Ver­kün­det der An­trag­stel­ler in ei­nem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren, das er ge­gen ei­nen ver­meint­li­chen Schä­di­ger führt, ei­nem mög­li­cher­wei­se statt­des­sen haf­ten­den Schä­di­ger den Streit, so um­fasst die Bin­dungs­wir­kung des § 68 ZPO grund­sätz­lich je­des Be­wei­s­er­geb­nis, das im Ver­hält­nis zum An­trags­geg­ner von recht­li­cher Re­le­vanz ist (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 05.12.1996 – VII ZR 108/95, BGHZ 134, 190; Beschl. v. 27.11.2003 – V ZB 43/03, BGHZ 157, 97).

BGH, Ur­teil vom 18.12.2014 – VII ZR 102/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner ver­meint­lich man­gel­haf­ten Re­pa­ra­tur sei­nes Pkw.

Am 15.07.2010 ließ der Klä­ger nach ei­nem Un­fall bei der K-GmbH ei­nen neu­en Küh­ler in sein Fahr­zeug ein­bau­en. An­fang Sep­tem­ber 2010 re­pa­rier­te der Be­klag­te in sei­ner Kfz-Werk­statt ei­nen Mo­tor­scha­den an dem Pkw. Am 08.11.2010 blieb der Klä­ger mit dem Wa­gen auf der Au­to­bahn lie­gen. Der Be­klag­te un­ter­such­te das Fahr­zeug und teil­te dem Klä­ger mit, dass der Küh­ler un­dicht sei und der da­durch ver­ur­sach­te Was­ser­ver­lust zu ei­ner Über­hit­zung des Mo­tors mit der Fol­ge ei­nes Mo­tor­scha­dens ge­führt ha­be. Dar­auf­hin wand­te sich der Klä­ger an die K-GmbH, die je­doch die Auf­fas­sung ver­trat, dass Ur­sa­che für den Mo­tor­scha­den nicht ei­ne Un­dich­tig­keit des von ihr ein­ge­bau­ten Küh­lers, son­dern ei­ne feh­ler­haf­te Re­pa­ra­tur durch den Be­klag­ten sei.

Der Klä­ger schlug so­dann so­wohl dem Be­klag­ten als auch der K-GmbH vor, ei­nen un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen mit der Fest­stel­lung der Scha­den­sur­sa­che zu be­auf­tra­gen. Dies lehn­ten bei­de ab.

Der Klä­ger lei­te­te ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren zur Fest­stel­lung der Scha­den­sur­sa­che ge­gen die K-GmbH ein und ver­kün­de­te dem Be­klag­ten den Streit. Der Be­klag­te trat dem Ver­fah­ren nicht bei. Nach den Fest­stel­lun­gen des im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen wa­ren die Schä­den an Mo­tor und Küh­ler nicht auf ei­ne Feh­ler­haf­tig­keit des ein­ge­bau­ten Küh­lers, son­dern auf ei­ne man­gel­haf­te Re­pa­ra­tur des Be­klag­ten zu­rück­zu­füh­ren. Die Haft­pflicht­ver­si­che­rung des Be­klag­ten zahl­te an den Klä­ger Re­pa­ra­tur­kos­ten und ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung.

Der Klä­ger hat in ers­ter In­stanz un­ter an­de­rem den Er­satz der Kos­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens in Hö­he von ins­ge­samt 6.446,46 € (ei­ge­ne An­walts­kos­ten, An­walts­kos­ten der An­trags­geg­ne­rin so­wie Ge­richts­kos­ten) nebst Zin­sen ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers, mit der er nur noch den Er­satz der ge­nann­ten Kos­ten wei­ter­ver­folgt hat, hat Er­folg ge­habt.

Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten, die die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils er­rei­chen woll­te, blieb er­folg­los.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hält den in der Be­ru­fungs­in­stanz noch gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 634 Nr. 4, 280 I BGB für be­grün­det.

[7]    Der Be­klag­te müs­se die im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen ge­gen sich gel­ten las­sen. Die Streit­ver­kün­dung sei zu­läs­sig ge­we­sen. Je­den­falls im Rah­men ei­nes selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens rei­che ei­ne tat­säch­li­che Al­ter­na­ti­vi­tät für ei­ne Zu­läs­sig­keit der Streit­ver­kün­dung ge­mäß § 72 ZPO aus. Die­se ste­he hier im Raum, denn ent­we­der be­ru­he der Scha­den auf ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten oder der K-GmbH. Die in dem Ver­fah­ren er­folg­te Sach­ver­stän­di­gen­be­gut­ach­tung ste­he ge­mäß § 493 I ZPO ei­ner Be­weis­auf­nah­me vor dem Pro­zess­ge­richt gleich. Hier­nach ste­he fest, dass die vom Be­klag­ten im Sep­tem­ber 2010 aus­ge­führ­te Re­pa­ra­tur man­gel­haft ge­we­sen sei.

[8]    Zwar ha­be der Be­klag­te auch jetzt noch die Mög­lich­keit, das Gut­ach­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens an­zu­grei­fen. Die von ihm er­ho­be­nen Ein­wän­de sei­en je­doch nicht aus­rei­chend sub­stan­zi­iert.

[9]    Der Be­klag­te sei zum Er­satz der gel­tend ge­mach­ten Kos­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens in vol­ler Hö­he ver­pflich­tet. Ur­säch­lich für die Ent­ste­hung die­ser Kos­ten sei ei­ne Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten. Mög­li­che An­knüp­fungs­punk­te sei­en zum ei­nen die nicht ord­nungs­ge­mäß aus­ge­führ­te Re­paa­tur des Mo­tors, zum an­de­ren aber auch der Um­stand, dass der Be­klag­te bei ei­ner nach­fol­gen­den Un­ter­su­chung sei­ne Ver­ant­wort­lich­keit für den Scha­den von sich ge­wie­sen und so dem Klä­ger letzt­lich kei­ne an­de­re Wahl als die Be­auf­tra­gung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ge­las­sen ha­be. Ent­schei­de sich der Klä­ger dann wie hier nicht für die Ein­ho­lung ei­nes pro­zes­su­al nur ein­ge­schränkt ver­wert­ba­ren Pri­vat­gut­ach­tens, son­dern für ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren, sei­en die da­durch ver­ur­sach­ten Mehr­kos­ten eben­falls vom Schä­di­ger zu tra­gen.

[10]   II. Das hält der recht­li­chen Über­prü­fung stand.

[11]   Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Er­satz der gel­tend ge­mach­ten Kos­ten des ge­gen die K-GmbH ge­führ­ten selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens (§ 634 Nr. 4 BGB i. V. mit § 280 I BGB).

[12]   1. Rechts- und ver­fah­rens­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt, dass der ein­ge­tre­te­ne Mo­tor­scha­den am Pkw des Klä­gers durch ei­ne man­gel­haf­te Re­pa­ra­tur des Be­klag­ten ver­ur­sacht wur­de. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat mit Recht an­ge­nom­men, dass der Be­klag­te Fest­stel­lun­gen aus dem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ent­spre­chend § 74 III BGB i. V. mit § 68 ZPO ge­gen sich gel­ten las­sen muss.

[13]   a) Sol­che Wir­kun­gen tre­ten oh­ne ei­nen Bei­tritt des Streit­ver­kün­de­ten al­ler­dings nur ein, wenn die Streit­ver­kün­dung nach § 72 I ZPO zu­läs­sig war (all­ge­mei­ne Mei­nung; vgl. BGH, Urt. v. 08.10.1981 – VII ZR 341/80, NJW 1982, 281 [282] m. w. Nachw.). Das ist der Fall.

[14]   aa) Ei­ne Streit­ver­kün­dung ist auch in ei­nem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren zu­läs­sig. In die­sem Fall ist § 68 ZPO ent­spre­chend in der Wei­se an­zu­wen­den, dass dem Streit­ver­kün­de­ten das Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den kann (BGH, Urt. v. 05.12.1996 – VII ZR 108/95, BGHZ 134, 190 [193 f.]). Da­durch wird wie in ei­nem Rechts­streit der Zweck ei­ner Streit­ver­kün­dung er­reicht, in­dem die­se ei­ner­seits das recht­li­che Ge­hör des Streit­ver­kün­de­ten ge­währ­leis­tet, aber auch eben­so wie die §§ 485 ff. ZPO zur Ver­mei­dung wi­der­sprüch­li­cher Pro­zes­s­er­geb­nis­se und der Ver­rin­ge­rung der Zahl der Pro­zes­se bei­trägt. Au­ßer­dem kann die Be­tei­li­gung des Drit­ten die Auf­klä­rung des Sach­ver­halts we­sent­lich för­dern (BGH, Urt. v. 05.12.1996 – VII ZR 108/95, BGHZ 134, 190 [193]).

[15]   bb) Über den Wort­laut von § 72 I ZPO hin­aus ist ei­ne Streit­ver­kün­dung auch dann zu­läs­sig, wenn der ver­meint­li­che An­spruch ge­gen den Drit­ten, des­sent­we­gen die Streit­ver­kün­dung er­folgt, mit dem im Erst­pro­zess vom Streit­ver­kün­der gel­tend ge­mach­ten An­spruch in ei­nem Ver­hält­nis der wech­sel­sei­ti­gen Aus­schlie­ßung (Al­ter­na­tiv­ver­hält­nis) steht (BGH, Urt. v. 28.10.1988 – V ZR 14/87, NJW 1989, 521 [522], in­so­weit in BGHZ 106, 1 nicht ab­ge­druckt; Urt. v. 06.05.1982 – VII ZR 172/81, BauR 1982, 514 [515]; Be­ckOK- ZPO/Dress­ler, Stand: 15.09.2014, § 72 Rn. 11; Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 30. Aufl., § 72 Rn. 5, 8; je­weils m. w. Nachw.). So­weit nur ei­ne ge­samt­schuld­ne­ri­sche Haf­tung in Be­tracht kommt, ist ei­ne Streit­ver­kün­dung da­ge­gen un­zu­läs­sig (BGH, Urt. v. 06.05.1982 – VII ZR 172/81, BauR 1982, 514 [515]).

[16]   cc) Nach der Recht­spre­chung des BGH kann das Al­ter­na­tiv­ver­hält­nis auch aus tat­säch­li­chen Grün­den be­ste­hen (vgl. et­wa Urt. v. 06.05.1982 – VII ZR 172/81, BauR 1982, 514 [515]: Haf­tung des Ar­chi­tek­ten we­gen un­ter­las­se­ner Pla­nung ei­ner Ab­dich­tung oder des Bau­un­ter­neh­mers we­gen man­gel­haft durch­ge­führ­ter Ab­dich­tung; Urt. v. 22.12.1977 – VII ZR 94/76, BGHZ 70, 187 [189 ff.]: Feh­ler des Pla­ners oder Bau­un­ter­neh­mers; Urt. v. 09.10.1975 – VII ZR 130/73, BGHZ 65, 127 [131 ff.]: Ver­ant­wort­lich­keit des Vor­un­ter­neh­mers oder des Un­ter­neh­mers für Näs­se­schä­den). Es muss sich nicht um ei­ne recht­li­che Al­ter­na­ti­vi­tät han­deln.

[17]   Au­ßer­dem braucht das Vor­lie­gen des Al­ter­na­tiv­ver­hält­nis­ses nicht von vorn­her­ein fest­zu­ste­hen. Nach § 72 I ZPO ist ei­ne Streit­ver­kün­dung viel­mehr dann zu­läs­sig, wenn die Par­tei im Zeit­punkt der Streit­ver­kün­dung aus in die­sem Au­gen­blick na­he­lie­gen­den Grün­den für den Fall des ihr un­güns­ti­gen Aus­gangs des Rechts­streits ei­nen An­spruch ge­gen ei­nen Drit­ten er­he­ben zu kön­nen glaubt. Die­se Vor­aus­set­zung ist er­füllt, wenn der Sach­ver­halt ei­ne al­ter­na­ti­ve Schuld­ner­schaft na­he­legt. Ei­ne Streit­ver­kün­dung ist nur hin­sicht­lich sol­cher An­sprü­che un­zu­läs­sig, die nach La­ge der Din­ge von vorn­her­ein so­wohl ge­gen­über dem Be­klag­ten des Vor­pro­zes­ses als auch ge­gen­über dem Drit­ten gel­tend ge­macht wer­den kön­nen. Denn in ei­nem der­ar­tig ge­la­ger­ten Fall kommt es auch im Zeit­punkt der Streit­ver­kün­dung nicht mehr auf ei­nen für den Streit­ver­kün­der un­güns­ti­gen Aus­gang des Rechts­streits an (vgl. BGH, Urt. v. 09.10.1975 – VII ZR 130/73, BGHZ 65, 127 [131]; Urt. v. 22.12.1977 – VII ZR 94/76, BGHZ 70, 187, 189).

[18]   Die von der Re­vi­si­on hier­ge­gen vor­ge­brach­ten Be­den­ken grei­fen nicht durch. Die not­wen­di­ge Klar­heit für den Streit­ver­kün­dungs­emp­fän­ger ist da­durch ge­ge­ben, dass er eben­so wie der Streit­ver­kün­den­de prü­fen und er­ken­nen kann, ob auf­grund der ihm für die Streit­ver­kün­dung ge­nann­ten Grün­de (§ 73 ZPO) ei­ne tat­säch­li­che Al­ter­na­ti­vi­tät min­des­tens ernst­haft in Be­tracht kommt. An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­bar an­nimmt, be­steht hin­sicht­lich die­ser Vor­aus­set­zun­gen auch kein Un­ter­schied zwi­schen ei­ner Streit­ver­kün­dung in ei­nem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren und in ei­nem Rechts­streit.

[19]   b) Ei­ne von der Zu­läs­sig­keit der Streit­ver­kün­dung zu tren­nen­de Fra­ge ist, wel­che Reich­wei­te die hier­mit ver­bun­de­ne Bin­dungs­wir­kung hat (§ 68 ZPO). Das Be­ru­fungs­ge­richt ist im Er­geb­nis auch hier zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Be­klag­te das Be­wei­s­er­geb­nis des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens, wo­nach der spä­te­re Mo­tor­scha­den durch ei­ne von ihm durch­ge­führ­te feh­ler­haf­te Re­pa­ra­tur des Mo­tors ein­ge­tre­ten ist, ge­gen sich gel­ten las­sen muss.

[20]   aa) Die Bin­dungs­wir­kung ei­ner in ei­nem Rechts­streit er­folg­ten Streit­ver­kün­dung kommt nicht nur dem Ent­schei­dungs­aus­spruch, son­dern auch den tat­säch­li­chen und recht­li­chen Grund­la­gen zu, auf de­nen das Ur­teil im Vor­pro­zess be­ruht. Sie greift da­ge­gen nicht für Fest­stel­lun­gen des Erst­ge­richts, auf de­nen sein Ur­teil nicht be­ruht (sog. über­schie­ßen­de Fest­stel­lun­gen). Da­für kommt es nicht auf ei­ne sub­jek­ti­ve Sicht­wei­se des Ge­richts, son­dern dar­auf an, wor­auf die Ent­schei­dung des Erst­pro­zes­ses ob­jek­tiv nach zu­tref­fen­der Rechts­auf­fas­sung be­ruht. Je­doch muss der Emp­fän­ger ei­ner Streit­ver­kün­dung auch da­mit rech­nen, dass sich das Erst­ge­richt für ei­nen Be­grün­dungs­an­satz ent­schei­det, den er nicht für rich­tig hält. Die­ser Be­grün­dungs­an­satz gibt den Rah­men vor. Ei­ne in die­sem Rah­men ob­jek­tiv not­wen­di­ge Fest­stel­lung wird nicht des­halb über­schie­ßend, weil sie sich bei der Wahl ei­nes an­de­ren recht­li­chen An­sat­zes er­üb­rigt hät­te (vgl. BGH, Beschl. v. 27.11.2003 – V ZB 43/03, BGHZ 157, 97 [99 f.]).

[21]   bb) Bei der ent­spre­chen­den An­wen­dung auf ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren be­deu­tet dies, dass des­sen Be­wei­s­er­geb­nis Bin­dungs­wir­kung ge­gen­über dem Streit­ver­kün­de­ten nach § 68 ZPO ent­fal­tet, wenn es im Ver­hält­nis zum An­trags­geg­ner von recht­li­cher Re­le­vanz ist. Das ist auch dann der Fall, wenn die vom Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­te Be­gut­ach­tung zu­gleich zu Er­kennt­nis­sen dar­über führt, ob ein Drit­ter die Ur­sa­che des Man­gels oder des Scha­dens ge­setzt hat. Da­ge­gen be­steht kei­ne recht­li­che Re­le­vanz im Ver­hält­nis zum An­trags­geg­ner, so­weit das Be­wei­s­er­geb­nis nicht ge­eig­net ist, zur Klä­rung der Fra­ge bei­zu­tra­gen, ob der An­trags­geg­ner den streit­ge­gen­ständ­li­chen Man­gel oder Scha­den ver­ur­sacht hat.

[22]   c) Da­nach muss sich der Be­klag­te das Er­geb­nis des vom Klä­ger ge­gen die K-GmbH ge­führ­ten selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens im vor­lie­gen­den Fall ge­mäß § 68 ZPO ent­ge­gen­hal­ten las­sen.

[23]   aa) Die Streit­ver­kün­dung war zu­läs­sig, weil ei­ne al­ter­na­ti­ve Haf­tung der K-GmbH und des Be­klag­ten in Be­tracht kam.

[24]   Die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren hat­ten recht­li­che Re­le­vanz für die K-GmbH. Der Sach­ver­stän­di­ge hat die tech­ni­sche Ur­sa­che des Scha­dens, näm­lich nicht sach- und fach­ge­recht durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten an der Zy­lin­der­kopf­dich­tung, er­mit­telt und dar­aus ge­schlos­sen, dass nicht die K-GmbH Ver­ur­sa­che­rin der Schä­den war. Er hat da­mit die Be­weis­fra­ge auch im Ver­hält­nis zur K-GmbH be­ant­wor­tet. Hier­zu ge­hör­te auch die Klä­rung der Fra­ge, ob ein Scha­den an der Zy­lin­der­kopf­dich­tung als Scha­den­sur­sa­che in Be­tracht kam.

[25]   bb) Oh­ne Er­folg be­ruft sich die Re­vi­si­on in die­sem Zu­sam­men­hang auf den Grund­satz, dass die Streit­ver­kün­dung un­ge­eig­net sei, bei un­kla­rer Be­weis­la­ge den An­spruchs­geg­ner des Klä­gers fest­zu­stel­len, wenn die­ser im Ver­hält­nis zu je­dem in Be­tracht kom­men­den An­spruchs­geg­ner be­weis­pflich­tig sei (vgl. BGH, Urt. v. 16.09.2010 – IX ZR 203/08, NJW 2010, 3576 Rn. 13; Urt. v. 21.07.2005 – IX ZR 193/01, WM 2005, 2108, 2109; Hä­se­mey­er, ZZP 84 [1971], 179 [196 f.]). Die­ser schließt es nur aus, auf­grund der Un­auf­klär­bar­keit im Ver­hält­nis zu ei­nem der mög­li­chen An­spruchs­geg­ner im We­ge ei­ner Bin­dungs­wir­kung den an­de­ren haf­ten zu las­sen, ob­wohl auch ihm ge­gen­über der ob­lie­gen­de Be­weis nicht ge­führt ist. Hier ist die Scha­den­sur­sa­che da­ge­gen nicht un­klar ge­blie­ben, son­dern po­si­tiv fest­ge­stellt wor­den.

[26]   cc) Der Bin­dungs­wir­kung steht auch nicht ent­ge­gen, dass sich der Be­klag­te im Fal­le ei­nes Bei­tritts zum selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren nicht in Wi­der­spruch zu Be­haup­tun­gen des Klä­gers hät­te set­zen dür­fen (vgl. zu die­ser Ein­schrän­kung aus­führ­lich Man­sel, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 3. Aufl., § 68 Rn. 117 ff.). Denn der Klä­ger hat dort be­haup­tet, dass die K-GmbH Ver­ur­sa­cher war. Das er­gibt sich dar­aus, dass er das Ver­fah­ren ge­gen die­se ge­führt hat. Der Be­klag­te hät­te des­halb dort auch die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen be­kämp­fen kön­nen, er ha­be die Ur­sa­che ge­setzt.

[27]   Im An­satz zu Recht hat sich das Be­ru­fungs­ge­richt dem­ge­gen­über mit dem Ein­wand des Be­klag­ten be­schäf­tigt, dass der Klä­ger ei­ne Ur­sa­che für die Be­schä­di­gung ge­setzt ha­be. Denn dies war we­der Fra­ge­stel­lung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens, noch hät­te der Be­klag­te bei ei­nem Bei­tritt auf­sei­ten des Klä­gers Der­ar­ti­ges dort zu­las­ten des Klä­gers vor­tra­gen kön­nen. Des­halb kommt in­so­weit ei­ne Bin­dungs­wir­kung zu­las­ten des Be­klag­ten nicht in Be­tracht. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aber zu Recht und von der Re­vi­si­on auch nicht an­ge­grif­fen die ent­spre­chen­den Ein­wän­de des Be­klag­ten als un­sub­stan­zi­iert an­ge­se­hen.

[28]   2. Im Er­geb­nis zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt au­ßer­dem an­ge­nom­men, dass die dem Klä­ger ent­stan­de­nen Kos­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens ei­nen durch die feh­ler­haf­te Re­pa­ra­tur des Be­klag­ten ad­äquat ver­ur­sach­ten er­satz­fä­hi­gen Scha­den dar­stel­len. Ihr Er­satz ist ins­be­son­de­re vom Schutz­zweck der ver­letz­ten Norm um­fasst.

[29]   Ei­ne Scha­dens­er­satz­pflicht um­fasst auch Auf­wen­dun­gen, die der Ge­schä­dig­te zur Scha­dens­be­sei­ti­gung ge­tä­tigt hat. Sein Wil­lens­ent­schluss un­ter­bricht den Zu­rech­nungs­zu­sam­men­hang nicht, da er nicht frei ge­trof­fen, son­dern durch das Ver­hal­ten des Schä­di­gers ver­an­lasst wor­den ist. Die Er­satz­pflicht be­steht al­ler­dings nur für Auf­wen­dun­gen, die ein wirt­schaft­lich den­ken­der Mensch in der La­ge des Ge­schä­dig­ten für zweck­mä­ßig und not­wen­dig hal­ten durf­te (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl., Vorb. v. § 249 Rn. 44 m. w. Nachw.). Hier­zu kön­nen auch Kos­ten ei­nes er­folg­lo­sen Vor­pro­zes­ses ge­gen ei­nen ver­meint­li­chen Schä­di­ger ge­hö­ren (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 249 Rn. 58; BGH, Urt. v. 27.10.1970 – VI ZR 62/69, NJW 1971, 134 [135]; Urt. v. 28.02.1969 – II ZR 174/67, NJW 1969, 1109 m. w. Nachw.). Wenn der Schä­di­ger sei­ne Ver­ant­wort­lich­keit ge­ra­de in der Wei­se ver­neint, dass er den Ge­schä­dig­ten zu Un­recht auf ei­nen ver­meint­li­chen Schä­di­ger ver­weist, und er sich dar­über hin­aus zur Ur­sa­che­nermitt­lung nicht da­mit ein­ver­stan­den er­klärt, dass der Ge­schä­dig­te ein – bin­den­des – Pri­vat­gut­ach­ten ein­holt, darf der Ge­schä­dig­te die Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung ge­gen die­sen Drit­ten re­gel­mä­ßig für an­ge­mes­sen und not­wen­dig er­ach­ten …

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