Dem Käu­fer, der dem Ver­käu­fer ei­nen ge­werb­li­chen Ver­wen­dungs­zweck der Kauf­sa­che vor­täuscht, ist die Be­ru­fung auf die Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB) ver­wehrt.

BGH, Ur­teil vom 22.12.2004 – VI­II ZR 91/04

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem be­klag­ten Kraft­fahr­zeug­händ­ler am 05.10.2002 ei­nen ge­brauch­ten Pkw Fi­at Bar­chet­ta zum Preis von 6.500 €.

Ab­wei­chend von der Ab­sicht des Klä­gers, das Fahr­zeug pri­vat zu nut­zen, ent­hält der Ver­trag fol­gen­de „Son­der­ver­ein­ba­rung“: „Kei­ne Ge­währ­leis­tung. Händ­ler­ge­schäft. Bau­jahr 1995. EZ 03.00 in Deutsch­land“. Die­se Ab­re­de be­ruh­te dar­auf, dass der Zeu­ge H, der für den Klä­ger die Kauf­ver­hand­lun­gen führ­te, wuss­te, dass der Be­klag­te das Fahr­zeug nur an ei­nen Händ­ler – ge­gen­über dem er die Ge­währ­leis­tung aus­schlie­ßen konn­te – ver­kau­fen woll­te. Des­halb de­kla­rier­te der Zeu­ge H den Kauf ge­gen­über dem Be­klag­ten als Händ­ler­ge­schäft. In Kennt­nis die­ser Zu­sam­men­hän­ge un­ter­zeich­ne­te der Klä­ger den Ver­trag mit der vom Zeu­gen H hand­schrift­lich ein­ge­füg­ten Son­der­ver­ein­ba­rung.

Der Klä­ger be­gehrt die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit der Be­grün­dung, das Fahr­zeug wei­se tech­ni­sche Män­gel auf und sei ab­wei­chend von den An­ga­ben im Ver­trag vor der Zu­las­sung in Deutsch­land be­reits in Ita­li­en zum Ver­kehr zu­ge­las­sen ge­we­sen. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen; das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Sei­ne Re­vi­si­on hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt:

Dem Klä­ger ste­he nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges nicht zu. Der zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss sei wirk­sam. Dem ste­he we­der § 475 BGB noch § 444 BGB ent­ge­gen. Ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 BGB), bei dem die Ge­währ­leis­tung nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne (§ 475 BGB), lie­ge nicht vor. Zwar ha­be der Klä­ger das Fahr­zeug – ent­ge­gen der Be­zeich­nung des Kaufs als Händ­ler­ge­schäft – ob­jek­tiv als Ver­brau­cher (§ 13 BGB) ge­kauft. Der Ver­brau­cher­schutz nach §§ 474 ff. BGB grei­fe aber nur dann ein, wenn der Ver­trags­part­ner die die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft be­grün­den­den Tat­sa­chen ge­kannt ha­be oder hät­te ken­nen müs­sen, nicht aber dann, wenn sich der Ver­brau­cher ge­gen­über dem Ver­trags­part­ner – wie hier – wahr­heits­wid­rig als Un­ter­neh­mer aus­ge­ge­ben ha­be, um sich un­ter Ver­zicht auf ei­ne Ge­währ­leis­tung den nur für den Ver­kauf an ei­nen Händ­ler aus­ge­han­del­ten güns­ti­gen Preis zu si­chern. Dass der Be­klag­te von der Falsch­be­zeich­nung Kennt­nis ge­habt ha­be oder hät­te ha­ben müs­sen, ha­be der in­so­weit be­weis­be­las­te­te Klä­ger nicht be­wie­sen. Ei­ne et­wai­ge Kennt­nis des Zeu­gen M, auf des­sen Be­triebs­ge­län­de das Fahr­zeug aus­ge­stellt war und der die­ses dem Klä­ger nach dem Kauf über­gab, müs­se sich der Be­klag­te nicht zu­rech­nen las­sen, da der Zeu­ge M nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht Ver­tre­ter des Be­klag­ten ge­we­sen sei.

Ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB sei nicht ge­ge­ben. Vor­aus­set­zung für die Um­ge­hung sei, dass der Un­ter­neh­mer durch die Ge­stal­tung des Ver­trags be­wusst Rech­te des Ver­brau­chers be­schnei­den wol­le. So lie­ge es hier aber nicht, weil al­lein der von dem Klä­ger ein­ge­schal­te­te Zeu­ge H für die fal­sche Be­zeich­nung des Ver­tra­ges ver­ant­wort­lich ge­we­sen sei. Schließ­lich ste­he der Be­ru­fung des Be­klag­ten auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch § 444 BGB nicht ent­ge­gen. Der Klä­ger ha­be den ihm ob­lie­gen­den Be­weis, dass der Be­klag­te die frü­he­re Zu­las­sung des Kraft­fahr­zeugs in Ita­li­en arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be, nicht ge­führt. Dem Zeu­gen H sei dies be­kannt ge­we­sen. Des­sen Wis­sen sei dem Klä­ger ge­mäß § 166 BGB zu­zu­rech­nen.

II. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten den An­grif­fen der Re­vi­si­on stand. Die Re­vi­si­on ist des­halb zu­rück­zu­wei­sen.

1. Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass auf den vor­lie­gen­den Fall das BGB in der seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung an­zu­wen­den ist, weil der Kauf­ver­trag am 05.10.2002 ge­schlos­sen wur­de (Art. 229 § 5 Satz 1 EGBGB).

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat dar­über hin­aus mit Recht an­ge­nom­men, dass die für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf gel­ten­de Vor­schrift des § 475 I BGB dem in ei­nem Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss dann nicht ent­ge­gen­steht, wenn der Ver­trags­part­ner des Un­ter­neh­mers die­sem bei Ver­trags­schluss ei­nen ge­werb­li­chen Ver­wen­dungs­zweck vor­täuscht, um das Ge­schäft zu­stan­de zu brin­gen. Der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on, auch in ei­nem sol­chen Fall hät­ten die Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten der §§ 474 ff. BGB ein­zu­grei­fen, kann nicht ge­folgt wer­den.

a) Ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf liegt – von dem in § 474 I 2 BGB ge­re­gel­ten Aus­nah­me­fall ab­ge­se­hen – dann vor, wenn ein Ver­brau­cher von ei­nem Un­ter­neh­mer ei­ne be­weg­li­che Sa­che kauft (§ 474 I 1 BGB). Dass der Be­klag­te bei dem Ge­schäft als Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) han­del­te, steht eben­so we­nig im Streit wie der Um­stand, dass der Klä­ger das Fahr­zeug nicht – wie im Ver­trag von ihm an­ge­ge­ben – als Händ­ler, son­dern für ei­nen Zweck kau­fen woll­te, der we­der ei­ner ge­werb­li­chen noch ei­ner selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit des Klä­gers zu­ge­rech­net wer­den kann (§ 13 BGB).

Der Wort­laut des § 13 BGB lässt al­ler­dings nicht er­ken­nen, ob der Ge­schäfts­zweck, von dem die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft nach §§ 13, 474 BGB ab­hängt, sub­jek­tiv oder ob­jek­tiv zu be­stim­men ist (MünchKomm-BGB/Mick­litz, 4. Aufl., § 13 Rn. 30). Die Fra­ge, in­wie­weit sich der Ge­schäfts­zweck nach dem er­klär­ten Par­tei­wil­len – al­so nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den In­halt des Ver­trags – oder ge­ge­be­nen­falls nach da­von ab­wei­chen­den tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten rich­tet, kann aber in dem hier zu be­ur­tei­len­den be­son­de­ren Fall der be­wuss­ten Täu­schung des Ver­trags­part­ners über den Ge­schäfts­zweck da­hin­ste­hen. Die den Ver­brau­cher schüt­zen­den Vor­schrif­ten der §§ 474 ff. BGB fin­den je­den­falls dann kei­ne An­wen­dung, wenn der Ver­trags­part­ner des Un­ter­neh­mers bei Ab­schluss des Ver­trags wahr­heits­wid­rig als Ge­wer­be­trei­ben­der auf­tritt und da­durch ei­nen ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zweck vor­täuscht (eben­so MünchKomm-BGB/Lo­renz, 4. Aufl., § 474 Rn. 23; MünchKomm-BGB/Ba­se­dow, 4. Aufl., § 310 Rn. 48; So­er­gel/Pfeif­fer, BGB, 13. Aufl., § 13 Rn. 28; Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 491 Rn. 42; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 11. Aufl., § 474 Rn. 3; Mül­ler, NJW 2003, 1975, 1979; un­klar Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 474 Rn. 9).

Die Recht­fer­ti­gung für die Be­schrän­kung des Ver­brau­cher­schut­zes auf den red­li­chen Ver­trags­part­ner liegt in dem auch im Ver­brau­cher­schutz­recht gel­ten­den Grund­satz von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB; MünchKomm-BGB/Lo­renz, a. a. O., § 474 Rn. 23; MünchKomm-BGB/Ba­se­dow, a. a. O., § 310 Rn. 48). Wer ei­ne Sa­che von ei­nem Un­ter­neh­mer kau­fen will, der zu ei­nem Ge­schäfts­ab­schluss mit ei­nem Ver­brau­cher nicht be­reit ist, weil er kei­ne Ge­währ für die Kauf­sa­che über­neh­men will, darf sich den Schutz der ihn be­güns­ti­gen­den Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf nicht da­durch er­schlei­chen, dass er sich ge­gen­über dem Un­ter­neh­mer wahr­heits­wid­rig als Händ­ler aus­gibt, um die­sen zum Ver­trags­schluss zu be­we­gen. Ver­stößt er da­ge­gen, so ist ihm die spä­te­re Be­ru­fung dar­auf, er sei in Wahr­heit Ver­brau­cher, nach Treu und Glau­ben (sog. „ve­ni­re con­tra fac­tum pro­pri­um“) ver­wehrt (MünchKomm-BGB/Ba­se­dow, a. a. O., § 310 Rn. 48).

Auch die Ge­setz­ge­bungs­ma­te­ria­li­en zum Ver­brau­cher­be­griff spre­chen ge­gen ei­ne An­wen­dung der Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten, wenn dem Un­ter­neh­mer ein ge­werb­li­cher Ge­schäfts­zweck vor­ge­täuscht wird. Die For­mu­lie­rung des § 13 BGB geht zu­rück auf die im We­sent­li­chen gleich­lau­ten­de Le­gal­de­fi­ni­ti­on in Art. 29 EGBGB. In der Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs der Bun­des­re­gie­rung zu die­ser Vor­schrift wird aus­ge­führt, dass es für die Ein­ord­nung ei­nes Ver­trags als Ver­brau­cher­ge­schäft ent­schei­dend auf die er­kenn­ba­ren Um­stän­de des Ge­schäfts an­kom­me; kön­ne die leis­tungs­pflich­ti­ge Par­tei auch bei Be­rück­sich­ti­gung sämt­li­cher Um­stän­de nicht er­ken­nen, dass ein Ge­schäft nach dem Wil­len des Leis­tungs­emp­fän­gers we­der sei­ner be­ruf­li­chen noch sei­ner ge­werb­li­chen Tä­tig­keit die­nen sol­le, so müs­se das Ge­schäft oh­ne Rück­sicht auf die tat­säch­li­chen Ab­sich­ten des Leis­tungs­emp­fän­gers so ein­ge­ord­net wer­den, wie es sich nach den Um­stän­den dar­stel­le (BT-Drs. 10/504, S. 79). Dies hat – erst recht – für ei­ne be­wuss­te Täu­schung zu gel­ten. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist der vom Ver­trags­part­ner ge­täusch­te Un­ter­neh­mer in ei­nem sol­chen Fall nicht auf ei­ne An­fech­tung des Ver­tra­ges we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung über die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft be­schränkt. Es wi­der­sprä­che Treu und Glau­ben, wenn der täu­schen­de Ver­trags­part­ner sein mit der nach­träg­li­chen Auf­de­ckung der Täu­schung nun­mehr ver­folg­tes Ziel, sich un­ter Be­ru­fung auf die Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten vom Ver­trag zu lö­sen, durch­set­zen könn­te. Es steht dem Un­ter­neh­mer des­halb frei, sei­nen Ver­trags­part­ner an des­sen ei­ge­nen fal­schen An­ga­ben – und da­mit an dem nicht vom Ver­brau­cher­schutz er­fass­ten Ver­trag – fest­zu­hal­ten.

Ein Ver­stoß ge­gen die im Um­ge­hungs­ver­bot des § 475 I 2 BGB zum Aus­druck kom­men­de Un­ab­ding­bar­keit des Ver­brau­cher­schut­zes liegt dar­in nicht (eben­so MünchKomm-BGB/Lo­renz, a. a. O., § 474 Rn. 23). Dem Grund­satz von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ge­bührt Vor­rang vor dem In­ter­es­se des un­red­li­chen Ver­trags­part­ners. Der Schutz des Rechts­ver­kehrs vor Täu­schun­gen hat des­halb nicht, wie die Re­vi­si­on meint, hin­ter dem Ver­brau­cher­schutz eben­so zu­rück­zu­tre­ten wie hin­ter dem Min­der­jäh­ri­gen­schutz. Wäh­rend der Min­der­jäh­ri­ge auf­grund sei­ner ent­wick­lungs­be­ding­ten Un­rei­fe vor den Rechts­fol­gen sei­ner Hand­lun­gen auch dann zu schüt­zen ist, wenn er die Voll­jäh­rig­keit vor­täuscht, ver­dient der er­wach­se­ne Ver­brau­cher, der ei­nen ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zweck vor­täuscht, kei­nen Schutz. Denn die Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten, die dem Aus­gleich der struk­tu­rel­len Un­ter­le­gen­heit des Ver­brau­chers im Ge­schäfts­ver­kehr die­nen (MünchKomm-BGB/Mick­litz, a. a. O., vor §§ 13, 14 Rn. 60 ff.), set­zen – an­ders als die Vor­schrif­ten zum Schutz des Min­der­jäh­ri­gen – ei­nen ver­ant­wort­lich han­deln­den Ver­brau­cher vor­aus.

b) Das Ge­bot richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung und An­wen­dung der deut­schen Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB), die in Um­set­zung der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie (Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter, ABl. 1999 L 171, 12) in das BGB ein­ge­fügt wor­den sind, er­for­dert kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung. Zwar stellt die De­fi­ni­ti­on des Ver­brau­cher­be­griffs in Art. 1 II lit. a der Richt­li­nie eben­so wie die im We­sent­li­chen gleich­lau­ten­de For­mu­lie­rung in § 13 BGB nicht aus­drück­lich klar, nach wel­chen Kri­te­ri­en der für die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft maß­geb­li­che Ge­schäfts­zweck zu be­stim­men ist. Es un­ter­liegt aber kei­nem ver­nünf­ti­gen Zwei­fel, dass auch nach der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie dem­je­ni­gen die spä­te­re Be­ru­fung auf die Schutz­vor­schrif­ten für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ver­wehrt ist, der sei­nem Ver­trags­part­ner bei Ab­schluss des Ver­tra­ges ei­nen be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zweck vor­täuscht, um den Ver­trag mit ihm zu­stan­de­zu­brin­gen.

Zum ei­nen ist auch im Ge­mein­schafts­recht der Grund­satz von Treu und Glau­ben an­er­kannt (MünchKomm-BGB/Ba­se­dow, a. a. O., § 310 Rn. 48 un­ter Hin­weis auf die Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs zu Ge­richts­stands­ver­ein­ba­run­gen, EuGH, Slg. 1976, 1851 Rn. 11 und EuGH, Slg. 1984, 2417 Rn. 18). Dies spricht da­für, dass auch nach dem Ge­mein­schafts­recht der­je­ni­ge, der ei­nen ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zweck vor­täuscht, sich nicht ent­ge­gen sei­ner ei­ge­nen Ein­las­sung bei Ver­trags­schluss spä­ter auf ei­ne rein pri­va­te Nut­zung be­ru­fen kann (MünchKomm-BGB/Ba­se­dow, a. a. O., § 310 Rn. 48). Für die­ses Er­geb­nis kommt es – im Ge­mein­schafts­recht eben­so wie im deut­schen Recht (da­zu oben un­ter II 2 a) – nicht dar­auf an, ob dem täu­schen­den Ver­trags­part­ner auf­grund des von ihm an­ge­ge­be­nen ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zwecks die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft ab­ge­spro­chen wird oder ob er – be­griff­lich – zwar als Ver­brau­cher ein­ge­ord­net, ihm aber die Be­ru­fung auf sei­ne Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft nach Treu und Glau­ben ver­wehrt wird.

Zum an­de­ren ist der per­sön­li­che An­wen­dungs­be­reich der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie nicht al­lein aus die­ser Richt­li­nie her­aus zu be­stim­men. Der Ver­brau­cher­be­griff in Art. 1 II lit. a ist im Zu­sam­men­hang mit der gleich­lau­ten­den De­fi­ni­ti­on des Ver­brau­chers in zahl­rei­chen an­de­ren Richt­li­ni­en des Ge­mein­schafts­rechts zu se­hen (vgl. z. B. Art. 1 II lit. a der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie; Nachw. zu wei­te­ren Richt­li­ni­en, die ei­ne ent­spre­chen­de De­fi­ni­ti­on des Ver­brau­chers ent­hal­ten, bei So­er­gel/Pfeif­fer, a. a. O., § 13 Rn. 4) und stimmt wört­lich über­ein auch mit den Be­griffs­de­fi­ni­tio­nen in den zwi­schen­staat­li­chen Über­ein­kom­men zum eu­ro­päi­schen Zi­vil­pro­zess­recht (Art. 13 I Eu­GVÜ) und zum eu­ro­päi­schen Kol­li­si­ons­recht (Art. 5 EVÜ, um­ge­setzt in deut­sches Recht durch Art. 29 EGBGB). In die­sen dem EG-Recht na­he­ste­hen­den Über­ein­kom­men ist das Kon­zept des Ver­brau­cher­ge­schäfts im eu­ro­päi­schen Recht erst­mals ent­wi­ckelt wor­den. Da­mit kön­nen die Ma­te­ria­li­en zu den Über­ein­kom­men, ins­be­son­de­re der zum EVÜ vor­lie­gen­de Gi­u­lia­no/La­g­ar­de-Be­richt (An­la­ge zur Denk­schrift zum Über­ein­kom­men vom 19.06.1980 über das auf ver­trag­li­che Schuld­ver­hält­nis­se an­zu­wen­den­de Recht, BT-Drs. 10/503, S. 33 ff.) als Rechts­er­kennt­nis­quel­le nicht nur für das Ver­ständ­nis des Ver­brau­cher­be­griffs in den deut­schen Vor­schrif­ten (§ 13 BGB, Art. 29 EGBGB), son­dern auch als Aus­le­gungs­in­stru­ment für den eu­ro­pä­isch-au­to­no­men Ver­brau­cher­be­griff im EG-Richt­li­ni­en­recht ein­schließ­lich der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie her­an­ge­zo­gen wer­den (Anw­Komm-BGB/Pfeif­fer, 2002, Kauf-RL Art. 1 Rn. 19; vgl. auch So­er­gel/Pfeif­fer, a. a. O., §nbsp;13 Rn. 28). Nach den Er­läu­te­run­gen zu Art. 5 EVÜ im Gi­u­lia­no/La­g­ar­de-Be­richt schei­det die Ein­ord­nung als Ver­brau­cher aus, wenn sich der Leis­tungs­emp­fän­ger „als Be­rufs­an­ge­hö­ri­ger“ aus­gibt und die an­de­re Par­tei gut­gläu­big ist (BT-Drs. 10/503, S. 55). In die glei­che Rich­tung ge­hen die ent­spre­chen­den Aus­füh­run­gen in der Denk­schrift zum Über­ein­kom­men (BT-Drs. 10/503, S. 21, 26), die wört­lich in die Ge­set­zes­be­grün­dung zu Art. 29 EGBGB (BT-Drs. 10/504, S. 79; oben wie­der­ge­ge­ben un­ter II 2 a) über­nom­men wor­den sind. Da­mit ist auch aus dem ge­mein­schafts­recht­li­chen Zu­sam­men­hang, in dem die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie steht, zu er­se­hen, dass die Schutz­vor­schrif­ten für den Ver­brau­cher nach dem EG-Richt­li­ni­en­recht nicht ein­grei­fen sol­len, wenn der Leis­tungs­emp­fän­ger sei­nem Ver­trags­part­ner ei­nen ge­werb­li­chen Ge­schäfts­zweck vor­täuscht (eben­so – zur Klau­sel­richt­li­nie – Wolf, in: Wolf/Horn/Lind­a­cher, AGB-Ge­setz, 4. Aufl., Ri­Li Art. 2 Rn. 6).

3. Oh­ne Er­folg rügt die Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be un­ter Ver­stoß ge­gen § 288 ZPO den Zeu­gen M nicht als rechts­ge­schäft­li­chen Ver­tre­ter des Be­klag­ten an­ge­se­hen. Die Re­vi­si­on meint, es sei ei­ne von der Klä­ge­rin zu­ge­stan­de­ne, un­strei­ti­ge Tat­sa­che ge­we­sen, dass der Zeu­ge M bei Ab­schluss des Ver­tra­ges als Ver­tre­ter des Be­klag­ten ge­han­delt ha­be. Des­halb müs­se sich der Be­klag­te die Kennt­nis des Zeu­gen M zu­rech­nen las­sen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kom­me es so­mit dar­auf an, ob der Zeu­ge ge­wusst ha­be, dass der Klä­ger kein Händ­ler ge­we­sen sei. Da­mit dringt die Re­vi­si­on nicht durch.

Zwar hat auch der Klä­ger in sei­nen Schrift­sät­zen den Zeu­gen M ge­le­gent­lich als „Ver­tre­ter“ des Be­klag­ten be­zeich­net. Aus dem Sinn­zu­sam­men­hang er­gibt sich aber, dass der Klä­ger da­mit nur ei­ne tat­säch­li­che Be­tei­li­gung des Zeu­gen an dem Ge­schäft zum Aus­druck ge­bracht und nicht vor­ge­tra­gen oder zu­ge­stan­den hat, der Zeu­ge M ha­be beim Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Ver­tre­ter des Be­klag­ten – im Rechts­sin­ne (§ 164 I BGB) – ge­han­delt.

Un­strei­tig ist hin­sicht­lich der Be­tei­li­gung des Zeu­gen M, dass der Be­klag­te das Fahr­zeug auf dem Be­triebs­ge­län­de sei­nes Händ­ler­kol­le­gen – des Zeu­gen M – ab­ge­stellt hat­te und die­ser dem Klä­ger das Fahr­zeug, wie das Be­ru­fungs­ge­richt un­an­ge­grif­fen fest­ge­stellt hat, „nach“ dem Kauf aus­hän­dig­te.

Hin­sicht­lich der maß­geb­li­chen Kauf­ver­hand­lun­gen hat das Be­ru­fungs­ge­richt da­ge­gen fest­ge­stellt, dass der Zeu­ge H für den Klä­ger die Kauf­ver­hand­lun­gen „mit dem In­ha­ber der Be­klag­ten“ – al­so mit dem Be­klag­ten selbst – führ­te. Dies wird von der Re­vi­si­on eben­falls nicht an­ge­grif­fen und ent­spricht dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers in sei­ner Kla­ge­schrift, auf den er in der Be­ru­fungs­be­grün­dung noch­mals Be­zug ge­nom­men hat. Fol­ge­rich­tig hat das Be­ru­fungs­ge­richt Be­weis nur dar­über er­ho­ben, ob dem Be­klag­ten selbst die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft des Klä­gers be­kannt war. Auch die­sen Be­weis­be­schluss hat der Klä­ger in der Vor­in­stanz nicht be­an­stan­det. Da­nach hat­te das Be­ru­fungs­ge­richt kei­nen An­lass für die An­nah­me, der Klä­ger ha­be, wie er jetzt mit der Re­vi­si­on erst­mals gel­tend macht, mit der nicht nä­her sub­stan­zi­ier­ten Be­zeich­nung des Zeu­gen M als „Ver­tre­ter“ des Be­klag­ten zum Aus­druck brin­gen wol­len, die maß­geb­li­chen Ver­trags­ver­hand­lun­gen sei­en – im Wi­der­spruch zum ei­ge­nen, kon­kre­ten Vor­trag zu den Ver­trags­ver­hand­lun­gen in der Kla­ge­schrift – nicht mit dem Be­klag­ten selbst, son­dern mit dem Zeu­gen M als Ver­tre­ter des Be­klag­ten ge­führt wor­den. Des­halb war es – bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung des ge­sam­ten Pro­zess­stoffs (§ 286 ZPO) – nicht zu­las­ten des Klä­gers rechts­feh­ler­haft, dass das Be­ru­fungs­ge­richt den Zeu­gen M nicht als Ver­tre­ter des Be­klag­ten an­ge­se­hen hat, nach­dem auch der in an­de­rem Zu­sam­men­hang ver­nom­me­ne Zeu­ge – in Über­ein­stim­mung mit dem Vor­trag in der Kla­ge­schrift – be­kun­det hat­te, er ha­be an den Ver­trags­ver­hand­lun­gen kei­nen An­teil ge­habt.

4. Zu­tref­fend ist schließ­lich auch die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass dem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss § 444 BGB nicht ent­ge­gen­steht. Die Re­vi­si­on meint, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be rechts­feh­ler­haft die Vor­aus­set­zun­gen des § 444 BGB ver­neint. Dies trifft nicht zu. Nach der von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts war dem Zeu­gen H be­kannt, dass das Fahr­zeug vor der Zu­las­sung in Deutsch­land be­reits in Ita­li­en zu­ge­las­sen ge­we­sen war. Die­se Kennt­nis des Zeu­gen H hat das Be­ru­fungs­ge­richt ge­mäß § 166 I BGB dem Klä­ger zu­ge­rech­net. Auch da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on nicht. So­weit sie meint, der Be­klag­te ha­be zwar nicht die Zu­las­sung des Fahr­zeugs in Ita­li­en, wohl aber de­ren Dau­er arg­lis­tig ver­schwie­gen, han­delt es sich um neu­es Par­tei­vor­brin­gen, das nicht der Be­ur­tei­lung des Re­vi­si­ons­ge­richts un­ter­liegt (§ 559 I 1 ZPO). Dass die Dau­er der Erst­zu­las­sung in Ita­li­en län­ger ge­we­sen sei, als der Be­klag­te dem Zeu­gen H mit­ge­teilt ha­be, hat der Klä­ger erst nach dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung des Be­ru­fungs­ge­richts in dem nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 01.03.2004 be­haup­tet. Die­sen Vor­trag hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht nicht be­rück­sich­tigt. Ver­geb­lich rügt die Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be die­ses Vor­brin­gen rechts­feh­ler­haft zu­rück­ge­wie­sen. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung und die Zu­las­sung des neu­en Vor­brin­gens nach § 531 II 1 Nr. 3 ZPO wa­ren, wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht an­ge­nom­men hat, nicht er­füllt. Auch lag ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kein Fall des § 531 II 1 Nr. 1 ZPO vor.

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