Die Kla­ge auf Her­aus­ga­be ei­nes Kraft­fahr­zeugs und die Wi­der­kla­ge auf Her­aus­ga­be der Fahr­zeug­pa­pie­re (Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II) be­tref­fen ge­büh­ren­recht­lich den­sel­ben Ge­gen­stand. Die Streit­wer­te sind des­halb nicht ge­mäß § 45 I 1 GKG zu ad­die­ren, son­dern es ist al­lein der hö­he­re Streit­wert maß­geb­lich (§ 45 I 3 GKG).

OLG Nürn­berg, Be­schluss vom 27.08.2019 – 13 W 2775/19

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehr­te die Her­aus­ga­be ei­nes Kraft­fahr­zeugs; der Be­klag­te ver­lang­te wi­der­kla­gend die Her­aus­ga­be der Fahr­zeug­pa­pie­re (Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II, Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung) so­wie der Fahr­zeug­schlüs­sel. Bei­de Par­tei­en nah­men für sich das Ei­gen­tum am Fahr­zeug und an den Fahr­zeug­pa­pie­ren in An­spruch.

Vor dem Land­ge­richt schlos­sen die Par­tei­en ei­nen Ver­gleich.

Das Land­ge­richt hat den Streit­wert von Kla­ge und Wi­der­kla­ge je­weils – dem Wert des Fahr­zeugs ent­spre­chend – mit 51.000 € an­ge­setzt. Dies­be­züg­lich hat es in ei­ner Ver­fü­gung vom 12.07.2019 er­läu­tert, dass bei der Wert­fest­set­zung für die Wi­der­kla­ge ein Ab­schlag nicht vor­zu­neh­men sei, weil hin­ter den Fahr­zeug­pa­pie­ren wirt­schaft­lich das Fahr­zeug ste­he und der Wert des Fahr­zeugs auch bei der Be­wer­tung der auf die Her­aus­ga­be der Fahr­zeug­pa­pie­re ge­rich­te­ten Wi­der­kla­ge an­zu­set­zen sei.

Ge­gen die­se Be­ur­tei­lung wen­den sich die Klä­ge­rin und der Be­klag­te. Die Klä­ge­rin hält ei­ne ein­heit­li­che Be­wer­tung von Kla­ge und Wi­der­kla­ge mit 51.000 € we­gen der Näm­lich­keit des Streit­ge­gen­stan­des für ge­bo­ten. Der Be­klag­te hält ei­nen Ab­schlag von 20 % für die Wi­der­kla­ge für an­ge­mes­sen.

Das OLG Nürn­berg als Be­schwer­de­ge­richt hat den Streit­wert für Kla­ge und Wi­der­kla­ge auf ins­ge­samt 51.000 € fest­ge­setzt.

Aus den Grün­den: 2. Der Streit­wert war wie te­n­o­riert fest­zu­set­zen.

Kla­ge und Wi­der­kla­ge be­tref­fen den näm­li­chen Ge­gen­stand, so­dass die Streit­wer­te nicht ge­mäß § 45 I 1 GKG zu ad­die­ren sind, son­dern al­lein der hö­he­re Wert maß­geb­lich ist (§ 45 I 3 GKG).

Die An­sprü­che aus Kla­ge und Wi­der­kla­ge kön­nen – was Vor­aus­set­zung der Näm­lich­keit des Ge­gen­stan­des ist – nicht in der Art ne­ben­ein­an­der be­ste­hen, dass das Ge­richt un­ter Um­stän­den bei­den An­trä­gen statt­ge­ben kann (vgl. BGH, Beschl. v. 16.12.1964 – VI­II ZR 47/63, ju­ris Rn. 6). Die Par­tei­en strei­ten letzt­lich um das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug. Das Ei­gen­tum an den Fahr­zeug­pa­pie­ren folgt da­bei ent­spre­chend § 952 BGB dem Ei­gen­tum am Fahr­zeug (Pa­landt/Herr­ler, BGB, 78. Aufl., § 952 Rn. 7), so­dass über Fahr­zeug und Pa­pie­re ein­heit­lich zu ent­schei­den ist.

Dem­ge­mäß wird zu Recht an­ge­nom­men, dass die Kla­ge auf Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs und die Wi­der­kla­ge auf Her­aus­ga­be des Fahr­zeug­briefs ge­büh­ren­recht­lich den­sel­ben Ge­gen­stand be­tref­fen (KG, Beschl. v. 12.10.1960 – 15 W 1964/60, Rpfle­ger 1962, 120; OLG Frank­furt a. M., Beschl. v. 01.12.1960 – 6 W 559/60, MDR 1961, 332; Dörn­dor­fer, in: Binz/Dörn­dor­fer/Zim­mer­mann, GKG, FamG­KG, JVEG, 4. Aufl., § 45 GKG Rn. 10; Tous­saint, in: Hart­mann/Tous­saint, Kos­ten­ge­set­ze, 49. Aufl., § 45 GKG Rn. 17; Mons­chau, in: Schnei­der/Her­get, Streit­wert-Kom­men­tar, 14. Aufl., Rn. 3014; a. A. OLG Nürn­berg, Beschl. v. 16.06.1958 – 3 W 120/58, Jur­Bü­ro 1958, 513). Dem schließt sich das Be­schwer­de­ge­richt an. …

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