1. Ein recht­lich vom Volks­wa­gen-Kon­zern un­ab­hän­gi­ger Kfz-Händ­ler, der gut­gläu­big ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gen ver­kauft, muss sich ei­ne mög­li­che arg­lis­ti­ge Täu­schung des Käu­fers durch den Fahr­zeug­her­stel­ler nicht zu­rech­nen las­sen. Der Her­stel­ler ist im Ver­hält­nis zum Händ­ler viel­mehr Drit­ter i. S. des § 123 II 1 BGB.
  2. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen, der ent­ge­gen ei­ner kauf­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht ein­hält, ist zwar im recht­li­chen Sin­ne man­gel­haft. Grund­sätz­lich muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer je­doch er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung set­zen, be­vor er we­gen die­ses Man­gels vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten darf. Die pau­scha­le Be­haup­tung des Käu­fers, ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ha­be ei­nen An­stieg des Kraft­stoff­ver­brauchs und ei­ne Ver­rin­ge­rung der Mo­tor­leis­tung zur Fol­ge, recht­fer­tigt es nicht, et­wa mit Blick auf § 440 Satz 1 Fall 3 BGB ei­ne Aus­nah­me von die­sem Grund­satz zu­zu­las­sen.
  3. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Ge­braucht­wa­gens liegt, ist i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, wenn der Man­gel durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates voll­stän­dig be­sei­tigt wer­den kann und die Man­gel­be­sei­ti­gung mit rund 100 € ei­nen Kos­ten­auf­wand von we­ni­ger als ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses er­for­dert.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 03.07.2017 – 21 U 4818/16

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