Wur­de der Auf­trag zu ei­ner kos­ten­pflich­ti­gen Kfz-Re­pa­ra­tur un­ter der Be­din­gung er­teilt, dass we­der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­ste­hen noch ei­ne Ga­ran­tie des Fahr­zeug­her­stel­lers greift, trägt der Werk­statt­be­trei­ber im Streit um den Werklohn die Be­weis­last da­für, dass der Kun­de we­der Ge­währ­leis­tungs­rech­te noch Ga­ran­tie­an­sprü­che hat.

AG Ham­burg-Al­to­na, Ur­teil vom 28.10.2008 – 316 C 312/07

Tat­be­stand: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te un­ter dem Ge­sichts­punkt der un­ge­recht­fer­tig­ten Be­rei­che­rung auf Rück­zah­lung der Kos­ten für ei­ne Kfz-Re­pa­ra­tur in An­spruch.

Am 06.06.2005 be­stell­te der Klä­ger, der ein Ta­xi­un­ter­neh­men be­treibt, bei der Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten ei­nen Opel Me­ri­va als Neu­fahr­zeug. Das Kraft­fahr­zeug wur­de am 28.09.2005 aus­ge­lie­fert.

Be­stand­teil des Kauf­ver­trags wa­ren die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Ver­käu­fe­rin. Dort heißt es, An­sprü­che auf Män­gel­be­sei­ti­gung kön­ne der Käu­fer beim Ver­käu­fer oder an­de­ren vom Her­stel­ler/Im­por­teur für die Be­treu­ung des Kauf­ge­gen­stands an­er­kann­ten Be­trie­ben gel­tend ma­chen. Zu die­sen Be­trie­ben ge­hört auch die Be­klag­te. Zu­dem hat­te der Fahr­zeug­her­stel­ler vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags bin­dend er­klärt, dass sämt­li­che von ihm aus­ge­lie­fer­te Ta­xis mit ei­ner Voll­ga­ran­tie von zwei Jah­ren aus­ge­stat­tet sei­en.

Vor­aus­set­zung für den Kauf des Opel Me­ri­va war, dass dass das Fahr­zeug auf Au­to­gas um­ge­rüs­tet wird. Ei­ne Um­rüs­tung wur­de auch durch­ge­führt, je­doch nicht in der Werk­statt der Be­klag­ten.

Am 30.07.2007 gab der Klä­ger das Fahr­zeug  durch sei­nen Mit­ar­bei­ter M we­gen ei­nes De­fekts bei der Be­klag­ten zur Män­gel­be­sei­ti­gung ab. Als der Mit­ar­bei­ter des Klä­gers das re­pa­rier­te Fahr­zeug ab­ho­len woll­te, wur­de ihm mit­ge­teilt, dass es sich nicht um Ge­währ­leis­tungs­ar­bei­ten ge­han­delt ha­be und er die Re­pa­ra­tur­kos­ten von  1.643,65 € zah­len müs­se. An­de­ren­falls wer­de ein Un­ter­neh­mer­pfand­recht gel­tend ge­macht. Der Klä­ger zahl­te dar­auf­hin und bat mit Schrei­ben vom 03.08.2007 um ei­ne schrift­li­che Stel­lung­nah­me.

Mit An­walts­schrei­ben vom 05.09.2007 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung zum 12.09.2007 mit der Be­grün­dung, bei der Re­pa­ra­tur ha­be es sich um ei­ne Ga­ran­tie­leis­tung ge­han­delt, zur Rück­zah­lung der ent­spre­chen­den Kos­ten auf. Die Be­klag­te er­wi­der­te mit An­walts­schrei­ben vom 20.09.2007, dass kei­ne Ga­ran­tier­ar­bei­ten vor­lä­gen, weil das Fahr­zeug durch ei­ne Nicht-Fach­werk­statt für den Be­trieb mit Au­to­gas um­ge­baut wor­den sei und es durch die ein­ge­bau­te LPG-An­la­ge zu Dreh­mo­mentspit­zen ge­kom­men sei, die ei­nen De­fekt der Kupp­lung her­bei­ge­führt hät­ten.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Rück­zah­lung der 1.643,65 € ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB zu.

Die Be­klag­te hat nicht be­wie­sen, dass ihr ein An­spruch auf Be­zah­lung der Rech­nung vom 02.08.2007 zu­ge­stan­den hat. Sie ist so­mit un­ge­recht­fer­tigt be­rei­chert.

Da­für, dass der Klä­ger ihr ei­nen ver­gü­tungs­pflich­ti­gen Auf­trag zur Re­pa­ra­tur er­teilt hat, hat die Be­klag­te schon nichts Sub­stan­zi­ier­tes vor­ge­tra­gen. Selbst­ver­ständ­lich ist ei­ne der­ar­ti­ge Auf­trags­er­tei­lung al­lein durch die Ab­lie­fe­rung des Fahr­zeugs in der von der Be­klag­ten be­trie­be­nen Werk­statt un­ter An­ga­be des Feh­lers nicht. Denn an­ge­sichts des­sen, dass der Her­stel­ler – des­sen Ver­triebs­part­ner die Be­klag­te ist – ei­ne Zwei-Jah­res-Ga­ran­tie für Neu­wa­gen ab­ge­ge­ben hat und auch die Ge­währ­leis­tungs­frist ge­gen­über dem Ver­käu­fer noch nicht ab­ge­lau­fen war, liegt es na­he, dass der Mit­ar­bei­ter R le­dig­lich für den Fall ei­nen ver­gü­tungs­pflich­ti­gen Re­pa­ra­tur­auf­trag er­tei­len woll­te, dass we­der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­ge­ben sind noch die Her­stel­ler­ga­ran­tie ein­greift.

Da­für, dass die Her­stel­ler­ga­ran­tie im vor­lie­gen­den Fal­le nicht ein­greift, lie­gen kei­ner­lei An­halts­punk­te vor. Da­für, dass al­lein die Um­rüs­tung auf Gas­be­trieb zu ei­nem Ver­lust der Ga­ran­tie­an­sprü­che führt, hat die Be­klag­te nichts vor­ge­tra­gen. An­ge­sichts des­sen, dass schon bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags über den Opel Me­ri­va Ei­nig­keit zwi­schen den Ver­trags­part­nern be­stand, dass das Fahr­zeug um­ge­rüs­tet wer­den soll­te, wä­re dies auch eher un­ge­wöhn­lich. Der Sach­ver­stän­di­ge hat auf Blatt 11 sei­nes Gut­ach­tens ent­spre­chend aus­ge­führt, dass ein Ga­ran­tie­ver­lust nach ei­ge­nen An­ga­ben des Her­stel­lers nur dann ein­tre­te, wenn ein nach­weis­lich in ur­säch­li­chem Zu­sam­men­hang mit der Nach­rüs­tung auf­tre­ten­der Scha­den auf­tre­te. Ge­ra­de so ei­nen Zu­sam­men­hang hat der Sach­ver­stän­di­ge je­doch in sei­nem sorg­fäl­ti­gen und nach­voll­zieh­ba­ren Gut­ach­ten ver­neint.

Nach al­lem gibt es kei­nen Grund zu der An­nah­me, dass die Re­pa­ra­tur bzw. der Aus­tausch des Kupp­lungs­mo­duls nicht im We­ge ei­ner Ga­ran­tie­leis­tung hät­te durch­ge­führt wer­den kön­nen. Bei die­ser Sach­la­ge ist ein Werk­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en nicht zu­stan­de ge­kom­men. Dem Klä­ger steht mit­hin ein An­spruch auf Rück­zah­lung des sei­tens der Be­klag­ten ver­ein­nahm­ten Be­trags zu.

Auf die Fra­ge, ob Ga­ran­tie­an­sprü­che nur ge­gen­über dem Her­stel­ler be­ste­hen, kommt es un­ter die­sen Um­stän­den letzt­lich nicht an. Denn da ein ver­gü­tungs­pflich­ti­ger Auf­trag nach den Vor­stel­lun­gen bei­der Par­tei­en nur er­teilt wer­den soll­te, wenn kei­ne der­ar­ti­gen An­sprü­che be­ste­hen, wä­re es Sa­che der Be­klag­ten ge­we­sen, sub­stan­zi­iert dar­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, dass die­se Be­din­gung ein­ge­tre­ten ist. Ist der Ver­trag nur un­ter ei­ner auf­schie­ben­den Be­din­gung ge­schlos­sen, dann hat der­je­ni­ge, der sich auf den Ein­tritt be­ruft, nach den all­ge­mei­nen Re­geln zu be­wei­sen, dass die Be­din­gung ein­ge­tre­ten ist (BGH, Urt. v. 29.06.1981 – VII ZR 299/80, NJW 1981, 2403 [2404]) … Im Er­geb­nis kommt es hier­auf je­doch des­halb nicht an, weil nach dem Er­geb­nis des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­steht, dass der Ein­bau der Gas­an­la­ge sich nicht ne­ga­tiv auf das Kupp­lungs­mo­dul aus­ge­wirkt hat. Es kann da­her letzt­lich auch da­hin­ste­hen, wann das Kupp­lungs­mo­dul de­fekt ge­wor­den ist. Denn je­den­falls fiel des­sen Aus­tausch an­ge­sichts der zeit­li­chen Ab­fol­ge noch un­ter die Her­stel­ler­ga­ran­tie. Un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen ob­liegt es der Be­klag­ten, et­wai­ge An­sprü­che ge­gen den Her­stel­ler gel­tend zu ma­chen. Der Klä­ger sei­ner­seits ist durch den Aus­tausch des Kupp­lungs­mo­duls des­halb nicht be­rei­chert, weil er dem Her­stel­ler ge­gen­über ei­nen An­spruch auf kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur im Ga­ran­tie­we­ge hat­te …

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