Den Fahr­zeug­käu­fer trifft je­den­falls dann kei­ne War­tungs­pflicht – hier: Prä­ven­ti­on ei­nes Was­ser­scha­dens am Schei­ben­wi­scher­mo­tor –, wenn die­se sich nicht ein­deu­tig aus der Be­triebs­an­lei­tung für das Fahr­zeug er­gibt. Da­zu ge­hört, dass die mög­li­chen ne­ga­ti­ven Fol­gen, die bei Un­ter­las­sen ei­ner War­tungs­maß­nah­me ein­tre­ten kön­nen, we­nigs­tens an­satz­wei­se be­nannt wer­den.

AG Ham­burg, Ur­teil vom 25.03.2009 – 7c C 53/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten, von der er ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben hat, den Er­satz der Kos­ten, die er für den Aus­tausch ei­nes de­fek­ten Schei­ben­wi­scher­mo­tors auf­wen­den muss­te. Er ver­langt au­ßer­dem die Er­stat­tung vor­pro­zes­sua­ler Rechts­an­walts­kos­ten.

Mit Kauf­ver­trag vom 03.11.2007 er­warb der Klä­ger von der Be­klag­ten, ei­nem Au­to­haus, ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von 5.900 €. Der Wa­gen hat­te zu dem Zeit­punkt ei­ne Lauf­leis­tung von 27.300 km und war im Jahr 2000 zu­ge­las­sen wor­den.

Im März 2008 be­merk­te der Klä­ger, dass die vor­de­ren Schei­ben­wi­scher bei In­be­trieb­nah­me fort­schrei­tend lang­sa­mer wur­den und sich schließ­lich nur noch be­weg­ten, wenn die schnells­te Stu­fe ein­ge­schal­tet wur­de. Der Klä­ger ließ das Fahr­zeug dar­auf­hin durch sei­nen Sohn am 12.03.2008 bei der Be­klag­ten vor­füh­ren. Der bei der Be­klag­ten an­ge­stell­te Kfz-Meis­ter S stell­te fest, dass die Wan­ne, in der der Schei­ben­wi­scher­mo­tor sitzt, zur Hälf­te mit Was­ser ge­füllt war. Das Was­ser­auf­kom­men re­sul­tier­te aus der Ver­stop­fung ei­nes Ab­laufs der Wan­ne, der für den ord­nungs­ge­mä­ßen Ab­fluss von Re­gen­was­ser oder wasch­vor­gang­be­ding­tem Was­ser­fluss vor­ge­se­hen ist. Die­ser Ab­lauf hat ei­nen Durch­mes­ser von nur we­ni­gen Zen­ti­me­tern. Es konn­te nicht ge­klärt wer­den, wo­durch die Ver­stop­fung her­vor­ge­ru­fen wor­den war. Der Schei­ben­wi­scher­mo­tor war auf­grund des Was­sers, das auf die Me­cha­nik ein­ge­wirkt hat­te, auch nach Ent­fer­nung der Ver­stop­fung nicht mehr funk­ti­ons­fä­hig. Für den Be­trieb der Schei­ben­wi­scher war der Ein­bau ei­nes neu­en Schei­ben­wi­scher­mo­tors er­for­der­lich, da ei­ne Re­pa­ra­tur des al­ten Mo­tors un­ter wirt­schaft­li­chen Ge­sichts­punk­ten un­ver­hält­nis­mä­ßig ge­we­sen wä­re. Der Sohn des Klä­gers for­der­te den Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten T auf, den Schei­ben­wi­scher­mo­tors auf Kos­ten der Be­klag­ten zu er­set­zen. Dies lehn­te T ab. Die Ehe­frau des Klä­gers wand­te sich am sel­ben Tag an T und bat aber­mals um Be­sei­ti­gung des Scha­dens auf Kos­ten der Be­klag­ten. Dies wur­de von T ab­ge­lehnt. Am 13.03.2008 um 7.41 Uhr for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te per Fax auf, ih­re Ein­stands­pflicht für die Be­sei­ti­gung des Scha­dens bis spä­tes­tens um 15.00 Uhr zu er­klä­ren, und droh­te für den Fall des frucht­lo­sen Frist­ab­lauf an, den Scha­den an­der­wei­tig re­pa­rie­ren zu las­sen und die ent­ste­hen­den Re­pa­ra­tur­kos­ten ge­richt­lich gel­tend zu ma­chen. T mel­de­te sich te­le­fo­nisch am 13.03.2008 ge­gen 18.00 Uhr und lehn­te ei­ne Be­sei­ti­gung des Scha­dens auf Kos­ten der Be­klag­ten ab.

Der Klä­ger ließ den Schei­ben­wi­scher­mo­tor dar­auf­hin am 14.03.2008 bei der Fir­ma Y-Au­to­mo­bi­le GmbH zum Preis von 328,25 € er­set­zen. Mit Schrei­ben vom 17.03.2008 wand­te sich der vom Klä­ger be­auf­trag­te Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te an die Be­klag­te und for­der­te die­se zur Be­glei­chung des Scha­dens so­wie der Rechts­an­walts­kos­ten von 83,54 € auf. Die Kla­ge hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. …1. An­spruch in Hö­he von 328,25 € für den klä­ger­sei­tig in Auf­trag ge­ge­be­nen Aus­tausch des Wi­scher­mo­tors bei der Y-Au­to­mo­bi­le GmbH. Dem Klä­ger steht ein Zah­lungs­an­spruch ge­gen die Be­klag­te in Hö­he von 328,25 € zu. Die­ser An­spruch er­gibt sich aus §§ 437 Nr. 3280 I, III, 281 BGB.

a) Der Klä­ger macht ei­nen An­spruch aus kauf­ver­trag­li­cher Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung gel­tend. Man­gels an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB oder im Kauf­ver­trag vor­aus­ge­setz­ter Ver­wen­dung i. S. des § 434 I 2 Nr. 1 BGB ist von ei­ner maß­geb­li­chen Sach­män­gel­frei­heit des Fahr­zeugs ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB aus­zu­ge­hen, wenn es sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Nach all­ge­mei­nen Be­weis­last­grund­sät­zen muss der An­spruch­stel­ler sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs ge­mäß § 363 BGB be­wei­sen. Die Vor­schrift des § 363 BGB gilt auch für die man­gel­haf­te Leis­tung (Pa­landt/Hein­richs, BGB, 64. Aufl., § 363, Rn. 3, BGH, NJW 1985, 2328). Da­her muss grund­sätz­lich der Käu­fer dar­le­gen und be­wei­sen, dass die Sa­che man­gel­haft i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist und der Sach­man­gel bei Ge­fah­ren­über­gang vor­lag, wenn er sei­ne Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus § 437 BGB gel­tend ma­chen will.

Dies gilt je­doch nicht für die Fäl­le des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs ge­mäß § 474 I 1 BGB, um den es sich hier in­des­sen han­delt. Der Klä­ger hat den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug als Ver­brau­cher ge­mäß § 13 BGB mit der Be­klag­ten ab­ge­schlos­sen, die in ih­rer Ei­gen­schaft als Un­ter­neh­mer ge­mäß § 14 I BGB mit der Ver­äu­ße­rung ein Ge­schäft in Aus­übung ih­res Ge­wer­bes vor­ge­nom­men hat. Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I 1 BGB wird die Be­weis­last ge­mäß § 476 BGB zu­guns­ten des Ver­brau­chers um­ge­kehrt. Ge­mäß § 476 BGB wird in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te seit Ge­fah­ren­über­gang grund­sätz­lich wi­der­leg­lich ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fah­ren­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, dass die­se Ver­mu­tung mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar ist.

Der BGH hat da­zu für ge­brauch­te Kfz Fol­gen­des ent­schie­den:

• BGH, Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, NJW 2007, 2621 (Leit­satz):

„Zeigt sich bei ei­nem ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeug, das ein Ver­brau­cher von ei­nem Un­ter­neh­mer ge­kauft hat, in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be an den Käu­fer ein Man­gel (hier: de­fek­te Zy­lin­der­kopf­dich­tung, ge­ris­se­ne Ven­til­ste­ge) und kön­nen die da­für als ur­säch­lich in­fra­ge kom­men­den Um­stän­de (Über­hit­zung des Mo­tors in­fol­ge zu ge­rin­gen Kühl­mit­tel­stands oder Über­be­an­spru­chung) auf ei­nen Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler des Käu­fers zu­rück­zu­füh­ren, eben­so gut aber auch be­reits vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ein­ge­tre­ten sein, so be­grün­det § 476 BGB die Ver­mu­tung, dass der Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war.“

• BGH, Urt. v. 11.11.2008 – VI­II ZR 265/07, NJW 2009, 580 (Aus­zug):

„2. Ge­mäß § 476 BGB wird bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB in Fäl­len, in de­nen sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Die­se Ver­mu­tung greift hier zu­guns­ten des Klä­gers ein.

a) Es steht zwi­schen den Par­tei­en au­ßer Fra­ge, dass es sich bei dem Fahr­zeug­kauf um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­han­delt hat. Der Ge­trie­be­scha­den am ge­kauf­ten Fahr­zeug hat sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Über­ga­be ge­zeigt. Ein nor­ma­ler Ver­schleiß hat an­ge­sichts der vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­ten üb­li­cher­wei­se zu er­war­ten­den Fahr­leis­tung ei­nes sol­chen Ge­trie­bes von 259.000 Ki­lo­me­tern nicht be­stan­den. Ei­ne ernst­lich an­de­re in Be­tracht kom­men­de Ur­sa­che als ei­nen vor­zei­ti­gen über­mä­ßi­gen Ge­trie­be­ver­schleiß hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt. Es hat es le­dig­lich als un­auf­klär­bar an­ge­se­hen, ob be­reits bei Ver­trags­schluss ein Sach­man­gel in Form über­mä­ßi­gen Ge­trie­be­ver­schlei­ßes vor­ge­le­gen hat oder nicht, nach­dem die beim Wech­sel des Ge­trie­bes im Ge­trie­be­öl vor­ge­fun­de­nen Me­tall­spä­ne we­gen ei­ner zwi­schen­zeit­li­chen Ver­schrot­tung des aus­ge­bau­ten Ge­trie­bes nicht mehr ei­ner aus­sa­ge­kräf­ti­gen Ur­sa­chen­be­stim­mung ha­ben zu­ge­führt wer­den kön­nen. Es ist des­halb al­lein die Fra­ge un­ge­klärt ge­blie­ben, ob die für den vor­zei­tig ein­ge­tre­te­nen Ver­schleiß­scha­den maß­geb­li­chen An­la­gen be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger vor­ge­le­gen ha­ben oder erst spä­ter ent­stan­den sind.

Für die­se Fall­ge­stal­tung be­grün­det § 476 BGB ge­ra­de die in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die zu Ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­ben (Se­nat, Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, WM 2007, 2126 Tz. 16).

b) Die in § 476 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr kommt auch bei ei­nem Rück­for­de­rungs­an­spruch zur An­wen­dung, der dar­auf ge­stützt ist, dass ein Ver­käu­fer die Kos­ten ei­ner durch­ge­führ­ten Fahr­zeu­gre­pa­ra­tur al­lein hät­te tra­gen müs­sen, weil er nach § 439 II BGB zur kos­ten­frei­en Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet war. Die von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ge­for­der­te Ein­schrän­kung auf sol­che Fall­ge­stal­tun­gen, in de­nen der Käu­fer Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend macht, weil der Ver­käu­fer nur dann zu ei­ner Be­weis­füh­rung über die Man­gel­ur­sa­che in der La­ge sei, fin­det be­reits im Wort­laut des § 476 BGB kei­ne Stüt­ze. Der mit die­ser Vor­schrift ver­folg­te Re­ge­lungs­zweck, die im Ver­gleich zu den – ty­pi­scher­wei­se – un­gleich bes­se­ren Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten des Un­ter­neh­mers schlech­te­ren Be­weis­mög­lich­kei­ten des Ver­brau­chers zu kom­pen­sie­ren (BT-Drs. 14/6040, S. 245), spricht im Ge­gen­teil da­für, die Be­weis­last­um­kehr auf al­le An­sprü­che zwi­schen Ver­brau­cher und Un­ter­neh­mer zu er­stre­cken, bei de­nen es im Zu­sam­men­hang mit der Durch­set­zung von Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten des Ver­brau­chers dar­auf an­kommt, ob die ver­kauf­te Sa­che bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Das gilt auch dann, wenn das Be­ste­hen ei­nes Man­gels bei Ge­fahr­über­gang – wie hier für § 812 BGB – Vor­fra­ge für an­de­re An­sprü­che ist. Den Be­den­ken der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ist be­reits da­durch aus­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen, dass dem Ver­käu­fer im Ein­zel­fall Be­wei­ser­leich­te­run­gen bis hin zu ei­ner Be­weis­last­um­kehr zu­gu­te­kom­men kön­nen, wenn dem Käu­fer der Vor­wurf ei­ner zu­min­dest fahr­läs­si­gen Be­weis­ver­ei­te­lung zu ma­chen sein soll­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434; MünchKomm-BGB/Lo­renz, 5. Aufl., § 476 Rn. 25).

c) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ei­ne Be­weis­ver­ei­te­lung durch den Klä­ger ver­neint, weil er sei­ner­zeit ge­nau­so so we­nig wie die Be­klag­te An­lass ge­habt ha­be, das aus­ge­tausch­te Ge­trie­be zu Be­weis­zwe­cken si­cher­zu­stel­len. Dies ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.“

Es las­sen sich als Fa­zit da­her fol­gen­de Fäl­le un­ter­schei­den:

• Es wird ein Man­gel ent­deckt, des­sen Ur­sa­che un­klar ist und der so­wohl auf ei­ner Fehl­be­die­nung des Käu­fers als auch auf ei­ner Man­gel­haf­tig­keit schon im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­ru­hen kann: Die Ver­mu­tung des § 476 BGB greift oh­ne Wei­te­res ein.

• Es tritt ein Man­gel auf, der un­strei­tig bei Ge­fahr­über­gang noch nicht vor­lag. Die­ser Man­gel be­ruht aber si­cher auf ei­nem Grund­man­gel, der sei­ner­seits so­wohl auf ei­ner Fehl­be­die­nung des Käu­fers als auch auf ei­ner Man­gel­haf­tig­keit schon im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­ru­hen kann: Die Ver­mu­tung des § 476 BGB greift eben­falls ein. Ver­mu­tet wird das Vor­lie­gen je­den­falls des Grund­man­gels im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs.

• Es tritt ein Man­gel auf, der un­strei­tig bei Ge­fahr­über­gang noch nicht vor­lag. Die­ser Man­gel könn­te auf ei­nem Grund­man­gel be­ru­hen, aber auch auf ei­ne Fehl­be­die­nung zu­rück­zu­füh­ren sein: Es wird grund­sätz­lich ver­mu­tet, dass der Man­gel auf ei­nem – schon im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­ste­hen­den – Grund­man­gel be­ruht. Al­ler­dings muss der Ver­brau­cher ei­ne aus­rei­chen­de Ver­mu­tungs­ba­sis schaf­fen. Ist über­wie­gend wahr­schein­lich (aber nicht be­wie­sen), dass ei­ne Fehl­be­die­nung vor­liegt, ist die Ver­mu­tung mit der Art des Man­gels nicht zu ver­ein­ba­ren und greift nicht ein.

Ein Aus­schluss des § 476 BGB auf­grund ei­ner Un­ver­ein­bar­keit mit der Art der Sa­che oder des Man­gels liegt nicht vor. Da der Ge­fah­ren­über­gang an dem Fahr­zeug in­ner­halb der Zeit­span­ne von sechs Mo­na­ten vor dem Aus­fall des Wi­scher­mo­tors er­folg­te, ob­lag es so­mit der Be­klag­ten, zur Ent­kräf­tung der ge­setz­li­chen Ver­mu­tung des § 476 BGB dar­zu­le­gen und nach den stren­gen An­for­de­run­gen des Voll­be­wei­ses ge­mäß § 286 ZPO zu be­wei­sen, dass das Fahr­zeug bei Ge­fah­ren­über­gang nicht sach­män­gel­be­haf­tet i.S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB war. Die Be­klag­te muss zwar nicht ei­ne völ­li­ge Man­gel­frei­heit be­le­gen, und sie muss auch nicht ei­ne Ent­ste­hung des Scha­dens vor Ge­fahr­über­gang mit ab­so­lu­ter Ge­wiss­heit aus­schlie­ßen kön­nen, viel­mehr ge­nügt auch in der­ar­ti­gen Fäl­len ein für das prak­ti­sche Le­ben brauch­ba­rer Grad von Ge­wiss­heit, der den Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­tet, oh­ne sie völ­lig aus­zu­schlie­ßen (BGHZ 53, 245 [255 f.]; BGH, Urt. v. 14.01.1993 – IX ZR 238/91, NJW 1993, 935 [937]).

b) An­hand der Zeu­gen­aus­sa­gen der Zeu­gen B und S ist es der Be­klag­ten nicht ge­lun­gen, die von ihr auf­ge­stell­te Be­haup­tung in aus­rei­chen­dem Ma­ße zu be­wei­sen, dass die Ur­sa­che für den De­fekt des Wi­scher­mo­tors erst nach Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger von die­sem ge­setzt wur­de bzw. zu­min­dest, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt des Ge­fah­ren­über­gang nicht sach­män­gel­be­haf­tet i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB war. Ins­be­son­de­re er­ge­ben die Zeu­gen­aus­sa­gen be­reits nicht, dass die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ge­nau die­sen Be­reich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Au­tos vor Über­ga­be ge­war­tet und bei Über­ga­be un­ter­sucht ha­ben. Der Zeu­ge B konn­te sich nicht po­si­tiv er­in­nern, dass er den Wi­scher­kas­ten die­ses Fahr­zeugs ge­rei­nigt hat­te. Er konn­te, aus Sicht des Ge­richts er­war­tungs­ge­mäß, da es im Re­gel­fall kei­ne Er­in­ne­rung an Rou­ti­ne­hand­lun­gen gibt, Schluss­fol­ge­run­gen bie­ten auf­grund der Tä­tig­kei­ten, wie er die Un­ter­su­chung der Fahr­zeu­ge im­mer vor­nimmt … Dies ge­nügt je­doch nicht für den zu füh­ren­den Voll­be­weis der Man­gel­frei­heit bei Ge­fahr­über­gang. Es ver­blei­ben zu vie­le an­de­re mög­li­che Fall­ge­stal­tun­gen und Ur­sa­chen für das Auf­tre­ten des Man­gels. Ins­be­son­de­re spricht der Um­stand, dass bei der Vor­füh­rung des Wa­gens nach Aus­sa­ge des Zeu­gen S am 12.03.2009 kein Laub oder Dreck ge­fun­den wor­den ist, eher ge­gen die Be­haup­tung der Be­klag­ten, dass Dreck­ab­la­ge­run­gen oder Laub erst nach Ge­fah­ren­über­gang den Ab­lauf ver­stopft ha­ben. Es ist da­von aus­zu­ge­hen, dass an­ge­sichts des kur­zen Zeit­ab­laufs von nur we­ni­gen Mo­na­ten seit Ge­fah­ren­über­gang auf den Klä­ger und dem Auf­tre­ten des Man­gels even­tu­ell in den Was­ser­kas­ten ein­ge­drun­ge­nes Laub teil­wei­se noch er­kenn­bar ge­we­sen wä­re und noch nicht zer­setzt.

Es ist da­her ent­spre­chend der ge­setz­li­chen Ver­mu­tung des § 476 BGB von ei­ner Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs bei Ge­fah­ren­über­gang aus­zu­ge­hen.

c) Ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten be­stand kei­ne wie auch im­mer ge­ar­te­te War­tungs­pflicht des Klä­gers hin­sicht­lich ei­ner Über­prü­fung und Rei­ni­gung der Ab­läu­fe oder des Was­ser­kas­tens. Die dem Ge­richt vor­lie­gen­de Be­die­nungs­an­lei­tung zu dem vom Klä­ger er­wor­be­nen [Fahr­zeug] ent­hält kei­nen sol­chen Hin­weis. Dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten in der münd­li­chen Haupt­ver­hand­lung vom 21.01.2009, ei­ne sol­che War­tungs­pflicht er­ge­be sich aus den in der Be­die­nungs­an­lei­tung auf Sei­te 58 ab­ge­druck­ten Aus­füh­run­gen, ver­mag das Ge­richt nicht zu fol­gen.

Auf Sei­te 58 der Be­die­nungs­an­lei­tung heißt es:

„Um die Frisch­luft­zu­fuhr und ei­ne gleich­mä­ßi­ge Luft­zir­ku­la­ti­on im Fahr­zeu­gin­ne­ren zu ge­währ­leis­ten, ist dar­auf zu ach­ten, dass das Luft­ein­tritts­git­ter au­ßen am Fahr­zeug, die Be­lüf­tungs­dü­sen und Luft­durch­lass un­ter den Vor­der­sit­zen frei blei­ben.“

Die­se Aus­füh­run­gen tra­gen be­reits in­halt­lich nicht die An­nah­me ei­ner War­tungs­pflicht des Klä­gers zwecks Prä­ven­ti­on der an sei­nem Fahr­zeug ein­ge­tre­te­nen Schä­den. Es han­delt sich bei dem Hin­weis in der Be­die­nungs­an­lei­tung le­dig­lich um Maß­nah­men, die zur Ver­bes­se­rung der Luft­zir­ku­la­ti­on ge­trof­fen wer­den sol­len. Hier­aus kann nicht ab­ge­lei­tet wer­den, dass der Käu­fer … die­se Maß­nah­men auch zur Ver­mei­dung tech­ni­scher Schä­den, hier dem Aus­fall des Schei­ben­wi­scher­mo­tors auf­grund ei­ner Ver­stop­fung des Ab­laufs, tref­fen soll­te. Die von der Be­klag­ten an­ge­führ­te Pas­sa­ge ent­hält kei­ner­lei Hin­weis auf den mög­li­chen Ein­tritt oder Zu­sam­men­hang mit tech­ni­schen Schä­den bei Un­ter­las­sen die­ser Maß­nah­me. Zur Be­grün­dung ei­ner War­tungs­pflicht sind die mög­li­chen ne­ga­ti­ven Fol­gen bei Un­ter­las­sen der Maß­nah­me aber we­nigs­tens an­satz­wei­se zu be­nen­nen, um den Käu­fer auf die nach­tei­li­gen Fol­gen bei Un­ter­las­sen der Maß­nah­me auf­merk­sam zu ma­chen.

Zu­dem spricht ge­gen ei­ne War­tungs­pflicht auf­grund der von der Be­klag­ten be­nann­ten Pas­sa­ge, dass die­se nicht in dem in der Be­die­nungs­an­lei­tung ent­hal­te­nen Ab­schnitt „Die War­tung Ih­res …“ auf­ge­führt ist. Da die Be­die­nungs­an­lei­tung ei­nen ei­ge­nen Ab­schnitt für die War­tung durch den Kun­den auf­weist, ist vom ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont her da­von aus­zu­ge­hen, dass nicht in die­sem Ab­schnitt ent­hal­te­ne Ge­brauchs­hin­wei­se oder Emp­feh­lun­gen nicht zum War­tungs­um­fang ge­hö­ren.

Ei­ne münd­li­che War­tungs­emp­feh­lung der Be­klag­ten da­hin ge­hend, dass sie den Klä­ger bei Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs auf die re­gel­mä­ßi­ge Frei­hal­tung bzw. Rei­ni­gung des Ab­laufs hin­ge­wie­sen ha­be, ist un­strei­tig nicht er­folgt.

d) Durch die von der Fir­ma Y-Au­to­mo­bi­le GmbH durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur des Schei­ben­wi­scher­mo­tors ist dem Klä­ger ein Scha­den ent­stan­den. Durch ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Nach­er­fül­lung sei­tens der Be­klag­ten wä­re die­ser Scha­den ent­fal­len. Um ei­nen Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (hier der Nach­er­fül­lung) gel­tend zu ma­chen, be­darf es grund­sätz­lich ei­ner er­folg­los ge­setz­ten Nach­er­fül­lungs­frist. Je­doch ist ei­ne sol­che Frist hier ent­behr­lich ge­we­sen (§ 281 II BGB) da die Be­klag­te die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­ger­te. In der un­ter­las­se­nen Nach­er­fül­lung liegt die zum Scha­dens­er­satz be­rech­ti­gen­de Pflicht­ver­let­zung, die die Be­klag­te auch zu ver­tre­ten hat.

2. An­spruch in Hö­he von 83,54 € für vor­pro­zes­sua­le An­walts­kos­ten des Klä­gers. Dem Klä­ger steht ein Zah­lungs­an­spruch ge­gen die Be­klag­te in Hö­he von 83,54 € zu. Die­ser An­spruch er­gibt sich aus §§ 280 I, II, 286 BGB als Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung.

Die all­ge­mei­nen Vor­aus­set­zun­gen des Scha­dens­er­sat­zes bei Pflicht­ver­let­zung im Rah­men ei­nes Schuld­ver­hält­nis­ses ge­mäß § 280 I 1, 2 BGB la­gen vor. Die Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten ge­mäß § 280 I 1 BGB ist dar­in zu se­hen, dass sie ih­rer kauf­ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung zur Nach­er­fül­lung, hier dem Aus­tausch des de­fek­ten Schei­ben­wi­scher­mo­tors, trotz Auf­for­de­rung durch den Klä­ger nicht nach­ge­kom­men ist. Sie hat­te dies auch zu ver­tre­ten ge­mäß § 280 I 2 BGB.

Die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des Schuld­ner­ver­zugs ge­mäß §§ 280 II, 286 BGB la­gen vor. Die Be­klag­te hat in Re­ak­ti­on auf das Fax des Klä­gers vom 12.03.2008 am 13.03.2008 te­le­fo­nisch ernst­haft und end­gül­tig i. S. des § 286 II Nr. 3 BGB die Leis­tung ver­wei­gert. An das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 286 Rn. 24). Die Wei­ge­rung des Schuld­ners muss als sein letz­tes Wort auf­zu­fas­sen sein (vgl. BGH, NJW 1986, 661). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend ge­ge­ben. Die Be­klag­te äu­ßer­te sich durch ih­ren Ge­schäfts­füh­rer T da­hin ge­hend, dass die Ver­stop­fung des Ab­laufs auf War­tungs­män­geln des Klä­gers be­ruh­ten und dass die Be­klag­te aus die­sem Grund nicht zum Aus­tausch des Schei­ben­wi­scher­mo­tors auf Kos­ten der Be­klag­ten ver­pflich­tet sei. Es ist auch auf­grund des Um­stands, dass der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten sich be­reits zu­vor im Ge­spräch mit dem Sohn des Klä­gers am 12.03.2008 und im Ge­spräch mit der Ehe­frau des Klä­gers am 12.03.2008 in glei­cher Wei­se äu­ßer­te, da­von aus­zu­ge­hen, dass die­se Wei­ge­rung der Be­klag­ten zur Nach­er­fül­lung als ihr letz­tes Wort auf­zu­fas­sen war. Die Be­klag­te be­fand sich da­mit seit dem 13.03.2008 in Ver­zug.

Dar­an än­dert auch nichts, dass die Be­klag­te in der schrift­li­chen Kor­re­spon­denz mit dem Klä­ger in ih­ren Schrei­ben vom 25.03.2008 und vom 28.03.2008 um An­ga­ben zu dem gel­tend ge­mach­ten Sach­man­gel bat zwecks Prü­fung ei­ner Ein­stands­pflicht. Der Ver­zug der Be­klag­ten wur­de hier­durch nicht be­sei­tigt. Ei­ne Mah­nung des Klä­gers war be­reits da­durch ent­behr­lich ge­mäß § 286 II Nr. 3 BGB. Nach Ver­zug­s­ein­tritt sind die Kos­ten für die Be­auf­tra­gung ei­nes Rechts­an­walts und für wei­te­re Mahn­schrei­ben, so­ge­nann­te Er­in­ne­rungs­mahn­schrei­ben, er­satz­fä­hig (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 286 Rn. 47). Die Kos­ten für die Be­auf­tra­gung ei­nes Rechts­an­walts und des­sen Tä­tig­keit sind dann näm­lich auf­grund des Ver­zug­s­ein­tritts ver­ur­sacht wor­den.

3. Zins­an­sprü­che des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te. Der zu­ge­spro­che­ne Be­trag ist ge­mäß §§ 291 I, 288 I BGB ab Kla­ge­zu­stel­lung in Hö­he von 328,25 € mit fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz zu ver­zin­sen. Hin­sicht­lich der vor­pro­zes­su­al ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 83,54 € ist die vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te Zins­for­de­rung der ge­setz­li­chen Zin­sen ab Rechts­hän­gig­keit un­be­grün­det. Ei­nem An­spruch des Klä­gers auf Ver­zin­sung der Rechts­an­walts­kos­ten steht das Zin­ses­zins­ver­bot ge­mäß § 289 Satz 1 BGB ent­ge­gen, da die Rechts­an­walts­kos­ten selbst erst durch den Ver­zug ent­stan­den sind und dem­ge­mäß Ver­zugs­zin­sen auf durch den Ver­zug ent­stan­de­ne Kos­ten er­ho­ben wür­den …

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