Ein Kfz-Händ­ler han­delt wett­be­werbs­recht­lich un­lau­ter, wenn er im In­ter­net für ein zum Ver­kauf ste­hen­des Fahr­zeug ei­nen Preis an­gibt, der al­len­falls gilt, wenn das Fahr­zeug ei­ne Ta­ges­zu­las­sung er­hält und der Käu­fer sein Alt­fahr­zeug in Zah­lung gibt, und wenn die­se Ein­schrän­kun­gen für ei­nen Kauf­in­ter­es­sen­ten nicht auf den ers­ten Blick er­sicht­lich sind.

OLG Köln, Ur­teil vom 05.04.2019 – 6 U 179/18

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ist der Zen­tra­le zur Be­kämp­fung un­lau­te­ren Wett­be­werbs Frank­furt am Main e. V. („Wett­be­werbs­zen­tra­le“), ein nach § 8 III Nr. 2 UWG kla­ge­be­fug­ter Ver­ein. Die be­klag­te Kfz-Händ­le­rin bot am 28.12.2016 auf ei­ner In­ter­net­platt­form ei­nen Pkw als „Li­mou­si­ne, Neu­fahr­zeug“ zum Preis von 12.490 € brut­to zum Kauf an. Ihr In­se­rat er­streck­te sich über meh­re­re Bild­schirm­sei­ten, die je­weils durch Her­un­ter­scrol­len er­reicht wer­den konn­ten. Am En­de des In­se­rats hieß es un­ter „Wei­te­res“, dass der an­ge­ge­be­ne „An­ge­bots­preis“ nur „un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Ta­ges­zu­las­sung im Fol­ge­mo­nat“ und bei In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs des Käu­fers gel­te.

Der Klä­ger hält die­se Wer­bung für ir­re­füh­rend. Dass es sich bei dem be­wor­be­nen Pkw um ein Fahr­zeug mit Ta­ges­zu­las­sung han­de­le und der Ver­brau­cher zu­dem ein Ge­braucht­fahr­zeug in Zah­lung ge­ben müs­se, sei­en we­sent­li­che In­for­ma­tio­nen i. S. des § 5a II 1 UWG, die die Be­klag­te nicht recht­zei­tig zur Ver­fü­gung stel­le. Die Wer­bung sei ge­eig­net, die In­ter­es­sen von Mit­be­wer­bern und Ver­brau­chern spür­bar zu be­ein­träch­ti­gen, zu­mal die Fahr­zeu­ge im In­ter­net in al­ler Re­gel nach dem Preis sor­tiert wür­den.

Nach er­folg­lo­ser Ab­mah­nung hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Un­ter­las­sung so­wie auf Er­satz von Ab­mahn­kos­ten (267,50 €) in An­spruch ge­nom­men. Die Be­klag­te hat da­ge­gen ein­ge­wandt, ein Hin­weis auf die Ta­ges­zu­las­sung und die Not­wen­dig­keit der In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens kön­ne auf der von ihr ge­nutz­ten In­ter­net­platt­form text­lich nicht im Preis­feld un­ter­ge­bracht wer­den. Au­ßer­dem wür­den die An­ge­bo­te auf der In­ter­net­platt­form seit ei­ni­gen Mo­na­ten nicht mehr aus­schließ­lich nach Prei­sen sor­tiert, so­dass der an­ge­ge­be­ne Preis nur (noch) ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Be­deu­tung ha­be.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen (LG Aa­chen, Urt. v. 24.08.2018 – 42 O 18/18). Dass das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ei­ne Ta­ges­zu­las­sung ha­be und der an­ge­ge­be­ne Preis nur gel­te, wenn die Be­klag­te ein Ge­braucht­fahr­zeug des Käu­fers in Zah­lung neh­me, sei­en zwar we­sent­li­che In­for­ma­tio­nen i. S. des § 5a II 1 UWG. Ei­ne Ir­re­füh­rung sei je­doch we­gen der un­ter „Wei­te­res“ er­teil­ten In­for­ma­tio­nen nicht ge­ge­ben. In­dem sich ein Ver­brau­cher mit der Wer­bung der Be­klag­ten be­fas­se, tref­fe er noch kei­ne ge­schäft­li­che Ent­schei­dung, und ein Ver­brau­cher, der im Be­griff sei, ei­nen teu­ren Pkw zu er­wer­ben, wer­de den ge­sam­ten In­halt des In­se­rats zur Kennt­nis neh­men.

Mit der Be­ru­fung ver­folgt der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren un­ver­än­dert wei­ter. Er meint, das Land­ge­richt ha­be die kon­kre­te Ge­stal­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen In­se­rats nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt. Ein­gangs wer­de der Ver­brau­cher di­rekt über den Fahr­zeug­typ, den Preis und dar­über in­for­miert, dass es sich um ei­nen Neu­wa­gen hand­le. Schon die­se In­for­ma­tio­nen könn­ten den Ver­brau­cher da­zu ver­an­las­sen, von ei­ner der an­ge­ge­be­nen Kon­takt­mög­lich­kei­ten Ge­brauch zu ma­chen oder die In­ter­net­sei­te der Be­klag­ten auf­zu­su­chen. In die­sen Fäl­len ha­be der Ver­brau­cher in­des ei­ne ge­schäft­li­che Ent­schei­dung ge­trof­fen, und zwar oh­ne die Er­läu­te­run­gen am En­de des In­se­rats zur Kennt­nis ge­nom­men zu ha­ben.

Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung ist be­grün­det.

1. Dem Klä­ger steht ein Un­ter­las­sungs­an­spruch aus § 8 I UWG i. V. mit § 8 III Nr. 2, §§ 3, 5 UWG zu.

a) Der Klä­ger ist als ein un­be­strit­ten nach § 8 III Nr. 2 UWG ak­tiv­le­gi­ti­mier­ter Ver­ein be­rech­tigt, Un­ter­las­sungs­an­sprü­che aus § 8 I UWG gel­tend zu ma­chen.

b) Die an­ge­grif­fe­ne Wer­bung ge­gen­über Ver­brau­chern stellt ei­ne ge­schäft­li­che Hand­lung i. S. des § 2 I Nr. 1 UWG dar.

c) Ei­ne sol­che ge­schäft­li­che Hand­lung ist nach § 3 I UWG un­zu­läs­sig, wenn sie un­lau­ter ist. Der Klä­ger be­ruft sich auf die Un­lau­ter­keitstat­be­stän­de der Ir­re­füh­rung (§§ 5, 5a II, III UWG) so­wie auf ei­nen Ver­stoß ge­gen die Preis­an­ga­ben­ver­ord­nung (PAngV).

aa) Auch wenn hier un­strei­tig ein qua­li­fi­zier­tes An­ge­bot nach § 5a III UWG vor­liegt, in­so­weit ei­ne An­wen­dung des § 5a III Nr. 3 UWG na­he­liegt und der Klä­ger sich in ers­ter In­stanz auch nur auf § 5a UWG be­ru­fen hat, ist die von ihm ge­rüg­te Ir­re­füh­rung nach § 5 UWG zu be­ur­tei­len. Es geht um ei­ne ge­gen die Grund­sät­ze der Preis­wahr­heit und Preis­klar­heit ver­sto­ßen­de Preis­an­ga­be und da­mit um ei­ne ir­re­füh­ren­de Hand­lung, nicht um das Be­ste­hen von In­for­ma­ti­ons­pflich­ten/ein ir­re­füh­ren­des Un­ter­las­sen i. S. des § 5a UWG. Ein ir­re­füh­ren­des Han­deln i. S. des § 5 UWG liegt grund­sätz­lich dann vor, wenn das Ver­hal­ten des Un­ter­neh­mers aus der Sicht der Ab­neh­mer ei­nen fal­schen Ge­samt­ein­druck be­grün­det und das Un­ter­las­sen nur dar­in be­steht, dass die Fehl­vor­stel­lung nicht aus­ge­räumt wird. Erst wenn – wie hier nicht – an dem Vor­lie­gen ei­ner Fehl­vor­stel­lung Zwei­fel be­ste­hen oder der Ab­neh­mer sich über ei­nen be­stimm­ten Um­stand, der sei­ne Ent­schei­dung be­ein­flus­sen könn­te, kei­ne Ge­dan­ken macht, ist zu fra­gen, ob der Un­ter­neh­mer den Ab­neh­mer ent­spre­chend hät­te auf­klä­ren müs­sen (s. Köh­ler, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, UWG, 37. Aufl., § 5a Rn. 1.14).

bb) Nach § 5 I 1 UWG han­delt un­lau­ter, wer ei­ne ir­re­füh­ren­de ge­schäft­li­che Hand­lung vor­nimmt, die ge­eig­net ist, den Ver­brau­cher zu ei­ner ge­schäft­li­chen Ent­schei­dung zu ver­an­las­sen, die er an­dern­falls nicht ge­trof­fen hät­te. Ei­ne ge­schäft­li­che Hand­lung ist zum Bei­spiel dann ir­re­füh­rend, wenn sie un­wah­re oder sons­ti­ge zur Täu­schung ge­eig­ne­te An­ga­ben über den Preis ent­hält (§ 5 I 2 Nr. 2 UWG). We­gen der Be­deu­tung des Prei­ses für den Ab­satz ist ein wirk­sa­mer Schutz vor irr­füh­ren­den Preis­an­ga­ben un­be­dingt ge­bo­ten und die wett­be­werb­li­che Re­le­vanz in der Re­gel ge­ge­ben (Born­kamm/Fed­der­sen, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, UWG, 37. Aufl., § 5 Rn. 3.22 f.).

(1) Die Preis­an­ga­be in der streit­ge­gen­ständ­li­chen Wer­bung ist falsch.

Die Wer­bung er­weckt beim an­ge­spro­che­nen in­for­mier­ten Durch­schnitts­ver­brau­cher den Ein­druck, dass der ab­ge­bil­de­te Pkw als Neu­wa­gen für 12.490 € ge­kauft wer­den kann, und zwar von je­der­mann. Die Wer­bung rich­tet sich un­ein­ge­schränkt an al­le Ver­brau­cher. Der gleich im ers­ten Rah­men­feld aus­ge­wie­se­ne Brut­to­preis be­zieht sich ge­mäß den An­ga­ben un­ter „Tech­ni­sche Da­ten“ im dem un­mit­tel­bar dar­un­ter be­find­li­chen zwei­ten Rah­men­feld auf ein „Neu­fahr­zeug“.

Der mit der Wer­bung er­weck­te Ein­druck stimmt mit den tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­sen in dop­pel­ter Hin­sicht nicht über­ein.

(a) Zum ei­nen gilt der Preis nur dann, wenn für den Wa­gen ei­ne Ta­ges­zu­las­sung vor­ge­nom­men wird. Dies ist un­strei­tig und von der Be­klag­ten selbst so vor­ge­tra­gen; ob es sich da­bei um ei­nen Aus­rut­scher han­delt oder nicht, ist für den ver­schul­dens­un­an­hän­gi­gen Un­ter­las­sungs­an­spruch oh­ne Be­lang. Schon in der De­tail­su­che bei www.….de wird zwi­schen Neu­wa­gen mit und oh­ne Ta­ges­zu­las­sung un­ter­schie­den, so­dass der in­for­mier­te Durch­schnitts­ver­brau­cher die An­ga­be „Neu­fahr­zeug“ auf ein sol­ches oh­ne Ta­ges­zu­las­sung be­zieht, bei dem er als ers­ter Hal­ter ein­ge­tra­gen wird. Dies kann der Se­nat, des­sen Mit­glie­der zum an­ge­spro­che­nen Ver­kehrs­kreis ge­hö­ren, oh­ne Wei­te­res selbst be­ur­tei­len. Ein Wa­gen mit Ta­ges­zu­las­sung ist in al­ler Re­gel deut­lich preis­güns­ti­ger als ein Neu­wa­gen und kann ge­gen­über die­sem in ver­schie­de­ner Hin­sicht (Ga­ran­tiel­auf­zeit, Wie­der­ver­kaufs­wert pp.) wirt­schaft­li­che Nach­tei­le ha­ben. Dass nach der Recht­spre­chung des BGH im Be­reich des Ge­währ­leis­tungs­rechts ein Wa­gen mit Ta­ges­zu­las­sung un­ter be­stimm­ten Um­stän­den noch als „fa­krikbneu“ gel­ten kann und dann nicht mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet ist, spielt für das hier maß­geb­li­che Ver­kehrs­ver­ständ­nis kei­ne Rol­le.

Dem Ein­wand der Be­klag­ten, dass, so­weit sie auf www.….de Ta­ges­zu­las­sun­gen be­wer­be, dies für je­den In­ter­es­sen­ten schon da­durch klar wer­de, dass im Por­tal ein ei­ge­ner Markt­platz „Ta­ges­zu­las­sun­gen“ be­ste­he, in Ab­gren­zung zu Neu­wa­gen und Ge­braucht­wa­gen, kann nicht bei­ge­tre­ten wer­den. Selbst wenn die Be­klag­te die an­ge­grif­fe­ne Wer­bung un­ter „Ta­ges­zu­las­sung“ ge­schal­tet ha­ben soll­te, war nicht aus­ge­schlos­sen, dass sie auch In­ter­es­sen­ten für Neu­wa­gen an­ge­zeigt wur­de. Auf der Platt­form www.….de lässt sich in der Such­mas­ke zwar ei­ne Ein­schrän­kung vor­neh­men, wo­nach nur Ta­ges­zu­las­sun­gen an­ge­zeigt wer­den sol­len; nimmt man die­se Ein­schrän­kungs­mög­lich­keit je­doch nicht in An­spruch, er­schei­nen in der Er­geb­nis­lis­te ne­ben­ein­an­der Ta­ges­zu­las­sun­gen und Neu­wa­gen.

(b) Zum an­de­ren gilt der Preis nur für die Ver­brau­cher, die über ein zu­ge­las­se­nes Ge­braucht­fahr­zeug ver­fü­gen und zu­dem be­reit sind, ih­ren Alt­wa­gen bei der Be­klag­ten in Zah­lung zu ge­ben. Ver­brau­cher, die erst­ma­lig ei­nen Wa­gen kau­fen oder ih­ren Alt­wa­gen selbst an­der­wei­tig (best­mög­lich) wei­ter­ver­äu­ßern möch­ten, konn­ten den be­wor­be­nen Wa­gen zum an­ge­ge­be­nen Preis nicht er­wer­ben. Tat­säch­lich konn­te so­gar nie­mand den Wa­gen zum an­ge­ge­be­nen Preis kau­fen, da in je­dem Fall zu­sätz­lich ein Ge­braucht­wa­gen an die Be­klag­te zu über­eig­nen war und der – un­be­stimm­te – Preis für die­sen dann auf den an­ge­ge­be­nen Brut­to­preis von 12.490 € an­zu­rech­nen war.

(2) Be­züg­lich bei­der Punk­te liegt ei­ne so­ge­nann­te dreis­te Lü­ge vor. Ei­ne sol­che kann nicht durch ei­nen er­läu­tern­den Zu­satz rich­tig­ge­stellt wer­den (s. Born­kamm/Fed­der­sen, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, a. a. O., § 5 Rn. 1.89; Drey­er, in: Har­te-Ba­ve­damm/Hen­ning-Bo­de­wig, UWG, 4. Aufl., § 5 Rn. B 129 ff.).

Die Platt­form www.….de gibt die Ka­te­go­ri­en „Neu­wa­gen“ und „Ta­ges­zu­las­sung“ aus­drück­lich vor, so­dass kein ver­nünf­ti­ger An­lass da­für be­stand, das Fahr­zeug un­ter „Neu­wa­gen“ ein­zu­stel­len und ei­nen Preis für ei­nen Wa­gen mit Ta­ges­zu­las­sung an­zu­ge­ben.

Auch für den Vor­be­halt der In­zah­lung­ga­be ei­nes Ge­braucht­wa­gens be­stand kein ver­nünf­ti­ger An­lass. So­weit die Be­klag­te vor­trägt, dass es über­haupt kei­nen „Nor­mal­preis“ ge­be, son­dern viel­mehr ei­ne Fül­le von Prei­sen für ganz un­ter­schied­li­che Kun­den, recht­fer­tigt dies die da­mit im Er­geb­nis aus­drück­lich zu­ge­stan­de­ne Ir­re­füh­rung ge­ra­de nicht. Wird mit ei­ner Preis­an­ga­be ge­wor­ben, muss die­se den Grund­sät­ze der Preis­wahr­heit und Preis­klar­heit ge­nü­gen. Preis­wahr­heit be­deu­tet, dass der an­ge­ge­be­ne Preis mit dem Preis über­ein­stim­men muss, den der Ver­brau­cher tat­säch­lich zu zah­len hat; Preis­klar­heit be­deu­tet, dass der an­ge­ge­be­ne Preis für den Ver­brau­cher klar er­kenn­bar, ver­ständ­lich und un­zwei­deu­tig sein muss. Ist dies nicht der Fall, ist (ne­ben dem Rechts­brucht­at­be­stand des § 3a UWG i. V. mit den Re­ge­lun­gen der PAngV als Markt­ver­hal­tens­vor­schrif­ten) der Ir­re­füh­rungs­tat­be­stand des § 5 I Nr. 2 UWG er­füllt (s. Köh­ler, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, a. a. O., Vor­be­mer­kun­gen PAngV Rn. 6, § 1 PAngV Rn. 36 f., 44). Preis­an­ga­ben sol­len durch ei­ne sach­lich zu­tref­fen­de und voll­stän­di­ge Ver­brau­cher­infor­ma­ti­on Klar­heit über die Prei­se und ih­re Ge­stal­tung ge­währ­leis­ten. Zu­gleich soll ver­hin­dert wer­den, dass der Ver­brau­cher sei­ne Preis­vor­stel­lun­gen an­hand un­ter­ein­an­der nicht mehr ver­gleich­ba­rer Prei­se ge­win­nen muss (s. Köh­ler, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, a. a. O., Vor­be­mer­kun­gen PAngV Rn. 2, 5). Die streit­ge­gen­ständ­li­che Wer­bung der Be­klag­ten lässt na­tur­ge­mäß of­fen, wie das Ent­gelt für den Ge­braucht­wa­gen zu be­stim­men ist. Es bleibt un­klar, wel­chen Preis der Ver­brauch im Er­geb­nis zu zah­len ha­ben wird. In­so­weit ver­stöß die an­ge­grif­fe­ne Wer­bung nicht nur ge­gen das Ge­bot der Preis­wahr­heit son­dern vor al­lem auch ge­gen das Ge­bot der Preis­klar­heit. Für den Ver­brau­cher ist die an­ge­grif­fe­ne Preis­an­ga­be letzt­lich wert­los; er kann das An­ge­bot der Be­klag­ten in preis­li­cher Hin­sicht nicht sinn­voll mit den An­ge­bo­ten an­de­rer Händ­ler ver­glei­chen.

(3) Aber selbst wenn – wie nicht – hier noch ei­ne so­ge­nann­te hal­be Wahr­heit vor­lä­ge, füh­ren die An­ga­ben un­ter „Wei­te­res“ am En­de der Wer­bung kei­nes­wegs aus der Täu­schung hin­aus.

Das ers­te Rah­men­feld der In­ter­net­wer­bung mit der Ab­bil­dung des Wa­gens, sei­ner Be­zeich­nung „…“ und der Preis­an­ga­be „12.490 € (brut­to)“ stellt den Blick­fang der Wer­bung dar. Da­bei hat auch die für den Ver­brau­cher be­son­ders in­ter­es­san­te und fett her­vor­ge­ho­be­ne Ge­samt­preis­an­ga­be am Blick­fang teil. Im Ge­samt­kon­text der Wer­bung ist die Preis­an­ga­be im Ver­gleich zu den sons­ti­gen An­ga­ben her­aus­ge­stellt; sie soll – wie üb­lich – in Kom­bi­na­ti­on mit dem ab­ge­bil­de­ten Fahr­zeug die Auf­merk­sam­keit des Pu­bli­kums er­we­cken.

Ver­mit­telt der Blick­fang für sich ge­nom­men ei­ne feh­ler­haf­te Vor­stel­lung, kann der da­durch ver­an­lass­te Irr­tum re­gel­mä­ßig nur durch ei­nen kla­ren und un­miss­ver­ständ­li­chen Hin­weis aus­ge­schlos­sen wer­den, der selbst am Blick­fang Teil hat. Zwar ist nicht in je­dem Fall ein Stern­chen­hin­weis oder ein an­de­rer klar­stel­len­der Hin­weis an den iso­liert ir­re­füh­ren­den blick­fang­mä­ßi­gen An­ga­ben in der Wer­bung er­for­der­lich, um ei­nen Irr­tum der Ver­brau­cher aus­zu­schlie­ßen. Viel­mehr kann es ge­nü­gen, dass es sich um ei­ne Wer­bung – et­wa für lang­le­bi­ge und kost­spie­li­ge Gü­ter – han­delt, mit der sich der Ver­brau­cher ein­ge­hend und nicht nur flüch­tig be­fasst und die er auf­grund ei­ner kur­zen und über­sicht­li­chen Ge­stal­tung ins­ge­samt zur Kennt­nis neh­men wird. Ei­ne Wer­bung ist je­doch nur dann „kurz und über­sicht­lich“ ge­stal­tet, wenn der Zu­sam­men­hang zwi­schen un­rich­ti­ger Blick­fang­wer­bung und auf­klä­ren­dem Hin­weis ge­wis­ser­ma­ßen „auf ei­nen Blick“ er­kannt wer­den kann, weil bei­de Be­stand­tei­le in räum­li­cher Nä­he zu­ein­an­der ste­hen und die auf­klä­ren­de In­for­ma­ti­on nicht in ei­nem un­über­sicht­li­chen Text ver­steckt wird. Ins­ge­samt ist die An­nah­me, der Ver­brau­cher wer­de die Ein­schrän­kung ei­ner blick­fang­mä­ßig her­aus­ge­stell­ten Wer­be­aus­sa­ge durch ei­ne an­de­re Aus­sa­ge in der Wer­bung er­ken­nen, zu der er nicht durch ei­nen kla­ren und un­miss­ver­ständ­li­chen Hin­weis an der blick­fang­mä­ßig her­aus­ge­stell­ten Aus­sa­ge hin­ge­führt wird, nur un­ter en­gen Vor­aus­set­zun­gen ge­recht­fer­tigt (BGH, Urt. v. 21.09.2017 – I ZR 53/16, GRUR 2018, 320 Rn. 24 – Fest­zins Plus; Born­kamm/Fed­der­sen, in: Köh­ler/Born­kamm/Fed­der­sen, a. a. O., § 5 Rn. 1.90 f.).

Nach die­sen Maß­stä­ben kön­nen die Hin­wei­se un­ter „Wei­te­res“ am En­de der Wer­bung die Ir­re­füh­rung nicht aus­räu­men. Die Wer­bung ist ge­ra­de nicht „kurz und über­sicht­lich“ ge­stal­tet. Zwi­schen der Preis­an­ga­be und dem auf sie be­zo­ge­nen Hin­weis be­fin­den sich viel­mehr meh­re­re Sei­ten mit um­fang­rei­chem Text. Die An­ga­ben zum An­ge­bots­preis fin­den sich zu­dem gut ver­steckt mit­ten in ei­nem un­über­sicht­li­chen Fließ­text mit un­zu­sam­men­hän­gen­dem In­halt vor­der­grün­dig rein in­for­ma­ti­ver Art. An­ge­sichts der un­über­sicht­li­chen Ge­stal­tung der Wer­bung wirkt sich auch nicht aus, dass die An­schaf­fung ei­nes neu­en Pkw für den Ver­brau­cher in der Re­gel ei­ne wirt­schaft­lich be­son­ders be­deut­sa­me Ent­schei­dung dar­stellt, bei der an­zu­neh­men ist, dass er sich mit Wer­be­an­ga­ben ein­ge­hend be­fasst (vgl. in­so­weit BGH, Urt. v. 18.12.2014 – I ZR 129/13, GRUR 2015, 698 Rn. 19 – Schlaf­zim­mer kom­plett). Auch bei wirt­schaft­lich be­deut­sa­men Er­werbs­vor­gän­gen ist nach der Le­bens­er­fah­rung nicht si­cher­ge­stellt, dass der Irr­tum, der durch ei­ne ir­re­füh­ren­de Blick­fang­wer­bung ver­ur­sacht wird, durch ei­nen Hin­weis am En­de ei­nes nach­fol­gen­den um­fang­rei­chen und un­über­sicht­li­chen Tex­tes aus­ge­räumt wird, des­sen in­halt­li­cher Be­zug zum Blick­fang nicht klar­ge­stellt wird (BGH, Urt. v. 21.09.2017 – I ZR 53/16, GRUR 2018, 320 Rn. 26 – Fest­zins Plus). Die An­nah­me des Land­ge­richts, der Ver­brau­cher le­se sich erst die ge­sam­te Wer­bung in al­len Ein­zel­hei­ten durch, ein­schließ­lich der An­ga­ben in ei­nem zwei­ten, wei­te­re In­for­ma­tio­nen be­tref­fen­den „Wei­te­res“ am En­de der Wer­bung, er­scheint fern­lie­gend­aus. Je­den­falls der Ver­brau­cher, der sich im Rah­men der Su­che nach ei­nem Neu­fahr­zeug – wie wohl re­gel­mä­ßig, zu­min­dest aber nicht sel­ten – be­reits an­der­wei­tig mit dem Wa­gen­typ und sei­nen tech­ni­schen De­tails be­schäf­tigt hat, be­nö­tigt zur Be­wer­tung des An­ge­bots der Be­klag­ten als für ihn in­ter­es­sant oder nicht ne­ben dem Kauf­preis nur we­ni­ge wei­te­re In­for­ma­tio­nen und wird nicht die ge­sam­te Wer­bung bis zum En­de gründ­lich durch­le­sen.

(4) Die an­ge­grif­fe­ne Wer­bung ist ge­eig­net, den Markt­teil­neh­mer zu ei­ner ge­schäft­li­chen Ent­schei­dung zu ver­an­las­sen, die er an­dern­falls nicht ge­trof­fen hät­te. Das Be­fas­sen mit der Be­wer­bung al­lei­ne mag noch kei­ne ge­schäft­li­che Hand­lung dar­stel­len (krit. hier­zu Born­kamm, in: Köh­ler/Born­kamm, UWG, 34. Aufl., § 5 Rn. 2.98a). Der Ver­brau­cher soll durch die an­ge­grif­fe­ne Wer­bung je­doch ver­an­lasst wer­den, sich mit der Be­klag­ten per E-Mail oder te­le­fo­nisch in Ver­bin­dung zu set­zen oder die Händ­ler­home­page auf­zu­su­chen. Ge­nau die­se Mög­lich­kei­ten er­öff­net das un­mit­tel­bar ne­ben das ers­te Rah­men­feld mit der Ab­bil­dung des Wa­gens, sei­ner Be­schrei­bung und der Brut­to­preis­an­ga­be ge­setz­te Feld mit den Kon­takt­da­ten der Be­kla­gen. Ei­ne sol­che Kon­takt­auf­nah­me ist – eben­so wie das Auf­su­chen des Ge­schäfts­lo­kals des Wer­ben­den – ei­ne ge­schäft­li­che Hand­lung i. S. des § 5 UWG. Ei­ne nicht un­er­heb­li­che An­zahl von Ver­brau­chern wird sich für oder ge­gen ei­ne nä­he­re Be­schäf­ti­gung mit dem An­ge­bot der Be­klag­ten ent­schei­den, oh­ne die Wer­bung voll­stän­dig ge­le­sen zu ha­ben.

(5) Auf ei­ne räum­li­che Be­schrän­kung des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels (s. § 5a IV UWG) kann sich die Be­klag­te im Rah­men der Ir­re­füh­rung durch ei­ne fal­sche Preis­an­ga­be nach § 5 UWG nicht be­ru­fen. Un­ab­hän­gig da­von wä­re es ihr aber auch oh­ne Wei­te­res mög­lich ge­we­sen, den „rich­ti­gen“ Preis an­zu­ge­ben, das heißt den Preis, für den je­der­mann den ab­ge­bil­de­ten Pkw als Neu­wa­gen oh­ne Ta­ges­zu­las­sung und oh­ne Ver­ein­ba­rung ei­ner Ge­braucht­wa­gen-In­zah­lung­nah­me von ihr hät­te er­wer­ben kön­nen. Im Fol­gen­den hät­tet die Be­klag­te dann zum Bei­spiel ei­nen Preis­nach­lass für die In­zah­lung­ga­be ei­nes Ge­braucht­wa­gens be­wer­ben kön­nen.

Der Ein­wand der Be­klag­ten, es ge­be kei­nen „rich­ti­gen“ Preis im Sin­ne ei­nes Nor­mal­prei­ses, ist un­er­heb­lich. Der Preis für den ab­ge­bil­de­ten Wa­gen als Neu­wa­gen, oh­ne Ta­ges­zu­las­sung oder sons­ti­ge den Preis min­dern­de Um­stän­de, mag sich der un­ver­bind­li­chen Preis­emp­feh­lung des Her­stel­lers an­nä­hern und in­so­weit we­ni­ger wer­be­wirk­sam sein; dies recht­fer­tigt je­doch ge­ra­de kei­ne ir­re­füh­ren­de Wer­bung un­ter An­ga­be ei­nes ob­jek­tiv fal­schen und miss­ver­ständ­li­chen/zwei­deu­ti­gen Prei­ses.

Wel­chen Ein­fluss der an­ge­ge­be­ne Preis auf das Ran­king in­ner­halb Platt­form www.….de hat­te bzw. hat, ist eben­falls nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

d) Die für den Un­ter­las­sungs­an­spruch nach § 8 I UWG er­for­der­li­che Wie­der­ho­lungs­ge­fahr folgt aus der be­reits vor­ge­nom­me­nen Ver­let­zungs­hand­lung.

2. Der An­nex­an­spruch auf Er­stat­tung der Ab­mahn­kos­ten aus § 12 I 2 UWG folgt dem Schick­sal des Un­ter­las­sungs­an­spruchs. Ge­gen die Hö­he der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Kos­ten­pau­scha­le hat die Be­klag­te kei­ne Ein­wän­de er­ho­ben.

3. Der Zins­an­spruch folgt aus §§ 291, 288 I 2 BGB. …

PDF er­stel­len