Hän­gen Ga­ran­tie­an­sprü­che da­von ab, dass ein Neu­wa­gen in be­stimm­ten In­ter­val­len, min­des­tens ein­mal in zwei Jah­ren, nach Her­stel­ler­vor­ga­ben über­prüft wird, ist die Ver­wei­ge­rung von Ga­ran­tie­leis­tun­gen auch dann nicht zu be­an­stan­den, wenn ein War­tungs­in­ter­vall nur ge­ring­fü­gig über­schrit­ten wur­de (hier: In­spek­ti­on bei 120.340 km statt bei 120.000 km).

LG Lands­hut, Ur­teil vom 29.04.2014 – 55 O 3030/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ist Ei­gen­tü­mer ei­nes Re­nault Mas­ter 2,5 dCi, den er am 05.12.2006 als Neu­fahr­zeug er­hal­ten hat. Mit dem Fahr­zeug wur­de ihm sei­ner­zeit auch ein Ga­ran­tie- und Ser­vice­heft über­ge­ben, auf des­sen Um­scha­gin­nen­sei­te un­ter „Stem­pel des RE­NAULT-Ver­trags­part­ners, der das Fahr­zeug aus­ge­lie­fert hat:“ der Stem­pel der Be­klag­ten auf­ge­bracht ist.

Zu ei­ner Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung heißt es im Ga­ran­tie- und Ser­vice­heft:

„Die­se Ga­ran­tie wird vom Ver­käu­fer (RE­NAULT-Ver­trags­part­ner) ab Aus­lie­fe­rungs­da­tum ge­währt für ei­ne Dau­er von:


6 Jah­ren für al­le an­de­ren Fahr­zeu­ge der RE­NAULT Pa­let­te …

Vor­aus­set­zun­gen für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung

Die Ge­wäh­rung der RE­NAULT-Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung un­ter­liegt den vor­ge­schrie­be­nen Über­prü­fun­gen der Ka­ros­se­rie, des Trag­rah­mens und des Un­ter­bo­dens.

Die­se Kon­trol­len müs­sen nach RE­NAULT-Vor­ga­ben zu den im War­tungs­heft an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­stän­den und min­des­tens ein­mal in­ner­halb von zwei Jah­ren durch­ge­führt wer­den … Die­ser Kon­troll­nach­weis ist Vor­aus­set­zung für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung.“

Die War­tung, die nach den Her­stel­ler­vor­ga­ben bei ei­ner Lauf­leis­tung von 120.000 km hät­te er­fol­gen müs­sen, wur­de erst bei ei­ner Lauf­leis­tung von 120.340 km vor­ge­nom­men, und zwar am 23.11.2011.

An den seit­li­chen Ramm­leis­ten des Fahr­zeugs ist Rost ent­stan­den; es liegt ei­ne Durch­ros­tung vor, de­ren Be­he­bung ei­nen Kos­ten­auf­wand von 7.656,02 € net­to er­for­dert.

Dies mel­de­te der Klä­ger Au­to­haus M-GmbH, ei­ner Re­nault-Ver­trags­part­ne­rin in F. Nach­dem die­se ei­ne An­fra­ge an den Fahr­zeug­her­stel­ler ge­rich­tet hat­te, er­hielt der Klä­ger im März 2013 ein Schrei­ben der Au­to­haus M-GmbH, wo­nach der Her­stel­ler es ab­leh­ne, Ga­ran­tie­leis­tun­gen zu er­brin­gen.

Die im We­sent­li­chen auf Zah­lung von 7.656,02 € ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die Kla­ge ist un­be­grün­det. Es be­steht kein An­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te auf Zah­lung von 7.656,02 €. Ein An­spruch aus Ga­ran­tie­ver­trag be­steht nicht.

1. Es kann hier im Er­geb­nis da­hin­ste­hen, ob ei­ne wirk­sa­me Halt­bar­keits­ga­ran­tie ge­mäß § 443 BGB von der Be­klag­ten ab­ge­ge­ben wur­de …

2. Ein An­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te schei­tert je­den­falls dar­an, dass die Vor­aus­set­zun­gen für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung ge­mäß Sei­te 12 des Ga­ran­tie- und Ser­vice­hefts nicht ein­ge­hal­ten sind. Da­nach un­ter­liegt die Ge­wäh­rung der RE­NAULT-Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung den vor­ge­schrie­be­nen Über­prü­fun­gen der Ka­ros­se­rie, des Trag­rah­mens und des Un­ter­bo­den. Die­se Kon­trol­len müs­sen nach RE­NAULT-Vor­ga­ben zu den im War­tungs­heft an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­stän­den und min­des­tens ein­mal in­ner­halb von zwei Jah­ren durch­ge­führt wer­den. Die­ser Ga­ran­ti­enach­weis ist nach den Aus­füh­run­gen im Ga­ran­tie- und Ser­vice­heft Vor­aus­set­zung für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung.

Un­strei­tig wur­de die Kon­trol­le nicht bis zu dem im War­tungs­heft an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­stand durch­ge­führt … Tat­säch­lich wur­de die Kon­trol­le erst bei 120.340 km durch­ge­führt.

3. Die Klau­sel, wo­nach die Ge­wäh­rung der Ga­ran­tie von der Ein­hal­tung der War­tungs­in­ter­val­le ab­hän­gig ge­macht wird, ist auch wirk­sam. Es liegt hier ei­ne Neu­wa­gen­ga­ran­tie der Be­klag­ten als Drit­te vor. Die Klau­sel ist als für ei­ne Viel­zahl von Ver­trä­gen vor­for­mu­lier­te Ver­trags­be­din­gung, die vom Ver­wen­der ge­stellt wird, ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung i. S. von § 305 I 1 BGB. Ei­ne Un­wirk­sam­keit der Be­din­gung er­gibt sich je­doch nicht aus den §§ 305 ff. BGB.

a) Ei­ne Kon­troll­frei­heit der Klau­sel er­gibt sich nicht dar­aus, dass der Ga­ran­tie­ver­trag ge­setz­lich nicht ge­re­gelt ist (vgl. BGH, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510).

b) Ei­ne Un­wirk­sam­keit er­gibt sich nicht aus ei­nem Ver­stoß ge­gen §§ 307 I, II, 308, 309 BGB, da die­se hier nicht zur An­wen­dung kom­men. Die §§ 307 I, II, 308, 309 BGB sind ge­mäß § 307 III 1 BGB auf sol­che Ab­re­den nicht an­zu­wen­den, die Art und Um­fang der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tung und den da­für zu zah­len­den Preis un­mit­tel­bar re­geln (BGH, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, NJW 2008, 214).

Die Ein­hal­tung der War­tungs­in­ter­val­le ist hier als Haupt­leis­tungs­pflicht zu qua­li­fi­zie­ren.

aa) Ge­mäß den Aus­füh­run­gen auf Sei­te 12 des Ga­ran­tie- und Ser­vice­hefts un­ter der Über­schrift „Vor­aus­set­zun­gen für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung“ ist die Ein­hal­tung der Kon­trol­len und der Kon­troll­nach­weis Vor­aus­set­zung für die Ga­ran­tie. Da­mit ist die Durch­füh­rung der Kon­trol­le ei­ne An­spruchs­vor­aus­set­zung und nicht le­dig­lich ei­ne Mo­di­fi­ka­ti­on des be­ste­hen­den An­spruchs. Es liegt, an­ders als in der Ent­schei­dung des BGH im Ur­teil vom 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, NJW 2008, 214 –, nicht die Si­tua­ti­on vor, dass ein un­be­ding­ter Ga­ran­tie­ver­trag mit ei­ner der In­halts­kon­trol­le un­ter­lie­gen­den Ein­schrän­kung des Leis­tungs­ver­spre­chens ge­ge­ben wä­re. Ei­ne Ent­schei­dung, ob ei­ne als ne­ga­ti­ve An­spruchs­vor­aus­set­zung for­mu­lier­te Ga­ran­tie­klau­sel als ei­ne der In­halts­kon­trol­le ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bung zu qua­li­fi­zie­ren ist, hat der BGH im Ur­teil vom 17.10.2007 (a. a. O.) of­fen­ge­las­sen.

bb) Die Durch­füh­rung der Kon­trol­len stellt hier die Ge­gen­leis­tung für die Ga­ran­tie­ge­wäh­rung dar. Ein wei­te­res Ent­gelt für die Leis­tun­gen der Be­klag­ten liegt nicht vor.

Die Kon­trol­len und ord­nungs­ge­mä­ßen Re­pa­ra­tu­ren stel­len die Leis­tungs­be­zeich­nung dar, oh­ne de­ren Vor­lie­gen man­gels Be­stimmt­heit oder Be­stimm­bar­keit des we­sent­li­chen Ver­trags­in­halts ein wirk­sa­mer Ver­trag nicht mehr an­ge­nom­men wer­den kann (vgl. BGH, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510; Urt. v. 25.09.2013 – VI­II ZR 206/12, NJW 2014, 209). Es liegt hier ei­ne un­mit­tel­ba­re Leis­tungs­ab­re­de vor, die das Ob und den Um­fang der zu er­brin­gen­den Leis­tung re­gelt, und kei­ne er­gän­zen­de Re­ge­lung, die le­dig­lich die Art und Wie­se der Leis­tungs­er­brin­gung und/oder et­wai­ge Leis­tungs­mo­di­fi­ka­tio­nen zum In­halt hat und „ne­ben“ ei­ne be­reits be­ste­hen­de Leis­tungs­haupt­ab­re­de tritt … Die Ga­ran­tie wird dem Klä­ger hier nur „um den Preis“ der re­gel­mä­ßi­gen Durch­füh­rung der War­tungs­diens­te und In­stand­set­zun­gen ge­währt. Dies stellt bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung die „Ge­gen­leis­tung“ für die Ga­ran­tie­ge­wäh­rung dar. Ei­ne wei­te­re Ge­gen­leis­tung oder ein sons­ti­ges Ent­gelt für die Ga­ran­tie liegt nicht vor.

Un­strei­tig ist, dass der Klä­ger das Fahr­zeug nicht von der Be­klag­ten, son­dern von Herrn S er­wor­ben hat. Dies er­gibt sich auch aus der als An­la­ge K 1 vor­ge­leg­ten Rech­nung. Auf der Rech­nung ist kein ge­son­der­ter Preis für die Ga­ran­tie­leis­tun­gen aus­ge­wie­sen …

Das Ge­richt hat hier­bei nicht ver­kannt, dass es für das Vor­lie­gen ei­ner ent­gelt­lich ge­wäh­ren Ga­ran­tie nicht er­for­der­lich ist, dass hier­für ei­ne ge­son­der­te Ver­gü­tung aus­ge­wie­sen wird. Die­se liegt auch dann vor, wenn vom Kun­den ein Ge­samt­preis für Fahr­zeug und Ga­ran­tie ge­zahlt wird (Steim­le, NJW 2014, 192).

Es liegt nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont kein Hin­weis dar­auf vor, dass be­reits im Lis­ten­preis ein Ent­gelt für die Ga­ran­tie ent­hal­ten ist (vgl. BGH, Urt. v. 25.09.2013 – VI­II ZR 206/12, NJW 2014, 209). Hier­ge­gen spricht, dass in der Rech­nung ver­schie­de­ne zu­sätz­li­che Aus­stat­tun­gen des Fahr­zeugs kon­kret mit Auf­prei­sen auf­ge­führt wur­den. Hier­aus er­gibt sich für den ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger, dass für sons­ti­ge, nicht auf­ge­führ­te Zu­satz­leis­tun­gen wie zum Bei­spiel die Ga­ran­tie ge­ra­de kein ge­son­der­tes Ent­gelt in An­satz ge­bracht und ge­zahlt wur­de. Zu­dem ist der Fahr­zeug­preis auf der Rech­nung als „Ein­zel­preis“ be­zeich­net, so­dass sich bei der Aus­le­gung nach dem Wort­laut er­gibt, dass dies tat­säch­lich nur den Preis des Fahr­zeugs und nicht ge­ge­be­nen­falls sons­ti­ger Leis­tun­gen dar­stellt.

Die Tat­sa­che, dass das Ga­ran­tie- und Ser­vice­heft mit dem Fahr­zeug über­ge­ben wur­de, lässt kei­nen Rück­schluss dar­auf zu, dass mit dem zu zah­len­den Ge­samt­preis nicht nur das Fahr­zeug, son­dern auch die ge­währ­te Ga­ran­tie ab­ge­gol­ten wur­de und die­se nicht un­ent­gelt­lich ge­währt wur­de. Hin­wei­se dar­auf, dass das Fahr­zeug oh­ne die Ga­ran­tie bil­li­ger ge­we­sen wä­re, er­ge­ben sich für das Ge­richt nicht. Für ei­ne Un­ent­gelt­lich­keit spricht auch, dass aus der Sicht des Klä­gers die Ga­ran­tie ge­ra­de nicht vom Ver­käu­fer oder der Fir­ma Re­nault selbst, son­dern von der Be­klag­ten als Aus­lie­fe­rin des Fahr­zeugs ge­währt wur­de. Es fal­len kei­ne Kos­ten für die War­tun­gen zu den vor­ge­ge­be­nen War­tungs­in­ter­val­len an, die ein Ent­gelt für die Ga­ran­tie dar­stel­len könn­ten. Nach der Re­ge­lung auf Sei­te 12 des Ga­rantie­hefts muss der Kun­de nur dann die Kos­ten der War­tung selbst über­neh­men, wenn er ei­ne Kon­trol­le au­ßer­halb der War­tungs­in­ter­val­le wünscht. Da­her er­gibt sich, dass die Kon­trol­len, die Vor­aus­set­zung für die Ga­ran­tie sind, kos­ten­los durch­ge­führt wur­den. Ei­ne Ent­gelt­lich­keit er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass aus­ge­führt ist, dass die Ga­ran­tie nur dann in Kraft tritt, wenn die Ar­bei­ten an Ka­ros­se­rie und Un­ter­bo­den nach den Re­nault-Vor­schrif­ten und mit Ori­gi­nal-Re­nault-Tei­len durch­ge­führt wer­den. Ei­ne Bin­dung an ei­ne be­stimm­te Werk­statt und so­mit mit­tel­ba­re Ent­gelt­lich­keit wur­de hier­durch nicht ver­ein­bart.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Ge­sichts­punk­te er­gibt sich, dass … nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont kei­ne … Ge­gen­leis­tung für die Ga­ran­tie ver­ein­bart wur­de. Die lang­fris­ti­ge Ga­ran­tie soll dem Kun­den nur „um den Preis“ der re­gel­mä­ßi­gen Durch­füh­rung der War­tungs­diens­te in den Ver­trags­werk­stät­ten zu­ste­hen, so­dass – bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung – von ei­ner „Ge­gen­leis­tung“ ge­spro­chen wer­den kann, die für die Ga­ran­tie ge­for­dert wird (BGH Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, NJW 2008, 843). Die­se bil­det aus ob­jek­ti­ver Kun­den­sicht die vom Klä­ger als Ga­ran­ti­en­eh­mer zu ent­rich­ten­de Ge­gen­leis­tung für das Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen der Be­klag­ten in der Ga­ran­tie. Man­gels an­de­rer Ge­gen­leis­tung ge­hö­ren die Vor­aus­set­zun­gen für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung zum kon­troll­frei­en Mi­ni­mum, oh­ne das dem Ver­trag ein so we­sent­li­cher Be­stand­teil fehlt, dass ihm die Wirk­sam­keit zu ver­sa­gen wä­re (vgl. BGH, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510). Die Ga­ran­tie der Be­klag­ten stellt so­mit nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­ne „kos­ten­lo­se Zu­ga­be“ (vgl. Anm. zu BGH, Urt. v. 25.09.2013 – VI­II ZR 206/12, NJW-Spe­zi­al 2013, 745) und da­mit Gra­tis­leis­tung dar, bei der die Ein­hal­tung der War­tungs­in­ter­val­le die Ge­gen­leis­tung dar­stellt, die da­mit ei­ne Haupt­leis­tungs­pflicht ist.

Die Re­ge­lung ist da­mit ge­mäß § 307 III 1 BGB ei­ner AGB-recht­li­chen In­halts­kon­trol­le ge­mäß den §§ 307 I, II, 308, 309 BGB ent­zo­gen.

cc) Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass sich der Ga­ran­tie­an­spruch nicht ge­gen den Ver­käu­fer oder den Her­stel­ler, son­dern ge­gen die Be­klag­te rich­tet.

Die Be­ur­tei­lung ob ein Ga­ran­tie­ver­trag mit dem In­halt wirt­schaft­lich denk­bar ist, dass (al­lei­ni­ge) Ge­gen­leis­tung für die Ga­ran­tie die Ein­hal­tung der War­tungs­pflicht ist, ist hier nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont zu be­ur­tei­len. Im Un­ter­schied zu der Ge­stal­tung, dass der Ga­ran­tie­ver­trag ge­gen ein Ga­ran­tie­un­ter­neh­men ge­rich­tet ist, das wirt­schaft­lich kein In­ter­es­se an der War­tungs­pflicht hat (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 20.06.2013 – 13 U 66/11), muss­te ein ob­jek­ti­ver Drit­ter hier durch die Be­zeich­nung im Ga­rantie­heft da­von aus­ge­hen, dass es sich bei der Be­klag­ten um ei­nen Re­nault-Ver­trags­part­ner han­delt. Ei­nem Re­nault Ver­trags­part­ner kommt die Bin­dung an die Ver­trags­werk­stät­ten zu­gu­te und er pro­fi­tiert von durch die Ga­ran­tie mög­li­cher­wei­se ver­bes­ser­ten Ab­satz­mög­lich­kei­ten. Nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont war da­her da­von aus­zu­ge­hen, dass die Ein­hal­tung der War­tungs­pflicht wirt­schaft­lich die ge­gen­über der Be­klag­ten zu er­brin­gen­de Ge­gen­leis­tung für die Ga­ran­tie dar­stellt.

Die Ein­hal­tung der War­tungs­pflicht nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont … in der vor­lie­gen­den Ver­trags­kon­stel­la­ti­on bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung nicht al­lein den Zweck, das Ein­tritts­ri­si­ko des Ga­ran­tie­ge­bers zu be­gren­zen. Die Be­klag­te hat nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont als Über­ga­bein­spek­teur und da­mit Ver­triebs­part­ner ein wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se an ei­ner Ga­ran­tie zur „Schaf­fung ei­nes ab­satz­för­dern­den Qua­li­täts­merk­mals der Fahr­zeu­ge“ und dar­an, dass die­se Ga­ran­tie „au­to­ma­tisch als zu­sätz­li­che Leis­tung zum Fahr­zeug­kauf mit ge­währt“ wird (vgl. BGH, Urt. v. 06.07.2011 – VI­II ZR 293/10, NJW 2011, 3510; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 20.06.2013 – 13 U 66/11) …

Auch so­weit ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten auf Rechts­schein­grund­sät­ze ge­stützt wird, ver­bie­tet sich ei­ne Schlech­ter­stel­lung der Be­klag­ten da­hin ge­hend, dass ihr wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se an der Ge­gen­leis­tung kei­ne Be­rück­sich­ti­gung fin­det. Auch hier­bei ist vom ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont aus­zu­ge­hen.

c) Die Klau­sel ist auch nicht nach § 305c BGB un­wirk­sam. Es liegt kei­ne über­ra­schen­de oder mehr­deu­ti­ge Klau­sel vor. Nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont ist es nach­voll­zieh­bar, dass der Ga­ran­tie­ge­ber in In­ter­es­se dar­an hat, durch re­gel­mä­ßi­ge War­tungs­in­ter­val­le mög­li­che Durch­ros­tungs­schä­den früh­zei­tig zu er­ken­nen und zu be­he­ben, be­vor das Fahr­zeug groß­flä­chig be­trof­fen ist. Die Ein­hal­tung der War­tungs­in­ter­val­le soll ne­ben der Ge­gen­leis­tungs­funk­ti­on auch Ga­ran­tie­fäl­len vor­beu­gen (vgl. BGH Urt. v. 12.12.2007 – VI­II ZR 187/06, NJW 2008, 843). Die Vor­aus­set­zun­gen wur­den auch klar und ver­ständ­lich dar­ge­legt und zu­dem von der Werk­statt das nächs­te War­tungs­in­ter­vall kon­kret für das ein­zel­ne Fahr­zeug ein­ge­tra­gen, so­dass auch kei­ne mehr­deu­ti­ge Klau­sel vor­liegt. Die wech­sel­sei­ti­gen Pflich­ten wur­den un­ter der klar for­mu­lier­ten Über­schrift „Vor­aus­set­zun­gen für die Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung“ trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar auf­ge­zeigt.

d) Ei­ne Un­wirk­sam­keit nach §§ 305 II, 305b BGB liegt nicht vor.

4. Ei­ne Ein­tritts­pflicht der Be­klag­ten er­gibt sich auch nicht ge­mäß § 242 BGB aus Treu und Glau­ben. So­weit von der Au­to­haus M-GmbH die je­weils nächs­ten In­ter­val­le mit 80.000 km und 120.000 km an­ge­ge­ben wur­den, ob­wohl bei den vor­an­ge­hen­den In­spek­tio­nen erst 37.870 km bzw. 77.898 km er­reicht wa­ren und da­mit ei­ne wei­te­re zu fah­ren­de Stre­cke als die an­ge­ge­ben 40.000 km zu­ge­stan­den wur­de, er­gibt sich da­mit kein An­spruch aus Treu und Glau­ben des Klä­gers. Der Klä­ger durf­te hier­durch nur dar­auf ver­trau­en, dass die bis zum ak­tu­el­len War­tungs­in­ter­vall nicht voll aus­ge­nutz­ten Ki­lo­me­ter im nächs­ten In­ter­vall Be­rück­sich­ti­gung fin­den. Er durf­te nicht dar­auf ver­trau­en, dass ei­ne Über­schrei­tung der an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­gren­ze sich nicht auf die Ga­ran­tie aus­wir­ken wird.

Aus Grün­den der Rechts­si­cher­heit kann auch bei der ge­ring­fü­gi­gen Über­schrei­tung des War­tungs­in­ter­valls um 340 km nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass nach Treu und Glau­ben ein Ga­ran­tie­an­spruch be­steht und ei­ne Be­ru­fung der Be­klag­ten auf die Nicht­ein­hal­tung des War­tungs­in­ter­valls aus­ge­schlos­sen ist …

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