Wird ei­ne Ga­ran­tie­zu­sa­ge le­dig­lich „um den Preis“ ge­ge­ben, dass der Käu­fer als Ga­ran­ti­en­eh­mer das Fahr­zeug in ei­ner be­stimm­ten Art und Wei­se war­tet, stellt sich die Ein­hal­tung der War­tungs­mo­da­li­tä­ten – wirt­schaft­lich ge­se­hen – als „Ge­gen­leis­tung“ für die Ein­stands­pflicht des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers dar. Der­ar­ti­ge Ab­re­den, die Art und Um­fang der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tung und den da­für zu zah­len­den Preis un­mit­tel­bar re­geln, sind ge­mäß § 307 III 1 BGB ei­ner In­halts­kon­trol­le ent­zo­gen.

BGH, Be­schluss vom 09.10.2012 – VI­II ZR 349/11
(vor­her­gend: LG Frei­burg, Ur­teil vom 10.11.2011 – 3 S 77/11)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te bei der Au­to­haus B-GmbH ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug. Er nimmt die Be­klag­te nach ei­nem Mo­tor­scha­den aus ei­ner mit der Ver­käu­fe­rin ge­schlos­se­nen un­ent­gelt­li­chen Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung, de­ren tech­ni­sche Ab­wick­lung die Be­klag­te über­nahm, auf Zah­lung von 1.500 € nebst Zin­sen so­wie auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten in An­spruch.

In § 4 der Ver­ein­ba­rung, die der Klä­ger nach § 307 I BGB für un­wirk­sam hält, heißt es:

„Pflich­ten des Käu­fers/Ga­ran­ti­en­eh­mers

Vor­aus­set­zung für jeg­li­che Ga­ran­tie­an­sprü­che ist, dass der Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer:

1. vor dem Scha­den­fall

a) die an sei­nem Fahr­zeug vom Her­stel­ler vor­ge­schrie­be­nen oder emp­foh­le­nen War­tungs- oder Pfle­ge­ar­bei­ten beim Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber oder bei ei­ner vom Her­stel­ler an­er­kann­ten Ver­trags­werk­statt durch­füh­ren lässt …“

Das Amts­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen; die Be­ru­fung des Klä­gers ist er­folg­los ge­blie­ben. Das BGH wies den Klä­ger dar­auf hin, dass er be­ab­sich­ti­ge, die vom Land­ge­richt zu­ge­las­se­ne Re­vi­si­on durch ein­stim­mi­gen Be­schluss nach § 552a ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: [4]    II. 1. Die durch den Streit­fall auf­ge­wor­fe­nen Rechts­fra­gen sind durch die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung des BGH, ins­be­son­de­re durch das Ur­teil des Se­nats vom 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510 – hin­rei­chend ge­klärt.

[5]    2. Die Re­vi­si­on hat auch kei­ne Aus­sicht auf Er­folg.

[6]    Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, die zi­tier­te Klau­sel schrän­ke die Haupt­leis­tungs­pflicht der Ver­käu­fe­rin aus der Ga­ran­tie­zu­sa­ge nicht ein, son­dern be­schrei­be le­dig­lich die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen die Ver­käu­fe­rin ihr Ga­ran­tie­ver­spre­chen ab­ge­ge­ben ha­be. Die Klau­sel un­ter­liegt da­her ge­mäß § 307 III 1 BGB nicht der In­halts­kon­trol­le All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen.

[7]    Ob ei­ne Klau­sel, die die Ein­stands­pflicht für ei­ne Ga­ran­tie­zu­sa­ge von der Ein­hal­tung be­stimm­ter War­tungs­mo­da­li­tä­ten ab­hän­gig macht, die Haupt­leis­tungs­pflicht des Ver­käu­fers aus der Ga­ran­tie­zu­sa­ge le­dig­lich be­schreibt oder die­se ein­schränkt, hängt da­von ab, ob von dem Käu­fer für die Ga­ran­tie ein Ent­gelt zu zah­len ist. Denn in die­sem Fall bil­det aus Kun­den­sicht das von ihm zu ent­rich­ten­de Ent­gelt die Ge­gen­leis­tung für das Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen des Ga­ran­tie­ge­bers, bei Ma­te­ri­al- oder Her­stel­lungs­feh­lern für die kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur oder den kos­ten­lo­sen Er­satz des be­tref­fen­den Teils ein­ste­hen zu wol­len. In die­sem Fall kor­re­spon­die­ren die Ein­stands­pflicht und das da­für zu zah­len­de Ent­gelt als ge­gen­sei­ti­ge Haupt­leis­tungs­pflich­ten mit­ein­an­der. Macht der Ga­ran­tie­ge­ber sei­ne Ein­stands­pflicht über die Ent­gelt­ver­ein­ba­rung hin­aus zu­sätz­lich von ei­ner be­stimm­ten Art der Durch­füh­rung der War­tungs­ar­bei­ten ab­hän­gig, stellt sich dies aus Kun­den­sicht als Ein­schrän­kung der (ent­gelt­li­chen) Haupt­leis­tungs­pflicht des Ga­ran­tie­ge­bers dar. Der­ar­ti­ge Klau­seln un­ter­lie­gen da­her der In­halts­kon­trol­le nach § 307 ff. BGB.

[8]    Hier­von ist ei­ne Fall­ge­stal­tung, wie sie nach den von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts im Streit­fall vor­liegt, zu un­ter­schei­den, in der die Ga­ran­tie­zu­sa­ge (le­dig­lich) „um den Preis“ ge­ge­ben wird, dass der Käu­fer das Fahr­zeug in ei­ner be­stimm­ten Art und Wei­se war­tet. Die Ein­hal­tung der War­tungs­mo­da­li­tä­ten stellt sich in die­sem Fall – wirt­schaft­lich ge­se­hen – als „Ge­gen­leis­tung“ für die Ein­stands­pflicht des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers dar (Se­nat, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510 Tz. 19 f.). Der­ar­ti­ge Ab­re­den, die Art und Um­fang der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tung und den da­für zu zah­len­den Preis un­mit­tel­bar re­geln, sind ge­mäß § 307 III 1 BGB der In­halts­kon­trol­le ent­zo­gen (Se­nat, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510 Tz. 10).

[9]    c) Da der Klä­ger die bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 120.000 vom Her­stel­ler vor­ge­schrie­be­ne In­spek­ti­on ent­ge­gen § 4 Nr. 1a der Ga­ran­tie­zu­sa­ge nicht bei ei­ner an­er­kann­ten Ver­trags­werk­statt durch­füh­ren ließ, ver­wei­gert die Be­klag­te zu Recht ei­ne Zah­lung aus der Ga­ran­tie …

Hin­weis: Die Re­vi­si­on wur­de zu­rück­ge­nom­men.

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