1. Ra­bat­te, die der Ar­beit­ge­ber nicht nur sei­nen Ar­beit­neh­mern, son­dern auch frem­den Drit­ten üb­li­cher­wei­se ein­räumt, be­grün­den bei Ar­beit­neh­mern kei­nen steu­er­pflich­ti­gen Ar­beits­lohn.
  2. Der Ar­beit­neh­mer kann den geld­wer­ten Vor­teil im Rah­men sei­ner Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gung nach § 8 II EStG oh­ne Be­wer­tungs­ab­schlag und oh­ne Ra­batt­frei­be­trag oder mit die­sen Ab­schlä­gen auf der Grund­la­ge des End­prei­ses des Ar­beit­ge­bers nach § 8 III EStG be­wer­ten las­sen.

BFH, Ur­teil vom 26.07.2012 – VI R 27/11

Sach­ver­halt: Strei­tig ist, ob und in wel­cher Hö­he der vom Ar­beit­ge­ber beim Kauf ei­nes Neu­fahr­zeugs ein­ge­räum­te Ra­batt ei­nen als Ar­beits­lohn zu er­fas­sen­den geld­wer­ten Vor­teil be­grün­det.

Der Klä­ger ist bei der X-AG, ei­nem Au­to­mo­bil­her­stel­ler, nicht­selbst­stän­dig be­schäf­tigt. Er er­warb in den Streit­jah­ren (2000 bis 2005) je­weils von sei­nem Ar­beit­ge­ber her­ge­stell­te Neu­fahr­zeu­ge. Da­zu ge­währ­te der Ar­beit­ge­ber dem Klä­ger ei­nen Mit­ar­bei­ter­ra­batt in Hö­he von 21,5 % auf den Lis­ten­preis. Die ge­währ­ten Ra­bat­te be­lie­fen sich in den Streit­jah­ren auf 15.927,93 DM (2000), 16.156,13 DM (2001), 9.059,46 € (2002), 10.083,24 € (2003), 9.179,17 € (2004) und 9.179,17 € (2005).

Der Be­klag­te (das Fi­nanz­amt) setz­te – wie zu­vor schon der Ar­beit­ge­ber beim Lohn­steu­er­ab­zug – in den Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gun­gen die sich aus den Ra­bat­ten er­ge­ben­den ein­kom­men­steu­er­ba­ren Vor­tei­le wie folgt an: 8.395,43 DM (2000), 9.823,37 DM (2001), 6.149,98 € (2002), 7.042,07 € (2003), 6.017,67 € (2004) so­wie 5.946,45 € (2005). Grund­la­ge da­für war das Schrei­ben des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen vom 30.01.1996 (BSt­Bl I 1996, 114). Da­nach ist der End­preis i. S. des § 8 III 1 EStG der um die Hälf­te ei­nes durch­schnitt­li­chen Händ­ler­ra­batts ge­min­der­te Lis­ten­preis. Dar­auf wur­den je­weils der Be­wer­tungs­ab­schlag nach § 8 III 1 EStG so­wie der Ra­batt­frei­be­trag nach § 8 III 2 EStG an­ge­wandt. Der Ar­beit­ge­ber hat­te an­ge­ge­ben, frem­den Letzt­ver­brau­chern für die vom Klä­ger er­wor­be­nen je­wei­li­gen Fahr­zeug­ty­pen die fol­gen­den Ra­bat­te ein­ge­räumt zu ha­ben: 9,05 % (2000), 7,51 % (2001), 4,57 % (2002), 6,0 % (2003), 6,72 % (2004) so­wie 6,47 % (2005).

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Kla­ge, im We­sent­li­chen dar­auf ge­stützt, dass – wie sich aus Zei­tungs­ar­ti­keln und An­zei­gen er­ge­be – End­ver­brau­chern Ra­bat­te von 17,5–20 % an­ge­bo­ten wür­den, so­dass sich al­len­falls ein geld­wer­ter Vor­teil in Hö­he von 2 % er­ge­be, hat­te nur teil­wei­se Er­folg. Das Fi­nanz­ge­richt setz­te nur in­so­weit Ar­beits­lohn an, als die Preis­nach­läs­se nicht auch nach den Ge­pflo­gen­hei­ten im nor­ma­len Ge­schäfts­ver­kehr tat­säch­lich zu er­zie­len sei­en. Die für die Jah­re 2000 bis 2005 er­mit­tel­ten durch­schnitt­li­chen Preis­nach­läs­se in Hö­he von 9,05 %, 7,51 %, 4,57 %, 6,0 %, 6,72 % so­wie 6,47 % kürz­te es al­ler­dings je­weils um 3 % mit der Be­grün­dung, dass in die­sem Um­fang die Preis­nach­läs­se als Er­geb­nis in­di­vi­du­el­ler Preis­ver­hand­lun­gen nicht zu be­rück­sich­ti­gen sei­en. End- und An­ge­bots­preis i. S. des § 8 III EStG sei­en so­mit nur die um Preis­nach­läs­se in Hö­he von 6,05 %, 4,51 %, 1,57 %, 3,0 %, 3,72 % so­wie 3,47 % re­du­zier­ten Lis­ten­prei­se. Der Vor­teil kön­ne auch nicht un­ter Be­rück­sich­ti­gung von Preis­nach­läs­sen von bis zu 20 % be­stimmt wer­den. Denn den da­zu vor­ge­leg­ten Zei­tungs­ar­ti­keln und Zei­tungs­an­zei­gen sei­en kei­ne auf die vom Klä­ger je­weils er­wor­be­nen Mo­del­le kon­kret be­zo­ge­nen Wer­te zu ent­neh­men; teil­wei­se sei­en auch an­de­re Zeit­räu­me be­trof­fen. Im Üb­ri­gen sei­en die Mel­dun­gen eher all­ge­mein ge­hal­te­ne jour­na­lis­ti­sche Mel­dun­gen zu Preis­ent­wick­lung und Wett­be­werb in der Au­to­mo­bil­bran­che.

Mit der Re­vi­si­on rügt der Klä­ger die Ver­let­zung ma­te­ri­el­len Rechts. Das Rechts­mit­tel hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: [9]    II. … 1. Nach mitt­ler­wei­le stän­di­ger Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats ge­hö­ren zu den nach § 8 EStG zu be­wer­ten­den und zu Ein­nah­men füh­ren­den Vor­tei­len i. S. des § 19 I 1 EStG auch sol­che, die Ar­beit­neh­mern dar­aus ent­ste­hen, dass ih­nen ih­re Ar­beit­ge­ber Per­so­nal­ra­bat­te ge­wäh­ren, in­dem sie Wa­ren – z. B. „Jah­res­wa­gen“ – auf­grund des Dienst­ver­hält­nis­ses ver­bil­ligt über­las­sen (zu­letzt BFH, Urt. v. 05.09.2006 – VI R 41/02, BFHE 214, 561 = BSt­Bl II 2007, 309). Denn in die­sem Fall ver­ein­ba­ren Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer nicht nur den Kauf ei­nes Kraft­fahr­zeugs, son­dern tref­fen auch ei­ne be­son­de­re Preis­ab­spra­che, die im Um­fang der Ver­bil­li­gung ih­ren Rechts­grund im Ar­beits­ver­hält­nis ha­ben kann. In die­sem Fall wird der Vor­teil der Ver­bil­li­gung „für“ ei­ne Be­schäf­ti­gung ge­währt, ver­an­lasst durch das in­di­vi­du­el­le Dienst­ver­hält­nis (Se­nat, Urt. v. 17.06.2009 – VI R 18/07, BFHE 225, 388 = BSt­Bl II 2010, 67; Urt. v. 01.02.2007 – VI R 72/05, BFH/NV 2007, 898). So­weit und in der Hö­he, als Preis­nach­läs­se auch im nor­ma­len Ge­schäfts­ver­kehr un­ter frem­den Drit­ten er­zielt wer­den kön­nen, spricht nichts da­für, dass die­se Ra­bat­te, wenn sie auch Ar­beit­neh­mern ein­ge­räumt wer­den, als Vor­teil „für“ de­ren Be­schäf­ti­gung ge­währt wer­den und des­halb zum steu­er­pflich­ti­gen Ar­beits­lohn ge­hö­ren. Denn in die­sem Fall fehlt es an ei­nem aus dem Ar­beits­ver­hält­nis stam­men­den Vor­teil als ei­ner Grund­vor­aus­set­zung für Ein­künf­te i. S. des § 19 I 1 EStG (vgl. BFH, Urt. v. 02.02.1990 – VI R 15/86, BFHE 159, 513 = BSt­Bl II 1990, 472; Urt. v. 04.05.2006 – VI R 28/05, BFHE 213, 484 = BSt­Bl II 2006, 781, zum zins­ver­bil­lig­ten Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen).

[10]   Des­halb sind zur Un­ter­schei­dung von auch im nor­ma­len Ge­schäfts­ver­kehr er­ziel­ba­ren Preis­nach­läs­sen ei­ner­seits und durch das Ar­beits­ver­hält­nis be­grün­de­ten dar­über hin­aus­ge­hen­den be­son­de­ren Vor­tei­len an­de­rer­seits die vom Ar­beit­ge­ber stam­men­den Leis­tun­gen nach den Grund­sät­zen des § 8 EStG zu be­wer­ten. Maß­ge­bend sind da­nach die um üb­li­che Preis­nach­läs­se ge­min­der­ten üb­li­chen End­prei­se am Ab­ga­be­ort (§ 8 II EStG) und die End­prei­se, zu de­nen der Ar­beit­ge­ber die Wa­ren frem­den Letzt­ver­brau­chern im all­ge­mei­nen Ge­schäfts­ver­kehr an­bie­tet (§ 8 III EStG; vgl. zum An­ge­bots­preis das Ur­teil des er­ken­nen­den Se­nats vom 26.07.2012 – VI R 30/09).

[11]   a) Der er­ken­nen­de Se­nat hat­te be­reits mit Ur­teil in BFHE 214, 561 = BSt­Bl II 2007, 309 zum Ver­hält­nis der Be­wer­tung nach § 8 II EStG ge­gen­über der nach § 8 III EStG ent­schie­den. Da­nach ist Grund­norm der Be­wer­tung § 8 II EStG, der in Über­ein­stim­mung mit dem Lohn­be­griff Ra­bat­te des Ar­beit­ge­bers erst dann und nur in der Hö­he als geld­wer­ten Vor­teil er­fasst, als der Preis un­ter­schrit­ten wird, der für das glei­che Pro­dukt am Markt von frem­den Drit­ten zu ent­rich­ten ist. Ver­gleich­s­preis ist da­bei grund­sätz­lich der güns­tigs­te Preis am Markt (BFH, Urt. vom 17.08.2005 – IX R 10/05, BFHE 211, 151 = BSt­Bl II 2006, 71; Urt. v. 04.05.2006 – VI R 28/05, BFHE 213, 484 = BSt­Bl II 2006, 781). Denn nur dann ist die An­nah­me ge­recht­fer­tigt, dass der Ra­batt sei­nen Rechts­grund nicht im Kauf­ver­trag, son­dern in der ar­beits­recht­li­chen Be­zie­hung hat, er mit Rück­sicht auf das Dienst­ver­hält­nis als Vor­teil ein­ge­räumt wur­de und sich in­so­weit im wei­tes­ten Sin­ne als Ge­gen­leis­tung für das Zur­ver­fü­gung­stel­len der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­kraft des Ar­beit­neh­mers er­weist.

[12]   Ab­wei­chend da­von ist § 8 III EStG Spe­zi­al­norm und hat ten­den­zi­ell be­güns­ti­gen­den Cha­rak­ter, weil noch ein Be­wer­tungs­ab­schlag von 4 % und ein Ra­batt­frei­be­trag ab­ge­zo­gen wer­den. Die Vor­teil­haf­tig­keit der Norm kann aber ver­fehlt wer­den, wenn der vom Ar­beit­ge­ber an­ge­bo­te­ne End­preis und der güns­tigs­te Preis am Markt so stark von­ein­an­der ab­wei­chen, dass trotz des Be­wer­tungs­ab­schlags und des Ra­batt­frei­be­trags ein geld­wer­ter Vor­teil er­fasst wird, der nach dem Maß­stab der Grund­norm tat­säch­lich nicht vor­liegt. Des­halb hat der Ar­beit­neh­mer je­den­falls im Rah­men sei­ner Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gung die Mög­lich­keit, die Hö­he des geld­wer­ten Vor­teils ent­we­der nach der Re­ge­lung des § 8 II EStG oh­ne Be­wer­tungs­ab­schlag und oh­ne Ra­batt­frei­be­trag oder mit die­sen Ab­schlä­gen auf Grund­la­ge des End­prei­ses des Ar­beit­ge­bers nach § 8 III EStG be­wer­ten zu las­sen.

[13]   b) An die­ser Recht­spre­chung hält der er­ken­nen­de Se­nat fest. Sie ent­spricht der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit, die zwar Vor­tei­le aus dem Ar­beits­ver­hält­nis be­steu­ert, zu­gleich aber auch dar­auf be­grenzt. So hat auch die Kom­men­tar­li­te­ra­tur schon bei In­kraft­tre­ten der Vor­schrift auf die Ge­fahr hin­ge­wie­sen, dass „sich die Fik­ti­on ei­ner ob­jek­ti­ven Be­rei­che­rung des Ar­beit­neh­mers in Hö­he des nach Abs. 3 Satz 1 er­mit­tel­ten Preis­vor­teils im Ein­zel­fall so­weit von den tat­säch­li­chen Markt­ver­hält­nis­sen ent­fernt, dass die mit die­ser Ty­pi­sie­rung ver­bun­de­ne Un­gleich­be­hand­lung trotz der Frei­be­trags­re­ge­lung in Satz 2 nicht mehr mit ei­ner am Ge­rech­tig­keits­ge­dan­ken ori­en­tier­ten Be­trach­tungs­wei­se ver­ein­bar“ sei (so Blü­mich/Glenk, EStG, KStG, GewStG, Sep­tem­ber 1989, § 8 EStG Rn. 62).

[14]   aa) Grund­la­ge der Aus­le­gung des § 8 III EStG ist die er­sicht­lich ein­hel­li­ge Auf­fas­sung (Kirch­hof/Kirch­hof, EStG, 11. Aufl., § 8 Rn 48 f.; Blü­mich/Glenk, a. a. O., § 8 EStG Rn. 171; Schmidt/Krü­ger, EStG, 31. Aufl., § 8 Rn. 65; La­de­mann/Stei­ner, EStG, § 8 Rn. 171; Gröpl, in: Kirch­hof/Söhn/Mel­ling­hoff, EStG, § 8 Rn. D 4; Birk/Kis­ter, in: Herr­mann/Heu­er/Rau­pach, EStG, KStG, § 8 EStG Rn. 152), dass § 8 III EStG kei­nen ei­ge­nen Ein­künf­tetat­be­stand be­grün­det, son­dern in An­wen­dung des all­ge­mein­gül­ti­gen ein­kom­men­steu­er­recht­li­chen Lohn­be­griffs ei­nen aus dem Ar­beits­ver­hält­nis fol­gen­den Vor­teil le­dig­lich be­wer­tet; klar­stel­lend for­mu­liert § 8 III Satz 1 EStG des­halb auch sei­ne Tat­be­stands­vor­aus­set­zung, dass ein Ar­beit­neh­mer „auf­grund sei­nes Dienst­ver­hält­nis­ses“ Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen er­hält. Die vom Fi­nanz­amt ver­tre­te­ne ge­gen­tei­li­ge Aus­le­gung ent­spricht nicht die­sen Grund­sät­zen, wenn sie an­ge­sichts die­ser sys­te­ma­ti­schen Grund­la­ge ei­nen Vor­teil in iso­lier­ter An­wen­dung der Be­wer­tungs­norm des § 8 III EStG an­nimmt, ob­wohl sich ein sol­cher Vor­teil nach der all­ge­mein­gül­ti­gen Grund­norm des § 8 II EStG nicht fest­stel­len lässt. Im Er­geb­nis ge­währ­leis­tet mit­hin die Be­mes­sung des lohn­steu­er­recht­lich er­heb­li­chen Vor­teils al­lein nach dem vom Ar­beit­ge­ber be­stimm­ten End­preis nicht, dass der Be­wer­tung die tat­säch­li­chen ob­jek­ti­ven Markt­ver­hält­nis­se zu­grun­de lie­gen und birgt so ins­be­son­de­re die Ge­fahr, dass durch mög­li­che über­höh­te Preis­aus­zeich­nun­gen ei­ne Schein­lohn­be­steue­rung statt­fin­det (vgl. da­zu schon Se­nat, Urt. v. 04.06.1993 – VI R 95/92, BFHE 171, 74 = BSt­Bl. II 1993, 687).

[15]   bb) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Fi­nanz­amts spre­chen ge­gen die­se Aus­le­gung nicht die Ge­setz­ge­bungs­ma­te­ria­li­en zu § 8 III EStG (BT-Dr. 11/2157, S. 142). Denn da­nach ziel­te die Neu­re­ge­lung dar­auf, auch in Be­zug auf Be­leg­schafts­ra­bat­te dem Ge­bot der Gleich­mä­ßig­keit der Be­steue­rung und dem Grund­satz der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit zu ent­spre­chen. Es fin­den sich dort kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass der Ge­setz­ge­ber ab­wei­chend vom all­ge­mei­nen Lohn­be­griff mit § 8 III EStG ei­ne Be­wer­tungs­re­ge­lung schaf­fen woll­te, die ei­ne ob­jek­ti­ve Be­rei­che­rung des Ar­beit­neh­mers fin­gie­ren und die­se Fik­ti­on be­steu­ern woll­te. Die mit der Neu­re­ge­lung ins Ge­setz ein­ge­führ­te Be­rück­sich­ti­gung der „tat­säch­lich vom Ar­beit­ge­ber ge­for­der­ten End­prei­se“ soll­te viel­mehr aus­weis­lich der Ma­te­ria­li­en ins­be­son­de­re der Ver­ein­fa­chung des Be­steue­rungs­ver­fah­rens die­nen. Die­sem Ziel wird ent­spro­chen, wenn der Ar­beit­ge­ber im Be­steue­rungs­ver­fah­ren, näm­lich bei dem ihm ob­lie­gen­den Lohn­steu­er­ab­zugs­ver­fah­ren, die tat­säch­lich von ihm ge­for­der­ten End­prei­se zu­grun­de le­gen kann, oh­ne sich in sol­chen Fäl­len wei­ter über den markt­an­ge­mes­se­nen Preis in­for­mie­ren zu müs­sen. Von dem Ziel der Steu­er­ver­ein­fa­chung bleibt so­dann un­be­rührt, dass der Ar­beit­neh­mer in dem ihn tref­fen­den in­di­vi­du­el­len Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gungs­ver­fah­ren die Wahl hat, statt­des­sen den Vor­teil – dann al­ler­dings oh­ne Be­wer­tungs­ab­schlag und Frei­be­trä­ge – nach den tat­säch­li­chen Markt­ver­hält­nis­sen der Be­steue­rung zu un­ter­wer­fen. Da­mit ist dem Grund­satz der Ver­ein­fa­chung des Be­steue­rungs­ver­fah­rens ent­spro­chen, oh­ne ei­ner Schein­lohn­be­steue­rung Vor­schub zu leis­ten.

[16]   cc) Die­ses Aus­le­gungs­er­geb­nis, dass § 8 III EStG nur ei­ne Be­wer­tungs­vor­schrift ist, aber kei­nen ei­gen­stän­di­gen Lohn­vor­teil be­grün­det, wird schließ­lich da­durch be­stä­tigt, dass nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung und so auch aus­drück­lich die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en (BT-Dr. 11/2157, S. 142) der Ar­beit­ge­ber im Rah­men der ihm ob­lie­gen­den Lohn­be­steue­rung den Vor­teil wahl­wei­se ent­we­der nach § 8 III EStG oder – im Rah­men der pau­scha­lier­ten Be­steue­rung – nach § 8 II EStG nach den üb­li­chen End­prei­sen und oh­ne Ra­batt­frei­be­trä­ge in An­satz brin­gen kann. Da­mit wird dem Ar­beit­ge­ber zu­ge­stan­den, zwi­schen ein­fa­cher, schnel­ler, aber ten­den­zi­ell we­ni­ger rich­ti­ger Be­wer­tung ei­ner­seits und auf­wen­di­ger, aber eher zu­tref­fen­der Be­wer­tung and­rer­seits zu ent­schei­den. An­ge­sichts des­sen muss erst recht auch dem Ar­beit­neh­mer die­se Mög­lich­keit der Vor­teils­be­wer­tung – je­den­falls im Rah­men der ihn be­tref­fen­den Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gung – ver­blei­ben.

[17]   2. Die Vor­in­stanz ist von an­de­ren Rechts­grund­sät­zen aus­ge­gan­gen. Die Re­vi­si­on ist teil­wei­se be­grün­det. Der Kla­ge ist in­so­weit statt­zu­ge­ben, als die vom Ar­beit­ge­ber des Klä­gers frem­den Drit­ten ge­währ­ten Preis­nach­läs­se ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Fi­nanz­ge­richts in vol­ler Hö­he zu be­rück­sich­ti­gen sind.

[18]   a) Das Fi­nanz­ge­richt hat auf Grund­la­ge des § 8 III EStG feh­ler­frei die Preis­nach­läs­se er­mit­telt, die der Ar­beit­ge­ber des Klä­gers tat­säch­lich im all­ge­mei­nen Ge­schäfts­ver­kehr frem­den Drit­ten ge­währt hat­te. Es hat wei­ter­hin grund­sätz­lich zu­tref­fend den lohn­steu­er­recht­lich er­heb­li­chen Vor­teil nach die­sen auch im all­ge­mei­nen Ge­schäfts­ver­kehr ge­gen­über frem­den Drit­ten ge­währ­ten Ra­bat­ten be­mes­sen. Es hat al­ler­dings zu Un­recht die­se fremd­üb­li­chen Preis­nach­läs­se nicht in vol­ler Hö­he be­rück­sich­tigt, son­dern um 3 % ge­kürzt.

[19]   Der Se­nat hat mit Ur­teil vom 26.07.2012 – VI R 30/09 – ent­schie­den, dass der an­ge­bo­te­ne End­preis i. S. des § 8 III EStG der­je­ni­ge ist, der am En­de von Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen als letz­tes An­ge­bot des Händ­lers steht und des­halb auch Ra­batt­ge­wäh­run­gen um­fasst. Nach den vom Fi­nanz­ge­richt ge­trof­fe­nen und in­so­weit bin­den­den Fest­stel­lun­gen hat der Ar­beit­ge­ber des Klä­gers im Ge­schäfts­ver­kehr mit Drit­ten Ra­bat­te zwi­schen 4,57 % und 9,05 % ge­währt. Die um die­se Ra­bat­te ge­min­der­ten Lis­ten­prei­se sind nach dem vor­ste­hend zi­tier­ten Ur­teil des Se­nats vom 26.07.2012 – VI R 30/09 – die an­ge­bo­te­nen End­prei­se i. S. des § 8 III EStG. Auf Grund­la­ge der Fest­stel­lun­gen ist nichts da­für er­sicht­lich, aus wel­chen Grün­den die­se all­ge­mein üb­li­chen Ra­bat­te beim Klä­ger als aus dem Ar­beits­ver­hält­nis re­sul­tie­rend gel­ten und in­so­weit steu­er­pflich­ti­gen Ar­beits­lohn dar­stel­len soll­ten. Des­halb recht­fer­ti­gen die vom Ar­beit­ge­ber des Klä­gers an­sons­ten im all­ge­mei­nen Ge­schäfts­ver­kehr ge­gen­über Drit­ten ein­ge­räum­ten Ra­bat­te kei­nen Lohn­an­satz beim Klä­ger, auch nicht im Um­fang von 3 %. Denn auch in die­sem Um­fang (3 %) ist nicht er­sicht­lich, aus wel­chen Grün­den der Klä­ger die­se Ra­bat­te nicht eben­falls hät­te er­hal­ten sol­len.

[20]   Zu­tref­fend hat das Fi­nanz­ge­richt da­ge­gen wei­ter­ge­hen­de Son­der­ra­bat­te für be­stimm­te Bran­chen, wie et­wa das Ta­xi­ge­wer­be, un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen, weil in­so­weit die­se be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen beim Klä­ger nicht vor­ge­le­gen ha­ben.

[21]   b) Im Üb­ri­gen ist die Re­vi­si­on un­be­grün­det. Das Fi­nanz­ge­richt hat es rechts­feh­ler­frei ab­ge­lehnt, über die vom Ar­beit­ge­ber frem­den Drit­ten ge­währ­ten Ra­bat­te hin­aus die Vor­tei­le auf der Grund­la­ge von Preis­nach­läs­sen von 17,5 % bis 20 % an­zu­set­zen.

[22]   aa) Nach den vor­ge­nann­ten Rechts­grund­sät­zen ist es dem Klä­ger grund­sätz­lich nicht ver­wehrt, in sei­nem Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gungs­ver­fah­ren gel­tend zu ma­chen, dass der vom Ar­beit­ge­ber tat­säch­lich ge­for­der­te End­preis so weit über dem güns­tigs­ten Preis am Markt für die vom Klä­ger je­weils er­wor­be­nen Fahr­zeu­ge liegt, dass trotz Be­wer­tungs­ab­schlags und Ra­batt­frei­be­trags der im Rah­men des Lohn­steu­er­ab­zugs­ver­fah­rens auf Grund­la­ge des § 8 III EStG er­fass­te geld­wer­te Vor­teil hö­her ist als der nach der Grund­norm des § 8 II EStG tat­säch­lich vor­lie­gen­de Vor­teil.

[23]   bb) Der Klä­ger hat­te al­ler­dings im fi­nanz­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren nichts sub­stan­zi­iert da­zu vor­ge­tra­gen, wel­ches Fahr­zeug er zu wel­chem kon­kre­ten Preis bei wel­chem Händ­ler zu den vom Klä­ger nur pau­schal an­ge­ge­be­nen Preis­nach­läs­sen in Hö­he von 17,5 % bis 20 % hät­te er­wer­ben kön­nen. Für ei­nen da­hin ge­hen­den sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag ge­nügt es ins­be­son­de­re nicht, sich nur all­ge­mein auf Zei­tungs­ar­ti­kel und Zei­tungs­an­zei­gen zu be­ru­fen, zu­mal wenn die­se, wie im Streit­fall, nicht die kon­kret vom Klä­ger je­weils er­wor­be­nen Mo­del­le zum Ge­gen­stand hat­ten, teil­wei­se an­de­re Zeit­räu­me be­tra­fen und an­sons­ten auch nur all­ge­mein ge­hal­te­ne jour­na­lis­ti­sche Mel­dun­gen zu Preis­ent­wick­lung und Wett­be­werb ent­hiel­ten.

[24]   cc) Da­nach sind die aus den Ar­beit­ge­ber­ra­bat­ten fol­gen­den und als Lohn zu er­fas­sen­den Vor­tei­le der Streit­jah­re 2000 bis 2005 auf Grund­la­ge der fest­ge­stell­ten durch­schnitt­li­chen Preis­nach­läs­se in Hö­he von 9,05 %, 7,51 %, 4,57 %, 6,0 %, 6,72 % so­wie 6,47 % zu er­mit­teln. Nach An­wen­dung des Be­wer­tungs­ab­schlags und der Ra­batt­frei­be­trä­ge nach § 8 III EStG (2.400 DM, 1.224 €, 1.080 €) be­tra­gen die geld­wer­ten Vor­tei­le 2.110,73 €, 2.726,58 €, 4.301,35 €, 4.281,92 €, 3.637,16 €, 3.739,62 €.

PDF er­stel­len