1. Wird nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit die in Streit be­fan­ge­ne Sa­che ver­äu­ßert, so muss der Rechts­nach­fol­ger des Ver­äu­ße­rers ei­nen zwi­schen dem Ver­äu­ße­rer und dem Pro­zess­geg­ner ge­schlos­se­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­gen sich gel­ten las­sen, wenn und so­weit der In­halt des Ver­gleichs auch das Er­geb­nis ei­nes Ur­teils in dem an­hän­gi­gen Pro­zess sein könn­te und sich die Rechts­kraft ei­nes sol­chen Ur­teils auf den Rechts­nach­fol­ger er­streckt hät­te; un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen kann dem Pro­zess­geg­ner ge­mäß §§ 795, 727 ZPO ei­ne voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung ge­gen den Rechts­nach­fol­ger des Ver­äu­ße­rers er­teilt wer­den (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 14.05.1986 – IVa ZR 146/85, NJW-RR 1987, 307; Urt. v. 09.12.1992 – VI­II ZR 218/91, BGHZ 120, 387, 392).
  2. Ver­äu­ßert der Rechts­in­ha­ber die streit­be­fan­ge­ne Sa­che nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit und er­geht ge­gen ihn ein Ur­teil, so er­streckt sich des­sen Rechts­kraft ge­mäß § 325 I ZPO auch dann auf den Rechts­nach­fol­ger, wenn die­ser die Rechts­hän­gig­keit bei Rechts­er­werb we­der kann­te noch ken­nen muss­te.
  3. Die in § 325 II ZPO an­ge­ord­ne­te ent­spre­chen­de An­wen­dung der Vor­schrif­ten des bür­ger­li­chen Rechts zu­guns­ten der­je­ni­gen, die Rech­te von ei­nem Nicht­be­rech­tig­ten her­lei­ten, be­trifft al­lein die Ver­äu­ße­rung durch ei­nen Nicht­be­rech­tig­ten; in­so­weit er­streckt sich die Rechts­kraft ei­nes nach­tei­li­gen Ur­teils nicht auf den Rechts­nach­fol­ger, wenn sich des­sen gu­ter Glau­be so­wohl auf die Rechts­in­ha­ber­schaft des Ver­äu­ße­rers als auch auf die feh­len­de Rechts­hän­gig­keit be­zieht („dop­pel­te Gut­gläu­big­keit“; Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 07.05.1991 – VI ZR 259/90, BGHZ 114, 305, 309 f.).

BGH, Ur­teil vom 14.09.2018 – V ZR 267/17

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en sind Ei­gen­tü­mer be­nach­bar­ter Grund­stü­cke. Der Be­klag­te er­hob im Jahr 2011 Kla­ge ge­gen den Ehe­mann der jet­zi­gen Klä­ge­rin (im Fol­gen­den: Ehe­mann) als da­ma­li­gen Ei­gen­tü­mer des be­nach­bar­ten Grund­stücks we­gen der Blend­wir­kung der auf dem Haus­dach an­ge­brach­ten Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge. Im Jahr 2013 über­trug der Ehe­mann das Grund­stück im We­ge der Schen­kung auf die Klä­ge­rin und be­hielt sich den Nieß­brauch vor. Der lau­fen­de Rechts­streit, in dem der Ei­gen­tums­über­gang nicht of­fen­ge­legt wur­de, en­de­te am 12.03.2014 mit ei­nem in An­we­sen­heit der Klä­ge­rin ge­schlos­se­nen Pro­zess­ver­gleich. Dar­in ver­pflich­te­te sich der Ehe­mann, be­stimm­te Tei­le der So­lar­mo­du­le zu ent­fer­nen und nicht durch an­de­re Mo­du­le zu er­set­zen. Weil er die­ser Ver­pflich­tung nicht nach­kam, wur­de der Be­klag­te durch Be­schluss vom 21.10.2016 zur Er­satz­vor­nah­me er­mäch­tigt.

Nun­mehr will die Klä­ge­rin die Zwangs­voll­stre­ckung in die So­lar­mo­du­le im We­ge der Dritt­wi­der­spruchs­kla­ge für un­zu­läs­sig er­klä­ren las­sen; sie be­ruft sich auf ihr Ei­gen­tum an dem Grund­stück und an der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung war er­folg­los, und auch die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, mit der sie ihr Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts, des­sen Ent­schei­dung in MDR 2017, 1442 ver­öf­fent­licht ist, kann die Dritt­wi­der­spruchs­kla­ge nur dann Er­folg ha­ben, wenn die Zwangs­voll­stre­ckung in ei­nen Ver­mö­gens­ge­gen­stand der Klä­ge­rin ein­greift, der nicht für den Ti­tel haf­tet. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sei­en nicht ge­ge­ben. Vor An­hän­gig­keit des Rechts­streits ha­be die An­la­ge nicht im Mit­ei­gen­tum der Klä­ge­rin ge­stan­den. Zwar sei ei­ne so­ge­nann­te Auf-Dach-Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge nicht als Grund­stücks­be­stand­teil, son­dern als be­weg­li­che Sa­che an­zu­se­hen. Das mit der Er­rich­tung be­auf­trag­te Un­ter­neh­men ha­be die An­la­ge aber an den Ehe­mann über­eig­net, der als da­ma­li­ger Grund­stücks­ei­gen­tü­mer den Auf­trag er­teilt, die Rech­nung von sei­nem Kon­to be­zahlt und dort­hin auch die Ein­spei­se­ver­gü­tung be­zo­gen ha­be. Selbst wenn die Klä­ge­rin im Zu­ge der nach An­hän­gig­keit des Rechts­streits er­folg­ten Grund­stücks­über­tra­gung Al­lein­ei­gen­tum an der An­la­ge er­wor­ben ha­ben soll­te, kön­ne sie der Voll­stre­ckung nicht wi­der­spre­chen, weil sie ge­mäß § 265 II ZPO ei­ner pro­zes­sua­len Mit­haf­tung un­ter­lie­ge, die ei­ne Um­schrei­bung des Ver­gleichs ge­mäß §§ 795, 727 ZPO er­mög­li­che. Die Bin­dung ei­nes Rechts­nach­fol­gers an den von dem Rechts­vor­gän­ger ge­schlos­se­nen Pro­zess­ver­gleich sei zwar um­strit­ten. Der Rechts­nach­fol­ger müs­se sich den Ver­gleichs­ab­schluss aber je­den­falls dann zu­rech­nen las­sen, wenn er – wie hier – bei Er­werb des Ei­gen­tums von dem an­hän­gi­gen Rechts­streit und des­sen Fort­füh­rung durch den Rechts­vor­gän­ger ge­wusst ha­be.

II. Die Re­vi­si­on ist zu­rück­zu­wei­sen. Die Ab­wei­sung der Dritt­wi­der­spruchs­kla­ge ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.

1. Die Ver­fah­rens­rüge, die sich ge­gen die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts rich­tet, die Klä­ge­rin ha­be be­reits vor Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit Mit­ei­gen­tum an der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge er­langt, kann dem Rechts­mit­tel schon des­halb nicht zum Er­folg ver­hel­fen, weil die Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge nicht „Ge­gen­stand der Zwangs­voll­stre­ckung“ i. S. von § 771 I ZPO ist. Das ge­richt­li­che Ver­fah­ren hat­te grund­stücks­be­zo­ge­ne An­sprü­che ge­mäß § 1004 I BGB i. V. mit § 906 BGB zum Ge­gen­stand. In dem ge­richt­li­chen Ver­gleich, aus dem nun­mehr die Voll­stre­ckung be­trie­ben wird, hat sich der Ehe­mann da­zu ver­pflich­tet, die Be­ein­träch­ti­gung des Nach­bar­grund­stücks auf ei­ne be­stimm­te Wei­se – näm­lich durch teil­wei­se De­mon­ta­ge der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge – zu be­sei­ti­gen. Die­se Hand­lung soll nun im We­ge der Er­satz­vor­nah­me vor­ge­nom­men wer­den. Ei­ne sol­che Voll­stre­ckung nach § 887 ZPO er­folgt nor­ma­ler­wei­se nicht in ei­nen Ver­mö­gens­ge­gen­stand, so­dass ei­ne Dritt­wi­der­spruchs­kla­ge oh­ne­hin nicht in Be­tracht kommt (Münch­Komm-ZPO/K. Schmidt/Brink­mann, 5. Aufl., § 771 Rn. 6). An­ders liegt es aber im An­wen­dungs­be­reich von § 906 BGB, in dem „bild­lich ge­spro­chen das Grund­stück als das be­rech­tig­te oder ver­pflich­te­te Sub­jekt und der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer nur als des­sen Ver­tre­ter er­scheint“ (so un­ter Be­zug auf RGZ 40, 333, 337 zu §§ 265, 266 ZPO: Se­nat, Urt. v. 15.02.2008 – V ZR 222/06, BGHZ 175, 253 Rn. 8). Auch wenn es um die Er­wir­kung ei­ner Hand­lung geht, ist in­so­weit das emit­tie­ren­de Grund­stück als Ge­gen­stand der Zwangs­voll­stre­ckung i. S. von § 771 I ZPO zu be­han­deln, und zwar un­ab­hän­gig da­von, ob die Be­ein­träch­ti­gung von dem Grund­stück selbst oder von dar­auf be­find­li­chen be­weg­li­chen Ge­gen­stän­den aus­geht.

2. Da die Klä­ge­rin das Al­lein­ei­gen­tum an dem Grund­stück nach Rechts­hän­gig­keit er­langt hat, kommt es für den Er­folg ih­rer Dritt­wi­der­spruchs­kla­ge – wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig er­kennt – ent­schei­dend dar­auf an, ob sie den von ih­rem Ehe­mann ge­schlos­se­nen Ver­gleich ge­mäß § 265 II 1 ZPO ge­gen sich gel­ten las­sen muss und dem Be­klag­ten in­fol­ge­des­sen ge­mäß §§ 795, 727 ZPO ei­ne voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung des ge­richt­li­chen Ver­gleichs ge­gen sie er­teilt wer­den könn­te. Als Rechts­nach­fol­ge­rin wä­re die Klä­ge­rin näm­lich nicht „Drit­ter“ i. S. von § 771 ZPO; es fehl­te an dem er­for­der­li­chen Über­griff der Zwangs­voll­stre­ckung auf das Ver­mö­gen ei­nes Drit­ten, das nicht für die Ti­tel­for­de­rung haf­tet (vgl. hier­zu Münch­Komm-ZPO/K. Schmidt/Brink­mann, a. a. O., § 771 Rn. 16).

a) Ge­mäß § 265 II 1 ZPO hat ei­ne nach Rechts­hän­gig­keit er­folg­te Ver­äu­ße­rung der in Streit be­fan­ge­nen Sa­che kei­nen Ein­fluss auf den Pro­zess. Nach der Recht­spre­chung des Se­nats ist die­se Vor­schrift auch dann (ent­spre­chend) an­zu­wen­den, wenn – wie hier – ein Grund­stück, von dem Ein­wir­kun­gen auf das Nach­bar­grund­stück aus­ge­hen, wäh­rend des Rechts­streits über die Ab­wehr die­ser Ein­wir­kun­gen nach § 1004 I BGB i. V. mit § 906 BGB ver­äu­ßert wird (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.02.2008 – V ZR 222/06, BGHZ 175, 253 Rn. 6 ff.). Da die Klä­ge­rin als Rechts­nach­fol­ge­rin den Rechts­streit nicht in ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 266 I ZPO über­nom­men hat, ist die­ser durch ih­ren Ehe­mann im We­ge der ge­setz­li­chen Pro­zess­stand­schaft ge­mäß § 265 II ZPO wei­ter­ge­führt wor­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.02.2008 – V ZR 222/06, BGHZ 175, 253 Rn. 8 f.; Beschl. v. 23.08.2001 – V ZB 10/01, BGHZ 148, 335, 338). Wä­re ein Ur­teil ge­gen den Ehe­mann er­gan­gen, hät­te sich des­sen Rechts­kraft ge­mäß § 325 ZPO auf die Klä­ge­rin er­streckt, der Ti­tel hät­te ge­mäß § 727 ZPO zum Zwe­cke der Zwangs­voll­stre­ckung ge­gen sie um­ge­schrie­ben wer­den kön­nen, und ein Wi­der­spruchs­recht der Klä­ge­rin be­stün­de in­fol­ge­des­sen nicht.

b) Wie es sich je­doch ver­hält, wenn die Ver­äu­ße­rung im lau­fen­den Pro­zess er­folgt und der Ver­äu­ße­rer – wie hier der Ehe­mann in dem vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­fah­ren – an­schlie­ßend mit dem Pro­zess­geg­ner ei­nen Ver­gleich schließt, ist um­strit­ten und höchst­rich­ter­lich nicht ab­schlie­ßend ge­klärt.

aa) Dies be­trifft zu­nächst die Fra­ge, ob sich aus § 265 II 1 ZPO er­gibt, dass der Rechts­nach­fol­ger ei­nen sol­chen Ver­gleich ge­gen sich gel­ten las­sen muss.

(1) Das Reichs­ge­richt hat ei­ne Bin­dung des Rechts­nach­fol­gers an ei­nen – al­ler­dings erst nach Pro­zess­ende – von dem Ver­äu­ße­rer ge­schlos­se­nen Ver­gleich un­ter Hin­weis auf die rein pro­zes­sua­le Wir­kung des § 265 II 1 ZPO ver­neint (RG Warn 1913 Nr. 259) und all­ge­mein be­zwei­felt, ob der Ver­äu­ße­rer nach Ein­tritt der Rechts­nach­fol­ge zu ma­te­ri­ell-recht­li­chen Ver­fü­gun­gen be­fugt ist (RG Warn 1914 Nr. 98). Im An­schluss dar­an wird in Tei­len der Rechts­li­te­ra­tur – ge­stützt auf die ma­te­ri­ell-recht­li­che Wir­kung ei­nes ge­richt­li­chen Ver­gleichs – ei­ne Er­mäch­ti­gung des Rechts­nach­fol­gers für er­for­der­lich ge­hal­ten; an­dern­falls müs­se die­ser ei­nen Pro­zess­ver­gleich des Rechts­vor­gän­gers nicht ge­gen sich gel­ten las­sen (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 32. Aufl., § 265 Rn. 6; Be­ckOK-ZPO/Ba­cher, Stand: 01.07.2018, § 265 Rn. 19a; Stad­ler/Ben­sching, Ju­ra 2001, 433, 435 f.; Klinck, WM 2006, 417, 421 f.; ei­ne Bin­dung des Rechts­nach­fol­gers ins­ge­samt ab­leh­nend Jau­er­nig/Hess, Zi­vil­pro­zess­recht, 30. Aufl., § 87 Rn. 13).

(2) Dem­ge­gen­über hat der BGH in ei­nem Ur­teil vom 14.05.1986 (IVa ZR 146/85, NJW-RR 1987, 307) aus­ge­führt, dass der Ze­dent ge­mäß § 265 II ZPO zu al­len Pro­zess­hand­lun­gen be­fugt sei; das gel­te ins­be­son­de­re auch für ei­nen auf den Pro­zess be­zo­ge­nen, ihn be­en­den­den Ver­gleich, sei er nun ge­richt­lich oder au­ßer­ge­richt­lich. Dort hat­te sich die Klä­ge­rin nach Ab­tre­tung des in Streit be­fan­ge­nen An­spruchs au­ßer­ge­richt­lich ge­gen­über dem Be­klag­ten zur Be­ru­fungs­rück­nah­me ver­pflich­tet. Dass die Be­ru­fung durch die­se ma­te­ri­ell-recht­li­che Ver­ein­ba­rung über die Pro­zess­be­en­di­gung (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 14.11.1983 – IVb ZR 1/82, NJW 1984, 805) un­zu­läs­sig ge­wor­den war, hat der BGH – wenn auch in die­sem Punkt oh­ne nä­he­re Be­grün­dung – in An­wen­dung von § 265 II ZPO an­ge­nom­men, ob­wohl die Klä­ge­rin im Zeit­punkt der Ab­re­de nicht mehr An­spruchs­in­ha­be­rin war; die Fra­ge, ob ei­ne Bin­dung des Rechts­nach­fol­gers ein­tritt, war da­bei nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

(3) Nach ganz über­wie­gen­der An­sicht der Rechts­li­te­ra­tur bin­det ein zwi­schen dem Rechts­vor­gän­ger und dem Pro­zess­geg­ner ge­schlos­se­ner Pro­zess­ver­gleich den Rechts­nach­fol­ger (all­ge­mein Reichold, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 39. Aufl., § 265 Rn. 12; Hk-ZPO/Sa­en­ger, 7. Aufl., § 265 Rn. 12; so be­reits OLG Kiel, OLGRspr. 17, 318 f.), al­ler­dings nur dann, wenn der In­halt des Ver­gleichs auch Er­geb­nis ei­nes Ur­teils in dem an­hän­gi­gen Pro­zess sein könn­te (mit die­ser Ein­schrän­kung Münch­Komm-ZPO/Be­cker-Eber­hard, 5. Aufl., § 265 Rn. 75; Roth, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl., § 265 Rn. 20; Fo­ers­te, in: Mu­sielak/Voit, ZPO, 15. Aufl., § 265 Rn. 9; Pau­lus, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl., § 727 Rn. 36; Ro­sen­berg/Schwab/Gott­wald, Zi­vil­pro­zess­recht, 18. Aufl., § 101 Rn. 16 und 22; Zeu­ner, Fest­schr. f. Schwab, 1990, S. 575, 792; Mer­le, JA 1983, 626, 631; of­fen­ge­las­sen in BAG, Urt. v. 24.08.2006 – 8 AZR 574/05, NZA 2007, 328 Rn. 24 ff.; Ass­mann, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl., § 265 Rn. 57).

bb) Auch auf der da­mit zu­sam­men­hän­gen­den voll­stre­ckungs­recht­li­chen Ebe­ne ist um­strit­ten, wel­che Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sein müs­sen, da­mit ge­mäß §§ 795, 727 ZPO ei­ne voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung ge­gen den Rechts­nach­fol­ger des in ei­nem Pro­zess­ver­gleich be­zeich­ne­ten Schuld­ners er­teilt wer­den kann, wenn die Rechts­nach­fol­ge nach Rechts­hän­gig­keit, aber vor Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­gleichs ein­ge­tre­ten ist.

(1) Ge­mäß § 795 ZPO ist die Re­ge­lung des § 727 ZPO über die Er­tei­lung ei­ner voll­streck­ba­ren Aus­fer­ti­gung für bzw. ge­gen den Rechts­nach­fol­ger ei­ner Par­tei auf die in § 794 ZPO ge­re­gel­ten wei­te­ren Voll­stre­ckungs­ti­tel ent­spre­chend an­zu­wen­den. Im di­rek­ten An­wen­dungs­be­reich von § 727 ZPO – al­so bei Voll­stre­ckungs­ti­teln, die im Kla­ge­ver­fah­ren erstrit­ten wer­den – muss der Wech­sel der An­spruchs­in­ha­ber­schaft nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit des An­spruchs er­folgt sein (§ 727 I ZPO i. V. mit § 325 I ZPO). Dar­aus er­gibt sich, dass die Er­tei­lung ei­ner voll­streck­ba­ren Aus­fer­ti­gung ge­gen den Rechts­nach­fol­ger auch bei an­de­ren Voll­stre­ckungs­ti­teln nur in Be­tracht kommt, wenn die Rechts­nach­fol­ge nach ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt statt­ge­fun­den hat (vgl. Zöl­ler/Stö­ber, ZPO, 32. Aufl., § 727 Rn. 19). Wel­cher Zeit­punkt je­doch bei ge­richt­li­chen Ver­glei­chen i. S. von § 794 I Nr. 1 ZPO maß­geb­lich ist, wie al­so in­so­weit die in § 795 ZPO an­ge­ord­ne­te ent­spre­chen­de An­wen­dung von § 727 I ZPO zu er­fol­gen hat, re­gelt das Ge­setz nicht aus­drück­lich.

(2) Der BGH hat in ei­nem Ur­teil vom 09.12.1992 aus­ge­führt, dass bei Voll­stre­ckungs­ti­teln, de­nen kei­ne Rechts­hän­gig­keit vor­aus­ge­gan­gen sei, maß­ge­ben­der Zeit­punkt frü­hes­tens der ih­rer Er­rich­tung sei. Glei­ches gel­te bei ei­nem ge­richt­li­chen Ver­gleich je­den­falls dann, wenn der in ihm ge­re­gel­te voll­streck­ba­re An­spruch nicht Ge­gen­stand des Rechts­streits war, der durch den Ver­gleich be­en­det wur­de (vgl. BGH, Urt. v. 09.12.1992 – VI­II ZR 218/91, BGHZ 120, 387, 392; eben­so BAG, Beschl. v. 12.08.2014 – 10 AZB 8/14, BA­GE 149, 38 Rn. 19). Wie es sich ver­hält, wenn der Ver­gleich die­je­ni­gen An­sprü­che re­gelt, die Ge­gen­stand des Rechts­streits wa­ren, ist bis­lang höchst­rich­ter­lich nicht ent­schie­den.

(3) In Tei­len der Rechts­li­te­ra­tur wird auch bei Pro­zess­ver­glei­chen auf den Zeit­punkt der Rechts­hän­gig­keit des An­spruchs ab­ge­stellt (vgl. Münz­berg, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl., § 795 Rn. 7; wohl auch Sei­ler, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 39. Aufl., § 727 Rn. 11). Nach der Ge­gen­an­sicht darf ei­ne Rechts­nach­fol­ge­klau­sel ge­ne­rell nur er­teilt wer­den, wenn die Rechts­nach­fol­ge – an­ders als es hier der Fall war – erst nach Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­gleichs er­folgt ist (Münch­Komm-ZPO/Wolfs­tei­ner, 5. Aufl., § 727 Rn. 7; Gaul/Schil­ken/Be­cker-Eber­hard, Zwangs­voll­stre­ckungs­recht, 12. Aufl., § 16 Rn. 70; Be­cker-Eber­hard, ZZP 107 [1994], 87, 93 f.).

c) Der Se­nat ent­schei­det die Rechts­fra­ge wie folgt: Wird die in Streit be­fan­ge­ne Sa­che im lau­fen­den Rechts­streit ver­äu­ßert, so muss der Rechts­nach­fol­ger des Ver­äu­ße­rers ei­nen zwi­schen dem Ver­äu­ße­rer und dem Pro­zess­geg­ner ge­schlos­se­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­gen sich gel­ten las­sen, wenn und so­weit der In­halt des Ver­gleichs auch das Er­geb­nis ei­nes Ur­teils in dem an­hän­gi­gen Pro­zess sein könn­te und sich die Rechts­kraft ei­nes sol­chen Ur­teils auf den Rechts­nach­fol­ger er­streckt hät­te; un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen kann dem Pro­zess­geg­ner ge­mäß §§ 795, 727 ZPO ei­ne voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung ge­gen den Rechts­nach­fol­ger des Ver­äu­ße­rers er­teilt wer­den.

aa) Im Aus­gangs­punkt steht ein Pro­zess­ver­gleich ei­nem Ur­teil nicht gleich, son­dern er ist ein Ver­trag, der ei­ne Dop­pel­na­tur auf­weist. Er ist Pro­zess­hand­lung, weil er den Rechts­streit be­en­det, und pri­vat­recht­li­ches Rechts­ge­schäft, weil er sach­lich-recht­lich die An­sprü­che und Ver­bind­lich­kei­ten der Par­tei­en re­gelt. Je­doch ste­hen Pro­zess­hand­lung und Rechts­ge­schäft nicht ge­trennt ne­ben­ein­an­der. Viel­mehr bil­det der Pro­zess­ver­gleich ei­ne Ein­heit, die ei­ne ge­gen­sei­ti­ge Ab­hän­gig­keit der pro­zes­sua­len Wir­kun­gen und der ma­te­ri­ell-recht­li­chen Re­ge­lun­gen be­wirkt (Se­nat, Urt. v. 30.09.2005 – V ZR 275/04, BGHZ 164, 190, 193 f.).

bb) Weil der Pro­zess­ver­gleich ei­ne Ein­heit bil­det, lässt sich aus sei­ner Dop­pel­na­tur für die Fra­ge, ob er den Rechts­nach­fol­ger bin­det, nichts ge­win­nen; ei­ne Ant­wort hier­auf kann sich al­lein aus § 265 ZPO er­ge­ben (so zu­tref­fend A. Blo­mey­er, Zi­vil­pro­zess­recht, 1963, § 47 III 3).

(1) Aus die­ser Norm folgt zu­nächst, dass der Ver­äu­ße­rer pro­zes­su­al zum Ab­schluss ei­nes Pro­zess­ver­gleichs be­fugt ist; er kann – mit an­de­ren Wor­ten – die er­for­der­li­che Pro­zess­hand­lung wirk­sam vor­neh­men (so be­reits BGH, Urt. v. 14.05.1986 – IVa ZR 146/85, NJW-RR 1987, 307).

(a) In­dem § 265 II 1 ZPO be­stimmt, dass die Ver­äu­ße­rung (oder Ab­tre­tung) auf den Pro­zess kei­nen Ein­fluss hat, wird dem Ver­äu­ße­rer ei­ne um­fas­sen­de ge­setz­li­che Pro­zess­stand­schaft ein­ge­räumt. Ihm ist es er­laubt, Tat­sa­chen un­strei­tig zu stel­len bzw. zu­zu­ge­ste­hen (§ 288 ZPO) und – je nach Par­tei­rol­le – ein An­er­kennt­nis ab­zu­ge­ben oder den Ver­zicht zu er­klä­ren. Dass der Ab­schluss ei­nes ge­richt­li­chen Ver­gleichs nicht um­fasst sein soll, lässt sich dem Wort­laut des § 265 II 1 ZPO nicht ent­neh­men; ins­be­son­de­re geht dar­aus nicht her­vor, dass die Pro­zess­stand­schaft in­so­weit ei­ne ma­te­ri­ell-recht­li­che Er­mäch­ti­gung des Rechts­nach­fol­gers vor­aus­setzt.

(b) Ent­schei­dend ge­gen ei­ne sol­che (un­ge­schrie­be­ne) Ein­schrän­kung der ge­setz­li­chen Pro­zess­stand­schaft spricht die Sys­te­ma­tik der in § 265 II ZPO ent­hal­te­nen Re­ge­lun­gen, wo­nach der Rechts­nach­fol­ger ei­ne ihm nicht ge­neh­me Pro­zess­füh­rung des Ver­äu­ße­rers nicht ver­hin­dern kann. Et­wai­ge Er­mäch­ti­gun­gen oder Wei­sun­gen, die der Rechts­nach­fol­ger dem als Pro­zess­stand­schaf­ter auf­tre­ten­den Ver­äu­ße­rer er­teilt, kön­nen zwar im In­nen­ver­hält­nis die­ser Per­so­nen ma­te­ri­ell-recht­lich wirk­sam sein. Aber für die pro­zes­sua­len Be­fug­nis­se des Ver­äu­ße­rers in dem lau­fen­den Pro­zess sind sie oh­ne Be­lang. Ge­mäß § 265 II 2 ZPO kann der Rechts­nach­fol­ger – ab­ge­se­hen von dem Son­der­fall des § 266 I ZPO – den Rechts­streit oh­ne Zu­stim­mung des Pro­zess­geg­ners nicht als Haupt­par­tei über­neh­men; führt der Ver­äu­ße­rer – wie hier – den Rechts­streit fort, kann der Rechts­nach­fol­ger nur als un­selbst­stän­di­ger Streit­hel­fer auf­tre­ten, und als sol­cher darf er sich nicht in Wi­der­spruch zu der Haupt­par­tei set­zen (§ 67 ZPO). Er hat da­her kei­ne pro­zes­sua­len Rech­te, auf­grund de­rer er in den lau­fen­den Pro­zess ein­grei­fen könn­te, wenn der Ver­äu­ße­rer oh­ne oder so­gar ge­gen sei­ne Wei­sung Pro­zess­hand­lun­gen vor­nimmt (vgl. OLG Kiel, OLGRspr. 17, 318 f.). Das Zi­vil­pro­zess­recht weist ihm be­wusst ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le zu. In­fol­ge­des­sen kön­nen ihm le­dig­lich Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­gen den Ver­äu­ße­rer zu­ste­hen.

(2) Steht aber dem Ver­äu­ße­rer die un­ein­ge­schränk­te pro­zes­sua­le Be­fug­nis zum Ab­schluss ei­nes Pro­zess­ver­gleichs zu, muss der Rechts­nach­fol­ger den ge­schlos­se­nen Ver­gleich im Grund­satz ge­gen sich gel­ten las­sen.

(a) Ei­ne pro­zes­sua­le Be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers zum Ab­schluss ei­nes Pro­zess­ver­gleichs oh­ne Ein­tritt ei­ner ent­spre­chen­den Bin­dung des­je­ni­gen, für den er den Pro­zess führt, wä­re nicht nur sinn­los, son­dern für den Pro­zess­geg­ner auch un­zu­mut­bar; der ra­tio des § 265 II ZPO lie­fe ein sol­ches Er­geb­nis zu­wi­der.

(aa) Die­se Be­stim­mung soll vor al­lem ver­hin­dern, dass die La­ge des Geg­ners nach­tei­lig ver­än­dert und das Er­geb­nis des Pro­zes­ses un­wirk­sam ge­macht wird. Ins­be­son­de­re bei ei­ner Ver­äu­ße­rung der streit­be­fan­ge­nen Sa­che durch den be­sit­zen­den Be­klag­ten soll der Klä­ger nicht ge­nö­tigt wer­den, „nach Be­en­di­gung des mit Auf­wand von Zeit, Mü­he und Kos­ten ge­gen den Be­klag­ten durch­ge­führ­ten Pro­zes­ses ei­nen neu­en Pro­zess ge­gen ei­nen Drit­ten an­zu­fan­gen“ (Be­grün­dung zu § 228 des Ent­wurfs der CPO bei Hahn, Ma­te­ria­li­en, 2. Aufl., Bd. 2, S. 261; vgl. BGH, Urt. v. 12.07.1973 – VII ZR 170/71, BGHZ 61, 140, 142 f.).

(bb) Zu ei­ner sol­chen Be­nach­tei­li­gung des Pro­zess­geg­ners führ­te es, wenn der Rechts­nach­fol­ger den von dem Ver­äu­ße­rer und dem Pro­zess­geg­ner ge­schlos­se­nen Ver­gleich nicht ge­gen sich gel­ten las­sen müss­te und es des­halb ei­nes neu­en Rechts­streits be­dürf­te. In be­son­de­rem Ma­ße schutz­be­dürf­tig ist der Pro­zess­geg­ner, wenn er – wie hier – von der Rechts­nach­fol­ge kei­ne Kennt­nis hat und sich – zu­mal nach län­ge­rem Rechts­streit – im Ver­trau­en dar­auf, dass der Ver­äu­ße­rer wei­ter­hin Rechts­in­ha­ber ist, auf ei­nen Ver­gleich ein­lässt. Aber selbst wenn ihm die Ver­äu­ße­rung vor dem Ver­gleich be­kannt ist, kann er es ab­ge­se­hen von dem Son­der­fall des § 266 I ZPO nicht er­zwin­gen, dass der Rechts­nach­fol­ger den Rechts­streit über­nimmt; eben­so we­nig kann der Klä­ger bei ei­nem Ein­tritt der Rechts­nach­fol­ge auf Be­klag­ten­sei­te ei­nen Rechts­streit ge­gen den Rechts­nach­fol­ger ein­lei­ten, weil die Sa­che be­reits rechts­hän­gig ist (§ 261 III Nr. 1 ZPO). Des­halb ist er dar­auf an­ge­wie­sen, das in dem lau­fen­den Pro­zess er­ziel­te Er­geb­nis – sei es ein Ur­teil oder ein Ver­gleich – trotz der Ver­äu­ße­rung ver­wer­ten zu kön­nen (vgl. OLG Kiel, OLGRspr. 17, 318 f.).

(b) Oh­ne Er­folg be­ruft sich die Re­vi­si­on dar­auf, dass die mit dem Ein­tritt der Rechts­nach­fol­ge ver­bun­de­ne Ver­än­de­rung der ma­te­ri­el­len Rechts­la­ge in an­de­rem Zu­sam­men­hang be­ach­tet wer­de (so auch Be­ckOK-ZPO/Ba­cher a. a. O., § 265 Rn. 19a). Rich­tig ist zwar, dass der Klä­ger den Kla­ge­an­trag nach ei­ner Rechts­nach­fol­ge auf sei­ner Sei­te auf Leis­tung an den Rechts­nach­fol­ger um­stel­len muss (st. Rspr., Se­nat, Urt. v. 19.03.2004 – V ZR 104/03, BGHZ 158, 295, 304 m. w. Nachw.); ei­ne Ein­zie­hungs­er­mäch­ti­gung be­grün­det § 265 II 1 ZPO al­so nicht. Dies be­trifft aber die Pflich­ten der­je­ni­gen Pro­zess­par­tei, auf de­ren Sei­te sich der Rechts­über­gang voll­zieht, und ge­ra­de nicht die Rechts­stel­lung der an­de­ren Par­tei, de­ren um­fas­sen­den Schutz § 265 II ZPO ge­währ­leis­ten soll.

(c) Schließ­lich über­zeugt auch nicht das Ar­gu­ment der Re­vi­si­on, es ent­ste­he ein un­zu­läs­si­ger Ver­trag zu­las­ten Drit­ter. Wie be­reits aus­ge­führt, ste­hen bei ei­nem Pro­zess­ver­gleich Pro­zess­hand­lung und Rechts­ge­schäft nicht ge-trennt ne­ben­ein­an­der (vgl. oben Rn. 18). Wenn und so­weit das Pro­zess­recht für den als Ein­heit zu be­trach­ten­den Pro­zess­ver­gleich ei­ne Bin­dungs­wir­kung an­ord­net, be­deu­tet dies nicht mehr, als dass der Rechts­nach­fol­ger so be­han­delt wird, als ha­be er selbst den Pro­zess fort­ge­führt und den Ver­gleich ab­ge­schlos­sen; eben­so we­nig wie die ma­te­ri­el­le Rechts­kraft ei­nes Leis­tungs­ur­teils die ma­te­ri­el­le Rechts­la­ge än­dert (vgl. BGH, Beschl. v. 10.07.1951 – II ZR 30/51, BGHZ 3, 82, 85 f.; Alt­ham­mer, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl., § 322 Rn. 18 ff. m. w. Nachw.), be­ein­flusst die aus pro­zes­sua­len Grün­den an­zu­er­ken­nen­de Bin­dungs­wir­kung ei­nes Pro­zess­ver­gleichs das ma­te­ri­el­le Recht. Dass dem Rechts­nach­fol­ger hier­aus Nach­tei­le er­wach­sen kön­nen, nimmt das Ge­setz in Kauf, in­dem es ihm ei­ne ei­ge­ne Pro­zess­füh­rungs­be­fug­nis ver­wehrt.

(3) Aus die­sen Über­le­gun­gen er­ge­ben sich zu­gleich die Gren­zen der Bin­dung des Rechts­nach­fol­gers. Da die ge­setz­li­che Pro­zess­stand­schaft des Ver­äu­ße­rers auf die im Zeit­punkt der Ver­äu­ße­rung rechts­hän­gi­gen An­sprü­che be­schränkt ist, muss der Rechts­nach­fol­ger den Ver­gleich nur ge­gen sich gel­ten las­sen, wenn und so­weit der In­halt des Ver­gleichs auch das Er­geb­nis ei­nes Ur­teils in dem an­hän­gi­gen Pro­zess sein könn­te. Über­nimmt der Ver­äu­ße­rer dar­über hin­aus­ge­hen­de Ver­pflich­tun­gen, han­delt er aus ei­ge­nem Recht und nicht als Pro­zess­stand­schaf­ter. Zu­dem ist es er­for­der­lich, dass sich die Rechts­kraft ei­nes mög­li­chen Ur­teils ge­mäß § 325 I ZPO auf den Rechts­nach­fol­ger er­streckt hät­te. Dar­an fehlt es bei­spiels­wei­se, wenn der Klä­ger ei­ne Rechts­nach­fol­ge auf­sei­ten des Be­klag­ten zum An­lass nimmt, sei­ne Kla­ge auf das In­ter­es­se um­zu­stel­len und die Par­tei­en ei­nen dar­auf be­zo­ge­nen Ver­gleich schlie­ßen; ein ent­spre­chen­des Ur­teil wirk­te näm­lich eben­falls nicht ge­gen den Rechts­nach­fol­ger (vgl. Münch­Komm-ZPO/Be­cker-Eber­hard, a. a. O., § 265 Rn. 92; Hk-ZPO/Sa­en­ger, a. a. O., § 265 Rn. 15).

cc) In voll­stre­ckungs­recht­li­cher Hin­sicht kommt es auch für die in § 795 ZPO an­ge­ord­ne­te ent­spre­chen­de An­wen­dung von § 727 ZPO auf den Zeit­punkt der Rechts­hän­gig­keit des An­spruchs an. Wirkt näm­lich der ge­richt­li­che Ver­gleich als Voll­stre­ckungs­ti­tel (§ 794 I Nr. 1 ZPO) ge­gen den Rechts­nach­fol­ger, muss er mit den Mit­teln des Zwangs­voll­stre­ckungs­rechts durch die Er­tei­lung ei­ner Rechts­nach­fol­ge­klau­sel durch­setz­bar sein. Hat der ge­richt­li­che Ver­gleich da­ge­gen An­sprü­che zum Ge­gen­stand, die zu­vor nicht rechts­hän­gig wa­ren, kann die voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung nur er­teilt wer­den, wenn die Rechts­nach­fol­ge nach Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­gleichs ein­ge­tre­ten ist (vgl. BGH, Urt. v. 09.12.1992 – VI­II ZR 218/91, BGHZ 120, 387, 392;
BAG, Beschl. v. 12.08.2014 – 10 AZB 8/14, BA­GE 149, 38 Rn. 19).

dd) Ob der Rechts­nach­fol­ger bei Er­werb der streit­be­fan­ge­nen Sa­che Kennt­nis von dem Rechts­streit hat­te, ist nach al­le­dem – an­ders als es das Be­ru­fungs­ge­richt er­wägt – un­er­heb­lich.

(1) Aus­gangs­punkt ist in­so­weit die in § 727 ZPO ent­hal­te­ne Ver­wei­sung auf § 325 ZPO. Ver­äu­ßert der Rechts­in­ha­ber die streit­be­fan­ge­ne Sa­che nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit und er­geht ge­gen ihn ein Ur­teil, so er­streckt sich des­sen Rechts­kraft ge­mäß § 325 I ZPO auch dann auf den Rechts­nach­fol­ger, wenn die­ser die Rechts­hän­gig­keit bei Rechts­er­werb we­der kann­te noch ken­nen muss­te. Teil­wei­se wird zwar et­was an­de­res ver­tre­ten, in­dem § 325 II ZPO auch auf den Er­werb von dem Be­rech­tig­ten an­ge­wen­det wird (so Reichold, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 39. Aufl., § 325 Rn. 8; Hart­mann, in: Baum­bach/Lau­ter­bach/Al­bers/Hart­mann, ZPO, 76. Aufl., § 325 Rn. 9; Schil­ken, Zi­vil­pro­zess­recht, 7. Aufl., Rn. 1037; Pohl­mann, Zi­vil­pro­zess­recht, 2. Aufl., Rn. 713). Dies ist aber mit der ganz über­wie­gen­den An­sicht ab­zu­leh­nen (vgl. Völz­mann-Sti­ckel­brock, in: Prüt­ting/Gehr­lein, ZPO, 10. Aufl., § 325 Rn. 56; Münch­Komm-ZPO/Gott­wald, 5. Aufl., § 325 Rn. 99; Mu­sielak, in: Mu­sielak/Voit, ZPO, 15. Aufl., § 325 Rn. 23 ff.; Bü­scher, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl., § 325 Rn. 110; Alt­ham­mer, in: Stein/Jo­nas, a. a. O., § 325 Rn. 38 ff.; Hk-ZPO/Sa­en­ger, a. a. O., § 325 Rn. 30; Be­ckOK-ZPO/Gru­ber, Stand: 01.07.2018, § 325 Rn. 26; i. E. eben­so, wenn auch mit un­zu­tref­fen­der Be­grün­dung Stamm, ZZP 130 [2017], 185, 200 f.). Die in § 325 II ZPO an­ge­ord­ne­te ent­spre­chen­de An­wen­dung der Vor­schrif­ten des bür­ger­li­chen Rechts zu­guns­ten der­je­ni­gen, die Rech­te von ei­nem Nicht­be­rech­tig­ten her­lei­ten, be­trifft al­lein die Ver­äu­ße­rung durch ei­nen Nicht­be­rech­tig­ten; in­so­weit er­streckt sich die Rechts­kraft ei­nes nach­tei­li­gen Ur­teils nicht auf den Rechts­nach­fol­ger, wenn sich des­sen gu­ter Glau­be so­wohl auf die Rechts­in­ha­ber­schaft des Ver­äu­ße­rers als auch auf die feh­len­de Rechts­hän­gig­keit be­zieht („dop­pel­te Gut­gläu­big­keit“, vgl. BGH, Urt. v. 07.05.1991 – VI ZR 259/90, BGHZ 114, 305, 309 f.; RGZ 79, 165, 166 ff.; Münch­Komm-ZPO/Gott­wald, a. a. O., § 325 Rn. 97). § 325 II ZPO ent­hält näm­lich kei­nen ei­ge­nen pro­zes­sua­len Gut­glau­ben­stat­be­stand für die Ver­äu­ße­rung, son­dern er­gänzt die ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­schrif­ten über den gut­gläu­bi­gen Er­werb von ei­nem Nicht­be­rech­tig­ten (nä­her Ha­ger, in: Fest­schr. f. Krü­ger, 2018, S. 389, 393 ff.). Wei­ter­ge­hen­de Be­deu­tung hat die Vor­schrift nicht; sie soll nicht den um­fas­sen­den Schutz des Pro­zess­geg­ners schmä­lern, der im Zu­sam­men­wir­ken von § 265 II ZPO und § 325 I ZPO ge­währ­leis­tet wer­den soll.

(2) Muss aber der Rechts­nach­fol­ger ein ge­gen den frü­he­ren Rechts­in­ha­ber er­gan­ge­nes nach­tei­li­ges Ur­teil auch dann ge­gen sich gel­ten las­sen, wenn er die Rechts­hän­gig­keit bei Er­werb des Rechts nicht kann­te, gilt bei der in § 795 ZPO an­ge­ord­ne­ten ent­spre­chen­den An­wen­dung von §§ 727, 325 ZPO auf ei­nen von dem Ver­äu­ße­rer ge­schlos­se­nen Ver­gleich nichts an­de­res; auch in die­ser Be­zie­hung ge­nie­ßen die In­ter­es­sen des Pro­zess­geg­ners Vor­rang.

d) Da­nach hat das Be­ru­fungs­ge­richt ein Wi­der­spruchs­recht der Klä­ge­rin i. S. von § 771 ZPO zu Recht ver­neint.

aa) Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on wä­re ein Ur­teil mit dem In­halt des Ver­gleichs in dem Rechts­streit mög­lich ge­we­sen. Rich­tig ist zwar, dass der Kla­ge­an­trag auf Be­sei­ti­gung der Blend­wir­kung ge­rich­tet war, wäh­rend sich der Ehe­mann in dem Pro­zess­ver­gleich da­zu ver­pflich­tet hat, be­stimm­te Tei­le der So­lar­mo­du­le zu de­mon­tie­ren und nicht durch an­de­re zu er­set­zen. Die über­nom­me­ne Ver­pflich­tung dien­te aber der Be­sei­ti­gung der Stö­rung, und ein Ur­teil mit die­sem In­halt wä­re mög­lich ge­we­sen; auch wenn im Grund­satz an­er­kannt ist, dass ein Ur­teils­aus­spruch der Wahl­mög­lich­keit des Stö­rers Rech­nung tra­gen muss, kann die­ser un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen da­zu ver­ur­teilt wer­den, die Stö­rung auf ei­ne be­stimm­te Art und Wei­se zu be­sei­ti­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.10.1976 – V ZR 36/75, BGHZ 67, 252, 254). Die Rechts­kraft ei­nes da­hin ge­hen­den Ur­teils hät­te sich auf die Klä­ge­rin er­streckt.

bb) Oh­ne Er­folg wen­det die Re­vi­si­on ein, es ge­be in­zwi­schen an­de­re So­lar­mo­du­le, von de­nen ei­ne Blend­wir­kung nicht aus­ge­he, und die Blend­wir­kung sei zu­dem in­fol­ge von Pflan­zen­be­wuchs nicht mehr wahr­nehm­bar; die hier­auf be­zo­ge­nen Ver­fah­rens­rügen hat der Se­nat ge­prüft und als nicht durch­grei­fend er­ach­tet (§ 564 Satz 1 ZPO).

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO.

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