Ein Ver­fah­ren, in dem ein Pro­zess­ver­gleich ge­schlos­sen wur­de, ist nur dann fort­zu­set­zen, wenn die Wirk­sam­keit des Pro­zess­ver­gleichs an­ge­grif­fen und da­mit sei­ne den Pro­zess be­en­di­gen­de Wir­kung in­fra­ge ge­stellt wird. Dem­entspre­chend ist ei­ne neue – hier auf die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags ge­rich­te­te – Kla­ge, die den Streit­ge­gen­stand des ur­sprüng­li­chen Rechts­streits um­fasst, dann zu­läs­sig, wenn die Par­tei­en die Be­en­di­gung des ur­sprüng­li­chen Rechts­streits durch den Ver­gleich nicht in­fra­ge stel­len.

OLG Hamm, Ur­teil vom 19.03.2015 – I-28 U 118/14

Sach­ver­halt: Auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 17.04.2012 er­war­ben der Klä­ger und sei­ne Ehe­frau von der Be­klag­ten ein fa­brik­neu­es Wohn­mo­bil (Hy­mer­mo­bil B-Star­Li­ne 585) zum Preis von 94.413 €, wo­bei sie ein be­reits vor­han­de­nes Wohn­mo­bil in Zah­lung ga­ben. Das neu be­stell­te Wohn­mo­bil wur­de im Mai 2012 aus­ge­lie­fert.

In der Fol­ge­zeit stell­te der Klä­ger das Fahr­zeug, des­sen Se­ri­en-Fahr­ge­stell das des Mer­ce­des-Benz Sprin­ter 316 CDI ist, we­gen ei­nes an­geb­li­chen Kühl­was­ser­ver­lusts in ver­schie­de­nen Mer­ce­des-Benz-Ver­trags­werk­stät­ten vor. Ob dies in Ab­spra­che mit und in Kennt­nis der Be­klag­ten er­folg­te, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Mit An­walts­schrei­ben vom 29.10.2012 ver­lang­ten der Klä­ger und sei­ne Ehe­frau von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Zur Be­grün­dung führ­ten sie zum ei­nen den aus ih­rer Sicht wei­ter­hin be­ste­hen­den De­fekt des Kühl­sys­tems an. Zum an­de­ren mach­ten die Ehe­leu­te gel­tend, dass die zu­läs­si­ge Hin­ter­achs­last des Fahr­zeugs zu ge­ring sei, um gleich­zei­tig ei­nen Boots­an­hän­ger zu zie­hen und ei­nen Mo­tor­rol­ler in der Fahr­zeug­ga­ra­ge mit­zu­neh­men. Dass dies be­ab­sich­tigt ge­we­sen sei, hät­ten sie im Zu­ge der Ver­trags­ver­hand­lun­gen dem sie be­ra­ten­den Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten mit­ge­teilt.

Die Be­klag­te trat dem mit An­walts­schrei­ben vom 28.11.2012 ent­ge­gen und ver­wies dar­auf, dass ihr hin­sicht­lich des be­an­stan­de­ten Kühl­was­ser­ver­lusts kei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben wor­den sei. Was die zu­läs­si­ge Hin­ter­achs­last an­be­lan­ge, ha­be sie – die Be­klag­te – in den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nichts zu­ge­sagt; sie ha­be den Klä­ger in­so­weit im Ge­gen­teil auf er­heb­li­che Be­den­ken hin­ge­wie­sen.

Nach­dem der Klä­ger an­schlie­ßend Kla­ge zum LG Bie­le­feld er­ho­ben hat­te, schlos­sen die Par­tei­en am 30.04.2013 ei­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich fol­gen­den In­halts:

„1. Die Be­klag­te ver­pflich­tet sich für den Fall des Er­werbs ei­nes Wohn­mo­bils sei­tens des Klä­gers bei der Be­klag­ten, das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil zu ei­nem In­zah­lung­nah­me­preis von 82.000 € bei Rück­ga­be bis zum 30.06.2013 und von 80.000 € bei Rück­ga­be bis zum 31.10.2013 zu­rück­zu­neh­men.

2. Der Klä­ger ver­pflich­tet sich, bei der Be­klag­ten ein neu­es Wohn­mo­bil zu er­wer­ben, wel­ches im Preis über dem un­ter 1 ge­nann­ten In­zah­lung­nah­me­preis liegt.

3. Die Be­klag­te ver­pflich­tet sich, nach ent­spre­chen­der Ter­min­ver­ein­ba­rung das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil bei dem Klä­ger ab­zu­ho­len.

4. Ge­schäfts­grund­la­ge ist, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil bis auf die im vor­lie­gen­den Rechts­streit be­haup­te­ten Män­gel man­gel- und un­fall­frei ist.

5. Die Kos­ten des Rechts­streits und des Ver­gleichs wer­den ge­gen­ein­an­der auf­ge­ho­ben.“

Nach­fol­gend kam es zwi­schen den Par­tei­en zu meh­re­ren Ge­sprä­chen und ei­ner um­fang­rei­chen E-Mail-Kor­re­spon­denz, in de­nen es um den Er­werb ei­nes neu­en Wohn­mo­bils durch den Klä­ger ging. Zum Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags kam es nicht; in wes­sen Ver­ant­wort­wor­tung dies lag, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Auf Ein­la­dung der Be­klag­ten be­such­te der Klä­ger im Au­gust 2013 die Mes­se „Ca­ra­van Sa­lon“ in Düs­sel­dorf, fand dort aber kein Fahr­zeug, das voll­um­fäng­lich sei­nen Vor­stel­lun­gen ent­sprach. Mit E-Mail vom 10.09.2013 bat der Klä­ger des­halb den Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter M der Be­klag­ten, An­ge­bo­te für drei – vom Klä­ger so be­zeich­ne­te – „Not­lö­sun­gen“, dar­un­ter das Hy­mer­mo­bil B-Klas­se DL 594 und das Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680, aus­zu­ar­bei­ten. Au­ßer­dem frag­te der Klä­ger mit E-Mail vom 12.09.2013 bei der Be­klag­ten an, ob die­se – wie münd­lich avi­siert – ei­nen hö­he­ren als im ge­richt­li­chen Ver­gleich fest­ge­leg­ten Preis für das in Zah­lung zu ge­ben­de Wohn­mo­bil bie­te.

Am 02.10.2013 un­ter­brei­te­te M dem Klä­ger ein das Hy­mer­mo­bil B-Klas­se DL 594 be­tref­fen­des An­ge­bot mit dem Hin­weis, dass die vom Klä­ger ge­wünsch­te Son­der­aus­stat­tung ei­ne Auf­las­tung von 3,5 t auf 4,25 t er­for­de­re. Dies sag­te dem Klä­ger nicht zu; er rich­te­te sein In­ter­es­se so­dann auf das grö­ße­re und teu­re­re Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680. Mit E-Mail vom 11.10.2013 tei­le er der Be­klag­ten sei­ne Aus­stat­tungs­wün­sche für die­ses Fahr­zeug mit und frag­te, ob die Be­klag­te sein Alt­fahr­zeug zu ei­nem hö­he­ren als dem im ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­nann­ten Preis in Zah­lung neh­me, wenn er ein Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680 bei ihr er­wer­be. Dem Hin­weis des Klä­gers, ein sol­ches Ent­ge­gen­kom­men ha­be ihm der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten schon am 19.06.2013 ver­bind­lich zu­ge­sagt, trat M mit E-Mail vom sel­ben Tag ent­ge­gen. M sag­te aber ei­ne Prü­fung der Kon­di­tio­nen zu und kün­dig­te die Über­sen­dung ei­nes An­ge­bots an, wel­ches je­doch aus­blieb. Nach­dem der Klä­ger mit E-Mail vom 16.10.2013 an das An­ge­bot er­in­nert hat­te, sag­te M des­sen kurz­fris­ti­ge Er­stel­lung zu. Gleich­wohl wur­de dem Klä­ger in der Fol­ge­zeit kein An­ge­bot über­sandt.

Mit An­walts­schrei­ben vom 29.10.2013 reg­te der Klä­ger die Ver­län­ge­rung der im ge­richt­li­chen Ver­gleich fest­ge­leg­ten Rück­nah­me­frist bis zum 15.12.2013 an. Zu­gleich for­der­te er die Be­klag­te auf, ihm bis zum 08.11.2013 ein das Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680 be­tref­fen­des An­ge­bot zu un­ter­brei­ten. Die Be­klag­te re­agier­te dar­auf nicht.

Par­al­lel zu dem so­eben ge­schil­der­ten Ge­sche­hen be­müh­te sich der Klä­ger bei der Be­klag­ten ver­geb­lich um die Be­he­bung meh­re­rer von ihm ge­rüg­ter Män­gel der In­nen­aus­stat­tung des ur­sprüng­lich er­wor­be­nen Wohn­mo­bils.

Mit der Kla­ge ver­folgt der Klä­ger sein ur­sprüng­li­ches Be­geh­ren, den auf­grund der ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 17.04.2012 zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln, wei­ter. Er sieht sich nicht mehr an den im Vor­pro­zess ge­schlos­se­nen Ver­gleich ge­bun­den, weil die Be­klag­te es zu ver­ant­wor­ten ha­be, dass es bin­nen der im Ver­gleich fest­ge­leg­ten Fris­ten nicht zum Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ge­kom­men sei. Der Klä­ger meint, dass die Be­klag­te ihm kon­kre­te An­ge­bo­te hät­te un­ter­brei­ten müs­sen, of­fen­bar aber nicht wil­lens ge­we­sen sei, ihm ein neu­es Fahr­zeug zu ver­kau­fen. Er hät­te nicht ein­fach ein Wohn­mo­bil bei der Be­klag­ten be­stel­len kön­nen, weil zu­vor hät­te ge­klärt wer­den müs­sen, ob das Fahr­zeug be­stimm­te Vor­aus­set­zun­gen er­fül­le. Au­ßer­dem ha­be er vor sei­ner Kauf­ent­schei­dung in Er­fah­rung brin­gen wol­len, wie viel er ge­ge­be­nen­falls zu­zah­len müs­se, nach­dem ihm so­wohl der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten als auch M die In­zah­lung­nah­me sei­nes Alt­fahr­zeugs zu ei­nem hö­he­ren als dem im ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­nann­ten Preis an­ge­bo­ten hät­ten.

Der Klä­ger hat mit Schrift­satz vom 14.07.2014 vor­sorg­lich den Rück­tritt von dem ge­richt­li­chen Ver­gleich er­klärt. Im Üb­ri­gen hat er die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihm sei we­gen des Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge und nach Treu und Glau­ben ein Fest­hal­ten an die­sem Ver­gleich nicht zu­mut­bar.

Un­ter Be­zug­nah­me auf sein Vor­brin­gen im Vor­pro­zess hat der Klä­ger be­haup­tet, das ur­sprüng­lich er­wor­be­ne Wohn­mo­bil ha­be ein de­fek­tes Kühl­sys­tem, das die Be­klag­te trotz meh­re­rer Nach­bes­se­rungs­ver­su­che nicht in­stand ge­setzt ha­be. Au­ßer­dem sei ihm beim Kauf des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert wor­den, dass er gleich­zei­tig ein Boot auf dem An­hän­ger und ei­nen Mo­tor­rol­ler in der Fahr­zeug­ga­ra­ge mit­neh­men kön­ne. Spä­ter ha­be sich je­doch her­aus­ge­stellt, dass bei gleich­zei­ti­gem Trans­port bei­der Fort­be­we­gungs­mit­tel die zu­läs­si­ge Hin­ter­achs­last des Wohn­mo­bils über­schrit­ten wer­de. Dar­über hin­aus ha­be die Be­klag­te die Be­sei­ti­gung wei­te­rer – im Ein­zel­nen be­zeich­ne­ter – Män­gel der In­nen­aus­stat­tung zu­ge­sagt, die­se Män­gel – die auch nach Auf­fas­sung des Klä­gers kei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag recht­fer­ti­gen – aber letzt­lich nicht be­sei­tigt.

Die Be­klag­te hat ein­ge­wandt, es ha­be am Klä­ger ge­le­gen, dass es bin­nen der ver­gleichs­wei­se ver­ein­bar­ten Fris­ten nicht zum Kauf ei­nes neu­en Fahr­zeugs ge­kom­men sei. Der Klä­ger ha­be – un­strei­tig – über die ak­tu­el­len Aus­stat­tungs- und Preis­lis­ten ver­fügt, aber kein Fahr­zeug­mo­dell ha­be sei­nen Vor­stel­lun­gen ent­spro­chen. Die Be­klag­te hat be­haup­tet, dass sie dem Klä­ger nie ver­bind­lich zu­ge­sagt ha­be, sein Alt­fahr­zeug zu ei­nem hö­he­ren Preis als im ge­richt­li­chen Ver­gleich fest­ge­schrie­ben in Zah­lung zu neh­men. Nach­dem sie die E-Mail des Klä­gers vom 16.10.2013 er­hal­ten ha­be, sei es zu ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch zwi­schen dem Klä­ger und M ge­kom­men, so­dass ei­ne Ant­wort per E-Mail über­flüs­sig ge­we­sen sei. In dem Ge­spräch ha­be M den Klä­ger auf den In­halt des ge­richt­li­chen Ver­gleichs und – noch­mals – auf die Lis­ten­prei­se der Neu­fahr­zeu­ge hin­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te hat dem Klä­ger mit Schrift­satz vom 19.03.2014 ei­ne Frist zur Be­stel­lung ei­nes neu­en Wohn­mo­bils bis zum 10.04.2014 ge­setzt und ge­meint, sie sei nach Ab­lauf der im ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­nann­ten Fris­ten nicht mehr zur In­zah­lung­nah­me des al­ten Wohn­mo­bils ver­pflich­tet. Gleich­wohl hat sie dem Klä­ger un­ter dem 16.05.2014 ein Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680 zum Preis von 135.699 € und die In­zah­lung­nah­me des Alt­fahr­zeugs zum Preis von 75.000 € an­ge­bo­ten.

Das Land­ge­richt (LG Bie­le­feld, Urt. v. 05.08.2014 – 2 O 48/14) hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des ur­sprüng­li­chen Kauf­ver­trags ha­be. Soll­te ein sol­cher An­spruch frü­her be­stan­den ha­ben, wä­re er je­den­falls mit Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­gleichs vom 30.04.2013 un­ter­ge­gan­gen. Von die­sem Ver­gleich sei der Klä­ger nicht wirk­sam zu­rück­ge­tre­ten. Er ha­be nicht sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen, dass die Be­klag­te nicht wil­lens ge­we­sen sei, ihm ein von ihm aus­zu­wäh­len­des, tat­säch­lich lie­fer­ba­res Wohn­mo­bil zum Lis­ten­preis zu ver­kau­fen. Der Klä­ger hät­te auf der Grund­la­ge all­ge­mein zu­gäng­li­cher Preis­lis­ten ein be­stimm­tes Wohn­mo­bil be­stel­len kön­nen; dies ha­be er aber nicht ge­tan. Die Be­klag­te sei nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, dem Klä­ger ver­schie­de­ne An­ge­bo­te zu un­ter­brei­ten. Dass sie die Er­stel­lung ei­nes An­ge­bots zu­ge­sagt, dann aber ver­säumt ha­be, ha­be al­len­falls ei­ne Ver­län­ge­rung der Frist für die In­zah­lung­nah­me, aber kei­nen Rück­tritt vom Ver­gleich recht­fer­ti­gen kön­nen.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Es be­steht ein Rechts­schutz­in­ter­es­se an der Er­he­bung der neu­en Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung des Kaufs. Dem Klä­ger steht hier­für kein ein­fa­che­rer pro­zes­sua­ler Weg of­fen, ins­be­son­de­re ist nicht der durch den Ver­gleich vom 30.04.2013 ab­ge­schlos­se­ne Rechts­streit fort­zu­set­zen.

Nach der Recht­spre­chung ist nur dann der al­te Rechts­streit fort­zu­set­zen, wenn ei­ne Par­tei die Wirk­sam­keit des Pro­zess­ver­gleichs und da­mit des­sen pro­zess­be­en­di­gen­de Wir­kung in­fra­ge stellt (BGH, Urt. v. 21.11.2013 – VII ZR 48/12, NJW 2014, 394 Rn. 14). Das ist nicht der Fall, wenn – wie hier – ei­ne Par­tei von ei­nem rechts­wirk­sam ge­schlos­se­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich zu­rück­tritt (BGH, Urt. 10.03.1955 – II ZR 201/53, BGHZ 16, 388, 391 ff. = NJW 1955, 705). Für die Be­ru­fung auf den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge des Ver­gleichs oder ein Ent­fal­len der Bin­dungs­wir­kung nach Treu und Glau­ben gilt nichts an­de­res (vgl. Be­ckOK-BGB/Fi­scher, § 779 Rn. 87 m. w. Nachw. auch zur Ge­gen­an­sicht).

2. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Zah­lung von 87.760 € Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des auf­grund ver­bind­li­cher Be­stel­lung vom 17.04.2012 er­wor­be­nen Wohn­mo­bils.

a) We­gen des am 30.04.2013 im Vor­pro­zess ge­schlos­se­nen Ver­gleichs ist der Klä­ger ge­hin­dert, die Rück­ab­wick­lung des Wohn­mo­bil­kaufs auf der Grund­la­ge des im Vor­pro­zess ge­hal­te­nen Sach­vor­trags zu ver­lan­gen.

aa) Der Pro­zess­ver­gleich, der ei­ne Dop­pel­na­tur hat, stellt ma­te­ri­ell-recht­lich ei­nen Än­de­rungs­ver­trag dar, so­weit durch sei­ne Re­ge­lung ei­ne strei­ti­ge Rechts­be­zie­hung neu ge­ord­net wird (MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 6. Aufl. [2013], § 779 Rn. 33). Da­bei hat ein Ver­gleich grund­sätz­lich kei­ne schuld­um­schaf­fen­de Wir­kung, son­dern än­dert das ur­sprüng­li­che Schuld­ver­hält­nis nur in­so­weit, als in ihm strei­ti­ge oder un­ge­wis­se Punk­te ge­re­gelt wer­den (st. Rspr., BGH, Urt. v. 23.06.2010 – XII ZR 52/08, NJW 2010, 2652 Rn. 15 m. w. Nachw.).

Durch den im Vor­pro­zess ge­schlos­se­nen Ver­gleich ha­ben die Par­tei­en in ma­te­ri­ell-recht­li­cher Hin­sicht ver­ein­bart, dass an die Stel­le des im Vor­pro­zess strei­ti­gen ge­währ­leis­tungs­recht­li­chen Rück­ab­wick­lungs­be­geh­rens des Klä­gers ein (Vor-)Ver­trag tre­ten soll­te, in dem sich bei­de Par­tei­en zum Ab­schluss ei­nes neu­en Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil-Neu­fahr­zeug ver­pflich­te­ten. Da­bei wur­de still­schwei­gend dem Klä­ger hin­sicht­lich der Aus­wahl des zu er­wer­ben­den Wohn­mo­bils ein Leis­tungs­be­stim­mungs­recht i. S. des § 315 BGB ein­ge­räumt, wel­ches in­halt­lich da­hin be­grenzt wur­de, dass der Preis über den ge­nann­ten In­zah­lung­nah­me­prei­sen lie­gen soll­te. Das Leis­tungs­be­stim­mungs­recht des Klä­gers wur­de flan­kiert durch ei­ne Mit­wir­kungs­pflicht der Be­klag­ten in Form ei­ner Aus­kunfts-/In­for­ma­ti­ons­pflicht zum Bei­spiel hin­sicht­lich mög­li­cher Aus­stat­tungs­va­ri­an­ten und Prei­se. Der Preis, zu dem das neue Wohn­mo­bil ge- und ver­kauft wer­den soll­te, be­stimm­te sich nach den Lis­ten­prei­sen des Her­stel­lers. Das ist zwar nicht aus­drück­lich im Ver­gleich ge­re­gelt, ist aber gleich­falls als still­schwei­gend ver­ein­bart an­zu­se­hen, weil dies den üb­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten im Neu­fahr­zeug­han­del ent­spricht und Ra­batt­ge­wäh­run­gen auf die Lis­ten­prei­se nicht mehr die Re­gel sind. Das fi­nan­zi­el­le Ent­ge­gen­kom­men der Be­klag­ten war im Ver­gleich da­hin ge­re­gelt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet war, bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags bin­nen der vor­ge­se­he­nen Fris­ten dem Klä­ger ei­ne Er­set­zungs­be­fug­nis durch In­zah­lung­ga­be des al­ten Wohn­mo­bils zu dem je­weils fest­ge­leg­ten Be­trag ein­zu­räu­men. Auf ein wei­te­res Ent­ge­gen­kom­men bei der Preis­ge­stal­tung hat­te der Klä­ger nach dem Ver­gleich kei­nen An­spruch.

Weil der Ver­gleich kei­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung für den Fall ent­hält, dass es nicht bin­nen der in Nr. 1 ge­nann­ten Fris­ten zur Leis­tungs­be­stim­mung durch den Klä­ger und zum Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags kom­men soll­te, be­darf er in­so­weit er­gän­zen­der Aus­le­gung ge­mäß den §§ 133, 157 BGB un­ter Wür­di­gung der wech­sel­sei­ti­gen Par­tei­in­ter­es­sen und der mit dem Ver­gleichs­ab­schluss ver­bun­de­nen Ziel­set­zung.

Ei­ner­seits ist die zu­nächst vom Klä­ger ver­tre­te­ne Auf­fas­sung, nach er­geb­nis­lo­sem Frist­ab­lauf sei die Pro­zes­s­ei­ni­gung hin­fäl­lig, und er kön­ne oh­ne Wei­te­res auf sein frü­he­res Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren zu­rück­kom­men, nicht in­ter­es­sen­ge­recht. Die Be­klag­te woll­te dem Klä­ger durch den Ver­gleich den im Vor­pro­zess gel­tend ge­mach­ten et­wai­gen Rück­ab­wick­lungs­an­spruch „ab­kau­fen". Es soll­te nicht des­sen freie Ent­schei­dung sein, ob er von dem Leis­tungs­be­stim­mungs­recht Ge­brauch macht und ein neu­es Wohn­mo­bil kauft oder die Fris­ten ver­strei­chen lässt und er­neut auf der Grund­la­ge des Sach­vor­trags aus dem Vor­pro­zess Rück­ab­wick­lung des ur­sprüng­li­chen Kaufs ver­langt.

An­de­rer­seits ist die von der Be­klag­te be­vor­zug­te Aus­le­gung, nach der der Klä­ger auch nach Frist­ab­lauf ver­pflich­tet sein soll­te, bei der Be­klag­ten ein neu­es Wohn­mo­bil aus­zu­su­chen und zu kau­fen, die Be­klag­te aber von der In­zah­lung­nah­me­pflicht be­freit sein soll­te, eben­so we­nig in­ter­es­sen­ge­recht. Der Klä­ger woll­te er­sicht­lich nur dann von der Be­klag­ten ein neu­es Wohn­mo­bil er­wer­ben, wenn er sein al­tes Wohn­mo­bil da­bei in Zah­lung ge­ben könn­te. Zu­dem sta­tu­iert der Ver­gleich kei­ne von der Be­klag­ten ein­for­der­ba­re Pflicht des Klä­gers, von dem Leis­tungs­be­stim­mungs­recht Ge­brauch zu ma­chen, wie sich aus der For­mu­lie­rung in Nr. 1 „für den Fall des Er­werbs“ er­gibt.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der un­ter­schied­li­chen In­ter­es­sen bei­der Par­tei­en ist der Ver­gleich viel­mehr er­gän­zend fol­gen­der­ma­ßen aus­zu­le­gen: Macht der der Klä­ger bin­nen der ge­nann­ten Fris­ten von sei­nem Leis­tungs­be­stim­mungs­recht kei­nen Ge­brauch, kann ei­ner­seits die Be­klag­te ihn nicht da­zu zwin­gen, ver­liert er an­de­rer­seits grund­sätz­lich die Mög­lich­keit, das Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren auf den im Vor­pro­zess gel­tend ge­mach­ten Sach­ver­halt zu stüt­zen. Be­ruht die un­ter­las­se­ne Leis­tungs­be­stim­mung aber auf ei­nem Ver­stoß der Be­klag­ten ge­gen de­ren Mit­wir­kungs­pflicht, kann der Klä­ger un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der §§ 323 f. BGB vom Ver­gleich zu­rück­tre­ten und dann wie­der das Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren aus dem Vor­pro­zess ver­fol­gen.

bb) Der Klä­ger ist nicht wirk­sam von dem Ver­gleich zu­rück­ge­tre­ten.

Da­bei ent­hält be­reits die Kla­ge­er­he­bung ei­ne kon­klu­den­te Rück­tritt­er­klä­rung, so­dass es auf den aus­drück­lich un­ter dem 14.07.2014 er­klär­ten Rück­tritt nicht maß­geb­lich an­kommt. Es fehlt aber an ei­nem Rück­tritts­grund. Des­sen Vor­aus­set­zun­gen be­stim­men sich nach den §§ 323 f. BGB, weil der auf der Grund­la­ge des ur­sprüng­li­chen Kauf­ver­trags ge­schlos­se­ne Ver­gleich ei­nen ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag dar­stellt.

(1) Ge­mäß § 323 I BGB kann der Gläu­bi­ger vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn der Schuld­ner ei­ne fäl­li­ge Leis­tung nicht oder nicht ver­trags­ge­mäß er­bringt und der Gläu­bi­ger ihm er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Leis­tung oder Nach­bes­se­rung be­stimmt hat.

Die Mit­wir­kungs­pflicht der Be­klag­ten bei der Aus­übung des Leis­tungs­be­stim­mungs­rechts durch den Klä­ger lässt sich als Leis­tungs­pflicht i. S. des § 323 I BGB an­se­hen. Al­ler­dings teilt der Se­nat die Auf­fas­sung des Land­ge­richts, dass sich ein Ver­stoß ge­gen die­se Pflicht nicht fest­stel­len lässt.

Der Klä­ger konn­te auf der Grund­la­ge der ihm er­teil­ten In­for­ma­tio­nen oh­ne wei­te­re Mit­wir­kung der Be­klag­ten von sei­nem Leis­tungs­be­stim­mungs­recht Ge­brauch ma­chen. Ihm stan­den un­strei­tig die Aus­stat­tungs- und Preis­lis­ten zur Ver­fü­gung. An­hand die­ser hat er auch ver­schie­de­ne für ihn in Be­tracht kom­men­de Fahr­zeu­ge aus­stat­tungs­mä­ßig kon­fi­gu­riert und de­ren (Lis­ten-)Prei­se kal­ku­liert, wie sei­ne E-Mails vom 10.09. und 11.10.2013 be­le­gen.

So­weit der Klä­ger im Pro­zess auf not­wen­di­ge In­for­ma­tio­nen zu den Zu­la­de­mög­lich­kei­ten un­ter Be­rück­sich­ti­gung der zu­läs­si­gen Ge­samt­ge­wich­te und Achs­las­ten hin­ge­wie­sen hat, geht aus den vor­ge­leg­ten E-Mails – ins­be­son­de­re vom 11.09.2013 und 02.10.2013 – her­vor, dass die Be­klag­te ihm die hier­zu er­be­te­nen Aus­künf­te er­teilt hat­te.

Die letz­te An­fra­ge des Klä­gers vom 11.10.2013, die die Be­klag­te nicht bin­nen der im Ver­gleich fest­ge­leg­ten Fris­ten be­ant­wor­te­te, be­zog sich ent­schei­dend nur noch auf den An­ge­bots­preis bei Wahl des [Hy­mer­mo­bil Star­Li­ne 680] mit der an­ge­ge­be­nen Wunschaus­stat­tung. Die er­gän­zen­de Fra­ge nach dem nach­träg­li­chen Ein­bau von Zu­be­hör und dem hier­für zu­stän­di­gen An­sprech­part­ner war für die Ent­schlie­ßung des Klä­gers of­fen­sicht­lich und un­strei­tig nicht aus­schlag­ge­bend. Die Fra­ge nach dem An­ge­bots­preis ziel­te aber le­dig­lich auf ein wei­te­res Ent­ge­gen­kom­men der Be­klag­ten ge­gen­über den im Ver­gleich fest­ge­leg­ten Kon­di­tio­nen ab. Die Be­klag­te war in­des­sen nicht ver­pflich­tet, dem Klä­ger ei­nen hö­he­ren als im Ver­gleich fest­ge­leg­ten In­zah­lung­nah­me­preis oder ei­nen sons­ti­gen Ra­batt zu ge­wäh­ren. Es be­stand auch kei­ne vom Klä­ger ein­for­der­ba­re Pflicht, ihm vor Aus­übung sei­nes Leis­tungs­be­stim­mungs­rechts ver­bind­lich zu er­klä­ren, ob und in wel­chem Um­fang die Be­klag­te hier­zu ge­ge­be­nen­falls doch be­reit wä­re. Selbst wenn de­ren Ge­schäfts­füh­rer die Ge­wäh­rung ei­nes hö­he­ren In­zah­lung­nah­me­prei­ses für das Alt­fahr­zeug in den Raum ge­stellt ha­ben soll­te und der Ver­käu­fer M ei­ne Prü­fung der Kon­di­tio­nen zu­ge­sagt hat­te, be­grün­de­te das kei­ne Ver­trags­pflicht i. S. des § 323 I BGB.

Der Klä­ger macht auch oh­ne Er­folg gel­tend, das Ver­hal­ten der Be­klag­ten be­le­ge, dass sie nicht be­reit ge­we­sen sei, ihm ein Wohn­mo­bil zu ver­kau­fen, was er als ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ver­steht und des­halb – sinn­ge­mäß – als Grund für den Ver­gleichs­rück­tritt i. S. des § 323 II Nr. 1, IV BGB her­an­zie­hen will.

Dem ist nicht zu fol­gen. Wie schon das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt hat, ist nicht zu er­ken­nen, dass die Be­klag­te nicht be­reit war, dem Klä­ger zu den im Ver­gleich fest­ge­leg­ten Kon­di­tio­nen ein Wohn­mo­bil zu ver­kau­fen. Das gilt auch un­ter Ein­be­zie­hung ih­res vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­hal­tens, wel­ches der Klä­ger ihr jetzt als ge­ziel­te Ver­schlep­pung des Ent­schei­dungs­pro­zes­ses vor­wer­fen will. Da­mit, dass die Be­klag­te dem Klä­ger den kos­ten­frei­en Be­such der Ca­ra­van-Mes­se in Düs­sel­dorf er­mög­lich­te und ihm da­von ab­riet, sich vor­schnell für ein von ihm selbst als blo­ße Not­lö­sung be­zeich­ne­tes Mo­dell zu ent­schei­den, woll­te die Be­klag­te er­sicht­lich bei der Kauf­ent­schlie­ßung be­hilf­lich sein, nicht aber ei­nen Kauf ver­hin­dern.

(2) Das Un­ter­las­sen der dem Klä­ger per E-Mail zu­ge­sag­ten An­ge­bots­er­stel­lung bin­nen der ver­gleichs­wei­se fest­ge­leg­ten In­zah­lung­nah­me­fris­ten kann al­len­falls als Ver­stoß ge­gen ei­ne Rück­sicht­nah­me­pflicht i. S. des § 241 II BGB zu wer­ten sein, der nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 324 BGB zum Rück­tritt be­rech­tigt.

Die­se lie­gen aber nicht vor. Es lässt sich nicht fest­stel­len, dass dem Klä­ger des­we­gen ein Fest­hal­ten am Ver­gleich nicht zu­mut­bar ist. Dem Klä­ger war es un­be­nom­men und mög­lich, vor Ab­lauf der In­zah­lung­nah­me­frist zum 31.10.2013 ein Fahr­zeug ge­mäß sei­nen Aus­stat­tungs­wün­schen ver­bind­lich zu be­stel­len. Im Üb­ri­gen führt das Fort­be­ste­hen des Ver­gleichs auch bei Ver­strei­chen der Frist nicht da­zu, dass der Klä­ger recht­los ge­stellt wird. Er ver­liert da­mit ins­be­son­de­re nicht sämt­li­che Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus dem Wohn­mo­bil­kauf vom 17.04.2012, son­dern nur die Mög­lich­keit, auf der Grund­la­ge des Sach­vor­trags im Vor­pro­zess die Rück­ab­wick­lung des Ver­trags zu ver­lan­gen.

cc) Der Klä­ger macht auch oh­ne Er­folg gel­tend, die Bin­dungs­wir­kung des Ver­gleichs sei we­gen Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge ent­fal­len.

Die­se Rechts­fol­ge er­gibt sich hier zu­nächst nicht aus § 779 BGB. Da­nach ist ein Ver­gleich un­wirk­sam, wenn die Par­tei­en bei Ab­schluss des Ver­gleichs von ei­nem fal­schen Sach­ver­halt aus­ge­gan­gen sind, was hier nicht der Fall ge­we­sen ist.

Die­se Son­der­re­ge­lung hin­dert nicht den Rück­griff auf die all­ge­mei­ne Vor­schrift des § 313 BGB, wenn aus an­de­ren Grün­den von ei­ner Stö­rung der Ge­schäfts­grund­la­ge ei­nes Ver­gleichs aus­zu­ge­hen ist (vgl. BAG, Urt. v. 11.07.2012 – 2 AZR 42/11, NJW 2012, 3390). Al­ler­dings lässt sich nicht fest­stel­len, dass im kon­kre­ten Fall die Ge­schäfts­grund­la­ge des Ver­gleichs ent­fal­len ist.

Ge­schäfts­grund­la­ge sind zum ei­nen die ge­mein­sa­men Vor­stel­lun­gen bei­der Ver­trags­part­ner, die nicht zum ei­gent­li­chen Ver­trags­in­halt ge­wor­den, beim Ab­schluss aber zu­ta­ge ge­tre­ten sind, zum an­de­ren die dem Ge­schäfts­part­ner er­kenn­ba­ren oder von ihm nicht be­an­stan­de­ten Vor­stel­lun­gen der an­de­ren Par­tei vom Vor­han­den­sein oder dem künf­ti­gen Ein­tritt oder Nicht­ein­tritt be­stimm­ter Um­stän­de, auf de­nen der Ge­schäfts­wil­le der Par­tei­en auf­baut (BAG, Urt. v. 11.07.2012 – 2 AZR 42/11, NJW 2012, 3390 Rn. 32).

Dass die Be­klag­te vor Ab­lauf der im Ver­gleich fest­ge­leg­ten In­zah­lung­nah­me­fris­ten dem Klä­ger kein wei­te­res preis­li­ches Ent­ge­gen­kom­men ver­bind­lich zu­ge­sagt hat, hat mit den er­kenn­ba­ren Vor­stel­lun­gen der Par­tei­en bei Ab­schluss des Ver­gleichs nichts zu tun.

dd) Dass die Be­klag­te den Klä­ger am Ver­gleich fest­hal­ten will, ist auch nicht aus sons­ti­gen Er­wä­gun­gen als treu­wid­rig i. S. des § 242 BGB an­zu­se­hen.

b) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des durch den be­stands­kräf­ti­gen Ver­gleich ab­ge­schlos­se­nen Vor­pro­zes­ses ist das neu­er­li­che auf die §§ 346, 323, 437 Nr. 2 Fall 1, § 434 BGB ge­stütz­te Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren des Klä­gers un­be­grün­det:

aa) Zwei­fel­haft ist schon, ob der Klä­ger be­rech­tigt ist, Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses al­lein an sich zu ver­lan­gen. Denn aus­weis­lich des Wort­lauts der ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 17.04.2012 wa­ren Käu­fer des Wohn­mo­bils der Klä­ger und sei­ne Ehe­frau, die da­mit auch ein­fa­che Mit­gläu­bi­ger der se­kun­dä­ren Rech­te und An­sprü­che sind mit der Fol­ge, dass zwar ei­ner von ih­nen al­lein Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ein­kla­gen kann, aber grund­sätz­lich Leis­tung an al­le ver­lan­gen muss (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl., § 432 Rn. 3). Ob hier we­gen der im Vor­pro­zess vor­ge­tra­ge­nen Ab­tre­tung sei­tens der Ehe­frau des Klä­gers aus­nahms­wei­se an­de­res gilt, kann of­fen­blei­ben.

bb) Selbst wenn in der Er­he­bung der neu­en Kla­ge ei­ne Wie­der­ho­lung des be­reits un­ter dem 29.10.20112 kon­klu­dent er­klär­ten Rück­tritts vom Fahr­zeug­kauf ge­se­hen und da­von aus­ge­gan­gen wird, dass dies im Ein­ver­ständ­nis mit der Ehe­frau des Klä­gers er­folgt ist, fehlt es an ei­nem Rück­tritts­grund:

(1) Mit der Man­gel­rü­ge der Über­schrei­tung der zu­läs­si­gen Hin­ter­achs­last bei ku­mu­la­ti­vem Trans­port von Rol­ler und Boot kann der Klä­ger auf­grund des be­stands­kräf­tig ab­ge­schlos­se­nen Vor­pro­zes­ses nicht mehr ge­hört wer­den.

(2) Der wei­ter­hin gel­tend ge­mach­te und von der Be­klag­te be­strit­te­ne De­fekt am Kühl­sys­tem des Wohn­mo­bils be­darf schon des­halb kei­nes Be­wei­ses, weil sich der Klä­ger auf­grund des Ver­gleichs nicht dar­auf be­ru­fen kann, er ha­be der Be­klag­ten zu­vor aus­rei­chend Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ge­ben. Der Streit um die­se Fra­ge wur­de durch den Ver­gleich bei­ge­legt.

Der Klä­ger macht auch nicht gel­tend, dass er der Be­klag­ten da­nach (noch ein­mal) die Mög­lich­keit zur Be­he­bung die­ses Man­gels er­öff­net hat.

(3) So­weit es um die von dem Klä­ger im vor­lie­gen­den Rechts­streit er­gän­zend an­ge­führ­ten Män­gel des In­nen­aus­baus des Wohn­mo­bils geht, lässt sich sei­nem Pro­zess­vor­brin­gen nicht klar ent­neh­men, ob er die sie­ben in der Kla­ge­schrift auf­ge­lis­te­ten Be­an­stan­dun­gen wei­ter­hin gel­tend macht oder nur noch den in der Be­ru­fung an­ge­führ­ten feh­len­den Holz­rost für den Toi­let­ten­raum. Dar­auf kommt es aber nicht an.

Der Klä­ger hat in Be­zug auf die Män­gel der In­nen­aus­stat­tung die for­ma­len Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen des § 323 BGB nicht dar­ge­tan. Er hat nicht sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen, dass er der Be­klag­ten zur Be­sei­ti­gung der be­zeich­ne­ten Män­gel ver­geb­lich ei­ne Frist ge­setzt hat. Es lässt sich auch nicht fest­stel­len, dass ei­ne sol­che frist­be­wehr­te Nach­er­fül­lungs­auf­for­de­rung hier ent­behr­lich war; ins­be­son­de­re ist dem Klä­ger die Nach­bes­se­rung durch die Be­klag­te nicht un­zu­mut­bar.

Weil im Üb­ri­gen der Klä­ger selbst die­se Män­gel als zu ge­ring­fü­gig ein­schätzt, um al­lein ei­nen Rück­tritt vom Kauf zu recht­fer­ti­gen, schätzt er selbst die – et­waig – dar­in be­grün­de­te Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten als un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ein.

c) Die üb­ri­gen mit der Kla­ge ver­folg­ten Be­geh­ren tei­len das Schick­sal des Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gens. Die Be­ru­fung er­weist sich da­mit voll­um­fäng­lich als un­be­grün­det. …

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