Auch wenn ein arg­lis­tig ver­schwie­ge­ner Sach­man­gel für den Wil­lens­ent­schluss des Käu­fers nicht ur­säch­lich war, ist dem Ver­käu­fer die Be­ru­fung auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss ge­mäß § 444 Fall 1 BGB ver­wehrt.

BGH, Ur­teil vom 15.07.2011 – V ZR 171/10

Sach­ver­halt: Mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 23.11.2007 er­war­ben die Klä­ger von dem Be­klag­ten ei­ne Ei­gen­tums­woh­nung un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel. Die Woh­nung be­fin­det sich in ei­nem ehe­ma­li­gen Bren­ner­ei­ge­bäu­de, das zu­vor nicht zu Wohn­zwe­cken ge­nutzt wur­de und noch un­re­no­viert ist. Ei­ne durch den Be­klag­ten selbst über­nom­me­ne Bau­last si­chert öf­fent­lich-recht­li­che Ver­än­de­rungs­be­schrän­kun­gen hin­sicht­lich des Ge­stalt­werts des Ge­bäu­des, dem ei­ne das Bild der Kul­tur­land­schaft prä­gen­de Be­deu­tung zu­kommt (§ 35 IV Nr. 4 Bau­GB). Auch der Ver­tre­ter des Be­klag­ten bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen, ein Im­mo­bi­li­en­kauf­mann, hat­te hier­von Kennt­nis. Im Ge­gen­satz zu vier an­de­ren Bau­las­ten wird die­se Bau­last in dem Kauf­ver­trag nicht er­wähnt.

Die Klä­ger se­hen sich arg­lis­tig ge­täuscht und ver­lan­gen Rück­ab­wick­lung des Ver­trags. Ih­re im We­sent­li­chen auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung der Ei­gen­tums­woh­nung ge­rich­te­te Kla­ge ist in den Tat­sa­chen­in­stan­zen oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Mit der Re­vi­si­on ver­fol­gen die Klä­ger ih­ren Kla­ge­an­trag wei­ter. Das Rechts­mit­tel führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungsuir­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: [3]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­stellt, dass die Klä­ger über die durch die Bau­last ge­si­cher­te Bau­be­schrän­kung nicht auf­ge­klärt wor­den sind. Den­noch ver­neint es ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten, weil der ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss ein­grei­fe. We­der in ob­jek­ti­ver noch in sub­jek­ti­ver Hin­sicht lie­ge ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten vor. Es feh­le an ei­ner Auf­klä­rungs­pflicht, weil der Man­gel für den Kauf­ent­schluss der Klä­ger nicht we­sent­lich ge­we­sen sei. Auf Grund der per­sön­li­chen An­hö­rung der Klä­ger ste­he fest, dass die­se den Ver­trag auch dann ge­schlos­sen hät­ten, wenn sie von der Bau­last ge­wusst hät­ten. Sie hät­ten näm­lich kei­ne bau­li­chen Ver­än­de­run­gen in Er­wä­gung ge­zo­gen, die durch die Bau­last ein­ge­schränkt wür­den, und woll­ten sich aus an­de­ren Grün­den von dem Ver­trag los­sa­gen. Selbst wenn ei­ne be­stimm­te auf Grund der Bau­last aus­ge­schlos­se­ne Fas­sa­den­ge­stal­tung bei Ver­trags­schluss in Re­de ge­stan­den ha­ben soll­te, kön­ne nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die­se maß­geb­lich für den Kauf­ent­schluss ge­we­sen sei. Erst recht feh­le es dann in sub­jek­ti­ver Hin­sicht an der Arg­list, weil we­der der Be­klag­te noch sein Ver­tre­ter ge­wusst ha­ben könn­ten, dass die Klä­ger ih­ren Kauf­ent­schluss von ei­ner be­stimm­ten Fas­sa­den­ge­stal­tung hät­ten ab­hän­gig ma­chen wol­len.

[4]    II. Die Re­vi­si­on ist be­grün­det. Sie führt zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt. Die Ver­nei­nung des gel­tend ge­mach­ten Rück­ab­wick­lungs­an­spruchs (§ 437 Nr. 2 Fall 1 BGB i. V. mit §§ 323, 346 BGB) und des Scha­dens­er­satz­an­spruchs (§ 437 Nr. 3 BGB i. V. mit §§ 280, 281 BGB) hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[5]    1. Für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist zu un­ter­stel­len, dass der Be­klag­te die Klä­ger über die durch die Bau­last ge­si­cher­te Bau­be­schrän­kung nicht auf­ge­klärt hat und die­se nicht als Be­schaf­fen­heit der Ei­gen­tums­woh­nung i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bart wor­den ist. In­halt der Bau­last ist die Ver­pflich­tung des je­wei­li­gen Ei­gen­tü­mers, das Ge­bäu­de ent­spre­chend dem ge­stell­ten Bau­an­trag um­zu­bau­en, künf­tig sei­nen Ge­stalt­wert in der dann be­ste­hen­den Form zu un­ter­hal­ten und al­le wei­te­ren Bau­maß­nah­men in Ab­stim­mung mit der Bau­be­hör­de so zu pla­nen, dass der Ge­stalt­wert für die Kul­tur­land­schaft nicht be­ein­träch­tigt wird. Ei­ne sol­che Bau­be­schrän­kung stellt – wie das Be­ru­fungs­ge­richt im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend an­nimmt – ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 BGB dar (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.03.1978 – V ZR 69/76, ZMR 1978, 307; Mas­loh, NJW 1995, 1993, 1996 m. w. Nachw.).

[6]    2. In­fol­ge­des­sen hat der Be­klag­te sei­ne Pflicht zur Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ge­mäß § 433 I 2 BGB ver­letzt. Ent­schei­dend ist, ob ihm die Be­ru­fung auf den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss ge­mäß § 444 BGB ver­wehrt ist, weil er bzw. sein Ver­tre­ter (§ 166 I BGB) den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat.

[7]    a) Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH be­steht auch bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen, in de­nen die Par­tei­en ent­ge­gen­ge­setz­te In­ter­es­sen ver­fol­gen, für je­den Ver­trags­part­ner die Pflicht, den an­de­ren Teil über sol­che Um­stän­de auf­zu­klä­ren, die den Ver­trags­zweck des an­de­ren ver­ei­teln kön­nen und da­her für den Ent­schluss ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind, so­fern ei­ne Mit­tei­lung nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung er­war­tet wer­den kann. Für den Kauf ei­nes Haus­grund­stücks hat der Se­nat ei­ne Pflicht zur Of­fen­ba­rung ver­bor­ge­ner we­sent­li­cher Män­gel an­ge­nom­men (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 08.12.1989 – V ZR 246/87, BGHZ 109, 327, 330; Urt. v. 23.03.1990 – V ZR 233/88, NJW-RR 1990, 847, 848; je­weils m. w. Nachw.).

[8]    b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts liegt ein sol­cher we­sent­li­cher Man­gel auch dann vor, wenn der Käu­fer – wie hier – den Ver­trag in Kennt­nis des Man­gels eben­falls ge­schlos­sen hät­te und die­ser da­mit nicht ur­säch­lich für sei­nen Kauf­ent­schluss ge­wor­den ist. Ob ein Man­gel so we­sent­lich ist, dass er un­ge­fragt of­fen­bart wer­den muss, kann, wie die Re­vi­si­on zu Recht gel­tend macht, nicht aus der Sicht des je­wei­li­gen Käu­fers be­stimmt wer­den. Klärt der Ver­käu­fer über ei­nen ob­jek­tiv we­sent­li­chen Sach­man­gel nicht auf, kann er näm­lich nicht wis­sen, ob die­ser für die Kauf­ent­schei­dung sei­nes Ver­trags­part­ners be­deut­sam ist oder nicht. Maß­geb­lich ist al­lein, ob ein ver­stän­di­ger Ver­käu­fer da­mit rech­nen muss, dass der ver­schwie­ge­ne Man­gel Ein­fluss auf die Ent­schei­dung des Käu­fers hat. Dann ist der Man­gel un­ab­hän­gig von sei­nem tat­säch­li­chen Ein­fluss auf den Kauf­ent­schluss we­sent­lich und der Ver­käu­fer zur Of­fen­ba­rung ver­pflich­tet. So liegt es hier. Nach der Ver­kehrs­an­schau­ung kann kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass die durch die Bau­last ge­si­cher­te Bau­be­schrän­kung an­ge­sichts des un­re­no­vier­ten, nach Nut­zungs­än­de­rung noch um­zu­bau­en­den und zu­dem in Woh­nungs­ei­gen­tum auf­ge­teil­ten Haus ei­nen we­sent­li­chen Man­gel dar­stellt. Da­bei ist oh­ne Be­deu­tung, ob die Klä­ger – wie sie erst in zwei­ter In­stanz vor­ge­tra­gen ha­ben – im Lau­fe der Ver­trags­ver­hand­lun­gen kon­kret ei­ne durch die Bau­last aus­ge­schlos­se­ne Au­ßen­ge­stal­tung des Ge­bäu­des the­ma­ti­siert ha­ben. Dann hät­te erst recht ei­ne Auf­klä­rung er­fol­gen müs­sen, weil Fra­gen un­ab­hän­gig von der Er­heb­lich­keit des Man­gels stets voll­stän­dig und wahr­heits­ge­mäß zu be­ant­wor­ten sind (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 m. w. Nachw.). Eben­so rechts­feh­ler­haft ist die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, we­gen der dem Be­klag­ten un­be­kann­ten feh­len­den Kau­sa­li­tät feh­le es an den sub­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen der Arg­list.

[9]   3. Das Ur­teil stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO).

[10]   a) Die sei­tens des Be­ru­fungs­ge­richts fest­ge­stell­te feh­len­de Ur­säch­lich­keit des Man­gels für den Kauf­ent­schluss schließt die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che nicht aus. Ob sich ein Ver­käu­fer auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen kann, wenn ein arg­lis­tig ver­schwie­ge­ner Man­gel oh­ne Ein­fluss auf den Wil­lens­ent­schluss sei­nes Ver­trags­part­ners war, ist für § 444 BGB in der seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung höchst­rich­ter­lich al­ler­dings noch nicht ent­schie­den wor­den.

[11]   aa) Wäh­rend das Reichs­ge­richt Kau­sa­li­täts­fra­gen im Ge­währ­leis­tungs­recht all­ge­mein für un­er­heb­lich hielt (RG, WarnR 1933 Nr. 193; zu § 477 BGB a.F.: Urt. v. 26.06.1903 – Rep. II. 4/03, RGZ 55, 210, 215 f.; zu § 463 BGB a.F.: Urt. v. 30.09.1921 – Rep. II. 171/21, RGZ 102, 394, 395; eben­so Ennec­ce­rus/Leh­mann, Schuld­recht, 15. Aufl., S. 436; Planck/Kno­ke, BGB, 4. Aufl., § 463 Anm. 2 a. E.), hat der Se­nat für § 463 Satz 2 BGB in der bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Fas­sung an­ge­nom­men, dass die von dem Ver­käu­fer zu be­wei­sen­de feh­len­de Kau­sa­li­tät den An­spruch aus­schließt. So dif­fe­ren­ziert das Ur­teil des Se­nats vom 30.04.2003, auf das sich das Be­ru­fungs­ge­richt ge­stützt hat, zwi­schen der arg­lis­ti­gen Täu­schung, für die es die Be­weis­last bei dem Käu­fer sieht, und der von dem Ver­käu­fer zu be­wei­sen­den feh­len­den Ur­säch­lich­keit der Täu­schung für den Wil­lens­ent­schluss (V ZR 100/02, NJW 2003, 2380, 2381; eben­so Se­nat, Urt. v. 07.07.1989 – V ZR 21/88, NJW 1990, 42, 43; Urt. v. 19.09.1980 – V ZR 51/78, NJW 1981, 45, 46; BGH, Urt. v. 29.06.1977 – VI­II ZR 43/76, NJW 1977, 1914, 1915; KG, Urt. v. 23.02.1989 – 12 U 2500/88, NJW-RR 1989, 972, 973). In der Li­te­ra­tur war die Fra­ge um­strit­ten. Teils wur­de ver­tre­ten, dass die feh­len­de Kau­sa­li­tät ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß § 463 Satz 2 BGB a.F. aus­schlie­ße (Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 10. Aufl., § 463 Rn. 6; Pa­landt/Putzo, BGB, 60. Aufl., § 463 Rn. 29), teils wur­de sie für ir­re­le­vant ge­hal­ten (So­er­gel/Hu­ber, BGB, 12. Aufl., § 463 Rn. 25; § 476 Rn. 9 f.; Stau­din­ger/Hon­sell, BGB, 13. Be­arb. [1995], § 476 Rn. 24).

[12]   bb) Für § 444 Fall 1 BGB in der seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung wird – so­weit zu die­ser Fra­ge über­haupt Stel­lung be­zo­gen wird – über­wie­gend an­ge­nom­men, dass die Arg­list nicht ur­säch­lich für den Ver­trags­schluss ge­we­sen sein muss (Krü­ger, in: Krü­ger/Her­tel, Der Grund­stücks­kauf, 9. Aufl., Rn. 748; all­ge­mein zum Recht der Sach­män­gel­haf­tung Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2. Aufl., § 438 Rn. 37; wi­der­sprüch­lich Stau­din­ger/Ma­tusch­ke-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 444 Rn. 42 ei­ner­seits, § 438 Rn. 95 an­de­rer­seits; a. A. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl, § 438 Rn. 35).

[13]   cc) Rich­ti­ger­wei­se ist die Ur­säch­lich­keit der Arg­list für den Kauf­ent­schluss un­er­heb­lich. An­ders als in § 123 I BGB („zur Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­er­klä­rung durch arg­lis­ti­ge Täu­schung … be­stimmt“) fin­det die Kau­sa­li­tät in dem Wort­laut des § 444 Fall 1 BGB kei­ne Er­wäh­nung („kann sich der Ver­käu­fer nicht be­ru­fen, so­weit er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen … hat“). Ein Kau­sa­li­täts­er­for­der­nis wä­re im Recht der Sach­män­gel­haf­tung sys­tem­wid­rig. Wäh­rend die An­fecht­bar­keit im Fal­le ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung die rechts­ge­schäft­li­che Ent­schlie­ßungs­frei­heit schützt (BGH, Urt. v. 24.10.1968 – II ZR 214/66, BGHZ 51, 141, 147), sind An­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung an ei­ne Ver­let­zung der in § 433 I 2 BGB nor­mier­ten Pflicht zur Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ge­knüpft. Sie set­zen grund­sätz­lich nicht vor­aus, dass der Man­gel die Kauf­ent­schei­dung be­ein­flusst hat. Wäh­rend das arg­lis­ti­ge Ver­hal­ten des Ver­käu­fers nach § 463 Satz 2 BGB a.F. Vor­aus­set­zung für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch war, ist die Pflicht zur Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che seit der Re­form des Schuld­rechts Teil des Er­fül­lungs­an­spruchs (§ 433 I 2 BGB). Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ist ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I 2, 276 I 1 BGB auch bei ei­ner fahr­läs­sig ver­schul­de­ten man­gel­haf­ten Lie­fe­rung ge­ge­ben. Das arg­lis­ti­ge Ver­hal­ten des Ver­käu­fers ist in die­sem Zu­sam­men­hang nur noch im Rah­men von § 444 Fall 1 BGB von Be­deu­tung. Die­se Vor­schrift soll den Käu­fer al­lein vor ei­ner un­red­li­chen Frei­zei­ch­nung des Ver­käu­fers von der Sach­män­gel­haf­tung schüt­zen. Ei­ne sol­che un­red­li­che Frei­zei­ch­nung ist ge­ge­ben, wenn der Ver­käu­fer arg­lis­tig han­delt. Wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen ent­hält § 444 Fall 1 BGB nicht.

[14]   b) Der Vor­rang der Nach­er­fül­lung, der sich für den Rück­tritt aus §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323 I BGB und für den Scha­dens- bzw. Auf­wen­dungs­er­satz aus §§ 437 Nr. 3, 281 I 1, 284 BGB er­gibt, steht den von den Klä­gern gel­tend ge­mach­ten An­sprü­chen nicht ent­ge­gen. Oh­ne­hin ist nicht er­sicht­lich, dass der Be­klag­te die Bau­last be­sei­ti­gen könn­te. Je­den­falls aber wä­re bei ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung die Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar (Se­nat, Urt. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, NJW 2007, 835 Rn. 10 ff.; BGH, Urt. v. 09.01.2008 – VI­II ZR 210/06, NJW 2008, 1371 Rn. 19 f.).

[15]   4. Da­mit ist das Ur­teil auf­zu­he­ben und die Sa­che zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO). Denn das Be­ru­fungs­ge­richt hat – von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – of­fen­ge­las­sen, ob die Auf­klä­rung er­folgt ist. Auch feh­len Fest­stel­lun­gen zu den sub­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen der Arg­list.

[16]   5. Für das wei­te­re Ver­fah­ren weist der Se­nat auf Fol­gen­des hin:

[17]   a) Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die un­ter­blie­be­ne Auf­klä­rung tra­gen im Grund­satz die Klä­ger. Da­bei be­grün­det die im Ge­gen­satz zu den wei­te­ren Bau­las­ten feh­len­de Er­wäh­nung der Bau­last in dem Ver­trag zwar kei­ne ne­ga­ti­ve Ver­mu­tung, weil es sich nicht um ei­ne Ver­ein­ba­rung, son­dern um ei­ne In­for­ma­ti­on han­delt. Sie kann aber in­di­zi­el­le Be­deu­tung für die Be­weis­füh­rung ha­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.06.1986 – V ZR 158/85, ju­ris Rn. 11 f.).

[18]   b) Zu­nächst trifft je­doch den Be­klag­ten als Ver­käu­fer hin­sicht­lich der be­haup­te­ten Auf­klä­rung durch sei­nen Ver­tre­ter ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, weil es sich um ei­ne ne­ga­ti­ve Tat­sa­che han­delt. Der Käu­fer kann sich in die­ser Fall­kon­stel­la­ti­on dar­auf be­schrän­ken, zu­nächst die feh­len­de Of­fen­ba­rung zu be­haup­ten. Er muss le­dig­lich die von dem Ver­käu­fer in räum­li­cher, zeit­li­cher und in­halt­li­cher Wei­se zu spe­zi­fi­zie­ren­de Auf­klä­rung aus­räu­men. Kommt der Ver­käu­fer der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht nach, ist sein Vor­brin­gen nicht er­heb­lich (nä­her Se­nat, Urt. v. 12.11.2010 – V ZR 181/09, NJW 2011, 1280 Rn. 12 m. w. Nachw. [zum Ab­druck in BGHZ vor­ge­se­hen]). Das Be­ru­fungs­ge­richt wird da­her zu prü­fen ha­ben, ob der bis­he­ri­ge Vor­trag des Be­klag­ten zu der be­haup­te­ten münd­li­chen Auf­klä­rung die­sen An­for­de­run­gen ent­spricht. Da­bei dürf­te sich die Auf­klä­rung nicht in all­ge­mein ge­hal­te­nen Aus­sa­gen er­schöpft ha­ben, son­dern müss­te Art, In­halt und Trag­wei­te der bau­recht­li­chen Be­schrän­kung in we­sent­li­chen Zü­gen um­fasst ha­ben …

[19]   c) In sub­jek­ti­ver Hin­sicht setzt die Arg­list ne­ben der Kennt­nis des Man­gels vor­aus, dass der Ver­käu­fer bzw. sein Ver­tre­ter (§ 166 I BGB) weiß oder für mög­lich hält, dass der Käu­fer den Feh­ler nicht kennt und er bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder zu­min­dest nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te. Soll­te der Be­klag­te aber in ob­jek­ti­ver Hin­sicht kei­ne aus­rei­chen­de Auf­klä­rung dar­le­gen, trä­fe ihn auch in sub­jek­ti­ver Hin­sicht die se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last für die­je­ni­gen Um­stän­de, auf­grund de­rer er bzw. sein Ver­tre­ter trotz un­ter­blie­be­ner ei­ge­ner Auf­klä­rung da­von aus­ge­gan­gen sein will, die Klä­ger hät­ten Kennt­nis von dem Man­gel ge­habt (vgl. zum Gan­zen Se­nat, Urt. v. 12.11.2010 – V ZR 181/09, NJW 2011, 1280 Rn. 14 f.).

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