Na­tur nach re­gel­mä­ßig we­nig kom­for­ta­bel aus­ge­stat­tet. Viel­mehr ste­hen hier Zweck­mä­ßig­keit und Ef­fi­zi­enz im Vor­der­grund. Bei von vorn­her­ein zu mi­li­tä­ri­schen Zwe­cken kon­stru­ier­ten Fahr­zeu­gen sagt ge­rin­ger Kom­fort im In­nen­raum da­her we­nig über die Fahr­zeugart aus. Viel­mehr sind auch Mi­li­tär­fahr­zeu­ge, die zur Per­so­nen­be­för­de­rung ver­wen­det wer­den, in der Re­gel we­nig kom­for­ta­bel. Der ge­rin­ge Kom­fort des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs ver­mag da­her nicht zu ei­ner Be­wer­tung als Lkw zu füh­ren.

Letzt­lich spricht auch nicht die von der Klä­ge­rin be­haup­te­te Zu­la­dungs­ka­pa­zi­tät für des­sen Ei­gen­schaft als Lkw. Das Fahr­zeug weist nach An­ga­ben der Klä­ge­rin ein Leer­ge­wicht von 2.364 kg auf. Nach An­ga­ben der Klä­ge­rin ist es mit wei­te­ren 2.318 kg zu be­la­den. Dies wür­de zu ei­ner Zu­la­dungs­ka­pa­zi­tät von 49,5 % des Ge­samt­ge­wichts füh­ren und da­mit für ei­ne Klas­si­fi­zie­rung als Lkw spre­chen. Al­ler­dings ist so­wohl im Fahr­zeug­brief als auch in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I das zu­läs­si­ge Ge­samt­ge­wicht des Fahr­zeugs mit 3.500 kg bei ei­nem Leer­ge­wicht von 2.590 kg an­ge­ge­ben. Die­se An­ga­ben sind nach § 2 II 1 Kraft­StG für steu­er­li­che Zwe­cke ver­bind­lich (eben­so Strodthoff, Kraft­StG, § 2 Rn. 3). Da­mit ist bis zu ei­ner Ver­än­de­rung die­ser Ein­tra­gung durch Auf- oder Ab­las­tung von ei­ner Zu­las­sungs­ka­pa­zi­tät des Fahr­zeugs von 910 kg, al­so 26 % des zu­läs­si­gen Ge­samt­ge­wichts aus­zu­ge­hen. Die­ser Wert kann nur als ge­ring an­ge­se­hen wer­den.

Ei­ne an­de­re steu­er­li­che Be­hand­lung des Fahr­zeugs er­gibt sich auch nicht aus der zum 01.01.2013 in Kraft ge­tre­te­nen No­vel­lie­rung des Kraft­fahr­zeug­steu­er­ge­set­zes … Zwar sind da­nach für die Ein­ord­nung ei­nes Fahr­zeugs als Pkw oder Lkw ge­mäß §  2 II Nr. 2 Kraft­StG n.F. die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den ver­bind­lich. Füh­ren die Fest­stel­lun­gen der Zu­las­sungs­be­hör­den hin­sicht­lich der Fahr­zeug­klas­sen und Auf­bau­ar­ten je­doch zu ei­ner nied­ri­ge­ren Steu­er als un­ter Be­rück­sich­ti­gung des § 2 IIa in der am 01.07 2010 gel­ten­den Fas­sung, ist nach § 18 XII Kraft­StG n.F. aber wei­ter­hin der Ta­rif des § 9 I Nr. 2 Kraft­StG an­zu­wen­den. Dies ist hier der Fall: Bei An­wen­dung neu­en Rechts er­gä­be sich für das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug ein Steu­er­satz nach § 9 I Nr. 3 Kraft­StG n.F. von 12,78 € je 200 Ki­lo­gramm Ge­samt­ge­wicht oder ei­nen Teil da­von von dem Ge­samt­ge­wicht. Dies führ­te zu ei­ner nied­ri­ge­ren Steu­er als der nach § 2 IIa Kraft­StG a.F. vom Be­klag­ten für das Fahr­zeug des Klä­gers rech­ne­risch zu­tref­fend fest­ge­setz­ten. Da­her wä­re nach § 18 XII Kraft­StG n.F. die Be­steue­rung mit dem Ta­rif des § 9 I Nr. 2 Kraft­StG vor­zu­neh­men.

Da sich bei An­wen­dung der zum 01.01.2013 in Kraft ge­tre­te­nen Neu­re­ge­lung im Streit­fall kei­ne Än­de­rung er­ge­ben wür­de, kann of­fen­blei­ben, ob die­se über­haupt auf zu­rück­lie­gen­de Be­steue­rungs­zeit­räu­me an­wend­bar ist (ver­nei­nend FG Sach­sen, Urt. v. 01.03.2013 – 6 K 670/12, ju­ris).

Der Be­klag­te konn­te die hö­he­re Steu­er auch nach § 12 II Nr. 4 Kraft­StG zur Be­sei­ti­gung der feh­ler­haf­ten Be­steue­rung als Lkw neu fest­set­zen. Nach die­ser Vor­schrift ist die Steu­er zur Be­sei­ti­gung des Feh­lers neu fest­zu­set­zen, wenn ei­ne Steu­er­fest­set­zung feh­ler­haft ist. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne neue Steu­er­fest­set­zung lie­gen im Streit­fall vor. Denn die ur­sprüng­li­che Steu­er­fest­set­zung nach dem ver­kehrs­recht­lich zu­läs­si­gen Ge­samt­ge­wicht war, wie sich aus dem bis­her Aus­ge­führ­ten er­gibt, feh­ler­haft.

Die Klä­ge­rin kann sich auch nicht auf Ver­trau­ens­schutz be­ru­fen. So­weit ver­fah­rens­recht­lich ei­ne Än­de­rung der Kraft­fahr­zeug­steu­er­fest­set­zung zu­läs­sig war, konn­te die­se auch von dem Be­klag­ten vor­ge­nom­men wer­den, nach­dem er von der feh­ler­haf­ten Be­steue­rung Kennt­nis er­langt hat­te. Der Ein­stu­fung des Kraft­fahr­zeugs durch die Ver­kehrs­be­hör­de oder der zu­vor für die Be­steue­rung zu­stän­di­gen Stel­le als Lkw kommt kei­ne Bin­dungs­wir­kung für den hier strei­ti­gen Zeit­raum zu (vgl. BFH, Beschl. v. 18.03.2008 – II B 102/07, BFH/NV 2008, 1206 m. w. Nachw.)

Die Klä­ge­rin kann sich auch nicht auf ei­ne be­haup­te­te ab­wei­chen­de Be­hand­lung des Fahr­zeug­typs durch an­de­re Fi­nanz­äm­ter be­ru­fen. Die­se Be­ur­tei­lung wä­re un­zu­tref­fend und wur­de für die Klä­ge­rin kei­nen An­spruch auf Gleich­be­hand­lung be­grün­den …

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