1. Ob ein Fahr­zeug als „Mon­tags­au­to“ an­zu­se­hen und des­halb ei­ne (wei­te­re) Nach­bes­se­rung i. S. von § 440 BGB un­zu­mut­bar ist, hängt maß­geb­lich von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab. Da­bei spielt die Zahl der Nach­bes­se­rungs­ver­su­che kei­ne aus­schlag­ge­ben­de Rol­le. Es be­darf viel­mehr ei­ner Viel­zahl – ge­ge­be­nen­falls auch mehr oder we­ni­ger klei­ne­rer – her­stel­ler­be­ding­ter De­fek­te, die in ei­nem re­la­tiv kur­zen Zeit­raum auf­tre­ten müs­sen. Da­bei darf es sich in­des nicht um le­dig­lich „läs­ti­ge“ Pro­ble­me im Ba­ga­tell­be­reich han­deln, die sich mit ge­rin­gem Kos­ten­auf­wand ab­schlie­ßend beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such be­sei­ti­gen las­sen.
  2. Er­folg­lo­se Re­pa­ra­tur­ver­su­che ei­nes Drit­ten muss sich ein Kfz-Ver­käu­fer nicht als ver­geb­li­che Nach­er­fül­lungs­ver­su­che zu­rech­nen las­sen.

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 04.04.2012 – 3 U 100/11

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein neu­es Wohn­mo­bils des Her­stel­lers K. Die­ses Wohn­mo­bil wur­de En­de April 2009 ge­gen Zah­lung von 133.743 € an ihn aus­ge­lie­fert.

In der Zeit von Mai 2009 bis Ju­li 2010 brach­te er das Fahr­zeug zwecks Be­sei­ti­gung zum Teil un­strei­ti­ger, zum Teil be­haup­te­ter Män­gel ins­ge­samt drei­mal in die Werk­statt der Be­klag­ten. Der ers­te Re­pa­ra­tur­auf­trag vom 16.05.2009 be­inhal­te­te zwan­zig vom Klä­ger ge­rüg­te Män­gel (u. a. Knar­ren der Sa­tel­li­ten­an­ten­ne, Fle­cken in der Spü­le, schief sit­zen­de Ab­deck­kap­pen der Mö­bel­ver­bin­der, lo­se Stoß­stan­ge, Lö­sen der Toi­let­ten­cas­set­te aus der Hal­te­rung wäh­rend der Fahrt). Mit sei­nem Auf­trag vom 06.08.2009 be­an­stan­de­te der Klä­ger vier Män­gel und ver­lang­te un­ter an­de­rem den Aus­tausch der Nass­zel­len­tür. Schließ­lich such­te der Klä­ger die Werk­statt der Be­klag­ten ein letz­tes Mal am 01.03.2010 auf und rüg­te dies­mal neun Män­gel (u. a. kei­ne rich­ti­ge Funk­ti­on der Stüt­zen bei kal­tem Wet­ter, Ent­lüf­tung Fä­ka­li­en­tank, Ent­lee­ren der Bat­te­ri­en nach ei­nem Tag).

Wohl im Herbst 2009, je­den­falls aber bis spä­tes­tens Ju­li 2010, er­litt das Wohn­mo­bil ei­nen Sturm­scha­den, als ein Ast auf das Dach des Fahr­zeugs fiel, wo­bei un­ter an­de­rem der Son­nen­kol­lek­tor be­schä­digt wur­de, aber auch Schä­den im Fahr­zeu­gin­ne­ren auf­tra­ten.

Die Be­klag­te hat ih­ren Sitz un­ge­fähr 200 Ki­lo­me­ter vom Wohn­sitz des Klä­gers ent­fernt. In di­rek­ter Nä­he zum Klä­ger be­fin­det sich die Werk­statt der Fir­ma D, bei der es sich wie bei der Be­klag­ten um ei­ne Ver­trags­händ­le­rin des Wohn­mo­bil­her­stel­lers K han­delt. In ei­ner E-Mail vom 14.07.2010 an den Klä­ger teil­te die Be­klag­te die­sem auf Nach­fra­ge mit, dass die Fir­ma D „jeg­li­che K-Ga­ran­tie­ar­bei­ten durch­füh­ren und di­rekt mit der Fir­ma K ab­rech­nen“ kön­ne. Zu­vor hat­te der Klä­ger er­neut Män­gel ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt.

Der Klä­ger brach­te das Wohn­mo­bil im Mai 2010, im Ju­li/Au­gust 2010, im No­vem­ber/De­zem­ber 2010 und zu­letzt En­de De­zem­ber 2010, ins­ge­samt al­so vier­mal, in die Werk­statt der Fir­ma D, um (an­geb­li­che) Män­gel be­sei­ti­gen zu las­sen. Wei­te­re (be­haup­te­te) Män­gel be­sei­tig­te der Klä­ger zu­dem ei­gen­hän­dig.

Zwi­schen den Par­tei­en gab es seit Ju­li 2010 zu­nächst kei­nen Kon­takt mehr. Am 01.04.2011 wand­ten sich die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers an die Be­klag­te und er­klär­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Der Rück­tritt wur­de mit dem an­geb­li­chen Vor­han­den­sein von ins­ge­samt 15 Män­geln an dem Fahr­zeug be­grün­det, de­ren Be­sei­ti­gung 5.464 € kos­ten wür­de. Die Be­klag­te wies den Rück­tritt zu­rück und bot aus­drück­lich Man­gel­be­sei­ti­gung an.

Bei den zu­letzt be­haup­te­ten 15 Sach­män­geln soll es sich um neue bzw. neu auf­ge­tre­te­ne Män­gel han­deln. Das heißt, al­le bis da­hin tat­säch­lich oder an­geb­lich auf­ge­tre­te­nen Män­gel sind ent­we­der von dem Klä­ger selbst, der Be­klag­ten oder der Fir­ma D je­den­falls zu­nächst er­folg­reich be­sei­tigt wor­den. So­weit der Klä­ger zum Teil das wie­der­hol­te Auf­tre­ten ein und des­sel­ben Man­gels be­haup­tet (Ab­lö­sung der Chrom­kan­te der Mo­tor­rad­büh­ne, La­ckie­rung des rech­ten Sei­ten­teils, man­gel­haf­te Stüt­zen), hat er kein zwei­tes Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ge­stellt. Ei­ne Aus­nah­me gilt für das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät des Wohn­mo­bils. In­so­weit hat die Fir­ma K dem Klä­ger nach zwei er­folg­lo­sen Re­pa­ra­tur­ver­su­chen den Kauf­preis an­tei­lig er­stat­tet, um dem Klä­ger den Er­werb ei­nes neu­en Ge­räts von drit­ter Sei­te zu er­mög­li­chen.

Der Klä­ger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein Rück­tritt sei oh­ne Frist­set­zung zur Man­gel­be­sei­ti­gung zu­läs­sig. In An­be­tracht der Viel­zahl der ins­ge­samt auf­ge­tre­te­nen Män­gel sei an­zu­neh­men, dass es sich bei dem Wohn­mo­bil um ein „Mon­tags­au­to“ hand­le. Ei­ne er­neu­te Nach­bes­se­rung sei ihm da­her nicht zu­mut­bar.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil es an der er­for­der­li­chen Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung feh­le. Die Ar­bei­ten der Fir­ma D müs­se sich die Be­klag­te nicht zu­rech­nen las­sen. Un­ab­hän­gig da­von sei­en die mit dem Rück­tritts­schrei­ben ge­rüg­ten Män­gel auch un­er­heb­lich, weil die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten sich ge­mäß dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers – nach Ab­zug der Kos­ten für ein neu­es Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät – nur auf 2,61 % des Kauf­prei­ses be­lie­fen.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Kla­ge ist nicht be­grün­det. Zu Recht hat das Land­ge­richt an­ge­nom­men, dass der Klä­ger der Be­klag­ten (er­neu­te) Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung hät­te ge­ben müs­sen, so­dass der Wirk­sam­keit des er­klär­ten Rück­tritts je­den­falls § 323 I BGB i. V. mit § 437 Nr. 2 BGB ent­ge­gen­steht.

Die Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung war ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Klä­gers nicht aus­nahms­wei­se ge­mäß § 323 II Nr. 3 BGB bzw. ge­mäß § 440 Satz 1 BGB ent­behr­lich.

Zu­tref­fend sind die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts in den Ent­schei­dungs­grün­den des an­ge­foch­te­nen Ur­teils zu­nächst in­so­weit, als es an­ge­nom­men hat, dass es hin­sicht­lich sämt­li­cher jetzt noch nach dem Vor­trag des Klä­gers be­ste­hen­der bzw. neu auf­ge­tre­te­ner Sach­män­gel an ei­nem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 I BGB fehlt. Das wird auch durch die Be­ru­fung nicht in Fra­ge ge­stellt.

Auch hat der Klä­ger ins­be­son­de­re nicht das Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen des § 440 Satz 2 BGB be­haup­tet. Das ist auch an­sons­ten nicht er­sicht­lich. Ei­ne fehl­ge­schla­ge­ne Nach­bes­se­rung, ins­be­son­de­re we­gen min­des­tens zwei­er er­folg­lo­ser Re­pa­ra­tur­ver­su­che, kann da­her hin­sicht­lich der jetzt gel­tend ge­mach­ten Män­gel nicht an­ge­nom­men wer­den. Das gilt ent­spre­chend der auch in­so­weit zu­tref­fen­den Wer­tung des Land­ge­richts ins­be­son­de­re für das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät. Dies­be­züg­lich sind zwar un­strei­tig zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che durch die Be­klag­te er­folgt. Die Fir­ma K hat dem Klä­ger je­doch den Kauf­preis für ein ent­spre­chen­des Ge­rät er­stat­tet, so­dass Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che nun­mehr nicht mehr ge­gen die Be­klag­te, son­dern ge­gen den Ver­käu­fer des Ge­räts zu rich­ten wä­ren.

Bei Ein­zel­be­trach­tung der an­geb­lich noch vor­han­de­nen Män­gel sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­tritt folg­lich von vor­ne­her­ein nicht er­füllt. Auch der Klä­ger be­zwei­felt die­ses Zwi­schen­er­geb­nis nicht. Er be­haup­tet auch kei­ne, we­gen nicht be­heb­ba­rer Qua­li­täts­män­gel grund­sätz­lich denk­ba­re (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 989 m. w. Nachw.), Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung aus tech­ni­schen Grün­den ge­mäß § 275 I BGB.

Der Klä­ger hat al­ler­dings dar­in Recht, dass im Ein­zel­fall ein wei­te­res Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 BGB) bzw. auf­grund der be­son­de­ren Um­stän­de un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen ent­behr­lich (§§ 437 Nr. 2, 323 II Nr. 3 BGB) sein kann, wenn das in­fra­ge ste­hen­de Kraft­fahr­zeug als so­ge­nann­tes „Mon­tags­au­to“ bzw. „Zi­tro­nen­au­to“ an­zu­se­hen ist (zu­letzt OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276 m. w. Nachw.; vgl. auch KG, Urt. v. 27.07.2009 – 12 U 35/08, NJW-RR 2010, 706; OLG Ros­tock, Urt. v. 08.04.2008 – 1 U 65/08, DAR 2009, 204; OLG Köln, Urt. v. 16.01.1992 – 12 U 151/91, NJW-RR 1992, 1147; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 983 ff. m. w. Nachw.). Dass der Ver­käu­fer zu­vor be­reits an­de­re Män­gel nach­ge­bes­sert hat, führt für sich ge­se­hen an­sons­ten nicht zur Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung für die Nach­bes­se­rung der noch in­fra­ge ste­hen­den Män­gel, weil im Grund­satz we­gen je­des ein­zel­nen Man­gels Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben wer­den muss (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872).

Ob ein Fahr­zeug als „Mon­tags­au­to“ an­zu­se­hen und des­halb ei­ne (wei­te­re) Nach­bes­se­rung i. S. von § 440 BGB un­zu­mut­bar ist, hängt maß­geb­lich von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, wo­bei die Zahl der Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers kei­ne aus­schlag­ge­ben­de Rol­le spielt. Klar ist, dass es ei­ner Viel­zahl, ge­ge­be­nen­falls auch mehr oder we­ni­ger klei­ne­rer, her­stel­ler­be­ding­ter De­fek­te be­darf, die in ei­nem re­la­tiv kur­zen Zeit­raum auf­tre­ten müs­sen (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.03.2011 – I-3 U 47/10, NJW-RR 2011, 1276; KG, Urt. v. 27.07.2009 – 12 U 35/08, NJW-RR 2010, 706; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 71. Aufl., § 440 Rn. 8 m. w. Nachw.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 983 ff.).

Selbst wenn man den Vor­trag des Klä­gers als wahr un­ter­stellt und an­nimmt, dass sämt­li­che be­haup­te­te Män­gel an dem Wohn­mo­bil tat­säch­lich und schon bei Ge­fahr­über­gang (§ 434 I BGB) vor­la­gen, ord­net der Se­nat das von dem Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug noch nicht als „Mon­tags­au­to“ ein. Zwar ist ei­ne Viel­zahl von Män­geln in ei­nem ver­gleichs­wei­se kur­zen Zeit­raum auf­ge­tre­ten. Ent­schei­dend ist je­doch, dass es sich im We­sent­li­chen um Pro­ble­me im Ba­ga­tell­be­reich han­del­te bzw. noch han­delt, die zu­dem ganz über­wie­gend ab­schlie­ßend und beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such oder so­gar durch den Klä­ger selbst er­folg­reich be­sei­tigt wer­den konn­ten. Der Se­nat ver­kennt da­bei nicht, dass der Käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs an­de­res er­war­tet und auch er­war­ten darf. Das än­dert aber nichts an dem Um­stand, dass die gel­tend ge­mach­ten Feh­ler in ih­rer Ge­samt­heit größ­ten­teils le­dig­lich als „läs­tig“ ein­zu­stu­fen sind.

Auch und ge­ra­de die Re­pa­ra­tur­kos­ten für die zu­letzt durch den Klä­ger mit sei­nem Rück­tritts­schrei­ben be­haup­te­ten Sach­män­gel be­lau­fen sich (nach Her­aus­rech­nung der nicht zu be­rück­sich­ti­gen­den Re­pa­ra­tur­kos­ten für das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät) nach sei­ner Dar­stel­lung zu­sam­men auf le­dig­lich et­wa 3 % des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses. Sie dürf­ten da­her deut­lich im Be­reich der Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung i. S. von §§ 437 Nr. 2, 323 V 2 BGB lie­gen (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 71. Aufl., § 323 Rn. 32: min­des­tens 10 % des Kauf­prei­ses; ähn­lich Grösch­ler, NJW 2005, 1601; Ska­mel, SVR 2010, 172; nach an­de­rer Auf­fas­sung wer­den so­gar noch deut­lich hö­he­re Sät­ze an­ge­nom­men, vgl. nur MünchKomm-BGB/Ernst, 5. Aufl., § 323 Rn. 243 m. w. Nachw.: 20–50 %; vom BGH bis­lang of­fen­ge­las­sen, vgl. zu­letzt BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872: je­den­falls kein er­heb­li­cher Man­gel, wenn die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten et­wa 1 % des Kauf­prei­ses aus­ma­chen). Auch die­ser Um­stand spricht ge­gen die Be­wer­tung des Wohn­mo­bils als „Mon­tags­au­to“. Ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung nach der Hö­he des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses ist da­bei nicht ge­bo­ten (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872). Es sind al­so nicht et­wa des­halb ge­rin­ge­re An­for­de­run­gen zu stel­len, weil es sich im vor­lie­gen­den Fall um ein Fahr­zeug der „Lu­xus­klas­se“ han­delt.

Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung der zu­letzt ge­rüg­ten Män­gel als Rück­tritts­vor­aus­set­zung war im vor­lie­gen­den Fall aber auch un­ab­hän­gig von den vor­ste­hen­den Über­le­gun­gen nicht ent­behr­lich. Es be­steht die Be­son­der­heit, dass nur die ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­su­che bei der Be­klag­ten als der Ver­trags­part­ne­rin des Klä­gers er­folg­ten. Da­nach und bis zum schließ­lich er­klär­ten Rück­tritt wand­te er sich aus­schließ­lich an ei­nen an­de­ren Ver­trags­händ­ler des Wohn­mo­bil­her­stel­lers, die Fir­ma D, weil die­ser Händ­ler sei­nen Sitz nä­her am Wohn­ort des Klä­gers hat.

Die­ser Um­stand än­dert al­ler­dings zu­nächst nichts dar­an, dass die Be­klag­te sich bei der Fra­ge, ob es sich bei dem Wohn­mo­bil „ob­jek­tiv“ um ein „Mon­tags­au­to“ han­delt, auch die (an­geb­li­chen) Män­gel zu­rech­nen las­sen muss, die in die­sem Zeit­raum auf­ge­tre­ten und von der Fir­ma D be­sei­tigt wor­den sind. Auf der an­de­ren Sei­te kann aber nicht au­ßer Be­tracht blei­ben, dass die Be­klag­te selbst nicht die Mög­lich­keit hat­te, die be­haup­te­ten (wei­te­ren) Män­gel ei­ner ei­ge­nen Prü­fung zu un­ter­zie­hen. Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ben heißt, dass der Ver­käu­fer den be­an­stan­de­ten Man­gel sach­ge­recht prü­fen und ge­ge­be­nen­falls be­sei­ti­gen kön­nen muss (vgl. nur BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448). Vor­an­ge­gan­ge­ne Nach­bes­se­rungs­ver­su­che in ei­ner an­de­ren Werk­statt stel­len da­her ei­nen „Stör­fak­tor“ im Rah­men der Ge­währ­leis­tung dar (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 900). Rich­ti­ger­wei­se muss sich der Ver­käu­fer Re­pa­ra­tur­ver­su­che in ei­nen an­de­ren Werk­statt nicht als ver­geb­li­che Ver­su­che der Nach­er­fül­lung zu­rech­nen las­sen (eben­so OLG Schles­wig, Urt. v. 22.02.2011 – 3 U 66/10, NJW-RR 2011, 993, so­wie – je­den­falls in der Ten­denz – Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 900).

Im vor­lie­gen­den Fall hät­te der Klä­ger in Über­ein­stim­mung mit der Rechts­auf­fas­sung des Land­ge­richts auch nach An­sicht des Se­nats der Be­klag­ten ab­schlie­ßend zu­min­dest noch ein­mal Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ben müs­sen. Erst wenn auch die­ser Ver­such sich als ver­geb­lich her­aus­ge­stellt hät­te bzw. da­nach er­neut an­de­re Män­gel auf­ge­tre­ten wä­ren, wä­re er ggf. we­gen Un­zu­mut­bar­keit ge­mäß § 440 BGB bzw. ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 II Nr. 3 BGB zum Rück­tritt oh­ne wei­te­re Frist­set­zung be­rech­tigt ge­we­sen. Das gilt um­so mehr, als in der Er­ör­te­rung der An­ge­le­gen­heit im Ter­min vor dem Se­nat un­strei­tig ge­blie­ben ist, dass die Be­klag­te vor dem Rück­tritt über die Durch­füh­rung von Ga­ran­tie­ar­bei­ten durch die Fir­ma D so­wie de­ren In­halt und Um­fang we­der von die­ser noch von dem Her­stel­ler K noch von dem Klä­ger in­for­miert wor­den ist.

Ei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung der vor­lie­gen­den Sach­ver­halts­ge­stal­tung folgt nicht aus der E-Mail der Be­klag­ten vom 14.07.2010. Da­nach war sie (nur) da­mit ein­ver­stan­den, dass der Klä­ger sich an die Fir­ma D wand­te, die „jeg­li­che K-Ga­ran­tie­ar­bei­ten durch­füh­ren und di­rekt mit der Fir­ma K ab­rech­nen“ kön­ne. Durch das Ab­stel­len auf die Her­stel­ler­ga­ran­tie hat die Be­klag­te aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Emp­fän­gers gem. §§ 133, 157 BGB hin­rei­chend deut­lich ge­macht, dass sie durch ihr „Ein­ver­ständ­nis“ nicht auf ih­re aus den Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs fol­gen­den, aus Sicht des Käu­fers ein­schrän­ken­den, Rech­te ver­zich­ten woll­te. Viel­mehr be­inhal­tet die E-Mail letzt­lich nur ei­nen Ver­weis auf die üb­li­chen Ga­ran­tie­be­din­gun­gen der Au­to­mo­bil­her­stel­ler, wo­nach Ga­ran­tie­an­sprü­che bei je­dem ih­rer Ver­trags­händ­ler deutsch­land­weit gel­tend ge­macht wer­den kön­nen.

Im vor­lie­gen­den Fall geht es je­doch ge­ra­de nicht um die Durch­set­zung ei­nes Ga­ran­tie­an­spruchs ge­gen den Her­stel­ler, son­dern um den aus der Per­spek­ti­ve des Ver­käu­fers schwer­wie­gends­ten Ge­währ­leis­tungs­an­spruch ge­gen den Ver­trags­part­ner, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Der Klä­ger konn­te auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Grund­sat­zes von Treu und Glau­ben ge­mäß § 242 BGB nicht an­neh­men, die Be­klag­te wol­le sich auf­grund der zi­tier­ten E-Mail in­so­weit die „Nach­bes­se­rungs­ver­su­che“ der Fir­ma D (rich­tig: Ga­ran­tie­ar­bei­ten) als qua­si ei­ge­ne zu­rech­nen las­sen, oh­ne die Mög­lich­keit ge­habt zu ha­ben, vor ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags das Fahr­zeug we­nigs­tens ei­ner letz­ten ei­ge­nen Prü­fung und ge­ge­be­nen­falls ei­ner ab­schlie­ßen­den Man­gel­be­sei­ti­gung zu un­ter­zie­hen. Hin­zu kommt, dass der Maß­stab bei Ga­ran­tie­ar­bei­ten ein an­de­rer ist als bei Ge­währ­leis­tungs­ar­bei­ten. Die Ge­währ­leis­tungs­ver­pflich­tung be­steht nur für bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne Män­gel. Die Her­stel­ler­ga­ran­tie er­streckt sich da­ge­gen im Zwei­fel auf al­le Män­gel, die wäh­rend der Ga­ran­tie­zeit auf­tre­ten (§ 443 II BGB) …

Die Re­vi­si­on ist ge­mäß § 543 I Nr. 1 ZPO zu­zu­las­sen. Die Sa­che hat in­so­weit grund­sätz­li­che Be­deu­tung, als die Fra­ge der Zu­rech­nung von Man­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten durch ei­nen an­de­ren Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers an den Ver­käu­fer ei­nes Fahr­zeugs im Rah­men von des­sen Ge­währ­leis­tungs­ver­pflich­tung bis­lang nicht höchst­rich­ter­lich ge­klärt ist. Ent­spre­chen­des gilt für die Fra­ge, wel­che An­for­de­run­gen an das Vor­lie­gen ei­nes „Mon­tags­au­tos“ zu stel­len sind.

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat der BGH zu­rück­ge­wie­sen (BGH, Urt. v. 23.01.2013 – VI­II ZR 140/12).

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