1. Ein ver­trag­li­cher Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ist auch un­ter dem Re­gime der CISG grund­sätz­lich zu­läs­sig. Hier­durch kann sich je­doch der Ver­käu­fer – wie nach § 444 Fall 1 BGB – nicht von ei­ge­nem arg­lis­ti­gen Ver­hal­ten frei­zei­ch­nen.
  2. Ist dem Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens das Aus­maß ei­nes Un­fall­scha­dens, den das Fahr­zeug er­lit­ten hat, nicht be­kannt, muss er dies dem Käu­fer mit­tei­len und et­wa dar­auf hin­wei­sen, dass er das Fahr­zeug nicht selbst un­ter­sucht ha­be. Der Ver­käu­fer darf den Scha­den aber nicht ba­ga­tel­li­sie­ren oder sonst „ins Blaue hin­ein“ – oh­ne zu­ver­läs­si­ge Er­kennt­nis­grund­la­ge – un­rich­ti­ge An­ga­ben über den Zu­stand des Fahr­zeugs ma­chen.

OLG Dres­den, Ur­teil vom 27.05.2010 – 10 U 450/09

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne Ge­sell­schaft mit Sitz in der Slo­wa­kei, ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges so­wie Scha­dens­er­satz.

Sie er­warb von dem Be­klag­ten am 31.12.2007 ei­nen ge­brauch­ten, erst­mals im Ju­li 2006 zu­ge­las­se­nen Pkw Chev­ro­let Cor­vet­te C6 zum Preis von 41.500 € net­to. Das Fahr­zeug wur­de der Klä­ge­rin am 28.01.2008 über­ge­ben. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag, in dem die Sach­män­gel­haf­tung aus­ge­schlos­sen wur­de, ist bei „Das Fahr­zeug ist un­fall­frei“ die Mög­lich­keit „nein“ an­ge­kreuzt und ver­merkt, das Fahr­zeug ha­be „fol­gen­den Un­fall­scha­den: es hat­te in den USA ei­nen Scha­den, Kot­flü­gel und Tür wur­den la­ckiert“.

Der Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug sei­ner­seits am 30.06.2007 bei ei­nem Mei­len­stand von cir­ca 7.000 von der Fir­ma F, de­ren In­ha­ber der Zeu­ge I ist, zum Preis von 49.500 € brut­to er­wor­ben und war mit ihm cir­ca 10.000 km ge­fah­ren. Im Kauf­ver­trag vom 30.06.2007 ist fest­ge­hal­ten:

„Un­fall­wa­gen: Im US-Tit­le ver­merkt und vom Kun­den ge­se­hen. Ge­kauft wie ge­se­hen. Fahr­zeug hat­te US-Tit­le, deut­sche Ver­zol­lung und ab­ge­führ­te Ein­fuhr­um­satz­steu­er, Ho­mo­lo­ga­ti­on er­folgt, Fahr­zeug hat jetzt deut­schen Brief. Händ­ler­ge­schäft, so­mit kei­ne Ga­ran­tie oder Ge­währ­leis­tung durch F“.

Nach­dem ihr das Fahr­zeug am 28.01.2008 über­ge­ben wor­den war, brach­te die Klä­ge­rin es nach Bel­gi­en. Dort sei­en, so be­haup­tet sie, bei ei­ner Un­ter­su­chung er­heb­li­che Män­gel fest­ge­stellt wor­den, die auf ei­nen schwer­wie­gen­den Un­fall­scha­den hin­deu­te­ten und de­ren Be­sei­ti­gung ei­nen Kos­ten­auf­wand von 20.000 € er­for­de­re. Die­se Män­gel hät­ten dem Be­klag­ten zwangs­läu­fig be­kannt sein müs­sen, so­dass er sie arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be.

Mit An­walts­schrei­ben vom 24.04.2008 hat die Klä­ge­rin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat ge­meint, es ste­he nicht fest, dass der Be­klag­te der Klä­ge­rin Män­gel des Fahr­zeugs arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Des­halb grei­fe zu­guns­ten des Be­klag­ten der im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ein. Die Klä­ge­rin ha­be nicht be­wie­sen, dass der Be­klag­te Ge­braucht­wa­gen­händ­ler sei oder das Fahr­zeug je­den­falls ha­be gründ­lich un­ter­su­chen müs­sen. Es sei nicht aus­zu­schlie­ßen, dass dem Be­klag­ten die Män­gel am Fahr­zeug nicht auf­ge­fal­len sei­en, zu­mal es sich bei dem Fahr­zeug um ei­nen „Exo­ten" han­de­le, auf den deut­sche An­sprü­che an die Fer­ti­gungs­qua­li­tät nicht an­zu­wen­den sei­en.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ge­rin kann vom Be­klag­ten nicht die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw … ver­lan­gen.

1. Auf das Ver­trags­ver­hält­nis der Par­tei­en fin­det das Über­ein­kom­men der Ver­ein­ten Na­tio­nen über Ver­trä­ge über den in­ter­na­tio­na­len Wa­ren­kauf vom 11.04.1980 (CISG; BGBl. 1989 II, 586) An­wen­dung, da bei­de Par­tei­en ih­ren Sitz je­weils in ei­nem Ver­trags­staat des Über­ein­kom­mens – Deutsch­land bzw. Slo­wa­kei – ha­ben, was auch bei Ver­trags­ab­schluss er­kenn­bar war (Art. 1 I und II CISG). Die An­wend­bar­keit des CISG ist auch nicht nach Art. 2 lit. a CISG aus­ge­schlos­sen, da es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­kauf nicht um ein Kon­su­men­ten­ge­schäft han­delt (s. hier­zu auch OLG Hamm, Urt. v. 02.04.2009 – 28 U 107/08, ju­ris Rn. 39 ff.).

2. Der Klä­ge­rin steht ge­gen den Be­klag­ten kein Be­rei­che­rungs­an­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses auf­grund An­fech­tung des Ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung zu (§§ 812 I 1 Fall 1, 818, 142 I, 123 I BGB).

Die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ist im CISG nicht ge­re­gelt, son­dern un­ter­liegt dem an­wend­ba­ren na­tio­na­len Sach­recht, hier dem deut­schen Bür­ger­li­chen Recht (s. Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, CISG, 5. Aufl., Art. 4 Rn. 25 m. w. Nachw.).

Die Klä­ge­rin hat mit An­walts­schrei­ben vom 24.04.2008 aus­drück­lich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen des Vor­lie­gens von Sach­män­geln er­klärt und hier­auf auch ih­ren Kla­ge­an­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­stützt (s. die un­miss­ver­ständ­li­che Er­klä­rung im Schrift­satz vom 06.10.2008, S. 1). Dass sie al­lein Sach­män­gel­rech­te gel­tend ma­chen und nicht den Ver­trag an­fech­ten will, hat sie auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren stets be­tont. So hat sie im Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift­satz vom 31.03.2009 (S. 7) von ei­nem „Wand­lungs­be­geh­ren" ge­spro­chen und im Schrift­satz vom 07.09.2009 (S. 4) dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sie sich we­gen Vor­rangs der Ge­währ­leis­tung nicht auf die An­fech­tung des Kauf­ver­tra­ges ver­wei­sen las­sen müs­se. Da­nach kann kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass sich die Klä­ge­rin al­lein auf der Grund­la­ge der Sach­män­gel­haf­tung des Be­klag­ten vom Ver­trag lö­sen will. Ei­ne Um­deu­tung der – von ei­nem Rechts­kun­di­gen ab­ge­ge­be­nen – Rück­tritts­er­klä­rung in ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung ver­bie­tet sich da­her (s. hier­zu BGH, Urt. v. 26.04.1965 – VI­II ZR 83/63, BB 1965, 1083 = ju­ris Rn. 20; OLG Hamm, Urt. v. 07.05.1982 – 20 U 267/81, ju­ris [Ls.]; BAG, Urt. v. 14.10.1975 – 2 AZR 365174, NJW 1976, 592).

3. Die Klä­ge­rin kann die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auch nicht nach Art. 81 II CISG ver­lan­gen, da sie nicht wirk­sam die Auf­he­bung des Ver­trags er­klärt hat (Art. 49 CISG).

Nach Art. 45 I lit. a, 49 I lit. a CISG kann der Käu­fer die Auf­he­bung des Ver­trags er­klä­ren, wenn die Nicht­er­fül­lung ei­ner dem Ver­käu­fer nach dem Ver­trag oder die­sem Über­ein­kom­men ob­lie­gen­den Pflicht ei­ne we­sent­li­che Ver­trags­ver­let­zung (Art. 25 CISG) dar­stellt. Be­haup­tet hat die Klä­ge­rin, dass der Be­klag­te als Ver­käu­fer sei­ne Pflicht zur Lie­fe­rung ver­trags­ge­mä­ßer Wa­re (Art. 35 I und II CISG) ver­letzt ha­be und da­her nach § 36 I CISG für ei­ne im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­ste­hen­de Ver­trags­wid­rig­keit haf­te.

Über­ge­gan­gen ist hier die Ge­fahr auf die Klä­ge­rin nach Art. 69 I CISG mit Über­nah­me des Fahr­zeugs am 28.01.2008. Ob zu die­sem Zeit­punkt die von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Sach­män­gel … vor­ge­le­gen ha­ben, be­darf in­des kei­ner wei­te­ren Auf­klä­rung, da ihr be­reits aus an­de­ren Grün­den kein Recht zur Auf­he­bung des Ver­trags zu­steht.

a) So­weit die Klä­ge­rin ei­nen „feh­len­den Wisch­was­ser­be­häl­ter im Mo­tor­raum" be­an­stan­det hat, liegt – wor­auf der Se­nat im Ver­lau­fe des Be­ru­fungs­ver­fah­rens mehr­fach hin­ge­wie­sen hat – we­gen ei­ner ne­ga­ti­ven Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von Art. 35 I CISG schon gar kein Man­gel vor. Denn die Par­tei­en ha­ben bei Ver­trags­ab­schluss un­strei­tig zu­grun­de ge­legt, dass das Fahr­zeug nicht über ei­nen Wisch­was­ser­be­häl­ter ver­fügt.

Et­was an­de­res er­gä­be sich auch dann nicht, wenn der Be­klag­te beim Ver­kaufs­ge­spräch, wie von der Klä­ge­rin be­haup­tet, das Feh­len des Wisch­was­ser­be­häl­ters da­mit be­grün­det ha­ben soll­te, dass ein „Wisch­was­ser­be­häl­ter … bei dem Fahr­zeug nicht ver­baut sei“. Ei­ne sol­che Äu­ße­rung könn­te al­len­falls ei­ne – von der Klä­ge­rin aus­drück­lich nicht er­klär­te – An­fech­tung des Ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung oder ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch be­grün­den.

Zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis wür­de auch die An­nah­me füh­ren, dass die Par­tei­en als Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ver­ein­bart hät­ten, dass bei dem be­tref­fen­den Fahr­zeug­typ „im Ori­gi­nal ei­ne Wisch­wasch­an­la­ge nicht ver­baut ist", tat­säch­lich aber der Ein­bau mög­lich ist und hier­für be­reits al­le An­la­gen­tei­le bis auf den Was­ser­be­häl­ter vor­han­den sind. Denn dann lä­ge kei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung der Ist-Be­schaf­fen­heit von der ver­ein­bar­ten Soll-Be­schaf­fen­heit vor. Dass die vor­han­de­nen An­la­gen­tei­le oh­ne den Was­ser­be­häl­ter nicht funk­ti­ons­fä­hig sind, stellt wie­der­um kei­nen Man­gel dar, da ei­ne funk­tio­nie­ren­de Wisch­wasch­an­la­ge ge­ra­de nicht zum Ver­trags­in­halt ge­macht wur­de.

b) Hin­sicht­lich der als Man­gel ge­rüg­ten „feh­ler­haft ver­leg­ten Brems­lei­tung" sind Sach­män­gel­rech­te der Klä­ge­rin je­den­falls nach Art. 35 III CISG aus­ge­schlos­sen.

Dies folgt – wor­auf der Se­nat eben­falls im Ver­lau­fe des Be­ru­fungs­ver­fah­rens mehr­fach hin­ge­wie­sen hat – be­reits aus dem ei­ge­nen Vor­trag der Klä­ge­rin. Denn ent­ge­gen der Be­haup­tung der Klä­ge­rin im Schrift­satz vom 07.09.2009, dass jeg­li­cher Sach­vor­trag zu ih­rer Kennt­nis von der feh­ler­haft ver­leg­ten Brems­lei­tung feh­le, hat­te sie im Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift­satz vom 31.03.2009 un­ter Be­weis­an­tritt … be­reits vor­ge­tra­gen ge­habt, dass der „Be­klag­te bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs durch die Klä­ge­rin er­klärt ha­be, die Brems­lei­tung müs­se nur et­was zur Sei­te ge­bo­gen wer­den, da­mit sie nicht mehr an Ka­ros­se­rie­tei­len scheue­re“. Da­mit räumt sie aber ein, dass sie bzw. ihr Ehe­mann – des­sen Wis­sen als Ver­hand­lungs­ver­tre­ter sie sich zu­rech­nen las­sen muss – Kennt­nis von der nicht vor­schrifts­mä­ßi­gen Ver­le­gung der Brems­lei­tung im Mo­tor­raum hat­te bzw. nicht im Un­kla­ren dar­über sein konn­te.

Den Ein­wand, dass die Klä­ge­rin Kennt­nis von die­sem Man­gel ge­habt ha­be, hat sich auch der Be­klag­te in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung er­klär­ter­ma­ßen zu ei­gen ge­macht.

c) Auch we­gen der üb­ri­gen von der Klä­ge­rin in der Kla­ge­schrift … ge­rüg­ten – be­heb­ba­ren – Män­gel des Fahr­zeugs … konn­te die Klä­ge­rin eben­so we­nig die Ver­trags­auf­he­bung er­klä­ren wie we­gen der – ei­ner Nach­bes­se­rung nicht zu­gäng­li­chen – „Un­fall­wa­gen“-Ei­gen­schaft.

aa) Der Ver­trags­au­fu­e­bung steht je­den­falls der wirk­sam ver­ein­bar­te Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ent­ge­gen.

Ein ver­trag­li­cher Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ist auch un­ter dem Re­gime der CISG grund­sätz­lich mög­lich und zu­läs­sig. Hier­durch kann sich je­doch der Ver­käu­fer – wie all­ge­mein an­er­kannt ist und wie dies auch das deut­sche ma­te­ri­el­le Recht in § 444 Fall 1 BGB vor­sieht – nicht von ei­ge­nem arg­lis­ti­gen Ver­hal­ten frei­zei­ch­nen (vgl. Schwen­zer, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, CISG, 5. Aufl., Art. 35 Rn. 41 f.; Stau­din­ger/​Ma­gnus, BGB, Neu­be­arb. 2005, Art. 35 CISG Rn. 53).

Ein Ver­käu­fer han­delt arg­lis­tig, wenn er dem Käu­fer ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gel nicht mit­teilt, den – bzw. die den Man­gel be­grün­den­den Um­stän­de – er bei Ab­schluss des Ver­trags ge­kannt oder we­nigs­tens für mög­lich ge­hal­ten und bil­li­gend in Kauf ge­nom­men hat.

aaa) Den ihr ob­lie­gen­den Nach­weis für ih­re be­strit­te­ne Be­haup­tung, dass sich der Un­fall, der zu den vor­ge­tra­ge­nen Front­schä­den ge­führt ha­be, wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten er­eig­net ha­be und so­mit der Be­klag­te von dem er­heb­li­chen Un­fall­scha­den, der über den mit­ge­teil­ten leich­ten, in den USA er­lit­te­nen Blech­scha­den weit hin­aus­ge­he, so­wie von der un­fach­män­ni­schen Re­pa­ra­tur po­si­ti­ve Kennt­nis ge­habt ha­be, hat die Klä­ge­rin nicht er­bracht. Denn sie ist, wie der Se­nat be­reits im Be­schluss vom 12.08.2009 (S. 4 und 5) ein­ge­hend dar­ge­legt hat, je­den­falls mit ih­ren erst in der Be­ru­fungs­in­stanz un­ter­brei­te­ten Be­weis­an­ge­bo­ten (Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens und Zeug­nis von Herrn I) zum Nach­weis der gel­tend ge­mach­ten In­di­ztat­sa­chen (kei­ne Vol­l­ab­nah­me in Deutsch­land mit den vor­han­de­nen Män­geln; kein Un­fall beim Im­por­teur und Erst­ver­käu­fer, der Fir­ma F) nach § 531 II ZPO aus­ge­schlos­sen. Der Be­weis­an­tritt un­ter­blieb in ers­ter In­stanz ins­be­son­de­re nicht we­gen ei­nes Ver­fah­rens­feh­lers des Land­ge­richts (§ 531 II Nr. 2 ZPO). Wie der Se­nat be­reits im Be­schluss vom 01.10.2009 (dort S. 5 f.) nä­her aus­ge­führt hat, ist das Land­ge­richt sei­ner Hin­weis­pflicht in aus­rei­chen­dem Ma­ße nach­ge­kom­men, in­dem es in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 21.11.2008 auf die Be­weis­last der Klä­ge­rin für das arg­lis­ti­ge Ver­schwei­gen bzw. die Kennt­nis des Be­klag­ten von den Män­geln hin­ge­wie­sen und der Klä­ge­rin ein Schrift­satz­recht ein­ge­räumt hat. Dass die Klä­ge­rin in der Fol­ge­zeit le­dig­lich noch zur Ge­braucht­wa­gen­händl­er­ei­gen­schaft des Be­klag­ten und die ih­rer An­sicht nach dar­aus fol­gen­de Un­ter­su­chungs­pflicht vor­ge­tra­gen und hier­für Be­weis an­ge­bo­ten hat, gab dem Land­ge­richt – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin – kei­ne Ver­an­las­sung zu wei­te­ren recht­li­chen Hin­wei­sen ge­mäß § 139 ZPO. Denn die rich­ter­li­che Hin­weis­pflicht ge­bie­tet es le­dig­lich, wi­der­sprüch­li­chen oder mehr­deu­ti­gen Vor­trag auf­zu­klä­ren und dar­auf hin­zu­wir­ken, dass un­ge­nü­gen­de tat­säch­li­che An­ga­ben er­gänzt wer­den, so­wie auf die Not­wen­dig­keit der Be­nen­nung von Be­weis­mit­teln hin­zu­wei­sen, wenn das Un­ter­blei­ben des Be­weis­an­tritts of­fen­sicht­lich auf ei­nem Ver­se­hen oder auf ei­ner er­kenn­bar fal­schen Be­ur­tei­lung der Rechts­la­ge be­ruht. Hin­ge­gen ist es nicht Ziel der rich­ter­li­chen Hin­weis­pflicht, den Sach­vor­trag ei­ner Par­tei in ei­ne be­stimm­te Rich­tung zu len­ken und zum An­er­bie­ten von Be­weis­mit­teln auf­zu­for­dern (Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 28. Aufl., § 139 Rn. 2, 16 f.) Dar­auf, dass das arg­lis­ti­ge Ver­schwei­gen der be­haup­te­ten Män­gel auf po­si­ti­ver Kennt­nis des Be­klag­ten von den Un­fall­schä­den be­ru­he, da der maß­geb­li­che Un­fall in sei­ne Be­sitz­zeit ge­fal­len sei, und auf die in­di­zi­el­len An­halts­punk­te da­für hat sich die Klä­ge­rin, nach­dem sie den Arg­lis­tein­wand in ers­ter In­stanz auf die Un­ter­su­chungs­pflicht des Be­klag­ten als Ge­braucht­wa­gen­händ­ler und auf Be­haup­tun­gen des Be­klag­ten „ins Blaue hin­ein“ ge­stützt hat­te, erst in der zwei­ten In­stanz er­kenn­bar be­ru­fen und hier­zu vor­ge­tra­gen so­wie Be­weis an­ge­bo­ten. Dass die Gel­tend­ma­chung die­ser neu­en An­griffs­mit­tel in ers­ter In­stanz un­ter­blieb, be­ruht da­her, da die Klä­ge­rin kei­ne die Ver­spä­tung recht­fer­ti­gen­den Grün­de dar­ge­tan hat, auf Nach­läs­sig­keit.

bbb) Mit ih­rem Arg­lis­tein­wand kann die Klä­ge­rin auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner un­voll­stän­di­gen Auf­klä­rung oder Ba­ga­tel­li­sie­rung des Un­fall­ge­sche­hens durch­drin­gen.

Hat ein Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fer – wie hier im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 31.12.2007 – selbst Un­fall­schä­den in ei­nem Ver­trags­for­mu­lar the­ma­ti­siert, ist er ver­pflich­tet, dem Käu­fer un­ge­fragt die ihm, dem Ver­käu­fer, be­kann­te Art und den Um­fang der Vor­schä­di­gun­gen voll­stän­dig und rich­tig zu of­fen­ba­ren. Da­bei darf er das Un­fall­ge­sche­hen, zum Bei­spiel durch Teil­in­for­ma­tio­nen, nicht ba­ga­tel­li­sie­ren (sie­he Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 2121 m. w. Nachw.). Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten kann be­reits dann vor­lie­gen, wenn der Fahr­zeug­ver­käu­fer – un­ge­fragt oder auf Fra­gen des Käu­fers – oh­ne zu­ver­läs­si­ge Er­kennt­nis­grund­la­ge „ins Blaue hin­ein“ un­rich­ti­ge An­ga­ben über den Zu­stand des Fahr­zeugs ge­macht hat, so­fern er mit der Mög­lich­keit der Un­wahr­heit sei­ner Be­haup­tung zu­min­dest be­dingt vor­sätz­lich ge­rech­net hat (zur Dar­le­gungs- und Be­weis­last sie­he Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 2072 ff., 2079 ff., 2113).

(1) Stren­ge An­for­de­run­gen sind an die Of­fen­ba­rungs­pflicht dann zu stel­len, wenn der Ver­käu­fer selbst die Un­fall­schä­den re­pa­riert hat oder die­se hat re­pa­rie­ren las­sen. Ein sol­cher Fall kann hier in­des nicht an­ge­nom­men wer­den. Denn den Nach­weis für die von ihr be­haup­te­ten In­di­ztat­sa­chen, die auf ei­nen wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten statt­ge­fun­de­nen gra­vie­ren­den Un­fall und ei­ne un­pro­fes­sio­nel­le Re­pa­ra­tur des Front­scha­dens beim Be­klag­ten schlie­ßen lie­ßen, kann die Klä­ge­rin, wie aus­ge­führt, nicht er­brin­gen.

(2) Ist dem Ver­käu­fer das Aus­maß der Un­fall­schä­den nicht be­kannt, ge­hört es zu sei­ner Pflicht zur um­fas­sen­den Auf­klä­rung, den Käu­fer hier­über ent­spre­chend zu in­for­mie­ren, zum Bei­spiel durch den Hin­weis, dass er das Fahr­zeug nicht selbst un­ter­sucht ha­be. In die­ser Hin­sicht ist der Be­klag­te sei­ner Auf­klä­rungs­pflicht nach­ge­kom­men. Denn er hat un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, die Klä­ge­rin bei der ers­ten Be­sich­ti­gung dar­auf hin­ge­wie­sen zu ha­ben, dass ihm über den in den USA ein­ge­tre­te­nen Un­fall­scha­den kei­ne Ein­zel­hei­ten be­kannt sei­en, son­dern er nur sa­gen kön­ne, dass der vor­de­re lin­ke Kot­flü­gel so­wie die Fah­rer­tür hät­ten neu la­ckiert wer­den müs­sen, und er nur die­se In­for­ma­tio­nen, die er von sei­nem Ver­käu­fer er­hal­ten ha­be, wei­ter­ge­ben kön­ne. Da­mit hat er aber klar zum Aus­druck ge­bracht, dass sei­ne An­ga­ben zu Art und Aus­maß der Un­fall­schä­den nicht auf ei­ge­ner Wahr­neh­mung und ei­ge­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs be­ru­hen.

Dass der Be­klag­te die ihm er­teil­ten In­for­ma­tio­nen des Vor­be­sit­zers, der Fir­ma F, nicht voll­stän­dig und nicht zu­tref­fend wie­der­ge­ge­ben ha­be, oder dass er die­sen In­for­ma­tio­nen we­gen er­kenn­ba­rer Un­zu­ver­läs­sig­keit des Vor­be­sit­zers nicht hät­te ver­trau­en dür­fen (s. hier­zu Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 2109 m. w. Nachw.), hat die Klä­ge­rin in­des­sen nicht be­haup­tet.

(3) Der Be­klag­te hat auch nicht durch An­ga­ben „ins Blaue hin­ein“ das Un­fall­ge­sche­hen, das Aus­maß der Un­fall­schä­den und de­ren Be­sei­ti­gung ver­harm­lost.

Auf­grund der le­dig­lich auf In­for­ma­tio­nen des Vor­be­sit­zers be­ru­hen­den An­ga­ben des Be­klag­ten konn­te die Klä­ge­rin be­reits nicht si­cher sein, dass die Neu­la­ckie­rung des vor­de­ren lin­ken Kot­flü­gels so­wie der Fah­rer­tür nur auf ei­nen leich­ten Blech­scha­den zu­rück­zu­füh­ren ist, son­dern muss­te sie auch da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se ei­nen schwer­wie­gen­de­ren Un­fall er­lit­ten hat (s. hier­zu OLG Schles­wig, Urt. v. 28.09.2001 – 14 U 71/01, OLGR 2002, 113 = ju­ris Rn. 8 f.; OLG Bam­berg, Urt. v. 07.06.2002 – 6 U 10/02, OLGR 2003, 212 = ju­ris Rn. 5). Wenn sie sich in die­ser Si­tua­ti­on nicht nä­her nach den Um­stän­den des Un­falls und des­sen Aus­maß er­kun­digt bzw. den Ver­käu­fer um wei­te­re Er­kun­di­gun­gen bit­tet oder ei­ne fach­kun­di­ge Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ver­langt, bringt sie da­mit kon­klu­dent zum Aus­druck, dass ihr die Auf­klä­rung des Ver­käu­fers je­den­falls zu der „Un­fall­wa­gen“-Ei­gen­schaft ge­nügt (s. Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 2123).

An­ge­sichts der blo­ßen Wis­sens­mit­tei­lung des Be­klag­ten (s. hier­zu BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 12 ff.; Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1316) be­stand für die Klä­ge­rin auch kein An­lass zu der An­nah­me, der Be­klag­te ha­be das Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den und de­ren voll­stän­di­ge Be­he­bung hin un­ter­sucht und er wol­le mit sei­nen An­ga­ben zum Un­fall und zu den Re­pa­ra­tur­maß­nah­men ei­ne ei­ge­ne Ein­schät­zung zum Aus­druck brin­gen, dass das Fahr­zeug nur ei­nen harm­lo­sen Blech­scha­den er­lit­ten ha­be.

Dass sie – un­ge­ach­tet des ho­hen Prei­ses für das Fahr­zeug – beim Er­werb vom Be­klag­ten kei­ne von die­sem durch­ge­führ­te sorg­fäl­ti­ge äu­ße­re Be­sich­ti­gung oder gar ei­ne von ei­ner Fach­werk­statt durch­ge­führ­te Über­prü­fung des Fahr­zeugs auf Män­gel hin („werk­statt­ge­prüft“) er­war­ten konn­te, lag auf der Hand. Denn selbst wenn man un­ter­stellt, dass sich der Be­klag­te im Ge­schäfts­ver­kehr als Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ge­riert und da­mit zu­min­dest ei­nen ent­spre­chen­den Rechts­schein ge­setzt hat, hat er der Klä­ge­rin al­len­falls den Ein­druck ei­nes Ge­le­gen­heits­ver­käu­fers oh­ne für ei­nen lau­fen­den Han­del ein­ge­rich­te­te Be­triebs­stät­te ver­mit­telt. Denn, wie sie selbst ein­ge­räumt hat, hat sich der Be­klag­te ihr als Blu­men­händ­ler vor­ge­stellt und ver­füg­te er nicht über ei­nen er­kenn­ba­ren Be­stand an Ge­braucht­fahr­zeu­gen, viel­mehr stand das zum Kauf an­ge­bo­te­nen Fahr­zeug in ei­nem La­ger­raum vol­ler Blu­men. Auch hat sie je­den­falls ei­ne Werk­statt nicht wahr­ge­nom­men.

Hin­zu kommt, dass der Be­klag­te – was eben­falls nicht dem ty­pisch Ge­schäfts­ge­ba­ren im Ge­braucht­wa­gen­han­del ent­spricht – das Fahr­zeug auf sich zu­ge­las­sen und selbst über 10.000 km ge­fah­ren ist. Un­ter die­sen Um­stän­den durf­te sie nicht auf ei­ne fach­lich qua­li­fi­zier­te Über­prü­fung des Fahr­zeugs durch den Be­klag­ten ver­trau­en.

(4) Ei­ne wei­ter­ge­hen­de Of­fen­ba­rungs­pflicht des Be­klag­ten be­stand auch nicht in der Hin­sicht, dass er kon­kre­te An­halts­punk­te für Män­gel bzw. nicht be­ho­be­ne Un­fall­schä­den hat­te (s. Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1914, 2118).

Al­lein aus dem beim Ver­kaufs­ge­spräch aus­drück­lich an­ge­spro­che­nen Feh­len ei­nes Wisch­was­ser­be­häl­ters so­wie dem von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten An­sto­ßen der Brems­lei­tung an den Mo­tor – wor­über nach Dar­stel­lung der Klä­ge­rin bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs eben­falls ge­spro­chen wor­den sei – muss­te der Be­klag­te nicht auf ei­ne nicht be­sei­tig­te Un­fall­fol­ge oder ei­nen schwer­wie­gen­den Fron­tal- oder links­sei­ti­gen Un­fall­scha­den schlie­ßen. Auch be­legt die an­geb­lich un­rich­ti­ge Aus­kunft des Be­klag­ten auf die Fra­ge des Zeu­gen M, wes­halb der Wisch­was­ser­be­häl­ter feh­le, nicht, dass der Be­klag­te ei­nen schwer­wie­gen­den Un­fall­scha­den ver­tu­schen woll­te, zu­mal er selbst das Fahr­zeug oh­ne Wisch­was­ser­be­häl­ter er­wor­ben hat­te.

Die üb­ri­gen von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Män­gel und die an­geb­li­che kom­plet­te Neu­la­ckie­rung sind nicht oh­ne nä­he­re Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs fest­zu­stel­len, die der Be­klag­te aber ge­ra­de nicht durch­ge­führt hat, oder mach­ten sich, so et­wa das an­geb­lich ver­scho­be­ne lin­ke Vor­der­rad, im täg­li­chen Fahr­be­trieb – so auch für die Klä­ge­rin – of­fen­sicht­lich nicht be­merk­bar.

(5) Ge­gen ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Be­klag­ten spricht schließ­lich auch, dass er selbst das Fahr­zeug ein hal­bes Jahr zu­vor zu na­he­zu dem­sel­ben Preis, zu dem er es – nach cir­ca 10.000 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern – an die Klä­ge­rin ver­äu­ßert hat, er­wor­ben hat­te (s. hier­zu OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 11.01.2001 – 14 U 141/00, OLGR 2001, 225 = ju­ris Rn. 6).

bb) Er­gän­zend sei noch an­ge­merkt, dass der Klä­ge­rin ein Recht zur Ver­trags­auf­he­bung hin­sicht­lich der von ihr gel­tend ge­mach­ten re­pa­ra­blen und da­mit nach­bes­se­rungs­fä­hi­gen Män­gel … auch des­halb nicht zu­steht, weil es an den tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ner we­sent­li­chen Ver­trags­ver­let­zung i. S. von Art. 49 I lit. a, 25 CISG fehlt. Män­gel der Kauf­sa­che stel­len re­gel­mä­ßig nur dann ei­ne we­sent­li­che Ver­trags­ver­let­zung dar, wenn sie ob­jek­tiv gra­vie­rend sind und durch den Ver­käu­fer nicht be­ho­ben wer­den.

Die Klä­ge­rin hat zwar be­haup­tet, dass es sich um Män­gel von er­heb­li­chem Ge­wicht han­de­le, da die er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­maß­nah­men ei­nen Auf­wand von schät­zungs­wei­se 15.000 € bis 20.000 € ver­ur­sa­chen wür­den. Die Ver­trags­auf­he­bung – als ul­ti­ma ra­tio (s. hier­zu BGH, Urt. v. 03.04.1996 – VI­II ZR 51/95, BGHZ 132, 290, 297) – hät­te die Klä­ger al­ler­dings erst er­klä­ren kön­nen, nach­dem sie ge­mäß Art. 46 III CISG den Be­klag­ten zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert und ihm hier­zu er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist ge­setzt hat (s. Mül­ler-Chen, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, a. a. O., Art. 49 Rn. 7 f.; MünchKomm-BGB/​Hu­ber, 5. Aufl., Art. 49 CISG Rn. 21 ff., 36 ff.). Dies hat die Klä­ge­rin in­des ver­ab­säumt, so­dass der Ver­trag fort­be­steht (s. Mül­ler-Chen, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, a. a. O., Art. 49 Rn. 47).

Ei­ne Auf­for­de­rung zur Nach­bes­se­rung un­ter Frist­set­zung vor Er­klä­rung der Ver­trags­auf­he­bung war der Klä­ge­rin auch nicht un­zu­mut­bar. Der Be­klag­te hat­te we­der die Män­gel­be­sei­ti­gung be­reits ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert ge­habt, noch kann sich die Klä­ge­rin dar­auf be­ru­fen, dass sie we­gen ei­ner vor­an­ge­gan­ge­nen arg­lis­ti­gen Täu­schung … kein Ver­trau­en mehr in die Per­son des Be­klag­ten ha­ben konn­te (BGH, Urt. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, NJW 2007, 835 Rn. 10 ff.; s. auch Mül­ler-Chen, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, a. a. O., Art. 49 Rn. 9; Münch­Kom­men­tar-BGB/​Gru­ber, 5. Aufl., Art. 25 Rn. 22 ff.; Art. 49 Rn. 38).

Dar­über hin­aus hat die Klä­ge­rin ihr Recht zur Er­klä­rung der Ver­trags­auf­he­bung auch nach Art. 39 I CISG ver­lo­ren, da sie nicht dar­ge­tan hat (zur Dar­le­gungs- und Be­weis­last des Käu­fers s. Mün­che­ner Kom­men­tar-BGB/​Gru­ber, a. a. O., Art. 39 Rn. 55 ff., 58), dass sie in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist nach Fest­stel­lung der be­haup­te­ten Män­gel die Ver­trags­wid­rig­keit des Fahr­zeugs dem Be­klag­ten an­ge­zeigt hat. Als an­ge­mes­sen ist hier ei­ne Frist von längs­tens ei­nem Mo­nat an­zu­se­hen (s.Schwen­zer, in: Schlech­triem/​Schwen­zer, a. a. O., Art. 39 Rn. 17).

Ob die Klä­ge­rin nach Art. 38 I CISG un­mit­tel­bar nach Er­halt des Fahr­zeugs zu ei­ner Sicht­prü­fung durch ei­nen Fach­mann ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re, mag da­hin­ste­hen. Je­den­falls hat sie nicht kon­kret dar­ge­legt, wann sie von der Werk­statt an ih­rem Wohn­ort in Bel­gi­en über die be­haup­te­ten Män­gel un­ter­rich­tet wur­de. Sie hat le­dig­lich vor­ge­tra­gen, dass sie „im April 2008“ be­ab­sich­tigt ge­habt ha­be, mit dem Fahr­zeug von Bel­gi­en zu ih­rem Fir­men­sitz in die Slo­wa­kei zu fah­ren und sie „zu­vor“ in ei­ner Werk­statt in Bel­gi­en ei­nen Ser­vice am Fahr­zeug durch­füh­ren ließ. Mit­hin lässt sich nicht fest­stel­len, dass die mit An­walts­schrei­ben vom 24.04.2008 er­folg­te An­zei­ge der Män­gel recht­zei­tig war.

Dem Be­klag­ten ist die Be­ru­fung auf die Nicht­ein­hal­tung der Rü­ge­pflicht auch nicht nach Art. 40 CISG we­gen Bös­gläu­big­keit ver­wehrt (in­so­weit gel­ten die Aus­füh­run­gen zur Fra­ge der arg­lis­ti­gen Täu­schung ent­spre­chend). Eben­so we­nig ist der im Schrift­satz vom 31.03.2010 in­ner­halb der Be­ru­fungs­er­wi­de­rungs­frist er­ho­be­ne Ein­wand des Be­klag­ten ver­spä­tet, da erst der Se­nat in der Ter­mins­ver­fü­gung vom 05.02.2010 auf die An­wend­bar­keit des CISG und das Rü­ge­er­for­de­mis hin­ge­wie­sen hat­te. …

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