Zur Fra­ge, ob das in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers ent­hal­te­ne Ver­bot, ver­trag­li­che Rech­te an Drit­te ab­zu­tre­ten oder das ge­kauf­te Neu­fahr­zeug vor des­sen Zu­las­sung an ei­nen Wie­der­ver­käu­fer zu ver­äu­ßern, ei­ne über­ra­schen­de oder un­an­ge­mes­se­ne Klau­sel (§§ 3, 9 AGBG) dar­stellt.

BGH, Ur­teil vom 24.09.1980 – VI­II ZR 273/79

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­ner schrift­li­chen Be­stel­lung vom 22.03.1977, die die Be­klag­te mit schrift­li­cher Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 06.04.1977 an­nahm, ei­nen cir­ca im De­zem­ber 1977 zu lie­fern­den VW Golf zum Preis von 13.404,88 DM ein­schließ­lich Ne­ben­kos­ten. Be­stand­teil des Kauf­ver­trags wa­ren un­ter an­de­rem die auf der Rück­sei­te der Ver­trags­for­mu­la­re der Be­klag­ten ab­ge­druck­ten „Lie­fer­be­din­gun­gen für Volks­wa­gen- und Au­di-Au­to­mo­bi­le“ (im Fol­gen­den: Lie­fer­be­din­gun­gen), de­ren Ab­schnitt II lau­tet:

„II. VER­TRAGS­ÜBER­TRA­GUNG UND WIE­DER­VER­KÄU­FER-KLAU­SEL

1. Die Ab­tre­tung der Rech­te und/oder die Über­tra­gung der Ver­pflich­tun­gen des Käu­fers aus dem Kauf­ver­trag sind oh­ne schrift­li­che Zu­stim­mung des Ver­käu­fers nicht zu­läs­sig.

2. Der Ver­käu­fer lie­fert an au­ßer­halb der VW/AU­DI-Or­ga­ni­sa­ti­on ste­hen­de Per­so­nen oder Fir­men, die ge­werbs­mä­ßig oder ge­le­gent­lich Kraft­fahr­zeu­ge ver­kau­fen (Wie­der­ver­käu­fer) kei­ne fa­brik­neu­en VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bi­le.

Ent­spre­chend gilt es als Ver­let­zung ei­ner we­sent­li­chen Ver­trags­pflicht, wenn der Käu­fer das Ver­fü­gungs­recht an ei­nem fa­brik­neu­en VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bil – d. h., so­lan­ge die­ses noch un­zu­ge­las­sen und we­ni­ger als 1.000 km ge­fah­ren ist – ei­nem Wie­der­ver­käu­fer über­trägt. In die­sem Fall wird die Über­eig­nung des VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bils an den Käu­fer un­be­scha­det der Gül­tig­keit des Kauf­ver­tra­ges rück­wir­kend hin­fäl­lig. Der Käu­fer hat den Ver­käu­fer in die La­ge zu ver­set­zen, das VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bil auf den Na­men des Käu­fers zum Ver­kehr zu­zu­las­sen und hat es zu­ge­las­sen er­neut ab­zu­neh­men. Kommt der Käu­fer die­ser Ver­pflich­tung nicht nach oder hat er sich schuld­haft der Mög­lich­keit hier­zu be­ge­ben, ist der Ver­käu­fer be­rech­tigt, vom Käu­fer Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung und Her­aus­ga­be des er­ziel­ten Ge­win­nes zu ver­lan­gen.

Er­gibt sich vor Lie­fe­rung des VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bils der be­grün­de­te Ver­dacht ei­ner sol­chen Ver­trags­ver­let­zung des Käu­fers, kann der Ver­käu­fer oh­ne Frist­set­zung vom Ver­tra­ge zu­rück­tre­ten oder die Zu­las­sung des VW- oder AU­DI-Au­to­mo­bils auf den Na­men des Käu­fers ver­lan­gen.“

Als im No­vem­ber 1977 der bis da­hin vom Klä­ger ge­fah­re­ne Pkw sei­nen Dienst ver­sag­te und der Klä­ger sich des­halb an­stel­le des noch nicht lie­fer­ba­ren VW Golf als­bald ein an­de­res Fahr­zeug be­schaf­fen woll­te, tra­fen er und der Kraft­fahr­zeug­händ­ler H am 25.11.1977 ei­ne schrift­li­che Ver­ein­ba­rung fol­gen­den In­halts:

„Hier­mit über­tra­ge ich [= der Klä­ger] H … mei­nen mit der [Be­klag­ten] ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über ei­nen VW Golf …“

Ei­ne Ver­gü­tung er­hielt der Klä­ger da­für nicht. Die Be­klag­te er­fuhr da­von und wei­ger­te sich, den in­zwi­schen ein­ge­trof­fe­nen Wa­gen oh­ne vor­he­ri­ge Zu­las­sung auf den Na­men des Klä­gers her­aus­zu­ge­ben. Nach­dem H ihr mit Schrei­ben vom 17.01.1978 ei­ne Frist zur Er­klä­rung ih­rer Lie­fer­be­reit­schaft oh­ne vor­he­ri­ge Zu­las­sung ge­setzt hat­te, lehn­te sie mit Schrei­ben vom 24.01.1978 ge­gen­über H je­de Lie­fe­rung ab und trat mit wei­te­rem Schrei­ben vom 24.01.1978 ge­gen­über dem Klä­ger vom Kauf­ver­trag zu­rück.

Im jet­zi­gen Rechts­streit ver­langt der Klä­ger von der Be­klag­ten die Lie­fe­rung ei­nes dem Kauf­ver­trag ent­spre­chen­den, nicht zu­ge­las­se­nen Pkw, Zug um Zug ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben; das Ober­lan­des­ge­richt hat sie ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, der die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils er­streb­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt führt aus, der Klä­ger ha­be nach dem Kauf­ver­trag vom 22.03./06.04.1977 kei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes noch nicht zu­ge­las­se­nen Fahr­zeugs. Da fest­ste­he, dass er den Pkw an ei­nen Wie­der­ver­käu­fer ver­äu­ßern wol­le, ha­be die Be­klag­te nach Ab­schnitt II der Lie­fer­be­din­gun­gen die Aus­lie­fe­rung von der vor­he­ri­gen Zu­las­sung des Wa­gens auf den Na­men des Klä­gers ab­hän­gig ma­chen dür­fen.

Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on oh­ne Er­folg.

1. Bei­de Par­tei­en ge­hen – al­ler­dings mit ver­schie­de­ner Be­grün­dung – da­von aus, ein et­wa noch be­ste­hen­der Lie­fe­rungs­an­spruch kön­ne trotz der „Ver­trags­über­tra­gung“ in der Ver­ein­ba­rung vom 25.11.1977 nicht von dem Kraft­fahr­zeug­händ­ler H, son­dern vom Klä­ger in ei­ge­nem Na­men und mit dem Ziel der Leis­tung an sich selbst gel­tend ge­macht wer­den.

Ob das zu­trifft, weil – wie der Klä­ger meint – der Wort­laut der Ver­ein­ba­rung dem nicht ent­ge­gen­steht, ist zwei­fel­haft, be­darf aber kei­ner Ent­schei­dung. Denn die Ver­ein­ba­rung mit H ist man­gels Zu­stim­mung der Be­klag­ten un­wirk­sam und be­rührt des­halb die Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on des Klä­gers nicht.

a) Das Be­ru­fungs­ge­richt sieht in der Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Klä­ger und H ei­ne Ab­tre­tung des aus dem Kauf­ver­trag fol­gen­den An­spruchs auf Lie­fe­rung ei­nes Pkw. Ge­gen die­se Aus­le­gung ei­ner In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung be­ste­hen kei­ne recht­li­chen Be­den­ken. Auch die Re­vi­si­on er­hebt in­so­weit kei­ne Ein­wen­dun­gen.

Die Ab­tre­tung war je­doch un­wirk­sam. Ab­schnitt II Nr. 1 der Lie­fer­be­din­gun­gen macht die Wirk­sam­keit ei­ner Ab­tre­tung der Käu­fe­ran­sprü­che von der Zu­stim­mung der Ver­käu­fe­rin ab­hän­gig. Die­se Zu­stim­mung hat die Be­klag­te mit der Ab­leh­nung der Aus­lie­fe­rung des Wa­gens an H aus­drück­lich ver­wei­gert.

b) Zu Un­recht meint dem­ge­gen­über der Klä­ger, dass es auf die Zu­stim­mung der Be­klag­ten nicht an­kom­me, weil Ab­schnitt II Nr. 1 der Lie­fer­be­din­gun­gen als über­ra­schen­de Klau­sel (§ 3 AGBG) un­wirk­sam sei.

aa) Der Kauf­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en ist durch die Auf­trags­be­stä­ti­gung der Be­klag­ten vom 06.04.1977 zu­stan­de ge­kom­men. Auf die un­strei­tig in ihn auf­ge­nom­me­nen Lie­fer­be­din­gun­gen ist des­halb das am 01.04.1977 in Kraft ge­tre­te­ne Ge­setz zur Re­ge­lung des Rechts der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGBG) nach … § 28 AGBG und § 30 AGBG an­zu­wen­den.

bb) Ab­tre­tungs­ver­bo­te sind für schuld­recht­li­che Ver­trä­ge grund­sätz­lich zu­läs­sig (§ 399 Fall 2 BGB). Auch § 3 AGBG steht dem hier ver­ein­bar­ten Ver­bot nicht ent­ge­gen. Nach die­ser Be­stim­mung sind von der Ein­be­zie­hung in den Ver­trag nur sol­che Klau­seln aus­ge­schlos­sen, die nach den Um­stän­den, ins­be­son­de­re nach dem äu­ße­ren Er­schei­nungs­bild des Ver­tra­ges, so un­ge­wöhn­lich sind, dass der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders nicht mit ih­nen zu rech­nen braucht. Die­se Re­ge­lung ent­spricht – wie die amt­li­che Be­grün­dung zum Ent­wurf des AGB-Ge­set­zes her­vor­hebt (BT-Drs. 7/3919, S. 19) – in­halt­lich den von Recht­spre­chung und Schrift­tum vor In­kraft­tre­ten des AGB-Ge­set­zes zur Un­wirk­sam­keit über­ra­schen­der Klau­seln ent­wi­ckel­ten Grund­sät­zen, Maß­ge­bend für die Qua­li­fi­zie­rung als „über­ra­schend“ sind da­nach in ers­ter Li­nie der Grad der Ab­wei­chung des Klau­sel­in­halts von ei­nem dis­po­si­tiv­ge­setz­li­chen Ver­trags­leit­bild oder – falls ein sol­ches fehlt – von dem für den be­tref­fen­den Ge­schäfts­kreis Üb­li­chen, fer­ner die Um­stän­de des kon­kre­ten Ver­trags­ab­schlus­ses, zu de­nen au­ßer Er­ör­te­run­gen und Hin­wei­sen auch die Ge­stal­tung und An­ord­nung des Ver­trags­tex­tes und der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­hö­ren (vgl. – je­weils m. w. Nachw. – Se­nat, Urt. v. 08.10.1975 – VI­II ZR 81/74, LM BGB § 537 Nr. 21 = NJW 1977, 195 = WM 1975, 1203; Urt. v. 12.05.1976 – VI­II ZR 33/74, LM BGB § 459 Nr. 40 = WM 1976, 740; Urt. v. 01.03.1978 – VI­II ZR 70/77, LM Allg. Gesch.​Bed. Nr. 85 = NJW 1978, 1519 = WM 1978, 491; Urt. v. 01.03.1978 – VI­II ZR 183/76, LM BGB § 242 (Cd) Nr. 210 = WM 1978, 406 = JR 1978, 369 m. abl. Anm. Haa­se).

cc) Auf der Grund­la­ge die­ser Recht­spre­chung hat das Be­ru­fungs­ge­richt mit Recht den Über­ra­schungs­cha­rak­ter der Klau­sel ver­neint.

Ob über­haupt ei­ne Ab­wei­chung vom dis­po­si­tiv­ge­setz­li­chen Leit­bild des Kauf­ver­tra­ges vor­liegt, mag zwei­fel­haft sein. Sie wä­re an­ge­sichts der all­ge­mei­nen Zu­läs­sig­keit ei­nes Ab­tre­tungs­ver­bots (§ 399 BGB) je­den­falls nicht be­deut­sam. Ent­schei­dend ist aber, dass die Ge­stal­tung der Lie­fer­be­din­gun­gen den Käu­fer hin­rei­chend deut­lich auf die vom Ver­wen­der for­mu­lier­te be­son­de­re Re­ge­lung hin­weist. Die Lie­fer­be­din­gun­gen sind durch Ein­tei­lung in acht mit rö­mi­schen Zif­fern und Über­schrif­ten in Groß­buch­sta­ben kennt­lich ge­mach­te Ab­schnit­te über­sicht­lich an­ge­ord­net. Die Über­schrift des II. Ab­schnitts weist aus­drück­lich auf die „Ver­trags­über­tra­gung“ und da­mit für je­den auf­merk­sa­men Le­ser deut­lich auf ei­ne Re­ge­lung für den Fall der Ab­tre­tung hin. Un­ab­hän­gig da­von, dass das Ab­tre­tungs­ver­bot in Au­to­mo­bil­kauf­ver­trä­gen nach den von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Ver­trags­be­din­gun­gen an­de­rer Händ­ler der Mar­ken Daim­ler-Benz, Opel, Ford, BMW, Ci­troën, Peu­geot und Fi­at of­fen­sicht­lich all­ge­mein üb­lich ist, ver­mag auch ei­ne deut­li­che, nicht an ver­steck­ter Stel­le in die Lie­fer­be­din­gun­gen auf­ge­nom­me­ne Be­stim­mung den Vor­wurf der „Über­ra­schung“ aus­zu­räu­men (vgl. ins­be­son­de­re Se­nat, Urt. v. 12.05.1976 – VI­II ZR 33/74, LM BGB § 459 Nr. 40 = WM 1976, 740; Urt. v. 01.03.1978 – VI­II ZR 70/77, LM Allg. Gesch.​Bed. Nr. 85 = NJW 1978, 1519 = WM 1978, 491; zu­stim­mend auch Trink­ner/Lö­we, in: Lö­we/Graf von West­pha­len/Trink­ner, AGBG, § 3 Rn. 12, Ul­mer, in: Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, AGBG, 3. Aufl., § 3 Rn. 17). Dass die Be­klag­te dem Klä­ger kon­kre­ten An­lass ge­ge­ben hät­te, nicht mit dem Ab­tre­tungs­ver­bot rech­nen zu müs­sen, hat der Klä­ger nicht be­haup­tet. Er kann sich auch nicht dar­auf be­ru­fen, von der Üb­lich­keit des Ver­bots nichts ge­wusst zu ha­ben. Für § 3 AGBG kommt es nicht auf den Kennt­nis­stand des ein­zel­nen Kun­den, son­dern auf die Er­kennt­nis­mög­lich­keit des für der­ar­ti­ge Ver­trä­ge zu er­war­ten­den Käu­fer­krei­ses an (Se­nat, Urt. v. 08.10.1975 – VI­II ZR 81/74, LM BGB § 537 Nr. 21 = NJW 1977, 195 = WM 1975, 1203), so­fern der Ver­käu­fer dem Käu­fer nicht be­son­de­ren An­lass ge­ge­ben hat, mit der ver­wen­de­ten Klau­sel nicht rech­nen zu müs­sen.

c) Un­zu­tref­fend ist auch die An­sicht des Klä­gers, das Ab­tre­tungs­ver­bot sei als un­an­ge­mes­se­ne Klau­sel nach § 9 AGBG un­wirk­sam.

aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt führt hier­zu aus, die Klau­sel sei an­ge­mes­sen, weil die Be­klag­te ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an dem Ab­tre­tungs­ver­bot ha­be, um ei­nen so­ge­nann­ten grau­en Markt zu ver­hin­dern und die Ver­triebs­bin­dun­gen zu schüt­zen. Dem müs­se sich das In­ter­es­se des Klä­gers, den Wa­gen zum vol­len Preis ver­äu­ßern zu kön­nen, weil er sich fi­nan­zi­ell über­nom­men hat­te, un­ter­ord­nen. Ab­ge­se­hen da­von, dass er nach § 279 BGB das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko tra­gen müs­se, kön­ne der Ab­tre­tungs­aus­schluss durch die Zu­stim­mung des Ver­käu­fers aus­ge­räumt wer­den. Un­ter ge­wis­sen, hier al­ler­dings nicht vor­lie­gen­den Um­stän­den ha­be der Käu­fer auf die­se Zu­stim­mung ei­nen Rechts­an­spruch (§ 242 BGB). Der Klä­ger ha­be sie aber nicht ein­mal ein­zu­ho­len ver­sucht.

bb) Die Re­vi­si­on rügt oh­ne Er­folg, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be sei­ne Ent­schei­dung zu ein­sei­tig auf spe­zi­el­le bzw. in­di­vi­du­el­le Ge­sichts­punk­te ge­stützt, an­statt die ge­ne­rel­le Un­an­ge­mes­sen­heit des Ab­tre­tungs­aus­schlus­ses für ei­nen „pri­va­ten“ Käu­fer zu be­rück­sich­ti­gen.

Der in § 9 II Nr. 1 AGBG ge­re­gel­te Bei­spiels­fall un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung liegt schon des­halb nicht vor, weil die Über­tra­gung von Er­fül­lungs­an­sprü­chen auf ei­nen Drit­ten bei der Ab­wick­lung von Kauf­ver­trä­gen ei­ne Aus­nah­me­er­schei­nung ist und da­her das Ab­tre­tungs­ver­bot kei­nen „we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken“ der Kauf­ver­trags­re­ge­lung be­rührt. Erst recht ist die Ab­tret­bar­keit der Käu­fer­rech­te we­der ge­ne­rell beim ty­pi­schen Kauf­ver­trag noch nach der kon­kre­ten In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung we­sent­li­cher Teil des Ver­trags­zwecks, so­dass auch kein Fall von § 9 II Nr. 2 AGBG vor­liegt.

Die Reich­wei­te der Ge­ne­ral­klau­sel in § 9 I AGBG geht al­ler­dings über die Bei­spiels­fäl­le in Ab­satz 2 der Vor­schrift hin­aus. Nach der wei­ter­hin an­wend­ba­ren stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH ist ei­ne AGB-Klau­sel un­an­ge­mes­sen und un­wirk­sam, wenn der Ver­wen­der mit der For­mu­lie­rung der Klau­sel nur sei­ne ei­ge­nen In­ter­es­sen im Au­ge hat und kei­ne hin­rei­chen­de Rück­sicht auf die­je­ni­gen des an­de­ren Ver­trags­part­ners nimmt (vgl. zu­letzt für ei­nen eben­falls dem AGB-Ge­setz un­ter­lie­gen­den Fall BGH, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [390]).

Zu­guns­ten der Be­klag­ten fällt hier schon ihr In­ter­es­se an ei­ner un­kom­pli­zier­ten Ver­trags­ab­wick­lung und ge­schäft­li­chen Be­hand­lung ins Ge­wicht. Es könn­te be­ein­träch­tigt wer­den, wenn ihr statt ih­res Ver­trags­part­ners hin­sicht­lich der Lie­fe­rungs­ver­pflich­tung ein Drit­ter ge­gen­über­ge­stellt wür­de, wäh­rend die Zah­lungs­ver­pflich­tung beim bis­he­ri­gen Käu­fer ver­blie­be. Ins­be­son­de­re müss­te das gel­ten, wenn für den Kauf­preis Ra­ten­zah­lung ver­ein­bart wä­re und des­halb ein Ei­gen­tums­vor­be­halt in Be­tracht kä­me. Dem stün­de kei­ner­lei ty­pi­sches In­ter­es­se ei­nes Au­to­mo­bil­käu­fers an der Ab­tret­bar­keit sei­nes An­spruchs ge­gen­über, weil Au­to­mo­bi­le in al­ler Re­gel zum ei­ge­nen Ge­brauch ge­kauft wer­den und ab­ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trä­ge nicht an­de­ren Zwe­cken die­nen sol­len. Da­her braucht in der­ar­ti­gen Fäl­len den Käu­fer­in­ter­es­sen an der Ab­tret­bar­keit kein Vor­rang ein­ge­räumt zu wer­den, wie in der Li­te­ra­tur für Gläu­bi­ger-(Zah­lungs-)for­de­run­gen teil­wei­se be­für­wor­tet wird (Brand­ner, in: Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, AGBG, 3. Aufl., Anh. zu §§ 9–11 Rn. 1; eben­so wie hier für den bei­der­seits kauf­män­ni­schen Ver­kehr … Se­nat, Urt. v.18.06.1980 – VI­II ZR 119/79, WM 1980, 933 [934]; vgl. fer­ner BGH, Urt. v. 28.11.1968 – VII ZR 157/66, BGHZ 51, 113 [117]; Urt. v. 12.05.1971 – VI­II ZR 196/69, BGHZ 56, 173 [175]). Es kommt auch nicht, wie der Klä­ger meint, auf et­wai­ge nach­träg­lich ent­stan­de­ne In­ter­es­sen an der Ab­tret­bar­keit an. Die­se könn­ten al­len­falls zum Ein­wand un­zu­läs­si­ger Rechts­aus­übung sei­tens der Be­klag­ten füh­ren. Stich­hal­ti­ge Grün­de da­für hat der Klä­ger nach den zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts in­so­weit nicht vor­ge­tra­gen.

In die­sem Zu­sam­men­hang kann es da­hin­ge­stellt blei­ben, ob das In­ter­es­se der Be­klag­ten an dem Ab­tre­tungs­ver­bot auch durch ih­re Be­fürch­tung ge­recht­fer­tigt wird, die Ab­tre­tung kön­ne zur Bil­dung ei­nes „grau­en Mark­tes“ und zur Be­ein­träch­ti­gung ih­rer Ver­triebs­bin­dun­gen füh­ren. Schon das In­ter­es­se an der rei­bungs­lo­sen Ver­trags­ab­wick­lung lässt die Auf­nah­me des Ab­tre­tungs­ver­bo­tes in die Lie­fer­be­din­gun­gen nicht als ge­gen Treu und Glau­ben ver­sto­ßen­de, ein­sei­ti­ge In­ter­es­sen­wahr­neh­mung er­schei­nen.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­neint ei­nen An­spruch des Klä­gers auf Lie­fe­rung ei­nes nicht zu­ge­las­se­nen Wa­gens, weil Ab­schnitt II Nr. 2 der Lie­fer­be­din­gun­gen der Be­klag­ten das Recht ge­be, die Lie­fe­rung von der vor­he­ri­gen Zu­las­sung des Pkw ab­hän­gig zu ma­chen. Dies greift die Re­vi­si­on zu Un­recht an.

a) Den Sinn der Be­stim­mun­gen in Ab­schnitt II Nr. 2 I, II 1 und III legt das Be­ru­fungs­ge­richt ih­rem Zu­sam­men­hang nach als Ver­bot ge­gen­über dem Käu­fer aus, den noch nicht zu­ge­las­se­nen Wa­gen an ei­nen Wie­der­ver­käu­fer zu ver­äu­ßern. Die­se Aus­le­gung be­geg­net kei­nen Be­den­ken.

b) Die so ver­stan­de­nen und die wei­te­ren Be­stim­mun­gen in Ab­schnitt II Nr. 2 der Lie­fer­be­din­gun­gen sind kei­ne „über­ra­schen­den“ und des­halb nach § 3 AGBG in den Ver­trag nicht ein­be­zo­ge­nen Klau­seln. Zwar weicht die Bin­dung des Käu­fers hin­sicht­lich sei­ner Ver­äu­ße­rungs­be­fug­nis an Wie­der­ver­käu­fer von der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des Kauf­ver­tra­ges ab, die ei­ne Ein­schrän­kung in der Ver­fü­gungs­frei­heit nicht kennt. Eben­so wie beim Ab­tre­tungs­ver­bot (vgl. oben zu 1 b) weist die mit die­sem in äu­ße­ren Zu­sam­men­hang ge­setz­te, in Groß­buch­sta­ben ge­fass­te Über­schrift „WIE­DER­VER­KÄU­FER­KLAU­SEL“ auf die dann fol­gen­de aus­führ­li­che und ver­ständ­lich for­mu­lier­te Re­ge­lung hin. Auch ein ju­ris­tisch nicht ge­bil­de­ter, mit Ge­schäfts­be­din­gun­gen nicht ver­trau­ter Le­ser könn­te bei An­wen­dung der von ihm zu er­war­ten­den Auf­merk­sam­keit die Ein­schrän­kung sei­ner Rechts­stel­lung für die Zeit nach Ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges we­der über­se­hen noch miss­ver­ste­hen.

In ei­nem sol­chen Fall kann ein Käu­fer trotz der Ab­wei­chung der Klau­sel vom dis­po­si­tiv-ge­setz­li­chen Leit­bild des Kauf­ver­tra­ges nicht gel­tend ma­chen, er ha­be mit der Klau­sel nicht zu rech­nen brau­chen.

c) So­weit der An­spruch des Klä­gers durch die strei­ti­ge Klau­sel be­trof­fen wird, stellt das kei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung (§ 9 AGBG) des Käu­fers dar.

aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt lässt of­fen, ob die Klau­sel für den Fall der Wei­ter­ver­äu­ße­rung in­ner­halb der ers­ten 1.000 Fahr­ki­lo­me­ter (Teil­re­ge­lung aus Ab­satz 2 Satz 1 der Klau­sel) und hin­sicht­lich der Fol­gen bei Wei­ter­ver­äu­ße­rung nach Über­eig­nung an den Käu­fer (Ab­satz 2 Sät­ze 2–4) wirk­sam ist, fer­ner auch, ob der Be­klag­ten bei je­dem Ver­stoß des Käu­fers ein Rück­tritts­recht zu­steht und ob der blo­ße Ver­dacht ei­ner be­ab­sich­tig­ten Wei­ter­ver­äu­ße­rung (Ab­satz 3) als Vor­aus­set­zung für die in An­spruch ge­nom­me­nen Rechts­fol­gen aus­reicht. Da­mit hat das Ober­lan­des­ge­richt ei­ne Ver­let­zung der in der Klau­sel for­mu­lier­ten Pflich­ten des Käu­fers nur für den Fall an­ge­nom­men, dass der Käu­fer den Wa­gen nach Über­ga­be an ihn, je­doch vor Zu­las­sung und vor In­ge­brauch­nah­me an ei­nen Wie­der­ver­käu­fer ver­äu­ßert oder aber, dass die­se Ab­sicht be­reits vor Über­ga­be fest­steht, wie es im vor­lie­gen­den Fall un­strei­tig ist. Als wirk­sa­me Rechts­fol­ge auf­grund der Klau­sel hat das Be­ru­fungs­ge­richt nur das Recht der Be­klag­ten an­er­kannt, vor Über­ga­be des Fahr­zeugs die Zu­las­sung zu ver­lan­gen (Teil­re­ge­lung aus Ab­satz 3).

bb) Je­den­falls in die­sem ein­ge­schränk­ten Um­fang be­nach­tei­ligt die Klau­sel den Käu­fer nicht un­an­ge­mes­sen.

Ihr In­ter­es­se an der Re­ge­lung sieht die Be­klag­te in dem Be­stre­ben, die Ent­ste­hung ei­nes „grau­en Mark­tes“ zu ver­hin­dern und ih­re Ver­triebs­bin­dun­gen zu schüt­zen. Wel­che nach­tei­li­gen Fol­gen an­dern­falls für sie ent­ste­hen wür­den, hat die Be­klag­te zwar nicht nä­her aus­ge­führt. Sie lie­gen je­doch auf der Hand und brauch­ten des­halb vom Be­ru­fungs­ge­richt auch nicht im Ein­zel­nen fest­ge­stellt zu wer­den.

Im Kraft­fahr­zeug­han­del hat sich ganz über­wie­gend und – wie auch die Re­vi­si­on ein­räumt – oh­ne wett­be­werbs­recht­li­che Be­den­ken das Ver­trags­händ­ler­sys­tem durch­ge­setzt, das die nicht an ihm be­tei­lig­ten Händ­ler vom Han­del mit Neu­wa­gen der be­tref­fen­den Mar­ke prak­tisch aus­schließt. Durch ih­re Ver­triebs­bin­dung ge­gen­über den Her­stel­lern wer­den die Ver­trags­händ­ler ver­pflich­tet, zur Er­hal­tung die­ses Sys­tems bei­zu­tra­gen. Es wür­de je­doch ge­fähr­det, wenn in nicht nur ver­ein­zel­ten Fäl­len nicht am Ver­triebs­sys­tem be­tei­lig­te Händ­ler Neu­wa­gen an­bie­ten könn­ten, und zwar je nach den Um­stän­den auch zu an­de­ren – sei es güns­ti­ge­ren, sei es un­güns­ti­ge­ren – Kon­di­tio­nen als der Ver­trags­händ­ler. Ei­nen sol­chen „grau­en Markt“ zu ver­hin­dern, ist so­wohl das In­ter­es­se des Her­stel­lers als auch das­je­ni­ge des Ver­trags­händ­lers. Die­ser ist nicht nur for­mell auf die Ein­hal­tung des Ver­triebs­sys­tems ver­pflich­tet, son­dern hat mit Wer­bung, Kun­den­dienst, Er­satz­teil­la­ger und spe­zia­li­sier­ter Fach­werk­statt Leis­tun­gen vor­zu­hal­ten, die die prä­sum­ti­ve Käu­fer­schicht mit Rück­sicht auf den Ruf des Au­to­fa­bri­kats er­war­tet, die der nicht ge­bun­de­ne Händ­ler aber nicht er­brin­gen muss. Be­ste­hen wie hier län­ge­re Lie­fer­zei­ten für ei­nen Au­to­typ, könn­te der au­ßer­halb der Or­ga­ni­sa­ti­on ste­hen­de Händ­ler die Markt­chan­cen wahr­neh­men und durch An- und Ver­kauf be­reits aus­ge­lie­fer­ter Neu­wa­gen Vor­tei­le aus­nut­zen, die dem Ver­trags­händ­ler im In­ter­es­se der Gleich­be­hand­lung al­ler Kun­den ver­wehrt sind.

Die­sen Händ­ler­in­ter­es­sen steht in al­ler Re­gel zur maß­geb­li­chen Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses nur das abs­trak­te Käu­fer­in­ter­es­se ge­gen­über, den er­wor­be­nen Pkw not­falls an je­den Be­lie­bi­gen ver­kau­fen zu kön­nen. Ty­pi­scher­wei­se wer­den Kraft­fahr­zeu­ge vom End­ab­neh­mer aber nicht zu die­sem Zweck, son­dern zum ei­ge­nen Ge­brauch er­wor­ben. In­fol­ge­des­sen kann in der Be­schrän­kung der Ver­äu­ße­rungs­be­fug­nis an Wie­der­ver­käu­fer auch kei­ne miss­bräuch­li­che, ein­sei­ti­ge In­ter­es­sen­wahr­neh­mung ge­se­hen wer­den. Ob das­sel­be auch schon des­halb gilt, weil – wie das Be­ru­fungs­ge­richt aus­führt – das Wei­ter­ver­äu­ße­rungs­ver­bot ei­ne not­wen­di­ge Fol­ge oder ei­ne ins Ein­zel­ne ge­hen­de Aus­ge­stal­tung des Ab­tre­tungs­ver­bots sei, be­darf un­ter die­sen Um­stän­den kei­ner Ent­schei­dung.

II. Der auf Lie­fe­rung ei­nes nicht zu­ge­las­se­nen Fahr­zeugs ge­rich­te­te Kla­ge­an­spruch ist aus den zu I er­ör­ter­ten Grün­den un­ge­recht­fer­tigt und die Re­vi­si­on schon aus die­sem Grun­de … zu­rück­zu­wei­sen, oh­ne dass es noch dar­auf an­kä­me, ob die Be­klag­te wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, wie das Be­ru­fungs­ge­richt in ei­ner Hilfs­be­grün­dung aus­führt.

Nur zur Klar­stel­lung sei des­halb be­merkt, dass auch der er­ken­nen­de Se­nat den Rück­tritt der Be­klag­ten nach § 326 BGB in un­mit­tel­ba­rer oder ana­lo­ger An­wen­dung für ge­recht­fer­tigt hält, nach­dem der Klä­ger sich – wie sein auf­recht­er­hal­te­ner Kla­ge­an­trag zeigt – ein­deu­tig und end­gül­tig ge­wei­gert hat, ei­nen auf ihn zu­ge­las­se­nen Wa­gen ab­zu­neh­men.

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