Ei­ne Nach­er­fül­lung ist ge­mäß § 269 BGB am Sitz des Schuld­ners vor­zu­neh­men. Dar­über hin­aus ist es ei­ne üb­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten ent­spre­chen­de Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass ein Kfz-Käu­fer ein de­fek­tes, aber fahr­be­rei­tes Fahr­zeug zum Ver­käu­fer bringt, da­mit die­ser es auf Män­gel un­ter­su­chen und ge­ge­be­nen­falls in­stand set­zen kann.

Land­ge­richt Köln, Ur­teil vom 19.10.2005 – 14 O 182/05
(nach­fol­gend: OLG Köln, Be­schluss vom 14.02.2006 – 20 U 188/05)

Sach­ver­halt: Auf­grund ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 05.06.2004 kauf­te der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw VW Golf mit ei­ner Lauf­leis­tung von 101.800 Ki­lo­me­tern zum Preis von 9.770 €.

Am 24.01.2005 be­gab sich der Klä­ger zu der Be­klag­ten und mo­nier­te drei­zehn Män­gel. Ge­mäß ei­nem Schrei­ben der Be­klag­ten vom 28.01.2005 konn­te die­se zwölf Män­gel nach­voll­zie­hen. Sie nahm (auch) in­so­weit je­doch kei­ne Nach­bes­se­rung vor, son­dern ver­lang­te von dem Klä­ger ei­nen Auf­trag zur ge­naue­ren Scha­dens­fest­stel­lung. Dies lehn­te der Klä­ger ab.

Die jet­zi­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers for­der­ten die Be­klag­te an­schlie­ßend zur Nach­er­fül­lung auf und setz­ten ihr hier­für ei­ne Frist bis zum 15.02.2005. Die Be­klag­te er­klär­te sich dar­auf­hin über ih­re Rechts­an­wäl­te zu ei­ner Prü­fung des Fahr­zeugs und ei­ner Nach­er­fül­lung im Rah­men der Ge­währ­leis­tung be­reit. Er schlug vor, der Klä­ger mö­ge sich we­gen ei­nes Ter­mins di­rekt mit ihm in Ver­bin­dung set­zen. Dies ge­schah dann auch, wo­bei als Werk­statter­min der 28.02.2005 ver­ein­bart wur­de.

Die­sen Ter­min sag­te die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 23.02.2005 ab, weil ihr Kun­den­dienst­lei­ter am 28.02.2005 ver­hin­dert war. In ih­rem Schrei­ben bat die Be­klag­te den Klä­ger um Rück­spra­che bzw. An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer, da der Klä­ger un­ter der ihr, der Be­klag­ten, mit­ge­teil­ten Te­le­fon­num­mer nicht zu er­rei­chen sei. Ob die Be­klag­te wei­te­re Ver­su­che un­ter­nom­men hat, den Klä­ger zu er­rei­chen, ist strei­tig.

Der Klä­ger nahm kei­nen Kon­takt mehr mit der Be­klag­ten auf. Statt­des­sen for­der­ten sei­ne Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten die Be­klag­te zur end­gül­ti­gen Nach­bes­se­rung auf und wie­sen dar­auf hin, dass an­dern­falls der Rück­tritt von Kauf­ver­trag er­klärt wer­de. Das ent­spre­chen­de Te­le­fax ist bei der Be­klag­ten ver­lo­ren ge­gan­gen; es wur­de je­den­falls nicht dem zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ter zu­ge­lei­tet.

Mit Schrei­ben vom 22.03.2005 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (9.770 €) so­wie den Aus­gleich auf­ge­wen­de­ter Fi­nan­zie­rungs­kos­ten (1.217,43 €).

Die auf Zah­lung die­ser Be­trä­ge – ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 785,52 € – ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Vor­aus­set­zun­gen zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 323 BGB lie­gen nicht vor, da das Recht der Be­klag­ten zur … Nach­bes­se­rung noch be­stand.

Die Be­klag­te konn­te ei­ne Nach­bes­se­rung an dem im Be­sitz des Klä­gers be­find­li­chen Pkw nur in Ab­stim­mung mit die­sem vor­neh­men, da hier­zu ein Werk­statt­auf­ent­halt des Pkw er­for­der­lich war. Dem­ge­mäß hat sich der Klä­ger auch ver­ein­ba­rungs­ge­mäß mit der Be­klag­ten in Ver­bin­dung ge­setzt, wo­bei der 28.02.2005 als Werk­statter­min ver­ein­bart wur­de.

An die­se Vor­ge­hens­wei­se, näm­lich Durch­füh­rung ei­nes Werk­statter­mins, wa­ren die Par­tei­en nun­mehr ge­bun­den und konn­ten nicht ein­sei­tig hier­von wie­der Ab­stand neh­men.

Nach Auf­fas­sung der Kam­mer hat es der Klä­ger je­doch oh­ne hin­rei­chen­den Grund un­ter­las­sen, den Ter­min auch tat­säch­lich zur Durch­füh­rung kom­men zu las­sen.

Dass die Be­klag­te den zu­nächst ver­ab­re­de­ten Ter­min we­gen Ver­hin­de­rung ab­sag­te, kann im Ge­schäfts­le­ben durch­aus vor­kom­men und be­deu­tet noch kei­ne Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung, im Ge­gen­teil bat die Be­klag­te we­gen ei­nes neu­en Ter­mins um ei­ne Kon­takt­auf­nah­me sei­tens des Klä­gers, da sie ih­rer­seits den Klä­ger un­ter der ihr ge­ge­be­nen Te­le­fon­num­mer nicht er­rei­chen konn­te. Aus dem frag­li­chen Schrei­ben vom 23.02.2005 konn­te der Klä­ger er­se­hen, dass der Be­klag­ten tat­säch­lich die fal­sche Te­le­fon­num­mer … vor­lag. Un­ter die­sen Um­stän­den war es dem Klä­ger oh­ne Wei­te­res zu­zu­mu­ten, der Be­klag­ten ent­we­der sei­ne zu­tref­fen­de Te­le­fon­num­mer mit­zu­tei­len bzw. … ei­nen neu­en Ter­min ab­zu­stim­men.

Das Fax der Pro­zeß­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers vom 08.03.2005 än­der­te hier­an nichts, da wei­ter­hin die für ei­nen Werk­statter­min er­for­der­li­che Kon­takt­auf­nah­me des Klä­gers aus­stand.

Nach al­le­dem hat es der Klä­ger an der ge­bo­te­nen und zu­mut­ba­ren Mit­wir­kung feh­len las­sen, so­dass die Be­klag­te ih­res Rech­tes auf Nach­bes­se­rung bei Aus­spruch der Kün­di­gung noch nicht ver­lus­tig ge­gan­gen war …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 14.02.2006 – 20 U 188/05 – hat das OLG Köln die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es auf ei­nen Hin­weis­be­schluss vom 17.01.2006 Be­zug ge­nom­men und er­gän­zend aus­ge­führt:

„Der Se­nat bleibt bei sei­ner Auf­fas­sung, dass der Klä­ger der ihn bei der Re­pa­ra­tur des Wa­gens tref­fen­den Mit­wir­kungs­pflicht nicht nach­ge­kom­men ist. Ge­mäß § 269 BGB war die Re­pa­ra­tur des Wa­gens am Sitz des Schuld­ners vor­zu­neh­men. Da die Be­klag­te Schuld­ne­rin der Re­pa­ra­tur­ver­pflich­tung war, muss­te das Fahr­zeug mit­hin in de­ren Werk­statt ver­bracht wer­den. Es ist schlecht­hin nicht er­kenn­bar, wo sonst die Re­pa­ra­tur hät­te statt­fin­den sol­len. Dar­über hin­aus war es üb­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten ent­spre­chend ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass der Klä­ger den fahr­be­rei­ten Wa­gen zur Be­klag­ten brach­te. Ein An­lass, ihn ab­zu­ho­len, be­stand nicht.

Auf die Vor­ge­schich­te der Aus­ein­an­der­set­zung kommt es nicht an. Die Par­tei­en wa­ren über­ein­ge­kom­men, dass die Be­klag­te den Wa­gen kos­ten­frei auf Män­gel un­ter­su­chen und im Rah­men ih­rer ver­trag­li­chen Pflich­ten re­pa­rie­ren soll­te. An­ge­sichts des­sen lag nichts nä­her, als sich auf das Schrei­ben vom 23.02.2005 hin mit der Be­klag­ten in Ver­bin­dung zu set­zen, ei­nen neu­en Ter­min zu ver­ein­ba­ren und den Wa­gen zur Be­klag­ten zu brin­gen.“

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