Ein un­ter Mit­wir­kung ei­nes ge­werb­li­chen Kfz-Ver­käu­fers zu­stan­de ge­kom­me­ner Dar­le­hens­ver­trag un­ter­liegt im Re­gel­fall nicht den Vor­schrif­ten über Fern­ab­satz­ver­trä­ge, wenn der Ver­käu­fer mit dem Fi­nanz­dienst­leis­ter in dau­ern­den Ge­schäfts­be­zie­hun­gen steht, er per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten vom Dar­le­hens­neh­mer er­fragt, die­se in ei­nem au­to­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren an den Fi­nanz­dienst­leis­ter über­trägt, und der Ver­käu­fer in der La­ge ist, ele­men­ta­re Fra­gen zum Dar­le­hens­ver­trag mit dem Dar­le­hens­neh­mer zu er­ör­tern.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 14.08.2014 – 4 U 120/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te aus ei­nem Dar­le­hens­ver­trag auf Zah­lung in An­spruch.

Die Klä­ge­rin ge­währ­te der Be­klag­ten 2008 ein Dar­le­hen über 16.300 €, um ihr den Kauf ei­nes Pkw bei der Fir­ma F in O. zu er­mög­li­chen. Das Dar­le­hen soll­te in 35 Mo­nats­ra­ten zu je 205,44 € so­wie ei­ner Schluss­ra­te von 12.000 € zu­rück­ge­zahlt wer­den. Die Mo­nats­ra­ten zahl­te die Klä­ge­rin bis zum Ja­nu­ar 2011 ord­nungs­ge­mäß.

Mit Schrei­ben vom 12.01.2011 wi­der­rief sie dann den Kre­dit­ver­trag und den Kfz-Kauf­ver­trag. Sie stell­te die Zah­lun­gen ein, for­der­te die Klä­ge­rin zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs auf und ver­lang­te die Rück­zah­lung al­ler be­reits ge­leis­te­ten Be­trä­ge, wo­bei sich die Be­klag­te ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 4.178,10 € an­rech­nen ließ.

Die Klä­ge­rin hol­te das von der Be­klag­ten er­wor­be­ne Fahr­zeug am 14.06.2011 von ihr zu­rück. Es wur­de an­schlie­ßend zu ei­nem Be­trag von 5.000 € ent­spre­chend ei­nem zu­vor ge­schätz­ten Händ­ler­ein­kaufs­wert ver­wer­tet.

Die Klä­ge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der Wi­der­ruf ver­spä­tet er­klärt wor­den sei. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ver­wer­tungs­er­lö­ses nimmt sie die Be­klag­te aus dem Dar­le­hens­ver­trag auf Zah­lung von noch 9.762,65 € nebst Zin­sen in An­spruch.

Die Be­klag­te hat zu­letzt wi­der­kla­gend die Zah­lung von 344,97 € nebst Zin­sen ver­langt. Sie hat ge­meint, dass die Klä­ge­rin da­durch, dass sie das Fahr­zeug zu­rück­ge­holt ha­be, kon­klu­dent ihr Ein­ver­ständ­nis mit der Rück­ab­wick­lung des Dar­le­hens­ver­trags zu den von ihr, der Be­klag­ten, ge­stell­ten Be­din­gun­gen er­klärt ha­be. Zwi­schen dem 01.02.2011 und dem 14.06.2011 ha­be sich die Klä­ge­rin in An­nah­me­ver­zug be­fun­den und müs­se ihr, der Be­klag­ten, des­halb Stell­platz­ge­büh­ren (273,33 €) und an­tei­li­ge Ver­si­che­rungs­kos­ten (71,64 €) er­set­zen.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge in vol­lem Um­fang statt­ge­ge­ben und die Wi­der­kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit ih­rer hier­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung er­strebt die Be­klag­te die Ab­wei­sung der Kla­ge und ver­folgt die Wi­der­kla­ge wei­ter. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … A. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung bleibt oh­ne Er­folg, da die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung we­der auf ei­nem Rechts­feh­ler be­ruht, noch die ge­mäß § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen­den Tat­sa­chen ei­ne für die Be­klag­te güns­ti­ge­re Ent­schei­dung recht­fer­ti­gen (§ 513 I ZPO).

1. Der Klä­ge­rin steht der vom Land­ge­richt zu­ge­spro­che­ne Zah­lungs­an­spruch ge­mäß § 488 I 2 BGB zu. Hier­bei ist fest­zu­hal­ten, dass die Be­klag­te kei­ne Ein­wen­dun­gen ge­gen die auf der Grund­la­ge ei­nes wirk­sa­men, un­wi­der­ru­fe­nen Kre­dit­ver­trags be­rech­ne­te Kla­ge­for­de­rung er­ho­ben hat.

2. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung kann die Fra­ge nach der Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs nach Maß­ga­be der ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten nicht des­halb da­hin­ste­hen, weil sich die Par­tei­en ver­bind­lich über die Rück­ab­wick­lung des Kre­dit­ver­trags ge­ei­nigt hät­ten. Ei­ne dies­be­züg­li­che rechts­ge­schäft­li­che Ei­ni­gung hat das Land­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung frei von Rechts­feh­lern ver­neint:

a) Ein ex­pli­zit auf die ein­ver­nehm­li­che Rück­ab­wick­lung des Kre­dit­ver­tra­ges ge­rich­te­ter An­trag liegt nicht vor:

aa) Der mit Schrei­ben der Be­klag­ten vom 12.01.2011 aus­ge­üb­te Wi­der­ruf stellt ei­ne ein­sei­ti­ge rechts­ge­schäft­li­che Er­klä­rung dar, die nicht dar­auf ge­rich­tet war, von der Klä­ge­rin zum Zwe­cke ei­nes Ver­trags­schlus­ses an­ge­nom­men zu wer­den.

bb) Eben­so we­nig ziel­te das mit Schrei­ben vom 02.05.2011 er­klär­te Ein­ver­ständ­nis der Klä­ge­rin mit der Ab­mel­dung des Fahr­zeugs dar­auf ab, ei­ne Ei­ni­gung über die Rechts­wirk­sam­keit des Wi­der­rufs her­bei­zu­füh­ren. Im Wort­laut stellt der Ver­fas­ser des Schrei­bens klar her­aus, dass er das Ein­ver­ständ­nis oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht und oh­ne Prä­ju­diz für das wei­te­re Ver­fah­ren er­klä­re. Die­sem Wort­laut ist nicht der Er­klä­rungs­ge­halt bei­zu­mes­sen, dass die Klä­ge­rin ge­wis­ser­ma­ßen kon­klu­dent mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis ei­nen An­trag auf ein­ver­nehm­li­che Rück­ab­wick­lung des Dar­le­hens ver­bin­den woll­te.

b) Auch auf die ge­schei­ter­ten Ver­gleichs­ver­hand­lun­gen über die Rück­ab­wick­lung der mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Ver­trä­ge kann die Be­klag­te ih­re Rechts­po­si­ti­on nicht stüt­zen. In der vor­pro­zes­sua­len Kor­re­spon­denz konn­te ei­ne rechts­ge­schäft­li­che Ei­ni­gung über ei­ne ein­ver­nehm­li­che Rück­ab­wick­lung ge­ra­de nicht er­zielt wer­den:

aa) Wäh­rend die Klä­ge­rin der Be­klag­ten im Schrei­ben vom 13.05.2011 an­bot, die Rück­ab­wick­lung un­ter Rück­nah­me des Fahr­zeugs und Zah­lung wei­te­rer rund 3.000 € zu voll­zie­hen, be­stand die Be­klag­te dar­auf, ih­rer­seits ei­ne Zah­lung von 1.795,37 € zu er­hal­ten. An die­sen un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen hiel­ten bei­de Par­tei­en bis zum Ab­bruch der Ver­gleichs­be­mü­hun­gen fest, wes­halb nach den zu §§ 145 ff. BGB an­er­kann­ten Rechts­grund­sät­zen ei­ne ver­trag­li­che Ei­ni­gung nicht zu­stan­de kam.

bb) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung be­sitzt die Rück­nah­me des Pkw nicht den kon­klu­den­ten Er­klä­rungs­ge­halt ei­nes rechts­ge­schäft­li­chen Ein­ver­ständ­nis­ses mit der Ab­wick­lung des Kre­dit­ver­trags:

Der Rück­nah­me des Fahr­zeugs ging das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 01.06.2011 vor­aus. In die­sem Schrei­ben ver­trat die Klä­ge­rin ih­re be­reits zu­vor ge­äu­ßer­te Rechts­auf­fas­sung und for­der­te die Be­klag­te al­lein un­ter dem Ge­sichts­punkt der Scha­dens­min­de­rungs­pflicht zur Her­aus­ga­be des Pkw auf. Da­mit wird aus Sicht der Adres­sa­tin – der Be­klag­ten – hin­rei­chend klar, dass die Klä­ge­rin mit der An­nah­me des Pkw kei­ne rechts­ge­schäft­li­chen Er­klä­run­gen ver­bin­den woll­te, son­dern an ih­rer schon zu­vor ge­äu­ßer­ten Rechts­mei­nung fest­hielt.

cc) Die­sem Ver­ständ­nis steht nicht ent­ge­gen, dass die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 06.03.2012 vor­sorg­lich die An­fech­tung er­klär­te, „so­weit (die) Er­klä­run­gen als An­er­kennt­nis ih­rer ent­ge­gen­ste­hen­den Rechts­auf­fas­sung ver­stan­den wer­den konn­ten“. Die­se An­fech­tung ge­schah er­sicht­lich aus Vor­sicht zur Ver­mei­dung recht­li­cher Ri­si­ken. Das Nach­ver­hal­ten ist nicht ge­eig­net, den zu­vor ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen ei­nen Er­klä­rungs­ge­halt bei­zu­mes­sen, der die­sen Er­klä­run­gen aus der da­ma­li­gen Sicht der Be­klag­ten nicht zu­kam.

c) Es ist der Be­klag­ten zu­zu­ge­ste­hen, dass das Ver­gleichs­an­ge­bot der Klä­ge­rin auf der Vor­stel­lung be­ruh­te, dass der Wi­der­ruf des Kre­dit­ver­trags un­ter Be­ach­tung der Recht­spre­chung des 8. Zi­vil­se­nats des OLG Saar­brü­cken (Urt. v. 12.08.2010 – 8 U 347/09) wirk­sam ge­we­sen sei. Es er­scheint da­her nicht fern­lie­gend, ei­ne dies­be­züg­li­che ge­mein­sa­me Vor­stel­lung bei­der Ver­trags­par­tei­en als Ge­schäfts­grund­la­ge i. S. des § 313 BGB an­zu­se­hen. Die­se recht­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on ver­hilft der Be­ru­fung in­des­sen nicht zum Er­folg, da der Ver­trag, des­sen Ge­schäfts­grund­la­ge die Vor­stel­lung über die Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs ge­we­sen sein mag, nie zu­stan­de ge­kom­men ist. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung kann den rechts­ge­schäft­li­chen Er­klä­run­gen nicht ent­nom­men wer­den, dass sich die Par­tei­en un­ab­hän­gig vom recht­li­chen Schick­sal der Rück­ab­wick­lungs­ver­ein­ba­rung iso­liert und rechts­ver­bind­lich dar­auf ver­stän­dig­ten, die Ge­schäfts­grund­la­ge des Ver­gleichs – die Vor­stel­lung von der Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs – je­dem künf­ti­gen Streit zu ent­zie­hen.

d) Schließ­lich lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner rechts­miss­bräuch­li­chen Auf­ga­be des vor­pro­zes­sua­len Rechts­stand­punk­tes nicht vor: Es ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te im Ver­trau­en auf die Auf­recht­er­hal­tung des Rechts­stand­punkts Ver­mö­gens­dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hat, wes­halb ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se der Be­klag­ten an der Auf­recht­er­hal­tung des Ver­trau­en­stat­be­stan­des be­stün­de (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl., § 242 Rn. 56).

3. Da­mit hängt der Er­folg des Rechts­mit­tels da­von ab, ob die Be­klag­te den Wi­der­ruf nach Maß­ga­be der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen am 12.01.2011 noch frist­ge­recht in­ner­halb der Zwei-Wo­chen-Frist des § 355 I BGB in der bis zum 10.06.2004 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: BGB a.F.) er­klär­te. Dies hat das Land­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend ver­neint.

a) Die Be­klag­te macht gel­tend, dass der Kre­dit­ver­trag den Vor­schrif­ten des Fern­ab­satz­ver­trags un­ter­lie­ge (sei es über ei­ne di­rek­te An­wen­dung des § 312d I BGB a.F. oder über die ge­setz­li­che Ver­wei­sung nach § 312d V 2 BGB a.F.). Da – so die recht­li­che Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­klag­ten – die Klä­ge­rin bei der Wi­der­rufs­be­leh­rung von den Mus­tern des § 14 BGB-In­foV ab­ge­wi­chen sei (da­zu so­gleich), sei­en die Vor­ga­ben des § 14 IV BGB-In­foV zu be­ach­ten, wo­nach in der Wi­der­rufs­be­leh­rung die la­dungs­fä­hi­ge An­schrift des Un­ter­neh­mers an­zu­ge­ben sei. Die­sen An­for­de­run­gen ha­be die Klä­ge­rin durch die An­ga­be ei­ner Post­fach­a­dres­se nicht ge­nügt, wes­halb die Wi­der­rufs­frist des § 355 I BGB a.F. vor Aus­spruch des Wi­der­rufs nicht zu lau­fen be­gon­nen ha­be.

b) Be­reits im recht­li­chen Aus­gangs­punkt ist der Be­ru­fung nicht zu fol­gen: Der streit­ge­gen­ständ­li­che Kre­dit­ver­trag ist kein Fern­ab­satz­ver­trag i. S. von § 312b BGB in der bis zum 22.02.2011 gel­ten­den Fas­sung:

aa) Fern­ab­satz­ver­trä­ge sind Ver­trä­ge, die un­ter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ab­ge­schlos­sen wer­den (§ 312b I BGB). Dem­nach liegt ein Fern­ab­satz­ver­trag nicht vor, wenn zu­min­dest ei­ne der zum Ver­trags­schluss füh­ren­den Er­klä­run­gen in an­de­rer Form über­mit­telt wor­den ist. Da­von ist aus­zu­ge­hen, da der Kre­dit­an­trag vom 24.11.2008 der Be­klag­ten in den Räu­men der Fir­ma F von dem Zeu­gen K per­sön­lich über­ge­ben wur­de.

bb) Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Kre­dit­an­trag nicht un­ter­schrie­ben war und er in­fol­ge­des­sen dem Schrift­for­mer­for­der­nis des § 492 I 1 BGB nicht ge­nüg­te. Ge­mäß § 492 I 2 BGB be­darf die Er­klä­rung des Dar­le­hens­ge­bers kei­ner Un­ter­zeich­nung, wenn sie mit­hil­fe ei­ner au­to­ma­ti­schen Ein­rich­tung er­stellt wor­den ist. Die­se recht­li­che Op­ti­on hat die Klä­ge­rin ge­nutzt: Die Klä­ge­rin hat mit Schrift­satz ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 19.08.2013 im Ein­zel­nen dar­ge­legt, dass die Aus­fer­ti­gung des Kre­dit­ver­tra­ges un­ter Ein­satz ei­ner EDV-Ver­bin­dung (dem sog. Rata@​net) in ei­nem au­to­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren er­stellt wur­de. Die­se Dar­stel­lung über­zeugt schon des­halb, weil der Kre­dit­ver­trag den äu­ße­ren An­schein ei­ner au­to­ma­ti­sier­ten Er­stel­lung er­weckt und über­dies in den kor­re­spon­die­ren­den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (Klau­sel Teil I A Nr. 2) dar­auf hin­weist, dass das Ver­trags­an­ge­bot in ei­nem au­to­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren er­stellt wor­den ist. So­weit die Be­klag­te im Schrift­satz ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 06.01.2014 den Ein­satz der au­to­ma­ti­schen Ein­rich­tung be­strei­tet, ist das Be­strei­ten oh­ne Sub­stanz: Da der Ver­lauf der Ver­trags­ver­hand­lun­gen – EDV-Über­tra­gung der auf­ge­nom­me­nen Da­ten und Un­ter­zeich­nung der we­nig spä­ter aus­ge­fer­tig­ten Ur­kun­de& – un­be­strit­ten ge­blie­ben ist, liegt ei­ne in­di­vi­du­el­le Er­rich­tung des Ver­trags­an­ge­bots fern.

cc) Ei­ne An­wen­dung des § 312b I BGB a.F. ist nicht des­halb ge­bo­ten, weil das Ver­trags­an­ge­bot ge­mäß Klau­sel Teil I A Nr. 2 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen un­ter der (auf­schie­ben­den) Be­din­gung ei­ner Ge­neh­mi­gung ge­schlos­sen wor­den ist, die die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 01.08.2008 kon­klu­dent er­teil­te: Wie be­reits der Ge­set­zes­wort­laut des § 158 I BGB zeigt, schiebt die auf­schie­ben­de Be­din­gung le­dig­lich die Rechts­wirk­sam­keit ei­nes be­reits ab­ge­schlos­se­nen Rechts­ge­schäfts hin­aus und tritt nicht sel­ber an die Stel­le der für den Ver­trags­schluss er­for­der­li­chen Ver­trags­er­klä­run­gen. Viel­mehr be­steht die Wil­len­s­ei­ni­gung beim be­ding­ten Ver­trag dar­in, die in den Ver­trags­er­klä­run­gen ge­trof­fe­nen Rechts­wir­kun­gen auf den Zeit­punkt des Be­din­gungs­ein­tritts hin­aus­zu­schie­ben. Nach die­sem Ver­ständ­nis ist der Aus­tausch von kor­re­spon­die­ren­den Wil­lens­er­klä­run­gen auch bei ei­nem un­ter ei­ner Be­din­gung ge­schlos­se­nen Rechts­ge­schäft kon­sti­tu­ti­ve Vor­aus­set­zung für des­sen Wirk­sam­keit, wes­halb auch ein un­ter ei­ner Be­din­gung ab­ge­schlos­se­nes Rechts­ge­schäft im Sin­ne der Le­gal­de­fi­ni­ti­on des § 312b I 1 BGB nicht aus­schließ­lich un­ter Ein­satz von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ab­ge­schlos­sen wor­den ist, so­lan­ge auch nur der für das Zu­stan­de­kom­men des Rechts­ge­schäfts er­for­der­li­che An­trag dem Ver­trags­part­ner per­sön­lich über­reicht wor­den ist.

dd) Zwar ist ei­ne An­wen­dung des § 312b I BGB auch dann ge­bo­ten, wenn beim Ver­trags­schluss ein Bo­te be­auf­tragt wird, der dem Ver­brau­cher zwar per­sön­lich ge­gen­über­tritt, aber we­der über den Ver­trags­in­halt noch die Be­schaf­fen­heit der ver­trag­li­chen Leis­tung nä­he­re Aus­künf­te ge­ben kann (BGHZ 160, 393 [398 f.]; Er­man/Sa­en­ger, BGB, 13. Aufl., § 312b Rn. 4a). Al­ler­dings lie­gen die tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die­se ein­schrän­ken­de Aus­le­gung des § 312b I BGB im Sach­ver­halt nicht vor:

aaa) Der Rechts­grund­satz be­ruht auf der Er­wä­gung, dass ein Ver­brau­cher, der ei­ner Emp­fangs­per­son ge­gen­über­steht, die le­dig­lich Bo­ten­funk­ti­on be­sitzt, eben­so schutz­wür­dig ist wie bei ei­nem Ver­trags­schluss, der durch den Aus­tausch ei­nes Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels zu­stan­de kommt. Pa­ra­dig­ma­tisch liegt ei­ne der­ar­ti­ge, die An­wen­dung des § 312b BGB ge­bie­ten­de Bo­ten­funk­ti­on bei Post- und Ku­rier­bo­ten oder – wie im Sach­ver­halt des in BGHZ 160, 393 ent­schie­de­nen Fal­les – bei Post­mit­ar­bei­tern vor, die le­dig­lich im We­ge des so­ge­nann­ten „Pos­ti­dent 2-Ver­fah­ren“ die Iden­ti­tät des Kun­den über­prü­fen. In Ab­gren­zung da­zu fin­den die Vor­schrif­ten des Fern­ab­satz­ver­trags kei­ne An­wen­dung, wenn dem Ver­brau­cher Ver­mitt­ler, Ver­hand­lungs­ge­hil­fen oder sons­ti­ge Re­prä­sen­tan­ten des Un­ter­neh­mens ge­gen­über­tre­ten, die in der La­ge sind, den Ver­brau­cher in ei­nem Ge­spräch über die an­ge­bo­te­ne Wa­re oder Dienst­leis­tung zu in­for­mie­ren (BGHZ 160, 398 f.).

bbb) An­ge­wandt auf den vor­lie­gend zu be­ur­tei­len­den Sach­ver­halt, ist der Zeu­ge K der letzt­ge­nann­ten Grup­pe zu­zu­ord­nen:

Die Tä­tig­keit des Zeu­gen K ging schon des­halb über ei­ne rei­ne Bo­ten­dienst­leis­tung hin­aus, weil es der Zeu­ge K war, der den Kon­takt zwi­schen der Klä­ge­rin und der Be­klag­ten her­stell­te: Die Be­klag­te äu­ßer­te im Rah­men der Kauf­ver­hand­lun­gen den Wunsch, den Kauf­preis un­ter An­rech­nung ei­ner An­zah­lung zu fi­nan­zie­ren. Hier­auf er­griff der Zeu­ge K die In­itia­ti­ve, um ei­ne Fi­nan­zie­rung bei der Klä­ge­rin zu rea­li­sie­ren, mit der das Au­to­haus über ei­nen Rah­men­ver­trag ver­bun­den war. Bei ei­ner sol­chen Sach­la­ge strahlt das Ver­trau­en, das der Au­to­käu­fer dem Ver­käu­fer ent­ge­gen­bringt, re­gel­mä­ßig auch auf die Se­rio­si­tät der vom Ver­käu­fer vor­ge­schla­ge­nen Fi­nan­zie­rungs­dienst­leis­tung aus, wes­halb der tat­säch­li­che Bei­trag des Ver­käu­fers bzw. Kre­dit­ver­mitt­lers zum Ver­trags­schluss mit dem Fi­nanz­dienst­leis­ter nicht mit der Dienst­leis­tung ei­nes Bo­ten zu ver­glei­chen ist. Auch hegt der Se­nat kei­nen Zwei­fel dar­an, dass sich die der Un­ter­zeich­nung des Kre­dit­ver­trags vor­aus­ge­gan­ge­nen „Ver­hand­lun­gen“ nicht dar­auf be­schränk­ten, ei­ne von der Be­klag­ten als ver­tret­bar be­zeich­ne­te Ra­ten­hö­he (205,54 €) in ein EDV-ge­stütz­tes For­mu­lar zu über­neh­men: Die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung ei­ner Kfz-Fi­nan­zie­rung hängt von meh­re­ren Pa­ra­me­tern (Lauf­zeit, Hö­he der Ra­ten, Hö­he der An­zah­lung) ab, die ein Kre­dit­neh­mer nach al­ler Le­bens­er­fah­rung ge­gen­ein­an­der ab­wägt. Dass auch im vor­lie­gen­den Fall über die blo­ße Auf­nah­me per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten ein in­halt­li­cher Aus­tausch zwi­schen der Be­klag­ten und dem Zeu­gen K statt­ge­fun­den hat, be­legt über­dies der auf Sei­te 3 des Kre­dit­ver­trags auf­ge­druck­te Pas­sus, wo­nach die Be­klag­te aus­drück­lich auf die ihr an­ge­bo­te­ne Ab­si­che­rung durch ei­ne Rest­schuld­ver­si­che­rung ge­gen be­stimm­te Ri­si­ken ver­zich­te. Letzt­end­lich kommt es nicht dar­auf an, ob der Zeu­ge K mit der Be­klag­ten sub­stan­zi­el­le Fra­gen zu mög­li­chen Fi­nan­zie­rungs­al­ter­na­ti­ven er­ör­ter­te. Ent­schei­dend ist viel­mehr, dass der Zeu­ge K auf­grund der Ge­schäfts­be­zie­hung der Fir­ma F zur Klä­ge­rin – an­ders als ein Bo­te – un­schwer in der La­ge ge­we­sen wä­re, ele­men­ta­re Fra­gen zum Kre­dit­ver­trag – ins­be­son­de­re zu dem auf Sei­te 1 ab­ge­druck­ten Zah­len­werk – zu er­ör­tern. Hin­zu kommt, dass der Zeu­ge K die Selbst­aus­kunft er­stell­te und zu die­sem Zweck ge­hal­ten war, die von der Be­klag­ten er­frag­ten Da­ten sorg­fäl­tig zu er­fas­sen. Auch die­ser Bei­trag zur Ver­trags­an­bah­nung ging über ei­ne blo­ße Bo­ten­funk­ti­on weit hin­aus, wes­halb bei zu­sam­men­fas­sen­der Wür­di­gung die An­wen­dung der Schutz­vor­schrif­ten des Fern­ab­sat­zes nicht in­ter­es­sen­ge­recht er­scheint.

ee) Der Voll­stän­dig­keit hal­ber ist an­zu­mer­ken, dass der An­wen­dungs­be­reich des § 312b BGB nicht des­halb er­öff­net ist, weil die An­nah­me­er­klä­rung der Be­klag­ten ih­rer­seits pos­ta­lisch an die Klä­ge­rin über­mit­telt wur­de: Die er­for­der­li­che aus­schließ­li­che Nut­zung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln liegt nicht vor, wenn nur ei­ne Ver­trags­er­klä­rung in an­de­rer Form über­mit­telt wur­de.

c) Un­ge­ach­tet der vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen ver­mag sich der Se­nat auch den Ar­gu­men­ten der Be­ru­fung zur feh­len­den Ein­hal­tung der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nicht an­zu­schlie­ßen:

aa) Zwar hat der 8. Zi­vil­se­nat des OLG Saar­brü­cken im Ur­teil vom 12.08.2010 – 8 U 347/09 – die Rechts­auf­fas­sung ver­tre­ten, dass un­ter „An­schrift“ i. S. des § 355 II BGB a.F. … die „la­dungs­fä­hi­ge An­schrift“ zu ver­ste­hen sei, wes­halb die An­ga­be ei­nes Post­fachs nicht ge­nü­ge. Die­ser Rech­t­auf­fas­sung hat sich der BGH im Ur­teil vom 25.01.2012 (VI­II ZR 95/11, MDR 2012, 268) je­doch nicht an­ge­schlos­sen, son­dern mit Blick auf die Funk­ti­on der Adres­sa­ten­an­ga­be, die dar­in be­steht, den Ver­brau­cher zwei­fels­frei dar­über zu in­for­mie­ren, an wen der Wi­der­ruf zu rich­ten ist, die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die An­ga­be ei­ner Post­fach­a­dres­se als Wi­der­rufs­adres­se beim Fern­ab­satz­ver­trag den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen der BGB-In­foV an ei­ne Be­leh­rung des Ver­brau­chers über sein Wi­der­rufs­recht ge­nü­ge. Die­se Rechts­auf­fas­sung ver­dient Be­ach­tung.

bb) So­weit die Be­ru­fung der Be­klag­ten mo­niert, die Wi­der­rufs­be­leh­rung sei des­halb zu be­an­stan­den und ha­be den Lauf der Wi­der­rufs­frist nicht aus­ge­löst, weil der Ge­stal­tungs­hin­weis Nr. 6: „Dies kann da­zu füh­ren, dass Sie ih­re ver­trag­li­chen Zah­lungs­pflich­ten für den Zeit­raum bis zum Wi­der­ruf gleich­wohl er­fül­len müs­sen.“ in der der Be­klag­ten über­las­se­nen Ver­trags­ur­kun­de nicht ent­hal­ten sei, ver­hel­fen auch die­se Er­wä­gun­gen der Be­ru­fung nicht zum Er­folg.

aaa) Die Be­ru­fung ver­kennt, dass die Ver­wen­dung des in An­la­ge 2 zu § 14 I und III BGB-In­foV (in der am 01.04.2008 in Kraft ge­tre­te­nen Fas­sung) ent­hal­te­nen Mus­ters kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für die Er­fül­lung der ge­setz­li­chen Be­leh­rungs­pflich­ten ist:

Ge­mäß § 312c II Fall 2 BGB a.F. hat der Un­ter­neh­mer dem Ver­brau­cher die in der Rechts­ver­ord­nung nach Art. 240 EGBGB be­stimm­ten In­for­ma­tio­nen in dem dort be­stimm­ten Um­fang und der dort be­stimm­ten Art und Wei­se in Text­form zu er­tei­len. Art. 240 EGBGB hat den Bun­des­mi­nis­ter der Jus­tiz da­zu er­mäch­tigt, … durch Rechts­ver­ord­nung fest­zu­le­gen, über wel­che – in Art. 240 EGBGB wei­ter be­schrie­be­nen – Ein­zel­hei­ten des Ver­tra­ges Ver­brau­cher zu in­for­mie­ren sind. Von die­ser Er­mäch­ti­gung hat der Bun­des­mi­nis­ter der Jus­tiz durch den Er­lass der BGB-In­foV Ge­brauch ge­macht.

bbb) Die in­halt­li­chen An­for­de­run­gen an die nach § 312c I, II BGB a.F. ein­zu­hal­ten­den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten wer­den in § 1 BGB-In­foV a.F. de­tail­liert be­schrie­ben. Zwar be­stimmt § 14 I und III BGB-In­foV, dass die An­for­de­run­gen des § 355 II BGB und der die­sen er­gän­zen­den Vor­schrif­ten des BGB hin­sicht­lich der Be­leh­rung über das Wi­der­rufs­recht ein­ge­hal­ten sind, wenn der Ver­wen­der ein For­mu­lar ver­wen­det, das dem Mus­ter der Vor­schrift ent­spricht. Je­doch dient die Vor­schrift nach ih­rer ge­setz­li­chen In­ten­ti­on in ers­ter Li­nie dem Schutz des Ver­wen­ders und be­sagt ge­ra­de nicht, dass die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten des § 1 BGB-In­foV a.F. zwin­gend und not­wen­dig nur durch ei­ne wort­i­den­ti­sche Über­nah­me des Mus­ter­tex­tes zu er­fül­len sind. Viel­mehr ist die im We­sent­li­chen wort­ge­treue Über­nah­me des Mus­ter­tex­tes nur dann er­for­der­lich, wenn sich der Ver­wen­der auf die ge­setz­li­che Schutz­wir­kung des § 14 I und III BGB-In­foV a.F. be­ru­fen will (BGH, Urt. v. 18.03.2014 – II ZR 109/13, MDR 2014, 703). Des­sen un­ge­ach­tet steht es dem Ver­wen­der frei, über ein be­ste­hen­des Wi­der­rufs- oder Rück­ga­be­recht zu be­leh­ren, oh­ne ei­nes der Mus­ter zu ver­wen­den (Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf ei­ne Klei­ne An­fra­ge, BT-Drs. 16/2005, S. 3). Weicht der Ver­wen­der vom Mus­ter­text ab, be­steht mit­hin An­lass, in ei­ne in­halt­li­che Prü­fung ein­zu­tre­ten, ob die Ab­wei­chun­gen so gra­vie­rend sind, dass die Wi­der­rufs­be­leh­rung den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen des § 1 BGB-In­foV a.F. nicht mehr ge­nügt (BGH, Urt. v. 18.03.2014 – II ZR 109/13, MDR 2014, 703).

ccc) Die­se in­halt­li­che Über­prü­fung führt hier in­des­sen zu dem Er­geb­nis, dass je­den­falls bei der vor­lie­gend zu be­ur­tei­len­den Fi­nanz­dienst­leis­tung ei­ne Auf­nah­me des Ge­stal­tungs­hin­wei­ses Nr. 6 zur sach­ge­rech­ten In­for­ma­ti­on des Ver­brau­chers über sein Wi­der­rufs­recht nicht er­for­der­lich war:

aaaa) Die in­halt­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne Be­leh­rung über das Wi­der­rufs­recht wur­den zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses in § 1 I BGB-In­foV a.F. nor­miert. Ge­mäß § 1 I Nr. 10 BGB-In­foV muss der Un­ter­neh­mer über das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen ei­nes Wi­der­rufs- oder Rück­ga­be­rechts so­wie die Be­din­gun­gen, Ein­zel­hei­ten der Aus­übung, ins­be­son­de­re Na­men und An­schrift des­je­ni­gen, ge­gen­über dem der Wi­der­ruf zu er­klä­ren ist, und die Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs oder der Rück­ga­be in­for­mie­ren, ein­schließ­lich der In­for­ma­tio­nen über den Be­trag, den der Ver­brau­cher im Fall des Wi­der­rufs oder der Rück­ga­be ge­mäß § 357 I BGB für die er­brach­te Dienst­leis­tung zu zah­len hat. Die­sen An­for­de­run­gen wird die kon­kre­te Ge­stal­tung ge­recht. Ei­ne ge­son­der­te In­for­ma­ti­on dar­über, dass der Wi­der­ruf da­zu füh­ren kön­ne, dass der Ver­brau­cher die ver­trag­li­chen Zah­lungs­pflich­ten für den Zeit­raum bis zum Wi­der­ruf gleich­wohl er­fül­len müs­se, war im vor­lie­gend zu be­ur­tei­len­den Sach­ver­halt schon des­halb nicht ge­bo­ten, weil ei­ne sol­che In­for­ma­ti­on eher zur Ver­wir­rung des Ver­brau­chers bei­ge­tra­gen hät­te. Denn beim Ra­ten­kre­dit­ver­trag kommt ei­ne der­ar­ti­ge Zah­lungs­pflicht nicht in Be­tracht:

bbbb) Die ver­trag­li­che Zah­lungs­pflicht des Dar­le­hens­neh­mers be­steht bei Ver­trä­gen der vor­lie­gen­den Art al­lein dar­in, das emp­fan­ge­ne Dar­le­hen nebst Zin­sen in der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Wei­se zu­rück­zu­zah­len. Mit Aus­übung des wirk­sa­men Wi­der­rufs ist die­se ver­trag­li­che Pflicht er­lo­schen: Der Dar­le­hens­ge­ber ist nun­mehr nach den Vor­schrif­ten des Rück­tritts zur Rück­zah­lung der er­hal­te­nen Ra­ten, der Dar­le­hens­neh­mer zur Rück­zah­lung der emp­fan­ge­nen Va­lu­ta ver­pflich­tet. Bei die­ser Sach- und Rechts­la­ge flie­ßen auch al­le vor Aus­übung des Wi­der­rufs ge­leis­te­ten Dar­le­hens­ra­ten in die Rück­ab­wick­lung ein. Die­se Rechts­fol­ge wür­de durch den Ge­stal­tungs­hin­weis Nr. 6 ver­schlei­ert, der den ju­ris­tisch nicht ge­schul­ten Ver­brau­cher zu der un­zu­tref­fen­den An­sicht ver­lei­ten könn­ten, dass die bis zur Er­klä­rung des Wi­der­rufs ge­leis­te­ten Dar­le­hens­ra­ten ei­ner Rück­ab­wick­lung ent­zo­gen sei­en.

cccc) Viel­mehr hat der Ge­stal­tungs­hin­weis Nr. 6 of­fen­sicht­lich in An­leh­nung an Art. 7 I der Richt­li­nie 2002/65/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und Ra­tes über den Fern­ab­satz von Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen Auf­nah­me in den Mus­ter­text ge­fun­den: Nach die­ser Be­stim­mung, die mit dem Ti­tel „Zah­lung für ei­ne vor Wi­der­ruf des Ver­tra­ges er­brach­te Dienst­leis­tung“ über­schrie­ben ist, darf von ei­nem Ver­brau­cher, der sein Wi­der­rufs­recht aus­ge­übt hat, le­dig­lich die Zah­lung für die vom An­bie­ter ge­mäß dem Fern­ab­satz­ver­trag tat­säch­lich er­brach­te Dienst­leis­tung ver­langt wer­den. Be­reits in ih­rer Be­griff­lich­keit zielt die­se Be­stim­mung auf sol­che „ech­te“ Dienst­leis­tun­gen ab, die der Dienst­ver­pflich­te­te über den ver­trag­li­chen Zeit­raum wie­der­keh­rend er­bringt, wo­von der Be­rech­tig­te zeit­an­tei­lig pro­fi­tiert. Ei­ne sol­che zeit­an­tei­li­ge Be­trach­tung ist im Fall des Ra­ten­kre­dits nicht sach­ge­recht: Die Leis­tungs­pflicht des Kre­dit­ge­bers ak­tua­li­siert sich nicht zeit­an­tei­lig wäh­rend der Lauf­zeit des Kre­dits. Viel­mehr er­bringt der Kre­dit­ge­ber sei­ne ver­trag­li­che Haupt­leis­tung mit der Aus­zah­lung des Dar­le­hens re­gel­mä­ßig – so auch im vor­lie­gen­den Fall – in ei­ner ein­zi­gen Leis­tungs­hand­lung zu Be­ginn des Ver­trags­ver­hält­nis­ses. In ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on bleibt für ei­ne zeit­lich dif­fe­ren­zier­te Be­trach­tung der Wi­der­rufs­fol­gen kein Raum.

Da­her zielt die Richt­li­nie 2002/65/EG in Art. 7 auf zeit­an­tei­lig wie­der­keh­rend zu er­brin­gen­de Dienst­leis­tun­gen ab und be­zweckt die Har­mo­ni­sie­rung sol­cher Rechts­sys­te­me, die den ver­trag­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch für die vor der Zeit des Wi­der­rufs tat­säch­lich er­brach­ten Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen dau­er­haft be­ste­hen las­sen. Im Fall des Ver­brau­cher­dar­le­hens be­steht die­ser Har­mo­ni­sie­rungs­be­darf in­des­sen nicht, da die Wi­der­rufs­fol­gen be­reits nach na­tio­na­lem Recht den ge­sam­ten Leis­tungs­aus­tausch er­fas­sen. Dies be­rück­sich­ti­gend wur­de die Be­klag­te auch oh­ne Auf­nah­me des Ge­stal­tungs­hin­wei­ses Nr. 6 über die Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs sach­ge­recht in­for­miert.

dddd) Die Fra­ge, ob die po­si­ti­ve Auf­nah­me des Zu­sat­zes im vor­lie­gen­den Fall un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­son­der­hei­ten des Ra­ten­kre­dits zur Un­wirk­sam­keit der Be­leh­rung führ­te …, be­sitzt im vor­lie­gen­den Rechts­streit kei­ne Ent­schei­dungs­re­le­vanz: Selbst wenn die Auf­nah­me des Ge­stal­tungs­hin­wei­ses nicht zur Un­wirk­sam­keit der Be­leh­rung ge­führt hät­te, folgt dar­aus nicht zu­gleich, dass ei­ne hin­rei­chen­de Ver­brau­cher­infor­ma­ti­on mit Blick auf die ver­trags­spe­zi­fi­schen Ri­si­ken des Ra­ten­kre­dits der Auf­nah­me des Ge­stal­tungs­hin­wei­ses zwin­gend be­darf.

cc) Schließ­lich be­an­stan­det die Be­ru­fung, die Klä­ge­rin ha­be der Be­klag­ten un­ter Ver­stoß ge­gen § 1 III BGB-In­foV kei­ne In­for­ma­tio­nen über die Haupt­ge­schäfts­tä­tig­keit des Un­ter­neh­mers und die für sei­ne Zu­las­sung zu­stän­di­ge Auf­sichts­be­hör­de (Nr. 1), über das auf den Fern­ab­satz­ver­trag an­wend­ba­re Recht oder über das zu­stän­di­ge Ge­richt (Nr. 5), über ei­nen mög­li­chen Zu­gang des Ver­brau­chers zu ei­nem au­ßer­ge­richt­li­chen Be­schwer­de- und Rechts­be­helfs­ver­fah­ren (Nr. 7) und über das Be­ste­hen ei­nes Ga­ran­tie­fonds oder an­de­rer Ent­schä­di­gungs­re­ge­lun­gen (Nr. 8) er­teilt. Auch die­ser Be­ru­fungs­an­griff greift nicht durch:

aaa) Die Be­klag­te ver­kennt, dass die ge­rüg­ten In­for­ma­tio­nen – bis auf die An­ga­ben zu § 1 II Nr. 8 BGB-In­foV – in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin ent­hal­ten sind (Teil III A Nr. 3, D Nr. 1–3). Das Feh­len der An­ga­ben zum Be­ste­hen ei­nes Ga­ran­tie­fonds ist in­des­sen un­schäd­lich, da ei­ne sol­che In­for­ma­ti­on nur für Ka­pi­tal­an­le­ger von Be­deu­tung ist: Ga­ran­tie­fonds wur­den an­ge­legt, um den Ka­pi­tal­an­le­ger im Fall der In­sol­venz der An­la­ge­ge­sell­schaft vor ei­nem Ver­lust des an­ge­leg­ten Ka­pi­tals zu be­wah­ren. In den Ge­nuss ei­nes der­ar­ti­gen Ga­ran­tie­fonds kann ein Dar­le­hens­neh­mer im Fall der In­sol­venz des Dar­le­hens­ge­bers nicht ge­lan­gen.

bbb) So­weit die Be­klag­te erst­mals im Be­ru­fungs­rechts­zug rügt, die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin sei­en nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den (Schrift­satz der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Be­klag­ten vom 15.10.2013), trifft die­se Rechts­be­haup­tung nicht zu: Die Klä­ge­rin hat be­reits mit der Kla­ge­schrift als An­la­ge K 1 die Selbst­aus­kunft der Be­klag­ten und den Kre­dit­ver­trag vor­ge­legt, der aus­weis­lich der in der Fuß­zei­le ent­hal­te­nen An­ga­be aus ei­nem sie­ben Sei­ten um­fas­sen­den For­mu­lar­satz be­steht. In den fort­lau­fend num­me­rier­ten Sei­ten sind auf den Sei­ten 4 bis 7 die Kre­dit­be­din­gun­gen ab­ge­druckt. Da die Be­klag­te we­der erst­in­stanz­lich noch im zwei­ten Rechts­zug sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag zu der Ur­kun­de ge­hal­ten und ins­be­son­de­re nicht vor­ge­tra­gen hat, die von ihr selbst auf Sei­te 3 un­ter­schrie­be­ne zu­sam­men­hän­gen­de Ur­kun­de nur in Tei­len er­hal­ten zu ha­ben, ist für die pro­zes­sua­le Be­trach­tung da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­te an­läss­lich der Un­ter­zeich­nung des Kre­dit­ver­trags auch die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen 1der Klä­ge­rin er­hal­ten hat. Des­sen un­ge­ach­tet wä­re das im Be­ru­fungs­rechts­zug neue Ver­tei­di­gungs­mit­tel ge­mäß § 531 II ZPO präk­lu­diert.

4. Die Hilfs­auf­rech­nung bleibt oh­ne Er­folg, da das neue Ver­tei­di­gungs­mit­tel be­reits pro­zes­su­al kei­ne Be­rück­sich­ti­gung fin­den kann (§ 533 ZPO).

a) Erst­mals im Be­ru­fungs­rechts­zug hat die Be­klag­te mit Schrift­satz ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 15.10.2013 vor­ge­tra­gen, dass der Er­lös aus der Ver­wer­tung des Fahr­zeugs weit un­ter dem Schwa­cke-Wert von 8.168 € ge­le­gen ha­be. Die­sem Vor­trag ist die Klä­ge­rin mit Schrift­satz ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 09.11.2013 ent­ge­gen­ge­tre­ten und hat dar­ge­legt, wel­che An­stren­gun­gen die Klä­ge­rin hin­sicht­lich der Ver­wer­tung des Fahr­zeugs un­ter­nom­men ha­be. Sie hat ins­be­son­de­re un­ter Vor­la­ge ei­ner Wert­er­mitt­lung nach „eu­ro­tax­SCHWA­CKE“ be­haup­tet, dass der Händ­ler­ein­kaufs­preis bei 6.650 € ge­le­gen ha­be und dass das Fahr­zeug auf Auk­tio­nen vom 21.07. und 28.07.2011 ver­geb­lich zu ei­nem Ge­bots­preis von 5.900 € an­ge­bo­ten wor­den sei, wor­auf­hin das Fahr­zeug schließ­lich am 31.08.2011 zu ei­nem Ge­bot von 5.000 € ver­kauft wor­den sei. Auf die­sen Vor­trag hat die Be­klag­te mit Schrift­satz ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 06.01.2014 er­wi­dert und dar­auf be­harrt, dass ei­ne Ver­wer­tung zum Ge­gen­wert von 5.000 € will­kür­lich ge­we­sen sei. Erst­mals in die­sem Schrift­satz hat die Be­klag­te die Hilfs­auf­rech­nung mit ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch von 2.857,14 € er­klärt.

b) Der dar­ge­leg­te Pro­zess­ver­lauf be­legt, dass die Auf­rech­nung nicht auf Tat­sa­chen ge­stützt wer­den kann, die das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ver­hand­lung und Ent­schei­dung über die Be­ru­fung oh­ne­hin nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen hat (Zu­läs­sig­keits­vor­aus­set­zung für ei­ne Auf­rech­nung im Be­ru­fungs­rechts­zug nach § 533 Nr. 2 ZPO): Das Land­ge­richt konn­te im ers­ten Rechts­zug kei­ne Fest­stel­lun­gen über die erst­mals im Be­ru­fungs­rechts­zug be­strit­te­nen Wert­ver­hält­nis­se und die Um­stän­de der Ver­wer­tung tref­fen, wes­halb der Sach­ver­halt ei­ner wei­te­ren tatrich­ter­li­chen Auf­klä­rung be­darf. Grün­de für ei­ne Zu­las­sung des neu­en An­griffs­mit­tels und des kor­re­spon­die­ren­den Sach­vor­trags ge­mäß § 530 II ZPO lie­gen nicht vor, da der un­ter­las­se­ne Sach­vor­trag im ers­ten Rechts­zug ge­mäß § 531 II Nr. 4 ZPO auf ei­ner Nach­läs­sig­keit be­ruh­te.

5. Auch die Wi­der­kla­ge bleibt oh­ne Er­folg: Da der Wi­der­ruf des Dar­le­hens aus den vor­ste­hend dar­ge­leg­ten Grün­den nicht wirk­sam war, be­fand sich die Klä­ge­rin mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs nicht in An­nah­me­ver­zug  …

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