1. Ein Man­gel bleibt dem Käu­fer in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt (§ 442 I 2 BGB), wenn dem Käu­fer be­kann­te In­di­zi­en und Tat­sa­chen den Schluss auf ei­nen mög­li­chen Man­gel so na­he­le­gen, dass es un­ver­ständ­lich er­scheint, die­sem Ver­dacht nicht wei­ter nach­zu­ge­hen. Der Käu­fer muss al­so drin­gend zur Vor­sicht und zur wei­te­ren Prü­fung an­hal­ten­de Um­stän­de au­ßer Acht las­sen.
  2. Dass bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen nach Aus­kunft des Ver­käu­fers die Mo­tor­kon­troll­leuch­te hin und wie­der auf­leuch­tet, muss bei je­dem durch­schnitt­li­chen Kauf­in­ter­es­sen­ten den Ver­dacht auf­kom­men las­sen, dass mit dem Mo­tor des Fahr­zeugs et­was nicht in Ord­nung ist. Des­halb liegt gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB vor und han­delt der Kauf­in­ter­es­sent so­zu­sa­gen auf ei­ge­nes Ri­si­ko, wenn er we­der vom Kauf des Ge­braucht­wa­gens Ab­stand nimmt noch dem na­he­lie­gen­den Ver­dacht, das Fahr­zeug ha­be ei­nen Mo­tor­scha­den, nach­geht.
  3. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB kann zwar aus­schei­den, wenn der Ver­käu­fer vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges Er­klä­run­gen ab­gibt, die ge­ge­be­ne Ver­dachts­mo­men­te so sehr re­la­ti­vie­ren, dass die Mög­lich­keit ei­nes Man­gels nicht mehr na­he­liegt. Die Er­klä­rung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, er sei mit dem Fahr­zeug in der Werk­statt ge­we­sen, weil hin und wie­der die Mo­tor­kon­troll­leuch­te auf­leuch­te, und dort ha­be man „nichts ge­fun­den“, reicht da­für je­doch nicht aus. Denn die­ser Mit­tei­lung lässt sich schon nicht ent­neh­men, wie um­fas­send und in­ten­siv die Feh­ler­su­che in der Werk­statt ge­we­sen ist.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 17.03.2016 – I-3 U 12/15
(vor­her­ge­hend: LG Duis­burg, Ur­teil vom 12.01.2015 – 4 O 145/14)

Das Be­ru­fungs­ur­teil des OLG Düs­sel­dorf ist zu­sam­men mit dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil des LG Duis­burg hier ver­öf­fent­licht.

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