1. Ein amt­lich an­er­kann­ter Sach­ver­stän­di­ger für den Kraft­fahr­zeug­ver­kehr ver­letzt grund­sätz­lich kei­ne ihm ge­gen­über ei­nem spä­te­ren Er­wer­ber ei­nes Fahr­zeugs ob­lie­gen­de Amts­pflicht, wenn er bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung i. S. des § 29 StV­ZO fahr­läs­sig Män­gel über­sieht und ei­ne un­rich­ti­ge Be­schei­ni­gung über die Haupt­un­ter­su­chung aus­stellt und der Er­wer­ber da­durch ei­nen Ver­mö­gens­scha­den er­lei­det.
  2. Ei­ne Aus­nah­me von die­sem Grund­satz be­steht nur in den Fäl­len des Amts­miss­brauchs. Ein sol­cher liegt in­des nicht bei je­der schuld­haf­ten Pflicht­ver­let­zung vor. Er­for­der­lich ist viel­mehr re­gel­mä­ßig, dass der Sach­ver­stän­di­ge ei­nen an­de­ren in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich schä­digt, so­dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB er­füllt sind.
  3. Ein Amts­miss­brauch kann auch bei ge­wis­sen fahr­läs­si­gen Ver­hal­tens­wei­sen ge­ge­ben sein; in­so­weit kommt es je­doch im­mer auf die Be­son­der­hei­ten des Ein­zel­falls an. Es kann des­halb amts­miss­bräuch­lich sein, wenn der Sach­ver­stän­di­ge die Gas­an­la­ge ei­nes Fahr­zeugs im Rah­men ei­ner Haupt­un­ter­su­chung nicht ein­mal an­schaut und da­her of­fen­sicht­li­che und schwe­re Män­gel nicht fest­stellt und den­noch die Ord­nungs­ge­mäß­heit des Fahr­zeugs ins­ge­samt be­schei­nigt.

OLG Hamm, Ur­teil vom 17.06.2009 – 11 U 112/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von V am 21.01.2007 ei­nen mit ei­ner Gas­an­la­ge aus­ge­stat­te­ten Ge­braucht­wa­gen zum Preis von 7.500 €. Im Kauf­ver­trag hieß es, der Ver­kauf er­fol­ge „un­ter Aus­schluss jed­we­der Sach­män­gel­haf­tung“ er­fol­ge. Das Ver­trags­for­mu­lar hat­te der Klä­ger selbst V vor­ge­legt, nach­dem die­ser ihm mit­ge­teilt hat­te, dass er ei­nen münd­li­chen Ver­trag ab­schlie­ßen wol­le.

Bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen hat­te V dem Klä­ger ei­ne vom Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. C aus­ge­stell­te TÜV-Be­schei­ni­gung über ei­ne Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO vom 21.12.2006 vor­ge­legt. Als Un­ter­su­chungs­er­geb­nis ist dar­in fest­ge­hal­ten: „ge­rin­ge Män­gel“. Fer­ner heißt es: „Das Fahr­zeug ist zur­zeit nicht an­ge­mel­det. Die Prüf­pla­ket­te wird durch die Zu­las­sungs­stel­le ver­ge­ben.“ Die fest­ge­stell­ten Män­gel be­tra­fen ei­ne Un­dich­tig­keit der Schwin­gungs­dämp­fer/Däm­per­bein. Zum Zeit­punkt der TÜV-Ab­nah­me am 21.12.2006 war die Gas­an­la­ge be­reits im Pkw in­stal­liert.

Nach dem Kauf woll­te der Klä­ger den Pkw neu zu­las­sen. Es gab je­doch Un­klar­hei­ten be­züg­lich der Em­mis­si­ons­klas­se, so­dass der Klä­ger das Fahr­zeug er­neut beim TÜV vor­stel­len muss­te. Da­bei er­gab sich, dass die Gas­an­la­ge in gro­ber Wei­se ge­gen die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ver­stieß. Der Un­ter­su­chungs­be­richt des TÜV Nord vom 05.02.2007 stell­te fol­gen­de Män­gel fest:

„Gas­an­la­ge: Ab­gas­gut­ach­ten fehlt, Nach­weis über die Gas­sys­tem­ein­bau­prü­fung fehlt. Ka­bel scheu­ern am Ver­damp­fer, Gas­lei­tung hat Un­ter­druck­schläu­che am An­saug­krüm­mer durch­ge­scheu­ert, Gas­leis­tung am Tank lo­se, Tank be­schä­digt und an­ge­ros­tet, Füll­lei­tung nicht mit Me­tall­schel­len be­fes­tigt, Füll­stut­zen bes­ser in Ka­ros­se­rie an­brin­gen.

Das Fahr­zeug ent­spricht nicht den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten. Bit­te las­sen Sie die Män­gel un­ver­züg­lich be­he­ben.“

Nach Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen S des TÜV Nord, der die Un­ter­su­chung durch­führ­te, war die Flüs­sig­gas­an­la­ge im vor­ge­fun­de­nen Zu­stand ge­fähr­lich, weil sie au­ßen am Fahr­zeug an­ge­bracht war und des­halb bei ei­nem Un­fall Ex­plo­si­ons­ge­fahr be­stand.

Die fest­ge­stell­ten Män­gel wa­ren bei ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Un­ter­su­chung für ei­nen TÜV-Sach­ver­stän­di­gen of­fen­kun­dig.

Der Klä­ger ließ in der Fol­ge­zeit den – er­folg­lo­sen – Ver­such un­ter­neh­men, die Gas­an­la­ge in­stand­zu­set­zen, und zahl­te da­für 1.374,38 €. An­schlie­ßend ließ der Klä­ger ei­ne neue Gas­an­la­ge in sein Fahr­zeug ein­bau­en. Hier­für wur­den ihm 2.050 € be­rech­net. Wei­te­re Kos­ten ent­stan­den dem Klä­ger für ei­ne Ab­gas­un­ter­su­chung (121,38 €), die Prü­fung des Fahr­zeugs auf wei­te­re nicht im ers­ten TÜV-Gut­ach­ten auf­ge­führ­te Män­gel (164,90 €) so­wie ei­ne Prü­fung der Gas­an­la­ge (165,33 €). Au­ßer­dem er­litt der Klä­ger ei­nen steu­er­li­chen Nach­teil in Hö­he von 90 €, weil in der Zeit von Fe­bru­ar bis April 2007 die Gas­an­la­ge in sei­nem Fahr­zeug nicht be­trie­ben wur­de.

Der Klä­ger meint, das be­klag­te Land haf­te we­gen ei­ner Amts­pflicht­ver­let­zung des mit der Durch­füh­rung von Haupt­un­ter­su­chun­gen be­lie­he­nen Sach­ver­stän­di­gen der E-GmbH. Ei­ne Amts­pflicht­ver­let­zung des Sach­ver­stän­di­gen ent­fal­te je­den­falls dann Dritt­wir­kung zu­guns­ten ei­nes Fahr­zeug­käu­fers, wenn der Sach­ver­stän­di­ge in be­son­de­rer Wei­se nach­läs­sig und grob fahr­läs­sig we­sent­li­che Män­gel nicht er­kannt ha­be. Im vor­lie­gen­den Fall kön­ne nur da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Sach­ver­stän­di­ge sich die Gas­an­la­ge gar nicht an­ge­schaut ha­be.

Die auf Zah­lung von 3.965,99 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te in ers­ter In­stanz kei­nen Er­folg: Das Land­ge­richt (LG Müns­ter, Urt. v. 25.04.2008 – 11 O 374/07) hat aus­ge­führt, ein amt­lich an­er­kann­ter Sach­ver­stän­di­ger für den Kraft­fahr­zeug­ver­kehr ver­let­ze kei­ne ihm ge­gen­über ei­nem spä­te­ren Er­wer­ber des Fahr­zeugs ob­lie­gen­de Amts­pflicht, wenn er fahr­läs­sig Män­gel über­se­he, ei­ne in­halt­lich un­zu­tref­fen­de Be­schei­ni­gung über ei­ne durch­ge­führ­te Haupt­un­ter­su­chung aus­stel­le und da­durch dem Er­wer­ber ein Ver­mö­gens­scha­den ent­ste­he. Denn die TÜV-Be­schei­ni­gung die­ne nicht da­zu, dem Er­wer­ber ei­ne ei­ge­ne Prü­fung des tech­ni­schen Zu­stands des Fahr­zeugs ab­zu­neh­men. Ei­ne dritt­schüt­zen­de Wir­kung er­ge­be sich im vor­lie­gen­den Fall auch nicht aus ei­nem amts­miss­bräuch­li­chen Ver­hal­ten des TÜV-Sach­ver­stän­di­gen, weil ein sol­ches nicht an­ge­nom­men wer­den kön­ne. Au­ßer­dem sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass den Klä­ger ein (sei­nen An­spruch aus­schlie­ßen­des) Mit­ver­schul­den tref­fe, weil er selbst dem Ver­käu­fer ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss vor­ge­schla­gen ha­be.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te weit­ge­hend Er­folg.

Aus den Grün­den: Dem Klä­ger steht we­gen der pflicht­wid­rig durch­ge­führ­ten Prü­fung der Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO durch den Prü­fer Dipl.-Ing. C vom 21.12.2006 ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen das be­klag­te Land ge­mäß § 839 I BGB i. V. mit Art. 34 GG zu.

In­dem der Prü­fer C als amt­lich an­er­kann­ter Sach­ver­stän­di­ger im Rah­men der Zu­tei­lung ei­ner Prüf­pla­ket­te ge­mäß § 29 StV­ZO tä­tig wur­de, han­del­te er ho­heit­lich. Es ist an­er­kannt, dass die Haf­tung für die hier­bei be­gan­ge­nen Pflicht­ver­let­zun­gen nicht den Prü­fer selbst oder sei­nen Ar­beit­ge­ber trifft, son­dern das Land, das ihm die amt­li­che An­er­ken­nung er­teilt hat (vgl. Pa­landt/Sprau, BGB, 68. Aufl., § 839 Rn. 135 m. w. Nachw.).

Zwi­schen den Par­tei­en ist nicht strei­tig und in­so­fern vom Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt, dass das be­klag­te Land ei­nem spä­te­ren Käu­fer des Kraft­fahr­zeugs man­gels Dritt­be­zo­gen­heit der be­ste­hen­den Amts­pflich­ten grund­sätz­lich nicht für je­de Fahr­läs­sig­keit des Prü­fers bei der Durch­füh­rung der Un­ter­su­chung haf­tet. Ei­ne Aus­nah­me be­steht nur in den Fäl­len des Amts­miss­brauchs, weil in­so­fern ei­ne um­fas­sen­de Ver­ant­wor­tung des Dienst­herrn ge­gen­über je­dem Be­trof­fe­nen be­steht (vgl. BGH, Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458; Beschl. v. 30.09.2004 – III ZR 194/04, NJW 2004, 3484; Pa­landt/Sprau, a. a. O., § 839 Rn. 48, 135).

Ein Amts­miss­brauch liegt nicht bei je­der schuld­haf­ten Pflicht­ver­let­zung vor, da an­sons­ten die in § 839 I BGB aus­ge­spro­che­ne Ein­schrän­kung, dass die Amts­pflicht ei­nem Drit­ten als Ge­schä­dig­tem und An­spruch­stel­ler ge­gen­über be­ste­hen muss, be­deu­tungs­los sein wür­de. Ein Amts­miss­brauch liegt vor, wenn der han­deln­de Amts­trä­ger in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se ei­nen an­de­ren vor­sätz­lich schä­digt, so­dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB er­füllt sind. Dar­über hin­aus kann ein Amts­miss­brauch aber auch bei ge­wis­sen fahr­läs­si­gen Ver­hal­tens­wei­sen vor­lie­gen, was im­mer von den Be­son­der­hei­ten des Ein­zel­falls ab­hän­gig ist. Die Be­ur­tei­lung un­ter­fällt der tatrich­ter­li­chen Wür­di­gung (BGH, Urt. v. 02.07.1970 – III ZR 146/69, VersR 1970, 906; Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458).

Im vor­lie­gen­den Fall reicht der Vor­trag des Klä­gers zur Dar­le­gung ei­nes amts­miss­bräuch­li­chen Ver­hal­tens des Prü­fers C im Rah­men der Haupt­un­ter­su­chung aus. Der Klä­ger hat be­haup­tet, dass dem Prü­fer meh­re­re schwe­re und of­fen­sicht­li­che Män­gel der Gas­an­la­ge des Pkw nicht auf­ge­fal­len sei­en, auf­grund de­rer bei ei­nem Un­fall Ex­plo­si­ons­ge­fahr be­stan­den ha­be. So­wohl das er­for­der­li­che Ab­gas­gut­ach­ten als auch der Nach­weis über die Gas­sys­tem­ein­bau­prü­fung hät­ten ge­fehlt. Die ein­zi­ge Er­klä­rung für das Über­se­hen der Män­gel sei, dass der Prü­fer die Gas­an­la­ge pflicht­wid­rig nicht un­ter­sucht ha­be. Un­ter die­sen Um­stän­den hat der Prü­fer C sei­ne dienst­li­chen Pflich­ten be­wusst ver­nach­läs­sigt und ei­nen po­ten­zi­ell ge­mein­ge­fähr­li­chen Zu­stand der Gas­an­la­ge nicht er­kannt. Es kann ihn da­her nicht ent­las­ten, dass er auf den ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand des sei­ner­zeit gut sechs Jah­re al­ten Fahr­zeugs ver­traut ha­ben mag und an an­de­rer Stel­le beim Schwin­gungs­dämp­fer ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs er­kannt hat. Die Un­ter­su­chung des § 29 StV­ZO dient der Si­cher­heit al­ler Ver­kehrs­teil­neh­mer im Stra­ßen­ver­kehr. Wenn sich ein Prü­fer be­son­ders si­cher­heits­re­le­van­te An­la­gen ei­nes Fahr­zeugs nicht ein­mal an­schaut und aus die­sem Grun­de of­fen­sicht­li­che und schwe­re Män­gel nicht fest­stellt und den­noch die Ord­nungs­ge­mäß­heit des Fahr­zeugs ins­ge­samt be­schei­nigt, ist die Durch­füh­rung der Haupt­un­ter­su­chung sinn­los und ihr Schutz­zweck ver­fehlt.

Von der Rich­tig­keit des klä­ge­ri­schen Vor­trags hat­te der Se­nat bei sei­ner Ent­schei­dung aus­zu­ge­hen. Trotz zwei­er Hin­wei­se des Se­nats dar­auf, dass es an ei­nem aus­rei­chend sub­stan­zi­ier­ten Be­strei­ten feh­le, hat das Land kei­nen Sach­ver­halt dar­ge­legt, der das Ver­hal­ten des Prü­fers C nicht als Amts­miss­brauch er­schei­nen lie­ße. Viel­mehr hat das be­klag­te Land oh­ne Nen­nung wei­te­rer Ein­zel­hei­ten le­dig­lich den Vor­satz des Prü­fers und das Vor­lie­gen ei­nes Amts­miss­brauchs be­strit­ten. Dies war je­doch nicht aus­rei­chend, weil – wie der Se­nat durch sei­nen recht­li­chen Hin­weis vom 22.04.2009 dar­ge­legt hat – das Land ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich des Ab­laufs und In­halts der Haupt­un­ter­su­chung trifft.

Da­hin­ste­hen kann in­so­fern, ob nach der Schil­de­rung des erst­in­stanz­lich auf­sei­ten des Klä­gers bei­ge­tre­te­nen Streit­hel­fers V bei sei­ner Be­fra­gung durch das Land­ge­richt, wo­nach der Prü­fer C bei ge­öff­ne­ter Mo­tor­hau­be mit­hil­fe ei­ner Ta­schen­lam­pe den Mo­tor un­ter­sucht und so­dann auf der He­be­büh­ne das Fahr­zeug von un­ten un­ter­sucht ha­be, der Vor­wurf des Amts­miss­brauchs aus­ge­räumt wä­re. Denn es ist nicht er­kenn­bar, dass sich das be­klag­te Land die Schil­de­rung Vs zu ei­gen ge­macht hät­te. So­fern die Schil­de­rung Vs hin­ge­gen im Wi­der­spruch zum Vor­brin­gen des Klä­gers steht, ist sein Vor­brin­gen ge­mäß § 67 ZPO un­be­acht­lich.

Auf­grund des amts­miss­bräuch­li­chen Ver­hal­tens des Fahr­zeug­prü­fers sind dem Klä­ger die mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­ten Schä­den über­wie­gend ent­stan­den. Es steht au­ßer Fra­ge, dass bei ei­ner sorg­fäl­ti­gen Un­ter­su­chung durch den Prü­fer die schwer­wie­gen­den Män­gel der Gas­an­la­ge des Pkw auf­ge­fal­len wä­ren und das Fahr­zeug da­her nicht ab­ge­nom­men wor­den wä­re. Der Klä­ger hät­te dann das Fahr­zeug in dem man­gel­haf­ten Zu­stand nicht er­wor­ben, wo­bei da­hin­ste­hen kann, ob V von der Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs Ab­stand ge­nom­men hät­te oder ei­ne Re­pa­ra­tur ver­an­lasst hät­te. Oh­ne Er­werb hät­te der Klä­ger kei­ne Auf­wen­dun­gen zur Un­ter­su­chung und In­stand­set­zung des Fahr­zeugs ge­habt. Sein Ent­schluss, das Fahr­zeug in­stand­set­zen zu las­sen, wur­de durch die Pflicht­wid­rig­keit des Prü­fers C und das Feh­len an­de­rer wirt­schaft­lich sinn­vol­ler Al­ter­na­ti­ven auf­sei­ten des Klä­gers her­aus­ge­for­dert, wes­halb auch der Zu­rech­nungs­zu­sam­men­hang nicht un­ter­bro­chen wur­de.

Aus die­sem Grun­de sind die Kos­ten der Über­prü­fung der An­la­ge vom 02.02.2007 in Hö­he von 165,33 € wie des Re­pa­ra­tur­ver­suchs vom 05.02.2007 in Hö­he von 1.374,38 € er­stat­tungs­fä­hig. Be­deu­tungs­los ist, dass die Re­pa­ra­tur letzt­lich fehl­schlug, weil nach der sub­stan­zi­ier­ten und nicht be­strit­te­nen Schil­de­rung des Klä­gers die Vor­nah­me des Re­pa­ra­tur­ver­suchs Er­folg ver­sprach, wes­halb das be­klag­te Land das Ri­si­ko des Fehl­schla­gens tra­gen muss. Dar­über hin­aus sind dem Klä­ger die Kos­ten des Aus­tauschs der Gas­an­la­ge in Hö­he von 2.050 € zu er­set­zen … Wei­ter­hin er­stat­tungs­fä­hig sind die Kos­ten für die nach­träg­li­che An­for­de­rung der Ein­zel-Ab­gas-Be­stä­ti­gung vom 26.01.2007 in Hö­he von 121,38 €. Auch in­so­fern ist es be­deu­tungs­los, so­weit sich die Kos­ten auf­grund des Aus­tauschs der An­la­ge als un­nö­tig er­wie­sen ha­ben soll­ten. Wei­ter­hin er­satz­fä­hig ist der dem Klä­ger ent­stan­de­ne Steu­er­nach­teil in Hö­he von 90 €, wel­chen das be­klag­te Land eben­falls nicht be­strit­ten hat. Die Sum­me der ge­nann­ten Scha­dens­po­si­tio­nen er­gibt den aus­ge­ur­teil­ten Be­trag in Hö­he von 3.801,09 €.

So­weit der Klä­ger wei­ter­hin noch die Kos­ten der klei­nen In­spek­ti­on … in Hö­he von 164,90 € er­stat­tet ver­langt, blei­ben Kla­ge und Be­ru­fung er­folg­los. Denn die­se Kos­ten sind un­ab­hän­gig von der Pflicht­ver­let­zung des Kfz-Prü­fers an­ge­fal­len, weil der Klä­ger, wie er bei sei­ner Be­fra­gung durch den Se­nat auch ein­ge­räumt hat, durch die Durch­füh­rung der In­spek­ti­on die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Fahr­zeugs ge­si­chert wis­sen und klei­ne­re Män­gel be­sei­ti­gen las­sen woll­te. Der feh­len­de Zu­sam­men­hang wird auch des­halb deut­lich, weil die In­spek­ti­on vor der Über­prü­fung der Gas­an­la­ge vom 02.02.2007 und der spä­te­ren TÜV-Ab­nah­me vom 05.02.2007 er­folg­te, als dem Klä­ger die Män­gel der Gas­an­la­ge noch nicht be­kannt wa­ren.

Der An­spruch des Klä­gers ver­min­dert sich nicht ge­mäß § 254 I BGB we­gen ei­nes Mit­ver­schul­dens. Viel­mehr feh­len hier­für ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts aus­rei­chen­de An­knüp­fungs­punk­te. Auch wenn der Kauf­in­ter­es­sent im ei­ge­nen In­ter­es­se über­prü­fen soll­te, ob sich das in Aus­sicht ge­nom­me­ne Fahr­zeug in ei­nem ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand be­fin­det, setzt die An­nah­me ei­nes Mit­ver­schul­dens we­gen des Über­se­hens von Män­geln vor­aus, dass der Klä­ger die Män­gel der An­la­ge ent­we­der auch als tech­ni­scher Laie hät­te er­ken­nen müs­sen oder er es vor­werf­bar ver­säumt hat, sach­kun­di­ge Hil­fe in An­spruch zu neh­men. Hier­zu ist je­doch von­sei­ten des be­klag­ten Lan­des nichts vor­ge­tra­gen wor­den oder sonst er­sicht­lich. Ei­ne ge­ne­rel­le Ver­pflich­tung ei­nes Kauf­in­ter­es­sen­ten, das Fahr­zeug vor dem Kauf durch ei­nen Fach­mann un­ter­su­chen zu las­sen, be­steht nicht. Ge­ra­de weil der Ver­käu­fer V dem Klä­ger ei­ne erst ei­nen Mo­nat al­te Be­stä­ti­gung über die Haupt­un­ter­su­chung vor­le­gen konn­te, ist nach­voll­zieh­bar, dass der Klä­ger vom ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand des Fahr­zeugs aus­ging.

Ein Mit­ver­schul­den des Klä­gers kann schließ­lich auch nicht dar­in ge­se­hen wer­den, dass er ei­nen münd­li­chen Kauf­ver­trags­ab­schluss mit dem Ver­käu­fer V ab­lehn­te und auf der Un­ter­zeich­nung des schrift­li­chen Kauf­ver­trags vom 21.01.2007 be­stand, wel­cher in dem vor­ge­druck­ten Text ei­nen um­fas­sen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­hielt. Auch in­so­fern han­del­te der Klä­ger im Rah­men des recht­lich Er­laub­ten und war nicht ge­hal­ten, die Ver­ein­ba­rung des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses zu ver­mei­den.

Schließ­lich be­steht für den Klä­ger auch kei­ne an­der­wei­ti­ge Er­satz­mög­lich­keit i. S. des § 839 I 2 BGB. Es fehlt be­reits an ei­nem le­dig­lich fahr­läs­si­gen Han­deln des Amts­trä­gers C, weil nach dem Vor­trag des Klä­gers da­von aus­zu­ge­hen ist, dass er sei­ne Prü­fungs­pflich­ten vor­sätz­lich ver­nach­läs­sig­te und da­her zu­min­dest mit Even­tual­vor­satz da­von aus­ging, dass et­wai­ge Män­gel des Fahr­zeugs nicht ent­deckt wer­den wür­den. Im Üb­ri­gen hat der Klä­ger aber oh­ne­hin dar­ge­legt, dass er auf­grund ei­nes wirk­sa­men Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 21.01.2007 kei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Ver­käu­fer V durch­set­zen kann. Grün­de für die Un­wirk­sam­keit des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses sind nicht er­kenn­bar. So ist we­der vor­ge­tra­gen wor­den noch sonst er­kenn­bar, dass V bei dem Ver­kauf als Un­ter­neh­mer han­del­te. Auch für ei­ne Un­wirk­sam­keit der Klau­sel, et­wa ge­mäß §§ 307, 309, 444 BGB, fehlt jeg­li­cher Vor­trag …

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