1. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens darf da­von aus­ge­hen, dass ei­ne oh­ne Ein­schrän­kung oder deut­li­chen ge­gen­tei­li­gen Hin­weis ge­mach­te Ki­lo­me­ter­an­ga­be des Ver­käu­fers sich nicht le­dig­lich auf den – von ihm selbst je­der­zeit fest­stell­ba­ren – Ta­chostand, son­dern auf die Ge­samt­fahr­leis­tung des Fahr­zeugs be­zieht.
  2. An­ga­ben des Ver­käu­fers auf ei­nem Schild, das an ei­nem zum Ver­kauf ste­hen­den Fahr­zeug an­ge­bracht ist, wer­den In­halt des Kauf­ver­tra­ges, so­fern die Ver­trags­par­tei­en die­se An­ga­ben nicht be­son­ders auf­grei­fen.

BGH, Ur­teil vom 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73

Die­se Ent­schei­dung ist zum „al­ten“ Schuld­recht und vor In­kraft­tre­ten der ZPO-Re­form 2002 er­gan­gen. Sie kann nicht oh­ne Wei­te­res auf das seit dem 01.01.2002 gel­ten­de Recht über­tra­gen wer­den (so ist z. B. an die Stel­le der Wan­de­lung der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­tre­ten). Die ge­nann­ten Vor­schrif­ten exis­tie­ren heu­te mög­li­cher­wei­se nicht mehr oder ha­ben ei­nen an­de­ren In­halt.

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te be­treibt in M. ei­nen Ge­braucht­wa­gen­han­del. Mit­te 1971 bot sie auf ei­nem ih­rer Ver­kaufs­plät­ze, der von dem Ver­käu­fer V be­treut wur­de, ei­nen ge­brauch­ten VW Kom­bi (Bau­jahr 1968) für 6.600 DM zum Kauf an. Das an dem Fahr­zeug an­ge­brach­te ro­te Ver­kaufs­schild ent­hielt un­ter an­de­rem den Ver­merk „58.000 km“.

Nach­dem der Klä­ger sich am 22.07.1971 nach Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs und Ein­sicht­nah­me in den Fahr­zeug­brief zum Kauf des Wa­gens ent­schlos­sen hat­te, un­ter­zeich­ne­te er ei­nen ihm von V vor­ge­leg­ten for­mu­lar­mä­ßi­gen Kauf­an­trag, in den die­ser zu­vor hand­schrift­lich un­ter an­de­rem die sich aus dem Kraft­fahr­zeug­brief er­ge­ben­den Num­mern des Fahr­ge­stells, des Fahr­zeug­brie­fes und des Mo­tors ein­ge­tra­gen hat­te.

Die auf der Rück­sei­te des Kauf­an­trags ab­ge­druck­ten „Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge“ ent­hal­ten – so­weit hier von In­ter­es­se – fol­gen­de Be­stim­mun­gen:

„An­ga­ben des Ver­käu­fers über … Dau­er und Maß der Be­nut­zung sind nur als an­nä­hernd zu be­trach­ten. Münd­li­che Ne­ben­ab­re­den ha­ben kei­ne Gül­tig­keit. Für zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaf­ten des Kauf­ge­gen­stan­des ist die schrift­li­che Be­stä­ti­gung des Ver­käu­fers er­for­der­lich Für den Kauf­ge­gen­stand wird kei­ne Ge­währ ge­leis­tet. Ein An­spruch auf Wand­lung, Min­de­rung oder Scha­dens­er­satz be­steht nicht.“

We­der bei der Un­ter­zeich­nung des Kauf­an­trags noch bei der Über­nah­me des Kraft­fahr­zeugs ei­ni­ge Ta­ge spä­ter be­merk­te der Klä­ger, dass die im Fahr­zeug­brief und im Kauf­an­trag ein­ge­tra­ge­ne Mo­tor­num­mer nicht mit der Num­mer des ein­ge­bau­ten Mo­tors – ei­nes, wie nun­mehr un­strei­tig ist, im April 1971 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von et­wa 108.000 km ein­ge­setz­ten Aus­tausch­mo­tors – über­ein­stimm­te.

Nach­dem der Klä­ger da­von er­fah­ren hat­te, focht er den Kauf­ver­trag we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung mit der Be­grün­dung an, die Be­klag­te ha­be ihm so­wohl durch die Ki­lo­me­ter­an­ga­be auf dem Ver­kaufs­schild als auch durch den Ver­käu­fer V noch­mals aus­drück­lich wi­der bes­se­res Wis­sen zu­ge­si­chert, dass es sich um den ers­ten Mo­tor han­de­le und die Ki­lo­me­ter­leis­tung mit dem Ta­chostand über­ein­stim­me.

Bei­de Vor­in­stan­zen ha­ben die Be­klag­te zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs, ver­ur­teilt. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt geht mit dem Land­ge­richt da­von aus, dass der Klä­ger ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch die Be­klag­te selbst oder durch den Ver­käu­fer V (§ 123 BGB) we­der hin­rei­chend subs­z­an­ti­iert be­haup­tet noch un­ter Be­weis ge­stellt ha­be. Da­ge­gen er­hebt die Re­vi­si­on kei­ne Ein­wen­dun­gen. Gleich­wohl – so meint das Be­ru­fungs­ge­richt – sei die Be­klag­te dem Klä­ger un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes we­gen Nicht­er­fül­lung (§ 463 BGB) zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­pflich­tet, weil sie ihm mit der Ein­tra­gung der ur­sprüng­li­chen Mo­tor­num­mer in den Kauf­an­trag zu­ge­si­chert ha­be, dass in dem Wa­gen noch der ers­te Mo­tor vor­han­den sei und da­mit – als of­fen­kun­di­ge Fol­ge – der Ki­lo­me­ter­stand des Ta­chos die Ge­samt­fahr­leis­tung die­ses ers­ten Mo­tors und da­mit des Wa­gens an­zei­ge.

II. Mit die­ser Be­grün­dung hält das an­ge­foch­te­ne Ur­teil, wie der Re­vi­si­on ein­zu­räu­men ist, ei­ner recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand.

1. Dass die Über­tra­gung der Mo­tor­num­mer aus dem Kraft­fahr­zeug­brief in den Kauf­an­trag kei­ne aus­drück­li­che Zu­si­che­rung da­hin ge­hend ent­hält, der Wa­gen sei noch mit dem ur­sprüng­li­chen Mo­tor aus­ge­stat­tet, ver­kennt auch das Be­ru­fungs­ge­richt nicht. Al­ler­dings kann, wie in Recht­spre­chung und Schrift­tum seit Lan­gem an­er­kannt ist, ei­ne Ei­gen­schaft vom Ver­käu­fer auch still­schwei­gend oder durch schlüs­si­ges Ver­hal­ten zu­ge­si­chert wer­den. Die An­nah­me ei­ner der­ar­ti­gen still­schwei­gen­den Zu­si­che­rung setzt je­doch – das ge­bie­tet die not­wen­di­ge Ab­gren­zung zu ei­ner blo­ßen Be­stim­mung des ver­trags­ge­mäß vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauchs (§ 459 I BGB) – stets vor­aus, dass der Ver­käu­fer hin­rei­chend deut­lich sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für das Vor­han­den­sein ei­ner be­stimm­ten Ei­gen­schaft die Ge­währ zu über­neh­men und, so­fern die­se Ei­gen­schaft fehlt, auch oh­ne Ver­schul­den für die Fol­gen – ins­be­son­de­re durch Ge­wäh­rung von Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung (§§ 463, 480 II BGB) – ein­zu­ste­hen (BGHZ 59, 158; Se­nat, Urt. v. 11.11.1974 – VI­II ZR 137/73, WM 1974, 1204; RGRK-BGB/Metz­ger, 12. Aufl. [1975], § 459 Anm. 21, je­weils m. w. Nachw.). Ge­ra­de in Fäl­len, in de­nen bei ei­nem schrift­li­chen Kauf­ver­trag die dort ent­hal­te­nen An­ga­ben in ers­ter Li­nie der Kenn­zeich­nung des Ver­trags­ge­gen­stan­des die­nen, be­darf es da­her in al­ler Re­gel ei­ner zu­sätz­li­chen Er­klä­rung, aus der die Be­reit­schaft her­ge­lei­tet wer­den kann, für ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (vgl. Se­nat, Urt. v. 11.02.1958 – VI­II ZR 85/57, LM HGB § 346 (C) Nr. 8).

2. Dar­an fehlt es hier. Er­sicht­lich dien­ten die hand­schrift­li­chen Ein­tra­gun­gen des Ver­käu­fers V in den for­mu­lar­mä­ßi­gen Kauf­an­trag in ers­ter Li­nie der Be­stim­mung des Kauf­ge­gen­stan­des und dar­über hin­aus als Un­ter­la­ge für die Zu­las­sung des Wa­gens auf den Na­men des Klä­gers. Nur so konn­te der Klä­ger nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung die­se Ein­tra­gun­gen – noch da­zu in ei­nem Ver­trags­an­trag, den er selbst ge­gen­über der Be­klag­ten ab­gab (§ 145 BGB) und der nach Ab­schnitt I Abs. 3 der Ge­schäfts­be­din­gun­gen als still­schwei­gend an­ge­nom­men galt, wenn die Be­klag­te ihn nicht bin­nen zwei Wo­chen ab­lehn­te – ver­ste­hen. Für die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die An­ga­be der Mo­tor­num­mer ha­be dem Klä­ger zu­gleich ei­ne Si­cher­heit da­hin ge­hend ver­schaf­fen sol­len, dass je­den­falls in­so­weit der Zu­las­sung kei­ne recht­li­chen und tat­säch­li­chen Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen wür­den, fehlt es an je­dem An­halt. Da­bei mag da­hin­ste­hen, ob – wor­auf das Be­ru­fungs­ge­richt in sei­ner Be­grün­dung in ers­ter Li­nie ab­stellt – bei der Fahr­ge­stell­num­mer an­ge­sichts der Be­deu­tung, die ihr für die Iden­ti­tät des Kraft­fahr­zeugs und ins­be­son­de­re die Fra­ge ei­nes et­wai­gen frü­he­ren Ab­han­den­kom­mens (§§ 932 ff. BGB) zu­kommt (vgl. BGHZ 10, 242), et­was an­de­res gilt. Je­den­falls ist nicht er­sicht­lich, in­wie­fern ei­ne irr­tüm­lich feh­ler­haf­te An­ga­be der Mo­tor­num­mer die Zu­las­sung des Wa­gens auf den Na­men des Klä­gers nach­hal­tig be­ein­träch­ti­gen könn­te. Of­fen­sicht­lich hat auch der Klä­ger in die­ser Ein­tra­gung bis­her kei­ne Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft ge­se­hen; das zeigt nicht zu­letzt der Um­stand, dass er sei­ne Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus­schließ­lich auf die An­ga­ben auf dem Ver­kaufs­schild und auf münd­li­che Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers V ge­stützt hat.

In­wie­fern schließ­lich die irr­tüm­lich fal­sche Ein­tra­gung der ur­sprüng­li­chen Mo­tor­num­mer in den Kauf­an­trag die – weil selbst­ver­ständ­li­che – wei­te­re Zu­si­che­rung ent­hal­ten ha­ben soll, der Ta­cho­me­ter­stand ent­spre­che mit 58.000 km der Ge­samt­fahr­leis­tung des Kraft­fahr­zeugs, ist schon des­we­gen nicht er­sicht­lich, weil an­ge­sichts der tech­ni­schen Aus­stat­tung des Ta­cho­me­ters bei dem hier strei­ti­gen Fahr­zeug­mo­dell für ei­ne höchs­tens fünf­stel­li­ge Ki­lo­me­ter­an­ga­be die Fahr­leis­tung auch bei dem ur­sprüng­li­chen Mo­tor oh­ne Wei­te­res um 100.000 km hö­her hät­te sein kön­nen.

III. Die Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts trägt mit­hin die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung nicht. Gleich­wohl er­weist sie sich im Er­geb­nis als zu­tref­fend, weil die Be­klag­te mit ih­rer An­ga­be auf dem Ver­kaufs­schild ei­ne Ge­samt­fahr­leis­tung von nicht mehr als et­wa 58.000 km zu­ge­si­chert hat und dem Wa­gen beim Ver­kauf an den Klä­ger die­se zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft an­ge­sichts ei­ner Fahr­leis­tung von un­strei­tig weit mehr als 100.000 km fehl­te (§§ 459 II, 463 BGB). Die­se Fest­stel­lung kann das Re­vi­si­ons­ge­richt selbst tref­fen, weil es sich in­so­weit um ei­ne für den Ge­braucht­wa­gen­han­del ty­pi­sche Wil­lens­er­klä­rung han­delt und über­dies das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Stand­punkt aus zu Recht – ei­ne Aus­le­gung selbst nicht vor­ge­nom­men hat.

1. Zu Un­recht meint die Be­klag­te, ei­ne der­ar­ti­ge Ki­lo­me­ter­an­ga­be sei nur als Wie­der­ga­be des Ta­chostan­des im Zeit­punkt des Ver­kaufs zu wer­ten. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ori­en­tiert sich bei sei­nem Kauf­ent­schluss au­ßer an dem Bau­jahr und dem Er­hal­tungs­zu­stand des Wa­gens in ers­ter Li­nie an der Ge­samt­fahr­leis­tung. Ihr misst er ge­ra­de des­we­gen ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung zu, weil das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild und der War­tungs­zu­stand des Wa­gens häu­fig täu­schen und ins­be­son­de­re kei­ne zu­ver­läs­si­gen Rück­schlüs­se auf sei­ne tat­säch­li­che Ab­nut­zung zu­las­sen. Dem Kauf­wil­li­gen kommt es mit­hin, wie je­dem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler be­kannt ist, nicht auf den je­der­zeit von ihm fest­stell­ba­ren Ta­chostand, son­dern auf die Ge­samt­fahr­leis­tung an. Er kann und darf da­her da­von aus­ge­hen, dass ei­ne oh­ne Ein­schrän­kung oder deut­li­chen ge­gen­tei­li­gen Hin­weis ge­mach­te Ki­lo­me­ter­an­ga­be sich auf die für ihn ent­schei­den­de Ge­samt­fahr­leis­tung be­zieht.

2. Bei der­ar­ti­gen An­ga­ben han­delt es sich auch nicht, wie die Be­klag­te meint, le­dig­lich um ei­ne un­ver­bind­li­che Ori­en­tie­rungs­hil­fe, die es dem Kauf­wil­li­gen er­mög­licht, vor Ein­tritt in die kon­kre­ten Kauf­ver­hand­lun­gen den Kreis der für ihn in Be­tracht kom­men­den Fahr­zeu­ge ab­zu­gren­zen. Viel­mehr wird die Ki­lo­me­ter­an­ga­be auf dem Ver­kaufs­schild, so­fern die Ver­trags­part­ner die­sen Punkt nicht be­son­ders auf­grei­fen, In­halt des Kauf­ver­tra­ges. Die da­mit ent­schei­den­de Fra­ge, ob ei­ne der­ar­ti­ge An­ga­be der Ge­samt­fahr­leis­tung le­dig­lich der Be­schrei­bung der Kauf­sa­che dient (§ 459 I BGB) oder mit ihr ei­ne Ei­gen­schaft zu­ge­si­chert wird (§ 459 II BGB), be­misst sich nach der für der­ar­ti­ge Rechts­ge­schäf­te ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge. Ver­lässt sich ein Käu­fer auf die be­son­de­re, ihm selbst feh­len­de Sach­kun­de des Ver­käu­fers und gibt der Ver­käu­fer sei­ne Er­klä­rung in Kennt­nis die­ses Um­stan­des ab, so kann dies als er­heb­li­ches In­diz für ei­ne still­schwei­gen­de Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung spre­chen.

So liegt es aber ty­pi­scher­wei­se beim Ge­braucht­wa­gen­kauf. Dem Käu­fer fehlt in al­ler Re­gel hin­sicht­lich der Fest­stel­lung der Fahr­leis­tung nicht nur die er­for­der­li­che Sach­kun­de, son­dern zu­meist auch die Mög­lich­keit, bei dem Vor­ei­gen­tü­mer des Wa­gens un­mit­tel­bar die not­wen­di­gen Aus­künf­te ein­zu­ho­len; der vor­lie­gen­de Fall – der An­kauf ei­nes zu­letzt in D. zu­ge­las­se­nen Wa­gens bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler in M. – zeigt dies deut­lich. Dem­ge­gen­über ist der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler an­ge­sichts sei­ner Er­fah­rung und der bei ihm vor­aus­zu­set­zen­den Sach­kun­de we­sent­lich bes­ser in der La­ge, bei Her­ein­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens – als Käu­fer wie als Kom­mis­sio­när – Nach­for­schun­gen über das bis­he­ri­ge Schick­sal und ins­be­son­de­re die Fahr­leis­tung des Wa­gens an­zu­stel­len und es von dem Er­geb­nis die­ser Prü­fung ab­hän­gig zu ma­chen, ob er sich zu ei­ner Ki­lo­me­ter­an­ga­be ent­schließt. Als Fach­mann ver­fügt er zu­dem über die bes­se­re Mög­lich­keit, sich an­hand des Er­hal­tungs­zu­stan­des von Wa­gen und Mo­tor ein Bild von der Ge­samt­fahr­leis­tung zu ma­chen und et­wai­ge am Ta­cho­me­ter vor­ge­nom­me­ne Ma­ni­pu­la­tio­nen zu er­ken­nen. In die­sem Zu­sam­men­hang spielt es auch ei­ne ent­schei­den­de Rol­le, ob der Wa­gen – wo­von sich ein sorg­fäl­ti­ger Ge­braucht­wa­gen­händ­ler schon im In­ter­es­se ei­ner sach­ge­rech­ten Preis­kal­ku­la­ti­on zu­nächst un­ter­rich­ten wird – noch mit dem ur­sprüng­li­chen oder be­reits mit ei­nem Aus­tausch­mo­tor ver­se­hen ist. Ver­sieht er da­her bei ei­ner der­ar­ti­gen Sach- und In­ter­es­sen­la­ge sein Ver­kaufs­schild mit ei­ner Ki­lo­me­ter­an­ga­be, so kann und darf der Kauf­in­ter­es­sent, an den die­se Er­klä­rung ge­rich­tet ist, nach Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te (vgl. BGHZ 59, 158 [160]; RGRK-BGB/Mez­ger, a. a. O., § 459 Anm. 21) da­von aus­ge­hen, dass der Händ­ler sich für die­se An­ga­be stark ma­chen, mit­hin ge­mäß § 459 II BGB ei­ne ent­spre­chen­de Ei­gen­schaft zu­si­chern will. Der Um­stand, dass ge­mein­hin im Ge­braucht­wa­gen­han­del die Ge­währ­leis­tung um­fas­send aus­ge­schlos­sen wird und der Se­nat ei­nen der­ar­ti­gen Aus­schluss wie­der­holt als zu­läs­sig und als ein Ge­bot wirt­schaft­li­cher Ver­nunft be­zeich­net hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 21.03.1966 – VI­II ZR 44/64, WM 1966, 473 = NJW 1966, 1070; Urt. v. 08.10.1969 – VI­II ZR 20/68, WM 1969, 1391 = NJW 1970, 29), steht die­ser Aus­le­gung schon des­we­gen nicht ent­ge­gen, weil die An­ga­be der Ge­samt­fahr­leis­tung ge­ra­de ei­ne Aus­nah­me von dem Grund­satz des Ver­kaufs „wie be­sich­tigt“ dar­stellt, zu der sich der Händ­ler aus ei­ge­nem An­trieb und er­sicht­lich zur Ver­kaufs­för­de­rung ent­schlos­sen hat.

3. Rich­tig ist al­ler­dings, dass ei­ne der­ar­ti­ge Zu­si­che­rung – auch oh­ne dass es ei­nes aus­drück­li­chen Hin­wei­ses be­darf – nicht den ge­nau­en Ki­lo­me­ter­stand, son­dern nur die bis­he­ri­ge Fahr­leis­tung in­ner­halb be­stimm­ter Gren­zen zum Ge­gen­stand hat. Das zeigt schon die – auch dem Käu­fer be­kann­te – Übung, der­ar­ti­ge Ki­lo­me­ter­an­ga­ben auf- bzw. ab­zu­run­den. Auch der Käu­fer muss red­li­cher­wei­se da­von aus­ge­hen, dass dem Ver­käu­fer selbst bei noch so sorg­fäl­ti­ger Prü­fung ge­wis­se Ab­wei­chun­gen zwi­schen den Ta­cho­me­ter­an­ga­ben und der tat­säch­li­chen Ge­samt­fahr­leis­tung – et­wa weil der Wa­gen ei­ni­ge Zeit oh­ne Ta­cho­me­ter ge­lau­fen ist – un­be­kannt blei­ben und die­ser in­so­weit er­sicht­lich kei­ne Ge­währ über­neh­men will. Wann im Ein­zel­fall die für die Zu­si­che­rung maß­geb­li­chen Gren­zen noch ein­ge­hal­ten sind, be­darf hier kei­ner wei­te­ren Prü­fung und Ent­schei­dung, denn im vor­lie­gen­den Fall hielt sich die un­strei­tig weit über 100.000 km lie­gen­de Fahr­leis­tung er­sicht­lich nicht mehr in die­sem noch hin­zu­neh­men­den Rah­men ei­ner ge­ring­fü­gi­gen Ab­wei­chung.

4. Die Be­klag­te hat die Haf­tung da­für, dass die von ihr an­ge­ge­be­ne Ge­samt­fahr­leis­tung nicht ent­schei­dend über­schrit­ten war, auch nicht rechts­wirk­sam ab­be­dun­gen.

a) Rich­tig ist al­ler­dings, dass ge­mäß Ab­schnitt I Abs. 3 der Ge­schäfts­be­din­gun­gen für die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft des Kauf­ge­gen­stan­des die schrift­li­che Be­stä­ti­gung des Ver­käu­fers er­for­der­lich ist. Der Se­nat hat ei­ne ver­gleich­ba­re Schrift­form­klau­sel grund­sätz­lich als rechts­wirk­sam be­zeich­net (vgl. Se­nat, Urt. v. 11.10.1967 – VI­II ZR 76/65, WM 1967, 1197 = NJW 1968, 32). In ei­nem Fall wie dem vor­lie­gen­den wür­de sich der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler je­doch mit ei­ner Be­ru­fung auf die Nicht­ein­hal­tung der Schrift­form treu­wid­rig ver­hal­ten (§ 242 BGB). Er weiß um die ent­schei­den­de Be­deu­tung, die im Ge­braucht­wa­gen­han­del ei­ner der­ar­ti­gen Ki­lo­me­ter­an­ga­be für den Kauf­ent­schluss des Käu­fers zu­kommt, kennt al­so die „Si­gnal­wir­kung“, die ge­ra­de in­so­weit von dem Ver­kaufs­schild aus­geht. Er muss auch red­li­cher­wei­se da­mit rech­nen, dass der Käu­fer die­sen An­ga­ben – als von ei­nem Fach­mann ab­ge­ge­ben – Glau­ben schenkt und sich auf sie oh­ne ei­ge­ne, ihm zu­meist gar nicht mög­li­che Nach­prü­fung ver­lässt. Bei ei­ner sol­chen Sach­la­ge wür­de es aber ge­gen Treu und Glau­ben ver­sto­ßen, wenn der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler sich auf ei­ne auf der Rück­sei­te des Kauf­an­tra­ges for­mu­lar­mä­ßig an­ge­brach­te, in ei­ne Viel­zahl von Klau­seln un­ter­schied­lichs­ter Be­deu­tung ein­ge­bet­te­te Schrift­form­klau­sel be­ru­fen, da­mit sei­ner Ki­lo­me­ter­an­ga­be – von dem für den Käu­fer er­fah­rungs­ge­mäß nur schwer nach­zu­wei­sen­den Fall der arg­lis­ti­gen Täu­schung ab­ge­se­hen – je­de Ver­bind­lich­keit neh­men und sie so für den Käu­fer wert­los ma­chen könn­te.

b) Dass der for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss (Ab­schnitt VII Abs. 1 der Ge­schäfts­be­din­gun­gen) die Haf­tung für das Feh­len zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten nicht be­sei­tigt, ent­spricht der ge­fes­tig­ten Recht­spre­chung des Se­na­tes (BGHZ 50, 200; 57, 292 [298]). In­so­weit er­hebt die Re­vi­si­on auch kei­ne Ein­wen­dun­gen.

c) So­weit sich schließ­lich die Be­klag­te dar­auf be­ru­fen hat, ihr Ver­käu­fer V ha­be bei dem Ver­kaufs­ge­spräch er­klärt, er wis­se hin­sicht­lich des strei­ti­gen Wa­gens nicht mehr als in dem Kraft­fahr­zeug­brief ste­he, kann die­se Be­haup­tung als rich­tig un­ter­stellt wer­den; denn sie wür­de die von der Be­klag­ten selbst mit den An­ga­ben auf dem Ver­kaufs­schild ge­ge­be­ne Zu­si­che­rung hin­sicht­lich der Ge­samt­fahr­leis­tung nicht be­rüh­ren.

IV. Die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, der Klä­ger kön­ne von der Be­klag­ten we­gen Feh­lens ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses als Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung ver­lan­gen, er­weist sich mit­hin im Er­geb­nis als zu­tref­fend. Die Re­vi­si­on war da­her … zu­rück­zu­wei­sen.

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