Beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss ein Kfz-Händ­ler das Al­ter der Rei­fen je­den­falls dann an­hand der DOT-Num­mer über­prü­fen, wenn auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de hier­für An­lass be­steht. Un­ter­lässt er die­se Prü­fung, so haf­tet er für den Scha­den, der da­durch ent­steht, dass ein Rei­fen in­fol­ge Über­al­te­rung platzt und es zu ei­nem Un­fall kommt.

BGH, Ur­teil vom 11.02.2004 – VI­II ZR 386/02

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin macht aus über­ge­gan­ge­nem Recht ih­rer Ver­si­che­rungs­neh­me­rin, der K-GmbH, ge­gen die Be­klag­te Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus ei­nem Ver­kehrs­un­fall gel­tend. Dem liegt fol­gen­der Sach­ver­halt zu­grun­de:

Die Be­klag­te ist ei­ne Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­le­rin. Im Ju­ni 1998 ver­kauf­te sie ei­nen ge­brauch­ten, erst­mals im Au­gust 1996 zu­ge­las­se­nen Pkw an ei­nen Kun­den, nach­dem sie auf des­sen Wunsch an dem Fahr­zeug vier neue Rei­fen, die sie von ei­nem Rei­fen­händ­ler be­zo­gen hat­te, mon­tiert hat­te. Ei­ni­ge Zeit spä­ter kauf­te sie den Pkw, der in der Zwi­schen­zeit et­wa 2.000 km ge­fah­ren wor­den war, zu­rück und ver­äu­ßer­te ihn am 05.12.1998 mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von ca. 20.000 an die K-GmbH wei­ter. Das Fahr­zeug wur­de am 22.12.1998 aus­ge­lie­fert. Dem Kauf­ver­trag la­gen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für den Ver­kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge (Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen) zu­grun­de. Die­se sa­hen ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss und ei­ne Be­gren­zung der Haf­tung für leich­te Fahr­läs­sig­keit un­ter an­de­rem auf sol­che Schä­den vor, die nicht durch ei­ne Fahr­zeug­ver­si­che­rung oder – bei Dritt­schä­den – durch die Haft­pflicht­ver­si­che­rung ge­deckt sind.

Am 07.08.1999 kam es auf der Au­to­bahn zu ei­nem Ver­kehrs­un­fall, bei dem der Pkw ei­nen To­tal­scha­den er­litt. Ur­sa­che des Un­falls war ein Plat­zen des lin­ken Hin­ter­rei­fens. Wie sich her­aus­stell­te, war die­ser Rei­fen in der 16. Ka­len­der­wo­che (19.04.–25.04.) 1993 her­ge­stellt wor­den. Für den nor­ma­len Be­trieb des Fer­ra­ri, des­sen Höchst­ge­schwin­dig­keit 295 km/h be­trägt, war der Rei­fen be­reits spä­tes­tens im De­zem­ber 1998 auf­grund sei­nes Al­ters nicht mehr ge­eig­net.

Die Klä­ge­rin, bei der der Pkw in der Fahr­zeug- und Haft­pflicht­ver­si­che­rung ver­si­chert war, hat den Un­fall­scha­den in Hö­he von ins­ge­samt 193.472,14 DM re­gu­liert. Mit ih­rer am 28.06.2000 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge macht sie die ge­mäß § 67 VVG a.F. auf sie über­ge­gan­ge­nen Er­satz­an­sprü­che ab­züg­lich der Selbst­be­tei­li­gung ih­rer Ver­si­che­rungs­neh­me­rin in Hö­he von 5.000 DM ge­gen die Be­klag­te gel­tend. Die Be­klag­te hält ei­ne Haf­tungs­grund­la­ge für nicht ge­ge­ben; au­ßer­dem hat sie die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, das Ober­lan­des­ge­richt hat ihr in Hö­he von 95.549,76 € statt­ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist der Auf­fas­sung, die Be­klag­te haf­te der Klä­ge­rin für den gel­tend ge­mach­ten Scha­den auf Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung ge­mäß § 463 Satz 2 BGB a.F. i. V. mit § 67 VVG a.F., weil sie beim Ver­kauf des Fahr­zeugs an die K-GmbH arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be, dass der Rei­fen be­reits im April 1993 her­ge­stellt und in­fol­ge der lan­gen La­ger­zeit über­al­tert und für den Fahr­be­trieb des Fer­ra­ri nicht mehr ge­eig­net ge­we­sen sei. Es ha­be dem an den Kauf­ver­hand­lun­gen be­tei­lig­ten Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten nicht un­be­kannt blei­ben kön­nen, dass das Fahr­zeug mit ei­ner der­art ver­kehrs­un­si­che­ren Be­rei­fung nicht hät­te aus­ge­lie­fert wer­den dür­fen und dass der Kun­de er­war­te, beim Kauf ei­nes erst zwei Jah­re al­ten und 220.000 DM teu­ren Sport­wa­gens kei­ne über­al­ter­ten Rei­fen zu er­hal­ten. Den­noch ha­be die Be­klag­te die ge­bo­te­ne und un­schwer mög­li­che Über­prü­fung des Al­ters der Rei­fen an­hand der auf­ge­präg­ten DOT-Num­mer nicht vor­ge­nom­men, son­dern sich blind­lings dar­auf ver­las­sen, dass die von ihr ge­kauf­ten Rei­fen in Ord­nung sei­en. Da­mit sei­en die Vor­aus­set­zun­gen der Arg­lis­t­haf­tung er­füllt; da­zu ge­nü­ge, dass der Ver­käu­fer bei Ver­trags­ab­schluss ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Um­stand zu­min­dest be­dingt vor­sätz­lich in dem Be­wusst­sein ver­schwei­ge und bil­li­gend in Kauf neh­me, dass der Käu­fer bei Kennt­nis die­ses Um­stan­des den Kauf nicht oder nicht zu den ver­ein­bar­ten Be­din­gun­gen ab­ge­schlos­sen hät­te. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ha­be ge­wusst oder sich zu­min­dest be­dingt vor­sätz­lich der sich auf­drän­gen­den Er­kennt­nis ver­schlos­sen, dass die Käu­fe­rin ei­nes so hoch­wer­ti­gen und ex­trem schnel­len Fahr­zeugs zu­min­dest ei­ne äu­ßer­li­che Si­cher­heits­kon­trol­le er­war­te, die ins­be­son­de­re auch die Ver­kehrs­si­cher­heit der Rei­fen um­fasst ha­be; er ha­be auch ge­wusst, dass die­se Kon­trol­le in ih­rem Fach­be­trieb nicht er­folgt sei. Durch das Ver­schwei­gen die­ses Um­stands ha­be er ver­ei­telt, dass die Käu­fe­rin ei­ne sol­che Si­cher­heits­kon­trol­le, die letzt­lich den Un­fall­scha­den ver­hin­dert hät­te, durch­füh­ren ließ.

II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten der recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand. Das Ur­teil er­weist sich im Er­geb­nis aber aus ei­nem an­de­ren Grund als rich­tig, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

1. Ein kauf­recht­li­cher An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ei­nes Feh­lers (§ 463 Satz 2 BGB a.F.) be­steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht.

Zu­tref­fend ist al­ler­dings der recht­li­che Aus­gangs­punkt des Be­ru­fungs­ge­richts, dass ein Ver­käu­fer ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gel arg­lis­tig ver­schweigt, wenn er ei­nen Feh­ler min­des­tens für mög­lich hält, gleich­zei­tig weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­part­ner den Feh­ler nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (st. Rspr., zu­letzt BGH, Urt. v. 30.04.2003 – V ZR 100/02, NJW 2003, 2380 = BGH­Re­port 2003, 853 [un­ter II 2 b] m. w. Nachw.); die Vor­aus­set­zun­gen der Arg­list müss­ten für ei­nen kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­spruch der Fir­ma K ge­ge­ben sein, weil die sechs­mo­na­ti­ge Ver­jäh­rungs­frist des § 477 I 1 BGB a.F. seit Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs am 22.12.1998 bis zur Kla­ge­ein­rei­chung am 28.06.2000 ab­ge­lau­fen war und die Be­klag­te die Ver­jäh­rungs­ein­re­de er­ho­ben hat. Rechts­feh­ler­haft nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch an, die­se Vor­aus­set­zun­gen sei­en er­füllt, weil der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ge­wusst ha­be oder sich zu­min­dest be­dingt vor­sätz­lich der sich auf­drän­gen­den Er­kennt­nis, dass die Käu­fe­rin ei­nes so hoch­wer­ti­gen und ex­trem schnel­len Fahr­zeugs zu­min­dest ei­ne äu­ßer­li­che Si­cher­heits­kon­trol­le vor des­sen Aus­lie­fe­rung er­war­te­te, ver­schlos­sen ha­be. Die­sen Er­wä­gun­gen kann schon des­halb nicht ge­folgt wer­den, weil es für die Fra­ge der Arg­list i. S. des § 463 Satz 2 BGB a.F. in ers­ter Li­nie nicht auf die Vor­stel­lun­gen des Ver­käu­fers von den Er­war­tun­gen des Käu­fers an­kommt, son­dern dar­auf, ob der Ver­käu­fer ei­nen (of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen) Feh­ler kennt oder zu­min­dest für mög­lich hält. Da­zu fehlt es an ent­spre­chen­den Fest­stel­lun­gen.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat es zwar als er­wie­sen an­ge­se­hen, dass die Be­klag­te vor der Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeu­ges die Rei­fen nicht auf ihr Al­ter über­prüft und sich „blind­lings dar­auf ver­las­sen“ ha­be, dass die von ihr ge­kauf­ten Rei­fen in Ord­nung sei­en. Kennt­nis von der Über­al­te­rung des Hin­ter­rei­fens hat das Be­ru­fungs­ge­richt da­mit je­den­falls nicht fest­ge­stellt. Die An­nah­me, die Be­klag­te ha­be ei­nen sol­chen Man­gel we­nigs­tens für mög­lich ge­hal­ten, ist auf der Grund­la­ge der ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen gleich­falls nicht ge­recht­fer­tigt; ir­gend­wel­che An­halts­punk­te in die­ser Rich­tung lie­gen auch nicht vor. Ob un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den das Ver­hal­ten der Be­klag­ten als fahr­läs­sig an­zu­se­hen ist, kann in die­sem Zu­sam­men­hang da­hin­ste­hen; für die Be­ja­hung ei­nes arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ei­nes Feh­lers wür­de fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis nicht aus­rei­chen.

2. Da ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten zu ver­nei­nen ist, greift die Ein­re­de der Ver­jäh­rung gleich­falls durch, so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne der Scha­dens­po­si­tio­nen als Man­gel­fol­ge­scha­den an­sieht, der je­den­falls aus dem Ge­sichts­punkt der po­si­ti­ven Ver­trags­ver­let­zung zu er­set­zen sei. Im Kauf­recht un­ter­lie­gen auch die auf Er­satz von Man­gel­fol­ge­schä­den ge­rich­te­ten An­sprü­che, wenn sie sich un­mit­tel­bar auf ei­nen Sach­man­gel grün­den, der kur­zen ge­währ­leis­tungs­recht­li­chen Ver­jäh­rungs­frist des § 477 BGB a.F. (Se­nat, Urt. v. 02.06.1980& – VI­II ZR 78/79, NJW 1980, 1950 [un­ter II 3] m. w. Nachw.).

III. Das Ur­teil er­weist sich je­doch im Er­geb­nis als rich­tig (§ 561 ZPO a.F.), weil die Be­klag­te aus dem Ge­sichts­punkt der un­er­laub­ten Hand­lung (§ 823 I BGB) den Un­fall­scha­den zu er­set­zen hat.

Dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der mit un­vor­schrifts­mä­ßi­gen Rei­fen ver­se­hen ist, kön­nen ge­gen den Ver­käu­fer Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Ei­gen­tums­ver­let­zung (§ 823 I BGB) zu­ste­hen, wenn die man­gel­haf­te Be­rei­fung spä­ter Ur­sa­che ei­nes Un­fall­scha­dens an dem Fahr­zeug wird. In ei­nem sol­chen Fall ist, wie der Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, NJW 1978, 2241 (un­ter II 1 b) – im Ein­zel­nen dar­ge­legt hat, zwi­schen dem Scha­dens­er­satz­an­spruch aus Ver­trags­ver­let­zung und dem­je­ni­gen aus un­er­laub­ter Hand­lung ei­ne ech­te An­spruchs­kon­kur­renz ge­ge­ben mit der Fol­ge, dass je­der An­spruch der ihm ei­ge­nen ge­setz­li­chen Re­ge­lung folgt (eben­so Se­nat, Urt. 24.05.1976 – VI­II ZR 10/74, BGHZ 66, 315). Nichts an­de­res gilt, wenn die Rei­fen zwar den vor­ge­schrie­be­nen tech­ni­schen Da­ten ent­spre­chen, aber auf­grund ih­res Al­ters im Zeit­punkt des Ver­kaufs nicht mehr un­ein­ge­schränkt ver­kehrs­si­cher sind. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes der­ar­ti­gen de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­spruchs für den ei­ne drei­jäh­ri­ge – im Streit­fall bis zur Kla­ge­ein­rei­chung noch nicht ver­stri­che­ne – Ver­jäh­rungs­frist (§ 852 BGB a.F.) gilt (Se­nat, Urt. 24.05.1976 – VI­II ZR 10/74, BGHZ 66, 315 [un­ter II]), lie­gen hier vor.

1. Die Be­klag­te trifft das für ei­ne Haf­tung aus un­er­laub­ter Hand­lung er­for­der­li­che Ver­schul­den an dem Scha­dens­fall. Die auf ih­rer Sei­te Ver­ant­wort­li­chen ha­ben fahr­läs­sig ge­han­delt. Sie ha­ben die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt au­ßer Acht ge­las­sen (§ 276 I 2 BGB a.F., eben­so § 276 II BGB n.F.), als sie der Fir­ma K im De­zem­ber 1998 das Kraft­fahr­zeug mit ei­nem Hin­ter­rei­fen über­lie­ßen, der zwi­schen dem 19.04.1993 und 25.04.1993 an­ge­fer­tigt wor­den war. Das Her­stel­lungs­da­tum des Rei­fens hät­ten sie bei Ein­hal­tung der ih­nen ob­lie­gen­den Sorg­falts­pflich­ten er­ken­nen und da­durch die für den Un­fall ur­säch­li­che Ge­fah­ren­la­ge un­schwer ver­mei­den kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 23.01.1975 – VII ZR 137/73, NJW 1975, 685).

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – im Rah­men der von ihm er­ör­ter­ten und be­jah­ten Arg­lis­t­haf­tung – ent­schei­dend dar­auf ab­ge­stellt, die Be­klag­te hät­te je­den­falls, auch oh­ne be­son­de­re An­halts­punk­te, das Al­ter der Rei­fen an­hand der auf­ge­präg­ten DOT-Num­mer über­prü­fen müs­sen. Ob die­ser An­sicht in ei­nem Fall wie dem vor­lie­gen­den zu fol­gen ist, ob ein Au­to­händ­ler, der ei­nen Ge­braucht­wa­gen mit ei­nem kurz zu­vor von sei­nem Rei­fen­fach­händ­ler neu er­wor­be­nen, äu­ßer­lich ein­wand­frei­en Hin­ter­rei­fen ver­äu­ßert, auf die DOT-Num­mer ach­ten muss, er­scheint zwei­fel­haft, kann aber un­ent­schie­den blei­ben (zu den Sorg­falts­pflich­ten ei­nes Rei­fen­fach­händ­lers vgl. OLG Nürn­berg, DAR 2002, 270). Denn hier be­stan­den sol­che kon­kre­ten An­halts­punk­te, auf­grund de­rer es sich der Be­klag­ten hät­te auf­drän­gen müs­sen, sich an­hand der DOT-Num­mer über das Her­stel­lungs­da­tum der Rei­fen zu ver­ge­wis­sern. Zu­tref­fend weist die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung dar­auf hin, dass die von der Be­klag­ten im Ju­ni 1998 mon­tier­ten Rei­fen des Typs „P ZE­RO“ ein Pro­fil auf­wie­sen, das seit An­fang 1996 – im Zu­sam­men­hang mit der Um­stel­lung auf den Rei­fen­typ „P ZE­RO As­im­metri­co“ – un­strei­tig nicht mehr her­ge­stellt wur­de. Je­den­falls dies hät­te der Be­klag­ten bei der ge­bo­te­nen rou­ti­ne­mä­ßi­gen Sicht­kon­trol­le auch der Be­rei­fung (vgl. da­zu Se­nat, Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, NJW 1978, 2241 [un­ter II 2 a]) vor dem Ver­kauf des Fahr­zeugs an die Fir­ma K im De­zem­ber 1998 auf­fal­len müs­sen; die Kennt­nis des Um­stands, dass und zu wel­chem Zeit­punkt die Fir­ma Pi­rel­li als Lie­fe­ran­tin der Fir­ma Fer­ra­ri das Pro­fil an den Rei­fen des Typs „P ZE­RO“ ge­än­dert hat­te, muss von der Be­klag­ten als Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­le­rin er­war­tet wer­den. War aber das Pro­fil des Rei­fens über­holt, be­stand für die Be­klag­te An­lass, den Rei­fen an­hand der DOT-Num­mer auf sein Her­stel­lungs­da­tum zu un­ter­su­chen. Dies war von ihr schon des­halb zu er­war­ten, weil ei­ner­seits der Zu­stand der Be­rei­fung für die Ver­kehrs­si­cher­heit ei­nes Fahr­zeugs, das ex­trem ho­he Ge­schwin­dig­keit er­reicht, und da­mit auch für Le­ben und Ge­sund­heit der In­sas­sen – und auch der sons­ti­gen Ver­kehrs­teil­neh­mer – von ent­schei­den­der Be­deu­tung ist, und an­de­rer­seits die Über­prü­fung der Rei­fen an­hand des Pro­fils und der DOT-Num­mer kei­nen nen­nens­wer­ten Auf­wand ver­ur­sacht; ein kur­zer Blick auf die für den Fach­mann un­schwer zu ent­schlüs­seln­de DOT-Num­mer ge­nügt hier­für.

Hät­te die Be­klag­te die­se oh­ne Wei­te­res mög­li­che Über­prü­fung vor dem Ver­kauf des Fer­ra­ri an die Fir­ma K im De­zem­ber 1998 vor­ge­nom­men, hät­te sie fest­ge­stellt, dass der spä­ter ge­platz­te Hin­ter­rei­fen be­reits in der 16. Ka­len­der­wo­che (19.04.–25.04.) 1993 her­ge­stellt, im De­zem­ber 1998 mit­hin schon rund fünf Jah­re und acht Mo­na­te alt war. Auf­grund die­ser ihr mög­li­chen Er­kennt­nis hät­te die Be­klag­te nach den rechts­feh­ler­frei­en, tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen wis­sen müs­sen, dass der Rei­fen – wie das Be­ru­fungs­ge­richt nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen an­ge­nom­men hat – schon da­mals über­al­tert und für den nor­ma­len Fahr­be­trieb des Pkw Fer­ra­ri mit ei­ner Ge­schwin­dig­keit bis zu 295 km/h nicht mehr ge­eig­net war.

3. Der Um­stand, daß die Be­klag­te die Rei­fen erst we­ni­ge Mo­na­te zu­vor – im Ju­ni 1998 – von ei­ner Rei­fen­han­dels­fir­ma als Neu­rei­fen er­wor­ben hat­te und die Rei­fen seit­dem erst et­wa 2.000 Ki­lo­me­ter ge­fah­ren wa­ren, ent­las­tet sie nicht. Da­mals be­reits hät­te ihr bei ei­ner auch nur flüch­ti­gen Sicht­prü­fung das al­te Pro­fil auf­fal­len und dies hät­te ihr An­lass zu ei­ner nä­he­ren Über­prü­fung an­hand der DOT-Num­mer ge­ben müs­sen. Da die Be­klag­te aber vor dem Kauf der Rei­fen im Ju­ni 1998 die sich we­gen des al­ten Pro­fils auf­drän­gen­de Prü­fung nicht vor­ge­nom­men hat­te, hät­te die­se Kon­trol­le im De­zem­ber 1998 nicht un­ter­blei­ben dür­fen.

4. Das Un­ter­las­sen der ge­bo­te­nen und zu­mut­ba­ren Über­prü­fung der Rei­fen durch ih­ren Ge­schäfts­füh­rer oder ei­nen an­de­ren zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ter muss sich die Be­klag­te als Ver­schul­den an­rech­nen las­sen (§ 278 BGB). Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob die­ses Ver­schul­den als ein­fa­che (leich­te) oder schon als gro­be Fahr­läs­sig­keit an­zu­se­hen ist. Denn auch beim Vor­wurf ein­fa­cher Fahr­läs­sig­keit haf­tet die Be­klag­te für den Un­fall­scha­den vom 07.08.1999.

Al­ler­dings ent­hal­ten die Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­de­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten in Nr. VI­II 1 ei­nen Aus­schluss der Haf­tung für leich­te Fahr­läs­sig­keit, so­weit der Scha­den durch die Fahr­zeug- und Haft­pflicht­ver­si­che­rung ge­deckt ist. Die Klau­sel ist je­doch un­wirk­sam, weil sie die Rechts­po­si­ti­on des Ver­trags­part­ners in mehr­fa­cher Hin­sicht nicht hin­rei­chend klar re­gelt und des­halb ins­ge­samt ge­gen das aus § 9 AGBG (jetzt: § 307 BGB)her­zu­lei­ten­de Trans­pa­renz­ge­bot ver­stößt (s. da­zu im Ein­zel­nen und mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung Se­nat, Urt. v. 27.09.2000 – VI­II ZR 155/99, BGHZ 145, 203 [240 ff.]; a. A. Wolf/Horn/Lind­a­cher, AGB-Ge­setz, 4. Aufl., § 9 Rn. G 84 und N 14). Der Um­stand, dass das ge­nann­te Se­nats­ur­teil die Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen des Kraft­fahr­zeug­han­dels be­traf, wäh­rend es hier um ei­ne Klau­sel in den Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen geht, ist für die Fra­ge der Trans­pa­renz oh­ne Be­deu­tung.

5. Das Un­ter­las­sen der er­for­der­li­chen Kon­trol­le des Al­ters der Rei­fen war un­ter Zu­grun­de­le­gung der feh­ler­frei­en Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ur­säch­lich für den bei dem Un­fall vom 07.08.1999 ent­stan­de­nen Scha­den. Hät­te die Be­klag­te das Her­stel­lungs­da­tum der Rei­fen über­prüft und da­durch fest­stel­len kön­nen, dass die Hin­ter­rei­fen über­al­tert wa­ren, dann hät­te sie ent­we­der von sich aus die vor­han­de­nen durch ein­wand­freie neue Rei­fen er­set­zen oder zu­min­dest die Käu­fe­rin auf das Al­ter der Rei­fen und die da­mit ver­bun­de­nen Ri­si­ken hin­wei­sen müs­sen. Es liegt auf der Hand, dass die Käu­fe­rin dann auf der Mon­ta­ge nicht über­al­te­ter Rei­fen be­stan­den hät­te, so­dass der Un­fall ver­mie­den wor­den wä­re.

IV. Nach al­le­dem er­weist sich die Re­vi­si­on im Er­geb­nis als un­be­grün­det. Dies kann der Se­nat ab­schlie­ßend ent­schei­den, da wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu er­war­ten sind (§ 563 III ZPO a.F.).

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