Man­gels ei­ner be­son­de­ren Ver­ein­ba­rung schul­det ein Neu­wa­gen­ver­käu­fer ein Fahr­zeug mit ei­nem Ge­trie­be, wie es – auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung re­gel­mä­ßi­ger Soft­ware­up­dates – zur Zeit der Fahr­zeug­be­stel­lung üb­li­cher­wei­se in Mo­del­le des be­stell­ten Fahr­zeug­typs ein­ge­baut wird. Lie­fert er ein sol­ches Fahr­zeug, weist die­ses selbst dann kei­nen Sach­man­gel auf, wenn das ein­ge­bau­te Ge­trie­be aus der sub­jek­ti­ven Sicht des Käu­fers die Fahr­ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeugs ne­ga­tiv be­ein­flusst.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 19.03.2008 – 4 U 135/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags in An­spruch. Er be­stell­te am 25.01.2005 bei der Be­klag­ten ei­nen Mer­ce­des-Benz A 170 Avant­gar­de zum Preis von 26.250,80 €. Als Son­der­aus­stat­tung wur­de un­ter an­de­rem „Ge­trie­be Au­to­tro­nic, stu­fen­lo­ses Au­to­ma­tik­ge­trie­be“ ver­ein­bart. Nach Rück­nah­me ei­nes mit fal­scher Aus­stat­tung über­eig­ne­ten Pkw wur­de das Fahr­zeug am 03.06.2005 aus­ge­lie­fert.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, der Pkw wei­se ei­ne Rei­he von Män­geln auf. So sei das Ge­trie­be de­fekt, der Mo­tor dre­he kon­stant bei 5.000 U/min zu hoch. Bei Ver­rin­ge­rung der Ge­schwin­dig­keit schal­te das Ge­trie­be nicht her­un­ter, bei ge­brems­ten Fahr­ten berg­ab tou­re der Mo­tor eben­so hoch wie bei Fahr­ten berg­auf, wenn man Gas weg­neh­me. Zu­dem ver­ur­sa­che das Ge­trie­be ein jau­len­des Ge­räusch. Die Be­schleu­ni­gung sei man­gel­haft, weil das Fahr­zeug erst nach ei­ner Se­kun­de Gas an­neh­me und be­schleu­ni­ge. Der Kraft­stoff­ver­brauch lie­ge bei 11,0 l/100 km statt – wie vom Her­stel­ler an­ge­ge­ben – bei 5,5–9,6 l/100 km.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens über den be­haup­te­ten De­fekt des Ge­trie­bes und die un­zu­rei­chen­de Be­schleu­ni­gung ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, nach den über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen funk­tio­nie­re das Ge­trie­be ein­wand­frei und be­schleu­ni­ge der Pkw ord­nungs­ge­mäß. Dass im Fahr­pro­gramm „S“ bei plötz­li­cher Gas­weg­nah­me kei­ne Dreh­zahl­ab­sen­kung er­fol­ge und bei Fahr­ten berg­ab un­ter Be­tä­ti­gung der Brem­se ein An­stieg der Dreh­zahl zu ver­zeich­nen sei, sei­en her­stel­ler­seits ge­woll­te Funk­tio­nen des CVT-Au­to­ma­tik­ge­trie­bes, die dem Stand der Tech­nik ent­sprä­chen.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Mer­ce­des A 170 aus §§ 346 I, 434 I, 437 Nr. 2, 440, 323 BGB. Der ihm in Er­fül­lung des zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trags sei­tens der Be­klag­ten über­eig­ne­te Pkw wies zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs kei­nen Man­gel auf (§ 434 BGB).

1. Ein sol­cher liegt nicht in ei­nem de­fek­ten Ge­trie­be be­grün­det, viel­mehr weist der Kauf­ge­gen­stand selbst dann die zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf (§ 434 I 1 BGB), wenn die Be­haup­tung des Klä­gers zu­trifft, dass die Fahr­ei­gen­schaf­ten des Au­tos an­ders sind als die­je­ni­gen des vom Klä­ger vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges Pro­be ge­fah­re­nen Pkw.

Die Be­klag­te schul­de­te aus dem Kauf­ver­trag die Über­ga­be und Über­eig­nung ei­nes Fahr­zeugs, das dem neu­es­ten Stand der Tech­nik ent­sprach. Hät­te sie ein CVT-Au­to­ma­tik­ge­trie­be ein­ge­baut, das die­sem Stand nicht ent­sprach, wür­de ge­ra­de dies den Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 16.07.2003 – VI­II ZR 243/02, NJW 2003, 2824; OLG Zwei­brü­cken, Urt. v. 05.05.1998 – 5 U 28/97, NJW-RR 1998, 1211; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 13.04.1970 – 22 U 13/70, NJW 1971, 622), nicht aber der hier um­ge­kehr­te Fall, in dem der Klä­ger lie­ber ein Ge­trie­be äl­te­rer Bau­rei­he er­hal­ten hät­te.

In der Fahr­zeug­be­stel­lung des Klä­gers vom 05.04.2005 fin­det sich kei­ne An­ga­be zu ei­ner be­stimm­ten Bau­rei­he oder ei­nem be­stimm­ten Stand der Soft­ware des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes. Dann aber schul­de­te die Be­klag­te, die mit sol­chen Ge­trie­ben aus­ge­stat­te­te Fahr­zeu­ge re­gel­mä­ßig mit Soft­ware­up­dates ver­sorgt, das­je­ni­ge Au­to­ma­tik­ge­trie­be, das sie zur Zeit der Be­stel­lung in die Mo­dell­rei­he des frag­li­chen Typs ein­zu­bau­en pfleg­te. Die­ser Ver­pflich­tung ist sie un­strei­tig nach­ge­kom­men, wenn­gleich mit aus der sub­jek­ti­ven Sicht des Klä­gers nach­tei­li­gen Fol­gen für die Fahr­ei­gen­schaf­ten.

Aus den ge­nann­ten Grün­den er­weist sich das erst­in­stanz­lich ein­ge­hol­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ent­ge­gen der Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers nicht des­halb als un­voll­stän­dig, weil der Sach­ver­stän­di­ge kei­nen Ver­gleich mit an­de­ren, bau­glei­chen Fahr­zeu­gen, die nicht über die neu­es­ten Up­dates für das Ge­trie­be ver­füg­ten, un­ter­nom­men hat. Ein sol­cher Ver­gleich war schon des­halb nicht an­ge­zeigt, weil die Be­klag­te ge­ra­de ei­nen Pkw, der dem neu­es­ten Stand der Tech­nik ent­sprach, schul­de­te. Die Not­wen­dig­keit ei­nes Ver­gleichs mit bau­glei­chen Fahr­zeu­gen er­gab sich im Üb­ri­gen aus der für den Se­nat nach­voll­zieh­ba­ren Sicht des Sach­ver­stän­di­gen des­halb nicht, weil er den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw Pro­be ge­fah­ren und für man­gel­frei be­fun­den hat – mehr als das: Er hat das Ge­trie­be als be­son­ders ge­lun­ge­ne Leis­tung auf dem neu­es­ten Stand der Tech­nik ge­lobt.

Schließ­lich kann der Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers nicht ge­folgt wer­den, die Man­gel­haf­tig­keit des Ge­trie­bes zei­ge sich be­reits dar­an, dass der ihm über­eig­ne­te Pkw auf­grund sei­ner Rü­ge man­gel­haf­ten Schalt­ver­hal­tens mehr­fach in der Werk­statt ge­we­sen sei, wo­bei ein Soft­ware­up­date auf­ge­spielt und so­gar der Tank und das Steu­er­teil aus­ge­tauscht wor­den sei­en. Die­se Sicht­wei­se des Klä­gers über­sieht die Mög­lich­keit, dass die Be­klag­te au­ßer­halb ei­ner kauf­recht­li­chen Män­gel­ge­währ­leis­tung um die Zu­frie­den­heit des Klä­gers als ih­res Kun­den be­müht ge­we­sen sein könn­te. Das gilt zu­mal des­halb, weil sie ihm zu­nächst ei­nen Pkw oh­ne die ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Aus­stat­tungs­merk­ma­le über­ge­ben hat­te, den sie zu­rück­neh­men muss­te.

2. Zu Recht hat das Land­ge­richt ei­ne Be­weis­er­he­bung zu dem vom Klä­ger be­haup­te­ten Kraft­stoff­mehr­ver­brauch nicht durch­ge­führt – ei­ne sol­che war auch in zwei­ter In­stanz nicht an­ge­zeigt.

Der Vor­trag des Klä­gers ist in­so­weit nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert, weil nicht er­läu­tert wird, ob der be­haup­te­te Ver­brauch von 11,0 Li­tern auf 100 Ki­lo­me­ter bei ei­ner Fahr­wei­se er­mit­telt wor­den ist, die zur Ver­gleich­bar­keit mit den Her­stel­ler­an­ga­ben führt. Des­halb ge­nügt es zur An­nah­me ei­ner Be­weis­be­dürf­tig­keit auch nicht, dass der vom Klä­ger be­haup­te­te Ver­brauch deut­lich ober­halb der höchs­ten Her­stel­ler­an­ga­be (9,6 l/100 km) liegt.

Die Her­stel­ler­an­ga­ben sind aus­weis­lich der dem Klä­ger vor­lie­gen­den Be­die­nungs­an­lei­tung „nach RL 1999/100/EG“ er­mit­telt wor­den. Die­se EU-Richt­li­nie stan­dar­di­siert das Prüf­ver­fah­ren zur Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs und ent­hält de­tail­lier­te Re­ge­lun­gen zu den Prüf­be­din­gun­gen, et­wa zur Zu­la­dung des Kraft­fahr­zeugs, zu den Wind- und Tem­pe­ra­tur­ver­hält­nis­sen, zum Über­set­zungs­ver­hält­nis des Ge­trie­bes und zu den Be­schleu­ni­gungs- und Ver­zö­ge­rungs­zei­ten (An­hang III der EU-Richt­li­nie vom 20.03.1970, AB­lEG Nr. L 76 vom 06.04.1970, S. 1 ff., 14 ff.). Tat­sa­chen zu den von ihm durch­ge­führ­ten Fahr­ten, die ei­nen Ver­gleich mit den so stan­dar­di­sier­ten Ver­brauchs­wer­ten er­mög­li­chen könn­ten, hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen. Sei­ne Dar­le­gung be­schränkt sich auf die An­ga­be, dass sich der von ihm er­mit­tel­te Ver­brauch auf Stre­cken be­zie­he, die er im Fahr­pro­gramm „Kom­fort“ zu ei­nem Drit­tel im Stadt­ver­kehr, zu ei­nem wei­te­ren Drit­tel auf der Land­stra­ße bei ei­ner Ge­schwin­dig­keit von kon­stant 90 km/h und zu ei­nem Drit­tel auf der Au­to­bahn bei ei­ner kon­stan­ten Ge­schwin­dig­keit von 120 km/h zu­rück­ge­legt ha­be. Das ge­nügt für ei­ne Ver­gleich­bar­keit nicht … Auch in sei­ner Be­ru­fungs­be­grün­dung trägt der Klä­ger … nicht hin­rei­chend de­tail­liert vor, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen der von ihm be­haup­te­te Mehr­ver­brauch zu­stan­de ge­kom­men war – die­ser kann des­halb nach wie vor nicht in Re­la­ti­on zu den Her­stel­ler­an­ga­ben ge­setzt wer­den …

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